One Country/2003 Nummer 1/Text

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verlag ‘ Sich immer mehr zur globalen


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IMPRESSUM

,0": Couumv wird herausgegeben von der Bahá’í International Community,die als Nicht-RegierungsOrganisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde représentiert.

ONE Couumv, Office of Public Information,Bahá’í International Community, Suiteuo, 866 United Nations Plaza, New York, NewYork 10017, USA, E-Mail:1country@bic.org. Chefredakteur: Brad Pokorny.Chefvom Dienst: Ann Boyles. Auslandsredaktionen: Christine Samandari-Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau), Guilda Walker (London). Deutschsprachige Redaktion: PeterAmsIer,Teresa K6ther,Jens-Uwe Rahe, Peter Spiegel. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhlich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg).Geschaiftsfijhrung: Hartmut Nowotny,Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE COUNTRY können kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe der O_ueIIe

Anschrift:0u: Coumnv, Eppsteiner Str‘89, D-65719 Hofheim-Langenhain, GermanyITeI.+49-6192-99290,

Fax +49-6192—992999. Herausgeber der deutschsprachigen Ausgabe; Nationaler Ceistiger Rat der Bahá'l in Deutschland e.V.

Einzelheft: Euro 2,25/SFr4,.Jahresabonnement: Euro 8,-/SFr15,(incl. MWSt u. Porto). Die Zeitschrift kann beim Bahá’í-Verlag, EppsteinerStr. 89,65719 HofheimLangenhain, bestellt werden. Copyright 2002 by Bahá’í International Community. ISSN 0945-7062.

Gedruckt auf1oo% Recyclingpapier.

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NEW YORK. — Fijr den GeneralsekretérderVereinten Nationen, Kofi Annan, ist die Fbrderung von Toleranz eines der wichtigsten Anliegen der Vereinten Nationen. Anlaisslich desWelttags fUr Toleranz im November erklärteerlaut Agenturberichten, Intoleranz Überschatte das Leben von Millionen

BERN. — In diesem Jahr blickt die Schweizer Bahá’iGemeinde auf ihr hundertjéhriges Bestehen zurUck. Angefangen mit einigen wenigen Gläubigen, |eben heute rund tausend Bahá’í in über zoo Orten in der Alpenrepublik. Eine funktionierende Gemeinde unter Leitung des erstmals im Jahre 1953 gewéhlten Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í der Schweiz ist heute fest etabliert.

Zu den Meilensteinen der Geschichte der Bahá’í in der Schweiz gehören 1981 die Eréffnung eines BUros in Genf, als européische Zweigniederlassung der Bahá’í International Community, mit beratendem Status beim Wirtschafts- und Sozialratder

GENF.— Der kolumbianische Anwalt Alirio Uribe Munoz i-st mit dem MartinEnnals-Preis fUrMenschenrechtsverteidigerausgezeichnet worden. Damit wUrdigte die Jury den Einsatz des Juristen fUr die Opfer des blutigen Koanikts in Kolumbien, dem jéhrIich Tausende von Menschen zum Opfer fallen.

Uribe ist Mitglied im Anwaltskollektiv „José Alvear Restrepo“ und gehört zu den am meisten geféhrdeten Persönlichkeiten in Kolumbien. Sein Name stehe auf zahl Kofi Annan ruft zur Bekfimpfung von lntoleranz auf

Menschen auf der ganzen Welt. Annan empfahl einen offenen Dialog auf allen Ebenen als Mittel zur Überwindung von Intoleranz.

Selbst in dem gerade begonnenen Jahrhundert gebe es noch genUgend Beispiele dafljr, wie sich Intoleranz in handfester Gewalt manifestiere und zum Verlust von Menschenleben fUhren könne. Dabei sei mangelnde

Schweizer Bahá i-Gemeinde feiert 1ooj§hriges Bestehen

UNO sowie die GrUndung der Landegg-Akademie in Wienacht/AR und des Instituts fUr Internationale Erziehung und Entwicklung in St. Gallen im Jahr 1988.

Im Iahr 1991 gab der Nationale Geistige Rat eine GIUckwunschbotschaft an das Schweizer Volk "Die Zukunft der Schweiz - Eine Bahá’IPerspektive“ aus AnIass der 7oo-Jahrfeier der Eidgenossenschaft heraus. Die Schweiz habe durch ihre eigene Entwicklung gezeigt, dass Einheit in der Vielfalt möglich ist, dass verschiedene kleinere und grbssere Kultur— und Sprachgruppen gIeichberechtigt aufengstem Raum miteinander |eben können, hieIS es in der Erklärung.

Menschenrechtsverteidiger Aliri Uribe Munoz ausgezeichnet

losen Todeslisten. Als Anwalt |eistet Uribe den Opfern politischer Gewalt in Kolumbien und ihren Angehbrigen rechtlichen Beistand.

DerMartin—Ennals—Preis wird von zehn Menschenrechtsorganisationen getragen und seit1993 an Organisationen oder Personen vergeben, „die im Kampf um die Menschenrechte aufSerordentlichen Mut bewiesen haben".

Uriba war u.a. auch der erste Generalsekretérvon „AmnestyInternational“.



























Toleranz oft in Angst begrflndet: In der Angst vor dem Unbekannten und dem Fremden.„Die Wurzel all dieser Angste ist Unwissenheit und mangelnde Bildung, ein geféhrlicher Néhrboden fflr Vorurteile, Hass und Diskriminierung.“

Deshalb sei Bildung so wichtig, so Annan.„Unsere Kinder müssen unbedingt Toleranz |ernen,damit sie verstehen, warum die Menschenrechte, die Achtung der W‘Lirde und der Respekt vor der Vielfalt der Menschheit so untrennbar mit einander verbunden sind.“

Neue Ausgabe van „The Bahá i World“

HAIFA. - Korruption, gutes Regierungshandeln und gIobale Gerechtigkeit sInd die Themen, die das neue Jahrbuch der internationalen Bahá’í-Gemeinde behandelt.

In „The Bahá’í World 20012002“ werden die Aktivitéten und Stellungnahmen der Bahá’í In den letzten beiden Jahren dargestellt. DasJahrbuch wendet sich seit seines ersten Erscheinens 1926 explizit an die Offentlichkeit.

DasJahrbuch ist ein SpiegelbiId der Entwicklung der internationalen Bahá’iGemeinde“, so Anne Boyles. „Die darin enthaltenden Informationen wurden aus der ganzen Welt zusammengetragen.“

, Der Um ' schlag des Jahrbuches The Bahá’í World 2001-2002 zeigt den Schrein des Ba’b in Haifa/lsrae/ wdhrend derfeierlichen Erbffnung der neunzehn den Schrein umgebenen Terrassen am Berg Karmel.

[Seite 3]Weltethos - Ethik der Toleranz oder Einheit der Religionen?

JENA. -Welchen Beitrag leisten die Religionen zum Weltfrieden? Unter dem Mott0„Juden, Christen, Muslime und Bahá’í — Religionen in gemeinsamerVerantwortung filr den Weltfrieden“ versuchten darauf Religionsvertreter in Jena Antworten zu geben. Anlass war die Ausstellung der Stiftung Weltethos, die in Jena gezeigt wurde.

Prof. Udo Tworuschka, Inhaber des Lehrstuhls fUr Vergleichende Religionswissenschaft inJena,erwéhnte, dass alle Heiligen Schriften den Frieden als Prinzip propagierten,einzelneGléubige jedoch die Religion missverstflnden oder missbrauchten. Derséchsische Landesrabbiner Salomon Siegl zeigte Wege auf, Gléubige anderer Religionen als Abbild Gottes zu respektieren und deshalb in Harmonie mit ihnen leben zu wollen. Der Geraer Oberkirchenrat Dr. Hans Mikosch f Lihrte aus, dass ein Kennenlernen der kulturellen Gewohnheiten einzelner Religionsgemeinschaften im Alltag Unwissen und Fanatismus abbauen könne. Dr. Nadeem Elyas vom Zentralrat der Muslime in Deutschland drUckte wiederum die Bereitschaft der Muslime zur Integration in weltliche Staatssysteme aus,distanzierte sich klar von internationalem Terrorismus und wies auf die unterschétzten friedlichen Ziele des 15lams hin, die Verteidigungskriege nur in einem eng definierten Kontext erlaubten.

Christopher Sprung, Sprecher der deutschen Bahá’iGemeinde, stellte das neue Paradigma der Einheit in der Bahá’í—Religion als Hauptinstrument zur Friedenserreichung in den Raum. Auf der Annahme einer gemeinsamen göttlichen Quelle sei fUr die Erreichung internationalen Friedens ein Maximalkonsens der Religionen notwendig, der sich auf die Ak


zeptanz der gemeinsamen geistigen Wahrheiten stUtzen mUsse, nicht nur auf bloße Toleranz. Gleichzeitig mUssten die verschiedenen Religionen ihre Ausschließlichkeitsansprflche aufgeben, die dem religiösem Frieden im Weg stUnden. Sprung betonte, dass soziale Prinzipien sich

Diskussion der Weltreligionen an der Friedrich—SchiI/er—Universita't in Jena Über die gemeinsame , Verantwortungfur den Frieden

in den Religionen in derTat unterscheiden, nichtjedoch die geistigen Wahrheiten.

Initiiert wurde dieVeranstaltung von der Auslainderbeauftragten der Stadt Jena, dem Interkulturellen Rat in Deutschland und der Bundeszentrale fUr Politische Bildung.

People’s Theater wird durch „Start

social zooz“ geffirdert

OFFENBACH.—Die Offenbacher Initiative People’s Theater wurde vom Wettbewerb startsocial 2002 als eines der „erfolgversprechendsten Projekte„ mit einem Stipendium ausgezeichnet. People's Theater regt Schüler zum Nachdenken Über Konfliktsituationen und soziale Probleme an. Hierbei mijssen die Zuschauer selbst Lösungswege fijr die dargestellten Konfliktszenen entwickeln.

Insgesamt wurden 56o Projekte bei startsocial 2002 eingereicht,einemWettbewerb, der auf Initiative mehrerer Unternehmen 2001 erstmals ausgeschrieben wurde und unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Gerhard Schrbder steht.

lm Mittelpunkt der interaktiven Show von People's Theatersteht ein„Mini—Drama„, in dem ein Konflikt allméhlich zu eskalieren droht. Sobald es soweit ist, wird mit einem Gong abgebrochen. Der Moderator Ieitet mit Fragen eine Diskussion im Publikum Über die eben erlebte Szene ein bis die Ursachen des Konflikts klar erkannt werden. Dann Übernimmt das Publikum die Regie fUr

eine positive Fortsetzung der Szene. Es wird erarbeitet,wie die einzelnen Charaktereihr Verhalten veréndern können, damit die Eskalation des Konflikts - etwa in Form eines Gewaltausbruchs — vermieden wird.

Besondere Vorteile dieses Konzepts zur Gewaltprévention sind seine Einfachheit und Flexibilitét: In den Sketchen kann von sozialen Problemen wie Gewalt, Drogenmissbrauch und Auslénderfeindlichkeit bis zu ethischen Werten wie Fairness, Hilfsbereitschaft und respektvoller Umgang beinahejedes Thema angesprochen werden.

Bei der Initiative People’s Theater, die vor allem mit Schulen im Kreis Offenbach zusammenarbeiten, muss mindestens eine Person in einem Show-Team eine Moderatorenausbildung absolviert haben, damit der qualitative Standard, den das Showkonzept verspricht, erhalten bleibt.

EUROPA-MAGAZIN



Das „People’s Theater" Projekt regt mit Hilfe seiner „Stop and Act Show" Schuler zum Nachdenken [Jber Konfliktsituationen und soziale Probleme an, die sonst hdufig nur ungem thematisiert werden. Hierbei müssen die Zuschauer selbst Lösungswege fur die dargestellten Konfliktszenen entwickeln.

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[Seite 4]DEBATTE


Die Weltreligionen und Widerspruch odel


Dieser Beitrag ist eine Ieicht aberarbeitete Version des Statements der Bahá’í In ternational Community (BIC) zum We/tgipfe/ Über Nachha/tige Entwick/ung (ng. One Country 3/2002) unter dem Titel „Re/igion und Entwicklung am Scheideweg: Konvergenz Oder Divergenz". Der vollstdndige Text kann eingesehen werden unter: http:// www.bic—un.bahai.org/02o826.htm

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m Laufe des zwanzigsten

Jahrhunderts sind ethni sche, rassische und nationale Vorurteile immer stérker der Einsicht gewichen, dass die Menschheit eine Familie ist und die Erde ihre gemeinsame Heimat.

Die Vereinten Nationen, die als Reaktion aufdiese sich durchsetzende Erkenntnis gegrflndet wurden, haben unermUdlich daran gearbeitet, eine Welt zu schaffen, in der alle V6|ker und Nationen in Frieden und Harmonie miteinander leben können.

Um diese Welt zu ermöglichen, haben die Vereinten Nationen ein bemerkenswertes Netzwerk von Unterorganisationen,Arbeitsprozessen, Konventionen und Aktionsplénen mit weltweitern Fokus aufgebaut. Sie haben dazu beigetragen, Konflikte und Kriege zu vermeiden, Menschenrechte zu schUtzen,dieGleichwertigkeit von Mann und Frau zu fördern und die Wirtschaftlichen Verhältnisse unzéhliger Menschen und Gemeinden zu verbessern.

Doch trotz all dieser Leistungen haben die Vereinten Nationen noch nicht voll erfasst, welche konstruktive Rolle die Religionen beim Aufbau einer friedvollen und bthenden Weltordnung einerseits spielen können und welche zerstérerischen Auswirkungen andererseits religiöser Fanatismus aufdie Stabilitét und den Fortschritt derWelt haben kann.

Dieser mangelnde Zugang zu den Religionen und ihren lnstitutionen ist eindeutig im Bereich der Entwicklungszusammenarbeitfestzustellen, wo die Vereinten Nationen die Religionsgemeinschaften im Grofien und Ganzen nur als Kanaile zur Auslieferung von Gütern und Austhrung von Dienstleistungen sowie als Instrumente fUr die Durchfflhrung von Entwicklungsstrategien und -programmen gesehen haben.

