One Country/2007 Nummer 4/Text

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[Seite 1]LLAH

7 BAHA'U




"DIE ERDE IST NUR EIN LAND, UND ALLE MENSCHEN SIND SEINE BURGER.“




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IMPRESSUM

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“"9 ONE COUNTRY

4/2007 - Seite 2

Religion, Moderne und die

zukünftige globale Gesellschaft

E5 leann kaum noel; em Zuezfel besteben, dass die ndcbste Pbase der menscblichen Gesellsclaaft dds E ntsteben einer Weltleultur ist.

Die Prozesse, durch wclche dieses ncue, planetare Zusammenleben aufgebaut wird, sind insgesamt als „Globalisierung“ bekanm, Und wenn auch die Debauc daruber anhéll, 0b Globalisierung etwas Gutes Oder ctwas Schlechlcs ist, zwcv feln nur wenige an ihrem unauflmltsamen Voranschreiten.

Globalisierung wird durch Kritftc angetricbcn wie zum Bcispiel zunehmcnde grenzubcrgreifendc Migration die immcr größer werdende Reichwcitc der Informationsmedicn und der sich immer schnellcr entwickelndc Zusammenschluss von \rolkswirtschaficn Es ist unwahrscheinlich, class derartige Trends umgekehn wcrden kOran.

Was die Mcnschheit mithin hcute brauchl, ist die Vcrstimdigung aul eine Reihe gemcinsamer Werte, auf deren Grundlage diese neuen Emwicklungen gcsteuert werdcn können. Ohnc solche gcmcinsamen Wcrtc bleiben die Aussichten fur den Aufbau einer durch Zusammenhalt gcpragten — und friedvollen ~ globalcn Gemcinschaft in weiler Fame,

1m gesamtcn Verlauf der Geschichte war und ist die Religion dic wichtigstc Quelle gemeinsamcr Werte bcim Aufbau eincr Gemeinschaft.

„Der Hauptzwa’k, der dun Glauben Gotta und Seine Religion besecll, ist, das W011! dcs Mew schemgcsnhlechts zu sichcrn, seine Einheil zuflfirdern und den Geisl der Licln und Vcrbundcnhcit untcr den Mcnsdwn :u pflegen“, sagtc Baha’u’llah.

Religion ist in der Tat mit ihrer Betonung ethischen Verbal lcns, von Gehorsam gegenuber dem Gesetz, der Selbstlosigkeit sowie weilercn Tugenden die zusammenhaltende Kraft bei der Entstehung der großen Kulturen der Menschhcit gcwesen.

Das Judemum hat mu seiner Betonung von Monothcismus und géulichcm Geselz die Gemeinschafi seiner Gläubigen [rotz etwa 6000 jahrcn Drangsal, Exil und Ablehnung zusammcngchalten.

Auf dem indischen Subkomiv nent hat der Hinduismus durch Toleranz und Pluralismus dazu beigetragen, die verschicdcnen ethnischen und gesellschafihchen Gruppen zu verbindcn, indem das reichhalLige geistige Leben und die kulturellc Struktur gcschaffen wurden, derer sich die Anhänger hcute erfreuen.

Die buddhistischen Lehren über cm rechtschaffcnes Leben und Vcrhalten sind eng mit dem Begriff der „Sangha“ odor „Gcmeinschaf{“ verbunden und haben der buddhistischen Kullur den ihr zugrundeliegenden Impuls verlichen.

Das Christentum findet seine Grundlage fUr den Aufbau cincr Gemeinschaft im Gebot Christi: “Liebc deinen Nachslcn Wie dich sclbsL“ Diescs Ideal fuhrtc umcr andercm clwa zwei Milliarden Menschen dazu, sich heute als Christen zu bczeichnen.

Der Islam hcmuht sich scit seinen fruhcstcn Tagen darum, cine integrative geistigc, gcscllschaftlichc und politischc Gemeinschaft aufzubaucn, die „Umma“. in welcher Religion, rcligiéses Gcsclz und Werte cine fuhrcnde R0116 in der Gesellschafi spielen sollcn.

1m Miuclalter brachtc die emstandene islamische Kultur

einschncidende Fortschritte in Mathematik, Astronomie und Medizin hcrvor.


Worm sich auch dic großen Weltrcligionen der Vcrgangenheil beim Aufbau zusammenhallender Gemeinden innerhalb ihrerjeweiligen Regioncn Oder Epochen als fdhig erwicscn haben, schcim es dennoch unwahrscheinlich, dass sie in der Luge sind, die Art gemciw samcr Werte zu licfern, die fur die cinmaligcn Herausforderungcn des globalen Zeitaltcrs bcnötigt werdm

Zunachst einmal ist keincs der wcltweiten vormodemen rcIiA giésen Systemc bisher in der Lagc gewescn, die Einhcit innerhalb der cigcnen Glaubensgemeinschafi aufrcchl zu crhalten. Die christlichc Okumane, zum Beispiel, blcibt nach wie vor ein femes Ziel während dic sunnitischschiitische Spaltung innerhalb des [slams nur waiter zu wachsen scheim, Ein derartiges Scktenwesen karm bis in die crslen Tage eincrjcden groIScn R611; gion zurtlckverfolgt wcrdm

Ein andercs Problem heme ist der Riss, der sich innerhalb jeder der traditionallen religiosen Gemeinschaften der Welt selbst darubcr aufgctan hat, Wie man der modemcn \Nelt gegenubcrtritt. Wiihrend einigc die Idecn aufgenommcn haben, die das modeme Idea] bilden — wie die Glcichwertigken von Frau und Mann und die Nolwendigkeil der Anwendung wissenschaftlicher Methodcn — klcbcn andere Personcn und Gruppen an archaischen, buchstabentreuen Interpretationcn, so (1355 sie in ihren Ansichtcn fanatisch Oder extrem geworden sind,

Das Resultat war eine hehigc Ahlehnung modcmer Wertc innerhalb einigcr religiöscr Gcmeinschaficn, die mitumcr auch in Gewalt ihrcn Ausdruck fand Disses Phénomcn hat dazu gefuhrt, dass Vielc Menschen Religion vollkonr men ablehnen.

[Seite 3]Gleichzeitig legt die jfingere Geschichte nahc, dass keine sékulare Ideologie allein in der Lage sein wird, die Art von Einheit und Engagement hervorzubringen, die erforderlich ist, um den Hcrausforderungen gerecht zu werden, welche die Globalisierung sowie das damit unweigerlich einhergehende Zusammenrtlcken der Menschheit mit sich bringen.

Trotz des Voranschreitens des Sékularismus in diesem jahrhundert bleibl der GrofSIeil der Menschheit lief religiös, und man kann kaum annehmen, class der rcligiése Impuls nach und nach vcrschwinden wird Religiéscr Glaube und die mit ihm verbundene transzenden[ale Erfahrung sind einfach ein zu elcmemarer Bestandteil der menschlichen Natur, als dass dieser missachtet werden kOnnte.

Auiierdem werden die relatiVislischen Werte, die inhérem aus einer streng materialistischen Weltsicht abgelcilet werdcn, keinesfallsje in der Lage scin, das erforderlichc Fundamem zu bieten, auf dem eine (lurch Zusammenhall und Nachhaltigkeit geprégte globalc Gesellschafi aufgebaul werden kann Wenn die fehlgeschlagenen ideologischen Experimeme des letzten jahrhunderts, die zerstörtc Gesellschaften und Millionen von Toten hinterlasscn haben, eins belcgen, dann diesen Punkt,

Es existiert jedoch auch em anderes Model] — eines, das der Erfahrung der Bahá’í—Weltgemeinde emspringt. Dieses Modell steht ftlr ein System, getragen von rcligiéser Überzeugung und Werten, dabei voll im Einklang mit dem modemen Ideal. Es birgt eine Perspektive in sich, die in ihrer Art wahrlich global ist — und die die Kraft der Religion beim Prozess dcs Aufbaus eines Gemeinwcscns zu nutzen vermag.

Die Bahá’í, die einen Querschnitt der Menschheit darstclIen, kommen praktisch aus allen Nalionen, ethnischen

Gruppcn, Kuhuren, Berufen und gcscllschaftlichen Oder ékonomischen Klassen. Es sind mehr als 2100 verschicdcnc ethnische Gruppen vcr Lrelen, ein Beweis globaler „Einhei[ in Mannigfaltigkeit“, Abcr lrotz dieser Vielfall isl die weltweite Bahá’í-Gemcindc frei von Spaltung Oder Zersplitterung Zu den gréféten Errungenschaften des Bahá’í-Glaubcns zéhlt in der Tat die Ffihigkeit, dem uraltcn Drang nach Spaltung in Seklcn und Untergruppen zu widerstehen, dem bisherjedc anderc Religion zum Opfcr gcfallen ist.

Daruber hinaus slchen die sozialen Prinzipicn dcs Baha'iGlaubens in beispiellosem Einklang mit dem aufkommenden globalen Wertcsystcm, welches bereits in Dokumemen vne der UN-Charta, der universellen Menschenrechtscrklärung und bei der Reihe globaler Konferenzen der Vcreinten Nationen, die in den 19906rjahren stattfanden, sowie schlieElich, als Höhepunkl, beim Millenniums—Gipfel imjahre 2000, seinen Niederschlag fand.

Zu dicscn Prinzipien gehören die Abschaffung aller Formen von Vorurtcilen, die vollkommenc Glcichwcrtigkeit der GeschICChter, die Anerkenhung der wcsentlichen Einhcil der grolécn Weltreligioncn, die Abschaffung extremer Armut und cxtremen Reichtums, univcrsclle Erziehung, Harmonie von Wisscnschaft und Religion, nachhahige Ausgcwogcnheit zwischen Natur und Technologie sowie die Errichtung eincs Weltstaatenbundcs, basicrend auf kolleklivcr Sicherheil und der Einhcit der Menschheit in all ihrer Vielfalt

Glcichzeitig besitzen die geistigen Lehren des Bahá’í-Glaubans erwiesenermaléen die Filhigkeit, die großcn Schnstlchte der Menschen nach tieferer Sinnfindung zu stillen was durch die Tatsachc untermaucrt mrd, dass sich der Bahá’í-Gemeindc Menschen praktisch jeden rcligiésen Hintergrunds angcschlossen haben, seien es Buddhistsn,


Christen, Hindus,jainas, juden, Muslimc, Sikhs, Zoroastrier Oder sogar Animisten. Auch vielc vormals nicht religiöse Mcnschen sind Bahá’í geworden,

Der Bahá’í-Glaube kann Menschen aus so verschiedenen Hintergrtlnden zu vereinen, weil er lehrt, dass es nur einen Gott gibt, der sich 1m Verlaufc der Gcschichte durch eine Reihe géulicher Boten der Menschhcil offenbart hat darumcr Abraham, Krishna, Zoroasler, Moses, Buddha, jesus und Muhammad Dicsc Folgc géulicher Lehrer spicgclt einen cinzigen historischen „Plan Gottes“ wider, der zum Z161 hat, die Menschheil über den Schbpfer sowie die Entfaltung ihrer geisitgen, intellekIucllen und moralischen Féihigkcilcn zu unterrichlen.

