"Social Business“ wird zur neuen gesellschafilichen Bewegung
Anhérung im Bundestag — Minderheiten im Iran und lrak bedroht
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Die Überwindung der Klufi zwischen Religion und Wissenschafi — ein Blick aufdie Evolution
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Tugenden (nicht nur) für den Schulalltag Das Projekt "Seniorpartner in School“
Erfolgreicher Start des Junioriugendprogramms in Sambia
PostvertriebsstUcknummer D13365F
wwwbicorg a
JV N W . 0 Fl (:7 C O U l] t I' )1 . O l g
A Die Vortragenden wdhrend der musikalischen Darb/etung (v.1.n.r.}: Dr. Hans-Martin Noltenius, Dr. Kerstin Kiefiler, Ramin Khabirpour, Felix Oldenburg
Ausverkauf der materialistischen
Werteordnung?
Jahresempfang des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland bietet Denkanstfifie zu aktuellem Thema
BERLIN, 27. Mai 2009 — Dass der Mensch nicht nur aus blofier Materie bestebt, sondem eigentlicb ein geistzges Wesen zst, wird heute mcht nur auspbilosopbzscber und religiöser Sicbt bestcitzgt. Dass in Zeiten der weltweiten Wirtschafts— und Finanzlerise dzese Sicht auf den Menscben jedocb aucla aus wirtscloaftlicber Sicht dujgerst relevant zst, rch/et dagegen erst langsam ins allgemezne Beurvusstsein. Beim diesjdbrigen Jabresempfang des Nationalen Geistzgen Rates der Bahá’í in Deutschland in Berlin stand er berezts zm Mittelpunlet.
Das Thema war „Ausverkauf der materialistischen Werteordnung?“. Sowohl Felix Oldenburg, Hauptgeschfifisfijhrer von Ashoka Deutschland, als auch Ramin Khabirpour, Hauptgeschéftsfuhrer von Danone Deutschland und Mitglied der deutschen Bahá’í—Gemeinde, fanden in ihren Beitrégen deutliche Worte, mil denen sie auf die Notwendigkeit von eLhisch—moralischem Wirtschaften hinwiesen Beide Redner stellten vor rund einhundert geladenen Gasten in der Bremer Landesvertretung Allemativen zu einem nur auf
[Seite 2]A Der Nationale Geistige
Rat der Bahá’í in DeutschIand hatte zum lahresempfang in die Bremer
Landesvertretung in Berlin
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materielles Wachstum ausgerichteten Wirtschaftsmodell vor.
„Wir wissen heute: Gesellschaftlicher Wandel kann nicht von oben verordnet werden, er muss von unten kommen“, eréffnete Dr. Hans-Martin Noltenius als Vorsitzender des Nationalen Geistigen Rates den Abend. ZuVor hatte die Bevollméchtigte der Freien Hansestadt Bremen beim Bund, Dr. Kerstin Kiefiler, ein Grquort an alle Anwesenden gerichtet. Die Hauptredner Felix Oldenburg und Ramin Khabirpour stellten anschheféend ihre Ideen in Impulsreferaten zur Diskussion.
Oldenburg, seit 2009 Hauptgeschéftsfuhrer des gemeinniitzigen Unternehmens Ashoka Deutschland gGmbI—I, nannte Beispiele fin" Krisenmanagemem und stellte seine Firma als sozialen Investor vor. Der Sozialsektor sei insgesamt ein gewaltiger Arbeitsplatzgeber, in den 65 zu investieren gehe. So wachse die Zahl der Arbeitsplétze in diesem Bereich um fimf Prozent pro Jahr. jedoch würden für gesellschafthche Problemlbsung immer weniger öffentliche Mittel zur Verffigung gestellt. Daher sei eine ,Wertschöpfungsrevolution“vonno'ten, um die Kunst zu lernen, im SoZiaisektor aus Wenig Vielzu machen. j _ ’
„NaChha1tig und grofifléchig Ibsen wir Probleme nur, wenn Wir immer mehr Menschen in Verantwortung flit sich und andere bringen“, brachte Oldenburg den gemeinsamen Standpunkt von Sozialunternehmem auf den Punkt. Diese Maxime sei kein Businessplan, sondern ein positiver Schneeballeffekt fUr die Gesellschaft insgesamt.
Den Ansatz des individuallen, jedoch gleichzeitig global ausgerichteten Strebens nach nachhaltigen Lösungen teflte auch Ramin Khabirpour. Er ubersetzte den ursprunghch griechischen Begriff Krise mit „Wendepunkt“, der auch zu etwas Positivem fuhren könne. Seine persénhche, auf den Bahá’í-Prinzipien basierende Vision umschrieb der Konzerngeschéftsfuhrer so: „Ein geistig gereifter Mensch,
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agierend in einer auf ethischen Grundlagen aufgebauten Wirtschaftsordnung, den Blick weltumspannend ausgerichtet.“ Er betonte, dass die gegenwéirtige, zum ersten Mal weltumspannende Krise nicht aus dem Nichts heraus entstanden sei, sondem sich uber die letzten Jahrzehnte schleichend entwickelt habe. Bei der Suche nach ihrer Ursache sei es wichtig, ethische und moralische Aspekte des Menschseins in den Vordergrund zu stellen.
Er machte drei Prozesse aus, die nicht getrennt voneinander betrachtet warden kbnnten und auf die das Hauptaugenmerk gerichtet werden müsse: Die Entwicklung weg vom Egoismus hin zu einer auf Gemeinwohl ausgerich[eten Weltgesellschaft, die Entwicklung einer auf ethisch—moralischen Grundlagen aufbauenden Wirtschaftsordnung und schheElich der Prozess hm zu der Erkenntnis, dass eine globale Welt nur funktionieren kann, wenn diese die Einheit der Menschheit in ihrer Manmgfaltig keit anerkennt.
1m ersten Prozess musse der Mensch lernen, sich nicht als rein materiefl ausgerichtetes sondern Vielmehr geistiges Wesen zu begreifen. Ein jeder habe die Méghchkeit, seine „noblen Kräfte“, sprich die ihm mitgegebenen Talente und Fähigkeiten, zu erkennen. Jedoch bedUrfe es einer bewussten Entscheidung, die materiellen und geistigen Aspekte seines Lebens in Einklang zu bringen.
Bezogen auf den zweiten Punk: stellte Khabirpour die These auf, dass eine Trennung der Okonomie von ethisch—morahschen Vorstellungen niCht möglich sei, wenn als Ziel eine geordnete Gesellschaft stehe. Vielmehr kamen 1m Wirtschafthchen Handeln die Wertesysteme einer Gesellschaft automatisch zum Ausdruck und wirklen auf das Wirtschaften selbst zurflck. Er unterstrich, dass erst in den letzten 100 jahren die Okonomie als wertefreie Disziphn angenommen und betrieben worden sei.
„Eine auf Méfiigung basierende Okonomie ist getragen von der Idee, nicht den Markt, sondern den Menschen frei zu machen — frei von seinen Wtmschen nach materiellem Mehr“, stellte Khabirpour sein Konzept eines neuen Konsumverhaltens vor. jedoch könne die Lebenskunst des Genughabenkönnens nur aus einer geistigen Ausrichtung entspringen. Fur ihn sei die Religion dabei die Queue, die dem Menschen diese Ausrichtung biete. Schliefihch 561 65 die Verkuijpfung geistig—ethischer Wertmafistébe mit den Okonomischen Grundsätzen, die sowohl ein Heflmittel fur die verschiedenen Probleme der Gesellschaft biete als auch zu Wohlstand der gesamten Menschheit fuhren könne.
1m Hinbhck auf die dritte Entwicklung
stellte der Konzerngeschéftsfuhrer die menschhche Gesellschaft als Zusammenschluss von
Individuen mit jeweils unterschiedhchen und
Vielféltigen Potenzialen dar. Erst durch ihre Zu
[Seite 3]sammenarbeil kéimen die einzclncn Talente
zum Tragen. Dies finde seine wcltweite Emsprechung 1m Zusammenwirkcn der verschiedenen Nationcn. Nur gemeinsam werde es
möglich scin, die [Ur eine globale Gcsellschaft
nötigcn Gesetze und Institutionen zu schaffcn, sich von alien Konfliklmustcm zu Ibsen und wirklichen Frieden mel Wohlfahrt zu crrciChen. .1
— von Liza Gcrhold
Vision Summit 2008: „Social Business“ wird zur neuen gesellschaftlichen Bewegung
Kongress in Berlin mit 1.000 Teilnehmern setzte Startpunkt mit lmpulsgeber Muhammad Yunus — GENISIS lnstitut bildet die Plattform
Der Vision Summit 2008 nabm sick) Grojaes zum Ziel.‘ Er uollte mit dem K(mzept des „Soczal Business“ den Startimpuls fur ezne neue weltuveite Bewegung setzen. Die 1.000 Teilnehmen die um 1/2. November 2008 aus alien gesellscbaftlzcben Seletoren nacb Berlin in die Freie Universitdt kamen, gaben unisono das FeedbacksDies war wohl tatscicblzcb der Auftalet einer großen neuen Bewegung, durcb die die Cbmmscben Antagonisten Wirtschaft zmd Soziales zu uvecbselseitigen Antriebslemften bester sozzaler Entwicklung und bester wzrtschaftlicher Enthclelung glezcbzeztig werden, wie Vision-Summzt-Initiator Peter Spiegelfeststellte.
Ganz im Gegemei] zum allgemeinen pessimistischen Trend in der gcgcnwértigen \Neltfinanz- und Wehwirlschaltskrise ging in Ber lin das Wort von emem neuen weltweiten Wirtschaltswunder um, einem sozialen Wirtschaflswunder und dem Durchbruch zu einer
wirklich sozialen Marktwirtschaft aul weltweitcr Ebene. Die so sprachen waren gcstandcne politische Vor— und Querdenker wic Heiner Geifiler und Hans-Dietrich Genschcr, Fuhrungskräfte grolSer Umernehmen von GOLZ W. Werner uber Allianz bis Solar—Fabrik Studemen von WirtschaftsehtehoChschulen ebenso wie radikalc Globalisierungskritiker. Sic cim die Hoffnung auf die revolutionér evolutionfiren Kréfic von Social Business.
