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NE COUNTRY w
MAGAZIN DER Bahá’í INTERNATIONAL COMMUNITY „Die Erde ist nur ein Land, und aI/e Menschen sind seine Barger. “ - Bahciu’llcih 4/2 0 02
INHAH
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Debatte: „An die religiösen FUhrer der Welt“ Ausnge aus Appell der Bahá’í-Gemeinde
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Titelstory: Weltweites Echo auf Appell der Bahá’í-Gemeinde fUr religiöse Toleranz
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, New York: Verpflichtung
i auf kindgerechte Welt
in Verbindung mit UNICEF-Benefizkonzert
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Argentinien: Stérkung der Zivilgesellschaft als Antwort auf die nationale Krise
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5 Rezension: ? Ervin Laszlo: You Can 7 Change the World
Euro 2,25 / SH 4,- Postvertriebsstacknummer D13365F
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Représentanten der Religionen
beim lnterre/igiijsen Friedensgipfel in Johannesburg (v.l,n.r.):
Sheikh Kafumba F. Konneh, Interreligiöser Rat von Liberia;
Lucretia Warren, Bahá’í, Botswana; Wilfrid Kardina/ Napier,
Katho/ische Bischofskonferenz
von Siidafrika; Bischof Litsietsi
Dube, Evangelisch—Lutherische
Kirche in Zimbabwe; Houna
Agbessi Daagbo Hounon und
Robert Hounon, Vodun Hwendo Spiritual Tradition, Benin,und Pastor Dr. Inga Wu/fhorst,
Study Secretary for Church and
People of Other Faiths,
Copyright. LWF/P. Weinberg
IMPRESSUM
0n: Couumv wird herausgegeben von der Bahá’í International Community,die als Nicht»Regierungs—Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde représentiert.
0n: Courmw, Office of Public Information, Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New Vork, NewYork 10017, USA, E—Mail:1country@bic.org. Chefredakteur: Brad Pokorny.Chefvom Dienst: Ann Boyles.AusIandsredaktionen: Christine Samandari-Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau), Guilda Walker (London). Deutschsprachige Redaktion: PeterAmsler,Teresa K6ther,Jens-Uwe Rahe, Peter Spiegel. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhlich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg). Geschaiftsflihrung: Hartmut Nowotny,Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE COUNTRY ktmnen kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe der O_uelle.
AnschriftzONE CoumY,Eppsteiner Str‘89, D—65719 Hofheim-Langenhain, Germany.Te|.+49-6192.99290,
Fa‘x +49»6192»992999. Herausgeber derdeutschsprachigen Ausgabe: Nationaler Geistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.
Einzelheft: Euro 2,25/SFr4,Jahresabonnement: Euro 8,—/SFr15,(incl. MWSt u. Porto). Die Zeitschrift kann beim Bahá’í-Verlag, EppsteinerStr. 89, 65719 HofheimLangenhain, bestellt werden. Copyright 2002 by Bahá’í International CommunityJSSN 0945-7062.
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JOHANNESBURG.—Religionsvertreter aus 21 Léndern Afrikas haben im Oktober mit einem Aktionsplan zu mehr Engagement fUr den Frieden auf dem Kontinent aufgerufen. Bei dem sechstégigen interreligiösen Friedensgipfel im Kopanong-Konferenz burg haben sich Vertreter von
tum, Judentum, Hinduismus, Bahá’í und afrikanischen Religionen zu gegenseitiger Toleranz und einem Dialog Über Glaubensgrenzen hinweg verpflichtet.
Die Über1oo Delegierten riefen dazu auf, unverzflglich fflr den Frieden aktiv zu werden, Insbesondere im Hinblick auf die Krisenherde Sudan, die Elfenbeinkijste,
zentrum in Benoni/Johannes Islam,Buddhismus,Christen- ‘
Interreligiaser Friedensgipfel in Johannesbur verabschiedet Aktionsplan Für ein „neues Afnka“
Uganda und die Demokratische Republik Kongo.
Die Delegierten beklagten, dass Afrika viel zu Iange ein Kontinent der Konflikte und Gewalt gewesen sei. FUr die kommenden beiden Jahre wurden regionale Treffen vereinbart, deren Ergebnisse In einem zweiten afrikanischen Friedensgipfel einfließen solIen.
Das vom Lutherischen Weltbund (LWB) Initiierte Forum soll Probleme
BERLIN. - Die Lage der Bahá’í, mit rund 350.000 Anhängern die gréfSte der religidsen Minderheiten im Iran, hat sich seit dem Scheitern der Iran-Resolution bei der Menschenrechtskommission derVereInten Nationen im April 2002 verschlechtert. Dies geht aus dem aktueIIen Bericht der deutschen Bahá’í—Gemeinde zur Lage der Bahá’í im Iran hervor, der Anfang November veröffentlicht wurde.
So kam es seit April zu weiteren willkUrlichen Kurz
City Montessori Schu|e gewinnt
UNESCO-Preis Für Friedenserziehung
LUCKNOW, Indien. - Die City Montessori Schu|e in Lucknow, Indien, eine Privatschule mit einem Bahá’iinspirierten Lehrplan, derauf Erziehung zu Welthrgertum und religiöse Toleranz Wert Iegt, wurde mit dem UNESCO-Preis 2002 fUr Friedenserziehung ausgezeichnet. Sie erhielt den Preis „in Anerkennung ihrer Leistungen fUr die Férderung universeller Werte wie Frieden und Toleranz in einer Zeit,da diese Werte immer mehr in Gefahr geraten.„
Die City Lucknow Schu|e Ist mit mehr als 15.000
Schfllern Iaut Guinnes-Buch die gréI'Ste Schu|e der Welt. „Seit mehr als 40 Jahren erzieht sie Ihre Schüler zu BUrgern der einen Welt“, heifSt es In der Preisbegrflndung. „DIe SchulgrUnder Jagdish und Bharti Gandhi, beide Bahá’í, sind von der Idee der GewaltIosigkeit von Mahatma Gandhi inspiriert und bauten ihre Schu|e aufvier Prinzipien auf: auf den universellen Werten allerWeltreligionen, auf herausragenden Leistungen, auf weltweite Verständigung und auf der Dienstbereitschaft fUr die Gemeinschaft.
aufgreifen, die einerfriedlichen Entwicklung auf dem Kontinent entgegenstflnden, wie die Verbreitung von Kleinwaffen oder Gesundheits- und Umweltfragen.
In seinerAbschlussrede betonte LWB-Generalsekretér, Dr. Ishmael Noko, der Aktionsplan Iege den Grundstein filr ein neues Kapitel interreligiöser Begegnungen wie auch in der Geschichte Afrikas fUr eine gemeinsame friedlicheZukunft.
Lage der Bahá’í im Iran verschlechtert - Neuer Bericht
zeitinhaftierungen und Vorladungen der Behbrden. Am 19. Juli 2002 stUrmten in Schiras und in Mashad Revolutionsgarden die Aufnahmeprijfungen des Bahá’í Instituts fUr Höhere Bildung. In Schiras wurden alle Beteiligten mit Videokameras aufgenommen und Lehrmaterial beschlagnahmt. In Mashad wurde zusétzlich Bahá'iLiteratur beschlagnahmt. In Rafsajan, Kerman, Marv-Dasht und Yazd kam es zu Konfiszierungen von Eigentum, vor allem von älteren Bahá’í.
ImAprII 2002 scheiterte erstmals 5eit19Jahren eine durch die Européische Union eingebrachte Resolution zur Menschenrechtslage im Iran. Damit endete auch das Mandat des Sonderberichterstatters derVereinten Nationen zum Iran, Maurice Copiv thorne, der bis dahin regelméfiig die Offentlichkeit über die Situation der Menschenrechte im Iran Informierte.
In dem Lagebericht regt die deutsche Bahá’í-Gemeinde aus diesem Grund an, dass bei der 57. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen Ende des Jahres die Européische Union erneut die Initiative ergreift und eine Resolution zur Menschenrechtslage im Iran unter BerUcksichtigung der Lage der Bahá’í einbringt.
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Vorurteile abbauen - lnterkultureller Rat startet
Dialogreihe mit Religionsvertretern
BERLIN. -Wie kann ein friedliches Miteinander der Religionen im Einklang mit den Werten unserer Gesellschaft aussehen? Die Beantwortung dieser Frage steht im Mittelpunkt einer von der Bundeszentrale fUr politische Bildung und dem Interkulturellen Rat in Deutschland seit November angebotenen Veranstaltungsreihe.
Unter dem Motto„Bekenntnisse—We|tre|igionen
Religionen in Deutschland beraten über Fragen des Klimawandels
GOTTINGEN.— Bei einem interreligiösen Treffen im Mai fanden sich in Göttingen Représentanten der grofSen Religionsgemeinschaften in Deutschland,darunterauch der Bahá’í-Gemeinde, zusammen um Über Gemeinsamkeiten zu den Themenfeldern Umwelt und Klimawandel zu sprechen.
DasTreffen war initiiert vom deutschen Umweltministerium und wurde geIeitet von Gottfried Orth, Direktor des Ernst—Lange-lnstituts fUrOkumenische Studien. Ziel des Treffens war es, den Dialog der Bundesregierung mit den Religionsgemeinschaften als tragende Säulen der Zivilgesellschaft zu vertiefen, um gemeinsam nach Antworten für die 6kologischen Herausforderungen der Gegenwart zu suchen.
Am ersten Treffen dieser Art nahmenjeweils drei Vertreterder Katholischen und Evangelischen Kirche teil, der Generalsekretér und zwei weitere Vertreter des Zentralrats der Muslime, zwei Représentanten der Deutschen Buddhistischen Union, drei VertreterderBahá’i-Gemeinde sowie WCRP-Beobachter.
im politischen Diskurs“ nehmenVertreter und Vertreterinnen der christlichen Kirchen, derjUdischen Gemeinden, des Islam und des Buddhismus sowie der Féderation der Aleviten und des NationaIen Geistigen Rates der Bahá’í zu zentralen gesellschaftlichen Themen Stellung. Ziel derVeranstaltungsreihe ist es, bestehende Vorurteile und Unsicherheiten abzubauen und den lntegrationswillen der Menschen zu stérken.
Die Veranstaltungen werden von der Bundeszentrale und dem Interkulturellen Rat individuell auf die BedUrfnisse und Interessen der Teilnehmenden zugeschnitten. Schulen, Unternehmen, Gewerkschaften,Verbéinde,Polizei, Bundeswehr,gesellschaftliche Organisationen und sonstige Bildungseinrichtungen können zusammen mit den
Veranstaltern dieThemenschwerpunkte derVeranstaltungen bestimmen und bis zu drei Vertreter aus dem Referententeam auswéhlen. Dabei können Probleme wie Gewalt und Extremismus genauso in die Diskussion einfließen wie das Versténdnis von Toleranz, die Autonomie des Individuums oder die Rolle der Frau in der Gesellschaft.
„Wir wollen dahin gehen, wo politische Bildung wirklich gebraucht wird“, sagte der Président der Bundeszentrale,Thomas Krilger,anléss|ich derVorstellung der Reihe am 30. Oktober in Berlin. FUr 2002 seien demnach bisher 20 Veranstaltungen geplant, im kommenden Jahr sollen es 150 bis18o sein.
Deutscher Menschenrechts-Filmpreis von vielen NGOs mitgetragen
NURNBERG. - Am 7. Dezember 2002 wurde zum dritten Mal von 14 Menschenrechtsorganisationen, konfessionellen und kommunalen Trégern gemeinsam mit der Filmemacherin Alice Schmid der Deutsche Menschenrechts-Filmpreis vergeben. Die Schirmherrschaft des Deutschen MenschenrechtsFilmpreises 2002 hatte der Président des Deutschen Bundestages WolfgangThierse Ubemommen. „Neben der Politik kommt den Medien eine besondere Rolle und Vera ntwortung fUr die Entwicklung einer Kultur der Menschenrechte zu", betonte Thierse.„Wir brauchen kritische Beobachtung, aber auch Ermutigung zu eigenverantwortlichem Handeln fUr die Menschenrechte.„
Die Filmemacherin Alice Schmid, Jurymitglied im Bereich Profi, sagte:„Menschenrechte sind kein selbstverständliches Gut. Sie milssen
immer wieder neu errungen werden.“ Die Schweizerin macht seit 15 Jahren Filme zum Thema Menschenrechte und hatte im letzten Jahr mit einer einfljhlsamen Dokumentation Über die Traumata von Kindersoldaten in Liberia den zweiten Preis in der ProfiSparte errungen. Mit dem Genre des Doku-Dramas hat sie eine neue Art von Dokumentationen im Bereich der Menschenrechte geschaffen. Sie recherchiert dabei wahre Begebenheiten und wandelt sie in Geschichten um, die Über den Einzelfall hinausweisen. Die betroffenen Personen spielen sich im Dokumentarfilm selbst. Neben den Profis hatten auch wieder Amateure, unteranderem Schulklassen und Jugendgruppen, die Möglichkeit, Produktionen einzureichen. Zu den Veranstaltern des Deutschen MenschenrechtsFilmpreises zahlt auch die deutsche Bahá’í—Gemeinde.