Das Ziel war und ist die Berei Lung des Weges hin zu einer cinzigen globalen und stimdig fortschreitenden Kultur. „Religion ist wahrhch das vorIrqfflichste Mind zur Erruhtung der Ordnung in der Welt undfur die Ruhe ihrcr lekcr“, sagte Bahziu’llélh. „AHC Mcnschen wurden ersthq/fl‘n, eine slandig

jbrtSChVeitendc Kullur voranzu tragen. “

Der Bahá’í-Glauhc misst dem Ideal der Schaffimg einer globalen Gemeinschaft höchste Bedeutung bei. „Sclig und glucklich ist, wcr sich erhebt, dem Wohlc allcr V(ilker und Geschlahlcr der Erdc zu dienen.“ Und glcichermaféen: „E5 ruhmc Sid] nitht, wcr sein Vatcr land licbt, sondern war die ganzc Welt licbt. Die Erdc ist nur (in Land, und alle Mensyhcn sind seine Burger.“

Indem dic Menschheit veranschreitct in der unvermeidlichen und historischen Annahmc ihrer Einheit, auf der Suchc nach einem Wag, der dicsem Prozess Sinn, Bedcutung und einen anregendcn Impuls vcrleiht, bietet die Erfahrung der Bahá’í»Weltgemeindc em einmaliges, weil reellcs, Studienmodell an _I



Wenn sich auch die großen Weltreligionen der Vergangenheit

beim Aufbau zusammenarbeitender Gemeinden innerhalb ihrer ieweiligen Regionen oder Epochen als fähig erwiesen haben, scheint es dennoch unwahrscheinlich, dass sie in der Lage sind, die Art gemeinsamer Werte zu liefem, die für die einmaligen Herausforderungen des globalen Zeitalters benötigt werden.

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“A ONE COUNTRY 4/2007 - Seite 3



[Seite 4]Die diesjfihrigé ' Jugendkonferenz 20g 270 junge Erwachsene





4o Landern an.

www.changing-times.org

„Die Motivation, etwas zur F6rderungs i “ der Gesellschaft beizutragen; auch 5

selbst zu wachsen und sich zu verändern. , In ihren Gemeinden, bei ihrer Arbeit oder im Studium oder wo immer sie sind, etwas zu bewirken.“




— Ruha Reyhani (28), Organisatorin


Changing Times - Changing Minds?

Internationale Jugendkonferenz will zu Veränderungen motivieren

HLUBOKA, T SCHECHISCHE REPUBLIK, DEZEMBER 2007 — Es ist dus secbste Jabr in Folge, (lass Ruha Reybzmi (28) gemeinszmz mil drei ueileren jungen Eruracbsenen eine jugeml/eonferenz auf internatimmler Ebene orgmziszert bat. Eine Konferenz, die 1'71 der Bahá’í-Wel! inzwzschen zu einer „Institution" fzir Uielejnge Menscben ab 20 geuorden ist. „Cbangzng Times“ is! dabez mcb! rmr der Tile] des Treflens; der Name ist Programm mu! spiegelt sicb souolJl ill den Vortrdgen, nls duck in den Eivzstellungen der Teilnebmer wider Es gebt um Veriinderungen aufallen Ebenen persénlzcb, gesellscbaftlzcla, weltueit. Vemnderungen, die in den Augcn zzelerler eine fortscbreitende Kultur nötig stud. Docb uas nebmen die jugendlicben wirklicb mm diesen acbt Tagen in der tscbecbiscben Provinz mil?

Motivation

“Die Motivation, ctwas zur Fhrderung der Gcscllschah bcizutragcn; auch selbst 2L1 wachsen Lmd sich zu verandcm. 1n ihren Gcmcindem hci ihrer Arbcit odor im Studium oder wo immer sie 51nd, Clwas zu bewirkcn‘fl lama Ruha Reyhzmis Amwort nuf chess Fruge. Um fur solche Ziclc die nchti


A Inspiration: Insgesamt sechs mal sprach Hooper Dunbar, Mitglied des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, zu den Teilnehmem der diesjiihrigen Konferenz.

' ““r‘é ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 4

gen Rahmcnbedingungen zu schaffcn, léidt das Organisationsteam jedes Jahr bcwusst sehr untcrschicdliche Rcdner cin dic zu verschiedencn Themen sprcchen, Schliefilich ist das Publikum auch schr heterogcm was Alter, Interessen und Herkunfl angcht, wie Ruha Rcyhani bctont. 1n diesem jahr seien 270 jungc Enxachsene nus uber +0 verschicdcnen Limdem angereisl. 1hr Tcam-Kollcgc Vahid Khamsi (30) crgiinzL dass die Vortmgenden in ersler Lime Fachlcute sind, die auf ihren Gebicten Neues erproben und daruber anhand von praktischen Beispiclen erzdhlcn kénncn. ,.Diese Bcispielc kann man damn sehr einfach kopicren und sie dienen als Inspiration„, {Ugt er hinzu

Inspiration

Als „Inspiralion“ cmpfinden in der Tat Vielc Teilnehmer die verschiedcnen Vortrdge und Workshops Oftjcdoch mcht so sehr auf praktischer, sondern vielmchr auf geistiger Ebene Es war wirklich Cine gcistige Umwandlung. Man wurde crmutigl, SiL‘h selbst geislig weitcr 2L1 emwickeln“, crzdhh Mercy Mkandawirc (23) nus MalawL Vielc der Vortrftge zcntrierlcn sich fur sie sowohl um die akluellcn Ercignissc in der Welt, als auch um die generallen Umwdlzungen, „die uns und unsere Milmenschen bctreffenf Ahnlichcs berichlet auch Barbora Borakova (21) nus Tschechien: .Ich glaulm geistige Inspiration ist das wichligstc, was ich von dicser Konfercnz mu nach Hausc nehmc, denn das täglichc Leben zieht mich oft schr rumerf

Ein Blick auf das Programm bestiiligt die Aussagen der beiden jungen Frauen Die Beitrage bewcgen Sich zwischen aktucllcn und .,geistigcn“ Themen. So gcht es untcr andercm um „Das Verstehen


der derzeuigen Situation im Mittleren Osten“ (Dr, Eric Mondschcin), .Das Verarbeiv Len eincs Traumas“ (Dr, Patricia McGraw), oder “Krfifle des Lichts, Kritfte der Finstcmis“ (Hooper Dunbar). Dazwischen Workshops und abends kunstlerischc Darbictungcn wie Theater Oder Konzertc.

..1n gunz Europa habcn die Lcute heute gmlge Angst vor dem Islam“, slellt Dr. Mondschcin (USA) in seincm Vortlag fest. Dabci sei es schr wichng zu vcrstehen, class (1215, was zur Zeil passierc, nichts mit den Lehren Mohammeds zu tun habe. Man dUrfc den zur Schau gelragenen Fana[ismus islamischer Seklen nichl mit der eigentlichen Religion vcrwechseln. ..Niemand wird als Selbstmordamentéter geboren. Das muss einem bcL gebracht warden“, laulct Mondscheins Fazit.

Die amerikanische Psychologin D11 Patricia McGraw spricht über die Auswirkungcn von Traumcn auf den Menschen. chmalligcnde Angst odor traumatischc Erlebnissc fuhrten zu Abgrenzungen, emotionalcr Betfiubung und sogar zu cincr wirklichen Vcrdnderung im Gehirn. Doch kdnmen diese gemilderl wcrden durch die Art der zwischenmenschlichen Bczichungen „Wir musscn wieder Vcrbindungen zucinander herstellen, dic auf Vellraucn basiercn, Über all diese Traumcn haben wir Angst bekommen, Lmsere Herzen sind W16 Gingefroren. Wir mfisscn wieder ein Gefuhl der Sicherheit herstellen. Das ist der Grundslcin fur jcde Bcziehung; und Bczichungen sind die Basis fur allc sozialen Netzwerkc“, meim McGraw. In jedcm Menschen steckc in diesem Sinne cm Heiler.

Hooper Dunbar ist Mitglied des höchsten Gremiums der Bahá’í‘ des Universalcn Hauses

[Seite 5]„Changing Times“ ist im jahr 2002 aus einer Privatinitiative

' von vierjungen Erwachsenen heraus entstanden. Seitdem hat die Konferenz jedes Jahr Ende Dezember eine Woche lang auf dem Geldnde der „Townshend International School“ in dem tschechischen Ort Hluboka, Sadbéhmen, stattgefunden. In erster Linie furjunge Bahá’í gedacht, ist „Changing Times“ offen fur alle jungen Erwachsenen ab 20 jahren; das selbsterklarte Ziel heifit „Bildung, Inspiration und Férderung von Austausch“. Die Jugendlichen sollen ermutigt werden, in ihren jeweiligen Gemeinden ihren Beitrag zum allgemeinen Wohlergehen zu leisten. Aufgrund der großen Nachfrage, und um den internationalen Charakter der Konferenz zu wahren, hat die Organisation Lander-Kontingente eingefahrt, begrenzt auf 40 Teilnehmer

pro Land.

Weitere Informationen unter www.changing—times.org

der Gerechtigkeit, und lebt zur Zeit in Israel. Er beschreibt die scheinbar in der Welt wirkenden „fins[eren Krafte“ so: ,Jeder Mensch hat eine höhere und eine niedere Natur, die sich mit einem Reiter und seinem Pferd vergleichen lassen. Unsere höhere, geistige Natur muss die niedere kontrolheren, sonst geht das Pferd mit uns durch“ Die finsteren Kräfte seien also die dunklen, negativen Gefühle und Leidenschaf[en eines jeden Menschen. Zutage [reten kénmen sie zum Beispiel auch durch Langeweile. Dagegen sei die hijhere Natur göttlichen Ursprungs Alles im Leben solle deshalb nicht zuletzt von der Liebe zu Gott motiviert sein. „Kréfle des Lichts“ nennt Dunbar jene geistigen Krafte und Enérgien, die den Menschen neue Möglichkeiten und Erkennmisse aufzeigen. Diese lieféen sich in großer Anzahl in den authentischen Bahá’í-Schriften finden. „Eigentlich haben wir die Möglichkeiten bis jeth noch langst nicht ausreichend erforscht‘fi sag: Hooper Dunbar,

Verénderung

Der Okonom Giuseppe Robiati aus Italien ist bcreits zum [Unften Mal als Vortragender bei der Konferenz dabei, Er erklärt die Verbindung zwischen „Geistigkeit“, „Ak[ualität“ und “Veranderung“: ,Wir befinden uns in einer Zeit des Übergangs, und daher gibt es vicl Bewegung und TumulL Bci einer solchen Konferenz sprcchen