AIS Social Business definierte desscn Erfinder Muhammad Yunus beim Vision Summit Unternehmen, die allcin dazu gegrflndct werden, ein gesellschafiliches Problem zu Ibsen Bci diesen stehl nicht Profitmaximierung im Vordergrund, sondem Maximierung gesellschaftlichen Nulzcns. Social Businesses sollen eindeutig Wirtschaftlich arbeiten, aber der Gewinn 5011 ganz OdCI' zum weit uberwicgenden Tcil 1m Umemehmen verbleibcn zur Ausweitung des sozialen Zweckes, also dcs .,Soc'1al Profit“.
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[Seite 4]Das erst im let;
Jahr gegrflng
GENISIS Institut
nichts weniggrgr
eine Gründungs
von Social Bus ’
Der Vision Summit 11111 21116111 50 vorbildlichen Soz1a1unternehmem als Referenten und Workshopleiter 11613 6111 regelrechtes Feuerwerk an handfesten „Good News“ sichtbar werden — Nachrichten aus der Welt der intelligenten Verknupfung von Wirtschaft und Sozialem, aus der Welt des Social Business. Die Vielleicht spektakulérste Nachricht aus dieser neuen Welt der Hoffnung auf eine ékonomisch—sozialversöhnte Zukunft könnte diese Überschrift Hagen: „E1ne radikal andere Bankenwelt hat bereits mehr 2115 600 Millionen Menschen aus der Armutsfalle gefuhrts“
Fr1edensnobelpreistréger Yunus erläuterte beim Vision Summ1t, Wie er d1e Bankenwelt buchstéblich auf den Kopf stellte: Während d1e Grofibanken der Welt auf die Reichen 5612611, 56121 seine Grameen Bank auf die Armsten als beste Antriebskräfte eines sehr realen und zugleich héchst sinnvollen Wachstums. M11 diesem radikalen Kontrastprogramm réumt Yunus nicht nur 1m weiten Feld brennender sozialer Probleme so gut und effektiv auf wie 111emand 501151 in der Welt. 5611351 111 bkonormscher Hinsicht punktet er 1nzwischen d1e „normale“ Bankenweh immer mehr aus: Seine verruckt erscheinende Bank hat die besten RUCkzahlungsquoten aller Banken wehweit. Seine Bank bleibt V011 der gegenwértigen Bankenkrise verschont. Start Sub—Prime—Krise gibt es bei 111m Sub—Sub—Sub—Pr1me-Boom. Und selbst dies: Wer sein Geld heute sicher anlegen W111, tendiert 1mmer mehr zur Investinon 1n M1krof1nanzprogramme. Leopold Seiler vom gréfiten Mikrofinanzfonds 111 Europa konnte
hierzu beim Vision Summ1t Erstaunliches be
men
"mgfime “761%; Chricht d1eser so
erfr1st11§itfi fiuen Art bé Emmanuel
Bren Headhne: meen und Danone produzieren jetzt gerheinsam einen Joghurt 1111
d1e Armsten — mit hoher Quahtét, niedrigsten
Pre1sen und ohne jeghche Gewinnaussicht fur
Danone“.
Danone hat s1ch in diesem Social Jo1nt Venture tatséchhch vertraglich dazu verpflichtet, sofort nach dem „Return on Invest“ alle $61116 Antefle an die Armsten zu ubergeben. Das Kalkul: Nur durch solche Socialjoint Ventures kann 6111 international [étiger Konzern verstehen lernen, W16 die heute noch nicht entwickelten, aber potentiell größten Mérkte der Zukunft mit zwei Dritteln der Menschheit auch fur ihre anderen Produkte entwickelt warden könnens Der große Wasserkonzem Veolia 101gte 1nzw1schen dem Beisp1el von Danone, ferner General Electric, und 21116111 in Deutschland 51nd derzeit bereits mehr ads 6111 Dutzend global agierender Unternehmen bei Yunus vorstel11g und verhandeln uber éhnhche Social Joint Ventures.
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W16 können sich gute soziale Projekte V011 [rad1t1onellen Hilfswerken zu [unktiomerenden Social Businesses weiterentwickeln? Dieser Frage war ein ganzer Tag (165 zweitagigen V1sion Summit gewidmet. Die Stiftung Entrepreneurship des FU—Professors Gamer Faltm, das Netzwerk um Prof. Stephan Breidenbach vom
Projekt Humboldt—Viadrina School of Gover
A Peter Spiegel, Leiter des GENISIS Institute for Social
Business and Impact Strategies gGmbH, Berlin
nance und insbesondere das jimgst gegrundete GENISIS Institute for Social Business and 1mpact Strategies, das auf Initiative V011 Peter Spiegel neun Umemehmer und Stifter ins Leben 116er und das Hauptveranstalter des Vis1on Summit 151, widmen sich unter anderem dieser Aufgabe. Das GENISIS—Institut pubhzierte 1nzwischen auch 61116 61516 Studie „Best Impact Business“ 11111 25 herausragenden sozialen Projekten und Social Businesses, darunter auch das Bahá’í-1nspirierte Projekt „WORTH“/ Women’s Empowerment Program“. Ferner erschien 1m Juni 2009 das erste deutsche Buch uber die Philosophie und Praxis V01’1 Social Bus1ness, geschr1eben V011 Franz Alt und Peter Spiegel, mit dem T1161 „Gu[e Geschäfte Humane Marktwirtschaft als Ausweg aus der Krise“.
Um unser Bild von den Arman radikal zu verandern, um sie auf gleiche Augenhéhe zu bringen und sie als m1111onenfach schon erfolgre1che Untemehmerlnnen zu erkennen, stellten der Kunstlerfotograf Roger Richter und der Autor Peter Spiegel den zweisprach1gen Bildband „The Power of Dignity ~ Die Kraft der Wilrde“ vor. Die Ausstellung dazu 11111 mehr als 30 grofiformatigen, tief bewegenden Bildem erOffnete Yunus persOnhCh. E111 weiteres Grund1agenbuch zu Social Business 151 derzeit V011 Franz Alt und Peter Spiegel 1n Vorbereilung. Und auch 1111 6111 erstes Buch 1111 Kinder unter dem T1161 ,Jugend fragt Muhammad Yunus Held der Armen“ fand das letzte MosaiksteinChen beim V1sion Summit statt: die Befragung VOI'l Yunus durch die Berliner Reformschule von Margret Rasfeld.
Das 6151 1m letztenjahr gegrtmdete GENISIS Institut W111 nichts weniger, 2115 61116 (311111
[Seite 5]i Berufsleben und
dungswelle von Social Businesses auszulösen.
Mehrere wurden bereits gegründet Ferner initiierte GENISIS Arbeitskreise mit der Zielrichmug, eine Grameen Bank in Deutschland zu
gründen und eine Sozialbérse zu etablieren. All
dies 3011 dazu beitragen, eine neue und neuartige soziale Bewegung auf den Weg zu bringen.
rlemung des Two Wings Award an Prof. Muhammad Yunus
Laudatoren: Peter Spiegel & Hans Reitz
1717.343 VI?! '
„9(3)“ tux.
RatioD/ank
A Überre/chung des Two Wings Awards an Prof. Muhammad Yunus durch Dr. Sarvenas Enayati
Eine Bewegung, in der besonders fUr die Menschen und die Gesellschaft engagierte Unternehmer wie der diesjährige Vision—Award-Preistréger Dieter Reitmeyer ihren neuen starken Platz des gesellschafrlichen Wirkens finden
ebenso wie die weiteren Vision—Award-Preistréger Rodrigo Baggio, Celso Grecco und Marcia Odell. Odell leitet das vielleicht erfolgreichste Bildungsprojekt in der Welt, Baggio das erfolgreichste Projekt, um IT-Kompetenz in die Slums Lateinamerikas zu bringen, und Grecco war der Grunder der ersten Sozialbbrse in der Welt an der Bovespa in Brasilien.
„In jedem Menschen steckt ein Unternehmet“, 15: die Überzeugung von Gunter Faltin. Muhammad Yunus wflrde dies sicher prézisieram 211 „in jedem steckt ein Sozialumemehmer“. Dies zu erméghchen und zu erreichen, ist Ziel des GENISIS Instituts. Den Abschluss des Vision Summit 2008 bildete die Verleihung des Two Wings Awards an Muhammad Yunus.
Vision Summit 2009
Unter dem Motto „SOC1AL BUSINESS ANOTHER WALL TO FALL“ findet der Vision Summit 2009 vom 7,-8. November in Berlin statt. 1n Anlehnung an den 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer fokussiert der Vision Summit eine andere Mauer, die als néchstes fallen muss, némlich die Mauer der Armut. Und dies kann unmittelbar mil Hilfe des Wirksamen Instruments „Socia1 Business“ geschehen. Das detaillierte Programm is[ im Internet unter www.visionsummitorg zu finden. CI
Anhfirung im Bundestag
Minderheiten im Iran und Irak bedroht
Berlin, 22. April 2009 - Als „bocbspannend“ und „auj§erordentlicb wichtig“ bezezcbnete Prof Dr Herta Dczubler-Gmelzn, Varsitzende des Ausscbusses far Menscbenrecbte und Hu
rfol 1dungswesen, u hofsschöndungen, Phjnderungen, Genitalverstummelungen bis hm zu willkfirlichen Verhaftungen und drakonischen Haftstrafen berichten.
Professor Udo Steinbach vom GIGA Institut fur Nahoststudien wies auf die Unterschiede zwischen beiden Léndern him. So gebe es im Irak seiner Ansicht nach kein staathch organisiertes Vorgehen gegen Minderheiten. Probleme resultierten vielmehr „aus der Schwéche der Zentralregierung“. 1m Iran hingegen, erläuterte Steinbach, seien Minderheiten Opfer einer
von der Staatsspitze systematisch betriebenen Politik.