Zwar hat das Menschenrechtsschutzsystem derVereinten Nationen religiöse Intoleranz und Verfolgungen aus religiösen GrUnden immerwiederverurteilt.Was allerdings die Programme der Vereinten Nationen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit anbelangt, 50 haben sie sich der religiösen Bigotterie als einem der wesentlichen Hindernisse f Lir Frieden und Wohlergehen bislang kaum angenommen.

Dabei wird es doch immer offensichtlicher, dass der Prozess, den Planeten zu einer Heimat fUrdie gesamte menschliche Familie zu machen, nicht in einem geistigen Vakuum erfolgen kann. Religion ist die Quelle der Hoffnung und der Sinngebung fUr den größten Teil der Erdbewohner. Sie besitzt die grenzenlose Macht, in ihren Anhängern Opferbereitschaft, Veränderungen und nachhaltiges Engagement hervorzurufen.

Daher ist es undenkbar, dass eine friedliche und bthende Weltgemeinschaft—eine Gesellschaft, die eine unge Für eine nachhaltige

heure Vielfalt von Kulturen und Nationen in sich vereint errichtet und erhalten werden kann, ohne die grofSen Weltreligionen direkt und in bedeutendem Maße miteinzubeziehen.

Gleichzeitig kann auch nicht geleugnet werden, dass die Macht von Religionen fehlgeIeitet wurde, um die Menschen gegeneinander aufzubringen. Doch solange man es zuléisst, dass religiöse Feindseligkeiten die Welt destabilisieren, solange wird es unmöglich sein, ein weltweites Konzept für nachhaltige Entwicklung zu fijrdern.

Angesichts der aktuellen Beispiele fUr religidsen Fanatismus ist es verstaindlich, dass die Vereinten Nationen bisher zbgerten, Religionsvertreter zu ihren Verhandlungen einzuladen. Dennoch können die Vereinten Nationen es sich nicht erlauben, das unermesslich Gute, was die Religionen in derWelt getan haben und weiterhin tun zu ignorieren, ebenso wenig wie die weitreichenden Beitrége, die die Religionen zur Errichtung einerfriedlichen, blflhenden und nachhaltigen Weltordnung leisten können. Tatséchlich werden die Vereinten Nationen diese Weltordnung nurerfolgreich umsetzen können, wenn sie sich die Macht und die Visionen der Religionen zu Nutze machen.

Dazu ist es notwendig, in den Religionen nicht nur ein lnstrumentzur Bereitstellung und Ausfijhrung von EntwickIungsinitiativen zu sehen, sondern sie als einen aktiven Partnerbei derAusarbeitung,


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die Vereinten Nationen:

dem Entwurf, der Durchfflhrung und der Bewertung von weltweiten Strategien und Programmen anzuerkennen. Die historisch gerechtfertigte Wand,die die Vereinten Nationen und die Religionen voneinandertrennt, muss den Notwendigkeiten einerWelt, die sich um Einheit und Gerechtigkeit bemUht, weiChen.

lm Grunde liegt dies aber bei den Religionen selbst. Religiöse Menschen und noch wichtiger, ihre religiösen FUhrer, mUssen zeigen, dass sie fUrden Auftrag, eine nachhaltige Weltgemeinschaft zu errichten, wertvolle Partner sind. Dazu ist es notwendig, dass religiöse FUhrer gewissenhaft und unermUdlich daran arbeiten, religiöse Bigotterie und Aberglauben aus ihren GIaubenstraditionen zu verbannen. Es wird notwendig sein, dass sie die Gewissensfreiheit fijralle Menschen,einsch|ief§|ich ihrer eigenen Anhénger, akzeptieren, und dass sie von den religiösen Lehren des Exklusivismus und der Enngltigkeit abkommen.

Man sollte nicht davon ausgehen, dass die Anerkennung der Religionen als Partner in den Vereinten Nationen ein schneller Prozess sein wird oder dass religiöse FeindseIigkeiten sehr bald beseitigt sein werden. Aber aufgrund der dringlichen BedUrfnisse der menschlichen Familie ist ein weitererAufschub, sich der Rolle der Religion anzunehmen, nicht tragbar. Die Vereinten Nationen könnten ihrerseits diesen Prozess, die Religionen wesentlich stérker

in die Beratungen Über die Zukunft der Menschheit miteinzubeziehen, in Gang setzen, indem sie ein erstes Treffen der religiösen Fflhrer ausrichten, das vielleicht vom Generalsekretéreinberufen werden könnte

Als erstes kijnnten die religiösen Führer eine Konvention fUr die Freiheit der Religionen und des Glaubens fordern, die so schnell wie möglich mit Hilfe der Religionsgemeinschaften konzipiert und von den Regierungen der Welt ratifiziert werden sollte. Eine solche Handlung seitens der religidsen Fflhrer wUrde ihre Bereitschaft signalisieren, die Freiheit des Gewissens fUr alleVölker zu akzeptieren und wUrde die Spannungen in der Welt bedeutend verringern.

Ferner kcjnnte darÜber gesprochen werden, innerhalb derVereinten Nationen ein zeitlich unbefristetes religiöses Forum zu grflnden, zunéchst vielleicht nach dem Muster des erst kUrzlich von den Vereinten Nationen gegrUndeten Permanent Forum on Indigenous Issues. Die Errichtung eines solchen Gremiums wäre ein erster wichtiger Schritt fUr die vollständige Integration der Religionen in die Arbeit derVereinten Nationen,einefried|iche Weltordnung herzustellen.

Die religiösen FUhrer ihrerseits mUssen zeigen, dass sie wflrdig sind, an solch einem Forum teilzunehmen. Nur die religiösen FUhrer, die ihren Anhängern ganz deutlich machen,dass Vorurteile, Bigotterie und Gewalt keinen Platz im Leben eines gléubi wechselseitige Ergfinzung Entwicklung

gen Menschen haben, sollten eingeladen werden, in dieser Körperschaftmitzuarbeiten.

Es ist offensichtlich,je länger die Vereinten Nationen die bedeutende Beteiligung der Religionen an ihrer Arbeit hinauszögern, desto Iénger wird die Menschheit unter den verheerenden Folgen von Ungerechtigkeit und Uneinigkeit Ieiden. Ebenso eindeutig ist, dass solange die Religionen derWelt nicht dem Fanatismus abschwären und mit ganzem Herzen daran arbeiten, ihn innerhalb ihrer eigenen Reihen zu beseitigen, Frieden und Wohlstand sich als nicht realisierbar erweisen werden.

Tatséchlich liegt dieVera ntwortung fUr die Not der Menschheit zum gréfiten Teil bei den religiösen Fijhrem derWeIt. Sie sind es, die ihre Stimmen erheben mUssen, um Hass, Exklusivitait, UnterdrUckung des Gewissens, Vergehen gegen die Menschenrechte,Verweigerung von Gleichheit,Widerstand gegen die Wissenschaft und die Verherrlichung des Materialismus, der Gewalt und des Terrorismus, die alle im Namen der religiösen Wahrheit begangen werden, zu beenden. Darijber hinaus müssen die Anhénger aller Religionen ihr eigenes Leben veréndern und sich den Mantel der Opferbereitschaft und der DienstbarkeitfflrdasWohlergehen anderer umlegen. Auf diese Weise können sie zur Verwirklichung der lange verheißenen Herrschaft von Frieden und Gerechtigkeit auf Erden beitragen. l



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Beim We/tgipfel über Nachhaltige Entwicklung boten vor allem die zahlreichen Nebenveransta/tungen die Möglichkeit, Informationen und Einschcitzungen auszutauschen, so wie bei diesem Trefl‘en des International Environment Forum (IEF), einer Bahá’í—inspirierten NCO. Mit mehr als 100 Teilnehmern untersuchte der Workshop die EntwickIung neuer Indikatoren far Nachhaltigkeit.

Weltgipfel über Nachhaltigekit:


Akzentverschiebung zur Armuts bekéimpfung und weiteren

Stärkung der Zivilgesellschaft

Auf dem VVeltgipfilflir Nachhaltzge Entwicklung in Johannesburg/

TITELSTORY WW“


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1m letzten

jahr haben die Regie mngen die Agenda 21 von Rio bestcitigt. Aber zehn jahre nach dem eher umweltorientierten Erdgzpfizl betonten sie diesmal uor allem die Notwendigleeit der Armutsbelecimpfung. Gestcir/et wurde auch der Partnerschcyts ansatz mit der Zimlgesellschaft.

OHANNESBURG. Seitdem der Begriffnar/I ha/rigc Entwirle/Hng in den

spiiten achtzigerjahren von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, der so gcnannten BrundtlandKommission, geprzigt wurde, besteht der Spannungsbogen, 2111f der einen Seite Entwicklung fdrdern zu wollen und auf der anderen die Umwclt zu schützen.

Die Konferenz dchereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung (UNCED) V011 1992 in Rio de janeiro lenkte das Hauptaugenmerk auf den Umweltschutz. Wiihrend die Armutsbckiimpfimg in der Rio Dcklaration und derAgenda 21 zwar erwiihnt wurde — den beiden wichtigsten Dokumenten, zu dcnen man 1992 übertingckommen war — betonten beide Schriftstijcke vor allcm die Wichtigkeit, die natijrliche

Umwelt zu schfitzcn, indem cine „we1tweite Partnerschaft“ eingegangen wcrden solltc, „um die Gesundhcit und Integritlit dcs Okosystems Erde zu erhaltcn, zu schLitzen und wiederherzustcllen.“ Demgcgenüber betonten die Abschlussdokumente der Weltkonferenz über nachhaltigc Entwicklung (WSSD), die die Rio—Konferenz nach 261m jahren V0111 26. August bis 4. September 2002 in johannesburg bilanzieren solltc, Viel stiirker die Armutsbekfimpfilng und die damit verbundenen Fragen nachWasscrvcrsorngg, Erniihrung und Landwirtschaft. Dazu gehbrte auch die Frage, wie mehr „saubere“ Encrgien erzeugt wcrden kélmen.

3 Siulen der Umsetzung

„l)er ticfe Graben, der die Menschhcit in Arm und Reich

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Neues nur in den Bereichen Wasserversorgung, Artenvielfalt und Hygiene

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111‘1 Enrstchungxprozcss 1115



“Die Akzeptanz, dass die Welt wirklich zu einem Dorf geworden ist, hat stark zugenommen. Das Überlebenjedes Einzelnen in diesem Dorf verlangt, dass wir eine universelle übereinkunft darüber entwickeln, wie wir zusammen handeln, um sicherzustellen, dass es keine Trennlinie mehr gibt, die unsere gemeinsame Heimat in arme und reiche Gegenden unter teilt.“

Thabo Mbeki Président SUdafrikas

WSSD—Generalsekretcir Nitin Desai bei der Erbffnungsfeier des JohannesburgC/pfe/s am 25. August 2002

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„Eines der Dinge, die in Johannesburg erreicht warden, war, die Kluft, die sich seit Rio zwischen Nord und Siid, :wischen den Industrie- und den Entwicklungslindern immer weiter vergraflert hat, ein wenig zu verkleinern. lch denke, nach den Ergebnissen von Johannesburg wird die Zusammenarbeit ein facher sein.“

Dr. Halldor Thorgeirsson, Chefunterhéndler Islands

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auch derTcxt der Deklaration selbst ein erweitertes Bcwusstscin Für die Komplexitfit zeigtcn, die die Férdtrung nachhnltiger Entwicklung mit sich bringt. „Dns trim aufdic horizontals Komplexitiit der Scktorcn und der so gcnmmton drci Siiulcn der nachhultigen Ennvicklungy 211. und chemo JLIfdic vcrtikalc K0111plcxitlit hillsichtlich der Bctciligung ullcr chicrungscbcncn. loknl, national, rcgional und global“. sugt Sylvia Karlsson. Sic ist glcichzcitig (lcsclliifisflililcfin der 13;]Inii—inspiricrtcn NCO Inrcmariomz/ Iizlmromumr Forum. „l)cr jolmnncsburg(Iipfl‘l schloss den Krcis gmBcr, wichtigcr I(ontlrcnzen cincs gunzcn jahrzchnts. Er bcschiiftigte sich mit einer stiirkcrcn Erkcnntnis der inncrcn Zusammcnhiingc der Problems, dencn sich die Menschhcit gcgcniibcr sicht."

l)d$ Bcwusstscin tibcr die Zusammenhiinge \xurdc in den Ansprachen der Stautsobcrhiiupter und Regierungcn, die sich aufdem Gipfcl trafen, wiedergegebcn. “Die Akchtanz, dass die Welt Wirklich zu einem Dorf geworden ist, hat stark zugenonunen“, sagte beispielswcisc Sfldafi‘ikas Priisident Thabo Mbeki, der auf dem Gipfel alsVorsitzender fimgierte. „Das Überlcbenjedes Ein26111611 in diesem DOvacrlangt, dass \Vir eine universelle Übereinkunft darüber cntwickcln, wic \vir zusammcn handcln, um sichcrzustcllen, dass es keinc Trennlinic mehr gibt. die unserc gemeinsmnc Heimat in nrmc und reiche Gcgcndcn untcrteilt.“

Verpflichtung auf regenerative Energiequellen - aber ohne konkrete Ziele

johzumcsburg bcstiitigtc crncut die bcrcits vor zchnjahrcn in Rio {cstgclcgtcn Allgemcincn llinzipicu Zusiitzlich zum Zicl der MillenniumsDcklnmtion, bis zumjahrc 2M 5

den Antcil der Weltbevélker1mg, dessen Einkommen unter einem Dollar pro Tag hegt, zu halbicren, hat sich der I)urchfiihrungsplan nuch zum Ziel gesetzt, bis zumjahr 21)] 5 den Anteil der Weltbevélkcrung zu halbicrcn, der keinen Zugang zu saubcrenflX/asa scr oder zu sanitiircn Anhgen hat Lmd bis 2015 die crschéipftcn Fischbcstiindc 2L1 rcgencricrcn.