Wir über Geistigkeit; allerdings nicht in dem Sinne, wie wir es fruher getan haben, etwa nur in die Kirche zu gehen Oder etwas Gutes zu tun. Wir spreChen über Geistigkeit, die sich durch Liebe und konkrete Tater) ausdrUCkL — das ist eine neue Art von Geistigkeit Sie ist permanent in uns und wird aktiv in unserem [églichen Handeln,“ Die jugendlichen sollten eine positive Sicht auf die Zukunft mitnehmen, sich aber dessen bewusst sein, was in der Welt passiert Die Bedeutung der Konferenz hegt fur ihn auch in gegenseitiger Ermutigung und dem Aus[ausch von Erfahrungen und Ideen. „Die Lebensumsté‘mde und ihre Anforderungen éndern sich heule schneller, und danach müssen wir uns richten Wir können nicht mehr nur danach leben, was unsere Eltem und GroiSeltem






























A Viele Nationen an einem Tisch: Teilnehmerinnen aus England, Osterreich

und Australien


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A Giuseppe Robiati, Hooper Dunbar, Dr. Eric Mondschein




A Dr. Patricia McGraw

uns lehrten. Wir brauchen eine neue Vision, neue Ideen, einen neuen Lebensgeist“, so Robiati

Diese Ansicht teilt auch Dr Eric Mondschein: „Die Welt, in der wir leben, éndert sich sténdig. Wir mussen uns auch sténdig verandern, Und so Wie sich die Welt auch weiter entwickeh, müssen auch wir in unserer geistigen Entwicklung voranschreiten.“

Und praklisch? Bayan Bruss (21) aus den USA zieht seine eigenen Schlusse aus einer Rede von Hooper Dunbar: „Herr Dunbar sprach über dic





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Zwillingsprozesse von Aufbau und Zerfall. Unsere R0116 ist die, den Aufbau zu untersuitzen. Alles andere braucht uns nicht zu sorgen. Als JugendhChe sind wir noch nicht durch eigene Kinder Oder Héuser gebunden Deshalb glaube ich, dass es wichtig 1st, class wir uns jetzt an die Arbeit machen, denn spater Wird dafür weniger Zeit sein.“

An die Arbeit machen sich auch wieder Ruha Reyhani und das Team von „Changing Times“. Die Planungen {Ur die nächste Konfercnz haben bereits imjanuar begonnen Cl — van Liza Gerhold


“-‘3‘ ONE COUNTRY 4/2007 . Seite 5


[Seite 6]„Wenn die Meeresspiegel im vorhergesagten Ausmafi steigen, müssen wir mit Hunderten von Millionen Flijchtlingen rechnen.“

  1. Dr. Arthur Lyon Dahl,

Internationales Umwelt—Forum



















Moralische Herausforderungen des Klimawandels

VEREINTE NATIONEN — Mzt der waclasenden wissenscbafllichen Einigleezt über die Erderwdrmung leommt uucb der Moment, an dem man sicb Gedanken dumber madat, wie die wirtscbaftlichen, sozzalen zmd menscblichen Belastungen, die der Klimawandel mit sich bringt, gemeznsam bewdltzgt urerden leénnen.

Dies war die Hauptbotschaft der Experlenrunde über „Die ethische Dimension (195 Klimawandels“, welchc die Internationale Bahá’í-Gemeinde organisierte. 8'16 [and statt am 30. April 2007 im Rahmen der Tagung der UN-Kommission [Ur Nachhaltige Entwicklung.

„ enn die Meeresspiegel 1m vorhergesagten Ausmafé steigen, müssen wir mit Hunderten von Millionen Flachthngen rechnen“, stelhe Arthur Lyon Dahl, Vorsitzender des Internationalen Umwelt-Forums, einer Bahá’í-inspirierten Org} nisation, fest,


A Tahirih Naylor (L) van der Bahdflntemational Community moderierte die Expertenrunde zum Thema „Die ethische Dimension

des Klimawandels“. Ganz rechts: Don Brown

vom Rock Ethics Institute der Universität Pennsylvania

’ ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 6

„W0 sollen sie hingehen? Wer wird sic: aufnehmen? Was bedeutet es fUr die Einwanderungsregelungen?“, fragte

Dr Dahl, womit er nur einige moralischc und ethische Fragen aufwarf, die sich durch

die Folgen des Khmawandels jeLzL stellen

Gefördert durch die Lander Tuvalu und Marshallilnseln und mit Umerstfitzung des UN—Btlros des Hohen Beauf[ragten der Vereinten Nationen far die am wenigsten em! wickelten Lander, Binnenemwicklungslénder und kleinen Insel—En[Wicklungsléinder (UNOHRLLS), war dieses Trcffen eine der am meisten berichteten Nebenveranstahungen der 2007er Kommissionstagung, berichtet Tahirih Naylor, VerLreterin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vercimen Nationen.

„Dass die Expertenrunde bereits am crsten Tag der Kommissionstagung stattfand, half, das Hauptaugenmerk der Tagung auf die ethischen Aspekte der Klimaverénderung zu lenken Dadurch erhielten auch die Diskussionen wéihA rend der Kommissionssitzungen und der Vcranstaltungen andercr Nichtregierungsorganisationen und wichtiger Gruppierungen einen emsprechenden Rahmen“, so Tahirih Naylor.

Der Schwelpunkt der diesjélhrigen Tagung war ausgerichtet auf die Vorgehensweisen und Méghchkeiten nationaler Selbstverpflichtungen in den Bereichen Energie far eine nachhaltige Entwicklung, industrielle Emwicklung, Luftund Umweltverschmutzung sowie Klimawandel

“Die Internationale Baha’iGemeinde hatte emschieden, auf der 15. Kommissions[agung ihr Hauptaugenmerk auf die ethische Dimension des Klimawandels zu legen“, berichtet Frau Naylor, „Gewéhnhch wird die Thematik aus wissenschaftlicher, winschaftlicher Oder tcchnischer Sicht betrachtet Die dramatischen menschhchen und ethischen Größenordnungen wer den haufig ubersehen. Die Religion hat die Aufgabe. diese Aspekle hervorzuhebcn.“

Bahá’í-Vertreter nahmen ebenso an weiteren Aktivité‘uen wahrend der Tagung [611, indcm sic mit verschiedenen Parmem aus der Zivilgesellschaft zusammenarbciteten Dazu gehbrten die Vertreter anderer groEer Gcsellschafrsgruppen Wie Kinder und jugendhche, indigene Völker, Frauen, Oder auch Reprisemamcn aus dem Wissenschafts- und Technologiesektor. Die Bahá‘ifeilneh mer tauschten sich mit den Gruppenvertretem aus, halfen bei der Erstellung von Stellungnahmcn, die bei den Kommissionssnzungen verlesen wurden und regten gemeinsame Vorschléige von Tagungspunkten mit thkrichtung auf ethische Aspekte der Themen an,

Verlreter der Bahá’í-Gemeinde nahmen auch Kontakt zu Regicrungsmitgliedem verschicdener Lander auf, um Anderungen des offiziellen Ergebnisprotokolls der Tagung anzuregen und mit ihnen über die Bedeutung der ethischen und morahschen Größenordhung in der nachhaltigen Enti wicklung zu sprechen

Unter den Teilnehmern der Expertemunde ,Die cthische Dimension dcs Klimawandels“ Waren: Enele Sopoaga, shemahge Sténdige Vertretung Tuvalus bei der UN; Om Pradhan von OHRLLS; Don Brown, Projektkoordinator des Gemcinschafisprogramms fUr die Ethische Dimension cles Klimawandels; Tony Barnston vom In[ernationalen Forschungsinstitut für Khma und Gesellschaft der Columbus Universitét; Rabbi Lawrence Troster, Programmdirektor der GreenFaiLh—Gesellschaft; sowie Dr. Arthur L, Dahl, Bahá’í und Koordinator des UN Programms {Ur Umwehdiplomatie an der Universitét Genf.

[Seite 7]

Don Brown vom Rock Ethics Institut der Pennsylvania Universität stelhe fest, dass die moralischen und ethischen Beglenerscheinungen, die aus steigendem Meeresspiegel oder zunehmenden Missemten emstehen, sich [Ur Viele Menschen zu einer Frags von Lebcn und Tod entwickeln werden

„Welches M313 an Erwérmung können wit uberhaupt hinnehmen?“, fragte er. ,Welchc Treibhausgaskonzemration ist als Obergrenze festzulegen? E5 gibt momentan keine wichtigere moralische und ethische

das Verschwinden etlicher kleincr Inselstaaten durch

den steigenden Meeresspiegel vorhersagen.

„Es ist neben der politischen und Wirtschafthchen auch eine moralische Verpflichtung, Limdem wic Tuvalu sowie kleinen InseLEntmcklungsléindem und Binnenemwicklungsléndern zu helfen. Wir mussen dringend etwas unternehmen.“

Om Pradhan von UN-OHRLLS hielt fest, dass die jfingsten Vorhersagen davon ausgingen, dass kleine Inselstaaten „einfach ausgewischt warden“.



A Experten diskutieren moralische Fragestellungen, die sich aufgrund der Klimavercjnderung ergeben: Dr. Arthur L. Dahl (1.) vom Internationalen Umwelt—Forum und Rabbi Lawrence Troster von GreenFaith

Thematik als diese Hier und jetzt entscheidet sich definitiv, wer in Zukunft uberleben kann und wer sterben muss; ob Tuvalu und die MarshallInseln waiter cxistieren warden oder nicht.“

Don Brown ist der Auffassung, dass durch diese Fragestellung internationale Institutionen wie die Vereimen Nationen gezwungen sind, die internationalen Rechtsgrundlagen und Normen zu uberdenken.

Botschafter Enele Sopoaga betom, dass die Klärung disses Sachverhaltes ftlr Lander wie Tuvalu vorrangige Wichtigkeit besitze. „Die Zukunft wird fur alle Gemeinschaften und Limder katastrophal sein, aber besonders betroffen werden jene sein, die bereits heuLe als auficrst verwundbar durch den Khmawandel ausgemacht wurden“, stelhe er fest, als er berichtete, dass este Studien

„Es istjetzt die Zeit, die Internationale Gemeinschaft zu erinnem, dass Ethik und Moral bei jeghchem menschlichen Handeln eine wichtige R0116 spielen, besonders wenn wir eine Situation haben, in der khmalische Verdnderungen eine so große Anzahl beeinflussen, vor allem Arme und Verwundbare“, sagte er.