EUROPA-MAGAZIN
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Logo des Deutschen Menschenrechts-Filmprei5es
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as zwanzigste Jahrhundert hinterließ ein bleibendes Verméachtnis. Es rang den Vijlkern der Welt ab, sich zunehmend als Gliedereiner unteilbaren Menschheit und
DEBATTE :ei:;?:s:':n;hre
Auszug aus einer Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit, der hcichsten internationalen Körperschaft der Bahá’í—Gemeinde, an die Religiösen Fuhrer der Welt
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Heimat zu empfinden. Unaufhérlich verdunkeln Gewalt und Auseinandersetzungen den Horizont; gleichwohl schwinden allenthalben Vorurteile, die ehedem dem Wesen des Menschen wie angeboren schienen. Mit ihnen fallen auch Schranken, die die Menschheitsfamilie seit Iangem spalten — in ein Babel unvereinbarer Identitäten, entzweit durch kulturelle, ethnische oder nationale Herkunft. Dass eine so tiefgreifende Wandlung sich in so kurzer Zeit — aus historischer Sicht praktisch Über Nachtvollziehen konnte, laisst das Ausmaß kflnftiger Möglichkeiten erahnen. Institutionalisierte Religion, deren einzige Daseinsberechtigung im Dienst an der Sache der BrUderlichkeit und des Friedens liegt, ist tragischerweise allzu oft die größte Hflrde aufdiesem Weg. Um eine besonders schmerzlicheTatsacheanzufUhren: Schon Iange leidet die Glaubwijrdigkeit der Religion unter dem religiösen Fanatismus. Wir fUhlen uns in der Verantwortung; als oberstes Gremium einer der Weltreligionen fordern wir dazu auf, aufrichtig darÜber nachzudenken, welche Herausforderung religiöser FUhrung hieraus erwéchst. Das Problem wie daraus erwachsene Konsequenzen erfordern ein offenes Wort.Wirvertrauen darauf, dass der gemeinsame Dienst am Transzendenten dafijr bijrgt, dass unser im Geiste des guten Willens geäußertes Zeugnis in gleicher Weise entgegengenommen wird. Besonders deutlich wird das Problem, wenn man bedenkt, was auf anderen Gebieten erreicht wurde. Von
Andiexeliglosen
wenigen Ausnahmen abgesehen, galt die Frau in derVergangenheit als minderwertig. AbergléubischeVorstellungen rankten sich um ihr Wesen. Dazu degradiert, den Bedijrfnissen des Mannes zu dienen, wurde ihrjede Chance zur Entfaltungihrergeistigen Möglichkeiten genommen. Noch immer gibt es Gesellschaften, in denen derartige Strukturen herrschen,ja fanatisch verfochten werden. lm globalen Diskursjedoch hat die Idee der Gleichberechtigung der Geschlechter praktisch bereits den Status eines universal anerkannten Prinzips erlangt, ähnlich wie fUr die große Mehrheit in Medien und Wissenschaft. Die Wortfflhrer ménnlichen Vorrangs finden angesichts dieser grundlegenden Kehrtwende kaum noch UnterstUtzung bei verantwortungsvollen Meinungsbildnern.
Ahnlich ergeht es den in die Defensive gedréngten Verfechtern des Nationalismus. Mitjeder internationaIen Krise féllt es den BUrgem némlich Ieichter, zwischen einem gesunden Patriotismus und aufwieglerischen Hetztiraden, die nur Hass und Angst vor dem Fremden schijren sollen, zu unterscheiden. Selbst dort, wo man an géngigen nationalen Ritualen teilzunehmen hat, scheiden sich die Geister: Gegenflber den altbekannten Bekundungen patriotischer Überzeugungen und Gefijhle zeigt sich die Offentlichkeit heutzutage oft betreten und peinlich berflhrt. Der unentwegt fortschreitende Umbau der internationalen Ordnungverstairkt diesen Effekt. Bei allen Méngeln im gegenwértigen System derVereinten Nationen, bei aller Einschrénkung ihrer Féhigkeit, gemeinsam militérisch gegen Aggressoren vorzugehen —— niemand kann Ieugnen, dass der Fetisch absoluter nationaler Souverénitét dahinschwindet.
Nicht bessererging es rassischen und ethnischen
Vorurteilen: FUr derartige AnmafSungen kennt die 6ffentliche Meinung heute keine Nachsicht mehr. Hier grenzte man sich besonders entschlossen von der Vergangenheit ab. Rassismus ist heute durch seine Verknflpfung mit den Schrecken des zwanzigsten Jahrhunderts derart negativ belegt, dass er gewissermaI'Sen den Charakter einer Geisteskrankheit angenommen hat.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sah es so aus, als seien es vor allem religiöse Vorurteile, die den Kräften des Wandels erliegen warden. Der wissenschaftliche Fortschritt im Westen ging mit den tragenden PfeiIern religiöser Ausschließlichkeitsansprijche bereits hart ins Gericht. Angesichts einer verénderten Selbstwahrnehmung der Menschheit wurde der interreligiöse Dialog als vielversprechendste neue religiöse Entwicklung wahrgenommen. Selbst die ambitionierten Organisatoren der Weltausstellung 1893 in Chicago waren Überrascht, als hier das berUhmte„Par|ament der Religionen“ ins Leben gerufen wurde - jene Vision geistigen und moralischen Einvernehmens, die die Fantasie der Menschen aufallen Kontinenten einnahm und der es sogar gelang, die auf derAusstellung gefeierten wissenschaftlichen,technologischen und wirtschaftlichen Wunder in den Schatten zu stellen.
Eine kreative FUhrerschaft, so wurde vo|| Zuversicht vorausgesagt, wUrde diese Celegenheit ergreifen und in den schon lange entzweiten religiösen Gemeinden der Welt einen Geist der BrUderlichkeit erwecken, um die für die neueWelt des Wohlstands und Fortschritts notwendigen moralischen Grundwerte bereitzustellen. Dadurch ermutigt, wuchsen und gediehen die unterschiedlichsten interreligiösen Bewegungen.
Leider fehlt es diesen In
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itiativen eindeutig an intellektueller Kohörenz wie an geistiger Verbindlichkeit. Im
Gegensatz zu den Einigungsprozessen, die alle sonstigen
gesellschaftlichen Bereiche
umwélzen, erféhrtdie Idee,
dass alle großen Religionen
derWelt ihrem Wesen und
Ursprung nach gleichwertig
sind, hartnéckigen Widerstand durch unbewegliches
sektiererisches Denken.
Religibse Institutionen stehen größtenteils wie geléhmt an der Schwelle zur Zukunft, gefangen in eben dem Dogmatismus und den AusschIieBlichkeitsansprUChen, die schon frUher die Ursache verheerenderAuseinandersetzungen waren und die Völker entzweiten.
Durch sinnlose Beschéftigungen blockiert, hielten religiöse Institutionen uns némlich allzu oft von dem ab, worin wir uns doch eigentlich auszeichnen:dieWirinchkeit zu entraitseln und von unserem Verstand Gebrauch zu machen. Es hilft wenig bei der Bewéltigung der gegenwértigen moralischen Krise, wenn religiöse Institutionen mit schönen Worten den Materialismus oderTerrorismus verurteilen, wenn sie nicht gleichzeitig offen eingestehen, dass sie ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und die gléubigen Massen derartigen Einflflssen schutzlos ausgesetzt haben.
Die Konsequenzen dieser folgenreichen Einsicht fUr die heutige Zeit wurde von Bahá’u’lláh bereits vor über einem Jahrhundert in folgenden, inzwischen wohlbekannten Worten zusammengefasst:
„Die Völker derWelt,we|cher Rasse oder Religion sie auch angehören, verdanken ihre Erleuchtung derselben himmlischen Quelle. Sie sind einem einzigen Gott untertan. Unterschiede der Regeln und Riten, denen sie folgen, mUssen den wechselnden Erfordernissen und BedUrfnissen der Zeitalter zugeschrieben werden, in denen sie
FiihreLd eLWelt...
offenbart wurden. Alle bis auf wenige, die aus menschlichen Launen entstanden, wurden von Gott verfijgt und sind eine Widerspiegelung Seines Willens und Zieles. Erhebt euch und zerschlagt, bewaffnet mit der Kraft des Glaubens, die Götzen eures leeren Wahns, die Zwietracht unter euch séen. Haltet euch an das, was euch zusammenfijhrt und eint.“
Ein solcher Mahnruf nötigt nicht dazu, den Glauben an die grundlegenden Wahrheiten irgendeines der großen Glaubenssysteme der Welt aufzugeben. Ganz im Gegenteil. Glaube befiehlt sich selbst und rechtfertigt sich selbst.Was andere glauben oder nicht glauben, darf auf ein persénliches Gewissen, das diesen Namen verdient, keinen Einfluss haben. Obige Worte drängen jedoch unmissversténdlich zur Aufgabe aller Superioritaits-, Ausschließlichkeits- und Endgflltigkeitsansprflche, die mit ihrem erdrijckenden Ungeist mehr als alles anderejeden Einigungsimpuls zunichte machen und Hass und Gewalt schUren.
Auf genau diese historische Herausforderung, so glauben wir, mUssen die Héupter der Religionen jetzt antworten, wenn religiöse Leitung in der aus den umwélzenden Erfahrungen des zwanzigstenJahrhunderts hervorgehenden globalen Gesellschaft noch Bedeutung haben soll. Ganz offensichtIich erkennt eine wachsende Zahl von Menschen mittlerweile, dass die allen Religionen zugrunde liegende Wahrheit dem Wesen nach eine ist. Diese Einsicht entsteht nicht als Ergebnis theologischer Dispute, sondem als intuitive Erkenntnis aus den immer ausgedehnteren Erfahrungen mit anderen und der allméhlich démmernden Anerkennung der Einheit der Menschheitsfamilie. Aus verv gangenen Zeiten ist eine Unzahl religiöser Lehrsétze, Ri tua|e und Gesetze Überliefert; aus ihnen erwéchst heute eine Ahnung davon, dass geistiges Leben — wie die Einheit, die sich in verschiedenen Nationalitéten, Rassen und Kulturen manifestierteine grenzenlose, fUrjedermann gleichermaßen zugénglicheWirklichkeit ist. Mit dem Zusammenbruch der die Völker trennenden Barrieren erlebt unsere Zeit auch den Fall der einst unÜberwindlichen Mauer, die, wie man frUher annahm, fUr immer Himmel und Erde scheiden wUrde. Die Heiligen Schriften aller Religionen lehren den Gläubigen seit jeher, den Dienst am Néchsten nicht nur als moralische Pflicht zu sehen, sondern als einen Pfad, aufdem die Seele Gott nahen kann. Der fortschreitende Umbau der Gesellschaft verleihtdieseraltbekannten Lehre heute eine neue Bedeutung. So wie das uralte Versprechen einer von Gerechtigkeit beseelten Welt Iangsam den Charakter eines realistischen Zielesannimmt, 50 erkennt man zunehmend, dass die Bedijrfnisse der individuellen Seele und die der Gesellschaft zwei sich gegenseitig ergénzende Aspekte eines erfijllten Lebens sind. Die gesamte Menschheit hat derzeit einen großen Vorteil. Es ist der Blickwinkel, der es ihr ermöglicht, diesen Zivilisationsprozess als ein einzigartiges Phénomen zu erkennen: die immer wiederkehrende Begegnung unserer Welt mit derWelt Gottes. Hiervon inspiriert, hat sich die Bahá’í—Gemeinde von Anfang an entschieden fijr interreligiöse Aktivitéten eingesetzt. Neben wertvollen Begegnungen, die durch solche Aktivitaiten entstehen, sehen die Bahá’í im BemUhen verschiedener Religionen, einander néher zu kommen, eine Entsprechung des géttIIChen Willens fijr die in gemeinschaftliche MUndigkeit eintretende Menschheit. Die Mitglieder unserer Gemeinde
werden weiterhin in jeder möglichen Weise helfen. Unseren Partnern bei diesen gemeinsamen BemUhungen sind wir esjedoch schuldig, klar unsere Überzeugung darzulegen, dass der interreligiöse Dialog, wenn er einen echten Beitrag zur HeiIung der Leiden, die eine verzweifelte Menschheitquélen, leisten will, sich nun ehrlich und ohne weiter auszuweiChen der praktischen Bedeutungjener umfassenden Wahrheit zuwenden muss, die diese Bewegung erst entstehen ließ: dass es nur einen Gott gibt, und dass,jenseits aller Unterschiede in kultureller Ausprägung und menschlicher Interpretation, auch die Religion nur eine ist.
Mit jedem Tag wéchst die Gefahr, dass die auflodernden Feuer religiöser Vorurteile einenWeltbrand entfachen, dessen Folgen sich niemand ausmalen kann. Eine solche Gefahr können die Regierungen nicht ohne Hilfe Überwinden. Auch sollten wir uns nichts vormachen: bloße Aufrufe zu gegenseitiger Toleranz können keinen Hass tilgen, derfiir sich beansprucht, Gottes Segen zu besitzen. Diese Krise erfordert von den Amtstrégern der Religionen einen ebenso entschiedenen Bruch mit der Vergangenheit, wie er bei der Überwindung der gleichermaßen zerstérerischen Vorurteile der Rasse, des Geschlechts oder der Nation in der Gesellschaft vollzogen wurde. Wenn Einflussnahme auf Gewissensfragen Überhaupt gerechtfertigt ist, dann nur, um dem Wohlergehen der Menschheit zu dienen. An diesem grbfflten Wendepunkt in der Geschichte der zivilisierten Menschheit könnte nicht klarer sein, was solcher Dienst verlangt.„Die Wohlfahrt der Menschheit“, mahnt Bahá’u’lláh, „ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, ehe nicht ihre Einheit fest begrflndet ist“. I
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In einer Botschcyt
„An die religiösen Fuhrer der Welt“
TITELSTORY W„ ‘1‘“
Bild oben: Mitglieder der Bahá’í—Gemeinde in Botswana aberreichen die Botschaft des Universalen Hau-ses der Gerechtigkeit an die Fahrer der Vereinigung der kongregierten Kirchen im sadlichen Afrika (UCCSA), v.l.n.r.: Reverend Tim Colvin und Reverend Masweu Simane vom UCCSA, Dellah Barungwi, Josephine Tsapo und Lefedile Molefe von der Bahá’í—Gemeinde in Botswana.
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Universale Haws der Gerechtzgkeit, das hdchste Gremium der internationalen Bahdz-Cemeinde, vor den Gefahren „auflodemder Fewer religiöser Vomrteile“ Imd mft zu einem entschiedenen Handeln gegen Fana tismus Mfld Intoleranz
auf
das internationale Leitungsgrcmium des Bahá’í—Glaubens
einen Aufrufan die religiösen
Fijhrer derWelt veröffentlicht,
in dem es zu entschiedenem
I-Iandeln zur Ausrottung religiöser Vorurteile und von Fanatismus aufruft.
Veröffentlicht im April und
V011 den internationalen Baha’iGemeindcn 1111 Mai und Juni
cm die religiösen Fijhrer der
ganzen Welt verteilt, warnt die
Botschaft: „Mit jcdem neuen
Tag wfiChst die Gefahr, dass die
auflodernden Feuer religiöser
Vorurteile einen Weltbrand
cntfachen, dessen Folgen sich
niemand ausmalen kann.“
„Institutionalisierte Religion, dercn einzige Dassinsbc
rcchtigung im Dienst 2111 der
Sachs der Brijderlichkeit und
[,1
Apfiéll dér Weltweiten Baha 1 Gemeinde für religlose Toleranz
EWYORK. —In seiNner Besorgnis über den weltweiten An sticg religiéfiser Vorurteile, hat
dos Friedens liegt, ist tragischerweise allzu oft die grbfitc Hiirde auf diesem Weg, Um eine besonders schmerzliche TatsaChe anzuführen: Schon lange leidet die Glaubwürdigkeit der Religion unter dem religiöscn Fanatismus“, schrieb das Universale Haus der Gerechtigkeit.