„Das Schicksal der Christen 1m Nahen
Osten darfte abgesehen von Agypten besiegelt
sein“, sagte Steinbach. Dies sei umso bedauerlicher fUr die Zukunft der Region, da die Christen tendenziell zur modernisierenden Elite ge
hörten. 1m Falle des Iran meinte er, dass die
_ ~ gung der Bahá’í „sehr tief“ in der irani Regierung verankert 561 und verwies daauf seine Erfahrungen im deutsch—iranischen Menschenrechtsdialog.
Der Iran habe nichtsdestotrotz ein enormes gesellschafthches Spektrum, das Sich nicht allein an den Présidenten festmachen 116136. Shirin Ebadi habe beispielsweise Wiederholt einen Menschenrechtspreis in Deutschland erhalten, aber, so fragte Steinbach, „haben wir etWas von Ihr gelernt?“
Wie andere Sachversténdige sagte auch Katajun Amirpur, dass sich 1m Iran seit dem Amtsantritt von Président Ahmadinedschad die Lage von Minderheiten massiv verschhmmert habe. „Besonders sind jene Minderheiten geféhrdet, die das radikal—islamische Regime a1lein schon durch ihre Lebensweise in Frage stellen“, sagte sie.
GENISIS Institutefor Social Business and Impact Strategies, gemeinnutzige GmbH
Am Festungsgraben 1
10117 Berlin
Tel. 030—28506812
E-Mail: office@genisis—institute.org Internet: www.genisis—institute.org wwwvisionsummitorg
K ‘ ONE COUNTRY 2/2009-Sene s
[Seite 6]Die Bahá’í und die Sufis seien die am
stérksten geféhrdeten religiösen Gruppen, weil
sie zudem den Alleinvertretungsanspruch der
radikal-islamischen Lime in Frage stellten. Sie
beméngelte, dass der Westen den Iran allein
vor dem Hintergrund des laufenden Nuklearkonflikts wahrnehme. „Viele meiner Ge
spréchspartner fuhlen sich fast schon beleidigt,
wenn sich der Westen nur mit der Atomfrage
befasst und Menschenrechtsfragen Viel zu wenig beantwortet“, sagte Amirpur
A Prof. Dr. Herta Ddubler—Gmelin leitet als Vorsitzende die Sitzung des Ausschusses far Menschenrechte und Humanitdre Hilfe des Deutschen Bundestages.
Foto: Deutscher Bundestag /Lichtblick/4chim Melde
Ruth jUtmer, Nahost—Referentin von Amnesty International Deutschland, betonte, dass sich im Iran auch die Situation ethnischer Minderheiten wie etwa der Kurden, der Turkmenen, der Belutschen Oder der Aseris, die in ihrer Gesamtheit fast die Hélfte der Bevölkerung stellten, „signifikant verschlechtert“ habe. Eva Savelsberg vom Européischen Zentrum fur Kurdische Studien zitierte unter anderem aus Studien, die von einer erheblichen Zahl von Genitalverstummelungen im Irak ausgehen.
Der Beauftragte fur auswértige Angelegenheiten des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland, Professor Ingo Hof mann, erklärte, sieben Spitzenvertretem der Bahá’í drohe weiterhin die Todesstrafe, W611 516 angeblich fur Israel spioniert haben sollen. Diese seien ledighch die Spitze des Eisbergs. Umer der Oberfiéche seien Bahá’í dem vollem Spektrum von Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt.
„Generell ist 1m Iran ein Drei-KlassenSystem festzustellen, das sowohl auf religiöse als auch ethnische Gruppen angewandt wird“, sagte Hofmann „In die erste Klasse fallen Schüten, in die zweite Klasse die von der Verfassung anerkannten Minderheiten, in die dritte Klasse alle übrigen.“ Wahrend sich Christen und Juden in der zweiten Klasse befzinden, gel[en Bahá’í als Barger dritter Klasse „mil jederzeit und willkiirhch vollstreckbarer Verweigerung der Bargerrechte und ohne Anspruch auf rechtlichen Schutz“. Die Bahá’í seien die „Parias der iranischen Gesellschaft“.
In diesem Kontext gelte die Bezeichnung „Kafar“, also Ungléubiger, die Grofiayatollah Montazeri so definiere, wie Hofmann in seiner schrifthchen Stellungnahme schrieb: ,Wer Gott ablehnt, Oder die Einzigartigkeit Gottes nicht anerkennt Oder nicht an den Propheten M0hammad glaubt, Oder nicht an das Ende der Welt glaubt, ist ein Kafar, ein Ungléubiger und ist daher schmutzig.“ Unter Umsté‘mden seien Juden und Christen ausgenommen, far die Bahá’í gelte dies jedoch in jedem Fall und pauschal. Bedeutungsvoll sei daher, dass 1m Mai 2008 Grofiayatollah Montazeri den Bahá’í Bargerrechte zubilligte, ungeachtet ihres Jalschen“ Glaubens.
A15 Beispiel einer pragmatischen Gewéhrleistung von BUrgerrechten fur die Bahá’í in islamisch geprégten Léndern nannte Hofmann neuere Entwicklungen in Agypten. Ungeachtet der Tatsache, dass die élgyptische Bahá’í-Gemeinde verboten sei und die Bahá’í-Religion nicht als anerkannte religiöse Minderheit 1m Land zéhle, sei nun mach langen Rechtsstreitigkeiten durch Verbffenthchung der entspreChenden Verordnung im égyptischen Gesetzesblatt entschieden, dass die égyptischen Bahá’í Personenstandsdokumeme erhalten, auch warm sie bei der Angabe der Religionszugehdrigkeit einen Strich eintragen lassen. D
Rat der Religionen in Frankfurt
Ermutigendes Signal für das Zusammenwirken der Religionen in Deutschland
Berlin/anlefurt am Main, 7. April 2009 Dze Bahá’í-Gemeinde Dedtsthland begrufit die Einricbtung eines Mtes tier Religzonen in Frankfurt am Main. Der Rat umfasst 23 Delegzerte aus neun Religzonsgememscbaften und berm die Stadt Frankfurt am Main zn pmletzscben Fragen des Zusammenlebens. T heologiscbe Fragen werden mcbt erbrtert.
A15 ermutigendes Signal far das Zusammenwirken der Religionen und beispielhaft fUr andere Kommunen bewertet die Baha’iGemeinde Deutschland die Etablierung des Rates der Religionen in Frankfurt am Main.
„Der Rat ermbghcht den Religionsvertretern, eine Kultur des Zusammenlebens zu erlernen, indem gememsame In[eressen ausgehan it ~ ONE COUNTRY 2/2009° 56"“ 6
[Seite 7]delt und der Stadt Lösungen far alltägliche Probleme des Zusammenlebens présentiert warden
können“, sagte Prof. Dr. Ingo Hofmann, SpreCher der Bahá’í-Gemeinde Deutschland. jenseits
[heologischer Differenzen warden damit die Religionen Bracken far den sozialen Zusammenhalt bauen. „Das Engagement zum Wohl aller ist
der Hauptzweck der Religionen, so wie ihn die
Heiligen Schriften der Bahá’í-Rehgion benennen“, so Prof Hofmann.
Die Bahá’í—Gemeinde Frankfurt ist mil zwei Représentamen 1m Rat vertreten, die bereits dem Initiativkreis angehörten Dieser traf sich seit 2003. „Wir sind zuversichtlich, dass in den nächsten Monalen Einzelheiten der Themenwahl und Arbeitsweise geklért werden können“, sagte Dr. Armin Eschraghi, der neben Liva Gollmer die Bahá’í in dem Rat vertritt. Bereitsjetzt warden in der Offentlichkeit Themen wie Krankenhausseelsorge,jugend~ und Sozialarbeit Oder der schulische Religionsunterricht genannt
Weitere Meldungen
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Neue Anschuldigungen gegen führende Bahá’í im Iran am lahrestag ihrer Inhaftierung
Berlin, 14. Mai 2009 — Far die siebenlebrenden Babdz zm Iran war der 14. Mai derjabrestag zhrer Inbaftierung in das beriicbtigte Tebemner Evin-Gefdngm‘s. Zu diesem Zeitpunkt seben sicb die Inbaftzerten emer neuen, dufserst beunrubigenden Anscbuldigung ausgesetzt. Mitglieder des Deutschen Bundestages und des Europdischen Parlamentes mabnten untemessen bei der iramschen Regierung den Beginn eines Ve1fabrens nacb internationalen Standards Oder die sofortzge Freilassung der Babé’z an.