Alle Teilnehmer waren sich daruber 61mg, dass die zuletzt veréffemlichten Studien der UN—Kommission far Khmawandel sowie der Überarbeltete britische STERN—Bericht uber die wirtschaftlichen Auswirkungen des Khmawandels eine h(jhere Ebene von Verliisshchkeit hinsichtlich des Latséchlich stattfindenden Wandels und dessen Folgen aufwiesen,

“Einige erwarten bei Vorhersagen eine Sicherheit von 98 Prozem, um zu akzeptieren, dass

es sich um einen wehweiten Klimawandel handelt“, sagt Tony Barnston, “Zur Zen

sind wir bei einem Wen von 90 Prozem oder etwas dartiber. Ftlr mich ist das reichlich hoch. Wir sind nicht mehr bei einem Wen von 57 Prozem wie noch vor zehn Jahren.“

Alle Teilnehmer der Expertenrunde stimmten auch darin Überein, dass ein drastischer Wandel im Verhalten erforderlich ist, um die schwerwiegendsten Konscquenzen abzuwenden. So zum Beispiel Wire 6111 Umstieg auf verbrauchsérmere Fahrzeuge, ein Umstieg auf erneuerbare Energien etc. unbedingt erforderhch.

Nach Barnston muss heute die Frage gestellt werden, wie der Einzelne dazu bewegt warden kann, sein Verhahen zu éndern „Wenn wir etwas Stérendes in unserem Verhalten entdecken, dauert es Jahre, sich dessen bewusst zu werden;jahre, um dies zu akzeptieren; weitere Jahre, es zu glauben; und wieder Jahre, etwas zu unternehmen.“ A15 Beispiel luhrte Barnston die Erkennmis an, dass Rauchen schédhch ist oder class Sonncnbréinde nicht gesund 51nd. „Wir müssen den Zeitraum, bis alle Ebenen der Gesellschaft akzeptieren, dass der derzeit stattfindende Khmawandel genauso geféhrhch ist wie das Rauchen, dringend verkup

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2611

D1: Dahl 15L mit Rabbi Troster dezidiert der Auffassung, dass der Glaube einen wichtigen Ameil daran hat, die Motivation far ethisches Handeln zu verstérken.

“Wic kOnnen wir den erforderlichen Willem wecken, die erforderlichen Opfer zu bringen?“, fragte Dr. Dahl. ,Wie kann ein Bewusstsein ftlr eine weltweite Solidaritiit geschaffen warden, werm Wir alle die gleichen Herausforderungen zu meistem haben?“

„Religion war von jeher die

Größe in der Gesellschaft, die fur Moral und Ethik verant wordich zeichnete“, gab cr die Antwort. „Wir mtlssen uns um Méféigung muhen. Gerade die Religionen lehren, miL sehr wenig zufricden zu sein,“

„Rehgiése Gemeinschafien glauben, dass die EinsLeHung, Wie sich die Menschheit selbst in Beziehung zur Schöpfung beLraChtet, wesentlich für eine Verdnderung des Verhaltens ist“, so Rabbi Troster “Es ist entscheidend fUr das Konzept moralischen Handelns. Warm wir unsere Einstellungen éndern, warden wir auch unsere Handlungsweisen éndem.“ D

„Welches Mai; an Erwéirmung können wir flberhaupt hinnehmen? Welche Treibhausgaskonzentration ist als Obergrenze festzulegen? Es gibt momentan keine wichtigere moralische und ethische Thematik als diese. Hier und ietzt entscheidet sich definitiv, wer in Zukunft Liberleben kann und wer sterben muss; ob Tuvalu und die Marshall-lnseln weiter existieren werden oder nicht.“

— Dan Brown,

Rock Ethics Institute, Pennsylvania State University

““3? ONE COUNT Y 4/2007 - Seite 7

[Seite 8]

, ,w

A Dieser Briefeiner Regierungsabteilung an 81 iran/sche Universitéten weist sie an, Bahá’í—Studenten von der Universitcit zu verweisen. Eine englische

Version kann man unter http://news. bahai.org/ story/5 75 nachlesen.

„Wenn zur Zeit der Einschreibung oder während des Studi ums die Bahá’í-ldentitfit von Studenten bekannt wird, müssen sie von der Universita't verwiesen werden.“

— Ashghar Zarei, Generaldirektor, Iranisches Ministerium far Wissenschaft, Forschung und Technologie

'_ “>1 ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 3

Verweigerung des Universitfitszugangs für Bahá’í—Studenten in Iran

NEW YORK - Die Babdz International Community hat die Kopze eznes vertmulichen Briefes des immsclaen Ministeriumsler Wissenscbaft, Forschung and Technologze aus dem jabre 2006 erbalten, der iraniscben Universitdten die Anweisng gzbt, jeden Studenten, der als Bahá’í identifizzert wird, van der Universitdt zu verweisen.

Der Brief widerlegtjungste Stellungnahmen iranischer Offizieller, die besagen, dass Bahá’í—Studenten im Iran keiner Diskriminierung ausgesetzt seien — trotz der Tatsache, dass wenigstens 128 der 200 im letzten Herbst immatukulierten Bahá’í Während des akademischenjahres 20062007 Von der Universitét verWiesen wurden.

„Dieses neueste Dokumem beweist unzweideutig, dass iranische Behérden entschlossen bleiben, die Bildungsmöglichkeiten iranischer Bahá’í vollständig zu blockieren, emgegen a1lem, was 516 nach außen behaupten“, sagte Bani Dugal, Hauptreprésentantin der Bahá’í International Community bei den Vereinten Nationen. „Der Brief offenbart eine doppelzfingige Kampagne (165 Iran. 816 téuscht vor, dass der Iran international anerkanntes Recht nicht verletzt, während [atséchlich die Regierung gerade fortféhrt, ihren geheimen Langzeitplan umzusetzen, der verhindern 5011, dass Bahá’í eine Universitétsausbildung erhalten.“

Sie fligt hinzu: „Nicht nur die Bahá’í, auch andere benötigen dringend internationalen Schutz: Studenten, die aufgrund von Bestimmungen, die vélhg unberechtigt sind, vom Studium ausgeschlossen werden; Frauen, deren Menschrechte extrem durch Erlass oder Aufrechterhaltung diskriminierender Gesetze verletzt warden; und weitere Opfer der Ungerechtigkeit in diesem Land.“

Der Brief aus demjahre 2006 stammt vom Zentralen Sicherheitsbliro des Ministeriums fur Wissenschaft, Forschung und Technologie (MSRT) und wurde von seinem Generaldirektor, Asghar Zarei, an 81 Universitéten im ganzen Lander verschickt, Das genaue Datum dieses als „vertraulich“ gestempelten Briefes ist nicht zu entziffern, aber sein Inhalt ist lesbar:

„Wenn zur Zeit der Einschreibung oder während des Studiums die Bahá’í—Identität von Studenten bekannt wird, mussen sie von der Universitét verwiesen warden“, heifSt es in dem Brief, der von Asghar Zarei unterzeichnet ist, Das Ministerium fur Wissenschaft, Forschung und Technologie beaufsichtigt alle Staatlichen Universitéten.

Diese Anweisung steht in klarem Widerspruch zu Offemlichen und privaten Aussagen von iranischen Regierungsbeamten. Anfang März 2007 zum Beispiel veröffenthchte die Agentur Reuters einen Arm kel über die Behandlung von Bahá’í-Studenten durch den Iran und zitierte einen anonymen Sprecher der iranischen Mission bei den Vereinten Nationen, der sagte: „Niemand wurde 1m Iran wegen seiner Religionszugehérigkeit vom Studium ausgeschlossen.“ Ebenso kam 1m letztenjahr eine bemigerische Aussage von iranischen Offiziellen ans Licht, 2115 Clare Short, Parlamentsmitglied des Vereinigten Königreiches, eine Mitteilung von Hamid Reza Arefi, des Geschäftstrégers der iranischen Botschaft in London, erhielt: „Im Iran wird niemand allein wegen seiner Ideologie von der h(jheren Bildung ausgeschlossen.“

„Obwohl der Bahaismus nicht als offizielle Religion anerkannt wird, haben die Bahá’í nach dem Gesetz Anspruch auf gleiche Rechte“, schrieb


Hamid Reza Arefi in einem Brief vom 8. juni 2006 an Clare Short

Der Brief des Zentralen Sicherheitsbfiros des MSRT aus dem jahre 2006 bezieht sich auch ganz klar auf das geheime Golpaygani-Memorandum über die Bahá’í aus dem jahre 1991, (1215 von einem Beamten der Veremten Nationen 1993 der Offentlichkeit bekannt gemacht wurde.

1m Gegensatz zu den Beteuerungen von Hamid Reza Arefi, dass Bahá’í gesetzlichen Anspruch auf gleiche Rechte haben, sagen andere Stimmen aus, dass das GolpayganiMemorandum Vorrang habe, Dieses Memorandum aus dem jahre 1991 entwarf einen umfassenden Plan mit dem Ziel, die Entwicklung und den Fortschritt der iranischen Bahá’í-Gemeinde zu „blockieren“. Das 19916r Memorandum besagt zum Beispiel auch, dass „jede Position von Einfluss“ den Bahá’í voremhahen und dass „Personen, die sich als Bahá’í identifizieren, die Anstellung verweigert warden 5011.“

Das 199ler Memorandum sagl klar aus, dass Bahá’í „Von den Universitéten verwiesen werden mussen, entweder bei der Einschreibung oder während ihres Studiums, sobald klar 151, class 516 Bahá’í sind,“

Es trägt die Unterschrift von Hujjatu’l Islam Seyyed Mohammad Golpaygani, dem Sekretér des Obersten Iranischen Revolutionéiren Kuhurrates, und ist somit durch Ayatollah Ali Khamenei, dem höchsten religiösen Fuhrer der Islamischen Repubhk Iran, bestétigt. Insofem ist es Ausdruck der obersten Politik der Regierung. CI

[Seite 9]Die Bahá’í—Welt verliert ein herausragendes Mitglied

HAIFA, Israel — Die wehweite Bahá’í-Gemeinde trauert um Dr Ali-Muhammad Varqa,

ein auEerordenthch geschétzLes Mitglied, Er verschied am 22‘ September 2007 in seinem Heim in Haifa.

Imjahre 1955 war Ali-Muhammad Varqa von Shoghi Effendi, dem Hater des Bahá’í—Glaubens, in den besonderen Rang einer „Hand der Sacha Gottes“ erhoben worden Dr Varqa diente in dieser Position auf internationaler Ebene 52 jahre lang bis zu seinem Hinscheiden Er war die letzte der 27 Héndc der Sache, die zugegen waren, als Shoghi Effendi 1957 zu Grabs gctragen wurde.

Dr Varqa emstammte einer namhaften iranischen Familie,

die seit mehreren Generationen dem Bahá’í-Glauben mit großer Ergebenheit diente.

