„Die Erde ist nur ein Land, und al/e Menschen sind seine Barger.“ — Baha’u’llah
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On: Coumnv wird herausgegeben von der Bahá'I International Community,die als Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde représentiert.
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(London). Deutschsprachige Redaktion: PeterAmsler,Teresa K6ther,Jens-Uwe Rahe, PeterSpiegeI. Freie Korrespondenten:Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Frbhlich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg).Geschéflsfilhrung: Hartmut Nowotny,Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE (oumv ktmnen kostenfrei nachgedruckt werden unter Anga be der Quelle.
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Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen ohne Iran-Resolution
GENF/BERLIN.— Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren wurde während der im April beendeten UN-Menschenrechtskommission keine Resolution zu den Menschenrechtsverletzungen im Iran eingebracht. Damit wurde auch erstmals nicht über die seit 1979 systematischen und staatlich angeordneten Verfolgungen der Bahá’í als der größten religiösen Minderheit des Landes debattiert.
„Obg|eich die Bahá’í grundsétzlich den nach der gescheiterten Resolution des letzten Jahres begonnenen Menschenrechtsdialog der Européischen Union mit dem Iran unterstUtzten, muss dennoch festgestellt werden, dass dieser Dialog in Bezug aufdie Bahá’í zu keinerlei Verbesserungen gefiihrt hat„, kommentierte der Beauftragte der deutschen Bahá’í-Gemeinde fflr auswértige Ange legenheiten,Christopher Sprung, die diesjéhrige Menschenrechtskonferenz. „|m Gegenteil hat sich die Lage der Bahá’í sogar noch verschlechtert."
„So haben die willkflrlichen, kurzzeitigen Inhaftierungen, die Enteignungen von Eigentum sowie die Verweigerungen von Sozialleistungen an Bahá’í allein ihrer Religionszugehérigkeit wegen zugenommen. Anfang Juni befanden sich vier Bahá’í allein wegen ihres Glaubens in iranischen Geféngnissen“, so Sprung.
Von 1982 bis 2001 verabschiedete die UN-Menschenrechtskommission ohne Unterbrechungjaihrlich eine Resolution, in der die Menschenrechtsverletzungen im Iran unter besonderer Berücksichtigung der Lage der Bahá’í verurteilt wurden. 2002 wurde erstmals eine Mehrheit fUr die Iran-Resolution verfehlt, und in diesem Jahr ergriff die Européische Union
Bahá’í International Community betont die Rolle der Schulen Für eine erfolgreiche Toleranzerziehung
GENF. —- Die Bahá’í International Community unterstfltzt das Vorhaben des Sonderberichterstatters der UNO über Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Prof. Dr. Abdelfattah Amor, Préventionsarbeit an Schulen fUr mehr religiöse Toleranz zu Ieisten. In einer Stellungnahme anléss|ich der 59. Sitzung derGenferMenschenrechtskommission der Vereinten Nationen im April begrflfit die BIC seinen Vorschlag, eine internationale Konferenz Über die Rolle der Schulen bei der Stérkung der religiösen Toleranzabzuhalten.
AusdrUcklich nimmt die BIC dabei Bezug auf die Konferenz Über Schulbildung im Zusammenhang mit Religions- und Weltanschauungs
freiheit,Toleranz und Nichtdiskriminierung, die im November in Madrid stattfand.
In ihrerStellungnahme
macht die Bahá’í International Communityjedoch auch
deutlich, dass ein wesentliches Merkmal der Erziehung
zurAkzeptanz des anderen
das Bewusstsein fflr die Einheit und gegenseitige Abhéingigkeit der Menschheit sein
muss. „Einheit und Vielfalt
ergénzen sich und sind untrennbar", heifit es in der
Stellungnahme. Die Akzeptanz des Gedankens der Einheit in derVielfalt fUhre zur
Entwicklung eines Sinns flir
ein Welthrgertum, bei dem
der einzelne Treuhénder des
Ganzen ist und somit auch
eine Verantwortung fUr das
Ganzeträgt.
keine Initiative zur Einbringungeiner Resolution, unter Hinweis auf den begonnenen Menschenrechtsdialog mit der iranischen Regierung
„Damit hat die Europ'éische Union der iranischen Regierung die Möglichkeit gegeben, ihren Worten, die Menschenrechtslage im Land verbessern zu wollen,Taten folgen zu lassen. Die iranische Reaktion hierauf ist nicht ermutigend“, sagte Sprung.
„Wir sind davon Überzeugt, dass die internationale Staatengemeinschaft den Iran bei der Verbesserungen der Menschenrechtslage nicht alleine lassen darf.Wenn die UN-Menschenrechtskommission sich nicht mehr mit der Lage im Iran befasst, wird eine wirkungsvolle Beobachtung der dortigen Menschenrechtslage verhindert. Dies wäre sehr bedauerlich, sowohl flir die Betroffenen einschließlich der Bahá’í wie auch fUr das Ansehen der internationalen Gemeinschaft„, so Sprung.
Bahá’í wählen neues Leitungsgremium
HAIFA.—Hartmut Grossmann und Dr. Firaydoun Javaheri sind die beiden neu gewéhlten Mitglieder des höchsten Leitungsgremiums der internationalen Bahá’iGemeinde, dem Universalen Haus derGerechtigkeit mit Sitz in Haifa, Israel. Der in Deutschland geborene Hartmut Grossmann hatte vor seinerWahl am 29.Apri| langjéhrig fUr die européische wie auch internationale Bahá’iGemeinde gearbeitet. Der gebiirtige Iraner Dr. Javaheri lebte 27 Jahre in Afrika, wo er als Berater der FAO tétig war. Sieben weitere Mitglieder des Gremiums wurden wieder gewéhlt. Das neunképfige Leitungsgremium der internationalen Bahá’í-Gemeinde wurde von 1544 Delegierten aus 178 Nationen fUr eine fflnfjéhrige Legislaturperiode gewéhlt.
[Seite 3]Mitglieder des EU-Parlaments informieren sich über das
gesellschaftliche Wirken der weltweiten Bahá’
BRUSSEL. — Mit einer viertégigen Ausstellung beim Européischen Parlament in Brflssel prfisentierte die Bahá’í International Community vom 10. bis 13. Juni ihr weltweites gesellschaftliches Wirken. Parallel zu den letzten Verhandlungsrunden des Européischen Konvents, der bis Ende Juni die Verfassung fUr ein kUnftiges geeintes Europa ausarbeitete, könnten sich die europäischen Abgeordneten Über die Sichtweise der Bahá’í auf gewaltfreie Konfliktlbsungen, Menschenrechte, Gleichberechtigung der Frau, Integration von Migranten,Werteerziehung und nachhaltige soziale und wirtschaftliche Entwicklung informieren. So wurden unter
Europfiische NGOs bilden Dachverband Für Entwicklungsarbeit
BRUSSEL/BONN. — Mehr als 1200 entwicklungspolitische NGOs haben in BrUssel eine neue Dachorganisation gegrflndet. Mit der Confederation for Coordination of Relief and Development NGOS (CONCORD) soll nach Angaben des deutschen Verbandes Venro die Lobbyarbeit von entwicklungspolitischen Verbéinden und Netzwerken aus 18 europäischen Staaten intensiviert werden.
„Mit der GrUndung von CONCORD machen die nichtstaatlichen Organisationen deutlich, dass sie auch auf européischer Ebene wichtige Partner in der weltweiten Armutsbekémpfung sind. CONCORD will den zivilgesellschaftlichen Beitrag zur europäischen Entwicklungspolitik stérken“, heifSt es in einer Mitteilung von Venro, dem Verband Entwicklungspolitik deutscher NGOS, der auch in dem neunképfigen Vorstand des Dachverbandes vertreten ist.
anderem das in Kooperation mit der luxemburgischen Regierung durchgefiihrte Projekt “Promoting Positive Messages Through the Media" im Rahmen des Royaumont—Prozesses in SijdostEuropa wie auch die Aktivitaiten des European Bahá’í Business Forum (EBBF) vorgestellt.
lm Rahmenprogramm zu der unter dem Titel „Unity in
‘
I-Gemeinde
Diversity" ausgearbeiteten Ausstellung sprach auch Prof. Suheil Bushrui vom Baha'iLehrstuhl fur Weltfrieden der University of Maryland. Aufgabe des Lehrstuhls ist es, Alternativprogramme zur Konfliktlésung, globalem Lernen, internationaler Zusammenarbeit und Welthandel zu entwickeln.
Forum Menschenrechte spricht sich für solide Menschenrechtsbildung aus
GENF/BERLIN.— Das Forum Menschenrechte rief anlésslich der 59. Sitzung der Menschenrechtskommission der UNO die Bundesregierung dazu auf, sich bei der Konferenz fUr eine zweite Dekade zur Menschenrechtsbildung einzusetzen. Die erste Dekade endet mit dem Jahr 2004 und umfasst Richtlinien und Aktionsvorschlége, um die Menschenrechte verstérkt in das Bewusstsein der Bevölkerung und wichtiger lnstitutionen wie Polizei und Justiz zu bringen. Die Bundesregierung nutzte bislang die Vorgaben der UNO noch nicht, um eine kohörente menschenrechtliche Bildung in Deutschland zu fördern.
„Menschenrechtliche Bildung ist keine Angelegenheit des guten Willens der Regierungen, sondern Bestandteil der vblkerrechtlichen Verpflichtungen eines Staates“, heißt es in der Stellungnahme des Forums, einem Zusammenschlusses von über 40 deutschen NGOs. In der Vergangenheit hatten gleich mehrere UN-Ausschflsse das fehlende Engagement in der Vermittlung wichtiger Menschenrechtsstandards kritisiert.
Unterdessen bildete sich in Berlin ein bundesweites Netzwerk zur Menschenrechtsbildung, das die wesentlichen staatlichen wie nichtstaatlichen Akteure aus
dem Bildungs- wie Menschenrechtsbereich zusammenfUhrt. Das vom Deutschen lnstitut fUr Menschenrechte koordinierte Netzwerk dient zum Erfahrungs- und Wissensaustausch sowie zur gemeinsamen Lobbyarbeit. Ziel ist es, die Menschenrechtsbildung im Sinne der Richtlinien der Vereinten Nationen voranzutreiben.
Bahá iin Zypern freugn sich über die Offnung der Grenzen
N|KOS|A.— Die Offnung dertUrkisch-zypriotischen Grenze,die„|etzte Mauer Europas", die die griechische und tiirkische Volksgruppe seit 1974 trennte, brachte auch den Bahá’í in Zypern die Wiedervereinigung. Rund 6o tUrkische und griechische Bahá’í trafen sich wenige Tage nach Offnung der Grenze am 27. April in Nikosia zu einem Wiedersehen.
EUROPA-MAGAZIN
Unittelbar nach der Oflnung der Grenzen trafen sich Bahá’í aus dem griechischen und tarkischen Tei/ Zyperns.
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[Seite 4]DEBATT
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utobomben explodie ren in der Néhe über1 fUIlter Marktplétze. Mit 1 Sprengstoff beladene, von 1 Selbstmordattentétern ge1 lenkte Lastwagen durchbre1 Chen die Mauern von Botschaften und hinterlassenVerwflstung. Nervengas wird in einer U-Bahnstation einer riesigen Stadt ausgeströmt und bringt qualvolle Todesfélle und viele Opfer mit sich. Flugzeuge werden entfilhrt und Passagieren wird mit Gewaltanwendung oder dem Tod gedroht, sollten die Bedingungen nicht erfUllt werden — oder sie werden bewusst in Gebéude geflogen...
Dass die Bedrohung durch Terrorismus innerhalb der letzten Jahre an Stérke und Ausdehnung zugenommen hat, ist mit Sicherheit eine der beunruhigendsten Entwicklungen unserer Zeit, ein mul1 tidimensionales Phénomen
1 mit globalen Verzweigungen.
DerTerrorismus entwickelte sich während des letzten Jahrhunderts und lief; seitdem praktisch kein Gebiet der Erde unberijhrt. Er wurde sowohl von Rechten als auch von Linken sowie von Gruppen jeder nur erdenklichen Richtung als Werkzeug benutzt—Anarchisten, Faschisten, Nationalisten im Kampf um Unabhéngigkeit, Kommunisten, rechtsextremen Milizen und Oko-Terroristen von Europa bis Asien, von SUdamerika bis zum Mittleren Osten, von der USA bis nach Afrika. In Wirklichkeit kann, abhéngig von den jeweiligen politischen Ansichten und Bestrebungen, derr „Terrorist“ einer Nation der „Freiheitskémpfer“eineranderen sein, wo seine terroristischen Aktionen, anstattals tadelnswert angesehen zu werden, als Teil eines heldenhaften Kämpfes fijlr eine gute 1 Sachegerechtfertigtwerden. 1
‘1
Terrorismus und
Während aber nun neue Formen des Terrorismus zu noch gréGerer Zerstörung filhren und unsere zunehmend voneinander abhéngige und globale Gesellschaft immer bessere Möglichkeiten zur Spaltung und Zerstörung schafft, wird die Notwendigkeit, dieses Thema anzuspreChen, immer größer.