Wcitcrhin sol] bis 20 H) eine „erheblichc Eindiimnmng“ dcs Altenschwunds crrcicht wordcn, und cs sollen bis 2020 Mittcl und Wegc gcfimdcn wcrdcn, Chemikalicn aufcinc Art und Wcisc zu nutzcn und hcrzustcllcn, die don Sclmdcn fi'n die mcnschlichc Gesundheit und die Umwclt auf cin Minimum rcduzicrcn.

Der Durchfiihrungsplan verpflichtet auch die Länder dazu, „mit Dringlichkeit den globalcn Antcil crneuerbarer Energictrligcr um cin Bctréichtlichcs zu crhéhcn", obwohl er hierfiir keinen angestrebten Termin festlcgt.

Vielc Beteiligte zeigten sich schr cnttfiuscht dartiber, Class die Regierungen keine konkreteren Zusagen zu erneuerbaren Energien machten — und sehr Viele water) enttduscht, dass die Regicrungcn keine {cstc Verpflichtung eingehen wolltcn, den AusstoB von Treibhausgasen zu rcduziercn. Anderc wiederum sagten, dass allein dieTats;1chc,dass Regierungen duhingehend iibcrcinkamcn, sich mit „I)ri11glichkeit“ desThcnms crncucrbarcr Energicn nnzunchmcn, bcdcutend ist.

Und sie hicltcn fest, duss Rusxland Lmd Knnadu nnkiim digrem dns Kyoto—lmtokoll der l IIina [Various lmnmuorlc Cmnmriou 0n Clinmn Clmuqv zu ratifizicrcn. indcm sie dcn Bcmiihungcn. die Kohlcndioxydmnissioncn zu rcduzicrcn, ncucn Antricb gcbcn.

AuBcrdcm \vurdc der Entschcidung Bcdcutung zugcstnndcn. dem (IIo/m/ [Environ


epriisentanteu der

weltwcitcn Bahá’í Gemeinde brachtcn sich aktiv in fast alle Arbeitsfclder rund um denjohanncsburg—Gipfcl ein, von den offiziellcn Sitzungen der Nntioncn bis zu den znhheichen Workshops des Forums der Zivilgcscllsclmft. Doch ihr Input {0kussicrtc sich iibcrnll aufdicselbc BotschaftWir solltcn in 211101] Bcrcichen dicjewcils zentralcn ethischen Wcrtc und gcistigcn Grundsiitzc für eine crfolgrcichc nachhaltigc Entwicklung crkenncn und anwenden.

Dicsc chiilmngcn der internationalen Bahá’í—Gemeinde kristallisicrten sich um das Statement, dns die Bahá’í Internatioml Community, die offizicllc Vcrtrctung der internationalcn Bahá’í—Gemcindc bci den Vereinten National]. anlfisslich des JohannesburgGiptcls verfilsstc und dort 0f“fizicll priiscntiertc, ein Statement unter demTitel „Religion und Entwicklung am Scheideweg: Konvergenz Oder Divergenz“ (auszugsweiserAbdruck aufSeitc 4/5 dieser Ausgabc).

„Dieses Statement stellt einen kfihncn und herausfordernden Aufrufan dieVereinten Nationen sowie die Führer der Weltreligionen dar“, stellt Peter Adriance fest, der Delegationsleiter der Bahá’í International Community beim johzlnnesburg—Gipr. „Es ruft die Vereinten Nationen dazu aufi die führendc R0110 211 crkcnncn, dic dic Religioncn bei der Gcstaltung einer nachhaltigen Entwicklung spielen sol]ten, und es fbrdert im Gegen2ng von den Vcrtrctcrn der Religionen,jcglichc Form von Fanatismus aktiv abzulchncn als cin Haupthindcmis für Entwicklung und Fricdcn.“

Etwa 30 Repriiscntantcn V01] [33115134)rganisationcn Lmd Bahá’í—inspiricrtcn NGOS wurcn bci dem UN—(lipfel akkrc [Seite 9]Bahá’í-inspl

rierte NGOs lenken in

Johannesburg die Aufmerksamkeit auf die ethischen und spirituellen Aspekte für eine nachhaltige Entwicklung



n,

diticrt. Ncbcn der 13111111 1 111tcrnationnl Community wurcn dies Abgcsundtc der nationa1L‘11 1311111114lmncindcn von 13111$111011, Kanadu und SUdafrika sowic V01] den [widen 131111111111spiricrtc11 N005 Europcun 131111511 Business Forum (EBBF) und International E11v11‘011111011t Forum (IEF), lctztcrcn eine Organisation von Wissmv schnftlcm.

EBBF 111111 IEF trugcn durch cigcnc Workshops und Podiu111sdisk11551011611 zur Bezichung 17011 Ethik und 1111(11haltigcr Entwicklung bei, und zwur sowohl 1161111 Forum der Zivilgcsellschaft 1115 auch 1161 Vclnnstaltungen, die den Hnuptgipffl dchcrcinten N21tionen im Sandton Center beglcitetcn. 1111‘s Themen waren 11.11.: Indikatoren für Nachhal tigkeit, Fokus dchisscnschuften 1111f die Entwicklungsi bediirfifissc k1cincr Kommuv 11011. Wcrtcorienticrung für @1011 g101x1lisierte Wirtschft und Erzichung zu den Wertcn ei11c1‘11;1c1111;11t1gc11 Entwicklung. Der IEF—Workshop über Indikatoren für Nachhaltigkeit war bcispiclmvcisc V011 1(111T611116111116111 bcsucht.

Die 131111111 111te1‘1121t1011z11 (Ionnnunity und die Bahá’iGc111c111de V011 Siidafi‘ika entwickcltcn zwei Ausstellungen "Liber das Bahá’í—Verstzi11dnis V01] Entwicklung, die in Ubunto Vi11age und 1111 NGO—Forum gezeigt wurden. D16 Ausste1lungen zeigten praktische Projckte (161‘ 1531151 und wie dort der Stellenwert von geistigcn Wertcn und Prinzipi€11 wic V6rtmuenswürdigkeit, Gercch tigkeit Odt‘l die Clcichstcllung

v011 Mann und Frau 111 das Zentrmn V011 E11twick1u11g gerückt 51nd.

Peter Adriance, der auch schon bci dem Rio—Umwehipfcl 1992, b61111 Weltsozialgipfcl 1995 111 Kopenhagen und bci der Habitat—Konfcrenz 1996 in Istanbu1 dabci war,

meinte, diese Botschaft der

0':

Bahá’í zur Bcdcutung v011We1‘ten und Spiritualitiit wurdc 56hr positiv aufgcnonnncn: „Dic ethischc Dimension nach11altigcr Entwicklung wurde von den Teilnchmcrn der Workshops $6111 intensiv diskuticrLViclc Vertrctcr der tcil11c11111e11de11 Regierungcn und NGOS griffen diescn Aspekt z111c11 111 1111111 Bcitrligcn bei andercn Vcrzu1st111tul1g011 1111f. Die Erd—Cl1;11‘t;1,dic v01) 221111 A/Ivllr 11/5 30 RvpnimmuHm mm 811/111 '1’()manimtionm um! um; 1311/1117inspiricrrwl 1‘\K;()5 1mm: azgfdcm jollmlmsbzngGipfl’l anwamrfl Eimiqc damn 51nd mf divsvm Cruppmfino

11 50/1611,

1‘ e 1 c 11 e 11 NGOS

1116111521111 ent Y _ $6

\vickelt wur(16 und sich vor 11116111 den Fragen der Grund\\c1'te wid111et, stand bci Viclcn Workshops undVeranstaltungcn des Gipfds sogar 1111 chtrum der Diskussion.“

IcterAdriuncc fiihrtc wcitcr nus, dass Vicle lnsszlgcn 111 der Abschlusserkliiru11g dcsjoha1111esb111'g—(1i11fb15 1111sdri‘1cklich nufdieWertc von Gcrcchtigkeitundet1113c11€1‘01‘1c*11ticrung Bezug 111111111c11, dass „;1bcr diesc Dokmncntc 110(11 wcit stiirkcr diesc Orienticrung11iitten festschrcibcn ki'11111c11. Dennoch k61111c11 wir zufi‘ic(1611 $6111 1111t (10111 crrcichtcn Fortschritt 111 dicscr Hinsicht. Die Bcdcutung von Wcrten wurdc nllgcnwin crk211111t und 1111c1‘k111111t. Dies wurdc 111 1111110211 1111611 Bcitriigcn und 1)0k11111cntc11 dcutlich.“ I

ONE COUNTRY

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[Seite 10]

An dem Seminar Über die vie/en Dimensionen der Globalisierung nahmen neben anderen auch Iraj

Abedian, Direktor der Standard Bank in Johannesburg (links), und Arthur

Dahl, einfrüherer Direktor

beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen

(rechts), teil. Das Seminar

wurde vom European Bahá’í Business Forum und dem International Environment Forum organisiert.

"Der JohannesburgGipfel schloss den Kreis großer, wichtiger Konferenzen eines ganzen Jahr zehnts.“

Sylvia Karlsson, International Environment Forum

fl. ‘2‘ ONE COUNTRY

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mmr luality der EntwicklungsKinder mit rund drci Mrd. Euro Fiirdergclder untcr dic AI‘IHC zu grcifln und so lrqjektc und Programme zum Schutz der Umwclt wcltwcit zu finunziercn.

Für Afrika steht noch Überleben vor lebensqualitit

Vicle Teilnehmer stellten much fest. dass die Entscheidung. den Gipfel in Afrika. dcm um \Vcnigsten cntwickelten Kontincnt abzuhaltcn. der wiederholten Betonung des Entwicklungsaspckts bci eincr „nachhaltige Entwicklung" gcrecht wurde.

Und natürlich gehbrtcn die Ansprachen dtr afi‘ikanischen Staatsoberhiiuptcr zu den cinflussreichstcn Reden injolmnnesburg. „Die Agenda 21 sol] das richtichcrhliltnis zwischen den Bcdiirfnisscn der Menschen und ihrcr Umwclt hcrstellcn, zwischen den Grundbediirthissen dcs Lebcns und unstrcr u1musweichlichen,gcmeinsamcn Verpflichtung gcgcnüber den zukünftigcn (lenemtioncn“, sagtc Tansanias Prhsidcnt Benjamin Mknpn.

„Abcr man kann von den Armen, Hungcrndcn und Kmnken nicht crwartcn, dass sie die Erlmltung der Umwelt über ihrcn Knmpfum dus tiig lichc chrleben stellen“. filhr Prlisidcn Mkapa {011. ..Also flirdern sie Bociellsc11iitzc,sie be bauen stcilc Belgl]ii11gc.sieflillen Biiume für Brcnnholz. und sie betrcibcn Raubbnu mit Ackerland.Viclc von ilmcn Wissen, dass es schiidlich für dic Umwclt ist. Aber für sie stcht nicht die Lebensqunlitlit nuf dem Spicl, sondern das chen selbst. Für sie ist Nnchhzlltig

keit von zweitrnngigcr Bedou tung: Has wichtigstc ist, den Entwicklungsprozcss in (12mg zu sctzcn Lmd ilm immcr schncllcr vonmzutrcibcn.“ Dicsc Bcobnchtung hut nuth HalldorThorgcirsson gcmacht, (311cfimtcrhimdler bei der johmmcsburg—Konfcrenz fiir die chicrung Islands. .,Eincs der Dingc, die in johnw ncsburg crrcicht wurdcn.\\';1r. dic Klllf}, dic sich seit Rio zwischen Nord und Siid, zwischen den Industric— und den Entwicklungsllindern immer waiter vcrgréficrt h;1t,cin wenig zu verkleinern. Ich denke, nach den Ergebnissen von johzmnesburg Wird die Zusammenarbeit einfilcher scin.“

Good Governance als Entwicklungsziel

Dr, Thorgeirsson stellte zluch fest, dass die Betonung, die auf den Kampf gegcn die Armut gelegt wurde, noch sin

\Veiteres wichtigcs Ergcbnis hervorgebracht hut — die im gcv samten Abschlussdokunwnt enthaltcne Betonung v01) good (gownmna. ,.I)icscs Dokumcnt enthält eine konkrctc Aufllnu denmg für Entuicklungsliim den ihr chicrungslmndcln zu Vcrbessern. yegcn Korruption anzukiimpfen. die Mcnschenrechtc zu schfitzcn Lmd dergleichen 111chr“.sngt or. ,.Es ist vielleicht kcichorbcdinguny. um Entwicklungshilfh 211 crlmltcn, nbcr cs ist irgcndwic cin Teil dcchrtrags.“

280 konkrete Kooperationen zwischen Regierungen, Wirtschaft und Zivilgesellschaft beschlossen

Ein \vcitcres Schliissclv crgcbnis dos johanncsburger Gipfcls ist die Einsicht. dass nuchhnltigc Ent\\icklung nicht olmc eine \Vcit Vcrbreitete Zuszunmcnarbcit aufallen Sekr torcn der Weltgemeinsclmtt crrcicht warden kann. In diescr Hinsicht begrößten vicle Teilnehmer und Beobachter die Ausarbcitung einer Reihc von „Typ II“—Partncrschaftm) zwischen Regienmgen, UnterZivilgcscllschaft 211$ eines der

nchmcn und def Schlijssclergebnissc dc‘s Gipfisls. Aufdem Gipfcl wurden etwa 280 solcher Partnerschaficn in dieWege gelcitet. die dazu bestimmt sind. die praktischc Zusammenarbeit dort, wo Umwelt und Entwickhmg :meinanderstoficn. hcrvorzuhcben.

„Auflange Sicht gcsehcn ist die Bedeutung des Johnnnesburg—Prozesses, duss er dicse neue Art von Bczichungcn hergestcllt und dicse neuen Arten von thzwcrkcn und weitrcichendcn Partnerschnfl ten gebildct hat. Sie bringcn den privaten Scktor, die Zivilgescllschnft und die internationalen Bchiirdcn zusammcn, um gcmcinsam an praktischen Irojcktcn zu arbeiten, die wirklich vcrsuchen, etwas zu

[Seite 11]lindcm",sugtArthur l )11111,cl1cmaligcr Dcputy Assistant Executive Director dcs Umwcltprog111111111s der Vcrcintcn Nationcn (UNEI’).

