One Country/2002 Nummer 2/Text

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“ ~ Bahdu’l/dh

„Die Erde ist nur ein Land, und al/e Menschen sind seine Burger.


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HAIFA/HOFHEIM.—~Um den interreligiösen Dialog nachhaltig zu beleben, hat die höchste gewéhlte Körperschaft der Bahá’í-Religion, das Universale Haus der Gerechtigkeitmit Sitz in Haifa, Israel, sich erstmals mit einem dringenden Appell an die religiösen OberhéupterderWelt gewandt.

Religibse Vorurteile und Konflikte, heißt es in der

Hachstes Bahá’í—Gremium ruft zur Überwindung von religiiisen Vorurteilen und Konflikten auf

die religiösen lnstitutionen, die noch immer größtenteils wie geléhmt an der„Schwel|e der Zukunft“ ständen„,gefangen in Dogmen und Ausschliefilichkeitsansprijchen“, wie es in der Botschaft weiter heißt. Dies sei Ursache filr einige der bittersten Kfimpfe der Vergangenheit gewesen. Die Fuhrer der Religionen seien deshalb gefordert, eine grundsatzliche Neuorientierung vorzunehmen. BloBe Aufrufe zu gegenseitigerToleranz könnten Feindselig licher Interpretation - auch die Religion nur eine ist." Diese Einsicht mflsse zu einem Bruch mit derVergangenheit fijhren. Vorbild seien jene Entwicklungen, die den Weg zur allméhlichen Überwindung von nationalisti





Als ein Beitrag zum interreligiösen Dialog veranstaltet die Bahá’í—Gemeirlde Stuttgart jijhrlich den „Weltreligionstag" am dritten Sonntag im Januar.

keiten nicht auslbschen.Wi|l der interreligiöse Dialog



IMPRESSUM

On: Coumnv wird herausgegeben von der Bahá’í International Community,die als Nicht Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die welt~weite Bahá’í—Gemeinde représentiert.

0n: Couumv, Office of Public Information,Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New York, New York 10017, USA, E~Mail:1country@bic.org. Chefredakteur: Brad P0korny.Chefvom Dienst: Ann Boyles. Auslandsredaktionen: Christine Samandari»Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau), Guilda Walker (London). Deutschsprachige Redaktion: Peter Amsler,Theresa KétherJens-Uwe Rahe, Peter Spiegel. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhlich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg). Geschäftsfflhrung: Hartmut Nowotny,Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE Coumv können kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe der Quelle

Anschrift:0ui Coumv, Eppsteiner Str.89,D»65719 H0fheim~Langenhain, Germany.TeL+49-6192-99290,

Fax «149-6192992999. Herausgeber der deutschsprachigen Ausgabe: Nationaler Geistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

Einzelheft; DM 4,-/SFr4,-/OS 28,—/

LUF 80,-.Jahresabonnement: DM15,-/ SFr15,-/OS100,-/LUF300,- (incl. MWSt u.Porto)1Die Zeitschrift kann beim Bahá’í~Ver|ag, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim-Langenhain, beste||t werden. Copyrighhggg by Bahá’í International Community. ISSN 0945-7062.

Gedruckt auf1oo% Recyclingpapier.

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. ,_ 1. . . achtseitigen Botschaft, weiten sich zu einer immer ernsthaf teren Gefahr fUr die Mensch heit aus. Nach Ansicht des

Universalen Hauses der Ge rechtigkeit begannen zwar

bereits im vergangenen Jahrhundert viele kulturelle, ethnische und nationale Barrieren im Zuge der Globalisierung zu fallen. Doch es seien















GENF. - Gianni Ballerio hat

am 13.12.2001 im Alter von 58 Jahren den Iangen Kampf mit dem Krebs verloren.

einen spflrbaren

Beitrag zur Überwindung von Konflikten leisten, darfer nach Ansicht der Bahá’í deshalb nicht aus-weichen. Er milsse sich viel-mehr der Einsicht stellen, die vor Über hundertJahren die interreligiöse Bewegung entstehen |iel S:„dass es nur einen Gott gibt, und dass -jenseits aller Unterschiede in kultureller Ausprägung und mensch Als Italiener in Asmara, Eritrea, geboren und aufgewachsen, war er ein unermfldlicherVerfechter der Menschenrechte, insbesondere der Rechte für Frauen und Médchen. Seit 1992 vertrat er das Amt der Baha„? International Community in Genf fflr den Fortschritt der Frauen.