Nach der Erlangung eines Doktortitels von der Sorbonne in Paris imjahre 1950 lehrte er 1m Iran an den Universitéten von Tébris und Teheran und dieme der Bahá’í—Gemeinde hier in verschiedenen administrativen Funktionen. Imjahre 1979 zog er nach Kanada und wéhhe spéter semen Wohnort in Haifa, um am Bahá’í-Weltzentrum zu dienen

Er wurde imjahre 1911 in Teheran geboren und empfing semen Ehrenmel von Abdu L Bahia, 1m Gedenken an semen Grofivater, der getötet wurde, weil er em Anhanger Baha’u’llahs geworden war

Dr. Varqa bereiste viele Lander, zunéchst als Représentam Shoghi Effendis, spéter als der des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, des international hOChsLen Bahá’í—Gremiums. 1n dieser Eigenschaft nahm

Dr Varqa an den ersten Baha‘iNationaltagungen in Belgien, Luxemburg, im Kongo, in Mauretanien, der Zentralafrikanischen Republik, St. Lucia, St. Vincent, der Tschechoslowakei und Grbnland [611‘

Dr. Varqa hinterlésst drei Tochter und sechs jfmgere Geschwister. Seine Beerdigung fand am Morgen des 24. September 2007 statt. Er wurde auf dem Bahá’í-Friedhof in Haifa beigesetzt,

Verlag der Weltreligionen Werke Bahá’u’lláhs Für 2009 geplant

Der Verlag der Weltrehgionen versteht sich als Verlag fur die Edition der grundlegenden Schriften der Religionen der Welt und als Publikationsforum far die Darstellung und Diskussion religiöser Phénomeme und Emwicklungen in Geschichte und Gegenwart.

Sein Gegenstand sind die heuA tigen Religionen, Konfessionen und religiösen Gruppierungen in ihrer gesamten Vielfalt ebenso Me die historischen Religionen.

Was macht die Frags nach der Religion am Beginn des 21. jahrhunderts so brisant? Die Pluralitét der Wehrehgiomen 151 zum integralen Bestandteil des Alltags aller Menschen geworden — teils durch Bilder und Geschichten in den Massenmedien, [eils durch Erfahrungen im Umfeld und 1111 Zentrum des eigenen Lebens.

Wenn diese universelle Nachbarschaft aller Religionen ein Ergebnis haben 5011, (135 mehr verspricht als einen gewaltigen Zuwachs an Fremdheit, Verlazungen, ja Hass, darm muss em Prozess des gegenseitigen Verstehens und der fortschreitenden Selbslerkléirung einsetzen,

Dazu will und Wird der Verlag der Weltrehgionen Wesemliches beitragen, indem er Grund1agen bereitstellt und ein Gespréchsforum bildet,

Der Verlag der Weltreligionen will 1m Fruhjahr 2009 folgende zwei Werke Bahá’u‘lléhs herausgeben: „Kitáb-1—Aqdas Das Heihgste Buch“ und „Brief an den Sohn des Wolfes“.

Zu den bereits erschienenen BUChem dieses Verlags, die ebenso anspruchsvoll wie ansprechend aufgemacht 51nd, zéhlen u. a. die Bhagavad Gita,


die Mischna, das Buch der vierzig Hadithe, die Rig-Veda Oder „Vom rechten Leben Buddhistische Lehren aus Indian und Tibeti

AufSer den Heiligen Schriften der einzelnen Religionen finden sich Bémde zur Erläuterung, Me 2. B. die „Einfuhrung in die lurianische Kabbala“, sowie wissenschaftliche Betrachtungen, darunter z B, “Die elementaren Formen des

religiösen Lebens„ von Emile Durkheim.

Grundsétzhch alle Bände 51nd so konzipiert, dass sie ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhéltms aufweisen, Insbesondere der Eroffnungsband, mit BeiLrégen renommierter Autoren wie jan Assmann Oder Ulrich Beck, ist als Einstieg sehr zu empfehlen. Der darin enthaltene Beitrag über die Bahá’í—Rehgion wurde von Prof. Udo Tworuschka verfassL











Dr. Ali-Muhammad Varqa


A Erbffnungsband

„Die Religionen der Welt“, Verlag der Weltreligionen

im lnseI-Verlag, 1. Aufl. 2007, 415 Seiten

“‘91 ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 9



[Seite 10]


In der Ausgabe

der Fachzeitschrift „STD und AIDS“ vom März 2007 schreiben Forscher, dass die Verhiitungsstrategien gegen die Ausbreitung von HlV/AIDS sich den religiösen Glauben der Betroffenen zunutze machen könnten.


Studie: Religion kann zur Bekfimpfung von AIDS beitragen

GEORGETOWN, Guyana Nada Anszcbt van Wtssenschaftlern, die Kennmisse und Eznstellung junger Leute beziiglzcb HIV/AIDS und sexuellem Verbalten eiforscbten, Iebmzten Strategien zur Verbinderung derAusbreitzmg 1,011 HlV/AIDS unter jngen Leuten nocl) wirlesumer sezn, wenn sie die Kraft religiosen Glaubens und religic'fiser Praxis nutzen würden.

Die Studic, die von UNICEF geffijrdert und von der Orv lichen Varqa-Stiftung durchgefuhrt wurde, fand heraus, class furjunge Mensahcn die die Lehrcn ihrer Religion kanmen und sie befolglen, Geschlcchtsverkehr \Vesemlich unwahrscheinlichcr war, als {Ur solche, filr die das nicht zutraf, und zwar mit 18 zu 45 Prozan

,Stratcgien gegcn die Ausbreitung von HIV/AIDS solllcn sich den religiösen Glauben und die religibsc PraXis zu


A Brian O’Toole, stehend, trainiert Menschen, damit sie helfen konnen, Daten far eine Studie Über die Ausbreitung von H/V/AIDS in Guyana

zu sammeln. Er schreibt es den Bemuhungen dieserjungen

Menschen zu, dass die Fragebogen Überdurchschnittlich akzeptiert

' “"9; ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 10

und beantwortet wurden.

nutze machen, besonders in solchen Gesellschaftsformen wie in Guyana, we die religiöse Bindung weiterhin stark isl“, schrieben die Auloren der Studie in der Ausgabe der


Fachzcitschrifi ..Internalional Journal of STD and AIDS“ vom Mfirz 2007‘

Guyana hat den dritthöchsten Verbreitungsgrad von HIV/ AIDS in der Karibik, die ihrerA seils die am zweitstarksten bclroffene Region der Welt ist,

Niels Spezialisten, die im Bereich Internationale Entwicklung arbeiten, fuhlen sich bci Anstrcngungen auf persOnlicher und Gcmeindccbene, die auf dem religiöscn Glauben basicrcn — wic bci der Verhmung von HIV/AIDS — etwas ungemmlich", sagl Brian O‘Toole, {uhrender Autor der Studie und Direktor der Varqu Stiftung, einer von der Bahfi‘iLchre inspirierten, sozialen und winschafthchen Entwicklungsagemur mit Sitz in Guyana,

.,Aber dicse Studic legt nahc, class 65 in einem Lande wic Gayana, in dem vicle Menschen starke Glaubensuberzeugungen habcn, Inéglich sein kénme, sich gcistigc Inspiration heim Herangehen an cinigc Problems, der sich die Gesellschaft gegcnuber sicht zunutze zu machen“

Die wciteren Autoren der Studic smd Roy McConkcy, ein Professor aus der Gruppc zur Férderung der Gesundheit am Institute of Nursing Research der Universitét Ulster (Nordirland), Karen Casson, cbcnfalls von der Universitét Ulster, Debbie Goetz-Goldberg, eine Forschcrin bei Health for Humanity, eincm andercn Bahá’í-inspiricrten Institut, und Arash Yazdani, em freimlv ligcr _J ugendlicher.

Mchr als 2000 Menschen zwischen 12 und 20Jahren WLlrden durch ein Netzwerk jungcr Leute, organisiert von der Varqa—Stiftung, beobachtet und bcfragL Die Teilnehmer/innen fullten anonyme Fragcbégen ubcr Ihr sexuelles Vcrhahen,


ihr Verstdndms von HIV/AIDS und ihre Haltung gegenubcr Fragcn wie Jungfréiuhchkeit und den Gebrauch von Kondomcn aus

95 Prozem der Bcfragtcn warcn sich desscn bewussL dass HIV durch sexuellcn KonLakl miL jemandcm, der selbst HIV-positiv war, ubertragcn werdcn konmc Weniger als ein Drittel (295%) nur waren jedoch in der Lage, die drei anderen chrlragungswege ftlr HIV zu nermcn; und nur 37% konmen die drei MOglichkei[en zum Selbstschutz ncnnen Durch die Bcfragung wurde auch herausgcfunden, class fast 25% derjungcn Menschen zwischen 12 Llnd HJahren sexuell aktiv waren, cm Prozemsatz, der auf 33% für diejenigcn ansticg, die 15Jahre und filler waren. Fast die Hélfte der mfinnhchenjugendlichen

über 15 war, so die Studie, sexuell akmn

Die Teilnchmer wurden auch gcfragt, ob sie sich der Lehrcn ihrer Religion beztiglich scxueller Fragen bcwussl scion und ob sie sie befolgten. Nur 35% derjungen Leute bejah Icn dies, während 22% ihrc Lchren kannten, abcr nichl befolgtcn

Die Autorcn kamen auch zu dem Schluss, dass Erziehung durch gleichahrigc, mit der Situation vertraute Menschen ein weileres Element jeglicher Strategic gegen HIV/AIDS sein 801116,

..1nhall und Vermittlung crzieherischcr Vorgaben musscn an die lokalen Gegcbenheitcn anpassbar sein und vorzugsweise durch solche Menschen erfolgen, die mil dieser Situation schr vertraul sind‘fi schreiben die Autoren “In dicser Hinsicht erschcim die Erziehung durch gleichaltrigc, mit der Situation vcrtraute Menschen vielversprechend,“ 1.7.]

[Seite 11]Stärkung der Beziehungen zur Europfiischen Union

Neue Bahá’í—Reprfisentantin eriiffnet Biiro in Briissel

GENF — Die Scburezzerzn 501mb Vader wurde von

der Bahá’í International Community (BIC) als neue Reproisentantin bei den Vereinten Nationen berufen.

Zusétzlich zu ihrer Arbeit im Bahá’í—Buro in Genf wird Sarah Vader ein wcitcres Btlro in Brtlssel eröffnen mit dem Ziel, die Bezichungen der BIC zur Europaischen Union zu starken.

In dieser R0116 wird 516 mg mit den Bahá’í-Vertretungen derjemgen 27 Lander zusammcnarbciten, die Mitglied in der EU 51nd.

“Wegen der schncll fortschreitcnden Integration Europas hat die Bahá’í International Community (BIC) emschiev den, dass 65 an der Zeit ist, ein Baro zu eréflnen, das nahe bei den Institutionen der Européischen Union angesiedeh ist“, sagte Bani Dugal, Hauptreprd semamin der BIC bei den Veri einten Nationcn.

..Bei dieser Umemchmung sind wir froh, Sarah Vader an Bord zu haben. Sic vcrftlgt uber einen hohen Grad an Expertenwisscn bezflghch Umgang auf internationalem Level mit Reprisemamen sowohl der Businessweh, der Zivilgcsellschaft als auch der Regierungen, sowie uber cin fundiertcs Versté'mdnis euro! péischer Kultur und InstituLionen.“

Bci ihrer Arbeit in Genf wird Sarah Vaders AufgabenspekLrum die Schwerpunklc Menschenrechte und FrauenfOrderung umfassen.