Der BcgritT „Typ 11“ $011 diesc Abkommen von den tmditioncllcn „Typ I“—Abkommen untcrschcidcn, dic von Regierung Z11 Regierung abgcschlosscn wcrdcn. Die R10l)tkl;11‘;1tion und die Agenda 21 warden 111$ Typ—I—Abkonnncn bezciclmct, so wie nuch dicjo11111mcsburg—l)cklurution und der 1)urchfii111'1111gsp11111.

„I)e1‘ lartnerschafisansutz gcht cindcutig 6111611 Schritt weiter“, sagt Dr. Thorgeisson, Leiter für internationals Angelegenheiten des islländischen B'Liros für nachhaltige Entwicklung. Er waist daraufhin, dass dieser Ansatz cincn ch aus der Sackgassc bictet, in die die traditioncllen Entschcidungsfindungsprozesse innerhalb derVereinten Nationfin biswcilen gcraten.

“Der Übereinstimmungsprozess endct 111 vielcn Fiillcn 111it cincrArtkleinstc‘111gcmein531116111 Nenner, wcnn es darum geht, was gemn warden knnn. Auf cinigen (?cbieten wurde die internationals Ge 111cinschaft sugar viillhT gc Cf

lii11111t“,111cint l)r.T110rgcissm1. „l)ic 11cucn Purtncrscl);1fic11 durchbrcchen dicchmstcllungm]. Dcn chicrungcn wird 110(11 IllLhl dic M(Bglichkeit gcgcbcn, ihrcn Sclbstvcrpflichtungcn nachzukonnncn. Und wir bictcn dem privntcn Scktor und den N(IOS die (yclcgcnhcin mit ilmcn 2113:1111111cnzuurbcitcn.“ Nach Angubcn der Vcrcintcn Nationen wurdcn den Typ—II—l;11‘t11e1"schaftcn ctwa 235 Millioncn Euro zugcsichcrt.

Erstmals eigener Konferenzort für Verhandlungen zwischen zivilgesellschaft und Regierungen

Über die Typ—II—lartnerschafien hinaus wurden Bemii l1ungc11 untcrnonnncn, um den Kontakt zwischen der Zivilgcsellsclmfi und don Rev gicrungcn 1111f 1111011 Ebcncn dicscs lrozcsscs zu crlcichtcm. Wit mittlcrwcilc iiblich veranstultctc der Cipfl‘l parallel 0111 Farm„ dvr Z11)ilgflsellytllgfi. Doch injolmlmcsburg botcn dichreintcn Nationen sugar 6111611 drittcn Tagungsort flir die Interaktion zwischen Regierungcn und der Zivilgcscllsclmft in den] Dorf Ubuntu an, wo cs Ausstcllungcn, kulturcllc Darbietungen und andercVeranstaltungcn gab.

Deswciteren hattcn dieVerv trcter der NGOS reichlich Zeit ihre Anliegen auf den wichtigste11V011verszum11]ungen des Gipfels vorzutragen. Es gab zluBerdcm vicr spezielle Dialogc „;1m rundcn Tisch“ zwischen den Staats— und Regierungschcfs, dcn internationalcn Behérdcn und NGO—Aktivisten.

„Es gab 56hr Vie] Kontakte zwischen Organisationcn, die nornmlcnveise nicht miteinander redcn“, sagt Dr. Karlsson. Sic betont. dass die Sitzungcn 11m rundcn Tisch die Stuntsundchicrungschcfi‘in dirckten Kontnkt 111it Vorstiindcn multimtionnlcr Unternclnncn, Wisse11scl1afilcrn und NGOVcrtrctcrn bruchtcn. Und 111 dchat bcstand cincr der wcscntlichen Unterschicdc zwischen Rio undjohanncsburg in dem Mali. 111 wclchcm fiil1 rcndc Geschlittslcutc — und

underc (?ruppcn wie Wisscnschzlftlcr und Buucrn — priiscnt und cingcbundcn wnrcn.

\X/lihrcnd viclc dchyp—IIPart1]crschuftcn von traditioncllcn Unnvclt—NGOS gclcitet wcrdcn, wcrdcn 111111 JLICh viclc underc von groficn Unternchmen gclcitct. Und cs gibt zluch Viele lrojcktt, die Cine ausgedchntc Zusnnnnenarbeit zwischen beidcn Gruppen miteinbezichen.

Kofi Annan fordert Beispielfunktion der reichen Länder

“Zuerst IHUSSC‘II diE Regie1'ungen handeln“, sagtc Generalsekretiir Kofi Annzm in seiner Reds aufdcm Gipfcl. „Die reichstcn Minder müssen den ch weisen. Sie haben den Wohlstand. Sic haben dieTech11010gic.Und sie tragen unver11iilt11i5111filfiig Vic] zu den weltwciten Ulnweltproblemcn bci. Aber die Regierungen kéjmlcn es nicht 3116111 tun. Gruppen der Zivilgescllschaft spieltn cine kritischc R0116 als Partner. Befiinvorter und Überwnchu11gsbeaufimgte. Ebenso vcrhlilt cs sich mit den Unter11611111611. 011116 den privatcn Scktor wird nachhaltigc Entwicklung nur cin cntfcrntcr Truum blcibcn.\X/ir bittcn die Unternchmcn nicht. ctwas Lllldt I‘L‘S 211 um L118 ihrcn 1101‘111;11c11 (?cschiifisabhufi \vir bit tL‘l] SjL‘ HUI] ihl C 110111131011 (;L‘ schiiftc unders abzuwickcln.“ I



„Zuerst müssen die Regierungen handeln. Die reichsten tinder müssen den Wag weisen. Sie haben den Wohlstand. Sie haben die Technologie. Und sie tragen unverhiltnismfiflig viel zu den weltweiten Umweltproblemen bei. Aber die Regierungen kannen es nicht allein tun. Gruppen der Zivilgesellschaft spielen eine kritische Rolle als Partner, Befürworker und Überwachungsbeauftragte.“

Kofi Annan UN-Generalsekretér

„Beyond Words" ist eine Performancegruppe, deren junge Mitglieder aus alien Teilen der Welt kommen. 5ie traten bei mehreren Gelegenheiten am Rande des Weltgipfels in Johannesburg auf.


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Schüler derfünften Klasse in der Dorfschule von Puka Puka. Die Lehrkraft wird aus der Gemeindekasse bezahlt. Das Geld kommt aus Spendenprojekten, von denen die meisten die Bahá’í—Gemeinde in Puka Puka organisiert hat.


Isoliert und diskriminiert:


Bolivianisches Dorf hilft sich mit eigenem Schulsystem

BOLIVIEN


Ki 7‘ ONE COUNTRY 1/2003 - SEITE 12


jahrelang hatte die

staatlich gefiihrte Schule des 700—866len—Dogfes auf der bolivianischen Hochebe116 mm einen Kindergarten und drei SchulIeassen. Wer mehr Schulbildzmg wollte, musste zwischen drez und sechs Kilometer weir zu einer der nahen Stddte laufen. Doch damn grandam die Einwohner eine eigene Schule.

UKA PUKA, Chuqui saca, Bolivian — Der

lange Weg vom Dorfln die Stiidte war für die jfingeren Schijler kein Problem.Aber sie protestierten gegen ihre Behandlung in den Stiidten. A15 Eingeborene dcs Stammes der Quechua wurden sie von den Lehrern gezwungen, ihre traditionelle Stammestracht gegen westliche Kleidung zu tauschen. „Es ist uns wichtig, unsere Kleidung zu tragen. Sie ist Ausdruck unserer Kultur“, sagt der 17jiihrige PascualVargas.

Ein Basis-Projekt als Weg der Selbstbefreiung

Und deshalb unternahmen die Bewohner von Puka Puka etwas Ungewöhnliches: Sie gründeten ihre eigene Schule. Zuerst sammelten sie Geld, um Lehrer für die vierte bisachte

Klasse einzustellen. Danach bauten sie eine private weiterführende Schule für dicjenigen auf, die weitcr zur Schule gehen wollten.

Wie die Gemeinde von Puka Puka dazu kam, die Initiative zu ergreifen und eigene Schulen zu flnanzieren und zu verwalten, ist das typische Beispiel eines Projektes, das an der Basis der Gesellschaft entsteht. Nachdem das Problem erkannt war, fand die Gemeindc selbst die Lijsung und trug das meiste zurVerwirklichung bei. Hilfe von außen suchte sic nur in den nötigsten F%fllen, die Kontrolle behielt 516 1111 Wesentlichen selbst.

Die Gemeinde besteht zwar überwiegend aus Bauern, verwaltet aber inzwischen ein umfangreiches Schulsystem mit rund 140 Schülern — vom Kindergarten bis zur achten Klas [Seite 13]56. Die kfirzlich eingerichtete, weiterführende Schule hat etwa 30 Schuler in der neunten und zehntcn Klasse. Für die Region, eine der iirmsten in Lateinamerika, ist das einc b6merkenswerte Leistung.

Die Motivation für diese Projekte und die Quelle fijr deren Kraft sehcn die Bewohner V011 Puka Puka in der Religion der Bahá’í. Die Betonung von Erziehung und Einheit habe dieVorstellung V011 Fortschritt und eigener Befdhigung unterstiitzt, sagen lokaleVCrantwortliche und aufienstehende Beobachter.

Bahá’í-Schriften ermutigen Bildungsprojekte - gerade von und durch indigene VBIker

„Der Wunsch nach einer eigenen Schule entstand im drtlichen Geistigen Rat der Bahá’í von Puka Puka“, so Claudio Limachi, ein 35j'2ihriger Bewohner des Dorfes. Er hatte V011 Beginn an mit dem Schulprojekt zu tun. Der Geistige Rat wollte die Kinder nicht länger diskriminiert sehen. Sie batten schon éfier die Texte der Bahá’í—Schriften studiert, die sich auf die Stellung der Eingeborenen Amerikas beziehen. Dort heißt es: „Wenn


sie Erziehung erhielten, weiren $16 so erleuchtet, dass sich ihr Licht über die ganze Erde ergieBen würde.“ Damit sich dieses Versprechen erfijlle, habe man die Schule eingerichtet, so Limachi. Er war einer der ersten, die den Bahá’í—Glaubcn in Puka Puka annahmen, und hat eine leitende Position in der Gemeindc inné.

Auf den Hahen des Altiplano

Puka Puka liegt etwa sechs Kilometer siidlich Tarabuco, der Provinzhaupt VOl’l

stadt von Yamparaéz im Staat Chuiquisaca. Das Dorf befindet sich in einem Gebiet, das als Altiplano bekannt ist — ein wijstcnartiges Hochplateau im Andengebirge von Bolivien und Peru,Alle Einwohner gehören dem Stamm der Quechua an. Sic sind Mitglieder einer Untergruppe, genannt Ayllu oderTarabuqueno. Fast jeder ist Bauer und lebt vom Anbau von Kartoffeln, Weizen, Gerste, Bohnen, grünen Erbsen und Mais.

Die Region ist von herber Schönheit. Wallende Hügel, zumTeil mit Grünland bedeckt und mit Kijhen aufderWeide,

steigen zu schroffen Höhen

empor. Die Héuser in den Tbi


lern sind mit Terrakotta bedacht. Die extreme Höhe und der Mangel an fruchtbarem Boden undWasser erschweren den Fortschritt.

jahrelang hat die Gemeinde verschiedene Projekte durchgefiihrt, um ihr Schicksal zu verbessern. Einwohner sagen, dass es vor einigen Jahren einen gemeinsam mit zwei anderen Gemeinden genutzten Traktor gab, der durch internationals Organisationen gespendet worden war. Streit über die Nutzung habe schließlich dazu gefijhrt, dass das Projekt aufgegeben wurde.

Hahere Bildung im eigenen Dorf

Es gelang der Gemeinde, fiir das Schulproj ekt Unterstiitzung beim Bau mehrerer Gebeiude zu erhalten. Auch bewilligte der Staat Gehiilter für die Lehrer bis zur dritten Klasse. Dass die Kinder aber dann in höhere Klassen der umliegenden Schulen geschickt werden mussten, war ein besonderes Problem.

„In einer der Städte, Mishka Mayo, batten Wir Arger, weil die Schule katholisch war und wir uns religib‘s diskriminiert fiihlten“, sagt Limachi. „Schullei


fl _ ONE COUNTRY

„Wenn sie Erziehung erhielten, wären sie so erleuchtet, dass sich ihr Licht über die game

Erde ergieflen wiir de.“

Aussage aus den Bahá’í-Schriften über die indigenen Völker in Lateinamerika

Das DorfPuka Puka hat rund 700 Einwohner, die in verstreuten Hciusem leben. Das Bild zeigt den Ortskem mit den Schulgebciuden.


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[Seite 14]

Mitglieder des Geistigen Rates von Puka Puka im Gesprach mit Besuchem. Der Rat ist das gewcih/te loka/e Fahrungsgremium der Bahá’í. Er hat vie/e Bildungsprojekte angestojien.

„Ein Teil der Geschichte ist, wie eine kleine Gemeinde ohne Zugang zu Hilfsmitteln es schaffte, zu solchen zu kommen. Die meisten anderen Gemeinden warten auf internationals Hilfe oder eine NGO mit Programmen.

Puka Puka hat nicht

tatenlos dagesessen. Sie haben den Stier bei den Harnern gepackt und überlegt, was sie benBtigen und wie

sie es bekommen.“

Duncan Hanks, Leiter fUr soziale und wirtschaftliche Projekte an der Hochschule Nur, Bolivien

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ter dort zwingcn die Schiilcr, 1111 religioscn Festcn tcilzunch111611, 1161 (1611011 V1C1 Alkohol getrunken wird.\X/cigcr11 sic sic11.werdc11 sie 111it cincm Paddel geprfigclt.“

Die Diskrinfinicrung 11111re von der Tutsachc 11c1‘, dass cinc All221111 1311111111611 in Puka Puka Bahá’í gewordcn scicn. Einigc Bcwohucr batten den Glaubcn 1980 angcnonnncn Lmd 16111‘tc11 die Grundsiitzc 1111C11 und 1111(11 Frcundcn und 123111111011. chtc sind von 71111

M,

E111w01111c1‘11 ctwu 31111 Balm 1.