Appell erreichte bisher 1.600 religiase Führer in 40 Lindem
Bis Ende juni hat das 8seitige Dokument über 1.600 Fuhrer in mehr 315 40 Landem erreicht. Und die Reaktionen waren bis heute fibelwziltigend anerkelmend, in denen rcligiése Fijhrer, Religionswissenschaftler und Spezialisten auf diesem Gebiet festhalten, dass der Briefein dringend nötiges und zeitgemiifies Eingrcifen in einer Angelegenheit sei, die die gauze Welt betreffe.
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„Dies ist die Botschaft. Dies
ist der Moment,“ stellt Professsorjonatan Sacks, Oberster
Rabbi der Vereinten Hebriiischen Kongregation Großbritanniens und des Commonwealth fest. „Wir stehen vor
der größten Herausforderung,
die uns Gottjc gestellt hat und
dies ist die Botschaft, die wir
brauchen.“
„Dies ist die Botschaft, die wir brauchen“
Viele Religionsfijhrer— egal ob Buddhisten, Hinduisten, juden, Moslems Oder andere drückten ihre I-Ioffnung aus, dass die Botschaft die religiösen Fuhrer und deren Anhzinger zu Handlungen anspornt.
„Ich hoffe, dass der Brief Folgen haben wird, dass Menschen darauf reagieren werden,“ "ziuBert Dr. Ulrich Dehn von der Evangelischen ZentralsteIIe flichItanschauungsfragen in Deutschland. Dr. Dehn ergénzte, er stimme grundsétzlich der Forderung zu, die religiösen Führer miissten ihre „Position klfiren“, wenn 65 um religidsc Toleranz gehe.
Medienresonanz
In einigen Regionen erreichte der AppeII eine hohe Offentlichkeitswirkung durch die Medien. In Indien vcröffentlichten bcispiclsweise sowohI die Zeitungen TheTimes of India und The Hindu, sowie mehrere andere Zeitungen Artike] Libcr diese Botschaft. Eine Zeitung in Neu Delhi, The Pioneer, drucktc in zwei AusgabenAussclmitte der Botschaft.
Die Botschaft beginnt seinen AppcII um Toleranz mjt der Feststellung, dass im vergangencn jahrhundert das Bewusstfür die Einheit der Menschhcit genereII gestiegen ist. 1111 Detail heilt er fest, dass geschlechtliche, rassistische
scin
Oder nationalistischeVorurtei16 in weiten Bereichen von
den Menschen weItweit als untragbar erkannt wurden, auch wenn sie in Vielen Regionen noch bestehen.
SO existieren religiöseVorurtcile nach wie vor, fdhrt die Botschaft fort, und sind zu eincm der „gewa1tigsten I-Iindernisse“ in der „Sache der Brii derIichkeit und des Fricdens“ geworden.
Vorurteil religiaser Überlegenheit ebenso überwinden wie das rassische Vorurteil
„Die Krise erfordert von den Fijhrern der Religionen einen Bruch mit der Vergangenheit, so entschicden wie jene, die der Gesellschaft den Weg erbffnet haben, ebenso zerstérerische Vorurteilc der Rasse, des Gcschlechts Oder der Nation zu überwinden,“ erklzirt die Botschaft.
Die Botschaft stellt die chrlcgung an, dass ein steigender interreligiöser Dialog ein wichtiger Schritt in der Bekémpfilng religiöserVorurteiIe sai und steIIt dabei zugleich fest, dass die Bahá’í—Gemeinde ein „begeisterter Unterstiitzer“ solcher Dialoge sei. Die Btoschaft warm in diesem Zusammenhang, der interreligiöse Dialog mijsse mit weit mehr Eindringlichkeit und Prüfung angegangen warden, damit er erfolgreich sein könne.
Interreligiöser Dialog muss zur Anerkennung der inneren Einheit der Religionen vorstoBen
Die Bahá’í sehen „im Bemijhen verschiedener Religionen, einander niiher zu kommen, eine Antwort auf den géttIiChen Willem Für eine Menschheit, die in ihr kollcktives Reifealter eintritt,“ hiiIt die Botschaft wciterhin fest. Der interreligiöse Dialog muss, „wenn er einen cchten Beitrag zur Heilung der Leiden, die Cine verzweifelte Menschheit qualen, leisten will, sich nun
ehrlich und ohne weiter auszuweichen der praktischen Bedeutungjencr umfassenden Wahrheit zuwenden“.
In der Botschaft bietet das Univcrsale I-Iaus der Gerechtigkeit an, dass die weltweite Bahá’í-Gemeinde die Entwicklung neuer Bemühungen zur Férderung eines solchen Dialogs unterstiitzt.
„Insgesamt steIIt die Botschaft und die Verteilung eine globale Initiative der weltweiten Bahá’í—Gemeinde dar, die Menschheit zu unterstützen, das zu überwinden, was bis heute ein großes Hindernis bei der Erlangung von Friedcn, Sicherheit und Wohlstand in der Welt darsteIIte,“ meint AIbert Lincoln, Generalsekretir der Bahá’í Community.
International
„Vor allem der Anstieg des religiösen Fanatismus wird möglicherweise eine der Hauptquellen für Konflikte in derWeIt werden. Der Fanatismus Zeigt sich in terroristischen Anschlfigen, Anschlägen auf Gotteshiiuscr, Schiindung von Friedhdfen sowie auch in Biirgerkriegen, die aus rcligiésen Motiven geführt wcrdcn,“ stellt Albert Lincoln fest, der die Bahá’í International Community aufdem MillenniumsWeltfriedcnsgipfel der religiösen und geistigcn Führer in] August 2000 bei den Vereinten Nationen vcrtrat. Daher, so erkliirt das Universalc I-Iaus der Gerechtigkeit in seiner Botschaft, fiihlte es sich verpflichtet, die F'Lihrer von anderen institutionalisierten Religionen in der Welt offen über den notwendigen Handlungsbedarf anzusprechen.
Bis heute wurde die Botschaft in 16 Sprachen übersetzt. So auch in Afrikaans,Arabisch, Franzésisch, Hindi, Persisch, Iortugiesisch und Zulu.VieIe weitere Übersetzungen sind in Arbeit und dieVerteilung ist ein andauernder Prozess.
In den meisten Fallen habcn sich die Nationalen Geistigen Rate in den einzelnen
„Insgesamt stellt die Botschafl: und die Verteilung eine globale Initiative der weltweiten Bahá’í-Gemeinde dar, die Menschheit zu untentiitzen, das
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his heute ein großes Hindernis bel der Erlangung von Frieden, Sicherheit und Wohlstand in der
Welt darstellte.“
Albert Lincoln Generalsekretérder Bahá’í International Community
fl" = ONE COUNTRY
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Dom Claudio Hummes, der
Katholische Erzbischof von
Sao Paulo, erhcilt die
Botschaft des Universalen
Hauses der Gerechtigkeit
durch Fariba S. Vahdat
Überreicht, die die BahciiGemeinde von Brasilien
reprdsentiert.
„lch glaube, dass die bisher geleistete interreligiiise Arbeit und der gute Wille, der durch das Weltparlament der Religionen entstanden ist, eine Grundlage dafür war, dass die Menschen in einer aufrichtigen und ehrwürdigen Art reagierten. lch sehe voraus, dass dieser Brief helfen wird, neue Türen im interreligiasen Dialog
zu öffnen.“
Amy Marks Stellv.Vorsitzende des Parlaments der Weltreligionen in Sijdafrika
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Liindcm im ersten Schritt auf cine Versendung an national tatigc g€istige Führer,Wisscnschaftler und journalistcn, die sich aufreligiöse Belungc SPCzialisicrt habtn, konzentriert. Ortliche Bahá’í—Gcmcindcn hnben auch schon bcgmmcn, die Bemiihungcn fortzusctzcn und das Schrcibcn F'Lihrcrn undercr Religionen aufloka161' Ebcnc priiscnticrt.
Verteilung auf nationaler wie Iokaler Ebene
[11 Brasilien hat der Nationnle Geistige Rat bcispiclswcisc cine Lists 111it Namcn v01] 44 nationalen religiiiscn Fiihrcm, Theologen und Religionswisscnschafflcm zummmengestellt und das Schrtibcn an diesc vcrsandt Oder persbnlich iibcrrcicht. Im zweitcn Schritt wurdcn 330 Exemplare der Botschaft an ()6 (firtlichc Goistigc Rlitc in Brasilia) zuerrteilung an (")rtlichc gcistigc Fiihrcr geschickt.
„ln der brasilianischen Gescllschaft sind religiéisc Auftch lungcn cin Problem,“ filsst Roberto Eghmri, Sekrctiir für 0fl‘cntlichkeitsarbcit dos Nutionalen Geistigcn Rates v01]
Brasilien, zusznmncn. „Es trcten
cbcnso szmmmgcn zwischen evangelischen Gruppen und nndercn christlichen Glaubcnsrichtungen wit zwischen Christen und afrika—stiimmigcn religiösen Grupptn auf. Dahcr glauben wir, dass die Versendung zum richtigen Zeitpunkt erfolgt und das lotenzial hut, ncuc Sichtwciscn zu créffilcn.“
In den Augcn v01] RobeP t0 Eghrari rcagicrtcn die religiösen Führer mit Vie] Hochachtung. Einige Gruppicrungen signalisierten den Wunsch mach einer irgcndwie gearteten Zusammenarbeit Oder greifE‘n diE Nachricht zusammen mit der 55.()()()—k6pfigen brasilianischen Bahá’í—Gcmcindc nut“. „Es rcicht dcn Lcuten nicht, dic Botschaft gelescn zu habcn. Sic wollcn sie auch in die Tat umsctzcn.“
6ffnung neuer Türen im interreligiasen Dialog
Berichtc der Nationalen Bahá’í—Gcmcinden zeigcn, dass Bahá’í—Abgcordnetc, die die Botschnft iibcrmittcltcn, mit bcsondtrcr Hbflichkeit und Wiirde behandelt wurdcn, was cine Widerspicgclung der Bc dcutung der Botschaft darstellt.
„Wir spfirten durch allc cine besondere Hochachtung, cine Erwiderung, die nicht uns gilt. sondern der Situation sclbst und dem besondercn Gewicht des Schrcibens,“ berichtet Amy Marks. die die Botschaft für den Gcistigen Rat Capetown, S'Lidafi‘ika, :m mehr 315 Sin Dutzend geistige Fiihrcr Libermitteltc.
Amy Marks, die steflvertretends Vorsitzendc dcs Parlaments dtrWeltreligioncn Siidafrikas, glaubt, dass die warmherzige Aufimhme der Botschaft auf die zunehmcnden interreligiösen Aktivitaten im aktutllcn jahr zurück zu führen ist.
„Ich glaube, dass die bishcr geleistete intcrrcligidse Arbtit und der guts Willc, der durch das Weltparlament der Religioncn cntstanden ist, eine Grundlagc dufiir war. dass die Mcnschen in einer aufricht} gen und chrwürdigcn Art reagicrtcn,“ so Marks. „Ich seht voraus, duss diescr Briefhclfen wird, neue Türen in] inter rcligiéscn Dialog zu 6511611.“
Weitergabe an alle Moscheen der Stadt
Eine Großzahl der religiöscn Führer signalisierte, dass sic die Botschaft unttr wcitcrcn Fiihrcrn ihrer Organisation verteilcn werden. So fordelte in einem afrikanischen Staat der nationals Rat der Muslims weitere Exemplare zurVerteilung in allen Moschccn def Hauptsmdt :m. Der Dckan einer katholisch gcleitctcn lzltein amerikanischen Universitiit drücktc den Wunsch nus, mit der Bahá’í—Gemcindc zusammen 211 arbciten, um cin Programm für Irofcssoren und Studentcn der Universitiit zu entwickcln.
Ichrcinigten Königreich schrieb George Careyder Erzbischof von Canterbury und Vorsitzender der Anglikanischen Kirche: ,Jch teile v01]
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..1)1656 Z\\L‘1 1)111161151011611. U1116151‘111611111111 E11111611. 1111155611 111 jL‘dCll] Z611111161 11611 11116111116111 \V1‘1‘111‘1], 111111111 F16111611 111111 111111\'1111111111111g6w11111‘1 1116111611 111111 — 2111 g11‘11‘111‘1] Z611 — 516111 1161~ g611161115111116 131111611 61116 11111111116111116 1311515 11111.“ 511 P1011. Fig]. I
[I
„I¢h war immer fasziniert von dem Gedanken, dass alle Religionen im Grunde genommen eins sind. Heute glaube ich, dass die Mitglieder aller Religionen ein Teil der Menschheit sind, die eine Einheit dar stellt.“
Johann Figl, Leiter des Instituts für Religionswissenschaften der katholisch-theologischen Fakultét Wiens
In seinem Haus in London nimmt Profjonathan Sacks (rechts), Obermbbinerder Vereinigten jadischen Kongregation von Crofibritannien und dem Commonwea/th, die Botschaft des Universa/en Hauses der Gerechtigkeit von Barney Leith, dem Sekreta'r des ’1 Nationalen Geistigen Rates der 31711617 in Grofibritannien, entgegen.
4/2002 — 51111 9
[Seite 10]
„lch betrachte diese
Botschaft als einen
wichtigen Beitrag
zu den Bemühungen
der Weltreligionen,
angesichts der sich
verschfirfenden
Konflikte und
Antagonismen an
die Friedensfähigkeit der Menschen
- u appellieren und
die friedensfardemde Kraft der Reli gionen zu stärken.“ Dr. Hans Hermann Henrix, Direktorder Akademie des Bistums Aachen und Vorsitzenderdes Leiterkreises der Katholischen Akademien in Deutschland
Sind Unterschiede ein
Problem oder eine Herausforderung für die geistige und spirituelle Kreativitéit?
Zur Resonanz in Deutschland auf die Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigleeit
OFHEIM/TS. — Im H April diesen jahres wandte sich das
Universale Haus der Gerechtigkeit mit einer Botschaft an die religiösen Fijhrer derWeIt. Das Universale Haus der Gerechtigkeit tat dies aus derVerantwortung des obersten Grenliums einer derWeltrehgionen heraus und verwies aufdie Tatsache, dass „... die Glaubwijrdigkeit der Religion (schon lange) unter dem religiösen Fanatismus“ leidet. Es forderte dazu auf, „...aufrichtig darüber nachzudenken, welche Herausforderung religiöser Führung hieraus erwéchst.“
Nach einer „An die Völker dechlt“ gerichteten Friedenserklzirung anlzisslich des Internationalen Jahres des Friedens 1986 war dies das zweite Mal, dass sich das Universale Haus der Gerechtigkeit mit einem weltweiten Appell an die Weltbffentlichkeit wandte (Auszug S. 4/5).