1n Brflssel wird sie fill„ allc Bereiche zustfindig sein, die far die Bahá’í lmernational Community und ihre Vertretungen in ganz Europa von Bedeutung 51nd.

Bevor sie diese Aufgabe uberv nahm, war Sarah Vader Vizedirektorin der Bereiche „Open Forum“ und „Special Projects“ beim Weh-Winschafts—Forum, wo sie seit demjahre 2000 arbeitete Mehrere Jahre organisierte und 1611616: 516 das „Open Forum“, Cine Reihe von Sitzungen außerhalb des Kongresszemrums Während der jahrlichen Zusammenkimfie des Welt-Wirtschafls—Forums,

Das „Open Forum“ diem dazu, globale WirLschaftsfuhrer mit Vertretem der Zivilgesellschaft zusammenzubrmgen, um gemcinsam über Globalisierung, Armut und andere internationals Themen zu diskutieren.

Sarah Vaders Arbeit beim WeltWirtschafts—Forum beinhaltete cbenfalls die Entwicklung des globalen RegierungsPortfohos [fir die Sitzungcn derjahre 2004 und 2005 sowie das Management der Eingaben aus der Zivflgcsellschaft fur disses Forum

Die 31-jiihrige gebtmige Schweizerin bcsitzt einen Abschluss m internationalcm Recht der Universitét Paris 1, Pantheon-Sorbonne

A15 Tail ihrer Ausbildung absolvierte sie einige Praktika beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes sowie 1m Zweigbfiro {Ur Offenthchkeitsarbeit der BIC in Paris

Seit April 2002 ist sie Mitglied des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í der Schweiz (des höchsten nationalen Baha’iGremiums)‘ Sic spricht flicfSend Englisch und Franzbsisch und kann sich auch auf Deutsch, Italienisch und Persisch unterhahen.

“Ich bin ghicklich über diese Wendung memes beruflichen Wegcs und freue mich, die Herausforderungen der Arbeit


A Sarah Vader, neue Reprasentantin der Bahá’llnternatianal Community bei den Vereinten Nationen

fUr die Bahá’í International Community anzunehmen, eincr Nicht-Regicrungs-Organk sation, die in einer Viclzahl von Bereichen bei den VereinIen Nationen und bci anderen internationalen Organisationen aktiv 15L“, sagt Sarah Vader.

Zusétzlich zur Arbeit in den UN-Bfiros der Bahá’í in Genf wird

Sarah Vader ein Bfiro „Durch mcine Arben beim Weh—Wirtschafis-Forum kenne ich die Wichtigkeit, Regierungen, Geschäftsweh und Zivilgesellschaft als verschiedenc Anteilseigner der gesellschafdichen Prozesse an einen Tisch zu bringen, und es wird 56hr interessam sein, diese Erfahrungcn hier cinzusetzen.“

in Briissel eröffnen mit dem Ziel, die Beziehungen der BIC zur Europfiischen Union zu st‘érken, indem sie eng mit den Bahá’í-Vertretungen der 27 EU-Mitglieds 4 [finder zusammen„Ich freue mlch auch darauf,

eng mit den 27 nationalen BahairGremien der EU-Lénder zusammenzuarbeiten, indem wir gemeinsam versuchen,

auf unsere Anhcgcn aufmerksam zu machen und durch neue Impulse die Arbeit der Européischen Union zu fbrdern.“ J

arbeitet.

' ONE COUNTRY

4/2007 . Seite 11


[Seite 12]


A SchL‘JIer srudieren „Die Herzen er!euchten"—Materialien an der Hauptschule in Samreboi

In jeder Hinsicht ist das Programm

„Die Herzen erleuchten“ bisher sehr erfolgreich; es hilft, die Alphabetisierungsraten zu verdreifachen, und erhält großes Lob von Schülern, Eltern und den Regierungsbeauftragten für Erziehung.

www.web.net/~olinga

“‘1‘; ONE COUNTRY

4/2007 - Seite 72

Innovatives Alphabetisierungsprogramm bringt signifikante Ergebnisse in Ghana

Das Programm „Die Herzen erleuchten“ der Olinga-Stiftung ermutigt zu 6rtlichen Dialekten ebenso wie zur Anerkennung moralischer Werte und erreicht mehr als 22000 Jugendliche in entlegenen ländlichen Schulen


GONUKROM VILLAGE, WestGbmm — jabrelang dachte Owusu Ansab Malik, dass seine Mutterspmcbe zweztrangig sez. Englzscb, die Nationalspmcbe, stand in den Klassennzumen an erster Stelle - mclat sein ()rtlicber Dialelet.

Ein Programm, das Unterrichl, Bucher und Lemhilfe im Heimatdialekl des 16-jährigen, der Twi—Sprache, bietet, half ihm jetzt, den Wen seiner Muttersprache zu sehen ‘ und seine Schreib—/Lesefähigkeit in Englisch deutlich zu verbessem.

„Ich dachte, unsere ghanaische Sprache sei zu arm, um sie zu lemen, da nicht dazu ermutigt wurde, sie zu unterrichten“, sagt Owusu, der in die achte Klasse der Gonukrum Junior Secondary School geht, “Aber mit diesem Programm habe ich erkanm, dass unsere SpraChe reich ist und gelernt werden kann. Es hat mir auch geholfen, Englisch leichter zu lesen Es war mein Durchbruch zum Lesen und Schreiben.“

Owusu ist eincr von mehr als 22000 Jugendlichen, die am Alphabetisierungsprogramm

“Die Herzen erleuchten“ teilgenommen haben, das in Ghana Schulem zwischen 9 und 15 jahren hilfl, durch Unterricht im Lesen und Schreiben der cigenen Sprache dicse Fähigkeiten zu verbessem.

Getragen von der .,OlingaStiftung fur Entwicklung“, ciner Bahá’í—inspirierlen NiChL-Regierungsorganisation, konnte miL diesem Programm seit dem jahr 2000 in über 260 entlegenen Grund- und Hauptschulen in West-Ghana Unterricht angeboten werden.

Injeder Hinsicht ist das Programm „Die Herzen erleuchten“ bisher sehr erfolgreich; es hilft, die Alphabetisierungsraten zu verdreifachen, und erhéh großes Lob von Schulern, Eltern und den Regierungsbeauftragten fur Erzichung.

„Dic Methodik macht es so einfach, sprachliche Fiihigkei[en zu erwerben“, sagt Samson Boakye, ein Lehrer an der Anyinabrim Primary School. wDie Herangehensweise uber Silbcn ist ausgezeichnct. AuBCrdem findet em Wissenstransfer von der ghanaischen zur englischen Sprache statt. Die Kinder lcsen deshalb die englische Sprache flieficnd.“

Zusammen mit dieser charakteristischen Methods, das Lesen und Schreiben zu lehren, beinhahet das Programm auch Elememe der moralischen Erziehung, indem es aus religiösen Schriften hergeleite[e Tugenden betom — ein wei[eres Merkmal, das sehr gelobt wurde.

„Am meisten schätze ich diescs Programm wegen des moralischen Aspektes, der zweifellos den Kindern helfen Mrd. in


der Zukunft gum Burger zu warden“, sagt Ayyub Yaku Aidoo, cin Lehrcr an der Kamboi Grundschule

Die Ursprunge dieses Projektes gehcn zurück auf das jahr 1996‘ als die Bahá’í—Gemcinde von Ghana eine Alphabetisierungskampagne begann. Sie wurde 2001 an die Ohnga-Stiftung ubergeben

Die Stiftung sclbst wurdc von eincr Gruppe von Bahá’í-Erziehem 1m jahre 2000 ins Leben gerufen Sic wurde nach Enoch Olinga benanm, einem der erstcn Afrikaner, die den Bahá’í-Glauben annahmen ihre Aufgabe sieht sie darin, eine universelle grundlegende Erziehung anzubieten, jugendliche zu {Orderm und — wie es aufihrer chseite hcifSt — “die Fdhigkeitcn herauszubilden, die benötigt warden, um einc stindig {ortschreitcnde Zivilisation auf dem afrikanischen Kontinem voranzutragen.“

Zusétzhch zur "Die Herzen erleuchten“-Alphabctisierungskampagne bietet die OlingaStiftung drei weiterc Programme an: ' ein Aufbauprogramm {Ur Gemeindelehrer . ein Training fur Gemeindcentwicklung - ein Bildungsprojekt far jfingere jugendliche In all diesen Programmen beziehl sich die Stiftung aul soziale und geistige Baha‘iPrinzipicn und betont besonders die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, das Recht auf eine universale, grundlegende Bildung und die Notwendigkeit der Abschaffung von Vorurteilen. Derzcit erreicht das Alphabetisierungsprogramm weite Bevölkerungskreise und gewinm gréfitc Aufmerksam [Seite 13]keit. „Dies ist unser Hauptprogramm“, sagt Leslie CaselyHayford, Direktorin der Stiftung. ,Wir glauben, dass Leseund Schreibfahigkeit und moralische Erziehung ausschlaggebend far den Fortschritt und die Entwickhmg der Gesellschaft 51nd.“

Schwerpunkt auf sozial benachteiligten Gegenden

Das Projekt wird derzeit in zwei Distrikten im Westen, in Wasa Amenfi West und Wasa Amenfi Ost, durchgefflhrt. Plane sind schon weit fortgeschritten, um das Projekt auch in einer dritten Region, 1m Osten Ghanas, anzubieten Das Hauptaugenmerk wird auf das Erreichen entlegener und schulisch unterversorgter Ortschaften gelegt

„Unser Programm legt einen deuthchen Schwerpunkt darauf, Kinder in Schulen benach[eihgter Gegenden zu erreiChen, die sich héufig weit entfemt von der Hauptstrafie befinden“, so Dr Casely-Hayford.

Sobald die Schulen ausgewéhh sind, stellt die Stiftung ein spezielles Training samt Vor—OrtBetreuung der Lehrer zur Verfugung, sowie Bacher und Lemmaterialien fur die Teilnehmer Ungeféhr 40 bis 50 Schulen warden jedesjahr als Projektstandorte ausgewéhlt

Das Programm erziehe bereits eindrucksvolle Ergebnisse. 1n einer Übersicht der ausgewéhlten Schulen stellte die OlingaStiftung fest, dass die durchschnittliche Lese- und Schreibfähigkeit in den Jahren 2002 bis 2006 zunächst bei ungeféhr 17 Prozem lag. Unter den Schulern, die nach Abschluss des 10-monatigen Programms gepruft wurden, betrug diese Rate bereits durchschnittlich 52 Prozem,

„Dies stellt eine Verdreifachung der Lese- und Schreibfähigkeit dar“, sagt Dr. Casely—Hayford und erwéhnt, dass ein Bericht der Wehbank aus dem Jahre 2004 eine extrem niedrige

Lese— und Schreibfähigkeit unter Grundschulkindem in Ghana aufzeige. Nach einer Erhebung, so der Bericht, beherrschten 1m Jahre 2000 weniger als fi‘mf Prozent der Schüler die englische Sprache.