Eine besonders beunruhigende Entwicklung der letzten Zeit ist die Entstehung einer „neuen Form des dezentralisierten, religibs motivierten Terrorismus“. La ut Terroristenexperte Bruce Hoffman gab es 1968 keine identifizierbaren religiösen Terroristengruppen, Anfang der goer Jahre war bereits ein Viertel alleraktivenTerroristengruppen der Welt durch ihren religiösen Glauben motiviert. Die Anzahl derTerroranschlége dieser Gruppierungen ist seit 1988 stark gestiegen. Es wird geschétzt, dass sie fUr mehr als die Hélfte der Über 64.319 registrierten Vorfélle, die es zwischen 1970 und 1995 gab, verantwortlich sind.
Egal, ob nun die Wurzel von Terroranschlégen in derWirtschaft, Ideologie oder bloßen Aggression zu suchen ist eine Frage bleibt:Welche wirkungsvollen Vorgehensweisen können entwickelt werden, um dieses transnationale Problem, durch das moderne Staaten sehrverwundbar sind, zu bekämpfen?
Ein Beginn könnte eine internationale Einigung der Staaten aufstrategische Prinzipien zur Terrorismusbekémpfung sein. Solche Prinzipien kéjnnten zum Beispiel sein: die Weigerung,terroristischen Forderungen nachzugeben; derBeschluss, gesetzliche Maßnahmen und demokratische Vorgehensweisen zu verwenden, um den Terroris mus zu besiegen; die Weigerung, Abkommen zu treffen oder Zugesténdnisse zu machen, auch nicht bei Einschijchterung und Erpressung; die Stérkung der Bemijhungen,Terroristen auf legalem Wege vor Gericht zu bringen; die Bestrafung von staatlichen Sponsoren derTerroristen; und die Weigerung, terroristische Aktivitéten zu erlauben, um internationale diplomatische Bemijhungen zur Lösung politischer Konflikte zu blockieren.
Die Erfassung und Einigung auf solche Prinzipien wUrde der Entstehung von allgemein verbindlichen Mal Snahmen im Kampf gegen den Terrorismus eine Chance geben, beispielsweise durch die Formulierung eines weltweit angewendeten Standards, wie Téter bestraft werden als Basis eines Gesetzes, an das sich alle Nationen halten.
Wenn auch die Einsetzung solcher Maßnahmen wichtig ist, werden sie dennoch nicht genUgen, um Konflikte zu beenden, seien sie traditionelIeroder„asymmetrischer" Natur, wie derTerrorismus manchmal beschrieben wird.
1985 schrieb die höchste internationale Körperschaft des Bahá’í—Glaubens, das Universale Haus derGerechtigkeit, Über die Vorraussetzungen fijr universalen und anhaltenden Frieden.
„Die Abschaffung der Atomwaffen, das Verbot der Verwendung von Giftgas oder die Achtung der bakteriellen Kriegsfilhrung werden die eigentlichen Kriegsursachen nicht beseitigen Wie wichtig solche praktischen Maßnahmen als Elemente des Friedensprozesses offensichtlich auch sind, sie sind zu oberfl'aichlich, um einen dauerhaf
[Seite 5]ten Einfluss auszuijben. Die
Völker sind erfinderisch genug, um noch ganz andere
Formen der Kriegsfilhrung zu
ersinnen und in ihrem endlosen Streben nach Vormacht
und Herrschaft Nahrungsmittel, Rohstoffe, Finanzen, industrielle Macht, Ideologie und
Terrorismus als Instrumente
zu ihrer gegenseitigen Vernichtung einzusetzen.Auch
lésst sich die gegenwértige
völlige ZerrUttung in den
Angelegenheiten der
Menschheit nicht durch die
Beilegung bestimmter Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten zwischen einzelnen Staaten kurieren. Ein
wirklich allumfassender Rahmen muss akzeptiert werden.“
In anderen Worten, Probleme wie den Terrorismus gesondert von den vielen anderen Dingen anzusprechen, die die Gesellschaft erschflttern und aus dem Gleichgewicht bringen, wird sich im Endergebnis als vergeblich herausstellen. Nationen mUssen weiter blicken, als nur auf die einzelnen Reaktionen auf unterschiedlichste Probleme. Sie mijssen sich in Richtung des Aufbaus einer umfassenden internationalen Ordnung bewegen, basierend auf sozialer Gerechtigkeit und kolIektiver Sicherheit, in der alle wijrdig leben können.
Aus der Sicht der Bahá’í wUrde solch ein universelles System nicht nur eine internationale Komponente enthalten, wie wir sie in den sich sténdig weiter entwickelnden Vereinten Nationen finden, sondern auch eine globale Sicht geteilterWertvorstellungen. Diese Werte wären unter anderem religiöse Toleranz, wirtschaftliche Gerechtigkeit, die Anerkennung der Notwendigkeit fUr universelle Erziehung, die Ausrottung
jeglicher Form von Rassismus und die Anerkennung der vollkommenen Gleichwertigkeit von Mann und Frau.
Die Akzeptanz eines solchen Systems, das wahre nachhaltige Stabilitait bringen kann, mussjedoch aus einer neuen Denkweise heraus entstehen, die von dem Prinzip der Einheit der Menschheit getragen wird. Die Anerkennung des Edlen injedem Menschen, die Überzeugung, dass alle Menschen ihren Teil zu einer„fortschreitenden Kultur“ beitragen mijssen, und die unerschutterliche Bindung an geistige Prinzipien als Basis dieser Kultur, sind grundlegende Bestandteile eines stabilen Fundaments, auf dem ein universelles System geschaffen werden kann,
Abdu I—Bahá schieb:„Materielle Zivilisation ist wie der menschliche Körper.Wie unendlich anmutig, elegant und schön er auch sein mag, er ist tot. Göttliche Zivilisation ist wie der Geist, und der Körper erhélt sein Leben durch den Geist...“
Die religiösen FUhrer mljssen beim Aufbau einer neuen globalen Zivilisation eine besondere Rolle spielen. In einem Brief an die religiösen FUhrer der Welt vom April 2002 riefdas Universale Haus der Gerechtigkeit die religiösen FUhrer derWelt dazu auf, sich maßgebend dafljr einzusetzen, religiöse Intoleranz und religiösen Fanatismus zu beseitigen.„Mitjedem neuen Tag wéchst die Gefahr, dass die auflodernden Feuer religiöser Vorurteile einen Weltbrand entfachen, dessen Folgen sich niemand ausmalen kann", so der Brief.
Es féhrt fort:„Die religiösen Institutionen stehen größtenteilsjedoch wie geléhmt an
das Ende der alten Ordnung
der Schwelle derZukunft, gefangen in eben den Dogmen und AusschließlichkeitsansprUchen, die Ursache fUr einige der bittersten Kémpfe waren, welche die Bewohner der Erde entzweiten.“
Da eine wachsende Zahl von Menschen ganz offensichtlich erkennt„,dass die allen Religionen zugrunde liegende Wahrheit dem Wesen nach dieselbe ist“, ruft der Briefdie religiösen FUhrer zu einem „Bruch mit der Vergangenheit" auf und dazu, solchen Handlungen und Lehren entschlossen entgegenzutreten, die dazu fUhren, dass „sie ihre GlaubwUrdigkeit dem Fanatismus [hergeben]“.
Eine wahrhaft wirkungsvolle weltweite Antwort auf dieses Problem ist unerreichbar, solange sich religidse oder politische Fijhrer hinter einer Art von Rhetorik verstecken, sei sie religiös oder nicht, die den Terrorismus auf irgendeine Art und Weise unterstijtzt.
lm Grunde glauben die Bahá’í, dass die Welt zur Zeit „gleichzeitige Vorgainge des Aufstieges und des Unterganges, des Zusammenschlusses und des Auseinanderfallens, der Ordnung und des Chaos“ durchlebt, während die Menschheit alte soziale Strukturen, Institutionen und Traditionen hinter sich lésst. An ihrer Stelle werden, so sagen die Bahá’í—Schriften, neue Strukturen und Institutionen, basierend auf dem Prinzip der Einheit derMenschheit, entstehen.
Dieses Prinzip„fordert“, Iaut den Bahá’í—Schriften„,nichts
. Geringeres als den Wiederauf bau und die Entmilitarisierung der ganzen zivilisierten Welt,einerWelt,die in allen Grundfragen des Lebens, in ihrem politischen Mechanis mus, ihren geistigen Bestrebungen, in Handel und Finanzwesen, Schrift und Sprache organisch zusammengewachsen und doch in den nationalen Eigentijmlichkeiten ihrer verbUndeten Staatenglieder von einer unendlichen Mannigfaltigkeit ist.“
Aus der Sicht der Bahá’í ist also die Zunahme des Terrorismus, des Fundamentalismus und der Gewalt in der heutigen Welt nurTeil des Todeskampfes einer alten Weltordnung, die sich weiterhin gegen das Prinzip der Einheit der Menschheit und die globalen Institutionen, die mit zunehmend verbreiteter Akzeptanz dieses Prinzips sicherlich aufblijhen werden, auflehnt.
Die Bahá’í glauben trotzdem ernsthaft daran,dass„Weltfriede [...] nicht nur möglich, 50ndern unausweichlich [ist]„, und betrachten „die gegenwértige Verwirrung in der Welt und den verhéngnisvollen Zustand der menschlichen Belange als natUrliche Phase in einem unaufhaltsamen organischen Prozess, hin zur Einigung der Menschheit in einer einzigen Gesellschaftsordnung, deren Grenzen die des Planeten sind.“
Ob diese Stufe der Einheit und des Friedens „erst nach unvorstellbaren Schrecken erreichbar ist, heraufbeschworen durch stures Beharren der Menschheit auf veraltetenVerhaltensmustern, oder ob [sie] heute durch einen konsultativen Willensakt herbeigerhrt wird, das ist die Wahl, vor die alle Erdenbewohner gestellt sind“, schrieb das Universale Haus derGerechtigkeit.Gleichermaßen hängt auch dieWahI, vor der die Menschheit steht, wie sie mit Terrorismus umgehen wird, davon ab, ob die Nationen derWelt sich in ihrem Denken und Handeln aufeine neue Stufe der Einheit erheben. I
’1“ V„ ONE COUNTRY
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Zwel sich ergänzende Ifihovationen: Solarkocher-Technik aus Deutschland und „Bildungssystem im
Schneeballverfahren“ aus Indien
INDIEN
Rukmani Solanik, oben links, bereitet das Essen far ihre Familie auf dem SK14Parabol—Solarkocher zu. Sie
ist eine von 32 Absolventinnen eines Kurses am Bar/i Development Institute for Rural Women, die sich einen SK14—Solarkocher zugelegt haben.
fl V ONE COUNTRY
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Em Programm für die
Frauen der lczndlidzen
den Sc/zwerpzmlet auf Sc/zulngen als 8611111556/ 2W cfielativen Anwendung van SolarIeodiem und wurde zu einem Modellflir die Bahá’í/mmg newer
Tali nologien.
Bevdlkemng
Indzem legt
HABUA DISTRIKT, M21 dhya Pradesh, Indicn — Bc fragt man Frauen in den
entltgenen Distrikten dieses zentral gclegencn indischen Stuart‘s über die Vorteile dcs Kochmls 111it Hilfe V011 Solarelmrgie so ist der „Schutz der Umwelt“ nicht unbedingt die crste Antwort, die ihnen in d€n Sinn kommt.
Dic Vcrwcndung v01] Solarcncrgic bcim Kochen hat viclmchr mit der Ersparnis von Zeit, Geld und„pc‘1‘s(§nlichm“ Energie zu tun. Solarc‘s Kochen bcdcutet für sie Vielmehr, dass sie sich nun nicht mehr um das Schrubben feucrgeschwlirzter prfe, die Brennholzsuchc Oder die Serge um die Kinder,
dic sich am truditioncllcn Kochfcucr vcrbrcnncn könnten, kiimmern mfisscn.
Kochen mit Solarkochern viel einfacher als erwartet
„Zuerst meintc ich, dass der Kochtr nicht einfilch zu bedienen Wiire“,s;1gte Gokhari Solanka, eine jungc Frau nus cincm Dorf 1131116115 Temla im jhabua Distrikt über ihren Parabolkocher in haushalts Liblichcr GréBc, den sie kürzlich für ihrc Familie erworben hatte. „Aber uls ich dumit zu kochen begmm, merkte ich, class er besser fimktionicrte als ich dachtc“.