Ersparnisse aus dem Verzicht auf Alkohol in die Bildung der Kinder investieren

Vor 8118111 die Bcdcutung von Erzichung in den Lehren der 15311511 brachte die Gemcindc dazu, €111 eigenc‘s Schulsystem zu schaffen. Doch es war 11ic11t das 3116111: auch 61116 unerwartete Intervention derjugendlichen spielte eine Rolle. Vicle Einwohner gabcn nicht sofort ihre alten Gewohnheiten auf, 315 316 Bahá’í wurden. Sic tranken weiterA1koh01,was ihnen nun eigenthch religios untersagt war. Dann, auf einer Bahá’í—Versammlung 1111 Jahre 1997, forderten die jugendlichen ih1'e Eltern auf, dem A1 kohol giinzlich zu cntsugcn. Sic sc111ugcn vor, die Ausgubcn 1111' A1ko11o] in 1111‘s Erzichung zu invcstiercn Durauf cntschicd der gcwlihltc Rat der 13:11121’1, 5111) Dollar zusumnwnzubri11gcn und cincn Lc111‘crzunlic11st fiir C116 Bahá’í—Schiilcr cinzustcllcn.

Schncll bcschlossen die Mitghcder des Geistigcn R11tcs, von (161161] manche zluch 111 dtr (1e111ei11dc eine Funktion batten, dass 3116 Klnssen der Schulc flir :1116 011611 56111 $011tcn. Sic 111111111611 die Hilfc 2111dercr Organisationen in der Gemcinde 111 Anspruch und s;1111111cltel1 Geldmittcl für die Einstcllung von drei weitercn Lehrern, so dass die fiinfte, sechste und achte Klasse gesichert warcn. Für die siebte Klasse waren zuniichst keinc Mittel vorhanden.

D215 Geld kam aufverschicdens Weise zusanunen. E111 T611 stammte aus dem Fonds für denVerzicht aqulkohoLAber auch der 6rt11che Bauernverband spendete 6111611 T611 des Erloses aus dem Kartottclverkauf, und so war das crste Schuljahr finanzic“ gcsichen. 111 den folgenden jahren kamen immer wieder Spendcn dieser Art zusanmwn.

Außerdcm wurdcn andere Organisationen auf die Ak '% 5% fifiié‘fifi


tivitiitcn 111 Pukn Puka auf111crksnm, zum Bcispie] die Universitlit N111: eine von den B;111f1„i—Lr:11rc11 inxpiricrtc B11dungscinriclnung 111 Santa Cruz, Bolivien. Sie begann, die Projekte zu untcrstiitzcn.

„EinTcil der Geschichte ist, wic eine kleine Gemeinde 011116 Zugung zu Hilfsmitteln cs schathe, zu solchen zu kommen“, so Duncan Hanks, Leitcr für soziale und Wirtschaft11chc Projekte an der Hochschule Nur.

Das Gefühl der Verbun denheit mit allen Dorf bewohnern und mit der ganzen Menschheit war wesentlicher Antrieb

„Die111eistenal1deren Ge1116111dc‘11 wartcn nut. internutionalc Hilfe oder eine NCO 111it Progrannncn. luku Puka hat nicht tatcnlos dagescxscn. Sic 111111611 den Stier bci den Horncrn gepackt und Überlegt, was sie benötigcn und wic sie cs 11e1<o111111en. Der Grund 1111‘ diese Energie liegt in der

H,

Tutszlchudnss sie 1331121 1 und 111it der wcltwcitcn BJ11L’I.1—(1Cmcindc vcrbunden 51nd.„ Hunks fiigt 11111211: ,.AL1c11 so kaxm 1111111 E11111c1t dcfinicrcn. 516 51nd c111 T611 dicscr globa161] Gemsinschafi. wcil sie sich

[Seite 15]dazu entschlosscn habcn.“

Die Bahá’í-Lchren zu leben, hat die Gcmcinde nuch auf andercn Gebicten stark gemacht, sagcn Mitglieder und BeobuchterAuBcr deerrbindung zu eincm weitreichendcn Netz cntstgmd eine Einheit in der Gcmeindc selbst — eine Einheit, die anderc rcligiése Gruppen 111it cinschließt und es ermöglicht, Zusammenarbcit zu gcstalten.

„Früher hielten wirTrinkgelagc ab und verpriigelten uns nmnchmal gegenseitig“, sagt der 30jiihrige CeciloVela, Kasscnwurt des Geistigen Rates v01] [le3 Puka. „Als dann der Glaube Einzug hielt, wurden wir eine Einheit — Katholiken, Protestantcn und Bahá’í. Und jetzt machen wir uns gemeinsum damn, unseren Kindern cine Ausbildung zu verschafl Rm.“

Der 39jlihrige Katholik Constantino Quispc aus Puka Puka bestätigt das solidarischc Gefühl zwischen den Mitglicdern unterschicdlichcr Religionen und den Sinn für ncuc Perspektiven. „Alles würde nuseinanderbrechen, wcnn wir nicht vereint wzircn“, sagtc er. Er unterrichtct den Katcchismus. „Die Bahá’í nuchtcn nus uns eine Einhtit, und die K11tholiken haben verstanden, dass diesechg Fm 3116 gut ist. „So

denken wirjetzt allc“, fiigt er hinzu.

Die „Ein heit-derVölker“-S¢hule

Die Gemeinde hat es nicht nur geschatft, Lchrcr für die mittleren Klassen einzustellen, sondern aucll ein Programm fiir die Schaffimg einer Zusdtzlichen Schule entwickelt. Sic: heißt „Unidad de 108 Pueblos Collegio“ („Einheit—der—Völker—Schulc“) und hat ihre Arbeit im Haus von Claudio Limachi aufgenommen. Etwa 30 Schüler der neunten und zehnten Klassc sind bereits dort eingctragen. Bisher wurden zwci Lehrcr mit bescheidenem Gehnlt eingestellt. Die Schulc wurdc von Bahá’í gegrflndct, stcht zlber allen offen. „Hicr1¢1‘nc ich gerne,\veil der Unterricht schr gut ist“, sagt der 14jiihrige Fausto Quispe, ein katholischer Schuler. „V0rurteile gibt es keine, wir sind ullc Freunde.“

Die Bahá’í—Gemeinde V01) Iuka Puka startete einige klcimere Projekte, um Finanzmittel für die Schule zu beschaffen. Darunter eine Imkerci, cine I-Iijhnerzucht und cin Gewiichshaus. „Dicse Gemeinde hat eine unglaublichc Entschlossenheit“, sagtjcrmny

Martin, einer der Organisato ren der Universitét Nur. als er Iuka Puka k Lirzlich bcsucht. „Sic hatjetzt die Zustimmung nller Nachbargemcinden zu den] Proj ekt und ist voller ZuVersicht. Ich denke, dass sie allein deshalb untersttitzt werdcn muss.“ Martin ist zustiindig für den Autbau IICUCI‘ Institutionen bci Nur. Er sagt, dass Puka Puka neben den Schulen und Finanzicrungsprojekten auch ein kleincs Museum über die Gcschichte und Kultur der Gcnwindc lcalisiert habe. „Wicder ctwus, was sic aus signer Initiative gcschaffcn

haben.“

Ein Modell Für andere, wie Fortschritt aus eigener Kraft erreicht warden kann

In der (lcmcindc sprcchen Viele iibcr die gemeinsachision cincr bessertn Zukunft durch verbesserte Bildung und Chancel] der Kinder und jugcndlichen. „Unsere Kinder die

Schwicrigkeiten habcn, die Wir

wcrdcn nicht mehr cinmal batten“, sagte Bacilia lachacopa, eine Mutter von fiinf~ Kindern. „All das haben wir gemacht, damjt unsere Kinder unabhiingig werden. Wir Illiichten much gerne andercn zeigcn, wie Fortschritt errcicht wcrdcn kann.“ I


„AI| das haben wir gemacht, damit unsere Kinder unabhingig warden. Wir machten auch gerne anderen zeigen, wie Fortschritt erreicht

warden kann.“

Bacilia Pachacopa Mutter von 5 Kindern

Die 17jcihrige Lidia Valle rechts) und ihre Freundin, ie 20 Jahre alte Felicia

Yarwi, gehen beide auf die

neu gegründete „Einheit

der Völker-Schule".




' ‘ ONE COUNT Y

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[Seite 16]Studiengruppen aus den Dorfbewohnern in den Idndlichen Regionen Kolumbiens brauchen keine eigenen Schulgebfiude. Sie trejjen sich in vorhandenen kommunalen Gebduden und aufauch aufder granen Wiese.

W0 as Recht auf 1lng


verwirklicht wird Entwicklungsschulen erméig lichen selbstbestimmtes Lernen

In Lateinamerilea entslehen derzeit als Amwort auf die Krise der staatlichen Bildungs systeme, imbesondere in den lcindlichen Re ' KOLUMBIEN g „0‘"


if ONE COUNTRY

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1'0

lig neue Bildungsleonzepte. Diese bieten flir lcmdliche Regimen eine wirleliche Entwicklungsaltemative 2w weiteren Verstddtemng.

ALI, Kolumbien — Ei gentlich wolltcn die

Initiatoren der Stiftung FUNDAEC, einige Professoren der UniversitfitValle in Cali, nur eine Antwort aufdie extreme Urbanisierungsdynamik in Lateinamerika finden. In nur wenigen jahrzehnten schnellte der Anteil der Menschen, die in Städten leben, in den meisten dieser Linder wie in vielen anderen Entwicklungsliindern von 10 auf 90 Prozent mit den bekannten Folgen der Slumbildung in den Stiidten, der Verelendung auf dem Lands und der Entwurzelung Vieler Menschen. Doch die Untersuchungen der FUNDAEC—Initiatoren zu den Ursachen der Urbanisierung brachten ein sehr überraschendes Ergebnis zu Tage.

In allen Schulcn derWelt werden heute lnhaltc vermittelt, die 56hr weit von den liindlichen Lebensbcdiirfnissen entfernt sind, mehr noch, die das traditionelle liindlicheWissen in den sogenannten Entwicklungsliindern ignorieren und diskreditieren. Westlich und stiidtisch inspirierte Lehrpliine feierten weltweit einen fast totalen Siegeszug. Das Problem is: somit nicht nur ein Mange] an Bildung in Vielen Regionen der Erde, sondern mindestens ebenso 56hr ein Problem der Bildungsinhalte. J6 lléher die Besten in landlichen Regionen in der heutigen Art von Bildung aufsteigen, desto mehr können sie das erworbeneWissen nur noch in einem stfidtischen Umfeld nutzen. Ein systematischer Entzug der besten


[Seite 17]Kriiftc nus don liindlichen RCgioncn der Erdc ist dic Folgc. dic ihrcrxcits zum Nnvhzug der wcnigcr leliflzicrtcn in die cxplodicrcndcn Mcgnstiidtc fiilnt.

Noch glxnicrcnder Wirktc sich dic systcnmtischc Diskrcditicrung dcs traditiuncllcn liindlichanisxcns;1ux.l)icxcx wurdc fi‘iihcr \‘(m ()cncmtinn zu Gcncmtinn \\circrycgcbcn. fimd nbcr pmktixch nirgcmhvo Eingang in dic Lohrpliinc der Schulcu Es wurdc nuch nirgendwo gcpriift “11% dmon hcutc 110d] Sim) nmchen “111: de. Mir der aktiwnchchtung dieserArt \‘011 Wisscn crlitt die Flihigkeit zur ungcpasstcn Sclbstwrsorgung \Vic insgcsamt LL15 Selbstbcwvusstscin der Mcnv when in diesel) Regional ei ncn vcrhcercnden Riickschlag. Bildung von unten

Die lnitintorcn \‘011 FUN‘ DAEC cntxchicdcn sich. BiL dung in all ihrcn Faccttcn grundlcgcnd zu hintcrfi'ngen 7 Lmd im Hinblick uutdic renlcn chcl)xldeirthisxc der kolumbiunixchen Lundbcvdlkerung mdikul ncu zu dvfinicren. Sicxtudicrtcn111chrals 1:3thrc ng dercn Lclwnsxituation und dercn tmditioncllcs WisSL‘IL Sic grifl‘cn \iclcs \'()11 dic\cm „.lltclf Wisscn wieder :ulf und crgiimtcn cs mit der Anwcndung dcx moderncn Wisscns dm (IIundlagcnflnschng nufdercn LL'bCIlslwdiirfimsc.

l);1\' Ergcbnis war cin v61]ig ncucs Bildungssystcm mit komplctt 11CUL‘1H Lchrplnn Lmd mit \‘01N1i11dig ncucn Lchr11];ltL‘I‘iJliCIl.Al] dercn Entstchung \mrcn die Einhcimischen \‘(m Anfimg :111 intcnsiv bctcii ligt, dcnn sie warm der Mal} stub. ‘11) dem xich dchcrtjcden Aspcktcs \on lnlmlt. Didnktik und Syxtcm buviihrcn musstc.

Den Kern dcx ncucntwikkcltcn Bildungssystmm stellcn die Klasscn scchs bis 2\\'(S]td;n. was i111Wescntlichen der amcrikanischen High School bc ziehungswcise dt‘l curopiiischen Gynnmsialstufe cntspricht. Die Absolvcntcn der ..Entwicklullgsschulcn„. Wis dicsc nuch bczeichnct warden. schlichn mit einem multlich uncrknnntcn Abitur ab. Die bishcr über 5( M )( )0 Ent\\ickhmgsschiilcr in Kolumbien schnittcn dabci schr wait über dem Landcsdunhsclmitt ab und nicht cin cinzigcr fie] beispielswcixc in Mnthcmatik durch. Viclc wurdcn bcreits kurz mch ihrcm Abitur zu Biirgcrmcismn in ihrcr Kommunc nglihlt. xcln Viclc sind hcutc ,.Entwicklungs]clner“ und pmktisch ullc fingicrcn 315 so gcnnnntc „cinhcimischc EntwicklungshclFur“.