Daneben hatte eine UntersuChung der Distrikt—Erzichungsbehérde zum Ergebnis, dass die Schüler der Schulen, welChe am Programm teilnahmen, auch außergewdhnlich gute Leistungen 1m Fach ghanaische Sprache nach BECE (Grundschulzertifikatsprufung) aufwiesen

„D€r Erfolg des Projekts“, so Dr Casely—Hayford, „liegt hauptséchhch in seiner Methodik begrundet, die Orthche Sprache als Sprache far das Lesen— und Schreiben—Lemen zu verwenden. Die Erfahrungen Während der letzten ffmf Jahre in drei Sprachgruppen Tm, Ewe und Dagbani haben gezeigt, dass diese Herangehensweise die Féhigkeit des Lernenden, sich schnell grundlegende Lese- und Schreibfähigkeiten anzueignen, verbessert und seine Angste abbaut, indem eine phonetische, auf Silben basierende Methode gewéhh wird.“

Leonard Nubuasah, der Programmkoordinakor der Ohnga—Stiftung, berichtet, dass viele Kinder während des neunmonatigen Programms in der Tat sehr schnell lesen und schreiben lernten.

„Die Kinder können dann die in ihrer Muttersprache erworbenen Kennmisse sehr leicht auf das Englische ubertragen“, sagt Leonard Nubuasah, ein ehemaliger Lehrer, der seit fi'mfjahren für die Olinga-Stiftung tétig ist.

Ein anderer Grund flit die Effektivitat des Programms kommt aus einer erhéhten Motivation. Den Impuls hierzu schöpfen die Teilnehmer aus der gleichzeitig vermiuelten moralischen Erziehung sowie dem Gebrauch der heihgen Schriften der drei Religionen, die hauptséchhch in der Region vertreten sind.


„Der Zugang zu den heihgen Schriften kann individualle und kollektive Wandlung bewirken“, sagt Dr. CaselyHayford. „Dadurch ist auch die Entwicklung der humanen Fähigkeiten sichergestellt, so dass sich das V0116 Potenzial eines Kindes entfalten Wird.“






Die moralischen Werte, die in den Arbeitsbuchern besproChen warden, sind Geduld, Aufrichtigkeit, Vertrauenswflrdigkeit, Liebe, Demut, Gehor5am, Reinheit, Freundlichkeit und Bescheidenheit.

,Wir nehmen diese neun Tugenden, wefl sie [id in unserer ghanaischen Gesellschaft verwurzelt 51nd“, so Leonard Nubuasah „Die Christen spreChen davon, die Muslims diskutieren 516, und auch 1m Bahá’í-Glauben haben sie ihren fasten Stellenwert. Dies sind die drei am héufigsten vertretenen Religionen hier, und diese Tugenden stellen die geistigen

Fundamente fur unsere Kinder dar.“

„Ein weiteres Zeichen far die Akzeptanz und die Qualitét des Projekts ist, dass dreiviertel der Schulen, die das neunmonatige Programm durchgefuhrt haben, die Methodik anschliefiend Übernehmen und weiterführen“, berichtet Leonard Nubuasah. „Wir wissen es, weil wir diese Schulen weiterhin mit Buchem versorgen und, soweit méghch, das Programm begleiten, indem wir sie mehrmals jéhrlich besuchen.“

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A „Die Herzen erleuchten“-Programm: Lehrerin Victoria Kwofie leitet Schüler der sechsten Klasse an (Grundschule im DorfAnyinabrim in Achechere, West-Ghana)




Sge waren fiufierst Rksam in den

gionen, in denen

gearbeitet haben. efhaben den Grad Lese- und Schreibigkeit erhfiht und ,erte in die Lern Viiicklich ijber ihre ntarstlitzung.“

— Michael Nsowah, amtierender Genera!direktor des Schuldienstes von Ghana

ONE COUNTRY 4/2007 . Seite 13




[Seite 14]



A 005 Programm konzentriert sich aufentlegene, lfindliche Schulen wie die Anyinabrim District Assembly Grundschule





A Lehrer Abraham Coffie Ieitet eine sechste Klasse an derAnyinabrim District Assembly Grundschule in Achechere, West-Ghana

„Als das OlingaProiekt startete, sahen wir unmittelbar Verbesserungen an den Orten, wo sie gearbeitet hatten. Wir sahen auch, dass die Menschen begannen, über Werte zu sprechen, und waren beeindruckt.“

— Nana Bobbie, Direktorin am Erziehungsamt des Wassa Amenfi West-Distrikts '


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ONE COUNTRY 4/2007 - Seite 14


1m November 2007 schrieb Michael Nsowah, der amtierende Generaldireklor des ghanaischen Schuldienstes, einen Rundbrief, worm er empfahl, dass andere Schuldistrikte in Ghana den Einsatz des Alphabetisierungsprogrammes der Olinga-Stiftung in Erwégung ziehen solhen.

„Sie waren éiuféerst wirksam in den Regionen, in denen sie gearbeitet haben“, sag: Michael Nsowahr „Sie haben den Grad der Lese- und Schreibfähigkeit erhéht find Werte in die Lemumgebung eingeführt. Alle meme regionalen Abteilungcn waren glücklich über ihre Unterstfitzungr Sie leisten cine Menge Arbeit in emlegenen Gebieten, die schwer zugénglich sind. Sie sorgen für Lernmaterialien und kfimmem sich um die Verbesserung von Kenmrfissen und Fähigkeiten. Dies ist sehr wichtig für ein Land wie Ghana, das nicht über allzu Vie] Geld verffigt.“

Kostenbewusst

Weil slets großer Wart auf Kostcneffizienz gelegt Wird, konnle mit Hilfe des Programms — durch Lehrerausbildung und die Bereitstellung von Unterrichlsmaterial — eine hohe Anzahl von Kindern errcicht werden. Laut Dr, Casely-Hayford kostet es ungeféhr 300,—US$, ein Programm an einer neuen Schule zu eröffnen und einjahr lang zu unterhaltenr

Die meiste Unterstfitzung für das Projekt kommt vom Amt für soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Bahá’í International Community. Darüber hinaus wird es von der kamadischen Agentur für Internationale Entwicklung unterstfitzt, vom Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Ghana, von der North American Women’s Association of Ghana sowie von einigen anderen Gruppen und Einzelpersonen aus der ganzen Welt.

Der Schwerpunkr, der auf die speziahsierte Lehrerausbildung gelegt wird, ist ein weiterer Grund für den Erfolg des Projektesr

Bis heute hat das Programm über 350 Grund— find Hauptschullchrer ausgebildet. Die Ausbildung hat zwei Hauptziele: die Ermutigung und Befähigung von Lchrern zur Verbesscrung der Unterrichtsqualitét in Schulen durch besseren Schreib-/Leseumerricht und die Einführung von Konzepten zur moralischen Erziehung find Persönlichkeitsemfaltung.

„Anfangs waren viele der Lehrer nicht motiviert Oder unsicher, wie sie die Kinder 1m Lesen und 1m Schreiben unterrichten sollten, insbesondere umer Verwendung des drtlichen Dialekts“, sagt Leonard Nubuasah.

„Doch insbesondere die heiligen Schriften des Bahá’í—Glaubens enthalten Viele Stellen über die große Bedeutung der Erziehung sowie auch der


hohen Stufe des Lehrers. Diese Textslcllen werden zu einer Quellc der Motivation,“

Entwi Bosiako, der Direktor der Gonukrum-Grundschule, bestétigt, dass die Methodik, die von der Olinga—Stiftung gelehrt Wird, einfach und leicht anzuwenden sei, gleichermalSen wie die Didaktik der Textbficher.

„Dies hat mich motiviert, die ghanaische Sprache zu lehren“, sagt Emwi Bosiako, 39. „Die heiligcn Schrifien, die zum Reflektieren während der Ausbildungs-Kurse herangezogen warden, sind gleichzeitig auch eine Quelle der Inspiration uncl Motivation“

Beamte der Distrikt-Erziehungsbehérde sagen, der Erfolg des Projekts gehe über die einfache Vermittlung der Lese— und Schreibfähigkeit hinaus:

„Unsere Schüler hatten em Problem mit dem Lesen“, berichret Nana Bobbie, stellver[retende Direktorin der Erziehungsbehérde des Distriktes Wassa Amenfi West. „Als das Olinga—Projekt begann, sahen Wir unmitlelbar Verbesserungen an den Orten, wo sie gearbeitet batten. Wir sahen auch, dass die Menschen begannen, über Werte zu sprechen, und waren beeindrucktr So hatte die Arbeit, die sie taken, eine gute Wirkung auf die Erziehung als Ganzes. Auch die Lehrer begeistem sich jetzt für die Ausbildung. Ich denke, das ist ein weiterer Schlfissel für den Erfolg der Sliftung.“

„Wir begrfifSen Wirklich ihre Hilfe“, sagt Nana Bobbie. „Die Moral ist in Ghana 50 schrecklich im Niedergang. Einige Zeit lang haben wir nach einem Weg gesucht, das Land aus dieser Lage zu befreienr Dann kam die Olinga-Stiftung mit ihren Büchern und Wertvorstellungen. Es ist wirklich so, dass Wir die moralische Erziehung in Verbindung mit der Alphabetisierungskampagne mögen und schätzen.“ D

— von Kerii Hange Tjitendcm

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„Sollte ich bcfilrchtcn mtlssen, class Sie mir eine gemcinsam cmwickeltc Idec ,klaucn Wurden, um sie für sich alleinc zu bcanspruchen, so wUrdc ich cs mir zweimal uberlegen, sie mit Ihnen zu teilen“, schreibl er und fligt hinzu, dassjegliche Art Misstrauen den „Kreativilétsrcigen“ unterbricht — so wie ein defektes Gleis den Bahnverkehr blockien.

Besonders aufschlussreich ist das Kapitel fiber den Prozess der Beratung, Wie die Bahá’í den Prozess der konfliktfreien Beschlussfassung nennen. Die Prinzipien der Bahá’í-Beratung beinhalten die Loslösung der Beratungsteilnehmer V011 der eigenen Meinung, das Sammeln von Informationen aus den verschiedensten Quellen und Sichtweisen sowie die Bereitschaft zu freiem und offenem Dialog ~ und Miller zeigt auf, wie gerade diese Merkmale immer éfter fur die Prozesse der Beschlussfassung moderner Unternehmen entdeckt

werden und sich bereits etabliert haben.