[Seite 7]„Er ist dcutlich wenigcr
autWiindig in der Handhnbung
als cin Brcnnholzofbn“, sugt
(?okhnri Solanki. „Er kocht
ganz allcinc und man bmucht
kcinc Angst vor cincm Unfal]
durch Fcucr zu habcn. Mzm
bcnötigt auth kcin Brennholz
und unscrc Kochté'xptb wcrdcn
nicht mchr xrhwarz.„
(?okhnri Solanki gchört zu cincr (vruppc von c;1.3() Fraucn JUS wchs \vcstlichen Distriktcn dos Stuart‘s Madhya Pradesh. die bishcr einen SK l4 Kochcr in 1mmshaltsiiblichcr (h‘éilic iibcr cin Programm des Burli Entwicklungs—Illstitures fiir Fraucn aux liilldlichen Gcgcndcn (BDIRW) mit Sitz in Indore crhaltcn habcn.
Musterbeispiel für die Einführung neuer Technologien in landlichen Gebieten
DaS Programm wurdc in der Zwischenzcit zu eincm Mustcrbeispicl für die Einfiihrung neuer chlmologicn in kindlichen Gcbietm] und cr1‘tgt damit die Auflmrksamkeit der Stantsregicrung sowic V011 Erzichungsbmmtcn.
„Ich dcnkc, dnsx die Mcnschen Viel vom Barli Institut lerncn k61mcn“.sagt Rmncshwar Lal Snwlmcy, Lcitcr der Schulc für Encrgiw und Umg weltstudicn an der l )cvi Ahilya Universitlit in Indorc, dic schr cng mit dem Institut zusummenarbcitct. „Viclc Lcutc nus vcrschicdcncnTcilcn dos Landcs besuchen mcinc Abteilung und ich fiihrc sie nnch Barli. Hicr ixt cm Model], dns Beispicl für anderc scin knnn.“
\X/nx dns lmgmmm so besonders nmcht. ist der Schwarpunkt der uuf Schulung und Motivation gclcgt wird, sowic win Fokus gulfcinc sptzifische Bcwilkcrux1gsgruppc. lliimlich jungc Frauen nus Ihndlichen Regioncn.
Dds SKl-l Distributionsprogmmm ist diejiingste Untcmchmung in einer Rcihc. die das Institut nicht nur zur F(ir derung solarer Energic, 50ndern auch eines Umwcltbcwusstscins im Allgemeinen, ins chen gerufcn hat. Es bctruchtetjungc Frauen als Schliisscl zur Fbrdemng cinc‘s ticflgrcifbm den sozialen Wandels, nicht nur im Hinblick aufUnnveltschutz, sondern auch in dcn BcrciChen Gesundheit, Erniilnung, Erziehung und Bildung sowic ethischcr Entwicklung.
„Ein Grundprinzip dos lnstimts ist die Aufihssung, duss die Erzichung und Bildung V01] Frauen für die Entwicklung ihrcr Fiihigkeitcn und dnmit fi'n die GenIcindccntwicklung von entschcidcnder Bcdcutung ist“,s;1gtjamk lalta McGillignn, Dircktor dcs Institutx. „l)ic Frzmcn sind dic crstcn Erzicher ihrcr Kinder und dicsc Erzichungy hat Auswirkungcn auF die (?cdankcn und das VcrhaL ten cincr ncucn Gcncrution von Miinncrn und Frauen.“
Ausbildungsziel: Agenten der sozialen Verinderu ng warden
Ursprünglich wurdc- das lnstitut als Bnlu’lichrufsschulo flir Frauen nus lindlichen chiomn im jahrc 1985 go
griindet. Duruus cntsmnd im
Scptcmbcr 2001 eine unabhiinv
gigc Einrichtungy mit einem
eigcncn Vorstand untcr don}
Namcn Burli Ennvicklung5Institut für Frauen nus llilldlichen chioncn (Development
Institute {01' Rum] Women).
I)LIS Zicl dos lnstituts ist es,
jungcn Frauen dic Flihigkeitcn
- 1uf(}cbictcn wic Lcscn und
Schrcibcn, Hygicnc, Erniihrung, Genericrung von Emkommen sowie Erhaltung der Umwclt zu vcrmittcln. Mit diescn Flihigkeitcn ausgestattet wcrdcn sie dam] in ihren Hei111utd61‘fern zu cchten „Stiitzcn“ ihrcr Familicn und Gcmcindcn — Agcnten zuerriinderung der sozialtn und gcsundhcitlichen Bedingungcn. l)JSW()I'[„b;11‘]i“i$t d JS cinhci mischc Wort für den zcntrulcn Stiitzpfciler einc‘s Hauscs — duher der Name dc‘s Instituts. Trotz der Numcnsiinderung wird dds lnstitutsprogramm nach wic vor schr von den Bahá’í—Prinzipim1 inspiricrt. die die Glcichbcrcchtigu11g V011 Frauen und Miinncrn bctoncn und schr bcstimmt für Wirksame Manahmcn 2111‘ ErZichung Lmd Bildung von MiidChen und Fruucn cintrctcn.
„Ein Grundprinzip des Instituts ist, dass die Bildung von Frauen Für die Gemeindeentwicklung von entschei(lender Bedeutung ist.“
Palta McGilligan Direktor des lnstituts
Einer von zwei grojien Schefl/er-Parabolref/ektoren wurden am Institut selbst instaI/iert. Mit den beiden Scheffler-Reflektoren und einem innovativen System zur Wdrmeerhaltung können mehr als 100 Personen bekocht werden.
» 3, 1
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Parabol-Solarkocher, die am Institut se/bst hergestel/t werden, sind das Zentrum der Aufmerksamkeit bei einer karzlichen Messe fur Solarenergie in Indore. Unter anderem war Digvijay Sing, Premierminister von Madhya Pradesh (im Foto rechts neben der Bildmitte), unter den Besuchem und kostete von den Kochergebnissen.
„Die Schulung, die am Institut angeboten wild, trigt in großem Maße zum Erfolg des Programms bei. Die Midchen gewfihnen sich an den Einsatz der Solarenergie über 4 bis 5 Monate. Damit wissen sie, wie die Solarkocher :u bedienen sind, sie kennen ihre Vorund Nachteile, und wenn es Probleme geben sollte, dann kennen sie die Möglichkeitan,
diese zu Iiisen.“
Prof. La! Sawhney Devi Ahily University
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In den lctztcn 17 jalncn
bildctc dds Institut mchr als ISHUJnge Frauen und Miidchen nus. Seine Programme sind kostcnlos und die Studentcn kommen hnuptsiichlich nus Gcgcndcn der \Vestlichen Distriktc V011 Madhyn Pradesh in der Umgebungy von Indore mit indigcncr Bevölkerung Lmd Stlimmcn.
Ein Großtcil der Region ist V011 chronischer Armut und Fchlemiihrung gekennzeich11et.was zum Teil auf schlecht6 Erntcn, hiiufigc Diirreperiodcn. Mangel :m Trinkwasser und schlcchtc Béden zurückzufiihrcn ist.Viclc dieser Probleme sind cntstanden durch extensive Abholzung und Erosion zumTcil 1115 Folge der Brennholzsuchc.
Solarenergie-Technologie aus Deutschland
Zur Féirderung der Soluw cnetgic bringt dns Institut Frauen nus don wcstlichen ])i# striktcn von Madhya lmdcsh nnch lndorc. damit sie dort sz (10111 5 Morgen gmlicn (Inmpus in cincm instruktivcn Lchmmntz gcschult \wrdcn. Darlibcr himus fiihrt dns In<titut :uuh \vcitrcichendc I’m; gramme in dun umlicgcndcn Distriktcn durcl).
Mitre der 8()c1‘_|;1hrc bcgunn dns lnstitut Solarkochcr.
die in Kistcn cingebuut warm), cinzusctzcn und warb in den l)($rfb1‘11.c1iL* cs untcrstiitzte, für ihreVerwcndung.
1111 Mai 1998 wurdc cin 7,5 qm großcr $0121r—Iarnbol—KoCher im Institut installicrt; ein weitcrcr wurde im jahr 20111) eingcbaut, Dicsc bcidcn großen Reflcktorcn — konstruiert V011 Wolfgang Schefflcr, cincm deutschen Spezialistcn für Solarentrgic — wurden für das Institut und die Studentcn zum Untersuchungsobj ekt im Hinblick auf die praktischen Aspckte des solaren Kochens.
IhreVersuche warcn 116Chst innovativ. So wurde zum Beispiel der zweitc Schcffler—Reflcktor mit 61116111 neuartigen solarcn Speichersystem kombiniert. Der Reflektor erhitzt einen gut isolicrtcn 4()() kg schwcren Stuhlkcm und die gcspeichcrtc Energic kalm zum Kochen rund um die Uhr cingcsctzt werden. l);1$ Systcm Solar
Energy Systems konzipiert, ci wurdc von (?;ldhiu ncr Finm nusValsad in Gujarat.
Mit dicscm Systcm ist (1:15 Institut in der Luge, ausschlicfiv lich mit solnrcr Encrgic zu kow chen und das 3111J'E1gcimjahr. (Tliglichc Einsparung: 3 kg (lax bzw. 24 kg H012).
ln derjiingstcn lhusc dcs Solarpmgmmms dcs Instituts SK 14—K0chc1~ in
humhultsiiblichcr (IriSBL‘ in
501] def
l)6r11*rn im gzlnzcn (?cbict dcs Instituts installicrt wcrdcn. Scit dicsm Artikc] geschricbcn wordcn ist, habcn 32 Fraucn einen solchen Kochcr erhaltcn. Die Frauen 13623111611 1() % der ca. 101) US—l)ollm, die der K0Chcr eigentlich kostet; die Diffcrenz wird v01] zwei (istcrrcichischen NGOS gesponscrt. Waiters 18 SK14—Kocher werden voraussichtlich im jahr 2003 verteilt werden.
V011 Dieter Seifert entworfen und V011 der EG—Solar, eincr Entwicklungshilfc—InitiatiVc des StaatlichenTechnischtn Kollegs im dcutschen Altétting gefdrdert, ist der SK14 cin reflektiertnder Parabolspicgel mit einem l)urchmcsscr von 1,5 Meter.l);1bei wird Sonnenhcht nuf einen schwurzen Kochbchiiltcr 1111 Fokus des Parabolspicgels konzentriert. Die Lizcnz für die Konstruktion wurdc viclcn N(yOs und Untcmchmcn in Entwicklungy liindern zuerrfiigung gutcllt.
1);]8 lnstitut stcllt dic SK 1 4—K0 ch or sugar sclbst her.
Mit einem begleitenden Trainingsprogramm die dauerhafte Nutzung sicherstellen
Dzls Institut tut jcdmh mchr uls dic Kochcr zu pmduzicrcn und in liindlichen (lcgcndcn lndicm zu vcrtcilcn
Frage: Wic ist IhrWerdegang und wie sind Sie auf die
Idee mit den Solarspiegcln gekommen?
Scheffler: Grundsiitzlich war es mir schon immer wichtig, durch meine Tiitigkeit einen positiven Beitrag zur Entwicklung unsérWelt zu leisten. Physik habe ich studiert, um grundsiitzliche Phanomene die mit unserer Welt zusammenhiingen besser zu verstehen. Gleichzeitig habe ich mich immer auch für allgemeine gesellschaftliche Zusammenhzinge interessiert, wie z.B. die NordSiid —Problematik.
Die Idee mit den Solarspiegeln entstand aus einem spontanen Einfal] heraus, in der Wfiste mit Hilfe V0n Glashiiusern abgeschlossene Okosysteme zu schaffen, in denen das Wasser nicht verloren geht. Das Glas sollte mit Hilfe von Sonncnenergie V01" Ort aus dem Sand erschmolzen werden. Da ein Glasofen schwer und unbeweglich ist, begann ich zu überlegen wie ich das Sonnenlicht über den ganzen Tag und über das Jahr hindurch konzentriert und mit sehr hoher Temperatur auf einen festen Punkt lenken kbnnte. Das Grundprinzip der flexiblen Scheffler—Spiegel mit ortsfestem Brennpunkt war geboren,
Frage: Aber heute werden die Spiegel doch hauptseichlich
zum Kochen benutzt ?
Scheffler:}a natürlich, dieser Glasofen wurde auch nie gebaut. Es war schnell klar, dass die Anwendung zum solaren Kochen vie] wichtiger und einfacher zu realisieren ist.Ab 1983 habe ich in Kenia mit der prak
tischen Erprobung begonnen,
ab 1990 auch in Indien. Und
in Indien habcn wir mittlerweile auch die besten Erfolge
mit den solaren Kochsystemen.
Etwa 10jahre hat cs gebraucht,
bis die Spiegel technisch einigermafien ausgereifi waren.