Schou mit dcn Lclncrn bcginncn div glnnicrcndcn Unterschicdc zu den hc1> kiimmlichen Schulsystcmcn. Im SATiSystcm \\L‘I'dL‘11 Einhcimischc aus dcn DOrfcm in ilncn cigcncn Diirfcrn zu Entwicklungxlchrcrn Juxgcbildct. dcnn die Erthhrung zcigtcndasx Lclncrdic in StiiLL ten auxgcbildct \\urdcn. nur hiidlst ungcrn wici der aufs Land zurückgchen. SAT stcht für Sistcma dc Aprendizujc Tutorial, zu deutsch: System für tutoriellc‘s Lerncn. Die Entwicklungslehrcr ler1161] in dezentmlen Kurscn den Inhalt der crstcn Arbcitsbiicher sowie das. womuf Sic bei der gcmcinsamcn Durcharbcirung dicscr Biichcr mit ihrcn Schfilcrn achtcn sollc11.$cl10n mach \Venigen Kurscn dic‘sc‘rArt arbcitcn sie unmittclbar nlx En(\Vicklungslelner mit eigencn Klnsscn in ihrcr HeimatA rcgjon.

Durch die lamllslitiit der cigcncn Ausbildung und der \ofintigcn Arbcit als Lc111‘01‘„;1n der Front“ cntstcht bci den Entwicklungslchrcrn SLhl sdmcll cinc bcsonders hOhC didnktischc Qualitit. dcnn sic kiinncn ihrc pruktischen Erfllh rungcn immcr sofort gemcinsum mit andorcn Kollcgcn in der Ambildung \owic mit i1111'11 Ausbildcm Authrlwitcn.

Das Lernen Iernen

Allc Albcitxbiiclnr der Entwicklungsschulcn sind inf tcmktiv angclcgt. dds hcilitjcder Cinzclnc ist pcrmnncnt unmittclbar in den Lcrnpmzcss cinbczogcn. Ans ChIiclicnd crfblgt sofblt dic Lcrnkontmllc sowic eine gcgcnscitigc Lorm Lmterstiitzung in der (?ruppc. Der Lchrcr ist dndurch \wit mchr Moderator 111s Stofil vermittlcr. er stiirkt dic Sclbxtvcmntwortung der Schiilcr für ihr selbstkontrollicrtcx Lcmcn. Moderllstc piidngogischc Forderungcn ctwn, dass an Schulcn \m nllcm dJS ..Lernen dm Lcrncm" i111V01‘dE1‘grund stc hen mlltc als Fundament der

Flihigkeit zu cincm lcbcnxlum gen Lcrncnsind hicr bcispicL gcbcnd umgcsctzt.

Dics \vird vcrstlirkt durth cine Art Mcm—Lchrplnn, der dic cinzclncn julngungsstufbn 111itjewciligcn S(hwcrpunktcn eines Mcta—Lcmcm 7 cincx systematisch sich nuflmucndcn Lemons dcs Lemons — durchzicht. 50 Wild bcispiclmwisc in

der erstcn juhrgangsxtufi‘ der



„Das derzeit beste Bildungsprojekt in der Welt. Eine bedeutende Bildungsrevolution im :0.

Jahrhundert.“

Stimmen aus der Jury der Expo 2000


Eine wesentliche Grundlage des FUNDAEC—Bi/dungssystems sind StudienbUcher, die völlig neu geschrieben wurden - zugeschnitten aufldndliche Lebenssituationen und Bedurfnisse.

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Zur Ausbi/dung an den Entwick/ungsschulen von FUNDAEC gehören alle Fcihig— und Fertigke/ten far ein autonomes Leben auf dem Lande, z.B. auch die Grandung von eigenstdndigen Dorfbanken, mit deren Hi/fe sich die verarmte Landbevb/kerung wieder selbstcindig machen kann.

_

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> v ’3,“ ,


Stoffln allcn Flichcm intensiv

mit grundlegendcn Fragcstcllungen vcrkniipft.W€r Gin jnhr lung in Extcnsio gelcmt hat, Fragcn zu stcllcn und mit F111gen umzugchen, der hat dic wichtigstc Grundlagc dnfür gcwonnen. scin chen lung Dingc zu hintcrfi‘agcn.

DicscrAmatz crwics sich uls iiulficrst crfblgrcichcs grundlcgcndcs Motivationsprogmn1m. In der zwcitcn jalngungsstufi‘ stcht dachrstiindnis für die wrwcndctcn (?rundlwgriftb im Vordergru11d.\X/c1~ cinjaln lung intcnxiv in cin vcrticfics Verstiindnisg1llc1‘\\ichtigcn ncucn Bcgritfl cingcdrungcn ist der hat dadurch cincn schr bcwusstcn Sprunhgcbmuch trainicrt. Die Bcsuchcr you [(135sex] dicscr Ent\\icklungsschulen sind immcr wieder zuticfist crstaunt iibcr die souvcriinc Sprach— und lrliscnmtionsqualitiit der Entwicklungsschiiler.

lntegriertes Lernen

Die Entwicklungsschulen reduziertcn den Fiicherkanon aufnur fiinfSchulflichcr: Naturwissenschnften,chhnologie, Muthcnmtik, Konnnunikution. Cenwinschaft. Die Naturwissenschafien wcrdcn hier nicht mehr getrcnnt gesehen, sondern die vermittcltcn Themen

wcrden jeweils in ihren Chemischen. physikalischen. biologivschen und 6k010gischen Zusnmmenhiingen bearbcitet. 1n „Tcchnologie“ steht die unmittclbarc Nutzanwcndung spezicll für llindliche Bediirfnisse, imVordergrund. Mathematik wird an den Entwicklungsschulcn ebcnfillls nicht als abstraktes „Spic‘l mit Zahlcn“ vermittelt, sondern in praktiA schen Nutzmnvcndungcn und nls „Sp1‘;1chc der wissenschafilichen Abstraktion“ dcs in den nnderen Fiichcrn (?clcmtcn. In „Kommunikation" lcrncn die Schiilcr vie] unlnittclbnrcr uls in truditioncllen Schulsystcmcn dus, was man nls grundlcgcndc Lcrnkompctcnz zusunnncnfilsv scn kéilmtc. Und in „(icnwinv schaft“ stcht der chunkc dcs sozialanin—Win im chtrum: Durch gutc Zusnnnncnarbcit und cincn gclcbtcn (Icist dcs wechsclscitigcn Dicncns kunn sich eine (icmcinsclmfi unendlich viclc Dingc crlcichtcrn,k;11m sie cin gcsundcs Lmd sclbstbcstimmtcs Sozinlsystcm autbuucn.

Lernen irn Dialog mit der Gemeinschaft

chrlmupt bleibcn bei den Entwicklungsschulen sozialc Wcrtc nicht sine nette Theoric in Klassenriiumen.Viclmehr vcrstchen sich die Entwicklungsschiiler von Anfimg :m 313 Dicntr ihrcr Dorfgcmcinschafi. Sic verstchen sich als ~,einhcimische Entwicklungshe]fer“, die die Vcruntwortung haben. das gelcrnte nützliche Wisscn in die Praxis ihrc‘s Dorflebcns cinzubringen. Sie beginnen früh, ihr envorbenes Wisscn in kleinen Projekten zur konkreten Verbcsserung dds Dorflchens umzusetzcn und werdcn Schritt für Schritt zu immcr qualifizicrtcren Projcktmanugem.

Die permanent orthhrcnc Niitzlichkeit dcs crworbcncn Wissens und der gclerntcn pmktischen Fcrtigkeitcn schafft eine hcmusragcndc

Lernmotivation, sin starkcs Gcfiihl der Sinnhaftigkeit dos eigenen Lcbcns und 6111 gnnz ungewbhnlich hohcs Ansehen der Schältr in der [)0111gc1nci11schuft. Und es hat noch cincn \Vcitcren Effekt: Ihs in den Ennvicklungsschulcn vcrmittcltc Wisscn stcht in Stiindigcm Dialog 111it den tntsiichlichen Lebcnsnnfinderungcn und deren Wcitcrcnt\\icklungcn und verlindert tatsiichlich permuncnt dic Angebotc im gcsamtcn Bildungssyxtcm von

FUNDAEC.

Eine sprudelnde Quelle Für die Entstehung neuer NCO: und lindlicher Forschung

Ein nicht zuflilligcs Ncbcnpmdukt dicscs ungcwbhnlichen Bildungssystcms ist daher auch die Entstchung von mchr glls 200 Nichtrcgierungsorgnnisationcn, die V(m Entwicklungsschfilcrn und —1chrern gegriindct wordcn sind, sowie von Forschungseimichtungen fiir liindlichc Entwicklung und Labors für zmgcpasste Techno? logic und schlielilich die Herausbildung V011 post—graduicrten Studiengiingen an der cigenen FUNDAEC—Universitiit fiir lilldliche Entwickhmg.

Die Klnssen der Entwickhmgsschulcn, obwohl inzwischen fast über dds ganze Land verstreut, habcn kcin einziges eigencs Schulgcbiiudc. Die Klnsscn sind mit durchschnittlich 11) bis 15 Schiiltrn so klcin, dass sie immcr irgcndwo in bereits vorlmndcncn Riiumcn unterkommen, in (?rundschuIcnV Rnthiiuscrn. (IcmcindcZcntlc‘n. kirchlichen Riiumcn Oder Stiftungcn.

Für dic Klusscn istjcder zugclusscn. der die scchsjiihrigc (?rundschulc crfblgrcich abgoschlosscn hat. So kommt cs nicht scltcn Yon dass in cincr Klussc nus cincr Fumilic Kinder und Eltcrn Schiilcr sind und gclcgcntlich sugar (holicltan Und sclbst der konkrctc Stundcnplun ist ausgcspmchen

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A CEIBA Honduras Die Asociacién Bayan

nahm ihren Anfang Mitte der 801gerjahre, als sich ihre Begliinder entschlosscn, 111 Anbetracht der schlcchtcn 111ediziniscl1en Versorgung in der Region Gracias a Dios, 6111 kleines liindlichc's Krankenhaus cinzurichtcn (Vgl. One Country 2/ 1997).

Diesc Region ist eine der wirtsclmttlich benachtciligtsten Regionen dcs Landcs. Sie liegt cxtrem zlbgclegen und ist fast nur per Boot Oder Flugzeug zu erreichen.\X/egen ihrer Funktion 315 luch1‘zox1e für das Rio Ilatano Bi11sphören Reservat,


Das Personal des Bayan-Krankenhauses in Palacios/Honduras. Von Anfang an war klar, dass das Krankenhaus zu einem Sprungbrett fijr eine allgemeine soziale und wirtschaftliche Entwicklung werden kann.

den größten 110th crhaltcncn tropischen Regenwald in Zel1trz1121111crik;1,ist die Region auch von herausragender {Skologischer Bcdeutung. Ihrc Bewohner 51nd hauptsiichlich (Miskitos) und Nachfahren V011 Afrika11cr11 der Karibik (Garifimas), die ihren Lebensunterhalt durch Fischen und Landwirt indigene Indianer

schaft bestreitcn.

D215 Krunkenhaus war 1116 priméres Z101 der Aktivitiitcn von Baya11.Vieh11ehr ging es von Anfimg 1111 darum, Fiirdercr und Tcstfcld für Entwicklungsprozcsse 211 56111, die von


chvolkeumg, also von der Basis angcrcgt und 111itgetragen werden. Relativ schncll haben die PiOIlit‘lt der Asociucién Bayan erkannt, dass die Bediirf111580 ihrer U111gebung iibcr die Bereitstcllung rein 111ediziniscl1c1‘ Dienste wcit 111112115 gehen und durchaus sehr komplexcr Natur sind. U111 @1110 Alternative zu Armut. Perspektivlosigkeit und resulticrcnder Lundflucht bieten 211 ké'11111en, engagierte sich die Asociacién Bayan schon Allflmg der ()(chr {111 Ausbildungsma[3111111111611 und (firtliche Trainingprogrammc. 1996 wurde schließlich die Initiative ergriffen, das 1n Kolumbicn von F U N D A E C (Fundacién para la Aplicacién y Ensefianza dc 1215 Ciencis) 1115 direkte Antwort auf die zunehmende Urbanisierungsdynamik entwickelte SAT—Bildungsprogramm {111‘ lindhche Entwicklungauch111 Honduras zu etablierfin.

Nnch einer erfolgreichen Pilotphnst, 11.2. er1116glicht durch finanziellc Unterstiitzung der kanadischen (CIDA) und der britischen Regierung (DF11)), konnte die Expansi011 111 drci RegionmnAtléntida, Gracias a Dios und (101011, geplant werden.D1cses Ziel wurde 111 Zusa111mcnarbeit und mit finanzicller Hilfe durch DFII) über einen Zeitrnum von vier jahrcn realisicrt. Da das SATKonzept in 561116111 Ansatz sowohl angepnsste Bildungsinhalte vern11ttclt,als auchjunge Menschen crmutigt und befiihigt, Initiatorcn V011 Entwicklungsprozcsscn in ihren

Die Asociacién Bayan — Initiator des SAT- Bildungsprogramms 1n Honduras


Eine Lerngruppe des SAT—Programms. Hier wird nicht nur Wissen vermittelt, sondem auch Werte wie Verantwortung, Vertrauenswurdigkeit und Ehrlichkeit weitergeben.