Zu der gegenwértigen Situation der Bahá’í erläuterte der Sprecher der Bahá’í—Gemeinde Deutschland, Prof. Ingo Hofmann: “Die Familien der sieben Inhaftierten wurden mit einer neuen, éufierst bedrohlichen Anklage konfrontiert, der Verbreitung von Verderblheit auf Erden (in persisch; Mofsede fel-Arz), die mach Artikel 228-10 der derzeit noch im Parlament verhandelten neuen Strafrechtsnovelle mit der Todesstrafe geahndel werden kann Wahrend die bisherigen Anklagepunkte offensichtlich nicht nachgewiesen werden könnten, ist der neue Vorwurf beliebig dehnbar und ein offensichtlicher Beweis des ausschhefilich religiösen Hintergrunds dieser Verfolgung durch die iranische Staatsmacht.“
Anfang jum ging der Rat erstmals mit einer Stellungnahme zur umstrittenen Aberkennung des Hessischen Kulturpreises an den Publizisten Navid Kermani an die Offenthchkeit. Kermani wurde der Preis durch das Kuratorium aberkannt, nachdem die Christlichen Preistréger Karl Kardinal Lehmann und Peter Steinacker eine Bildbeschreibung des Publizis[en kritisiert hatten. Der interreligiöse Dialog sei dadurch „niCht per se unmöglich geworden“, hiefS es in einer Pressemimeilung. Konflikte wie dieser gehbnen zum Dialog und mfissten mit aller Offenheit bei gleichzeitigem Respekt vor den Überzeugungen des Anderen ausgetragen warden. Die Entscheidung des Kuratoriums des Hessischen Kulturpreises, Navid Kermam den Preis abzuerkennen, habe im Rat jedoch einstimmig fUr „Empbrung und Emtéuschung“ gesorgt, wurde der Vorsitzende des Rates der Religionen, der griechiSCh-orthodoxe Pfarrer Athenagoras Zihaskopoulos, zitiert. [J
Politiker von CDU und SPD zeigten sich angesichts der nun ein jahr dauernden Haft der zwei Frauen und ftmf Männer empért. So erklärte Michael Gahler (CDU), Vizeprésident des Auswértigen Ausschusses 1m Européischen Parlament: „Dass die iranische Regierung sich
_ einem Verfahren nach internationalen Stan, dards verweigert und die sieben Bahá’í und ih re Familienangehörigen sen Monaten im Unklaren lass: uber ihr weiteres Schicksal, ist nicht nur fUr die Betroffenen, sondern auch fur die interessierte iranische und internationale Offentlichkeit eine unglaubliche Zumutung.“
Der Vorsitzende der deutsch—iranischen Parlamemariergruppe des Deutschen Bundestages, der Kélner Bundestagsabgeordnete Dr. Rolf Matzenich (SPD) meinte: „Nachdem die iranische Gerichtsbarkeil im Fall der journalistin Roxana Saberi eine kluge Entscheidung getroffen hat, ware ein vergleichbares Vorgehen im Fall der angeklagten Bahá’í ein weiteres wichtiges Signal. Dies kOnnte die Beziehungen zu Iran deutlich verbessern.“
Noch im Februar 2009 wurde eine Verurteilung wegen Spionage fUr Israel, Beleidigung religiöser Gefühle und Propaganda gegen die Islamische Republik angekfindigt. Internationale Proteste durch Regierungen und Zivflgesellschaft fuhrten offensichtlich zu einem wiederhohen Aufschub. In Deutschland wurde der Geschäftstréiger der iranischen Botschaft vom Berater fur AufBen— und Sicherheitspolitik, Dr. Christoph Heusgen, ins Kanzleramt embestellt.
„Em Andauem des bisherigen Zustandes Oder ein Fortgang des Verfahrens unter ungeklérten rechthchen Bedingungen, die internationalen Standards nicht genijgten, Wurde zu einer Belastung der Beziehungen der Stamen
s
A Michae/ Gahler, MdEP
A Dr. RolfMUtzenich, MdB
K : ONE COUNTRY 2/2009°56’te7
A Gordon Brown, britischer Premierminister
gemeinschaft zum Iran fuhren“, erklärte ch5gen 1m Februar gcgemlber einer Nachrichtenagemur.
+++
Britischer Premierminister bezeichnet Vorurteile gegenüber den Bahá’í als „tragisch“
London, 22. April 2009 - Der britiscbe Premierminister Gordon Brown bezeichnete die Diskrzmzmerung und Vorurteile gegenüber den Babé’z als „tmgiscb“. In einem Scbrezben wandte er sicb omldsslich des Ridva’n-Festes der Bahá’í’ an die britiscbe Gemeznde. Darin bracbte Brown semen Respekt und seine Beuvunderung fLir die britiscbe Bahá’í—Gemeinde zum Ausdruck, die eznen bedeutenden gesellscbaftlzcben Beitrag leiste, der Liberpmportional zu ibrer GrO'jSe sei.
„Die Lehren des Bahá’í-Glaubens warden zu Recht von Vielen in unserem Land geteih und geschiuzt. Daher ist es umso [ragischen dass Bahá’í auf der ganzen Welt Vorurteilen und Diskriminierung ausgesetzt 51nd“, so Brown “An diesem Ridvém haben wir alle das Schicksal der sieben Bahá’í—Fuhrer, die im Iran auf ihren Prozess warten, vor Augen. Wir haben unsere Sorge der iranischen Regierung gegenuber zum Ausdruck gcbracht und ich drzinge die Behérden, dicsen Personen einen iairen Prozess zu gewahren und die Diskriminierung der Bahá’í-Gemeinde 1m Iran einzustellen.“
Browns Brief endet mit den Women: ,Ihre zunehmende Beteiligung am 6ffentlichen Leben begrfifie iCh 56hr und hoffe, dass Sie diese in Zukunft noch waiter verstérken. Ich bin sicher, dass das diesjéhrige Ridvén—Fest allen, die daran teilnehmen, Freude und Inspiration bringt und schicke allen Mitgliedern der briLischen Bahá’í-Gemeinde beste WUnsche für ein ghfickhches Ridvém.“
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Agypten findert Vorschriften im Personenstandsrecht zugunsten der Bahá’í
Kairo, Agmten, I 7. April 2009 — Das dgyptiscbe Innenmzmsterium verbffentlicbte ezne Verordnung, uvomzt das Recbt auf Personenstandsdoleumente von dgyptzscben Staatsbargem geregelt wird, die keine Angabe zur Religionszugebérzgleeit machen.
Die Verordnung ist das Ergebms eines ak[uellen Urteils des égyptischen Oberverwa1[ungsgerichts in einem Bahá’í—Fall, bei dem be K ‘ ONE COUNTRY 2/2009-5eite 8
antragt wurde, auf Personalausweisen und 2mderen offizicllen Dokumenten 1m Feld Religionszugehérigkeit einen Strich eintragcn zu dürfen.
„Wir sind sehr erfreut, dass die figyptische Regierung die Vorschrift offiziell abgeändert hat, die die Bahá’í und andere davon abgehalten hatte, ihre Bargerrechte in Anspruch zu nehmen“, sagte Bani Dugal, Hauptreprésentan[in der Internationalen Bahá’í-Gcmemde bei den Vereimen Nationen.
Die von der Regierung vor einigen jahren eingefuhrtc computergestmzle Ausgabe von Personenslandsdokumemen 116B keine anderen Religionszugehdrigkeitsangabcn auféer Islam, Christemum und judemum zu. Dies hatte zur Folgc, dass die Bahá’í keinc {Ur das [éghche Leben notwendigen Ausweise erhielten.
Die Verordnung war von General Habib aLAdly, dem éigyptischen Inncnminister am 19. März 2009 unterschrieben und am 14. April 2009 im Gesetzesblatt veréffemlicht worden. Laul Aussage der élgyptischen Initiative for Personal Rights (EIPR), die die Bahá’í in Vielen Gerichtsverhandlungen über die Angabe der Rehgionszugehérigkeit vertraten, bedeutet diese Verordnung eine Abénderung der Satzung des égyptischen Personenstandsgesetzes von 1994.
Insbesondere werden die ausfuhrenden Behdrden aufgefordert, 1m Feld Religion auf offiziellen Dokumemen einen Strich einzutragen, wenn Barger darlcgcn können, dass sie Oder ihre Vorfahren ein€r anderen Religion angehören, als den drci vom Staat anerkanmcn.
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Mitglieder des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland neu gewfihlt
Hofheim am Taunus, 26. April 2009 Die Bahá’í-Gemeinde Deutschland wahltc bei ihrer Nationaltagung in der Hofheimer Stadthalle Ihr nationalcs Leitungsgremium neu. Die Nationaltagung ist die jéhrhch [agenda Abge
A (W.n.r.) Stefan Hilger aus Ingelheim, Dr. Nadi Towfigh
aus Potsdam, Dr. Furi Khabirpour aus Speyer, Dr. Emanue!
Towfigh aus Bonn, Angie Driesnack-Zendeh aus Rostock,
Foad Kazemzadeh aus Garbsen, Dr. Nicola Towfigh aus
MUnster/Westfalen, Dr. Hans Martin No/renius aus Bremen, Gerda Haug aus Tambach/Thijringen.
Fora: Diego Zendeh
[Seite 9]ordnetenversammlung der deutschen Baha’iGemeinde. Vorsitzender des Gremiums 151
Dr. Hans—Martin Noltenius, zur Generalsekretérin wurde Dr. Nicola Towfigh gewéhlt.
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Freiheit für die in Iran inhaftierte Führungsspitze der Bahá’í gefordert
Berlin, 9. juli 2009 — Zur erwarteten Urtezlsverletindung zm Prozess gegen siebenfilbrende K Baba 1 im Iran erklären die menschenrecbts
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Bahá’í—Religion aus religionswissenschaftlicher Sicht
Stuttgart, April 2009 — Eine umfassende und aktuelle Darstellung der Bahá’í-Religion bietet das Handbuch Babdz von Prof D7: D7: Manfred Hutten soeben erscbzenen I'm Stuttgarter Verlag Kohlbammer
Manfred Hutter, Professor fur Vergleichende Religionswissenschaft an der Universität Bonn, behandelt unter anderem die Entstehungsgeschichte und Lehrinhalte der Baha’iRehgion, ihre weltweite Verbreitung und auch
gin; Verfolgung der Bahá’í in der Islamischen
die sofortige und bedingungslose Freilassung des Fuhrungsgremmms der Bahai— Religionsgemeinschaft. Die sieben Mitgheder - zwei Frauen und f1'1nf Männer — waren vor über emem jahr verhaftet worden. Ihnen wird Spionage fUr Israel, Beleidigung religidser Gefuhle, Propaganda gegen die Islam1sche Republik und 56H kurzem auch noch „Verbre1tung V011 Verderbtheit auf Erden“ vorgeworfen. Es droht 1hnen die Todesstrafe. Das Urteil 5011 am 11. juli verkfmdet warden.
Der P102655 151 politisch motiviert und r1chtet s1ch gegen die Religionsgememschaft der Baha L Ihre 350.000 111 Iran lebenden Mitgheder werden systematisch diskriminiert und unterdruckt. Unter der gegenwértigen Regierung haben die Schikanen gegen die Bahá’í zugenommen und reichen V011 Beschlagnahmungen über Diffamierungskampagnen bis hin zu willkfirlichen Verhaftungen. Die Verhaftung ihrer Fuhrungsspitze, d1e diese Funktion ohnehin nur informell wahrnehmen durfte, zielt auf die weitere Schwéichung der Religionsgemeinschaft ab.