Seine Herzlichkeit und Lebensfreude, sein scharfsichtiges Beurteilen von Sachverhalten brachten ihm den Respekt und die Bewunderung seiner zahlreichen Kontakte bei den Vertretungen der UN und der NGOs ein.

Erwarfilr den Beginn und die Entwicklung der funktio schen und rassistischen Vorurteilen und Vorbehalten hinsicht|ich des Geschlechts geebnet h‘étten.

Die Botschaft des Universalen Hauses der Gerechtigkeit wurde Anfang Mai weltweit den Oberhéuptern aller großen Religionen und fUhrenden Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft Übersandt.

Gianni Ballerio, léingjiihriger Reprisentant der Bahá’í International Community bei der UN, gestorben

nierenden Verbindungen zwischen der Bahá’í International Community und der Weltgesundheitsorganisation verantwortlich und auch filr die Errichtung einer sténdigen Bahá’í-Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf. Das Universale Haus der Gerechtigkeit, in seiner Funktion als verwaltende internationale Körperschaft des Bahá’í—Glaubens,nannte Gianni Ballerio „einen gewissenhaften,warmherzigen Diener Bahá'u’llahs, der mit seinem allzeit frbhlichen Geist und seinem Pflichtbewusstsein das hingebungsvolle Dienen Überstrahlte."

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Breite Basis Für Stfirkung der Menschenrechte bei

Unternehmenstätigkeiten

BERLIN. - Bundesregierung,Wirtschaftsverbénde, Gewerkschaften und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) haben in einer im Mai unterzeichneten gemeinsamen Erklärung dazu aufgerufen, durch eigenes konkretes Handeln zum Schutz der Menschenrechte beizutragen.

Die Erklärung kam auf Initiative des vom Beauftragten der Bundesregierung filr Menschenrechtspolitik und Humanit'ére Hilfe im Auswértigen Amt, Gerd Poppe, koordinierten Arbeitskreises„Menschenrechte und Wirtschaft“ zustande. An diesem Arbeitskreis nahmen auf Seiten der NGOs das Forum Menschenrechte sowie der entwickIungspolitische Dachverband VENRO teil. Die deutsche Bahá’í-Gemeinde war aufgrund ihrer Mitarbeit in der Arbeitsgruppe„Wirtschaft und Menschenrechte“ des Forum Menschenrechte mittelbar am Zustandekommen der Erklärung beteiligt.

Die Erklärung nimmt Bezug auf die „Global Compact" Initiative des Generalsekretérs derVereinten Nationen sowie die Neufassung der OECDLeitsétze fiJr multinationale Unternehmen. Sie betont die Wichtigkeit der durch Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation geregelten grundlegenden Arbeitsrechte: die Gewéhrleistung des Rechts ausereinigungsfreiheit und aufTarifverhandlungen, die Beseitigung aller Formen von Zwangsarbeit, die effektive Abschaffung der Kinderarbeit und die Beseitigung von Diskriminierungen in Beschäftigung und Beruf.

Dr. Claudia Wérmann vom Bundesverband der deutschen Industrie (BD!) éuflerte sich bei der Unterzeichnung der Erklärung im Auswértigen Amt,der BDI habe„sehr gerne“ sich an dem Zustandekommen dieser auch interna tional einmaligen Erklärung beteiligt. Hermesbflrgschaften, Exportkontrollen oder die Finanzierungen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit seien Felder, bei denen die Unternehmen immer wieder die Frage nach den Menschenrechten berUhrten. Die Verletzung von Menschenrechten sei nicht allein ein moralisches, sondern fUr die Unternehmen auch ein wirtschaftliches Problem. Die Einhaltung der Menschenrechte sei darum die Voraussetzung fUr eine prosperierende wirtschaftliche Entwicklung.

Auch Renate HornungDraus, Leiterin der internationalen Abteilung der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbénde (BDA), sagte,dass erst„Demokratie, Freiheit und Menschenrechte“ Basis fUr ein freies Unternehmertum sei. Sie betonte jedoch, dassjeder gesellschaftlicheAkteureine spezielleVerantwortung fflr die Einhaltung der Menschenrechtetrage. In den Gastléndern sollten die Unternehmen die gesetzlichen Spielréume nutzen, um nicht zu „Komplizen von Menschenrechtsver|etzungen" zu werden.

Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen begrUBten denn auch die freiwilligen lnitiativen der Wirtschaft zum Schutz der Menschenrechte.Verbindliche rechtliche Rahmenbedingungen seien dennoch unverzichtbar, heifSt es in einer Pressemitteilung des Forums Menschenrechte und VENRO. „Die Européische Union sollte einen verbindlichen Rechtsrahmen fUr die weltweite sozia|e Verantwortung von Unternehmen setzen“, fordertedeshalbWilfried Steen, derflir VENRO die Erklärung unterzeichnete.„Aus entwicklungspolitischer Sicht kann die Privatwirtschaft viel zur Minderung der Armut und zu















einer umfassenden Entwicklung in den Léndern des SUdens beitragen. Die Einhaltung der Kernarbeitsnormen und der Menschenrechte ist dafilr allerdings eine unerléssliche Bedin un . Dies E u RO PA- MAGAZ I N auch die Bundesregierung in ihrem Aktionsprogramm zur Armutsbekémpfung“, so Steen. Die NGOs betonten, dass die Unterzeichnung der gemeinsamen Erklärung„angesichts der aktuellen Kontroversen über die menschenrechtliche Verantwortung von Unternehmen nicht selbstversténdlich„ sei und „in dieser Form vor wenigen Jahren noch schwer vorstellbar gewesen“ wäre. „Viele Nichtregierungsorganisationen haben natUrlich Forderungen zum Menschenv rechtsschutz, die weit Über diese Erklärung hinausgehen,“ sagte Klaus Piepel Frauen sind noch immer in den vom Forum Menschenrechte. mE/Sfen Lander" 1"" Wirt„Der Schutz der Menschen- Séhaflsketiw "9m ldngfl rechte und die Verfolgung gfighgggjflA/mnnem wirtschaftlicher Interessen geraten immer noch viel zu oft in Konflikt. Die Menschenrechte müssen in jedem Fall Priorität vorden Wirtschaftsinteressen haben.“ DerArbeitskreis, so sein initiator Gerd Poppe, betrachtet die Unterzeichnung der Erklärung als einen Ausgangspunkt für weitere Initiativen aufdiesem Gebiet. So sollen zukUnftig besonders gelungene Beispiele aus der Unternehmenspraxis untersucht und vorgestellt werden.

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er menschliche Geist muss frei sein fijr die Suche nach Wissen. Das Begreifen, wer wir sind, fUr welchen Zweck es uns gibt und wie wir unser Leben leben sollen, ist

DEBATTE 3232232331“


Die Internationale Baha'iGemeinde Iegte bei der vom 23. — 25. November 2001 in Madrid von den Vereinten Nationen veransta/teten lntemationalen Konferenz [iber Schu/bi/dung im Zusammenhang mit Religionsund Glaubensfreiheit, Toleranz und Unterlassen von Diskriminierung ein Statement mit dem Tite/„Belief and Tolerance: Lights Amidst the Darkness" vor. Nebenstehend der vol/stcindige Text des Statements.

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Chen Bewusstseins. Diese Suche nach Selbstversténdnis und Bedeutung ist die Essenz des Lebens an sich. Das angeborene und fundamentale Streben nach Untersuchung der Realitét ist somit das Recht und die Pflicht eines jeden Menschen. Aus diesem Grunde bestétigen die Bahá’í-Lehren, dass das „Gewissen des Menschen heilig und unantastbar ist.“‘

Die Suche nach Wahrheit mit seinen „eigenen Augen und nicht mit den Augen anderer"2 zu sehen — heifSt, einen Prozess geistiger Entdeckung mit einem starken Gerhl fUr Gerechtigkeit und Offenheit auf sich zu nehmen. Dies ist in seiner ureigensten Art ein Prozess der Kreativitét und Wandlung, der, wenn er mit Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit verfolgt wird, dem Sucher nach Wissen „ein neues Auge, ein neues Ohr,ein neues Herz und einen neuen Geist“3 schenken kann. Die vernunftbegabte Seele ist dadurch zu den in ihr liegenden Fähigkeiten von Freundlichkeit, Nachsicht und Mitleid erwacht. Das menschliche Sehnen nach Wahrheit ist eindeutig eine Macht, die nicht in Ketten gelegt werden kann, denn ohne die Freiheit des Wissens bleibt das menschliche Wesen ein Gefangener von Instinkt, lgnoranz und Wunsch.