“Geschéfisabschlusse sind erfolgreich, wenn die getroffenen Emscheidungen besser sind 315 die der Mitwettbewerher“, schreibt Miller. „In Industrie und Wissenschaft wird viel Aufwand betriebcn bci der Emwicklung von Prozessen, mil deren Hilfe ein tiefercs Verstimdnis uncl eine grfindliche Analyse von Problemen und Lösungen sowie Methoden fur das Treffcn eines gcmeinsamcn Beschlusses gcwonncn warden sollen,

„Mitglieder der Bahá‘iGemeinde solhen umer den Erstcn scin, die dieses Wissen und diese Erfahrung aus Forschung und Praxis mil ihrem Prinzip der Beratung sowie den Schriften ihres Glaubens kombinieren.“

1m zweiten Teil von „Spiritual Enterprise“ legt Miller dar, wie die geistigen Prinzipien der Bahá’í in spezifischen geschéftlichen Situationen direkt ange

wandt werden kimnen, so zum Beispicl in den Bercichen Kapital und Finanzen, Umemehmcnsstrukturcn, Fuhrungskompetenz Lmd sogar im Bercich Informationssysteme

Fur den Bereich Kapital und Finanzen erinnert er daran, dass es „immcr schon eme angespanme Beziehung zwischen Religion und Geld gab. 1n fruheren Religionen wurde Geldverleih cmweder als verdammungswürdig angesehen

Oder gah zumindesl als zweifelhaft.“

Die Lehren der Bahá’í-Religion allerdings sehen fraglos die legitime Notwendigkeit filr Schaffung, Investition, Verleih und Gewinn bei privatem Kapital.

Nachdrflckhch erklärt Miller aber auch, dass bis jetzt niemand einen offiziellen Baha’iStandpunkt zum Thema Wirtschaft definiert Oder abgeleitet hat, und er weist darauf hin, dass „ein sorgféltiges Studium der Bahá’í—Lehren“ zur Thematik des Kapitalismus zeige, dass es darum geht, „f1"1r ein echtes Gleichgewicht sowie die Anerkennung der legitimen Interessen aller Parteien, umer BerUCksichtigung wechselseitiget Beziehungen und eines gemeinsamen Nulzens far die gcsamtc Menschheit. wie es sich aus eincm gerechtcn und fairen System ableilen lésst, zu sorgcn.“

Und weiter schreibt er: „Die Mitglieder der westlichen Gcscllschafl müssen ihre fcindscligen Vorstellungcn überwinden, die so lange schonjeden Dialog über Kapital, Kapitalismus und Profit behcrrschten. Nicht länger 5011 (135 Augenmerk auf Gewinner und Verlierer 1m Gcschäftslebcn gerichtet scin, sondcm darauf, wie die erziehen Gcwinne bestmöglich 1m Dienste an der Menschheit eingesetzt werden kfmncn“

„Das Modell der Gewinnbeteiligung, zu dem die Bahá’í-Lehren so ausdruckhch ermutigen, ist eins der Gegenmittel bei


der Bekiimpfung der Kapitalismuscxzessc“, schrcibt er, wahrcnd er fortféhrt, mil Nachdruck auf die praktische Anwendung der Bahá’í-Lehrcn 1m Geschéfisleben hinzuwcisen. „Gemcinsamer Profimutzen ist nicht nur sittliches Guts Mehrere Studien könnten zeigen, class Gewinn— und Unternehmensbeteiligung der Arbeitnehmer zu slérkcren Geschäftsleistungen fuhren im Unterschied zu Firmen, die dies nicht praktizieren.“

Einen der interessamesten Abschniue des Buches finden \mr im ersten Kapitel, wenn Miller die Frage slellt, ob em Umemehmen „geistige“ Qualitéten aufweisen kann Er ist der Meinung, dass es durchaus die Féhigkeit dazu hat, und zwar durch die Schaffung einer ausgewogenen Atmosphére zvmschen den Bedurfnissen, die der materiellen Welt entstammen, und den sittlichen Idealen, die durch „unser höheres geistiges Selbst“ erzeugt wardens Und waiter: „Wahre Geistigkeit ist selbstlos und nicht selbstsijchtig.“

„In einer Organisation, die durch Geistigkeit gefi'lhrt wird“, schreibt er, “warden wir eine belebende Harmonie spuren — ähnlich der zwischen zwei perfekt aufeinander abgastimmten Instrumemen. Das Fehlen von Dissonanzcn wirkt Encrgie erhaltend Harmonie erzeugt neuc Energie. Ein geistiges Umernehmcn wards daher Energie ausslrahlen und zur Entwicklung der Ffihigkeitcn seiner Mitarbciter beitragen.“

Allcs in allem werden Baha‘iLeser diescs Buch gewiss sehr anregend finden ~ schon deshalb, wcil es zu einem hohen Grad aufzeigl, wie die geistigen, sozialen und Wirtschaftlichen Prinzipien des Bahá’í-Glaubens von der Unternehmenswelt neu emdeck: werden. Und in der Tat gehen schon jetzt in der Businesswelt mehr und mehr die Überlegungen in Richtung der in den Bahá’í-Lehren beschriebenen Prinzipien



Doch auch {Ur Untcmehmer und leilcndc Angestcllte ohne Vcrbindung zum Bahá’í-Glauben ist das Buch héchst inter cssam, und Vicllcicht warden sie crstaum sein, wieviel eine Religion, obglcich erst vor knapp 170 jahren begrtmdet, zu Themen wie Wirtschafl, Business sowie den vielfähigen Aktiviléten, Wie sie em crfolgreiches modernes Umemch men auszcichnen, beizutragen hat. Cl

„Gemeinsamer Profitnutzen ist nicht nur sittliches Gut. Mehrere Studien könnten zeigen, dass Gewinn- und Unternehmensbeteiligung der Arbeitnehmer

zu stärkeren Geschäftsleistungen führen - im Unterschied zu Firmen, die dies nicht praktizieren.“

— Lawrence Miller, Spiritual Enterprise

„Spiritual Enterprise“ ist erhältlich über die Website des George-Ronald-Verlages: www.grbooks.com


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, _ ONE COUNTRY 4/2007 - Seite 15


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Lawrence Miller

„Spiritual Enterprise: Building You: Business in th ' Spirit of Service“

Verlag George Ronakj,‘ Oxford 2007


Können Unternehmen geistige Qualitfiten aufweisen ?

Die Kundenliste von Lawrence Miller Iiest sich wie eine Seite aus dem FORTUNE-SOO-Vcrzeichnis, In den 30 Jahren seiner Téligkeit im Management Consulting hat er {Ur Firmcn wie u a Exxon USA, MelLiIc, Coca Cola, American Express, Honeywell, Eastman Kodak und McDonald‘s gemhcitcl.

Und such als Buchautor [111‘ Businesslhcmcn hat sich Lawrence Miller cincn Nnmcn gemacht, so durch scchs fruhere TiLcl umcr scincm Namen wic z B. „Amcriam Spirit: Visions of a New Corpmutv Culturc“; dies war die Tcxtvorlage {Ur Honda über Amerikas Weg zu Werlen und Kultur Oder „Barbarians to Burcaucmts: Corporatc Life Cydc Strategies“; hierin untersucht Miller Aufstieg und Niedergang von Zivilisalionen, um bestimmte Muster bci Fuhrung und Entwicklung in Unternehmenskulturen zu veranschauhchen.

Was das letzte Werk von Lawrence Miller so bemerkenswert macht, ist das hohe Mafi an Verkmipfung seine“ persim SPIRITUAL ENTERPRISE

Building Your Business in the Spirit of Service


flax).


ONE COUNTRY

lichen religiösen Überzeugung mit den Erkcnmnissen, die er

in der Well der Umernehmen

gewinncn konme,

„Spirilual Enterprise: Building Your Business in the Spirit of Scrvia“ isl cng mit Millers Verwurzclung im Bahá’í-Glauben vcrhundcn. Er sLth darin die gcistigen Prinzipien der Baha‘iRcligion als “neues ManagemCm-Prmzip far eine ncue Am“ in den \brdergrund

Zunéichst weist er mil Nachdruck auf die Bedeutsamkeit des direktcn Zusammcnhangs zwischen religlbsen Prinzipicn und Geschiiftsprakuken hm.

In der Einfuhrung schrcibl cr: „Sowoh1 im OsLen als auch 1m Westen ist Religion wieder auf dem Vormarsch. Das Pendcl schwang von einer Zen, in der alle unsere geschéftlichen Angelegenheiten von der Religion bestimmt wurden, hin zu einer ZeiL, in welcher Religion und Glaube als Véllig illegitim bei der Erértcrung in Offemlichen Institutioncn betrachlet wurden. jeLzL schwingt es wieder zumck: hin zu einer Z611, in der wir nach Möglichkeitcn suchen, die pcrsénliche Glaubensuberzeugung mil dem Lebcn in der Gesellschafi zu \vcrcincn.“

In der crslcn Ha'lfic dcs Buches erlfiutert Lawrence Miller, wie schon die Iundamemalen geistigen und moralischen Prinzipien dcs Bahfi‘PGIaubens in der Geschéhsweh zur Anwendung kommen können.

So identifiziert er insbesondere Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit, den Geist des Diencns, Gerechtigkeit, Beratung, Einheit, Bescheidenheit, Weltburgertum und eine universelIe Erziehung als Kemwerte, welche in fast allen Geschäftsbranchen belebend und gestalterisch wirken können.

jedem Prinzip widmet er ein ganzes Kapilel und diskutierl

4/2007-Seite 76 BUCHBESPRECHUNC

dabei Ethik, Okonomischc Theorie und neucstc Ergehnisse in der Managementfnrschung, wobei cr \Crdcutlicht, wie 3116 diesc Prinzipicn die Grundlage {Ur crIolgrcichc Gcschéftsprakliken bildcn kbnncn,

So schrcihl er zu Bcginn: “Ehrlichkcil und VcIlmucnswtudi5kcil sind nichl nur das Fundamcm [Ur Tugcndhahigkeit, sondcm bildcn chenso die Basis hci \xirlschafilichen Akuvltalcn“, und umcrslrcicht dabci. inwiclcm Ehrlichkcil Lmd Verlmucn von wcscnllichcr Bcdcuumg I(Ir Vermogcnshildung Innovation und Umcmchmcnsfuhrung sind.

Er fuhrt eine Rcihe von Beispiclen an, Das modemc System des ..lean manufacturing“ ist aufgebaut auf einer engen und komplizierten Langzeilverbindung zmschen Lieferanten und Herstellern. Lieferanten müssen enorme Summen investieren um Fabriken in der Néhe der Betriebe ihrer Abnehmer zu errichten, damit die benötigten Teile „jusL-in-time“ geliefert werden können.

“Kein noch so gut formuliertes gesetzhches Abkommen reicht aus um die notwendigen engen Verbindungcn und Absprachen abzusichern, dic einen solchen Prozess funkliomeren lassen‘fi schreibt der Autor. .,Die Vorgénge im modernen Business benbligen Langzeitparmerschaficn, die auf Vertrauen bcruhcn.“

Ehrlichkeit Lmd Vertrauen sind auféerdem beachtliche Faktoren bei Innovationsprozesscn, zumal die meisten ncucn Ideen und Erfindungen im Teamwork entstchen, „anstau aus dem Geistesblitz eines kreativen Genies während seincs Buroaufemhaltes“.

Fortsetzzmg auf Seite 15