Fariba Kamalabadi, Jamaloddin Khanjani, Afif Naeimi, Saeid Rezaie, Mahvash Sabet, Behrouz Tavakkoh und Vah1n Tizfahm 51nd gewaltlose p011tische Gefangene. A15 Angehérige 611161 in Iran nicht akzeptierten religiösen Minderheit erwartet sie vermuthch e111 Schauprozess, dessen Ausgang schon langst feststeht.
Unsere Fraktionen begrfifien, class sich d1e Bundesregierung 11m @1116 koordinierte Prozessbeobachtung mnerhalb der Européischen Union bemuht. Es muss alles getan warden, damit die Inhaftierten freigelassen werden Oder zumindest €111 öffentliches rechtsstaatliches Verfahren erhalten, das 1ntemationalen Standards entspricht. Unsere aktuelle Sorge gilt den sieben angeklagten Fuhrungsmitgliedern. Nicht weniger besorgt 51nd W11 um die etwa 30 Bahá’í, die ebenfalls allein aus Glaubensgrunden 1n Haft 51nd.
publik Iran. Ein eigener Abschnitt w1dmet , der Entwicklung der Bahá’í-Gemeinden 1m deutschsprachigen Raum.
Professor Hutter beschéftigt sich schon seit Vielen Jahren mit der Bahá’í-Rehgion, die er nebenjudentum, Christentum und Islam als gleichwertige Vierte „abraham1tische“ Religion Wurdigt. 1m Laufe derJahre erhielt 61111 Korrespondenz 11111 Bahá’í—Institutionen bereitwillig Auskunft auf seine Fragen und fuhrte informalle Gespréche mil deutschsprachigen Bahá’í
„Dadurch habe 1Ch versucht, €111 weit gefasstes Bild dieser Rehgion aus verschiedenen Blickwinkeln zu erhalten, was zu meiner Beschreibung und Deutung der Religion und der Gemeinschaft insgesamt gefiihrt hat“, betont er in der Einleitung zum Handbuch. Dieser methodische Zugang habe eine religionswissenschafthche Beschre1bung der Bahá’í—Rehgion erméghcht, bei welcher der eigene religiöse Standpunkt in den Hintergrund rflcke.
1m Abschnitt „Bahá’í—Eth1k als Beitrag zur Entw1ck1ung einer globalen Menschheit“ fuhrt der Religionswissenschaftler als höchste Normen der Bahá’í-Ethik d1e Liebe zum Nachsten, die Liebe zur Menschheit und das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden an. Diese Ethik werde nicht aus den Humanwissenschaf[en abgeleitet, sondem stamme aus der Offenbarung.
Professor Hutter weist auf die Bedeutung hin, welche die Bahá’í—Lehren der Erziehung beimessen. Dabei werde auf d1e Bildung der Médchen 1m Hinblick auf ihre R0116 als zukimf[ige Matter besonderes Augenmerk gelegt. „In der Bahá’í—Geschichte hat dieses Erziehungsversténdnis dazu beigetragen, dass 1m letzten jahrzehm des 19. jahrhunderts und 1m ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die Fortschritte des Erziehungswesens 1111 Iran wesemhch durCh Bahá’í bewerkstelhgt wurden“, erläutert er.
fiéfidbuch Bah“?
A Manfred Hutter: Handbuch Bahd'l, erschienen 2009 im Verlag Kohlhammer, Stuttgart
fl .’ ONE COUNTRY 2/2009 - 5m 9
Die flberwindung der Kluft zwischen Religion und Wissenschaft - ein Blick
auf die Evolution
Vzele Menscben stellen beute den Platz der Religion in einem Zeitalter der Wissenschaft in Frage. Dies ist verständlzcb: Der außergewéhnlicbe E1folg der wissenschaftlicben Methode, ein fast nabtloses Rabmenwerle von Erleldrungen fur die physiscbe Welt bereitzustellen, bat die traditionellen religiösen Glaubensrzcbtungen Libemus herausgefordert.
Vielleicht ist diese Herausforderung nirgends so offensichtlich Wie im Bereich der Evolutionstheorie. Fur einige ist die Evolutionstheorie die ultimative wissenschaftliche Theorie: Einfach, méchtig und elegant bietet 516 61116 Erklärung des großen Mysteriums, wie Leben, Ordnung und Komplexitét aus Tod und Chaos entstehen können. FUr andere droht sie, den grundlegenden Glauben uber die Bedeutung und den Sinn des Lebens zu untermimeren: Sie stbfét den SchOpfer von der kosmischen Buhne und ersetzt em Universum, das von Bedeutung durchsetzt ist, durch eines, das kalt, erbarmungslos und völlig gleichguhig gegenuber menschhchem Laid ist.
Far Viele nachdenkende Menschen, seien sie nun Gléubige Oder nicht, erscheim keines dieser Extreme passend. Sie verstehen intuitiv, dass kein Widerspruch darin bestehen muss, die Evolutionstheorie zu akzeptieren, aber dennoch an der Überzeugung festzuhalten, dass das menschliche Leben einen höheren Ursprung und einen weiteren Sirm hat, als nur den Kampf ums Überleben.
Aber die Spannung zwisChen diesen beiden Ideen kann nicht rational aufgelöst warden ohne eine tektonische Verschiebung der Perspektive.
Und solch eine Perspektive kann man gerade in den Bahá’í—Schriften finden — eine, die die Wahrheit der Evolutionstheorie akzeptiert und dermoch daran festhélt, Class hinter der ultimativen Realité’u eine göttliche Natur existiert.
Der Ausgangspunkt far die Bahá’í ist die Rackweisung der ubertriebenen Betonung ubernommener Weisheit, zusammen mit dem Streben nach der Sicht der Wahrheit mit eigenen Augen und die Entschlossenheit, die Begrenztheit unserer tiefsten Hypothesen anzuerkennen. „Und der Sucher wird sein Ziel nicht erreichen, wenn er nicht alle Dinge aufgibt“, stellte Bahá’u’lláh fest, „das heifit, er muss alles, was er gesehen, gehdrt und verstanden hat, auslbschen
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Eng verbunden mit so einer Absicht, die Wirkhchkeit uneingeschrénkt zu erforschen, ist die Überzeugung, dass, in den Worten Abdu’l-Bahás „Rehgion und Vernunft dasselbe sind; sie kOnnen nicht voneinander getrenm warden.“ Daraus, class die Wirklichkeit eins 1st und die Wahrheit sich nicht selbst widerspreChen kann, folgt nicht nur, dass religiöser Glaube mit wissenschaftlichen Tatsachen in Harmonie sem muss, sondem auch, dass „Religion, die mit Wissenschaft nicht ubereinsummt, Aberglaube und Unwissen ist.“
Diese Ideen bereiten das Fundamem dafi'n vor, sich einem zentralen Thema zuzuwenden, das jenseits der Debatte über die Evolution hegt, und das sich in der Tat bis zu jeder From in der Auseinanderselzung zwischen Wissenschaft und Religion erstreckt: Wie kann die Vorstellung eines aktiven Schöpfers, der fortwährend für seine Schöpfung sorgt und gelegemlich interveniert, versohnt warden mil der Vorstellung von einer Welt, deren Prozesse injedem Detail auf festliegende mathematische Geselze zurückgefuhrt warden können?
Das Problem besteht mach den Baha‘iSchriften darin, dass die menschliche Sprache ein unzureichendes Werkzeug fUr die Beschreibung der ultimativen Wirklichkeit ist, und dass der Geist ein unzureichendes Werkzeug ist, sie zu verstehen.
„Das, was wir uns vorstellen, isL nicht die Wirkhchkeit Gottes“, schrieb Abdu‘l-Bahá. „Er, der Unbegreifliche, Unvorstellbare, steht wen jenseits der höchsten Vorstellung des Menschen.“ Wenn Gott jenseits unserer höchsten Gedanken steht, dann muss die Sprache, die Gottes Existenz, seine Ausgestaltung des Universums und seine Eingriffe in die Menschheitsgeschichte beschreibt, wie machtig und bewegend auch immer, sich letztendhch als der Realität gegenuber unzulénghch erweisen, so Wie der sprichwörtliche Finger, der auf den Mond zeigt
Aber wenn menschliche Gedanken die ultimative Realité‘u nicht erreichen können, welChe méghche Relevanz kann diese Realitét dann fUr die Welt haben? Obwohl unzugéinglich in seinem Wesenskern, kOnnen Spuren dieser Realitét in den „Buchern“ erkannt werden, die Abdu’l-Bahá das „Buch der Schöpfung“ und das „niedergeschriebene Buch“ nannte.
Das erste „Buch“ ist die Natur, die den Zweck der unfassbaren Essenz zum Ausdruck
[Seite 11]bringt, die sich in endlosen Mustcm im beobachtbaren Universum entfaltet. Wie Bahá’u’lláh
bemerkte: .,Nalur ist Gottes Wille und dessen
Ausdruck in der und durch die bedingte Welt.“
Das zweite ‘,Buch“ 151 die Offenbarung, womit niChL eine statische und willkflrliche Reihe von Lehren gemeint ist, die den Menschen in abgcschlossener Form ubergeben wurden, sondem jene fortschriuliche und dy “WaShat Athen mit Jerusalem zu tun?“ Tertullian stellte diese berijhmte Frage L afimfinjde des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung und spielte damit , ‘ vflgébissonanz an, die zwischen den beiden grofien Wurzeln westlicher
‘ vmisation bestand. Etwa achtzehn Jahrhunderte später bieten die Bahá’í-Lehren - idiese Antwort an: Es hat immer nur eine Stadt gegeben, die nur von verschiede
- m Saiten betrachtet wurde — wie durch iene, die ihre verwinkelten StrafSen und
’ ;~ ~ ekgassen zu Fufi erforschen, und jene, die die Stadt überfliegen und die
namische Kraft, die durch das geschriebene Wort ubermitteh wurde, die das menschhche Bewusstscin uber Zeitaltcr hinweg transformiert hat, und die den cinzelnen Menschen aus den engen Begrenzungen seiner eigencn, selbstischen Interessen heraushebl in immer gréfSere Kreise der Aufmerksamkeit far andere.