Nach vorlziufigen Ergebnissen haben in Deutschland über 2.000 Menschen, überwiegend Reprisentanten der verschiedenen Religionen, die Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit erhalten. Zuniichst waren es Circa 400 Oberhéupter von Kitchen und religiösen Gemeinschaften sowie politische Reprisentanten und Religionswissenschaftler,
an die religtosen Führer der Welt
an die die Botschaft im Mai diesen Jahres durch den Nationalen Geistigen Rat der Bahá’í in Deutschland übermittelt wurde.
Zeitversetzt, ab juni 2002, haben auch die Bahá’í in über einhundert lokalen Gemeinden die Botschaft an religiöse Reprisentanten vor Ort übergeben,
Vertreter der beiden christlichen Kirchen zeigen sich interessiert am Dilaog mit den Bahá’í
Mit dieser Botschaft, die auf acht Seiten die Entwicklungsperspcktiven der Menschheit und zugleich das globale Bedrohungspotenzial aufzeigt sowie die Verantwortung der Religionen hervorhebt, wendet sich die jfingste Weltreligion an ihre Viele jahrhunderte
a
älteren Schwester—Religionen.
Wie haben die Empfiinger daraufreagiert? Wird man den Ernst der Aussage „Wir vertrauen darauf, dass der gemeinsame Dienst am Transzendenten dafür bijrgt, class unser im Geiste des guten Willem ge"äußertes Zeugnis in gleicher Weiss entgegengenommen Wird“ erkennen Oder dies ignorieren und abwehrend reagieren? Die Empflinger wurden nicht ausdrücklich um Antwort gebeten. In seinem Beglcitschreiben unterstrich allerdings der Nationals Geistige Rat seine Bereitschaft zur Beteiligung an gemeinsamen Schritten, um religiöse Konfljkte zu überwinden und erklzirte seine Gesprdchsbereitschaft.
Abgesehen von denj enigen, die sich beim Nationalen Geistigen Rat lediglich für die Sendung der Botschaft bedankt
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lmbcn, gibt es eine Anzuhl von
Antworten, die crkcnncn lasscn. dam die Blisanz dc‘s Thar
mus crkunnt wurdc. So schrieb
Dr. Hans Hermann Hemix,
Direktor der Akadcmic dcs
Bismms Aachen undVorsitzcnder des Leitcrkrciscs der KJtholischen Akadcmicn in
Deutschland: „lch betrachtc
dicsc Botschaft nls einen wichtigcn Beitrag zu den Bemik
hungen der Wcltrcligioncn.
ungcsichts der sich verschlirtlndon Konfliktc und Antagonismcn an die Fricdcnsflihigkeit
der Menschen zu appellicrcn
Lmd die Fricdcnst‘érderndc
Kraft der Rcligioncn 2L1 stiirken“. Er rcgtc die Betciligung
der Bahá’í—Rcligion an cincr
\X/crkstatt ..Rcligioncn in der
postsiikulnrcn Gescllschaft"
bcim Okumcnischen Kircllcntag an. der 2H0?) in Berlin stuttfinden \vird.
Biirbcl WartenbcrgPotter. Bischéifin für den Sprcngcl Holstein~LLibeck, sclnicb, sie tcile ..dic Auffimung. dass die religiöscn Kriiftc und dic institutiomlisicrtc Religion cindeutig aufder Seite der Fliedensstiftcr zu finden sein müssen“, Lmd Friedrich Kardinnchttcr, Erzbischofvon Miinchen und Frcising. kiindigtc an, dass die Botschnfi im Rahmcn der Bcmiihungcn dcs Bistums um intmkulturcllcn Lmd interrcligiéisen Dialog Bcachtung findcn wcrdc, gulch wcnn er ,.11icht2111611Ausfiihllmgen der Botschnft dcs HJUSCS der Gcrcchtigkeit zustimmcn“ kdmw. Dr. joel Bergcr. Sprechcr der dcutschen Rabbi]1crkonfcrcnz, tciltc miner wollc dic Botschuft den Mitglicdcm der Rabbincrkonfcrenz zukmnmen lasscn.
Aus dem Bcrcich der Ro1igionswisxcmclmft schricb Professor Karl—joscf Kuschcl. Vichrlisidcnt der Stiftung Weltethos und stullvcrtrotcnder Dircktor dos Instituts für Okumcnischc Forschung der Universitiit Tiibingen. er vcrfblgc scit ViC‘ICIIJ;IhI‘t‘11 dicsclbcn An licgcn. 1).]11C1‘ sei ihm der Bahá’í—Bcitrng „ci11€ wcrtvollc Bcstatigung Lmd Ermutigung“: cr begriiflc die Botscllufi und wiinschc ihr cinc- mchhnltigc Wirkung.
Einc zcntmle Thcsc der Botschnft dcs Universalcn Hauscs der (Ecrcchtigkeit hutct. „‘..duss die Allen Rtligioncn zugrundc licgcndc thrhcit dem \X/cscn mach eine ist„. So xchr dies cincr Einsicht cmspricht. die "als intuitive Erkenntnis Ems den immcr ;1usgedchntcrcn Erfahrungcn 111it nndercn und der :11hniihlich dlimmcrndcn Ancrkcmlung der Einhcit der Mclmhhcitsfinnilic“ cntspringt. m kam] dicxc chtstcllung :mch fi'ir manchc dem eigcncn theologischenVcrstiindnis \\iderspreChen.
A15 Bcobnchtcrin institutionalisicrtcr Religioncn liulfiert Dr. (?hristcl Hnssclnmnn vom 1licdersLichsischen [Zlchvcrband Wcrtc und Normcn die 13cfiirchtung, dnss dicsc Thcsc sclbxt V01] schr liberal cingcstclltcn Religionwcrtrctcrn nicht akchticrt wcrdcn kéinme. So schrcibt Professor Peter Steinmckcr, Kirchrnpriisidmt der EVE Kirchc in Hesscn und Nassau: ,.Theologixch mbchtc ich nicht vcrhchlcn. dass ich dcm Sutz .dnsx die in £11161] RCIF gioncn zugrundc Hegcndc thrhcit dem \X/csc‘n nach dici sclbc ist nicht zustiumlcn kann. Mcinc Kcnntnis der verschicv dcncn Rcligioncn hat mich zu cincm untcrsnhicdlichen Eri gcbnis gcfiil1rt...". 1)]: Humid Lumprccht, Bcauftrugtcr {fir Wcltunsclmuungs— und Sektcnfi‘ngcn der E\'.—Luth. Landmkirchc Sachscns. bcgriindct scinc abwcivhcndc Sicht sugar mit der christlichen Lchrc, wcnn 01' schrcibt, „dic von Ihnen gcglaubtc “tscnxmlifiigc Einhcit der Religioncn cntspricht nicht den (?Lmbcnsiibcrzcugungcn, dcncn die christlichc Kirchc \iCh verpflichtct weiß". Und lctcr
\EEE
Die loka/en Bahá’í—Gemeinden in Deutschland engagieren sich aktiv im interreligiösen Dialog. So veransta/tet beispie/sweise die Bahá’í—Gemeinde in Stuttgartjcihr/ich Mitte Januar den „ Weltreligionstag“. lm vergangenen Jahr nahmen damn unter anderem Dr. Nadeem E/yas, Vorsitzender des Zentra/rates der Muslime in Deutschland (oben) und Dr. Paul Kbpp/er, Interre/igidser Sprecher der Deutschen Buddhistischen Union (unten) tei/A
E
Krug, Bisclmf der EVrLUI’h. Kirchc in Oldenburg bmchte
zum Amdruck. dusx jcdc
Offcnbnrungsrcligion Illit der
Fordcmng der Botsclmft. „;111 jenc Anspriithc Juf Ausschlier lichkeit Oder Endgültigkeit dllengCbCll“, Schvicrigkeiten hnhcn \Vcrdu
Alx Bcispicl für cinc k011struktivc Synthcsc. \Vclche \mhrgcnommcnc Unterschiedc night 315 Barricrc, mndern 411$ Anxpom für dns Bcschreitcn gcmcinsamcr chc interprcticrt. sei die Amme \‘011 Dr.
Iiirgcn Micksch, Vorsitzcnder
dcs Intmkulturcllcn Rates in Dcutxchhmd. ziticrt Bcziiglich
der Amchauung. (LBS cs mlr
cincn (Eott gibt, \tcllt 61‘ fcst ,.dics cntsplicht der chrzcu gung abrahamischm- Rcligio
ncn.\X/ic Sic \vissc11.gibtesjcdoth 1111 Buddhismux und Hinduismux sowic in deCl C‘I} RCligioncn hicrzu untcrschiedlh
chc Einstclhmgcn. Mir schcint
cx dnhcr \Vichtig zu scin. dusx
in dem intcrrcligimcn Mitcini
nnder über (Ecmcinsamkeitcn
Lmd Unterschicdc gcsprorhcn
wird. Unterschicdc sind dnlwi
kcin lroblcm. \ondern cinc
\Vichtigc Hcmusfbrderu11g für
dic geistigc und spiritucllc
Krcntivitiit.“
In dicscm Sinnc fiihlcn sich die Bahá’í in Deutschlmd durch dic chomnz Juf dic Botschufi dcs Univcrsnlcn H.1uv sex der Gcrcchtigkeit in ihrcn intcrv
Benuihungcn um
rcligiiiscn Dialog bcstlirkt. I
‘ ONE COUNTRY
4/2002 — SEITE 11
Pianist Eric Dozier (links im Vordergrund) spielt das StHck„Color/Vle Human“ beim Calakonzert anlijsslich des UNICEF—Trefiens am 9. Mai. Er wird untermalt vom UNICEF-Weltchor und dem Nationalen Symphonieorchester von Venezuela.
UN
4/2002 - SEITE 12
Die Lage der Kinder hat siclz wclrweir versclzledztert (lurch eine immer grijflere Klbgft ZWZ‘SCI’ZCI’I Arm Lmd Reich. Eine UN—Sorzdc r5 1' r214 Hg
verabsdzie \ ' ,"EREINTE NATlOi M > {W NEN. — In den zwblf
‘ jnhrcn seit dem Gipfckreffen über Kinder hat sich dit Welt grundlcgcnd Vcriindert. Hcute führen die Verbreitung V011 Aids, die Rekrutierung von Kindersoldaten und die grdficr werdende Schcrc zwischen Arm und Reich zu eincr wuchscnden Bedrolnmg fl'n Gcsundhcit und Wolllcrgehen
d6“, (I'HCH, Akfl OHS‘pICIH jungcr Mcnschcu 1111 Mai 2002
mit dense/ben Zielerz wie beim Millennium Gipfel 2000.
kalncnVcrtretcr der UN—Mitgliedsstaaten zu einer Sondersitzung zum Themn Kinder zusammcn.
,Jlihrlich stcrbcn mchr uls zchn Millioncn Kinder, obwohl dies Libcrwicgcnd vcrhindert wcrden kdlmtc. I()() Millionen Kinder haben 110d] immer keinen Sclmlunterricht,
und davon sind ()1) Prozcnt Mlidchen. 150 Millionen Kinder leiden an Untercrniihrung, und Aids vcrbrtitct sich katastrophal sclmcll“, erkliirtcn die 180 Regicrumgsvcrtrctcr aufder Sondersitzung vom 8. bis 10. MniZUUZ.
1m Schlussdokmncnt hciBt cs: „Es cxisticrcn andaucrndc Armut, Diskriminicrung und Ausgeschlossensein sowie unzuliinglichc Invostitionen in Sozialdicnstt. Die Kindhcit V01] Millioncn wird durch geffihp lichen und zlusbtuttrischen Arbeitseinsatz ausgcnutzt, dLll Ch Vcrknuf v01] und Handcl mit Kindcm cinschlicfllich
[Seite 13]
Kinder aus allerWelt
singen bei UNICEF-Konzert
fiir die Einheit „ihrer“ Welt
EREINTE NATIO NEN. — Obwohl
Hugh Locke und jack Lenz beide in der biiuerlichen Kleinstadt Eston, in der kanadischen Pr'érie von Saskatchewan aufwuchscn, sind sie sich erst im Erwachscncnalter, als Anhlingcr dos Bahá’í-Glaubens, begtgnet. Seitdem haben sie sich an viclcn gcmcinsamcn Aktivitiiten bctciligt — zuletzt bci der Organisation eines gchn Konzerts autder UN —So11dersitzung zumThema Kinder im Mai 2002.
Hugh Locke war dabei leitender Produzcnt für das lrogmnn]1,]ack Lenz hnttc die musikalische Leitung inne.Als Caste waren untcr underem der frühere Staatspriisidmn von Sfidafi‘ika, Nelson Mandela, und UN—Gcnemlsekretlir Kofi Annan anwcsend.
„DasWichtigste des Konzerts waren die Stimmcn der Kinder. Sic sollten eine Botschaft an die Regierenden übermitteln — und diese Botschaft solltc diese dazu bewegen, die Kinder in den Mittelpunkt ihrcr Plunungen zu stellcn“, so Locke, dessen Untemehmcn Locke Inc. aufdie Organisation V011 internationalen Ercignisstn und Konferenzen spczialisiert ist.
„Alsj;1ck und ich begannen, das Konzert zu organiSiCrt‘l],V\/O]1ttn wir eine Botschaft zusammenstellen, die von ihrcr Natur her universell und hoanungsvoll fijr die Zukunft ist“, sagt Locke weiter. „Auch Bahá’í—Lieder wurden dafür ausgewiihlt — Licdcx, die Hoffnungfiinheit und
Zusaxnmcngchérigkeit untcr den Menschen zum Ausdruck bringen. Damit spicgeln sich in Klang und Absicht auch die Ziele der UNICEF Wider.“
Dag Konzert fand am 9. Mai 2002 aufden nbrdlichen Rnsenfliichen des UN—Geliindcs start.
Ein cigens dafür errichtetcs Zelt b e h e r bergte a n n Li h e r n d tauscnd Pcnonen: R e gi e rungsvert r e t e r , UN—Mitarbeiter und Fiirsprecher der Kinder. Der UNICEFWeltchor mit seinen 300 Stimmcn, von Lenz aus jugendchércn der Stadt NewYork nusgcsucht, sowie das Nationalsjugend—Sintbnieorchcstcr von Venezuela mit scincn 16H Mitgliedern waren dic Hauptausfiihrcndcn.