Frage: Wie gehen Sie bei Ihren Projckten praktisch vor?
Scheffler: Der Erfolg stcht und fdllt mit einem motivierten Partner vor Ort. Die Idee des solaren Kochens finden die meisten spontan gut, und eine finanzielle Unterstiitzung der Regierung hilft (wic 2B. in Indien), aber es 315 ganz normals Routine taglich in die Iraxis umzusetzen gelingt dann nut in etwa 50 % der F5116. Das bczieht sich auf die Schul—kfichen, die 1 bis 8 m„ grosse Schefller—Spiegel zum Kochen
Interview mit Wolfgang Scheffler, Entwickler des Parabol-Solarkochers
benutzen. Ein bcsonders gut gelungenes Beispiel ist hier die in dem Artikel beschriebene Solarkfiche in Indore, we die Betreiber ein ganzheitliches Konzept vcrfolgen und sich auch durch zeitweise kleincre
technische Stérungen nicht
von der Benutzung der Solarkocher abhalten 1168611. Auch musste die Kéchin dreimal geWechselt warden, bis eine gefunden war, die sich V011 und ganz mit der neuen Technik anfreunden konnte.
Frage: Wer baut die Anlagen?
Scheffler: Die Anlagen werden alle im Land selbst durch lokale Handwerker Oder Unternehmer gefertigt und installiert. Dazu geben wir eine etwa dreimonatige Ausbildung
vor Ort.
Die großen Dampfkochanlagen mit bis zu 106 Spiegeln
in einer Installation, von denen es in Indien mittlerweile eine ganze Reihe gibt, haben wir gemeinsam mit den ersten Betreibern, den Brahma Kumaris in Mt. Abu, entwickelt. Diese haben ihre Anlagen alle selbst gebaut und geben das technische Wissen auch an andere Interessiertc weiter.
Frage:Wie sehen Sie die Zukunft ?
Scheffler: Wie ich schon zu Anfang erwiihnte, haben mich auch immer allgemeine gesellschaftliche Zusammenhinge bewegt und ein Bediirfnis positive Entwicklungen zu bewirken.Vieles was wir heute 311 Problemen zu bewiiltigen versuchen, sind Auswirkungen V01) schlechten Entscheidungen, die in derVergangenheit getroflén worden sind. Gleichzeitig gibt es in Deutschland schon seit 30Jahren ein demokratischesVerfahren, das besonders sinnvolle, nachhaltige und von der Bevdlkerung leicht mitzutragende Entscheidungen produziert. Leider sind diese „Burgergutachten mit Planungszellen“ trotz ihrer vielfeiltigen positiven Effekte noch Viel zu unbekannt, obwohl bereits 8000 Biirger in Deutschland damn mitgearbeitet haben. Neben der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Solarspiegel und ihrer Anwendungen also noch ein weites Feld für Betatigungen, I
Weitere Informationen: www.dfg-vk.de/So|areBruecke
ONE COUNTRY 2/2003 - SEITE 9
“Die Menschen haben nun simtliche Bäume abgeholzt und es ist sehr schwer, Hol: zu finden. Wenn wir auf dem Feuer kochen, dann benfitigen wir Holz als Brennstoff, und wenn wir Biiume fillen, um Brennholz :u bekommen, wird es die Regenperioden beeintrichtigen und unsere Zukunft wird sehr diister warden. Wir warden weniger Bäume, weniger Regen, weniger Wasser und weniger zu
essen haben.“ Sakha Dawar, Nutzer eines Solarkochers
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2/2003 — SEITE1O
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Frauen als erfolgreichste lnnovatoren Für nachhaltige Entwicklung
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Erfolgreiche Ausbildung zu landlichen Umweltexperten
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Waschwasser wird zur Bewlisserung der Giirtcn dcs Instituts vcrwendct, in denen der l-Iaupttcil der Nahrung angebaut wird.
Dic Studenten erhalten auch Unterricht im Lcsen und Schrciben, Schneidern, Landwirtschaft, künstlerischcs Handwerk, Menschenrechte, Umweltbewusstsein,Wahrung der eigenen Wiirde und Entwicklung der Pcrsbnlichkeit, soziales Engagenmnt, Ernlihrung und Gesundheit sowic Flihigkeitcn, Einkommen zu erwirtschaftcn. Gcmuso gchbren Kunst, Musik und Tanz zum Lchrplan.
Institutsabgiingcr habcn einen betrachtlichen Einfluss auf ihre Gemeinden. Obwohl die thfte der Teilnchmer An;llphabcttn sind, wenn sie ankommen, verlassen 99 % das Institut 2115 Alphabeten und beherrschen das Lesen und Schreiben in Hindi. Studien zeigcn, dass 96 % nach ihrer Rückkehr die erlernten Fiihigkeiten Einkommen zu crwirtschaften CiIISCtZCII, wobei 46 % kleine Schneidereien gegründet haben und damit ihren Lebensunterhalt verdienen, wlihrend 9 % als Angestellte in verschiedenen Berufcn arbeiten. Immerhin 97 % aller Studienabginger setzen sichere Trinkwassmpraktiken sin; 70% verwcndenjetzt auch BlattgemfiSC‘ in ihrer Erniihrung und 41 % bauen Gemfise selbst an und verkaufen es.Au[361dem haben die Frauen in fiinf D&Srfern etwa 2500 Bäume angepflanzt.
Anders Studien haben gezcigt, dass die Frauen dazu beigetragen haben, eine neue Atmosphiire des gcgenseitigcn Respckts und der Einheit in ihren Gemeinden zu schaffl‘n, wobci sie die chrwindung von Kastenvorurtcilen in den Gemeinden unterstützen, die einmal benichtigt für ihre hohe Kriminalitlitsrate und Alkoholmissbrauch waren. Dds Institut arbeitet Sthl aktiv mit
L1 11d
NGOS zusammen, wobei In Regierungsbeamtcn
formationcn, ncuc Methodcn und Forschungscrgcbnissc ausgetauscht werden.
Zahlreiche internationale Auszeichnungen erhalten
Die Programme des Instituts finden normalerweise Liber einen Zeitraum V01] scchs
Monaten oder einem jahr start, '
obwohl auch Kurzzeit—Workshops und einzelne Schulungseinheiten mit ausgewiihltcr Thematik angeboten warden. Die Graduiertcn erhalten ein Zeugnis durch die National Open School. Das Institut erhiilt Zuwendungen aus V6rschiedencn Quellen, untcr ih11cn die Bahá’í—Gemeinde Indicns, die Swedish International Development Agency (Schwedischc Internationale Entwicklullgsagentur), und die Two Wings Foundation.
Für scincn Einsatz hinsichtlich Umwelt und Entwicklung hat das Institut mehrert: Auszeichnungen und 6ffentliche Anerkennungen gewonnen. 1992 wurde das Projekt V0111 UN—UIllwelt—Programm mit dem „Global 500 Roll of Honor for Outstanding Environmental Achievement“ aus gezeichnet. 1994 wurde das Institut in der INNOV—Database der UNESCO 2115 eines von 8] erflflgreichen grundlegenden Bildungsprojekten in Entwicklungsliindem gelistet.
1m Rahmen einer interIeligiésen Feier zum Goldencn jubiliium der britischen Queen priisentierte die Bahá’í International Community im November 2002 in London das Institut in Indore als „ihr“ besonders vorbildliches Umwcltprojckt (siehe Seite 12/13).
Aber das Liberzeugendste Urteil über das Solarprogramm des Instituts kommt Wahrscheinlich V011 den Schülern, die die SK] 4—K0cher verwenden.
„\X/ir kochen H'Lilsenfnichte, Reis, Gemiise, Maisroti und Tee,“ sagt Sarbai Solanki, cine 19jdhrige frühcre Schülerin 21m Institut, die einen SK14 imjuni 2002 für sich und ihre Familie in Tcmla, cincm Dorf imjhabua Distrikt, k21ufte. „Es hat unser Leben verbessert, dcnn es ist Vie] einfacher damit zu kochen. Wir milssen nicht stiindig überpriifen, 0b 2111CS richtig lfiufi und er raucht nicht. Aulierdem müssen wir nicht in den \X/ald geben, um Brennholz zu sannncln“, I
Die Teilnehmer an den Trainingsprogrammen lernen, dass die Vorsorge far die Umwe/t eine geistige Verantwortung darstellt sowie einen besonders wichtigen Dienstfdr die Gemeinschaft. Das Institut pflanzt die Nahrungsmittel zur Versorgung der Kursteilnehmer mit diesen gemeinsam an und unterrichtet sie dabei in allen wichtigen Techniken der Anpflanzung, der Ernte und Konservierung.
Weitere Informationen: www.geocities.com/bvirw
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RELIGIONEN
Queen Elizabeth II. und Prinz Philip luden an/cisslich des Goldenen Jubildums der Queen am 13. November 2002 hohe Reprdsentanten der Weltre/igionen in das historische Bankett—Haus in Whitehall ein, um mit ihnen das Thema „Unser Platz in der $chépfung" zu diskutieren.
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0NDON — All cincr
intmreligiiiscn Ver sammlung nut; h(idlstcr Ebcnc zu Ehren dcs SH—jlillrigen Thron—jubilliumx der Quccn Elizabcth ll. thndcn sich Fiilncr V01] zelm grolicn Wcltrcligioncn em, daruntcr auch Rvpliismk tmltcn der Bahá’í—Rcligion, um die mngcblichc Rollc. div Rcligioncn im Umwcltxthutz spiclcn kbnncn. zu \\iildigcn und zu Icfkkticrcn.
Alwgclmltcn \\urdc dicsc
Vcnmstllmng am 13. Nmcnk bcr ZHHZ in Londom histmh schcm liankcthaux in Whitehall untcr dcmTitcl ,Uni scr llutz in der Schéipfimg. llncr Mdjcstlit der K(migin Lmd
ihrcm Fllcmunn. scincr Minig lichen Huhcit Prinz l’l1ilip.dc111 Hcrzog mm Edinburgh. \\'111'dcn cinc Rcihc \on Umwclt\‘(hlltzprqicktcn snmic cin lrogmmm spiritucllcr Musik— und TImzdurbictungcn \on Repriii scntuntcn jcdm Rcligion v01> gcfiihrt
l)ic Vcrsnmmlung wurdc von der Alliance of Religion and (Ionscrvution (ARC) 01> ganisicrt und dicntc der Erfmxchung dos rcligiiiscnVcrstiindmisses [ibcr die Rollc der Mcmchhcit in der Schbpfimg. 1)ic Bahá’í—Rcligion, der BLKL d11isnms,d;1s Christentum, der Hinduismus, der Islam. der jninimlus. d JS judcntum. der Sikhimms, dCI‘ Tuoismus und die Zoroastrischc Religion
\Vnren bei dicschcrsnmmluHg vcrtreten.
Der Hcrzog Hm Edini burgh. \\C1ChL‘I' eine Schliixx L‘L rollc bci der Einbringung \on Religioncn in UHHVCINlmtk bmwgungcn nu{intcrnntionr lcr Ebcnc gcspiclt hat, crkliirtc den ZWCCL’ derVcrmmmlung in cincr kurzcn Rcdc.
.,\X/ir brnuchen dringcnd den religiiiscn (:lllllk‘l]. um um anzulcitcn. wic wir dicscn lllr nctcu bcwolmcn und nutzcn sollcn“.sulgtc Prinz Philip „\X/ir miixscn 1crncn.dic {Skonomi \Chcn und \Visspnxthnfilitllm1
Realitlitcn cincrscits sowic dic religidsc Mnlmung zuerrzmtwortung Lmd R'Licksicht flil die Schiipfimg .mdelcrscitx auszubnlancicrcn ER wird nicht einfilch sein aber ich bin mir sichcr, dass Glnubc und chrzcugung schr Inlinhtigc Motivc sind, um für unseren Planctcn in all scinchiclflllt Zn 501'gcn.“
Unter don unwcscndcn rcligiéiscn Fiihrcrn w;11'c11:Scinc Hciligkeit Bartholomew l. Erzbischofvon K(mstmtinopcl, :119 Vcrtrctm flir dus orthodoxc Christcntum; Rcvcrcnd Michacl Turnbul]. Lord Bischof v01) Durham. nls Vcrtrctcr für
dds protostantisclw Christmk tum:Sri Kushok Bakuln alth P trctcr für den Buddhixnms: Rabbi Israel Meir L311. oberi stcr Rabbi von Israel! 315 Vertrcter für dds judcntum und Ervad Dr. aniynr larvez Knranjm, cin fiihrcnder Autor zu zoronstrisdlcn Angclcgcnhcitcn.