Dbrfern zu werdcn, hat sich unter dcn Beteiligtcn aufdem Land vcrstzirkt Handlungswille ausgcbildet, auch andere Problemc 111 Gemeindcprojekten anzugehen. So urbcitet dic Asociacién Bayan mit einer RCihc V011 NGOs zusammcn: U.a. MOPAWI und PROLANSANTE,(Orga1'1isn11011011, die 1111 U111weltbcrcicl1 tiitig 51nd). (TIDICCO (cine Landwirtschnft Rirderndt Organisation), „lustoral Social“ (0111c Eimichtung der katholischen Kirche) sowie CURLA (die Regional-U11iversitiit der Atlantikkfiste). [111 April 2002 gab es 48 lokale SAT—Lcrngruppen 111it zusammcn 930 Schülerinncn und Schiilcrn. Über die ganzen jahrc hat die Asociacién Bayan den K011takt zum honduranischen Erzichungsministcrium aufi'echterhalten, war es doch 6111 Z161, das SAT—lrogramm als Aquivalent zur herkémmlichen Sekundarstufe staatlich nnerkennen zu lassen. Die Staatlichc Anerkennung crfblgte 1m April 2002,261tgleich 1111t der letzten Evaluierungsphase durch den britischen DFID D215 Erziehungsministerium 51611: 1111 SAT—Progmnnn „eine Alternative zur Entwicklung landlicher Gemcinden 1111

Land“. Die Asociacién Bayan



wurd€ deshalb von de1 Regierung angefingt, die landeswcite Ausbreitung 211 planen.

Unterstiitzung durch die One World Bahá’í Foundation in Deutschland

Disses Projekt der Asociacién Bayan wird seit kurzem auch durch One World Bahá’í Foundation 0V in Deutschland unterstiitzt. Ihr Leitnlotiv ist der Satz dos Stifters der Bahá’iBahá’u 6111 Land und allc Menschen sind seine Biirger.“ Dir: One World Bahá’í Foundation 6. V. wurdc 1111J21} 11 2000

Religion, lléh: „ Die Erdc ist nur

re :21 undet und 1st 2115 gemeinnutzigcher€111 eingctragen. Seit über 61116111Jahrarbeitet deerrcin 111it der Asociacién Bayan 111 Honduras 21183111111611. Zicl ist es, den besondercn Ansatz dcs SATBildumgsprogrammcs für liindlichc Entwicklung 111 die deutsche entwicklungspolitischc

Offcntlichkeit 211 Ebenso macht dethrcin wei tragen.

tere Partner aus, die in diesem Koncht erfolgvcrsprechende Möglichkeiten sehcn, durch finanzielle, technische Oder auch personalle Zusammenarbeit, die qualitative wie quantitative Entwicklung des SATKonzepts und angegliederte

Projekte zu verwirklichen. I

Kontakt:

One World Bahá’í Foundation e.V.

Geschäftsstelle

Am Kéllnischen Park1

10179 Berlin

Tel.: (030) 22 33 61 31

Fax: (030) 22 33 61 39

E‘Mailz inf0@oneworldbahaifoundationde Internet: www.oneworldbahaifoundationde



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[Seite 20]Dr. Gustavo Correa (Mitte) ist der Direktor der Entwicklungshochschule von FUNDAEC, an der die Entwicklungslehrer ihre Ausbi/dung finden.


Die stdndigen Fortbildungen far die EntwicklungsIehrerfinden dezentra/ im

ganzen Lande statt.


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flexibel und wird nicht von oben dikticrt. Die jeweiligc Klasse bestimmt sclbst, zu welChen Zeitcn die crforderlichen Stundenzahlcn abgearbeitet werdcn. So ist die Riicksicht auf Ernttzeitcn und jeglichc sonstige lokalc Besonderheit gewfihrleistet ohnc jcgliche Beeintrachtigung dcs Ergebnis565.

Die Stiftung FUNDAEC sammelte wcrtvollc Erfahrungen, wie man vorgchen muss,

um generel] Bildungssystemc

wieder an tatsiichliche lokale Bediirfifissc anzupassen, insbcsondere in den stark Vcrnachliissigten ldndlichen Regional in den sogenannten Entwicklungsliindem. Sic Will diese besonderc Kompetenz kiinftig nicht nur in landlichen Regio ncn in anderen Linden) 3nwenden — bisher gibt cs Replikationsprojekte in zwblf Llindern. A15 ein nichsttr Schritt steht beispielsweise dic Entwicklung eines neuen Bildungssysttms fijr die spezifischen Anforderungen v01] Kleinstiidtcn Armutsvicrteln in Großstiidten

sowie von

auf der Agenda.

Auszeimnwngen

dumb die jury dew Exam 2am: and; den flab @f Budapest 2062

Die Aufimhmc des SATBildungsprogrammcs in die entwicklungspolitische Offentlichkeit ist bislnng verhalten, obgleich cs mach danorten V011 Mitglicdem der Jury der Expo 2000 das „derzeit bests Bildungsprojckt in der Welt“ sei Mitglieder der jury, die die Stiftung FUNDAEC zu einem „Weltwcitcn Expo20(')0—Projekt“ erkllirtcn, äußertcn sich fast Liberschwiinglich über das dort entwickclte und umgesetzte Bildungskoncht und sprachen von „der bedcutcndsten Bildungsrcvolution im 20.jahrhundert“, die uber wohl erst 1111 21. Jahrhundert ihrcn weltweiten Durchbruch crlzm


gen wird. Franz joscf Radar111acher,Mitg1ied in] Club of. Rome, rechnet dic Entwicklungshochschulcn zu den zchn wichtigsten Innovationen an der Schwellc ins ncucjuhrtausend. Und der international rcnommierte Pfidagogc und Club—of—Romc—Mitglicd Frederick Mayer spricht V011 eincr „nicht zu iibcrschiitzenden Bildungswende“. Der (:1le of Budapest vergab 2002 scincn crstmals ausgcschricbenen “Change the World — Best Practice Award" an die Stiftung FUNDAEC vertreten durch den Mitbcgrfinder und Dircktor der Entwicklungsschulc FUNDAEC und Mitentwicklcr des SAT—Programms, Dr. Gustavo Correa (vgl. One Country 4/2002),

Ncbcn der Wiedergcwinnung cincr positiven Perspektive für eine sclbstbestimmte lilldlicht Entwicklung ist es der bcsonderc Verdienst von FUNDAEC, Bildungssysteme als „Lernc11dc Organisational“ zu sehen und zu gcstalten. Hier können gcmdc auch erstarrte Bildungssystemc in Industrieliindern Vic] von der erfrischend unkonvcntionellen und

innovativen Hemngehensweise von FUNDAEC lerncn. I

[Seite 21]


Viel Zeit bleibt nicht mehr... Dekade zur Menschenrechtserziehung

Noah bis 2004 dauert

die Dekade der Verein ten Nationen zur Menschemechtserziehung./1u5 dem Aletionsprogmmm der Dekade, aber auch aus anderen Vertragen und Stellungnahmen der Vereinten Nationen ergeben sich far deren Mitgliedsstaaten leonlerete Verpflichtungen. Nils Rosemann hat far das Deutsche Institut far Menschemechte die Umsetzung dieser Vérpflichtungenfiir Deutschland untersucht

ERLIN. — Immer héiufiger wird zur Prévention von Menschen rechtsverletzungen im Allgemeinen und zur Bekfimpfung von Rassismus, rassistischer Diskriminierung sowie religiöser und kultureller Intoleranz von Bildzmg mzd Erziclltmg zur Toleranz Oder einer Ku/mr der M(HS(/1€111’(’(IZT(’ gesprochen. Menschenrechtserziehung ist dabei eng verbunden mit dem Menschenrecht auf Bildung. Dieses ist unter anderen in Artikel 26 der Allgemeinen Erkl'érung der Menschenmchte, in Artikel 13 des Internationalen Paktes über wirtschaftliche, soziale und kulturellc Rechte und in Artikel 29 der Konvention

über die Rechte des Kindes

postuliert. Alle diese Formulierungen weisen darauf hin, dass durch Bildung der Mensch in die Lage versetzt wcrden $011, seine Person und Wiirde selbstbestimmt zu entwickeln und zu entfalten sowie ihm eine aktive Beteiligung im sozialen Leben zu ermijglichen. Unter Hinweis aqurtikel 55 der Charm der Vereinten Nationen,11ach dem die Ziele der Charta unter anderen durch Bildung erreicht werden $011611, wird das Menschenrecht auf Bildung auch 2115 6111 Recht auf Menschenrechtserziehung verstanden.

Davon ausgehend hat sich eine eigene Diskussion über Umfang, Methoden und Inhalte von Menschenrechtserziehung entwickelt, die in der Dekade der Vereinten Nationen zur Menschenrechtserziehung von 1995 bis 2004 miindcte.

Nach Artikel 2 dcs Aktionsprogrammes zur Implementierung der UN—Dekade stellt MenschenrechtserziChung jene Bildung dar, die durch Training, Verbreitung und Information hilft, eine allgemeine Kultur der Menschenrechte durch dieVermittlung V011 Wissen und Fähigkeiten und die Veranderung von Eigenschafiten zu schaffen.

D3 die UN—Dekade eine 56hr breite Definition von Menschenrechtserziehung gibt, gibt es Vorschltigc Fur kijrzere Deflnitionen. So definicrt die Human Rights Education Asso(iatcs (HREA) Menschenrechtserziehung als „AktiVit'2iten, die 111it dem ausdrücklichen Ziel entwickelt werden, handlungsorientierte Kenntnisse und das Verstzindnis über die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte angelegten Menschenrechte

und dCI‘EH Schutzsystem zu vermitteln “

Aus dem internationalen Völkerrccht, den zahlreichen Deklarationen und Konventionen und den Aktionsprogrammen der großen UN—Konferenzen der 90€rjahre ergeben sich für die Bundcsrepublik Deutschland ganz bestimmte Anforderungen auf dem Gebiet der MenschenrechtserZiehung. Diese Staatenpflichten beschreiben vor allem die Aktionsprogramme der Weltkonfcrenz für Menschenrechte im jahr 1993 und der Weltkonferenz gegen Rassismus im jahr 2001 sowie das Aktionsprogramm zur UN—Dekade.

Diese Pflichten werden regelmziBig durch die Generalversammlung der Vereinten Nationen und die UN—Menschenrechtskommission bestätigt und konkretisiert.Aber auch vom UN—Ausschuss zur Beseitigung der rassistischen Diskriminierung und von der Europfiischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz wird die Notwendigkeit von Menschenrechtserziehung Bundesrepublik Deutschland thematisiert.

in der

So fordert das Aktionsprogramm der Weltkonferenz für Menschenrechte die Staaten auf, Programme zur Menschenrechtserziehung zu schaffen, die gegenseitiger Versténdigung, Toleranz, Frieden und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Staaten,Völkern und Gruppen dienen. Auch das Aktionsprogramm der Weltkonferenz gegen Rassismus ermahnt, hinsichtlich der Rassismusprsivention „Aktivitéten durchzufijhren und zu Crleichtern, die daraufabzielen,junge Menschen in Menschenrechten und demokratischem Staatsbürgersinn zu unterweisen und ihnen eineWerthaltung



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der Solidaritiit, der Achtung und der Wertschaitzung der Viclfalt zu vermitteln, so auch der Achtung unterschiedlicher Gruppen.“ Demnach sollten bcsondere Anstrengungen unternommen werden, um junge Menschen Für die Achtung der demokratischen Werte und der Menschenrcchtc zu sensibilisieren und sie darüber aufzukleiren, um gegen Ideologicn anzukémpfen, die aufdem Irrglauben an eine rassische Überlegenheit beruhen.

Aktionsprogramme und Leitlinien geben den Wag vor

Das Aktionsprogramm zur Umsetzung der UN—Dekade schlägt vor, effektive Strategien fiir dieWeitercntwicklung von Menschenrechtserziehung für alle Schulstufcn, in Sprachunterricht und der schulischen wie außerschulischen Bildung zu verwirklichen. Programme zur Menschenrechtscrziehung auf der internationalen, regionalen, nationalcn und lokalen Ebene sollten crarbeitet wie auch Materialism zur Menschenrechtserziehung entwickelt werden.Auch die Massenmedicn sollten zur Weiterentwicklung der Menschenrechtserziehung herangezogcn werdcn, wie auch die Allgemeinen Erklärung der Menschenrcchte in so Vielen Wie möglichen Sprachen verbreitet werden sollte. chi der wichtigstcn Forderungen diirften jedoch die Schaffung V011 Nationalen Kontaktstellen und V01] Nationalen ForschungsundTrainingszcntren fijr Menschenrechte sein.

Konkretisicrt werden diese Anforderungen durch die Leitlinien für Nationalc Aktionsplzine zur Menschenrechtserzichung des UN—Hochkommissariates für Menschenrechte. Nach diesen sollen Nationale Aktionspline zur Menschenrechtserzichung erar beitet und beginncnd mit dem jahr 1998 Nationale Komitees

zur Menschenrechtserziehung geschaffen werden, die sich aus allen potentiallen Akteuren und Adressaten vom Menschenrechtserziehung zusammensetzen. Ebenso sollte eine Bedarfsanalyse zur Menschenrechtscrziehung erfolgcn, die die Bediirfnisse und Defizite aufzeigt und kurz», mittel— und langfristige Umsetzungs—prioritiiten setzt sowie Gruppen mit spcziellen Bedijrfnissen ermittelt.

Neben diesem allgemeinen Rahmen der M€nschenrcchtsErziehung in Bezug auflnhalte und Ziele wird Menschenrechtserziehung immer auch fiir bestimmte Gruppen gefordert. So {ordert das Aktionsprogrannn der Weltkonferenz fiir Menschenrechte die Staatcn auf, Bildungsmaßnahmen durchzuführen, die die Standards der internationalen Menschenrechte und des humanitireanlkerrechts fijr Militiirangehérige, Mitarbeitar Staatlicher Behiirden, der Polizci und dem Personal der Gesundheitsdienste thematisiertAuch sind bcsondere Bildungsmaßnahmen für juristen, Richter und Sicherheitskräftc durchzuführen.