Dds Konzcrt stand untcr dcm Motto „Ver:indere die Welt durch Kinder“. Einige derjugcndlichen Inrerpretcn hattcn sich bcreits einen Namen gcmacht, zum Beispiel Billy Gilman, eine 13—j'2ihrige amerikanische Country— und Westersiingcrin, und die 1 1jiihrigejosefine Garline, Popszingerin aus Schwcdcn.
Hugh Lorkc
Auch Raffl, ein internationaler Kinderstar und LiedernmCher, tmt aufsowie Angelique Kidjo. eine weltbckannte afrikanische lopsangerin. Waiter:- international bekunntc lersénlichkeiten, meist aus den Reihen der UNICEF und derVercinten Nationen, traten 315 Goodwill-Botschafter 3qu darunter Michael Douglas, R o g c r M o o r e , C i c c I y Ty s 0 n , H :1 r r y Beluflmte und der russischc Schachgufimcister A n a t 0 1i Karpow. l) i e Ka m p agne „Sug ja zu Kindern“ stand im Mittclpunkt dcheranstaltung. Wcltweit wurden mehr als 94 Millionen Unterschrittcn dat‘fir gesammelt. F'Lir das Zicl einech]t,in der allc Kinder ohnc Zwang in Gesundheit, Frieden und Wiirdc aufwachsen können, wurden einfache, przignante Mottos cntworfen Wie „Zuerst die Kinder“, „Erziehejedos Kind“ Oder „Schiitzt die Erde für die Kinder“. Ncbcn den erwachsenen Goodwill—Botschaftern standcn Mitglieder des Kindertheatcrs CTC aufder Bijhne. CTC ist ein NewYorker Arbeitskreis flir Auftritte von
Kindern auf der Theaterbiihne — sin Bahá’í—inspiriertcs lr()jckt.Jedes Mitglied der CTC stelltc sin Motto vor und priisentierte den Zuschaucm zmschließend einen dCI‘ Goodwill—Botschaftcr als „neuen Freund“, der damn die Bedeutung des Mottos erklärte.
Vicle Lieder des Konzcrts waren der Mannigfaltigkeit der Menschheit und ihrer gegenseitigen Abhsingigkeit gcwidmet. Darunter auch das Lied „Lasst meme Hautfarbe Mensch 56in“, komponiert und dargebracht V(m Eric Dozier, einem Bahá’í nus L05 Allgeles.]:1ck Lenz spielte C1115 von ihm selbst komponicrte Lied „Die wichtigstcn M0mente“. Lenz ist cin international bekanntcr „T0rontostil“-Liedermachcr, Musiker und Produzent.
Er sagte: „Fii1' uns Bahá’í steht die Idee der Einheit in der Viclfillt i111V0rdergrund.“ Im Moment ist Lcnz mit der Herstelhmg einesVideos vom Konzert beschäftigt. „W§hrend wir mic dcn UNICEFMitarbcitem das Konzert zusammenstellten, wurde Vie] fibchielfalt und die Notwendigkeit diskutiert, die gesamte Menschheit in der Veranstaltung widergespiegelt zu schen. Daher wussten ich und all die andercn Bahá’í, die an dem Projekt mitwirkten, dzlss cs sich bei dem Konzert um ein herausragen des Ercignis handeln Wiirdc.“ I
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„Wir haben einer Erklärung augestimmt, die in Haten Worten jene Schritte aufzeigt, die wir zur Schaffung einer neuen, kindergerechten Welt gehen müssen. Diese Erklärung ist klar, biindig und robust. Und sie ist zudem eine praktische und ausflihrbare Checkliste - nicht nur Für eine bessere Zukunft, sondem auch für alle Sofortaktionen zur schnellen Verbesserung des Wohlbefindens der
Kinder.“
Han Seung-Soo, Président der UNGeneralversamm|ung beim Sonder gipfel
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Heranwachscnder, sowie durch Vielfache Arten von Missbrauch,Vernachliissigung,Ausbeutung unchrgewaltigung.“ Angesichts dieserTatsachen appellierten die Regierungen an alle „Mitglicder der Weltgcsellschaft“, sich einer „we1tweiten Bewegung“ anzuschlie[3611 find bei der Schaffung einer kindergerechten Welt zusammcnzuarbeiten.
Die Ziele eines globalen Aktionsplans: Überwinddung von Armut und Aids - Probleme bei der Konsensfindung
Ein Aktionsplan wurde erarbeitet. Er bestatigt V0r allem jenc Ziele, die die Regierungen vor zwei Jahren in der so genannten Millennium—Erklärung definiert batten: Bekiimpfung der Armut, intensive Anstrengungen zurVerminderung der gerade bei Kindern verbreiteten Seuche Aids und, damit zusammenhdngend, verbessertc Aussichten für Erziehung. Außerdem $011611 besondersjene Kinder geschfitzt warden, die unter bewaffneten Konflikten leiden.
Der Konsens Zur Schlusscrkliirung und zum Aktionsplan war nicht einfach zu erreichen. Obwohl schon im Vorfeld des Treffens in Vielen Punkten Übereinstimmung erreicht worden war, waren die Regierungen bei einigen Schlfisselthemen unterschiedlicher Meinung. Zum Beispiel über die Prioritiit der Konvention über die Rechtc des Kindes als gesetzlicher Rahmcn für den Kinderschutz Oder über die Terminologie bei Fragen der reproduktiven Gesundheit.
Schaffung einer kindgerechten Welt
Schließlich aber könnten die Regierungsvertreter und das Kinderhilfswerk UNICEF, das mit der Organisation betraut gewesen war, das Treffen als Erfolg bezeichnen.
„Wir haben einer Erklärung zugestimmt, die in klaren Wortenjenc Schritte aufzeigt, die wir zur Schaffung einer neuen, kindergerechten Welt gchen mfisscn“, sagtc der Botschafter von Sfidkorea, Han Scung—Soo, 211$ Priisidem der UN—Generalvcrsammlung. „Diese Erklärung ist klar, bfindig und robust. Und sie ist zudem eine praktische und ausffihrbare Checkliste — nicht nur fiir eine bessere Zukunft, sondern auch für alle Sofortaktionen zur schnellenVerbesserung des Wohlbefindens der Kinder.“
UNICEF—Leiterin Carol Bellamy fiigtc hinzu: „Ich bin stolz und zufriedcn über das ErreichtefWenn die Staatsoberhaiupter ihre Zusagen cinhalten, Wird dies in weniger als einer Generation zu gewaltigen positiven Vcrlinderungcn führen.“
Das große Defizit: Die Vereinbarung ist nicht rechtsverbindlich
Allerdings zeigten Teilnehmer von Nichtregierungsorganisational] (NGOS) auch Enttiiuschung über das Ergebnis. Ihrc Hauptkritik betrafdie Konvention über die Rechte des Kindes. „Sie wurde nicht klar als weltweit gesetzliche Grundlage für die Rechte des Kindes definiert“, sagt Mary Purcell, Vorstandsmitglied des NGO—Organisationsausschusses für die Sitzung. „Sich davon zu entfernen, heißt auch, die Konvention lbchrig zu machen.“
Andercrseits, so Mary Purcell, habe die Sitzung die Aufgaben der Regierungen aufden Gebieten grundszitzlicher Bedeutung hervorgehobcn. „Auf dem Gipfeltreffen vor zwélfjahren fanden die Themen Gesundheit, Immunisicrung, Reinheit desWassers und cihnliches grfiBere Aufinerksamkeit. Das neue Dokument ebnct den Weg zu den Realitiiten des neuen Jahrtausends,
in dem bewaffilete Konflikte oder Aids die Hauptprobleme darstellen,“
Die NGOS unterstützten cine Reihe von Aktivitéiten und Arbeitskreisen neben der Hauptsitzung. Nach Aussage von Mary Purcell waren etwa 1.700 NGO—Vertreter akkreditiert. Sie richteten rund 80Arbeitskreise und Foren 6111. „Damit schufen sie eine wunderbare Gelegenheit zur Vernerzung und Herstellung Von Kontakten.“
Eigenes UN-Kinderforum
Auch Kinder nahmen an der Sitzung tcil. Nach UNICEF—Angaben war es das crste M21] in der Geschichte der Vereinten Nationcn, class sich Kind€r an eine UN—Gcneralversammlung wandten. Ein spezielles Kinderforum hattc rund 300 Miidchen und junv gen aus aller Welt mach New York gebracht.
„All die Kinder mach New York zu bringen, damit sie dort gehört find gesehen werden, war schon wichtig genug“, sagte Bani Dugal, Hauptvertreter der Bahá’í Community. „Dies hat dem
International
Thema Vcrantwortlichkeit ein ganz neues Gesicht gegeben. Den Regierungcn wurde so deutlich gemacht,welche Auswirkung ihre Politik auf das Leben der Kinder haben kann, zumal sie dies von den Betroffenen unmittelbar hören könnten.“
Unter den Abgeordneten des Kinderforums befimd sich auch die 15—jahrige Anjzlli Mody, Mitglied der Bahá’iGemeinde Indiens.Vor dem Kinderforum sprach sie über die Rechte der Frau€n als Schlfisselthema für die Kinderhilfe. „In Indien“, sagte sie, „glauben die Menschen, dass der Mann 2115 Erniihrer der Familie Wichtiger sci. Ich aber bin der Meinung, dass Wissen und Erkennmis durch die Mütter Viel efEktvoller in der Gesellschaft verbreitet werden.“ I
Vergabe des Two Wings Preises an Eva—Maria Hobiger
ALZBURG, Csterreich. S- Zum fiinften Mal fand
am 25. September 2002 in Salzburg die Vergabe des TWO WINGS Preises an eine Persönlichkeit statt, die sich um die Ides gleichgewichtiger Entwicklung besonders verdient gemacht hat.
TWO WINGS steht als Metapher für die Idee, dass die Menschheit einem Vogel gleicht, dessen beide Flügel gleich stark ausgebildet sein müssen, um sich vom Boden in die Lijfte zu erheben. Dass diese beiden Flfigel desVogels „Menschheit“ nicht gleich stark sind, merkt man an der weltweiten Kluft zwischen Arm und Reich, weiß man aufgrund der ungerechten Güterund Machtverteilung zwischen Ménnern und Frauen, spfirt man an der geringeanrtschétlung, die man weltweit unOder minderbezahlter Frauenarbeit angedeihen léisst.
DerVerein TWO WINGS wollte mit der Stiftung des Preises das Bewusstsein fBrdern, dass es nicht eher Frieden auf der Welt geben würde, bevor nicht das Bewusstsein fiir Gerechtigkeit in die Gehirne und Herzen der Menschen eingezogen ist.
Einer der Hdhepunkte an diesem Abend war die humorVolle und weise Laudatio des Weltbürgers Sir Peter Ustinov.
Er mcinte Zum Zustand unsererWelt, dass „Terrorismus der Krieg der Armen und der Krieg derTerrorismus der Reichen“ sei. Dass diese Art V0n Politik Hoffnungslosigkeit erzeuge und die Spirals der Gewalt anheize. Dass es nicht mehr unterscheidbar sci, wer die „gerechten“ Bomben werfe.Er schlug vor, einen von diescn Bomben Getöteten zu fragen, ob es ihm Oder ihr lieber sci, von einer „bösen“ Oder
„moralischen“ Bombe getdtet worden zu sein. Er zitierte Winston Churchill, der die Menschen in drei Kategorien unterschied, in eine klcine Gruppe, die etwas tut; in eine kleine Gruppe, die etwas beobachtet, und in die große Gruppe, die gar nicht bemerkt hat, dass etwas passiert ist.
Er sagte, dass alles zurückkäme, wenn man alt Wiirde, dassVorurteile scheuBlich und deshalb das Wichtigste dieVorurteilslosigkeit sei. Sir Peter Ustinov, Gewinner VOI’l zwei Oscars und zwei Oscar—Nominierungen, Triger V011 15 Ehrendoktoraten, wird nnt seiner Stiftung einen ersten Lehrstuhl fürVorurteilsforschung an der UniversitétWien ins Leben rufen. Er pleidierte dafür, an die Basis zurückzukehren. Babys und Kinder bitten keine Vorurteile, sie Wiirclen beim Spiel, auch an interkulturellen Pliitzen, keine Unterschiede bemerken.
Er hielt die Laudatio für Dr. Eva-Maria Hobiger. Er sieht die Vergabe des Preises an disjunge Arztin deswegen so ger€chtfertigt, weil dieser Preis die Menschen ins Bewusstsein hebt, die in schwersten Unrechtssituationen leben, die die Hoffnung verloren, denen das Leben alles genommen habe, außer den paar Funken Überleben.
Zur Person Eva-Maria Hobigers sagte er, dass sie aufgewacht, aber dennoch so bescheiden und schiichtern 561, class sie eher mit einem jeep über ein Minenfeld fijhre, um ein Kind zu retten, — was sie im Bosnienkrieg auch getan hattc, — als hier vor den Gzisten hinter das Mikrophon zu treten.
Nicht minder beeindrukkend waren an diesem Abend dieWorte der Preistréigerin, Dr.
Eva—Maria Hobiger, die so begann:
„Eigentlich gebiihrt dieser Preis Fatima“, dem Médchen, das drei Tage vorher in der Krankenstation von Basra, Irak, vor den Augen Dr. Hobigers gestorben war.
Eva—Maria Hobiger fiigte in ihrer Dankesrede an, dass 63 im Irak nur eines Medikamentes von umgerechnet 13 US—Dollar bediirfe, um irakischen Kindern in ihrem Kampfgegen Leukéimie effizient zu helfen. Sie schilderte die erloschenen Augen der Hoffnungslosigkeit der Mutter, die vor Fatima bereits drei Kinder an diese heimtiickische Krankheit verloren hatte.
Sie berührte auch mit der Beobachtung, class Feindbilder — in diesem Fall unsere, wie wir den Irak sehen — im wahrsten Sinn des Wortes tédlich scien, denn sie erlebte es hautnahjeden Tag, 315 sie Menschen, von derWelt ob ihres Diktators geIcichtet und zum Feindbild hochstilisiert, in Massen sterben sah.
Sie sieht dieVerantwortung des Reichtums darin, den Weg derWelt aktiv zu gestalten und unser Gewissen zu globalisieren.
Der Président des Vereins Two Wings, Gerhard Schweter, schloss seine Rede mit dem Satz: „Triume gehen dann in Erfüllung, wenn man aufwacht.“ Genau aus dem Grund wurde die Preistrügerin ausgeweihlt. Sie wachte auf und pflanzte das Pfléinzchen Hoffnung.