Frau Guilda Nzlvidi \X/zllkcr rcpliixcnticrtc die Bahá’í International Conununity. Die 1mtimmlc Bahá’í—Gcmcindc dos Vcrcinigtcn Kdlligrcichcs wurdc V011 ihrcm Sckrctiir, Barney Lcith, vcrtrctcn.
Weltreligionen prisentieren beispielgebende Umweltprojekte ihrer Gemeinschaften
“1 )ns Ercignis war nicht nur wcgcn der All\\cscnhcit der Kiilligin Lmd v01] Prinz Philip bcdcutcnd, sondern such wcgcn L‘bCll jcncr Führungspcrsiinlichkeitcn, durch wcl(he did (?]aubtnsgemeindcn rcprlisentiert \vurden“, sagtc Barney Leith. „Und trotz all des religiiiscn Hasses und der Intoleranz, div: unglücklicherwefi 5c in Llnsclcr Welt so pliiscnt sind. dicntc dicsc Vcranstaltung nulicrdcm zu cincr cindrucksvollen Danonstlation, dnss rcligiésc (?emcinschaftcn bci solch wichtigcn globnlchhcmen wic der Umwclt 2115:1111menarbciten könntn.“
Als ihr Projckt stclltc dic Bahá’í International Community dag Burli Development Institute {01~ Rum] Women (Barli Entwicklungsinstitut für kindliche Frauen) \701‘. Belicimntct in Indore, Indicn, unterrichtct d JS Institut die cinhcimischen Frauen im Lesen und Schrcibcn, in Agmrindusrric, Gcsundhcit, Einkommensschnffimg Lmd 1111 Umwcltschutz.
Die Nntursclmtzprojcktc, dic V011 nndercn Rcligioncn vorgcstcllt wurdcn, warm] untcr :mdercm cin Recyclingprojckt in allen 47 bcstchenden zoroastrisdwn Feuew tcmpeln in Mumbai, Indicn; die Gründung dines Zentrums flir Islam Lmd Okologic :11] del Wales. anpcter, UK; die l’flnnzung 27.000 siitzlingcn inTcmpel Universitlit von
von ctwa 15:1 unp
und (lcmeindewiilderm wclchc H buddhistischc lngoi den in Knmbodscha umgcbcn; und die orfolgrcichc Emblicrung cincs bcdcutenden ncucn Umwcltschutzprogmmms der Bntnk—Kirchc in Sumatra, Indonesien. Dicsc lrojcktc zlihlcn zu cincr Rcihc von Umwcltschutzprojcktcn, wclchc Titcl ,Sacrcd Gifts {01' 21
untcr dcm Living Plzmcta („Hciligc Gcschenke für cincn chendcn Plunctcn“) imjnhr 2000 vonARC,i11 Zusammcnarbeit mit dem WWF International bckannt genmcht wurden.
Der Beitmg der Bahá’í zum lrogmmm der Icligiiisen I )arbietungcn bcstand nus cincm Verborgcncn Wort von Bahá’ullzih. gcsungcn von Shiva Ashrafi Coopcr. Ashrafi Cooper wurdc 1111 Iran geborcn und lcbt hcutc 1111
Vcrcinigtcn Kiilligrcich, in Grofibritnnnicn.
Guildu Walker meinte zu Ashlafi Coopers Gcszmg: „Als Shim herausknm und zu singcn begann, hcrrschte so eine absolute Stillc, dass man eine Stccknadel zu Bodcn fallen hdrcn kblmte“, sagte sic. „Es war eine bcwcgcndc gcistigc Erfiihrung.“ _
Zuslitzlich zu Ashrufl Coopers (?csang trutcn untcr andercm Mitglicder dcs Israelischen [’11illmrlnoniscllcn 01‘chcstcrs, dcs Mongo-lischen Natiomlcn Gcsangs— undTanzensembles Lmd dcs Londoner Adventistcmhmnls uuf.
Die Bahá’í International Community ist scit dor Gründung derAHiuncc 011 Religion zmd Cunservution deren Mitglicd. Die Gründung clfblgtc 1995 wiihrend cincs Gipfcltrcf
Fens i11Windsor Castle mit sci
ncr kiilliglichen Hohcit dcm
Hcrzog von Edinburgh 31$
Gastgcbcr. I
Organisiert von der „Alliance on Religion and Causewation“, Für die sich u.a. Prinz Philip besonders engagiert, widmete sich dieses interreligiiise Treffen vor allem der Frage der Rolle der Menschheit in der Schiipfung.
Als Beitrag der Bahá’í zu den Feierlichkeiten trug Shiva Ashrafi Cooper ein „Verborgenes Wort" von Bahdu’l/cih vor, dem Gründer der Bahá’í—Religion.
K . ONE COUNT Y
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ngfiwm mm
Meeresbiologe Austin Bowden-Kerby am Riff von Cuvu, Fiji-Inseln, einem der Hauptaktionsgebiete der Coral Gardens Initiative
Regeneration von Korallenriffen funktioniert am besten mit der
Weisheit der Einheimischen
Der Meereswissen schaftler Austin
Bowden-Kerby leitet
die innovative und erfolgreiche
FIJI-INSELN Cm,
Gardens Initiative. Er
ist van den BahdiPrinzipzen über das Verhéilmis zwischen Menschheit mad Natur inspiriert und 1260(0th einen Ansatz, der in starleem Mafie die Teilnahme der Gemeinden beim Management der natürlichen Ressourcerz fdrdert.
K ONE COUNTRY
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UVU, FIJI — In Begleirung von etwa einem Dutzend Frauen aus
dem Dorf entdcckt Austin Bowden—Kerby auf dem Riff während eines Spaziergangs bei Ebbe eine Spur von zcrbrochenen Muscheln — cin Zeichen fiir einen neuen Raubfisch in der Gegend.
„Wahrscheinlich ist es cin Tintenfisch“, meint Dr. Bowden—Kerby, ein amerikanischer Meeresbiologe, dessen Fachgebiet die Regeneration von Korallenriffen ist. „Tintenfische erniihren sich hauptSéchlich von Venusmuschcln und Schalentieren.“
Tatszichlich, einige Meter weiter Richtung Meer findet eine der Frauen einen, wie er gerade einenjungen MurinenAal frisst. Mit etwas Mühe gelingt es ihr, das Weichticr mit den Fangarmen neugierig zu machen und aus seinem Bau zu locken. Doch anstatt zu fra gen, ob sie ihn zgm Abendessen Oder zumVerkaufmit nach Hause nehmen diirfe, liisst sic ihn wieder frei und hiilt sich damit an das Fischereiverbot, das für diesen Teil des Riffs ausgesprochen wurde.
„Das ist wirklich ein gutcs Zeichen, ein Zeichen der Erholung, class Raubfische wiederkommen“, sagt Dr. Bowden-Kerby und schaut dem Tintcnfisch nach, wie er in eincr Wolke von schwarzer Tinte davonschwimmt. „Aber da sie auch zu viele andere Tiere tbten, die sich gerade wieder crholcn, wcrde ich wohl empfehlen, die Tintenfisch—Saison fiir eine Woche zu créffnen.“
Die Menschen mit ihren Bedürfnissen aktiv in Naturschutzprogramme einbeziehen
In diesem Kommcnmr wic auch in der ganzen Szenc, die
sich hier abspielt, spiegeln sich
Schliissclclmnente V011 Dr. Bowdcn—Kerbys Ansntz zur Regeneration von Korallenrifi fen wider — cin Ansatz, der zunehmend Anerkennung für seine Innovationsfdhigkeit, Wirksamkeit und scin Potential zur weir verbreitcten Anwendung gewinnt. DieserAnsatz wurde in Vie? len jahren der Forschung entwickelt. Dr. Bowden—Kerby’s Methods basicrt auf der zunehmend anerknnntcn Ansicht, dass der bestc ch, gcflihrdete Riffs zu rcttcn, nicht notwcndigerweise der ist, die Int DSChliChCII Einfliissc ganz zu bcscitigen,5011dern Cher sic ganz vorsichtig zu lciten und dubci bcsondere Betonung darauf zu lcgen, 611g mit der einheimischen Bcvélkerung zusammcnzuarbcittn, die das Riff 21m bcsten kennt — und die noch immcr ihren Lebens untcrhalt dubon bestreitet. Um gmlauer zu sein, Dr. BowdanKcrbyR Mcthoden gchen iibcr das einfache Management hinaus und bemühen sich ganz aktiv datum, dns Rithu „kultiviercn“, indem sie cs von ilberzhhligcn Raubfischen Wie demTintenfisch und
dcm Korallen fressendcn Dornenkronen—Seestern befrcicn. Gleichzeitig werden bereits Verschwundene Oder V011] Aussterbcn bedrohten Arten, die Clem Riff wohlgesonnen sind, wieder angesiedelt, wic zum Beispie] der Ricsenvenusmuschel. Danach wird deren Regeneration in besonders gcschfitztcn Zonen gefbrdert,
Für einigc Umwcltschützer sind dicse interventiomistischen Taktikcn eine vaeiterung der Einmischung des Menschen, die große Tcilc der Korallenrifle auf der ganzen Welt ins Verderbcn gestfitzt hat. Doch Dr. Bowden—Kerby ist davon überzcugt, dass in viclcn F517 161] die Riffs schon so weir zerstört wurden, dass nut der Einsatz V011 Umweltaktivisten sie noel] retten können.
man einen Hurrikane fingiert, indem man zlbgebrochene Aste von noch lebenden Korallen auf den Triimmcrn verteilt, die Korallen sich hliufig an die Trijmmer heften und beginnen, sich selbst wieder herzustcllcn.Wus wir also tun miisscn, ist zu lernen, mit der Natur zusammen zu arbeiten, um ihr dabei zu hclfcn, sich zu erholen.“
Wachsende internationale Anerkennung
Dr. Bowden—Kcrbys Konzeptc gewinnen immer mchr Anerkcnnung, wovon in flingster Zcit zzlhlreiche Stipendien und Preise für seine Coral Gardens Initiative — unter dicsem Numcn ist das lrojekt hicr offiziell bekannt v zeugen. 1m
„W€nn sie ein Korallenriff jahr 2002 zum Beispiel wurdc
sprengen, kalm es sich nicht V01] selbst wieder herstellen“, erkliirt Dr. Bowden—Kerby und greift damit ein bcsonders CXtremes Ausmaß an Beschzidigung V011 Korallenriffl‘n heraus. „Die Korallenlarven k611nen sich nicht auf den Triimmcrn nicderlassen. Aber ich babe in mcincn Forschungen herausgcfunden, dass welm
das Projekt vom International Coral Reef Action Networt (ICRAN) zum „V0rzcigegebiet“ für Korallenriff—Erhaltung gcwiihlt. 1999 gcwann es dcn hoch angesehencn Henry Award for Partnership in Coral ReefConsewation mit einem Preisgcld von 25.000 US—Dollar. Das Projekt hat auch be deutende Stipendien der
„Wenn sie ein Korallenriff sprengen, kann es sich nicht von selbst wieder herstellen... Aber ich babe in meinen Forschungen herausgefunden, dass wenn man einen Hurrikan fingiert, indem man abgebrochene Kste von noch lebenden Korallen auf den Triimmern verteilt, die Korallen beginnen, sich selbst wieder herzustellen. Was wir also tun müssen, ist zu lernen, mit der Natur zusammen :u arbeiten, um ihr dabei zu helfen, sich zu erho Ien.“ Austin Bowden-Kerby
Bei einem Workshop def Coral Gardens Initiative entdecken die Teilnehmer einen Tintenfisch. Dies ist ein Zeichen fur die Erholung des Korallenrlffs.
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Einwohner des Dorfes Voua im Distrikt Cuvu nehmen an einem Planungsworkshop der Coral Gardens Initiative tei/ und beraten dumber, wie die gesamte Dorfgemeinschaft, Frauen, M(jnner, Jung und Alt in die Arbeit far die Erhaltung des Rijj‘s einbezogen werden können, damit sie ein aktiver Teil dieses Prozesses werden und die Beziehung zwischen menschlicher Gemeinschaft und der Entwicklung des Riffs verstehen.
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MacArthur Stiftung, der David und Lucile Packard Stiftung, der Regierung V01] Neuseeland und kijrzlich V011 der Europiiischtn Union bekommen.
Gcnauso bedeutend ist zweifelsohne die Akzeptanz des Projekts Von den Menschen vor Ort in den acht D&Srfern in dar Gegend V01] Cuvu und Tuva, die ganz enthusiastisch erziihlen, (1355 sis einen drastischen Ansticg an Anzahl und Größe der Fischc und Schalentiere an ihrer K'LiSte festgcstcllt haben, S€it das Proj ekt vor dreijahren in ihrer Region begann.