Diescs Buch der Offenbarung hat sich durch die Aufeinanderfolge der Manifestationen Genes — Krischna, Moses, Buddha, jesus, Mohammed und injungstcr Zeit Bahá’u‘lléh —, die der Mcnschheit die Hcihgen Schriften der unabhängigen religidsen Systeme der Welt gaben, ausgedrückt.
Wie können solchc Überlegungcn im Zusammcnhang mit der Diskussion uber die Rehgion von Nutzen sein?
Zuallererst, und unabhängig vom zwingendcn Beweis fossiler Funde, hat das Baha’iKonzepl von der Wch in seinem Kern sowohl organischen als auch evolutionéren Charakter. NaLur und Religion wcrden mit praktisch iden[ischen Ausdrücken in den Bahá’í—Schriften als die “wesentliche Verbindung“, die der „Wirklichkeit der Dingc“ innewohnt, definiert. Deshalb sind die beiden “Bijchefi uncmwirrbare Telle derselben evolutionaren Geschichte, die mit der ersten primitiven Zelle beginnt und in der Erscheinung globalen Bewusstscins ihren Höhepunkt findeL
Aber traditionalle religiöse Überzeugungen, unter ihnen die Bahá’í—Lehren, halten nachdnicklich die Einzigartigkeit des Menschen und seine besondere Bestimmung hoch. W16 kann diese Perspeklive, die den Menschen vom Tier trennl, und die beinhaltet, dass die Evolution einem vorbestimmtcn Kurs folgt, in Übereinstimmung gebracht werdcn mit der unbestreitbaren Tatsache allgemcinen Niedergangs und mit den offensichtlich blinden KrafLen zufiilligcr Mutation und naturlicher Auslese?
Eine Mclapher aus den Bahá’í—Schrifien mag eine Lösung anbieten. 1n ihr wird der Mensch als „Frucht“ vom „Baume“ der Existenz angesprochen. Infolgedcssen kann man die ubrigen Pflanzen— und Tierarten mit den ubrigen Teilen des Baumcs vergleichen: Bléuer, Wurzeln, Rinde und so weiter. jedes Teil hat mit den anderen den Samen als Ursprung gemeinsam und differenzien sich 1m Laufe der Zeit. Wic Shoghi Effendi bemerkte, war „der Mensch immer potentiell ein Mensch, anders
§ “gr éren Muster erkennen, die sie einschliefit.
ausgedrUckl, die Ursache enthält bereits die Kraft, die Wirkung zu erzeugen; 1m geplanten und integren Universum war er sozusagen von Begirm an T611 des Planes.“
Beim Wachstum eines physischen Baumes, wie auch bei der Entwicklung des Baumcs der Evolution, kann der Zufall eine grofée R0116 spielen. Die chaotischen Krafte des Windes und des Waters können die Entwicklung des Baumes nachhaltig verandem, und ganze Aste kOnnen sogar während eines Sturmes abbrechen — ähnlich wie das plétzhche Aussterben der Saurier im Falle der Evolution Es gibt keine Möglichkeit, das letztendhche Aussehen des Baumes in jedem Detail vorauszusagen, Oder etwa, an welchem Ast sich die erste Frucht zeigen wird Sicher ist, dass an einem Baum, der sich zur Reife entwickch, die Fruchte irgendwo in Erscheinung Lreten werden — diese Frucht, die nicht Symbol fUr die physische Form (165 Menschen ist, sondem fUr die Fähigkeit des Selbstbewusstseins, das in der Lage ist, über das Mysterium und die Bedeutung seines eigenen Entstehens nachzudenken.
Dieses organische Konzept der Emstehung menschlichen Lebens muss nicht einschliefSen - wie in einigen Versionen der sogenanmen „intelligcnt design“-Theorie —, dass der Bauplan des Lebens von Anfang an feststand. Es sagt vielmehr voraus, dass die Emstehung von Leben und Bewusstscin uberall 1m Universum, wo immer die Bedingungen es erlauben, innewohnende Tendenzcn von Materie 51nd.
„Was hat Athen mit jcrusalcm zu tun?“ Tertullian stellte diese beruhmtc Frage am Ende des zweiten jahrhunderts christlicher Zeitrechnung und spielte damit auf die Dissonanz an, die zwischen den beiden großen Wurzeln westlicher Zivihsation bestand Etwa achtzehn jahrhunderte spéter bieten die Bahá’í—Lehren diese Antwort an: E5 hat immer nur eine Stadt gegeben, die nur von verschiedenen Seiten betrachtet wurde — wie durch jene, die ihre verwinkelten Straßen und Sackgassen zu Fuié erforschen, und jene, die die Stadt uberfliegen und die gréfSeren Muster erkennen, die sie einschhefit.
- van Steven Phelps
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Tugenden (nicht nur) Für den Schulalltag
Pensionierter Erzieher verhilft Schülern ehrenamtlich zu besserem Miteinander
Grezfswald, Mai 2009 — Mit 73 jahren baben wele Menscben in Deutschland bestenfalls nocb über die eigene Familie Kontakt zu Kindem undjugendlicben. Einen wirlelzcben Einfluss auf ibre Erziebung baben die allerwemgsten. Und wenn es um Begrifle wie Werte und Tugenden gem, scbeznen Welten zwiscben den Vorstellungen der verscbiedenen Generationen zu liegen
Gerhard Béhr ist 73 und beweist, dass es auch anders geht. Denn bis vor wenigen Wochen befähigte der Renmer als „Seniorpartner in School“ Schuler der Integrierten Gesamtschule Erwin Fischer in Greifswald, ihre Konflikte selbst zu Ibsen. 1n erster Lime durch das praktische Anwenden von Begriffen wie Ehr hchkeit, Freundlichkeit und Geduld. Mit ande ren Worten: Tugenden. Ein Projekt, das nach einigen Startschwierigkeiten viele Fbrderer gefunden hat.
Beharrlichkeit und Optimismus sind VielleiChL die beiden Tugenden, die Gerhard Béhr, Mitglied der kleinen Greifswalder Bahá’í-Gemeinde, am besten beschreiben. So hat er es geschafft, nach zweijahren einen eigenen Mediationsraum an der Fischer—Schule zu bekommen und einzurichten. Der Raum ist bewusst schlicht gehalten, mit weißen Hockern, die jeweils eine Tugend reprasentieren. „Ich bin ein Tugendreiter“, sagt Béihr selbst. Er erzéhlt, dass er die Kinder nicht dirigiere, sondern sie disku[ieren lasse. „1Ch agiere dadurch, dass ich Aufgaben stelle, ihnen die Tugenden bewusst mache, zum Beispiel durch die Frage: Mit welcher Tugend gehst du einkaufen?“, erzéhlt er weiter.
Seit drei Jahren engagiert sich Gerhard Béhr ehrenamtlich als Schulmediator an der Gesamtschule. Mit gruppendynamischen Spielen und Gespréchen hilft er 15 Jungen und Médchen der Klassen 5 bis 7, sich selbst und andere bessere zu verstehen und als Streitschhchter zu handeln. Die Kinder kommen dabei freiwillig, immer freitagnachmittags nach dem reguléren Schulunterricht. Diese beiden Umstémde sprechen laut Frau Greiner schon allein far den Erfolg des Projekts Die Lehrerin der Fécher Englisch, Musik und Russisch ist die Mitarbeiterin des Renmers, leitete auch schon vor Béhrs Engagement eine Schlichtergruppe. Einige Male imJahr bietet er auch Wochenendseminare far die Kinder an Zurzeit fuhrt Frau Greiner das Projekt jedoch ohne den Mediator durch, stattdessen mit einem Lehramtsstudenten. Denn seit der Arzt bei Béhr vor wenigen Wochen Herzprobleme feststellte, hat er sich eine Pause auferlegt.
Dabei ist es gerade das Alter des Renmers, das neben seiner Persönlichkeit von allen Beteiligten ubereinstimmend als großes Plus des Projekts angesehen wird. „Viele Kinder hier haben keine Grofieltern, zummdest nicht vor Ort. Herr Béhr ubernimmt praktisch die Opa—Rolle,
fl“ ONE COUNTRY 2/2009-5eite12
[Seite 13]ist immer ruhig und gelassen und hat nauirlich
eine ganz andere Toleranzgrenze als die Lehrer“, berichtet Frau Greiner. „Die Kinder genieBen das sehr.“ Die Schulleiterin Frau Kagel bestétigt dies: „F1"1r Kinder ist es eine Wichtige
Erfahrung, mil älteren Leuten zusammen zu
arbeiten. Unseren jungen Leuten fehlt heute in
der Regel der Kontakt zur älteren Generation.“
Die „Opa—Rolle“ ist jedoch kaum allein fur den Erfolg von Béhrs Arbeit verantwortlich. Zu begeistert klingen die Stimmen von Mitarbeitern innerhalb und aufBerhalb der Schule. „Gerhard Béhr ist jung im Geist und streitbar. Er kann phantastisch mit Kindern und auch Erwachsenen umgehen, sich direkt auf sie beziehen“, erzéhlt Manfred Bogaczyk, Leiter der ABS mbH Greifswald (Gemeinnfltzige Gesellschaft zur Arbeitsférderung, Beschäftigung und Strukturentwicklung). Als Mitglied 1m Lei[ungsgremium des Férdervereins der Schule setzt er sich sehr für die Arbeit Béhrs ein, hat ihn auf zwei Wochenendseminaren begleitet. „Ich selbst habe da mediationstechnisch noch viel dazu gelerm“, schwérmt er.