Das tibetanische Sprichwort fasst die Botschaft Schweters zusammen: „Ein Baum, der gefzillt wird, macht mehr Liirm als ein ganzerWald, der wiichst.“ I
Hilde Maria Fanta
SALZBURG
„ Tniume gehen dam in Elfiillung, wenn man auf wacht. “
Gerhard Schweter, Président des Two Wings Network, als Begrflndung fiJr die Preisvergabe an Eva-Maria Hobiger
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Die Psychologin Millaray
Rique/me (stehend) leitet
den UNIDA—Kursfdr weibliChe FUhrungskrafte „Ethische Fahrungsmodelle“
„Die Zukunftfi
, L m warm M
£35..
selbst in die
Hand nehmen“ — Stärkung der Zivilgesellschaft als Antwort auf die nationale Krise Argentiniens
ARGENTINIEN
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Es ist paradox: die schwere WirtschaftsIerzse in Argentinien hat Viele dazu ermutigt, sick var Ort selbst 2w organisieren. Eine 1/011 den Ballad?Lehren inspirierte private Universitcit unterstatzt diese Selbsthilfeprojelete und gibt das notwendige Rastzeug.
UENOS AIRES.—ArB gentinicn. — Letzten November gingen die
Menschen auf die Straße. Auf
Tépfc und Pfannen schlagend protestierten sie gegen den plötzlichen wirtschaftlichen Zusammenbruch, der eines der reichsten Lander Lateinamerikas in eine tiefe und andauernde Krise stiirzte. Aber sie taten noch mehr: sie bildeten Nachbarschaftsrtite, um die Lösung ihrer WirtSChzlfthChell Problems selbst in die Hand zu nehmen Die Nachbarschaftsrate riefen verschiedene lrojekte ins chen, darunter Lebensmitteleinkiiufe der Gemeinde zu lcduzierten Preisen bis hin zur Organisation von Nachbarschaftsbanken.
Ob diese Selbstorganisation von Dauer ist Oder nicht: die spontane Organisation von Menschen in den Parks und Plzitzen diescr 12—MillionenStadt zeigt, dass die 6konomischen und sozialen Problems Argentiniens nur unter aktiver
Tcilnahme der Bevölkerung in Angriff genommen werden können.
Die Universidad de la Nariones, Inrqgmaon, Dessarollo C Ambimn (UNIDA) Fdrdert diese Selbsthilfemodelle. Die V011 d€n Bahá’í—Lehren inspirierte Bildungseinrichtung mit dem sperrigen Namen „Universitiit fiir die Nationcn, Integration, Entwicklung und Umwelt“ bietct Schulungsprogrmnme zur Stärkung der Zivilbevélkerung an, Seit Beginn der Krise verzeichnet UNIDA ein stark wachsendes lnteresse an scinen Bildungsprogrammen.
„Die Nachbarschattsrfite
wurdcn gegrfmdet, weil die
Menschen damn glauben, dass
sie die Vcrantwortung haben,
etwas gegen die Problems zu
unternehmen, sie in ihre eigencn Hlinde zu nehmen“, sagt
Haleh Maniei, die für die K0
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ordination der Studenten und die Außendarstellung von UNIDA verantwortlich ist. „Und dementsprechend wissen die Menschen auch, dass sie noch mehr über strategische Planung in NGOS lernen müssen. Zum Beispiel wie man ein eigenes Projekt startet Oder anderes mehr. Zur Zeit rufen immer mehr Leute an und erkundigen sich nach den Programmen von UNID .“
Bahá’í-lnspirierte Privatuniversitfit UNIDA bildet in integrierter Entwicklung aus
UNIDA wurde 1996 von mehreren Bahá’í gegründet und bietet Aufbaustudiengiinge in Vicr Bereichen an: nachhaltige Entwicklung, Organisationsentwicklung, Anthropologie und ein interdiszipliniires Fach, das alle Formen der menschlichen Entwicklung umfasst. Die Vier Studiengiing6 zielen darauf ab, die innewohnenden Potenziale des Menschen herauszufinden und diese für die Allgemeinheit nutzbar zu machen. Die Gründer von UNIDA sehen dies 211$ den Schlfissel zum effektiven sozialen Handeln.
„Diese vier Themen sind eigentlich nur verschiedene
Türen, um an demselben Punkt anzukommen“, erklärt Lucio Capalbo, Koordinator und Grijnder von UNIDA. „Dds, was UNIDA im Kern anstrebt, ist, die Zivilgesellschaft zu stzirken. Indem wir ihre Wortfiihrer und MeinungsmaCher darin schulen, wie bei Entscheidungen alle Menschen aktiv beteiligt werden können, helfen wir, dass Menschen generell in Gruppen besser zurechtkommen. Und das ist das eigentliche, was wir brauchen, um unsere Zivilgesellschaft zu stärken.“
Noch vor Ausbruch der gegenwértigen argentinischen Wirtschaftskrise hatte UNIDA an Aufmerksamkeit gewonnen. [111 November 2001 war UNIDA eine von acht NGOS, die von der Woman in Equality Organization im Rahmen eincs Wettbewerbs von der InterAmerican Development Bank (IDB) finanziell unterstfitzt wurden. Bei diesem Wettbewerb erhielt UNIDA 8.900 USDollar fijr sin Programm, das Frauen in Führungspositionen in einem ethisch orientierten Fijhrungsstil schulte.
Am Anfang des jahres erhielt UNIDA Gelder der EU, um lokale Entscheider aufdem Gebiet der Konfliktlésung zu schulen und damit verarmte
Gemeinden zu unterstützen. Auch die Stadt Buenos Aires bot eine Férderung an, um ein „New Labor Roles“—Projekt zu unterstützen, das zwanzig Arbeitslose in der Wiederaufbereitung V0n gebrauchten Mébeln schulte.
Seit der Gründung von UNIDA stieg die Zahl der Studenten kontinuierlich an.Anfang 2002 waren bereits 128 Studenten eingeschrieben. Und trotz des wirtschafilichen Abschwungs gelang es UNIDA, ihre Angebote auf zwei weitere Stzidte, Rosario und Viedma, auszudehnen.
Die lokalen Akteure warden gestärkt durch Programme zur Entscheidungsfindung und Projektorganisation
„Unsere Programme sind genau das, was dieses Landjetzt braucht“, sagt Lucido Capalbo. Denn der Kern aller Programme liege in der breiten Partizipation und der strategischen Planung, so dass lokale Organisationen gestsirkt werden. UNIDA erreicht dies, indem in allen Kursen eine besondere Methode der Entscheidungsfindung zurAnwendung kommt, die einigend und
nicht—konfirontativ arbeitet, Die
„Wir glauben an die Einheit in der Vielfalt, statt an Parteigängertum, Strait und Konflikt. Was UNIDA lehrt ist, wie man Entscheidungen triffl, mit anderen beratend zusammenarbeitet und wie Projekte mit allen Beteiligten erarbeitet und durchgeführt wer den.“
Lucido Capalbo, UNIDA
Die Mitarbeiter von UNIDA von links nach rechts (stehend): Nur Saeed, Shahin Said, Lucido Capalbo, Horacio Russo, Gaston Arballo. (sitzend):Adriana Nedel, Haleh Maniei
it ~ ONE COUNTRY
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„Die von UNIDA
angebotenen Instrumente wie die neuen Entwicklungsgedanken, das Konzept der Beratungstechnik und andere
Elemente, haben
mir einen großen
Dienst beim Planen
meines Projekts
erwiesen. Sie begleiten mich wie
neues Gepick, was
ich konkret einset
zen kann.“
Mario Daniel Caputo, Initiatoreiner NGO für Flfichtlinge
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Methods ist als „Beratung“ bekannt, wobei die Prinzipien aus den Bahá’í—Lehren abgeleitet sind.
Das Irinzip der Beratung beruht auf einem Prozess, in dem alleTcilnehmer aktiV eingebunden sind und der das Außern unterschiedlicherAnsichtcn ermutigt. Dabei wird versucht, eine konsensuale Entscheidung herbeizuführen. Das oberste Zie] ist immer, das Wohl aller zu bedcnken.1nformationen sollen aus den unterschiedlichsten Quellen und verschiedensten Sichtweisen gewonnen werdcn. Der Austausch der Gedanken sollte in vollem Umfang, offen abcr héflich stattfinden. jede Idce, die geäußert wird, wird zum Eigentum der Gruppc, und wenn eine Entscheidung einmal getroffen worden ist, wird sie von allen Beteiligten unterstiitzt
Das Ziel: Stfirkung der Zivilgesellschaft und Schulung der Nichtregierungsorganisationen
„Wenn die Menschen das Prinzip der Beratung erst einmal verstanden haben, beginnen sie anders zu denken“, erkliirt Lucido Capalbo und ergiinzt, dass die Gründer V011 UNIDA glauben, dass Viele Problems der heutigen Gesellschaft aus Entscheidungsprolessen hcrrtihren, die kontroVers gefiihrt werden und verschiedenc Gruppen in einen Wettstreit trctcn lassen. „Wir glauben an die Einheit in der Viclfalt, statt an Parteigiingertum, Streit und K0nflikt.Was UNIDA lehrt, ist, wie man Entscheidungen trith, mit anderen beratend Zusammenarbeitet und wie Programme unter Einbeziehung aller Beteiligten erarbeitet und durchgefiihrt werden.“
Fur die Absolventen ergeben sich aus den UNIDA—Kursen praktischc Handlungsmöglichkeiten für eine Stärkung der Zivilgesellschaft. „Dcr Kurs
war ZiuBerst nützlich, besonders aufgrund eines an den Menschen orientierten Wirtschaftsversténdnisses, eines systemischen Ansatzes und all der anderen Planungsinstrumente“, sagt Fabian Roman, Kopfvon Plan21, eincr Nichtregierungsorganisation in Buenos Aires, die sich mit Umweltmanagement bcschziftigt. Dr, Roman, Professor für Tourismus, Entwicklung und Umwelt an der La Plata Universitfitmahm 1999 an einem UNIDA—Kurs fur Umweltmanagement und nachhaltige Entwicklung teil. Heute lehrt er selbst in seinen Universitfitsseminaren die Methode der Beratung.
Auch Mario Daniel Caputo, Richter in der lrovinz Buenos Aires, nahm im Jahr 2000 an einem UNIDA Kurs über Menschenrechte teil und grundet derzeit eine Nichtregierungsorganisation, die Fliichtlingen und illegalen Einwanderern in Argentinian helfcn $011, Zugang zu Bildung, medizinischsr Versorgung und zum Arbeitsmarkt zu crhalten. „l)ie von UNIDA angebotenen Instrumente, wie die ncuen Entwicklungsgedanken, das Konzept der Beratungstechnik und andere Elemente, haben mir einen großen Dienst beim Planen memes Projekts erwiesen“, sagt Richter Caputo. „Sie bcglciten mich wie neues Gepack, was ich konkret einsetzen kann.“
Start mit Seminarprogrammen Für NGOs nach dem UN-Gipfel für Umwelt und Entwicklung in Rio 1992
UNIDA cntstand 315 Reaktion V011 zlrgentinischen Bahá’í aufden UN—Gipfel für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio dejaneiro. Lucido Capalbo und sein Team waren Teilnehmcr des Globalen F0rums in Rio und erlebten hautnah die gewaltigc Macht der Zivilgesellschaft — abcr auch gleichzeitig das Fehlcn von
Koordination und ein trennendes Parteigzingertum. Der gelernte Ingenieur Lucido Capalbo hatte das Gefijhl, dass Nichtregierungsorganisationen, die sich um den Klimaschutz sorgen bessere Instruments zur Organisation und Kooperation zur Verfiigung gestellt warden solltcn.
Die Gründer von UNIDA begannen ihre Arbeit mit der Herausgabe des Magazins Ecology and World Unity, das für argentinischeVerhaltnisse Cine relativ hohe Verbreitung fand. „Als wir aus Rio zurückkamen, wollten wir etwas publizieren, das die Zusammenhiinge zwischen Umwelt— und Entwicklungsfragen aufzeigen sollte. Aber nicht nur das: such zwischen Entwicklungsfragcn und der Art von lnstitutioncn, die wir derzeit haben, und schließlich zwischen kulturellen und spirituellen Fragen“, sagt Lucido Capalbo.
Im jahr 1994 begann die Gruppe eine Reihe von jlihrlich stattfindenden Seminaren zum Thema Globaler \X/zmdel zu veranstalten.Jedes Seminar bestand aus flinf bis sieben Treffen, die an aufeinander folgenden Samstagnachmittagen stattfanden. Mit einem Team von nur bis zu sieben Aktiven wurden Themen zu Umwelt- und Entwicklungsfragen, Menschenrechten globaler Wandel und Spiritualitdt zur Diskussion gestellt.Anjedem Seminar nahmen zwischen 200 und 300 Personen aus den untcrschiedlichsten Bereichen der argcntinischen Gesellschaft teil. Seit 1999 werdcn die Seminars in Zusammenarbeit mit dem Informationszentrum der UNO Für Argentinien und Uruguay veranstaltet.
Eine Art Universitfit für NGOs and Aktive der zivilgesellschaft
Der Erfolg der Seminare
veranlasste die Gruppe ein dauerhaftes Schulungsprogramm
anzubieten, was damn schließ
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lich zur Grijndung V01] UNIDA und ihren Aufbaustudiengéngen fiihrte. 1m ersten Jahr
schrieben sich 22 Studenten
bei UNIDA ein. Heute ist
UNIDA in einem eigenen
Gebliude untcrgebracht und
betreibt zwei AuBcnstcllen,
Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lagc im Land war UNIDA dazu gezwungen, die Unterrichtshonorare und Gebiihren zu scnken.Auch das Personal musste Kfirzungen des Gehalts hirmehmen. Aber Shahin Said, Finanzvorstand und Gründungsmitglied von UNIDA ist davon überzcugt, dass die Organisation fibcrleben wird. „Es gibt wirkljch kein vergleichbares Programm aufdem Markt, dessen Leitgedanke Einheit in derVielfalt ist, und eine neue Herangehensweise aufzeigt, wie man der Gescllschaft dienen kann“, sagt er.