„Vielc Fische kommen zurück“, sagt Anarc Mudunavere, Hziuptling des Dorfcs Navuevu, eincm der D&Srfer, die aktiv in das Projekt eingebundcn sind. „Vor einigen Jahren konntc man sie hier nicht finden.Abcr sie kommenjctzt zurück, alle Arten V011 Fischen.“
Dr. Bowden-Kerby’s spirituell begründete Liebe zum Meel Dr. Bowden—Kerby wurde 1954 geboren und wuchs an den Küstenorten North Carolina und Virginia auf. Seit sciner Kindheit liebt er das Meer
und die Meerestiere. „Ich bin mit dem Meet aufgewachsen“, sagt er und beschreibt, wie er begann, sich Fur Meeresbiolm gie zu interessieren. „Wir sind den ganzen Sommer über barfuB herumgelaufcn und sind mehrmals 211111"ng schwimmen gcgangcn. Wir sind bei Flut zum Fischen und zum Krabbenfang gegangen, und bci Ebbe haben wir Vcnusmuscheln gesammelt. Wfihrend dessen haben wir gcgcsscn, was wir gefangen habcn und fiihlten uns, als wären wir cin Teil der Imtfirlichen Ulngcbung.“
Sein Vater, ein Wirtschaftswissenschaftler, war in Mariana Islands stationiert, als Dr. Bowden Kerby noch jugcndlicher war. Seinen Erfahrungen dort verdankt er seine lebenslange Liebe zu den Einwohnern der lazifischen Inseln und ihrer Kultur — und für die Korallenriffe.
Ein weitercr wichtiger Faktor für seine Entwicklung war sein Glaube an eine hdhere Macht und 2m einen Sinn des UniverSL11115.„Ich hatte immer mein eigent‘s Verhältnis Zu Gott“, sagt Dr. Bowden—Kcrby, der als protestantischer Christ erzogen wurde „Ich habejeden Abend zu Gott gebetet,
er mfijge den Kranken und Armen helfen und den Weltfrieden errichten. Ich habe früh begriffen, dass Vic] V011 dem, was Menschen über Gott glaubcn, aufTraditioncn Oder beschrankte menschliche Vorstellung beruht und einfach nicht wahr ist. Statt der Mann im Himmel zu sein, ist Gott der Allsehende, der Allwissendc, er ist überall, und er liebt uns alle.“
1972, im Alter von 17 juhren, fimd Dr. Bowdcn—Kerby seinen Glauben in der Bahfi’iLehre bestätigt, die die Bcdcutung des Dicnstes an der Menschheit und die Einhcit von wissenschaftlichen und rcligibsen \X/ahrhciten bctont. 1m Laufb der Zcit hat die Aus Libung des Bahá’í—Glaubcns auch sein Interessc angespomt, die Wechsclwirkungcn zwischen Mensch und Natur zu veländern, und ihm dic Inspiration zu seinem innovativen Ansatz für den Umgang mit Korallenriffen gegebcn.
Die Gesundheit der Natur hingt heute von der Gesundheit des menschlichen lebens ab
Wiihrend seiner Arbeiten und Studien in Mikronesien und den Fiji-Inscln Mitts der 197061‘ Lind in den frühen 198061„ jahren begann Dr. Bowden~Kerby über die 1’1‘0blame nachzudenken, dencn sich Gemeinden gegenübergestellt sahen, die von dcn K0rallenriffen abhiingig waren.
„Ich habe vicl Lcid und Hunger inVcrbindung mit Clem Riickgang V01] Korallenriffen gcsehcn, dic auf Grund von übermiifiigcm Fischfimg und V0111 Fischen mit Sprcngladungen verursacht wurden, insbesondere in Chuuk, wo dic K0rallenriffe 1111 Zweiten Weltkricg zcrstért wurden und sich nicht mehr erholt haben“, sagt Dr. Bowdcn—Kerby. „Ich begann zu forschen, was getan werden k61mte,und es waren die Bahá’í—Schrifien, die mich
[Seite 17]mit der Idee inspirierten, wie
man durcl) eine umsichtige
und sanfte menschliche Intervention zum Beispiel Korallen
neu zmpflanzen konnte.“
Um genauer zu sein, so erklart Dr. Bowden—Kerby, fiihrten ihn die Bahá’í—Schriften zu der Gcwissheit, dass die Menschhcit und die Natur stark wechselscitig voneinander abhängig sind, dass die Gesundheit der Natur heute von der Ordnung und Gesundheit in der Welt des Menschen abhiingt.
„Viele Umweltschiitzer scheinen die Natur zu vergéttern, sie halten sie für perfekt und trennen sie völlig V0111 Menschen. Sic sehen in der Menschheit eine Plage für den llaneten“, sag: er. „Aber die Bahá’í—Lehren sprechen vom Menschen als von einem ,organischen Teil derWelt.“
Der Bahá’í—Glauben betont die Bedeutung V0n Beratung, Zusammenarbeit und Beteiligung der Gemeinde, was Dr. Bowden—Kerby zudem dazu brachte, zu erkennen, wie wichtig die Einbeziehung der lokalcn Gemeinde in jegliche Bemiihung bei der Regeneration der Korallenriffe ist.
Die Coral Gardens Initiative baut aufall diesen Konzepten aufsowie aufmehreren anderen.Von einer unabhiingigen NGO und der Foundation for the Peoples of the South Pacific and Fiji unterstiitzt und in Zusammenarbeit mit Counterpart International (USA) konzentriert sich Coral Gardens dennoch recht eindeutig auf die Konzepte und Forschungen V0n Dr. Bowden—Kerby, der der Projektwissenschaftlcr istl
„Besonders interessant an derVorgehensweise von Austin ist die Art und Weiss, wie er die Menschen dazu bewegt, das Korallenriff selbst zu betreuen, was ungleich besser ist, als wenn Wissenschaftler dies tun Oder die Regierung Oder internationale NGOs“,sagt Arthur Lyon Dah1,der bis August 2002 Leiter dcs Coral Reef Units dcs Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) war und weiterhin als Berater tétig ist.
„U1nwelttechnisch sind die Korallenriffe zu einer der lléchsten Prioriteiten der Welt geworden, da sie jenes Okosystem sind, das als erstes Zei chen von globalem Stress zeigt“, sagt Arthur Dahl.
„Korallenriffsysteme auf der ganzcn Welt brcchen auf Grund umweltschiidigender menschlicher Aktivitiiten zusammen.“
„V0n Dr. Bowden—Kerby habcn wir gelernt, bei der zukijnftigen Betreuung von Korallenriffen in den Tropen die einheimischen Menschen einzubeziehen, die in nzichster Nähe zu den Riffen leben. Dem] viele der Problcme mit den Riffen —Verschmutzung, Fischen mit Sprengladungen und so weiter — sind eng mit den Tijtigkeiten der Einheimischen verbunden“, meint Ar thur Dahl.
Den Schat: der Kenntnisse der Einheimischen nutzen
Dr. Bowden—Kerby’s Ansatz dreht sich nicht nur einfach darum, die Einheimischen dafijr zu gewinnen, die Arbeit der Korallenriff—Betreuung selbst zu übernehmen Oder einfach nur Regeln zu befolgen, wie „Hier ist Angeln verboten“ Oder „Große Venusmuscheln nicht sammeln, sie sollen sich Die Coral Gardens Initiative strebt Viel vermehren“.
„Viola Umweltschiitzer scheinen die Natur zu versittem, sie halten sis Für perfekt und trennen sie Valli; vom Menuhen.
Sic sehen In der Menschhelt eine Plage für den Planeten. Aher die Bahá’í-lehran sprechen vom Menschen als von einem organlschen Tell der
Welt.“ Austin Bowden Kerby
Meeresbiologe Austin Bowden-Kerby und Etika Sing, ein Projektleiter der Coral Gardens Initiative, bereiten die Anpflanzung neuer Korallen in einem zerstdrten Teil des Rlfi‘s vor.
fl? ONE COUNTRY
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„Die Kombination von angewandtem akademischen Wissen und einheimischen Kenntnissen führt zu einem sehr kreativen Prozess. Austin BowdenKerby kommt an einen Ort und fragt: Was gab es hier früher, and was gibt es jetzt nicht mehr? Welches sind die guten Riffgebiete filr dieses oderjenes
Tier?“
Irene Novaczek Meeresbiologin und Spezialistin fflr Meeresalgen des Institute of Island Studies, Kanada
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mchr dic aktivc Bctciligung der Küstenbcwohner an, indem sic auf dertn cigcnc Kenntnissc iibcr die Riffc und ihr vielfliltigcs Einwirkcn aufdicse — wic auch umgekchrt die Auswirkungcn der RifR’ auf das Lebcn der Mcnschen — zur LiCkgrcifcn.
Als Bcispicl bcrichtet Dr. Austin Bowdcn—Kerby von cincm cinheimischen Fischer, der ihm crziihltc, dass Korallen sich tatsächlich bewegen können, ctwas, was akademisch ausgebildetcn Mecresbiologen bisher nicht bewusst war. „Ich habe es zunlichst nicht gcglaubt“, sagt er. „Abcr ich habe einige K011111611 gekennzcichnet und stellte fest, dass sie sich wahrend eines Sturms Fortbcwegt hattcn, manche über 400 Fuß weit.“ Wcitcrc Forschungcn bclcgtcn, duss Koralleniiste abbrcchen und über den Meercsbodcn rollcn können wic Steppenlliufh und dass sie SiCh dam) sclbst 311 andercn Pliitzen wieder men ansicdeln.
„Ein Fischer wciB Dingc, die sin Wisscnschaftlcr nicht wciB“, sagt Dr. Bowdcn—Kcrby. „Keine Schulbildung zu haben und ungcbildct zu scin, sind zwci vbllig vcrschicdcnc Dingc, Insclbcwolmcr lmbcn in der Tat eine \X/isscnsgrundlagc, dic Tuusende von jahren zurückrcicht.“
über Beratungsprozesse die ganze Gemeinde einbeziehen
Die Coral Gardens Initiativc ist dnhcr daraufausgerichtct, uuf traditionellcs Wissen zurückzugreifen, indem sie Bcratungsmethoden anwendet, die die Beteiligung der gesamten Gemeinde f Ordert.
„Zu Beginn des Projekts bringen wir das ganze Dorf zusammen — die Fischer, sowohl Frauen als auch Mlinner, alte und junge Menschen ‘, und wir verteilen dann eine ganze Reihc von Aufgaben, um die Geschichte und die Problems
des Riffs genauer zu bestim111611“,sagt Dr. Bowden—Kerby. Er fiigt noch hinzu, dass dieser Beteiligungsprozess zumTeil auf den Irinzipien der Baha’iBeratung griindet, einem besonderen Entscheidungsfindungssystem, das nicht auf Konfrontation beruht und von den Bahá’í—Gemeinden in der ganzen Welt angewendet wird.
1111 Falls der Region v01] Cuvu—Tuva hat dicscr Bemtungsprozess, der die gesmntc Gemcinde einbezicht. zur Erstellung von Lnndknrtcn iibcr die natürlichen Ressourccn gefiilnt. Einige gehcn his in dds jahr 1942 zur Lick und zcigcn, wo die wichtigsten Fischurtcn und Komllcntypcn f}ii11L‘1‘ vorkamcn.
„l)ic Kombination v01] ungcwnndtcm akzldemischen \X/isscn und cinhcimischen Kcnntnisscn fiihrt zu cincm schr krcativcn Irozcss“, mcint lrcnc Novaczek, eine Mccrcsa biologin und Spczialistin für Mecreszllgcn des Institute of Island Studies in Prince Edward Island, Kanada. Sic hat mit 1):: Bowdcn—Kcrby im (701111 (Inrdens Projtkt zusammengezlrbcitct. „Austin kommt an cincn Ort und f};1gt:,\X/zls gab cs hicr frühcr, und was gibt csjctzt nicht mchr? Wclchc‘s sind die guttn Riffgcbictc für dicscs oderjenes Tier?“
Die Ausweisung van Fischereiverbotsszonen war alte Fiji-Tradition
Die Elstellung der Ressourcen—Landkarten war ein bedeutender Schritt bei der Bestimmung v01) besondercn Bereichen aufdcm Rifl: \VO das Fischen verbotcn ist, was ein Schlfisselelement der Regenerationsstratcgie v01) Coral Gardens ist. Die Idce. Fischcrciverbotszonen einzurichtcn. \VO „d;1$ Meer einen bcsondercn Schutz“ geniefit, ist nicht men. In der Tat habcn die Hiiuptlinge aufden Fiji—Inscln traditioncll hciligc „leoo“—Gcbictc ausgeruflsn und bcstimmtc
Bereiche des Riffs zur Sperrzone erkliirt. Diese Praxis wurd6 unter der britischen Herrschaft aber abgeschntfi.