Der Mensch als erziehbares Wesen
Es brauchte Viel Beharrlichkeit, bis sich Bélhr an der Fischer-Schule engagieren durfte. Und das, obwohl der Rentner schon vor der Pensionierung 30jahre lang als Erzieher in der Kinder- und Jugendpsychiatrie gearbeitet hatte, mit sogenannten schwererziehbaren Jugendlichen.
„Es gibt ja keine Zufélle, ich nenne es eine gewollte Zwangsléufigkeit“, beschreibt Béhr den Moment, als er seine Frau einmal zum Arzt begleitete und im Wartezimmer ein Prospekt von SiS fand — Seniorpartner in School. Der Verein bildet in Berlin Senioren kostenfrei zu Schulmediatoren aus, ein Angebot, das Béhr sofort wahrnahm. Doch was kann ein gelernter Erzieher über die Arbeit mitjugendlichen noch dazu lernen? „Fast nichts“, lautet Béhrs Antwort. jedoch wäre es nach seiner Einschétzung nicht möglich gewesen, ohne dieses Projekt an eine Schule heranzukommen. „Man braucht in Deutschland far alles ein Diplom, als blofSer Erzieher hatte es nicht geklappt“, meim er. Daneben habe ihm die Ausbildung bei SiS aber auch Mut gegeben und letztendlich sicheres Auftreten vermittelt.
Kati Helm, Mitarbeiterin des Vereins Offnung der Schulen (OdS e.V.) in Greifswald, bestétigt Béhrs Vermutung. „Die Schulen mussen sich darauf verlassen können, dass die Zusammenarbeit mit einer Privatperson funktioniert“, erklärt 516. Da 561 0161' Weg uber einen Verein sehr zu empfehlen. So führte auch Gerhard Béhrs Weg zunéchst von einer Arbeit fur UNICEF über ein Treffen mit dem Kinderschutzbund, das wiederum eine einjéhrige Arbeit in einem Greifswalder Jugendclub zur Folge hatte. A15 er dort aus gesundheitlichen Grimden wieder aufhören musste, stellte eine Mitarbeiterin des Kinderschutzbundes den Kontakt zur Pestalozzischule in Greifswald her. Diese verwies ihn an das jugendamt, jenes schliefilich an OdS, wo er Kati Helm kennenlernte. Dutch diesen Kontakt war es möglich, einen Vertrag als Schulmediator an der Festalozzischule zu bekommen. Nach einem Jahr hatte Béhr jedoch genug. „Ich kam gar nicht zum Zug“, erzéhlt er. Trotzdem war 65 diese Schule, die die „Eintrittskarte“ zur Erwin—Fischer-Schule bedeutete: Die SozialpédagogikStudentin Christin Russ arbeitete an beiden Schulen und bot an, Béihr an die Gesamtschule „mi[zunehmen“.
Inzwischen ist Frau Russ nicht mehr an der Erwin-Fischer-Schule, sondern macht eine Ausbildung zur Erzieherin. Das Projekt, das mit ihrer Hilfe zustande kam, trägt aber weiterhin Früchte.
„Meine Tochter ist Viel ausgeglichener und gespréchsbereiter, seit $16 in der Gruppe von Herrn Béhr mitmacht“, erzéhlt eine Mutter. Und dass die vermittelten Tugenden auch 1m Schulalltag helfen, berichtet die 13—jéhrige Vivian: „Wer1n jetzt jemand in der Klasse geargert wird, gehe ich hin und sage was. Das hétte ich mich früher nicht getraut.“
Auch die Universitét Greifswald interessiert sich mittlerwefle für die Arbeit des Mediators. So konnte Béhr seine Erfahrungen im Rahmen eines Seminars an Lehramtskandidaten weitergeben.
„Die Rente als Erzieher ist so niedrig, eigentlich ist es Luxus, was ich hier mache“, meint Gerhard Béhr abschliefiend. „Als Bahá’í habe ich aber Vielleicht einen anderen Bezug zum Thema Erziehung insgesamt. Ich begreife den Menschen als erziehbares Wesen.“
— von Liza Gerhold
mere unwahr
~davon, in
A Kinder
’ schauen.“
Gerhard Bijhr
fl" 5" ONE COUNTRY 2/2009-Seite 13
A Die jugendlichen rezitieren gemeinsam ein Gedicht zum Start des Programms fLir 38 neue „/unior-/ugendgruppen“ im SinazongweGebiet in Sijdsambia.
Mehr als 2000 „JuniorJugendliche“ aus allen Gesellschaftsschichten sind in ein neues Programm eingebunden. Gelehrt werden Erkenntnisfähigkeiten und ethische Entwicklung.
Erfolgreicher Start des lunioriugendprogramms in Sambia
SINAZONGWE DISTRIKT, Sambia - Der Tongastamm ist sezt bunderten von jabren in Stidsambia ansoissig, und seine Mztglzeder sind stolz auf ibre umlten Traditionen und strengen gesellscbaftlzcben Regeln. Eimge Stammesdlteste sind allerdings der Meinung, dass mancloe der traditzonellen Gebrciucbe langsam verscbwznden. So scheint es, zum Beispzel, dass die jungen Leute den Respelet vor den Alten verlieren.
Ein neues Programm, an dem hunderte von Jugendlichen aus allen Gesellschaftsschichten teflnehmen, in kleine Gruppen aufgeteilt, kbnnle helfen, das zu ändern — und gleichzeitig dazu beitragen, dass die jugendlichen besser miteinander umzugehen lernen.
“Die Gruppen begannen damit, alleren Menschen in der Gemeinde zu helfen“, sag: Siankuku Sabantu, ein ortsanséssiger Fischer. „Das ist ein Beispiel [Ur etwas, das fruher einmal ganz normal war, aber in den vergangenen jahren aufgehbrt hat. Und nun helfen die jungen auf einmal wieder den Alien, das Wasser zu schbpfen, Brennholz zu sammeln und die Wohnung sauber zu machen.“
Die Gruppen nehmen an einem Programm tail, das durch die Orlliche Bahá’í—Gemeinde untersultzt wird. Dieses Programm ist Tcil eines weltweiten Anliegens, Jugendlichen zwischen 12 und 15 jahren — den ,Junior—jugendhchen“ — zu hclfen, in ihrcm täglichen Leben gule und tugendhafte Vorsétze in die Tat umzusetzen.
38 jugendgruppen haben sich im Sinazongwe—Distrikt gebildet. Sie haben sich den anderen 130 Gruppen im ubrigen Sambia angeschlossen, die 2000 Teilnehmer im ganzen Land einbeziehen. Einige sind Bahá’í, aber die Mehrzahl, etwa 75%, sind es nichl.
Héuptling Sinazongwe, ein Stammesfuhrer der Tonga und selbsl Bahá’í, glaubt, dass das Programm, das nicht nur das Lernen favorisiert, sondern auch unmittelbare Hilfeleistun K 0 ONE COUNTRY 2/2009-5eite 74
gen an Mitmenschen fbrdert, den Teenagern ein „Gefuhl des Edelmuts“ gibt.
„Die Jugendlichen bctragen sich plötzlich besser“, sagt er, .,und das wird von Vielen Leuten bemerkt. Das Programm hilfi ihnen zu erkennen, welchc Werte wesemlich sind. So finden sie ihren Selbstwert und vcrstehen, dass sie wichtig sind {Ur die Gemeinschaft.“
Chuungu Mahtonga, ein Mitglied des Nationalen Geisligen Rates der Bahá’í von Sambia, hat die Entwicklung dcs Programms furjuniorJugendliche in den beiden letztenjahren beobaChLeL Er mcim, dass das, was in Sinazongwe passiert, niChL außergcwéhnhch ist.
„SChon zu Beginn des Programms werden die jugendlichen angehalten, sich als Teil der Gemeinschafl zu sehen, in der sie leben“, sagt er. „Daruber hinaus crmutigt es 516, Veramwortung zu ubemehmen [Ur die Lebensbedingungen ihrer Gemeinschafr.“
Diejugendgruppen treffen sich in Sambia mindestens einmal pro Woche, oft am Wochenende. Im Durchschnitt haben die Gruppcn etwa 12 Mitglicder. Gcwbhnhch [reffen sie sich in ihren Dbrfem, um fur etwa zwei Stunden zu studieren. Dabei verwenden sie BUcher mit Kurzgeschichten ubcr ethische Prinzipien.
Zum Beispiel der erste Text: “Brisen der Bestétigung“ erzéhlt die Geschichte eines jungcn Madchens und seiner :ilteren Cousine, die in den Schulferien zu Besuch kommt. Die bciden sprechen mitcinander uber die Zukunfl und was sie an Hoffnungen und Möglichkeitcn [Ur sie bereithahcn wird. Nach jedcm Kapitcl werden Fragen zur Diskussion gcstellt, die nicht nur das Buchwissen Oder die Erkennmisfähigkeit anregen, sondern auch Imuition und Entwicklung ethischer Prinzipien.
Dag Programm legt großen Wen darauf, dass ein Studium dieser Art zu Dienstbarkeit fuhren sollte. So gehen in manchen DOrfcrn die jugendlichen in lémdliche Krankenhéuser, besuchen Patienten und helfen bcim Saubermachen. Auch zu spontanen Dienstleistungen werden sie ermutigt.
“KUTZhCh wurdejemand 1m Dorf zu Grabe getragen, und die Mitglieder der dorligen Gruppe trugen Brennholz zusammen und a1les, was die hinterbhebene Familic bendtigte“, sagt Siankuku Sabamu. Das gab ihnen die Idee zu einem anderen wertvollen Dienst, némhch die Umgebung rund um das Wasserloch des Dorfes sauber zu halten. Das Loch ist die einzige Wasserquelle des Dorfes.“
Das gauze Sinazongwe—Gebiet hat landlichen Charakter. Die meisten Dorfbewohner
verdienen ihren Lebensunterhalt durch Fisch
[Seite 15]fang im Kariba See, dem größten kanstlichen
See Afrikas. Daneben betrciben sie Landwirtschaft und Viehzucht.