Das Lernen von konsultativer Entscheidungsfindung ist der beste Weg zu echter Selbtbestimmung
Ebenso fiuBen Sich Horacio Russo, zuständig für Kooperzh tion und Entwicklung: „In den Entwicklungsmodellen, die heute in der Welt existieren, konzentriert sich die Macht iiblicherweisc aufeinige wenigc Personcn. Korruption hat damit mehr Möglichkeiten in Erscheinung zu treten.1m v01) UNIDA angebotenen Model], in welchem die Beratung richtig eingesetzt wird, nehmen mehr Leute am Entscheidungsprozess tcil — besonders dicjcnigen, die von den Entscheidungcn bctroffcn sind. Dies bedeutet nicht, dassjeder dicselben Funktionen und Verantwortungcn tragt, aberjeder trägt zur endgijltigen Entscheidung bci, so dass die Gcmeindc zum Irotagonistcn ihrer eigenen Zukunft wird.“
Fijr ihre Studiengénge greift UNIDA aufeine große Anzahl Experten zurück, dazu gehören Soziologen, Okonomen,
Umweltingenicure und Juristen, Wobei das Kernkollegium aus fiinfzehn Professoren und rund siebzig weiteren Mitarbcitern besteht. Die Mchrheit sind keine Bahá’í.
„Einer der Gründe, warum ich am UNIDA Programm tcilnchme, liegt an der Forderung nach einer menschlich ausgerichteten Entwicklung, die das Rückgrat aller Projekte reprisentiert“, sagt Millaray Riquelme, eine Psychologin am Argentinischen Zentrum für Internationale Kooperation und Entwicklung (CACID) und seit drei Jahrcn Dozcntin 2111 der UNIDA—Universitiit „Ebenso motivicrt mich die Tatsache, dass in allen Kursen auf Geschlcchtergleichstellung geachtet wird. Keine andere Organisation fiihrt die Gleichstellung der Geschlechter so systematisch durch.“
Riquelme betreute im Frijhjahr als Professorin den IDB—gesponserten Kurs für weibliche Fijhrungskriiftc. Die Studentinnen waren alle Vor stnndsfrauen bei lokalcn
NGOS und für viele war 65 die erste Erfahrung mit einem Kurs d€r UNIDA, „Das Wichtigste war für mich, cin gutes Trai ning zum Thema Gruppendynamik zu bek0111111611,einT1‘21ining, wie man Ziele für einc Gruppe formuliert und ein Proj ekt besser zum Laufen bekommt“, sagt Lila Luna, die cine kleine quengruppe in einer 6rtlichen (iffcntlichen Bibliothek fiihrt. Auch Maria Rosa Fernandez Lcmoine, Direktorin von Conciliar, einer NCO mit dem Schwerpunkt auf Mediation, erwartete, dass die Methodcn, die von UNIDA gelehrt werdcn, hilfreich sein würden, vor allem in der gegenwdrtigen Krise. „Die Menschen beschweren sich über Vieles, aber sie sind desorganisiert und hören cinander nicht zu“, sagt sie heute. „Die56 Art des Trainings und der Methodik waren hilfi'eich, Projekte zur Schulung V011 Frauen und Mdnnern in den Gemcinden über Kommunikati011 und Verhandlungstechnikcn ins Leben zu rufen.“ I
Das Gebdude von UNIDA in Buenos Aires.
„finer der Gründe, warum ich am UNIDA-Programm teilnehme, liegt an der Forderung nach einer menschlich ausgerichteten Entwicklung, die das Rückgrat aller Projekte darstellt. Ebenso motiviert mich die Tatsache, class in allen Kursen auf Geschlechtergleichstellung ge achtet wird.“
Millaray Riquelme, Dozentin bei UNIDA
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Einige der Preistrdger und
Ehrengdste des Club of
Budapest Awards 2002
(v.l.n.r.): Gustavo Correa (Preistrdgerprojekt Fundaec), Lady Fiona Montague, Marcia Odell (Preistrdgerprojekt Women s Empowerment Program), Sir Peter Ustinov (Preistrciger des Planetary ConsciousnessAward), Oberbdrgermeisterin Petra Roth, Paulo Coelho (Preistrdger des Planetary Consciousness Award), Aguida Zanol (Preistragerprojekt Reciclar) und Ervin Laszlo, Prdsident des Club of Budpaest
Club of Budapest Awards 2002 — Eine neue Art von Nobelpreis
fiir zukunftsweisende Proj ekte: „You Can Change the World“
FRANKFURT/M.
Ervin Laszlo, Gründer und Prdsident des Club ofBudapest
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Unter dem Motto “You Can Change the I/Vorld„ vergab die cm ganzheitlichem Den/een orzcmiertc Vordenleerogqanzsatzon Club (3f Budapest zhre dieqjcihrigen Preise an die I/Veltbvirger Sir Peter Ustinov zmd Paulo Coellzo sowic erstmals an mer besonders innovative Zulemqftspnye/ere.
RANKFURT — Nach FVaclav Havel, Michail
Gorbatschow, Desmond Tutu, Kofi Arman Lmd Hans Kiing wurde der „P1al1etary Consciousness Award“ (168 Club of Budapest 111 diesem jahr glcich £111 zwci Pcrsénlichkeiten vcrgcbcn: 2111 den britischen Schauspieler Sir Peter Ustinov sowie an den brasi1iamischen Schriftstelkr Paulo (:061110. In der historischen Frankfurter Paulskirche €r11ielten 21111 (1, Oktobcrjedoch auch Vier Projekte 6111611 Prcis — den sogcnanntcn „Cl1;111ge the World — Best Practice Award“, Mit diescm nemartigen lrcis $011611 Projckte 1161'V0rgc110bc‘11 wcrden, die das Potenzial 111 sich tragcn, die großcn Mcnschhcitsgcificln wic Armut und U111we1tzc‘1‘st6rung
intelligent undwirkungsv011 zu überwindcn. Einigc Mcdicn sprachen daher vo11 cincr ncu611 Art vm1 Nobclprcis.
Großes Medieninteresse
M611r 315 100 Artikel 111 Zeitungcn und Zeitschriftcn crschicncn und 111111dcstc‘11s $164 ben TV—Bcrichtc wurdcn ausr gestrahlt, daruntcr in den Hauptnuchrichtcn dc1‘„T;1gesschau“. Dds Hessischc Fcrnsc11611 übertrug 21111 daraufblgendchag 61116 9(1—111111iitigc 5011dersendung zu den C1111) of Budapest Awards.
Die Mcdicnaufincrksamkeit gal: natürlich 111 crstcr L11110 der großcn Z3111 2111 inter“ 11z1tiona1crTop—Prmnincnz,die
- 111 diesem Event aktiv tcilnahm: Neben den lreistrligcm
reichtc deren Spektrum V01] dem Literaturkritiker Marcel Reich—Ranicki über den indischen Philosophen Karan Singh und dem Schauspieler Dictmar Schénherr bis zum amerikanischen Top—Model Heidi Klum. Es war Teil des Konchts, das Scheinwerfcrlicht der Medien durch breite 1’rolninentenbcteiligung gerade auch aufsolche Projekte zu lenken, die sonst von den Medien nicht wahrgenommcn werden, dies aber sehr wohl verdienen.
Die Mahatma Gandhis der Gegenwart ins Scheinwerferlicht stellen
„Weitaus die meisten Martin Luther Kings und Mahatma Gandhis der Gegcwart sind einer breiten Offcntlichkeit nicht bekannt“, hob Peter Spiegcl, Generalsekretér des Club of Budapest International, in seiner programmatischen Erbtfimngsansprache hervor. „Selbst ein Muhammad Yunus, der mit seiner Idee Von Kleinkreditbanken für die Armsten dieser Welt bereits mehr 315 50 Millioncn Menschen weltweit aus der schlimmsten Entwürdigung der totalen Mittellosigkeit erfolgreich aufdenWeg zu Selbstdndigkeit und zurWicdererlangung eines Sclbstwertgefiihls fiihrte, sclbst dieser Mann ist mehr 31$ 95 Irozent der Menschen giinzlich unbekannt.“
Das Koncht ging gulf: Der Club of Budapest konnte für jcdes der Vier Preistrügerprojekte des „Change the World Awards“ prominentc Laudatorcn gcwinncn, dic sich zudcm dazu verpflichtcten, für diesc Projekte auch in Zukunft als „Projcktpaten“ zu wirkcn:
’ Helga Brcuninger, Leiterin der Breuningcr—Stiftung und sclbst lnitiatorin preisgckréntcr Projcktc, priiscntierte das innovative Reciclar— Proj ekt v01] Aguida Zanol nus Brasilien, bei dem Mtillsammler dazu
ausgebildet werden, Mijll als wertvollen ROhStOfqu bcgreifen, aus dem man selbst kostbare Kunstgegenstinde fertigen und vermarkten kann.
9 Karan Singh, Présidentschaftskandidat in Indien und einer der führenden Philosophen und Aktivisten der globalcn Zivilgescllschaft, présenticrte das Women’s Empowerment Program aus Nepal, das sich durch geziclte Trainingsprogramme für arme Frauen 2115 sensationell erfolgrtich in der Armutsbekiimpfung erwies. Den Preis nahm die Projektv lciterin Marcia Odell entgegen.
’ Daniéle Thoma, UNICEF—Botschafterin und chemalig€ Leiterin der RTL—Stiftung „Wir helfen Kindern“, présentiertc die V011 Nina Kostina gcleitctc Frank Foundation, die weltweit Adoptionen vcrmittclt und dies mit einem aktiven Kulturaustausch verknüpft.
’ Dietmar Schénherr, international bekannter Schauspicler und Initiator eines renommicrttn Entwicklungsprojektcs in Nicaragua, übergab den Change the World Award an Gustavo Correa, dtr einer der Gründer der Stiftung Fundaec ist. Dieses grundlegcnd neue Bildungssystcm, das unmittelbar an difi Bedtirfnisv se der Menschen angepasst ist und unter anderem auch auf grundlegcndcn Bahá’í—Prinzipien basicrt, bezeichnete bereits disjury der Expo 2000 als „das derzcit beste Bildungsprojekt in dcl WClt“.
Eine neue Ffirderkultur Für innovative Zukunftsprojekte initiieren
Dictmar Schbnhcrr vcrktindetc bei der Pressekonferenz wie auch bci der Preisverleihung, dzlss er 31165 in seiner Macht stchende untemehmen werdc, um das FundaecKonzept in Nicaragua einzuführen. Den Bcginn will 61' bei seinem eigencn Projckt in diesem Land machen.
Der Club ofBudapest will in scincm Engagement für diese Projcktejcdoch wesentlich ijbcr diejiihrlicheVergabe von Preisen und die Vcrbindung mit prominenten Projektepaten hinausgehen. Ziel ist es, eine neue Férderkultur für derartige Projektc zu entwickeln und zu etablicrcn. Der Club of Budapest crhoffi sich durch die gczielte F0rderung V01) Best Practices die schnellstmögliche Durchsetzung V011 weitreichenden Ilmovationen zugunsten VOI] Mensch und Umwelt.
Think—and-Do-Tank für eine nachhaltige Welt
Dies ist die neue Linie, die Peter Spiegel als Ergiinzung zur bishcrigen Arbeit des Club of Budapest als Vordenkerclub einbmchtc und die Karan Singh 2115 Erweiterung zum „Thinkand—Do—Tank“ bezeichnete.
Im Rahmen dieser neuen Férderkultur
’ veröffentlichte der Club ofBudapest den Report „YOL1 Can Changc theWorld“,einen
„_
\AW'é, ‘
DietmarSchénherr abergibt in der Frankfurter PaulskirChe an Fundaec-Direktor Gustavo Correa den Change the World Award des Club of Budapest und verbindet dies mit der Zusage, kiinftig als Projektpate far Fundaec zu wirken.
Udo Jurgens sang zum Abschluss der Feier„Lieb Vaterland, magst ruhig sein „
Peter Spiegel ist seit M(irz 2002 Generalsekretdr (165 Club ofBudapest. Er will in diesem Club von renammierten Vordenkem wie Michail Gorbatschow und Richard von Weizsticker eine enge Zusammenarbeit mit Initiatoren innovativer Projekte und mit ZukunftsUntemehmem einbringen.
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Projekt/eiterin Marcia Odell nimmt den Preisfur das Women’s Empowerment Program von dem indischen Philosophen Karan Singh entgegen.
Foto rechts: Aguida Zanol vom Reciclar—Institut in Brasilien nimmt den Change the World Preis aus den Hdnden von Helga Breuninger entgegen. Neben ihr die Moderatorin der Feier: die Fernsehmoderatorin Ursula Heller
Sir Peter Ustinov und Paulo Coelho, die Preistrciger des Planetary Consciousness Award 2002
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praktischen Ratgeber, was jc der Einzelnc für eine nachhaltigerc und humanere Welt tun kzmn
’ ctablicrte der Club of Budapest in Zusammenarbeit mit cincm Bankhaus dcn „Ch;mgc the World Aktienkorb“, bci dem die Erlése un111ittc11x1r den ausgezcichncten Irojektcn zufliclien
0 Rirdert der Club of Budapest die Einfiihrung der „Changc the “/011dele einer fieiwilligen Abgube von Unterv nehmen zugunstcn von zukunftswcisendcn lmjektcn
Die besten lnnovationen werden oft aus der Not geboren
Ein wcitcrcr Fokus disses neuen Prciscs ist, dass or besonders solchc sozialcn und
ékologischen Innovationen sichtbar machen Illdchte, die nicht in den Industrieliindern entwickclt wurdcn. sondern in den Linden] der sogcnannten Dritten Welt. Kanm Singh distanzierte sich dcmcntspreChend auch schr dcutlich von diesem Bcgrifi? "lch habc Bin Problem mit dem Wort Dritte Welt: Dort but man schon Pyramidcn gcbuut. 313 die Menschen der heutigen Ersrcn Welt aus den Hiihlcn kamcn.“ E5 561 ferner kein Zufllll. duss die angemessensten sozizllcn ln11ovntionen gemu dort cntstchen, we die Not am griilitcn ist.
Bci einer Benefizgalu 1111 Anschluss an die Ircisvcrleihung in nuhcgclcgenen Hotel Inter—Contincntal wurden insgcsumt knapp |5.000 Euro zugunstcn der Projektc cingcspiclt. Mit dcn wcitcren Unterstiitzungszusagcn, 2.15. durch Stiftungcn, beluufl‘n sich die bisher org;1nisiertcn Unterstiitzungen auf gut 50.0( )0 Euro.
„Vorbilder Für das, wohin die Menschheit gelangen muss“
Auch die dicsjiihrigen lrcistrüger dc‘s ..l’l;1nttary Consciousness Award“, der 2m hcmusmgende lcrsiinlichkeitcn für cin globalcchmnt\\ortungsbcwusstscin gcht. wurden untcr dam Motto "You (1111 Change the World“ ausgcwlihlt.