Was die Fischerei {rcicn Zonen im Coral Gardens Projckt so besonders macht, ist die Art und Weiss, wic sie wieder von don cinhcimischen Hiiuptlingcn bcstimmt und gclcitcr wcrdcn — und die Art, wic ihrc Grblic mit Hiltc der aktivcn Bctciligung der (luncindc don einhcimischen Bcdiirfnissen nngcpasst wird.
Dic fi'mf Fischcrcivcrbotszoncn in (1mm undTuva wurdcn nach dem obcn bcschriebcncn chtungsprozcss cingcrichtct; sie wurdcn so konzipicrt. duss sie mit dt‘l natürlichchopographic im Einklang stchen und glcichzcitig Sicherstcllcn, dass Mcnschen, die V0111 Fischen aufden RifR‘n ihren chensunttrhalt bestrcitcn, dcnnoch cingcschriinkten Zugang lmben.
0ft haben kleine Maflnahmen große Wirkungen
Die Verbotszonen sind relativ klcin. Dicscs Mcrkmal griindet auf der Tatsache, dass sogar klcine Fischcrciverbotszonen, wenn sie richtig definicrt wcrden, cincn „chrschusseffekt“ crziclen können. Dabei wachscn Fischc und Schalcntiere in den geschätzten Zonen helm), sie vermchren sich und zichen schließlich in die nicht geschätzten Gebictc weiter.AufdieseWeise helfen sic, die cinst rcichc Vielfalt und Fülle wiederherzustcllcn.
„l)ic Mcnschen sind bcgcistcrt v cs gibt cincn großcn chrschuss„, sngt Ncpotc Sci nikau, Sckrctlirin dc‘s CuvuTuva Ulmvcltkomitccs. cincr (lruppc v01) Hiiuptlingcn nus der Umgcbung, dic dnzu crnnnnt wurdcn, die Fischcrcivcrbotszoncn zu 111:111;1gc11.„Es schwlirmcn Fischc nus den Vcrbotszoncn hcrnus. Begonders wnnderndc Artcn wic die
[Seite 19]Meeriische sind zufijckgekomm cm . “
Die Weisheit der Frauen nutzen
Ein \veiteres kennzeichnendes Element des lrojekts ist die Bfitonung der Einbindung von Frauen, dic crmutigt werdcn, an den Gcmcindcberatungcn über die Zukunft dcs Riffs tcilzunchmen.
„Dics ist V011 besonderer Bedeutung, d3 die Riffc in Kiisttnnfihe hauptsiichlich dic Fischgriinde V011 Frauen sind“, sagt D1‘.Novaczek.„Sic Wissen viel über diejahreszeiten, darüber, we die Fischc sind und wo sie sich vermehren. Und sie sind auch diejenigen, die man dzlvon überzeugcn muss die Fischcrciverbote zu befolgml, wenn man ein seichtc‘s Gebiet regenericren und ékologisch managen will.“
Dr. Novaczck fiigt hinzu, dass es zudcm auch vicl wirkungsvoller sei, von Frau zu Frau zu sprechen, uls wenn ein Mann ihnen erzählt, was sie tun sollen. „\X/enn sie Argumcnte hbren, die demWohl ihrer Kinder dienen, dam} lassen sie sich iibcrzeugcn“, sagt sie.
Ein andercr kennzeichnender Aspekt des Projekts ist die Partnerschafi mit dem privatcn Sektor. Coral Gardens hat insbesondere eine Zusammcnarbeit mit der Firma Shangri—La angestrebt und diese auch fiil sich gcwinncn kéinncn. Deren Manager haben mehr 318 100.000 US—Dollar 2m Bargeld gcspcndet und waiters fihnliChe B€itriige für das Projekt geleistet.
„Wenn die Korancnritfe absterben, warden keine T0uristen mchr herkommen — und die Dérfer werden keine Fische mehr haben“, sagt john Rice, Manager von Shangri—La.
Die Firma hat besonders dabei geholfen, Gelder flir Gemeinde—Workshops und die Ausbildung V011 einheimischen Fischhiitern zu sammeln, die VOI) dieser Firma angestellt
werdcn, um die Überwachung
und Sicherung der Fischereiverbotszoncn zu untersttitzen. Die Firma hat zudem die Errichtung von Hunderten von klcincn „Fisch—Hliusern“ finanziert. Sie habcn dic Form von Iglus, sind aus Zement und Steinem erbaut und werden mit Korallen bepflanzt, um cincn giinstigeren Lebellsraum für Fische zu schaffcn, die aufden Korallen leben — eine ldee, die noch ein weiteres Element von Dr. Bowden—Kerbys Ansatz ist.
„Schlie[51ich ist es unset Ziel, diescs Programm zu eincm Selbstldufer zu machen, so dass es ein Teil des tdglichen Lebens wird“, sagtjohn Rice.
Vorbildprojekt für den ganzen siidpazifischen Raum
Dr. Bowden—Kerby — wic much andere — glauben, dass der Coral Gardens Ansatz ganz lcicht in anderen Gebieten kopiert werden kann, nicht nur auf den Fiji—Inseln, sondern im ganzen siidpazifischen Raum.
Das Projekt wurde in d€r lokalen Presse vergestellt, und Herr Senikau V0111 Umweltkomitee erzzihlt, dass Hziuptling6 von anderen Teilen der FijiInseln sich bereits über das Projekt informiert habcn. „Es verbrcitet sich wie ein Lauffeu
cr“,s;1gt er.
Dr. Bowdcn—Kerby hat zudcm damit begonnen, das Projckt auf den Salomonen einzuführen. Auf Malnita Island arbeitet er zusammen mit dem Solomon Islands Development Trust (SIDT) und ICRAN darun, mit den Gemeinden kleine N aturschutzgebiete ähnlich denVerbotszonen in Cuvu zu errichten.
„Das llbchste Ziel ist es, ein Model] für die Einbeziehung V011 Gemeinden beim Management der natürlichen Ressourccn einzuführen, das sich sclbst tragt und anpassungsflihig ist“, sagt Dr. Bowden—Kerby. „Was difi Coral Gardens Initiative so einzigartig macht, ist die Art, wie sie die [)orfbewohller ermutigt, einfache Experiments zur Regeneration auszuprobieren und auf diese Weiss aus erster Hand zu lernen, wie man mit dem Okosystem Korallenriff arbeiten und es ,trainicrcn kann, zu seinem einstmals so iippigen, wunderschöncn und Vielfaltiger) Zustand zurückzukehren.“
„Hit die Gemeinden“, fiigt er hinzu, „hat das Projekt das Potential, wieder Hoffimng zu geben, und es unterstiitzt die Menschen, ihre lange verloren gegangenen Ressourcen wiederzuerlangen, es ist eine neuc Straße zum Wohlstand.“ I
Dr. Bowden—Kerby spricht mit Anare Mudunavere, dem Bargermeister von Navuevu wdhrend eines Trefiens des Cuvu—Tuva Umweltkomitees im November 2002. Die Landkarte vor ihnen weist die gegenwdrtigen und die neu geplanten Fischereiverbotszonen aus.
„Besonders interessant an der Vergehensweise von Austin ist die Art und Weise, wie er Menschen dazu bekommt, das Kora!lenriff selbst zu betreuen, was besser ist, als wenn Wissenschaftler dies tun oder die Regierung oder internationale
NGOs.“
Arthur Lyon Dahl Berater des Korallenriffprogramms (UNEP)
’ > ONE COUNT Y
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Neue Baha
i-Radiostation auf
den Philippinen zur Férderung der sozialen und wirtschaftlichen
Entwicklung in den Gemeinden
Die Hochschultanzgruppe von Tondod trat bei der Erbfinungsfeier auf.
K I ONE COUNTRY
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Die neue Radiostatiorl
will Programme aus strahlen, welcllc die
soziale zmd wirfbfllqfi PHILIPPINEN
liclze Emwiclelzmg in der Region fdrdem 50wic die menschlichen Ressourcen der Bahdz-Gemeinden
weiterentwic/eeln.
ULAC, Philippincn — In einer testlichen Veranstaltung mit Gcbctcn,
Anspmchen, Musik und tlinzcrischen Darbietungcn wcihtc die Bahá’í—Gemeindc der lhilippinen am 26. November 2002 ihre ncue Radiostation offizicll ein.
Die in einem léndlichen Distrikt der Hauptinsel Luzon ca. 30 km von der Stadt San José cntfernt gelegene Radiostation wird Programme ambieten. wclchc die soziale und \virtsc11;1filiclie Entwicklung der Bevélkcrung Rirdern. Sic
wird much die lehé’i—Gemeindc in der Region mit ihrcn lrogrmnmcn bei der ethischen und gcistigen Entwicklung sowic bci der Entfaltung des pcrséinlichen Potentials dcs Einzclncn unterstützen
Erstes Ziel: Die Hirderung der Beratungsqualitiit in den lokalen Gemeinden
„Indcm \vir solchc Mitts], wic Interviews. Hiirspicle und Diskussioncn cinsctzcn, hoffcn wir die chtungsqualitfit in der
[Seite 21]ganzcn Gemcindc zu stimulic1‘61)“, sagt Vahid Mockon, der
Gcschiiftsfiihrcr dcs Scnders.
„Wir hotTcn, dass der Sender
dnzu bcitragcn wird, (?cmcindcpmjcktc zu konzipier61) Lmd cinzufiilncn. die die
Entwicklung gcistiger und
cthischcr Fiihigkeitcn in Kindern und jugendlichen {61‘dern, Bauern Zugung zu wisscnsclmfilichen Informationen
über 1;]1)dwirtschafiliclw Praktikcn zu versclmtfl‘n und Fraucn ncuc Fiihigkeitcn vor allcm
aufdcn (?cbictcn Gesundheit
sowic Erzichung und Bildung
zu vcrmittcln.„
Senderadius Für mehr als 2 Millionen Zuhiirer
Scit seiner Lizcnzerteilung am 1‘). März 2002 scndct der Sender bei 1584 kHz aufdcm AM—Frequcnzbam‘l mit cincr Lcistung von LOUUWItLAuFgrund der flachen Topographic der Region erreicht der Scnder cin wcitcs Gcbict und crschlith dabci die gcsamtc lrovinz von Nucvu Ecijy unchile der Provinzcn vonanlac sowic Pangasinun mit cincr potentiellcn Zuhdrcrsclmfi V011 2,3 Millioncn Menschen.
Er6ffnung mit einem großen Dorffest
Mehr als 3H!) lcrsoncn, untcr ihncn (Srtlichc Bmmtc und Mcnschen nus der Nachbarschnft nnhmcn an der Ein\\eihung tcil. Zum Progrmmn der chnstnltung gchiirtcn Anspmchen von cingcladcncn B11115]?lcrxxinlichkeitcn Lmd (Srtlichen chntcn sowie Dar bictungcn von Kindern und jugcndlichen nus benachbnrton Schulcn.
..Wir hattcn cin “barrio fiesta. cin richtigcs I)()1‘ffest“, mgr Antonio Toledo. der Vorsitzcndc der Dawnbreakcrs Fnundution. einer Bahá’í—gesponscrtcn Entwicklungshiltborgunisntion. die den Sender bctrcibt. „Bahá’í aus der Region habcn für alle 300 Anwe sendcn gckocht und die Atmosphare war schr festlich.“
Reprisentanten der Behiirden ermutigen
- ur Eiffentlichen
Unterstiitzung dieser Radiostation
Ortlichc Bmmtc sngtcn. duss sie fi‘oh scicn, den Sender in ihrcr chion zu hubcn. „Wir sind schr stolz darnuf, dic ncue Bahá’í—Rzldiostation in unscrcr Gemeindc zu habcn“, szlgt Gloria Santiago,Vorsitzcnde des Bulac Barnngzly Rates. „ICh ernmtigcjcdcn, dit Stll Sender zu untcmiitzcn.“ (Ein Barangay ist dic klcinste Regicrungscinheit nllfdcn lhilippinen).
Besondere Ziele: Farderung von Studienkreisen, Kinderklassen und Andachten
HumaidaJumalon, einc erfalncnc Bcratcrin für dic 1331151‘i—Gemeinden in ganz Asicn, crkliirt. dass es cin Hauptzic‘l dc‘s Senders ist. die Konchtion und Umsetzung gcistig—ethischcrAktivitiitcn zu untcrstiitzml. Im Besondercn $011 der Sender dazu btitragcn. Studicnkreisc, Andachtcn und Kinderklasscn einzurichtcn und zu FOIdern.
„Wir sehen die Station 315 Hauptférderer dicser Kernaktivitiittn“, sag: chtcrin jumalon. „So wird der Scnder Z,B. ankiindigcn, wann und wo Kinderklasscn vcranstultct werden, und dies kann in grolicm M380 zur Konxolidicrung der regimmlcn Bahá’í—(vcmcindcn beitmgcn.“
Der Sender ging aulicrdcm cine Pnrtncrschaft mit Phil Ricc cincm philippinischen Reis—Forschungsimtitut, cin, um die Buucrn im Sendegebiet mit den ncucstcn landwirtschaftlichen Infbrnmtioncn zu vcrsorgen.