Das Aktionsprogramm der Weltkonferenz gegcn Rassismus fordert zudem auf, “gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit den internationalen Organisational, den nationalen lnstitutionen, den nichtstaatlichen Organisationen und dem Privatsektor, fijr Staatsanwdlte, Richter und anderc Amtspersonen F0rtbildungsmaßnahmen, wie Kurse Oder Seminars, über die internationalen Normen zum Verbot der rassistischen Diskriminierung und ihre Anwendbarkeit im innerstaatlichen Recht sowie Liber ihreVerpflichtungen nach dem internationalcn Recht der Menschenrechte zu organisieren und ihrc Durchfiihrung zu erleichtern.“

Abel auch das Aktionsprogramm zur Umsetzung der UN—Dekade beinlmltet die

Forderung nach speziellen Trainings für alle Gruppen, die in einer bestimmten Position und Verhéltnis zur Verwirklichung der Menschenrechte sind. Das sind insbesondere: Polizisten, Strafvollzugsbedienstete, Juristen, Richter, Lehrer, Lehrplanentwicklcr, Militars, international tiitigc Beamte und Angtstcllte, Entwicklungshelfer, Angehörigen von Friedenseinsiitzen, Mitgliedern V011 Nichtregierungsorganisationen, Journalisten Regierungsbeamte und Parlamentarier. Schulen, Universitäten, Fachinstitutionen und Sprachschulen sollen Curricula und Arbeitsmaterialien entwickeln um Menschenrcchtserziehung in der frühkindlichen Erziehung, Grundschule, Sekundarbildung, weiterfijhrenden Schulbildung und Erwachsenenbildung zu verankern.

Diese Materialism sollen auch im außerschulischen und außeruniversitiircn Bildungsbercich bei Institutionen der Zivilgesellschaft, Arbeitgebervereinigungen, Gewerkschaften, Massenmcdien, rcligiése Organisational, Organisationen der Wohlfahrt, Familien und unnbhfingigc InformationS—, Forschungs— und Trainingszentren Anwendung finden.

Empfehlungen der Kultusministerkonferen:

Zentrales Dokument der Umsetzung internationaler Anforderungen im Bereich der Menschenrechtserziehung und des Versuchcs, Menschsnrechtserzichung in der Bundesrepublik Dcutschland zu implementieren, ist die Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Férderung der Menschenrechtswziehung in der Schule vom 14. Dezember 2000. Diese Empfehlung ist jedoch Für die {fir die Bildungspolitik zustiindigen Landeskultus— und —bi1dungsministerien unverbindlich und wurde lediglich in Nordrhein


[Seite 23]Westfillcn als vcrpflichtender Erlass umgcsctzt.

Nach der Emptchlung sollcn durch Mcnschenrechtscrziehung Kcnntnisse und Einsichtcn vcrmittelt wcrdcn, die zu eincr normativen Basis zur Beurtcilung der politischen Verhiilmissc wcrdcn 5011611, um sich so für dercn VerwirkliChung und Schutz einzusetzcn. Ncbcn dicscn grundsfitzlichen Festcstcllungcn schreibt der „Alltirnssisnmsbericht“ des Bundesimlcnministerimns V011) 8. Mai 2()()2 der Menschenrechtscrzichung cbenflllls dic R0116 cincr normativen Basis der Dcmokratie und cincs tolerantcn Zusammcnlcbcns in Vicltult und Freihcit von Russismus und Diskriminicrungcn zu.

Die Entwicklung cincs Konzepts und die konkrctc Umschrcibung der Adrcssatcn und der Akteurc v01) Mcnschenrcchtserziehu11g crfolgt jcdoch in dem „Antir;155ismusbcricht“ nicht.

Die fehlende vcrpflichtcndc Umsctzung der UN—1)ck;1dc zur Menschenrcchtserzie111mg hat zur Folge, dzlss Menschenrcchtserziehu11g in der Bundesrepublik Deutschland kuum cinc- praktischc R0116 spiclt. So stellcn psychologischc Studicn im Bercich der Menschenrechtc grundlcgende Dcfizite in der Menschenrechtserziehung fest.

Es gibt in der Bundcsrcpublik Deutschland keinc N21tionale Kontzlktstcllc, keinc Nationals Forschungs— und Trainingsstdlc und kcinen Natimmlen Aktionsplan zur UN—Dekadc der Menschenv rechtserzichung. Der lctzte Bericht der Bundcsrcpublik Deutschland an das UNHochkonnnissariat Hit Menschenrechtc stammt aus dcm jahr 1998.

Einc Studic des Europm rates bcstiitigt diese negative Wahrnchmung bezüglich der Umsetzung internationnlcr Vcrpflichtungen im Bcrcich der Menschenrechtserzichung,

in dam es Aktivitiiten und gutc Ansiitzc zur Umsetzung dicscr Vcrpflichtungen fast ausschliclilich in den Transitionsliindern Mittel— und Siidostcumpas Feststellt. Die Dcfizite wcrdcn an einem Mange] an Unterstfitzung durch die chicrungen und dem Fchlcn v01] ausgebildetcn Traincrn sowie Arbeitsmutcrialien fbstgemacht.

Was fehlt: eine nationale Kontaktstelle zur Menschenrechtseniehung

Nach Auffassung der 1111 Bereich Mcnschenrcchte aktiven Institutioncn — wie bcispielsweise dem UNESCOLchrstuhl für Mcnsthenrechtscrziehung an der Universitiit Magdcburg — und von Nichtregicrungsorganisationcn kélmen dicsc Dcfizite bei der Umsctzung der UN—Dekndc Für Menschenrcchtscrziehung nur durch eine Verbesserung der Strukturcn und erhtihtc Anstrengungcn Cler Bundesregierung und der Zivilgcsellschaft — vor 21116111 der Forschung der Nichtrcgicrungsorganisationen ~ behoben werdcn.

Zu diescm Zweck brauchc die Bundcsrcpublik Deutschland cin Nationalcs Forschungs— ulldTrainingszcntrum fiir Menschenrechtc. Die Aufgabcn dicser Nationalcn Forschungs— undTrainingszcntrcn fiir Menschcrechte sind gcmiifi Artikcl ()1 Aktionsprogmmm UN—1)ckadc unter andercm: Forschung über Mcnschenlcchtc und Menschenrcchtserziehung, Übersetzung und angcmcssene Adaption v01) Lchrnmteriahen, Hcrausgabc an Berufsgruppen und Sozialurbeiter, geschlcchtcrsensibles Training der Trainer, Organisation von Praktika für Studierendc und Iiidagogcn zur Entwicklung VOI) lmgmmmen dtr Menschenrcchtscrzichung, Organisation V011 Kulturveranstaltungen,\X/nrtung eincr Datenbank von Experten und In stitutioncn der Menschenrcchtscrziehung, Assistenz bci intcrnntionalen Irogrmnmen sowic Hcrausgabe von Publikationcn, Organisation von Tagungcn und Entwicklung von Guidelines der Mcnschenrcchtserziehung.

011116 die Gründung cincr Nationalen Kontaktstellc bzw. cincs Nationalcn Komitees zur MenschenreChtscrzichung wird die UN—1)ck;1dc jedoch in der Bundcsrcpublik Deutschland weitcrhin keine \X/irkung zeigenfiufgaben der Nationalcn Kontaktstcllcn 51nd laut Aktionsprogramm zur UN—Dekade untcr anderem: Identifizicrungy der Bedürfnisse und Notwcndigkeitcn für Menschenrcchtscrziehung, Erarbeitung v01] Nationalcn Aktionspliincn, Fundraising und Koordinicrung von regionalen und internationalen Aktivitlitcn zur Implementierung von Mcnschenrcchtscrziehung.

Nach den Leitlinien flir Nationalc Aktionsplfine zur UN—l)ckudc zur Menschenrcchtscrziehung kommt den Nationalcn Komitees zur Menschenrcchtscrziehung die zentralc Rollc bci der Erarbeitung, Umsctzung Lmd Evaluierung Nntionaler Aktionspllinc zur Mcnschenrechtserzichung zu. Die Erncnnung als Nntionules Komitee zur Menschenrechtscrzichung hat demmch durch dic Bundesregicrung zu crfblgchic] Zeit bleibt nicht mchr. I



Oflentliche Aktion von Menschenrechtsgruppen

Der Autor ist Jurist und arbeitete bis 2002 alsfreier Mitarbeiterfijr das Deutsche Institut far Menschenrechte. Er ist ehrenamtliches Vorstandsmitglied des World University Service und der Deutschen Gesellschaftfljr die Vereinten Nationen.

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[Seite 24]Menschenrechte und Souveréinitéit in einer multikulturellen Welt

Brian D. Lepard Rethinking Humanitarian Intervention

A Fresh Legal Approach Based on Fundamental Ethical Principles in International Law and World Religions

The Pennsylvania State University Press 2002 496 Seiten



inc der größten Hcrausforderungcn, V01" dcncn i6 Vcrcintcn Nationcn stehen, ist die Frags, wie man das Prinzip der Staatcnsouveriinitiit mit dem der Durchsctzung von Mcnschenrechten in eine Balance bringcn kann. Auf den lunkt gcbmcht hciISt cs: In welchen Fiillcn hat die Weltgcmcinschuft dag Recht cincr Regierung vorzuschrcibcn, wic sie ihrcjcweiligc Bcvéilkemng ZLl behandeln hat? Dcr US—Anlcrikancr Brian I). Lepard,juraprofcssor an der Universitiit von Nebraska, ist diescr Frags nachgegangen. I)achrh;"iItnis von Staatensouveriinitdt und Durchsetzung von internationalen Mcnschenrcchtsstandards ist bcsonders hcikcl, wcnn 65 im Zusammenhang mit den] Einsatz unlitiirischcr Mittel zum Schutz der Menschen vor schwcren Menschenrechtsverl€tzungen, der so genannten humanitfiren Interventi011,g6stelIt wird Diese Diskussion ist nicht nurTheorie. In jiingster Zeit gab es eine ganzc Rcihe humanitiirer Interventionen, wie beispielswci R E Z E N S I O N 86 in Bosnien, so


"Eine ausgezeichnete Studie, die einen grojien Leserkreis und viele Diskussionen verdient.„ RICHARD FALK

Princeton University

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malia, Ruandm Haiti und dem Kosovo.

In einigen dieser Fülle, wie in Ruanda, war die Intervention zu split und zu ziigcrlich, um die sich anbahnende humanitare Katastrophc zlbzuwendcn.

Teil des Problems ist, dass das internationalc Recht keine eindeutigc Aussage trifft. Wfihrend cinigc lnssagcn der Charta derVereintcn Nationen eindcutig das Koncht der Staatensouvcriinitzit hoch halten, gestatten anderc Iassagen dem Sicherheitsrat, militiirische Gewalt in dcn Fiillcn einzusetzen, „in dencn cs notwcndig ist, um dcn internationalen

Frieden und Sicherheit herzustellcn“.

Dieses Dilemma beschreibt Brian I). Lepard in seiner Studie Rethinking Hummlitarian Intvmvztion.

Unter den Hauptergebnissen dt‘l Studie besticht vor :11Itll) die neue Herangehcnsweise, die mitcinander konkurriercnden Denkschemata des internationalen Rechts zu versöhntn. Lepard sclflfigt vor, die56 in Einklang zu bringtn, indem man ihre Rechtsnorlnen nicht nur ihrem Wortlzmt nach aLlslegt,5011der11 den Blick auf die dahinter stchenden ethischen Wertsetzungcn Icnkt Wertc, die, Wic er vorschlligt, ans den Lehren der Weltreligionen abgeleitct wcrdcn.

Sowohl in der Terminologic der Mcnschenrcchtc als auch des Véilkerrecllts, ist das „dominicrendc cthischc Prinzip, der (ledankc der Einhcit der Menschen 31$ glcichberechtigtc Mitglicder der menschlichen FalniIic, die 1111 Rahmcn der Einhcit ihrc jcwciligcn nationalen, ethnischen oder rcligibscn Besonderheiten prcgcxl kfinncn“, schrcibt Lepard.

\X/zls die bcmcrkenswertestc Lcistung chards Studie ausnmcht, ist, wie er das übergreifcndc Irinzip der Einheit in der Viclflxlt aus den Heiligen Textcn der Wcltreligionen zlblcitet. Er stiitzt sich dabei auf die Schriften des Buddhismus, dcs Christentums, Konfuzianismus, Hinduismus, IsIamJudentmns und der Bahá’í—Religion, 21150 Religioncn, deren Anhänger gemeinsam dreiViertel der Weltbevélkerung ausmachen.

So bekriiftigt beispielswei56 die Bhagavad Gita, dass die gesamte Welt in Gott vereint ist. „In den Women eines hinduistischen Gelehrten, ist der zentrale Gedanke im Hinduis mus der Glaube, dnss dic Menschhcit eine Einheit darstcllt und damit zluch untcilbar ist. [..] In der hcbriiischen Schrift hciBt cs wciter: „Habcn wir nicht allc cinchutcr? Hut nicht sin Gott uns leIt crschaffen? (Malachi 2:10)“ Im Koran hciBt es, duss vines der Zcichen (Iottcs dic Vcrschicdcnhcit unsercr Sprachen und Fnrbcn ist. In dicscm Sinne fiihrt Lepard fort, ()hnc Incrbci die andercn cthischen Irinzipicn, die in den UN-Menschenrcchtsdokumenten zu findcn sind, zu vernnchllissigen und zcigt aufi wic dic religiösen Texts diese untermauern k611ncn.

Lepard untcrsucht zudem die Bcfilgnis dcs Sicherheitsrates bezüglich der sogenannten KapitelVII—Interventionen der UN—Charta, die dann ausgcfibt werden kann, wenn eine Menschenrechtsverletzung zu einer Gefahr fijr den Frieden zu werden droht. Gleichzcitig Iegt er sein Augenmerk darauf, wann eine Intervention dus bedeutende Prinzip der Nichteinmischung der Vereintcn Nationen verletzt. Weiterhin wird in dem Buch die Rollc derVetomiichtc diskutiert, wobei Lepard auch Vorschliigc bereithrilt, wie der Sicherheitsrat seine Beratungen vcrbcsscrn könnte.

In den letzten zehnjahren haben sich dicVerkniipfilngcn der Lebensbcreiche Religion und internationalc Iolitik verdichtct, vornehmlich in BereiChen (1168 Umweltschutzes und noch 21ktueller in den BcrciChen der Armutsbckfimpfilng. Indcm Lepard cinc deutliche Brückc zwischen den] internationalcn Menschenrcchtsschutz und den] gcscllschuftlichen Wirkcn der»1{cligionen zicht, hat er diesc Entwicklung nufcinc ncuc Stufc gcstcllt, I


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