So wurdc Sir Peter Ustinm nicht nm 1111‘ $6111 künstlcrischcx Lebens wcrk ausgczcichnet, sondern aucl) fih sein Engagement für cine humanere Zukunft. Er war nicht nur der erste UNI! CEF—BOtSClmfier. sondern ist auch Ehrenpriisident desWorld Federalist Movement. das in cincm thzwcrk von \Veltwciten Nichtrcgicrungsorganisntioncn tbderfiihrcnd war bei der Etnblicrung des Internatio nnlcn Strntgcrichtshofc‘s, einem Mcilcnstcin in der Geschichte der Vcrcintcn Nutioncn. Der Laudator Marco] Reich—Ranicki der bckanntcste Literaturkritikcr im deutschen SprachraunL hob fcrner hervor, dass Sir Peter Ustinovjiingst mjt
der Gründung von Instituten
F11rVorurteilsfivrschu11g an wrxchicdenen europiiischen Um? \crsitiitcn begann. dd sichVorurteilc 315 ..die schlinmlsten Schurken derWeltgcschichtc“ crwicsen haben.
Der brasilianischc Sclnifistcllcr Paulo C061110 wurdc vor 2111mm dufiir ausgezeiclmet. dasx cs ihm durch seinc Wcrkc wic ..l)crAlchimist“ 0dc‘1‘..H;mdbud) dcx Kricgcrs des Lichts“ gcl;u1g.Mi11ionen V011 Suchcrn in dchclt den Zugang zu spiritucllcn (?rundfi‘agen zu 61131?ncn. und dies ..in cincm Briikkcnschlag [ibcrjcdc trcnncndc kulturcllc odor sozialc Schrankc himvcg“. \Vic es in der licgriindung zur Preisvcrgabc hicil
Nicht nur lctm Roth, die Obcrbiirgemwistcrin der Studt Frankfurt. hob in ihrcn Gruliworten hcrvm. ddss sie V011 Lmd ganz hintcr don Zielcn (165 Club of Budecst stcht. 1);“ Feedback war \‘011 Allen Teilnchmcrn ausgcxpmchen positiv und crmutigcnd. I
Laudatio von Dietmar Schénherr auf die
Entwicklungsschulen von Fundaec in Kolumbien, Preistrager Change the World Award ‘02
Der S(lzauspicler tmd Initiator 1/011 Enthrlelrmgsprqjcletcn Dietmar S(lziiuhm Iliclt die Laudatio atgf das Preisrrééqcrprojclcr Fmtdacz
s ehrt mich schr, dass
der Club of Budapest
mich für die heutige Verleihung dcs Change the World Best Practice Award ausersehcn hat.
Für mich 110Ch wichtiger ist die Nominierung zum Projekt—Paten, weil ich diese Funktion nicht symbolisch verstche, sondern in Zukunft Botschafter dieses Projektes sein wcrde, dem ich heute den Preis übergeben darf: den Entwicklungsschulen von Fundaec in Kolumbien, einem neuartigcn, revolutioniiren Bildungssystcm für integrierte Entwicklung.
Lassen Sic mich erklären, warum. Ich bin selbst — seit nahezu achtzehn jahrtn — als Entwicklungsarbeiter in Zentralamcrika tatig, niimlich in Nicaragua, einem exemplarischen Agrarland. Unsere Bemfihungcn, nalnlich die der Fundacion Casa de 105 Tres Mundos und der etlropijiscllcn NGO Pan y Arte, sind mit dam Modell V01] Fundaec nahezu deckungsgleich. \X/ir haben gerade Für die Opter dcs
Hurrican Mitch ein Dorf erstel]t,welches die 2000 Bcwohner selbst gebaut haben, unter fachmzinnischer Anleitung und mit grdfitcnteils vor Ort vorhandenen Materialism.
Es gibt in diesem Dorfmit dem schönen Namen Los Angeles ein Gemeindehaus, cine Schule und ein Krankenhaus, das 30.000 Anwohnern zur Verfiigung steht. Es gibt natürlich in so einer entstehenden Dorfgemeinschaft sogcnannte Lideres, also Führungspersénlichkeitcn, die als Animatoren und Multiplikatoren wirken, aber bis zumjetzigen Zeitpunkt arbciten sie auf Grund überlieferter Familientraditionen, lernen das, was zu tun ist, durch taglich neue Erfahrung, könnten aber wcscntlich eflEktiver sein, wenn sie die Lehrmethoden, Lehrbficher und Erfahrungen dcs FundaecEntwicklungssystems in ihre Arbeit einbringen könnten.
Dazu muss ich Ihnen natürlich erklären, was Fundaec will, welche Zicle die Stiftung verfolgt. Gustavo Correa, der Direktor dcs Projekts, dem ich heute den Preis Liberreichen darf, forlnuliert cs 50:
Fundacc basicrt auf dcm Bediirfhis nach einem neuartigen Konzept der Entwicklungshilfe. Es 5011 durch die Bevölkerung sclbst und ilire Erfahrungen 1111 tliglichen Leben getragen wcrden. Der erste Schritt diescr Bildungsrevolution war die Erstellung eines Lehrplans, der zweite: völlig neu geschriebene Lchrbiichcr, die jenes Wissen vermitteln, das die Menschen auf dem Lands tatsachlich brauchen. Die landliche Bevélke rung kann zur Bildung und Weiterbildung nicht in die großen Stadte gehcn, daher muss die Hochschule zu den Menschen kommen, anstatt die Menschen zur Hochschule. Schüler und Studenten gehen in die Dérfer, aus denen sie größtenteils stammen, um ihr Wissen weiterzugeben und in praktischen Projekten umzusetzenl Sic wcrden in 11161erren Ausbildungsstufen zu Hilfslehrern und Multiplikatoren des neuen Bildungskonzepts Durch das Schneeballsystem der Bildungs ausgebildet.
vermittlung wird die Verbreirung des neuen Wissens um ein Vielfaches beschlcunigt und es cntsteht, — wie die Erfahrung zeigt —, eine enorme Dynamik der D0rfentwicklung.
Dazu kommt, — was bestimmt nicht wenigcr wichtig ist —, die Beschliftigung mit den in allen Religioncn gelehrten Grundwcrten dc‘s menschlichen Zusammenlebens. Und daraus resultiert ein Bewusstscin der solidarischen Dienstleistung für die Dorfgemeinschaft. Bildungssystcm das sicherste
Und so ist diescs
Heilmittcl gegen die tr Llgerischchrlockung der Stadte, wo der Landbewohner die Spielregeln nicht beherrscht, wo er fast immer scheitcrt und das verlockende Abenteucr haufig in einer Blechhiitte endct. Die Mitglieder der ExpO—Jury sprcu Chen von der bedeutcndsten Bildungsrevolution des 20. Jahrhunderts.
Die Kardinaltrage ist:Was sind die prioritaren Bediirfnissc der Landbevélkerung in den Armutsregionen derWelt? Alle theorctisch—wissenschaftlichen
Erkenntnisse, aus wcstlichem Denken geboren, können daraufnur unzureichend Antwort geben und nicht im Entferntesten solche Ergebnisse erbringen, wie der Einsatz cinheimischer Entwicklungsforscher und Entwicklungsarbeiter. Die westlichenVorstellungcn, aus dem traditionellen Bewusstsein dcs Besserwissens entstanden, haben keinc Überlebenschance.
\X/ir brauchen: einc Umkehr, eine Metanoya in derArt unseres Umgangs mit den Menschen der sogenannten 3. Welt.Wir brauchen: ein partnerschaftliches Verhalmis und müssen uns, aufgrund dieser Erkcnntnis, V011] alten Entwicklungshelfcr—Habitus verabschicdcn. Die Entwicklungsschulen können auf diescm ch richtungsweisend 56in.
Ich verspreche lhnen, dass ich alles daran setzen werdc, in Nicaragua, einem exemplarischen Agrarland, {fir die zentralamerikanischen Lander, das kolumbianische Modell des neuen Bildungssystems einzufijhren und mit geeigneten Helfern aus der Landbevélkerung zu verwirklichen. Das von seinen Bewohnern geschafflne Dorf, das nicht zufalligerweise Los Angeles heißt, könnte dabei als Basis dienclL
In diesem Sinne überreichc ich, mit der Bitte um Unterstijtzung mcinesVorhabens, im Namen des Club ofBudapest, den Change the World Best Practice Award an Senor Gustavo Correa und seine großartigen, bewundernswerten Leute V011 FUNDAEC in Kolumbien. I
2 ONE COUNTRY
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Eine bessere Welt kann nur entstehen,
wenn die MBiirger dieser Welt sich ihrer
Möglichkeiten bewusst werden
R6011 des Club of 811613 est
1?"
CAN CHANGE
THE WORLD
E1N PRAKTISCHER LEITFADEN
Gemeinsam eine besaere W611 schaffen
Von Ervin 1215210
1 11': 1mm ng v01: MK had Lethalschcw
M12 einvmiimadung rum Mvtwuken“ Von P6161 Spseget
Ervin Laszlo You Can Change
the World
Ein praktischer Leitfaden Gemeinsam eine bessere Welt schaffen Einleitungvon Michail Gorbatschow Miteiner„Ein|adungzum Mitwirken“von Peter Spiegel
2002.128 Seiten. HorizonteVerIag
REZENSION
KT ONE COUNTRY
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Die Politile hat in den vergangenen jahren dramatisclz cm. Hamllmlgsmacht 1161101611. Die Unternehmen sind in einem gnadenlosen globalen I/Vettbewerb tierstrzc/et. jetzt kommt es damuf an, class jeder Einzelne versteht, was er leonleret zu einer bessere„ Welt beitmgen [6mm 50 die Kemthese eines
bedeutenden Reports 6165 Club ofBudapest.
16ha11 Gorbatschow schreibt 111 1161 E111611u11g 211 diesem
b6d6u1611d611 Report und praktischen Leitfaden für d16 G651311u11g 611161 nachhaltigen und g616ch161611 W611: „W11 1111155611 1116111 wart611. bis 1116 K1156 111156161 Gesellschaft 6111611 110611 dramatisch61611 Punkt 611616h1.W11 1111135611j6121 handeln! W11 1111135611 hand6111! W61111 j6d61 56111611 An1611 1ib61n1n11111, k011n611 W11 g611161nsam (116 n011g6 W611d6 6116ich6n.“
W11 $16h611 v01 61116111 W611d6pu111<1 111 (161‘ g65211111611 H61a11g6h611SW6156, W16 humane, 50215116 und 6k010gisch6 21616 in 6161 W611 u111g656121 W61‘d611 k01111611, so C11C K61n111656 E1v111 Laszlos 111 611656111 Buch. Als K0115111116111611,Wéi11161, M11arb61161,661dan16g61 und k16a11V6 Burger, d16 sich selbst C116
61‘fi1rd61116116 K0111p616112 211111 M1116d611 und M11g651a11611 a116ig11611, habcn d16 611126111611 B111‘g61 1161116 1111V61g161611116h 1116111 G6513111111g5111acl11 1115 110611 v01 W6111g611j2111126h1116n. Durch V6111612ung 111111 111mb11L1'11g1g6 Information k01111611 $16 5611iid116h6 P10duk161n k111261 Z611 V0111 Markt dringen und di6 E11111a111111g V0n 3021a1611 und bkologischen Standards 612w111g611. Durch 1111611153611165 Handeln konn6n $16 C116 All1ag6k111611611 V0n 11116111311011211611 Fonds b66111fl1155611 und 61g6116 k16211V6 Nichtregi611111g501g211115a110n611 grimd611 bzw. u11161511112611, (116 auf die P10b161116 1161W611 1n16111g6111616 und CfftkUVert All1W0116n f111d611 :115 5111111116116 E111rich11111g611.
E1116 historisch V0111g n6116 Macht 116g1 1161116 12151161111611 b61 g10b21V613111w011116h d611k611d611 W611b1'11g6111 und b61 d61 globalen Ziv11g6561156haft. U111 d1656 211 V61516h611 und 211 512111611, b16161 „Y011 Can Change 1h6W011d“
’ 61116 k0111p211<16 Analyse 2111 Lage d61W611
' 61116 B656h161bu11g C161 \X/ahl, v01 (161 W11 516h611
9 61116 Ermutigung 2111 B6d6u1u11g (165 E11126111611
9 6111611 L611fad611 211 ganz11611116116111 1’)611k611
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„You Can Chal1g6 1116 World“
6111 Buch.
iSt weit 1116111 als 11111 E5 151 6161 Start 211
611161 W611W611611 1111111111V6. D61 Club of B11d21p681 1115516 61116 V1612ah1 56111 k011k16161 Hand11111g51110g11chk611611 111 61116111 Programm 21153111111611, das 61 11111 611161 R61116 V011 1’111111610rgzu115ation611 1111111611 hat 111111 das P6161 Spiege] 111 611161 21115f11h1116h6n „E1111;1d11ng 211111 M11wirk611“ Buchcs 61111111611. Z11 di656m
1111 Anhang C165
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Einc Studie v011 Paul Ray 261g16, 112155 1116 Zahl 1161 M6115611611, 1116 W6d61 11b6111011611 T12161111011611 noch 111011611115115611611 Trends 11111161h611311f611. 5011d6111 mach 61n6111 S61bstb65111111111611 und W611b620g611611 L6b611 such611, 111 d6n V61gang611611 Jahren 61h6b11€h 211g6n0111111611 hat. Nach 5611161 U111frag6 b61 1116111 als 100.000 M611sch611 151 dit S 111 d6n USA b616115 6111 V161161 (161 B6V0'1k611111g (g6g61111b61 fiinf P1026111 C1161 Jah126h1116 211V01). Ein6 k16111616 81111116 111 (161 EU kam 211 2111;110ge11 Zah1611.
D61 Club of Budapest will 11111 (11656111 prak1156h6n Handbuch 51611 315 Think—and—DoTank 1111 d165611 11611611 Typus v011W611b1'11g6111 V61516h6n, (161 in 2111611 g€S€11SCh€lft11Ch€n Schichten und 111 31161] Kultu1611 1161\X/611 211 finden 151. Da 561116 Eh161111111g116d61 v0111 D2131 Lama bis P6161 Gab1161 21115 2111611 R611g1011611, K1111111611 und 502131611 Gruppen k0111111611, hat 61 gu16 V011111556121111g611 F111 d1636 W161111g6 R0116. I