,.Sic hoflbn. mit Hilfc des
Senders die ‘
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esnmtc Gemcin 0'
dc zu crrcichen“, sagt Enrico Toledo. der auch cin Mitglied
dcs Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í der Philippinen ist, den) verwaltendcn Rat, der zluch die Dawnbreakcrs Foundation gegründet hat und ihre Aktivitliten beaufsichtigt. „Dic wichtigste lndustric der Region ist der Anbau V01] Reis, Getreide und Zwicbcln als Hnuptanbauproduktc. Also ist dies eine 56hr guts (?clcgcnheir.“ '
Enrico Toledo crlliutcrt, dass der Sender schon suit 2!) jahren in der Planung war. „Es war ein langwicrigcr lrozcss, wenn ich :m Standortsuchc, (?rundstfickskuuf, Lizcnzcn, Bau der Station und Ausstattung dcnkc„, sagt Enrico T0lcdo.
Einc wcitcrc grolic Hiirdc war, eine Konzcssion von der nationalen gcsctzgebcnden K(irpcrschafi der chicrung zu crhaltcn“, sugt EnricoTolcdo. „Endlich wurdc im April 2001 die offizicllc Gcnehmigung crtcilt und durch die Unterschrift der lriisidentin Gloria Mncupagul—Arroyo bcstätigt, don Sender zu betreiben.“
Bahá’í-Radiostatiqn auf den Philippinen
ist die siebte dieser Art in der Welt
Diese Bahá’í—Radiostation ist die siebte, die weltweit bctricbcn wird.1)ie anderen Sender, die cbenfalls der Unterstiitzung und Entwickhmg der (?Clneindcn dienen, sind in Bnlivien, Chile, lananm, lcru und im liindlichen South Carolina in den USA stationicrt.
Zur Zeit besrhiiftigt der Sender VierVollzcitkrlifie. „Mit zunehmender Erfllhrung sowohl auf Seiten des Personals als auch bciVolontiircn 110311) wir, dass der Sender and] in der Luge sein wird, Kurzzcit—Kurse, Seminarc und Workshops anzubietcn und dumit Aspiram ten flir Entwicklungskmnmunikation und (klncindeemtwicklungshilfl‘ zu 1’61“ dern“, sngt Vahid Mockon. I
„WIr hoffen, dass der Sender dazu beitragen wild, Gemeindeprojekte zu konzipieren und einzuführen, welche die Entwicklung geistiger und ethischer Fihigkeiten in Kindem und Jugendlichen fürdern, Bauern Zugang zu wissenschaftlichen Informationen über landwirtschaftliche Praktiken verschaffen und Frauen neue Fähigkeiten vor allem auf den Gebieten Gesundheit sowie Erziehung und Bildung
vermittqln.“ Vahid Mockon Geschaiftsfflhrerder Radiostation
ONE COUNT
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[Seite 22]Universität von Bari bietet einen
aufBahá’i—Prinzipien gründenden
Kurs über Ethik und Wirtschaft an
ITALIEN
Ansicht der Universitdt Bari in Italien, der zweitgrbfften Universita't im Lande
Logo, unter dem die Seminarreihe angeboten wird.
fl? ‘ ONE COUNTRY
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ARI, Italien, 4. DezemBber 2002 (BWNS) Mitarbeiter der Uni versita't von Bari haben einen Kurs über Ethik undWirtschaft fest in ihr Programm aufgenommen. Der Kurs ist aufden Prinzipien der Bahá’í—Religion aufgebaut und wird von einem bekannten Geschziftsmann, der dem Bahá’í—Glauben angehbrt,
durchgefiihrt. Mit dem Titel _ „Ethik und Wirt ' schaft: Einer neuM en Weltordnung
entgegen“ besteht der Kurs aus zehn Seminaren, in denen die wichtigsten Bahá’í—Werte wie Beratung, Gerechtigkeit und Ethik, Gleichberechtigung, Bildung für alle, Einheit V01) Wissenschaft und Religion in Beziehung zurWirtschaft gesetzt werden.
Die Universitit hat Giuseppe Robiati zum Koordinator des Kurses ernannt. Giuseppe Robiati ist ein Mitglied der italienischen Bahá’iGemeinde und ein Geschäfts mam] mit umfassender Erfah
rung im Engineering und Business Management, sowie in
den Bereichen Human Resources und Betriebswirt
schaft.
Giuseppe Robiati ist Prisident V011 SCAC, einem führenden Industricunternehmen in Italien, sowie Autor Ciniger Bücher mitTiteln wie „Glaube und Weltwirtschaft — cin JointVenture: Einc Bahá’í—lerspektive“; „Gott und Wirtschaft — Eine mögliche Partnerschaft“; und „Wirtschaft fijr eine neue Wcltordnung“. Giuseppe Robiati ist außerdcm ein Mitglied des European Bahá’í Business Forum (EBBF), das Cine Schliisselfunktion beim Aufbau des Kurscs inne hatte.
Dekan der Wirtschaftsfakultit wollte Seminarreihe von Guiseppe Robiati an seiner Uni
Die Universitdt von Bari ist die zweitgrößte Universitfit in Italien Illit 50.000 eingeschriebenen Studenten und einer Fakultiit V011 2.200 Professoren. Der Kurs „Ethik und Wirtschaft“, der V0111 akademischen Senat und dem Rektor der Universithit von Bari genehmigt wurde, begann im März 2003.
Die Initiative nahm ihren Anfang in einer Reihe V011 Workshops und Prisentationen, die von Giuseppe Robiati in den 906r—jahren an der Universitdt gelcitct wurden. Es war cine Anfrage des damaligen Dekans derWirtschafisfakultfit, Mr. Giovanni Girone. 1990 bat Professor Girone, der heute Rektor der Universitdt ist, das EBBF, einen eintiigigell Workshop über „Ethik und Wirtschaft“ für die Wirtschaftsfakultsit durchzuführen.
„Ich besuchte eine von Giuseppe RobiatisVorlesungen
und es war mir sofort bewusst, dass dieser Kurs von großem Nutzen für die Studentcn sein kbnnte“, sag: Professor Girone, der daraufhin das EBBF einlud, regclmäßige Vorlesungen an der Universitiit zu halten, was schlicBlich zur Einrichtung des stilldigen Kurses fiihrte.
Laut Giuseppe Robiati hat Professor Girone das lrogmmm des EBBF 0ft gelobt. ,.Er verliebte sich in unsereVision und erkllirt den Studenten immer, dass dieser Kurs nichc nur wichtig fijr ihrc Ausbildung sci, sondern ihnen auch eine Vision für ihre persénliche Zukunft geben wijrde“, crkliirt Giuseppe Robiati.
Im jahr 2001 wurde das EBBF mit dem angesehcnen „Siegel der Universitiit von Bari“ in Anerkennung seiner Verdienste für die Bildung der Studenten und seiner Wcrtc ausgezeichnet. Giuseppe R0biati sagt, dass das EBBF eingcladcn wurde, ähnliche Vorlesungcn an den Universitéten v01) Rom, Mailand, Bologna, Siena und Pisa zu halten.
European Bahá’í Business Forum international
als NGO geschitzt Das 1990 gegründete
European Bahá’í Business Forum entwickelte sich zu eincm Netzwerk von 350 Geschäftsleuten aus 50 Lzindern. Das EBBF hat cs sich zum Ziel gesetzt, ethische Werte, persénliChe Tugenden und ethische Fijhrung; in derWirtschaftswelt zu fdrdern. Es arbeitet darüber hinaus mit der UNESCO und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zusammen. I
[Seite 23]Ein Appell an eine neue politische
Logik jenseits nationaler Egoismen
und nationaler Souveréinitéit
n akademischen Kreisen
gilt Peter Singer als einer
der Top—Experten auf dem Gebiet der Bioethik. Seine Bücher über den ethischen Umgang mitTieren wurden zu Bestsellern in der Wissenschaftlichen Fachwelt.
Sein Ruf als erstklassiger Wissenschaftler brachte die Princenton University 1999 dazu, den in Australien geborenen Singer auf den angesehenen DeCamp Lehrstuhl für Bioethik an das University Center for HumanValues zu berufen.
In seinem letzten Buch
One World: The Erlzirs of
Globalization, richtet Peter Singer seine Aufmerksamkeit auf die ethischen Fragen rund um das Thema Staatssouverlinitiit in einer zunehmend voneinander abhängigen Welt.
Seine Ergebnisse sind nicht neu.Wie bereits andere Denker der letzten hundert jahre vor ihm weist Peter Singer darauf hin, dass die langfristigen Aussichten der Mellschheit,ja sogar ihr Überleben, abhiingig sind von dem M38, inwieweit die Menschen beginnen, sich selbst als Weltbfirger zu sehen und neue Institutionen einer Weltregierung zu errichten. Diese müssen aufwirkungsvol1e Weise auf die Herausforderungen reagieren können, die dadurch aufkommen, dass sich alle einen kleinen Planeten teilen müssen.
„\X/ie gut wir durch das Zeitalter der Globalisierung kommen, hiingt davon ab, wie wir auf ethische Weise auf die Vorstellung reagieren, dass wir in eincr Welt leben“, schreibt Peter Singer. Damjt gibt er Aus sagen von H. G. Wells, Albert Einstein, verschiedenen Generalsekretairen der Vereinten Nationen und anderen wieder.
Teils aufgrund von Peter Singers Überzeugungen als Ethiker, teils wegen seines utilitaristischen Ansatzes, den er in seine Analysen einflieBen liisst, ist One World ein bemerkenswertes Buch, das neue Perspektiven und Einblicke bietet.
Peter Singer stellt Vier Bereiche heraus, in denen die ethischen Herausforderungen der wechselseitigen Abhängigkeit der Welt ganz besonders dringend scheinen: die Besorgnis über dieVerschmutzung der Atmosphiirc; die Frage des Welthandels; das Problem des Völkermords und der humanitiiren Intervention sowie die ungleiche Verteilung von Reichtum unter den Nationen. Er ordnet sie unter kurzen Kapitelüberschriften an — „Eine Atmosphzire“, Eine Wirtschaft“, „Ein Gesetz“ und „Eine Gemeinschaft“ — welche seine Ergebnisse knapp wiedergeben.
Ein Teil dessen, was das Neue an dem Buch ausmacht, ist Peter Singers Verwendung von kurzen erdachten Analogien, um den ethischen Fragen, denen sich die Menschheit gegenüber sieht, eine fassbare Form zu geben.
Er schreibt zum Beispiel darüber, Wie die Nationalstaaten sich die Last gerecht teilen könnten, die Treibhausgase zu reduzieren — die wichtigste Frage des Protokolls Von Kyoto über das Abkommen zu Klimafinderungen — und fordert den Leser auf, sich vorzustel len, „dass wir in einem Dorf
leben, wo jeder seinen Abfall in ein riesiges Abfallbecken kippt.“
In dieser Analogie weiß keiner, was mit den Abfzillen passiert, aber da sie ohne irgendwelche Auswirkungen verschwinden, macht sich niemand Gedanken darüber, 0bwohl einige Menschen sehr Viel mehr Abfsille in das Bekken werfen als andere.
Aber dann, so schreibt er, „'2indern sich die Verhältnisse, so dass die Kapazitdt des Bekkens, unsere Abfélle zu beseitigen, restlos ausgeschöpft ist.“ Es l'éuft unangenehm über, und ein fiblcr Geruch entsteht. „Somit wird unser Recht aufunkontrolliertc Bescitigung v01) Abfzillen in Frage gestellt. Denn das Becker) gehfirt uns allen gemeinsam, und wenn wir esjetzt ohne Einschriinkungen benutzen, nehmen wir anderen das Recht, das Becken genauso zu verwenden. . .“
Er deutet an, dass die Atmosphare in diesem ,Dorfder Welt der des Beckens entspricht.Weiterhin analysiert er die Art, wie die Nutzung der Atmosphiire gerecht verteilt werden kann und kommt zu dem Ergebnis, dass einige Arten des Emissionshandels nicht nur moralisch, sondern auch pragnmtisch sehr sinnvoll sind.
Bei der Untersuchung der Ungleichheiten zwischen Reich und Arm fragt er, ob es für die Bevorzugung unserer direkten N achbarn gegenüber anderen Menschen in einem fernen Land eine dahinter liegende ethische Grundlage gibt A eine Argumentationskette, die ihn dazu bringt, die der
K ONE COUNTRY
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Peter Singer
One World.
The Ethics of Globalization
Yale University Press New Haven and London
2002
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