Die 15—jahrige Olivia Hamoonga, eine Christin, ist eine der Milglieder des Junior—jugendprogramms 1m Sinazongwe-Gebiet. „Meinem Gefühl nach haben sich meme Féihigkei[en zu lesen und zu verstehen sehr verbessert, seit ich bei der Gruppe bin“, sagt 516. „In unserer Gruppe achten Wir auch sehr auf Selbstrespekt und Respekt den Allen gegenuber - aber auch auf den Dienst für die Gemeinschafi.“
jede Gruppe wird durch geschulte Tutoren begleitet — man nenm sie auch Animatoren Oder Unterstijtzer. Viele sind selbst jugendliChe.
Tobias Siavwapa ist einundzwanzig Jahre alt und ein guter Handler und Christ. Er sagt, dass er sich als Animator des Programms anmeldete, weil er die rasante Veränderung der Welt sah und um disjugend furchtete. “Ich habe Vielejugendhche beobachtet, die Dinge um, die schadlich {Ur sie waren, wie zum Beispiel rauchen und Alkohol lrinken“, sagt er. „Und dann habe ich vom junior—jugend—Programm gehdrt und wusste, Class 516 in diesem Alter noch umlernen kOnnen. Teil der Gruppe zu sein, hilft ihnen Dinge zu tun, die fur ihr Leben von Vortcil 51nd, und sie lernen, die Gemeinschaft zu untersttuzen. Ich sah es, 2115 516 den al[en Leuten Wasser holen gingen und Holz {Ur sie machten.“
“Zu Beginn waren manche der Jugendlichen frech und stifteten Unruhe Andere hat[en cnorme Probleme mit Lesen und Schrciben. Doch schon nach einem Monal verbesserten sich sowohl ihr Betragen als auch ihre Lese- und Schreibfähigkeiten“ Héuptling Sinazongwe ist der Ansicht, dass das Programm den jungcn Leuten Verantwortungsgeffihl vermittelt.
Fortsetzung mm Seite I 6
dung“ - sofem cs nicht um die einzelne Person geht - falsch, wenn nicht geféhrlich ware. Während die Gbuerwelt des Hinduismus ohnehm offen ist und [Ur die Bahai 21116 Religionen das gleiche Ziel haben, braucht es nach Gregor Paul, Philosophieprofessor in Karlsruhe, externe Kriterien, um die ambivalemen heiligen Texte im Sinn der Menschenrechte auszulegen. Christoph Wehrli, Neue Zuricher Zeitung, 05.05.2009
Bahá’í vor Ort
51 Mitglieder hat die Bahai—Gemeinde mittlerweile in Hofheim, 500 Bahais leben in der Rhein—Main—Region, 5000 in ganz Deutsch „Dies hier istja ihre Heimat, ihr Land und ihr Umfeld“, sagt cr „816 lernen jetzt damit sorgféltiger umzugehen. 516 sind die kommende Fuhrungsgeneration. Wenn sie esjetzt nicht lernen, wer wird es dann machen, wenn wir nicht mehr sind?“‘
Chuungu Malitonga sieht einen Grund fUr den Erfolg des Programms in der FOrderung der Interaktion zwischen den älteren jugendlichen, die als Animatoren dienen, und den jfingeren, die zu ihnen aufsehen. Die sorgféltige Ausgewogenheit zwischen Lernen und gemeinschafthchem Handeln ist ebenfalls ein Schlussel zum Erfolg.
Siankuku Sabantu — er ist Bahá’í und hat scin ganzes Leben 1m Suden Sambias verbracht - stellt fest, dass es seit Beginn des Programms zwischen den Jugendlichen harmonischer zugeht Die Knaben hier, erzéhlt er, verbringen die meiste Zeit damit, in kleinen Gruppen die Kuhe zu huten, und sie benehmen sich manchmal Wie kleine Banden, die gegeneinander kémpfen.
„Die erste Verémderung, die von dem Programm ausging, war das Nachlassen der Kämpfe zwischen den Hutejungen, die an der Klasse teilnahmen“, sag: er. ,Jetzt ist mehr Gemeinsamkeit zwischen ihnen und mehr Harmonie Jungen und Médchen arbeiten jetzt nicht nur in der Schule zusammen, sondern auch 1m Dienst an der Gemeinde“.
land. Weltweit 561 die von Baha’u’llah 1852 in Persian gestiftetc Religion die am schnellsten wachsende Religionsgemeinschaft mit mittlerweile knapp sieben Millionen Gläubigen in 211len Kontinenten Wahrend die Bahais im Iran 315 Gottlose und Héretiker des Islam verfolgt und aktuell sogar mit dem Tode bedroht werden, sind die Gemeindemitglieder hierzulande gut integriert „Man begegnet sich auf der StrafSe Oder im Sportverein, die Leute wissen, dass wir niemanden missionieren, dass unser Haus der Andacht far alle offen ist“, sagt Erich Strahnisch Beim letzten Bahai-Sommerfest habe sogar der Langenhainer Vereinsring mit ange packt. Andrea Rost, Frankfurter Rundschau, 20.03.2009
‘„Dies hier ist ja ihre ‘ ‘ Heimat, ihr Land und é; « ihr Umfeld. Sie lernen ’1': Jam, damit sorgféilti'2 ger umzugehen. Sie
sind die kommende
/ Führungsgeneration. Wenn sie es jetzt nicht
lernen, wer wird es
'. dann machen, wenn wir nicht mehr sind?“
ChiefSinazongwe, Hauptling des Tongastammes
jugendliche bei einem
- traditionellen Tanz wahrend eines Treffens in SLidsambia, sie feiern damit ein neues Programm, das von Bahdfjugendlichen far 12- bis 15-jczhrige organisiert wurde.
K > ONE COUNTRY “ 2/2009-Se/te15
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ONE COUNTRY wird herausgegeben von der Bahá'l International Community,
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ONE COUNTRY
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Deutschsprachige Ausgabe — Redaktion: Nadja Niestédt (v.i.S.d.P.),
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Zur Lage der Bahá’í im Iran
Das Arsenal der Repressahen sei Vielféltig, so eine Auflistung der Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur am Beispiel der Bahais, die ufis als tolerante moslemi der radikal-islamisd: Sie leiden ' Exmatrikusuchungen, , ndern, Aberken" ung von Gesch zenzen, Arbeitsverboten. Ingo Hofmann von der deutschen Bahai-Gemeinde machte darauf aufmerksam, dass Angehérige der Bahais, die er als „Parias der iranischen Gesellschaft“ bezeichnete, auch der Spionage für Israel bezichtigt Wilrden — sieben fuhrenden Représentamen drohe deswegen sogar die Todesstrafe.
Karl-Otto Sattler, Das Parlament, 27.04.2009
ochsc _
Die Anklage „Mofsed fel-Arz“ hat 1m Iran abschreckende Prézedenzféille und Implikatiomen gezeitigt und es sollte Anlass zu grofSer Sorge sein, dass es eine offizielle Diskussion daruber geben kOnnte, sie auf die inhaftierten Bahá’í—Fuhrer anzuwenden. Sie bedeutet gemeinsame Verschwbrung, moralische Verwerflichkeit und Zusammenarbeit mit Augenstehenden, um die Islamische Republik zu unterwandern. All dies sind die haltlosen Anklagen, die schon in der Vergangenheit gegen die Bahá’í vorgebracht wurden. Dass die Anklage die Todesstrafe nach sich zieht, ist die grogte Serge.
Geoffrey Cameron, Iranpresswatch.org,
15.05.2009
Rund 39 Bahai sitzen gegenwértig in iranischen Geféngnissen ohne eine Anklage, allein auf Grund ihres Glaubens, weil $16 an Baha’u’llah glauben, der für Bahai ein Offenbarer Gottes ist, der 1863 eine neue Religion grandete. Far den iranischen Staatsklerus ist dies ein Dorn 1m Auge. Am 8. März 2009 hatte das islamistische „Par1ament“ ein Budget von 3 Millionen Dollar fUr den landesweiten Kampf gegen ,.Bahá’í, Sufis und Teufelsanbeter“ verabschiedet. Unter sogenannten Teufelsanbelern versteht der iranische Staat jugendliche, die z.B. Heavy-Metal—Musik hören. Gemeinsam ist den „Teufelsanbetern“, den muslimischen Sufis und den Angehörigen der jungsten Weltrehgion der Bahai die Verfolgung durch den iranischen Staat.
Wahied Wahdat—Hagh, Welt Online, 05.05.2009
Internationales Menschenrechtsforum Luzern (IHRF) 2009
Ein inhaltlicher Streitpunkt ist das Verhéltnis der Religionen zu den Menschenrechten. Denn in heterogenen Gesellschaften gibt die Religionsfreiheit den Glaubensgemeinschafien einerseits rechtlichen Schutz, verlangt von ihnen anderseits Toleranz far konkurrierende Geltungsansprfiche, zumindest das Zurückstellen der eigenen „Wahrheit“ hinter das friedhche Zusammenleben. Eine Gespréchsrunde durchwegs „aufgek1arter“ Angehériger von fimf Religionen war sich unter anderem darin einig, dass Kritik an einer Religion (von innen und von aussen) legitim 561 und der von islamischen Staaten geforderte „Schutz vor Verleum [Fortsetzung auf Seite 15
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30.08.2009
Forum Langenhain, 16.00 Uhr, Tanzdarbietung:
„K1assischer indischer Tanz“
mit Frau Bharati Avireddy
27.09.2009
Forum Langenhain, 16.00 Uhr, Vortrag: „Wie die Bahá’í nach Langenhain kamen“ — 1m Rahmen von „700}ahre Langenhain“ Referenten: Hans—Jurgen Klapp, Dr. Gunther Hubner
Die Veranstaltungen finden statt am Européischen Haus der Andacht, Eppsteiner Straße 89, 65719 Hofheim—Langenhain.
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