Inmitten eines von moralischer Krise und gesellschaftliChem Zusammenbruch erschUtterten Zeitalters ist das BedUrfnis nach Versténdnis darijber, wer wir als Menschen sind, fflr die Erlangung

.Der menschlich: Für die Suche

eines dauerhaften Friedens und Wohlergehens lebenswichtig. Historisch gesehen ist es die Religion, welche diese Einsicht Über die Existenz und das Verhalten des Menschen vermittelt. Ihre unentbehrliche Funktion auf die universelle Neigung zur Transzendenz einzugehen und ihre wichtige Rolle bei der Zivilisierung des menschlichen Charakters in allen Zeitaltern sind sowohl fUr die Definition der menschlichen Identitait als auch fijr die Férderung der gesellschaftlichen Ordnung von grundlegender Bedeutung. Die Religion ehrt durch die Férderung des geistigen Wesens der Menschheit das Leben von Völkern auf der ganzen Welt und schafft darÜber hinaus den Zusammenhalt und die Einheit des Ziels innerhalb und Über die Gesellschaften. Die Religion stellt in einem ganz realen Sinn sozusagen die Kette und den Schuss eines gesellschaftlichen Gewebes dar — den gemeinsamen GIauben und die moralische Vision, welche die Menschen in Gemeinden vereinen und dem Leben des Einzelnen und des Kollektivs eine greifbare Richtung und Bedeutung geben. Das Recht der AusUbung der Gewissensfreiheit in Angelegenheiten der Religion und des Glaubens ist daher nicht nurfUr die Befriedigung der geistigen Stimme éufierst wichtig, sondern auch fUr den Aufbau harmonischer und gerechter Lebensmuster.

Ein Zwang in GIaubensangelegenheiten widerspricht den ureigenen Grundsätzen von Religion. Denn Engagement kann nur aus einem frei gewaihlten Glauben heraus geboren werden. Dasjetzt in den internationalen Menschenrechtsdokumenten

kodifizierte Recht der Gedanken-, Gewissens— und Glaubensfreiheit findet seine Wurzeln unmittelbar in den Schriften derWeltreligionen. Diese Tatsache solltejedem von uns Gewissheit geben, dass man Wahrheit nicht zu fflrchten braucht, da sie viele Facetten hat und all unsere unterschiedlichen Äußerungen des Glaubens schUtzt. Wenn Menschen religiösen Glaubens schließlich glauben, dass der Schöpfer ewig und der Mittelpunkt der gesamten Existenz ist, dann mUssen sie auch glauben, dass die uneingeschrénkte und echte Suche nachWahrheit zur Wahrheit fUhren wird.

Die Beseitigung aller Schranken zurfreien Erforschung, Annahme und zum Ausdruck religiösen Glaubens ist fUr das Ziel der Schaffung einer universalen Kultur an Menschenrechten von äußerster Wichtigkeit. Um jedoch den Weg fUr einen konstruktiven Dialog über die Rolle der Religion bei der Errichtung einer sozialen Gerechtigkeit frei zu machen, muss eine historische Rechenschaft abgelegt werden. Es kann nicht verleugnet werden, dass Religion fUr enormes Leiden verantwortlich ist. Viel Dunkelheit und Verwirrung kann jenen zugeschrieben werden, welche sich die Zeichen und Werkzeuge der Religion fUr ihre eigensflchtigen Zwecke zueigen gemacht haben. Fanatismus und Konflikt vergiften die O_uellen von Toleranz und stellen einen korrupten Ausdruck wahrer religiöser Werte dar. Folglich bedarfesderWachsamkeit, um die transformierende Macht der Religion vor den Kräften extremer Orthodoxie einerseits und unverantwortlicherFreiheitandererseits zu schutzen.


[Seite 5]„Das Ziel der Religion“, sagt Bahá’u’lláh, „... besteht darin Einheit und Eintracht unter den Völkern derWelt zu stiften; macht sie nicht zur Ursache fUr Zwist und Streit.“4 In Einheit—einer Einheit, welche die ganze Mannigfaltigkeit der Menschheit umfasst und respektiert — können alle Probleme gelöst werden. Wenn man die Lehre, dass wir andere so behandeln sollten wie wir selbst behandelt werden möchten, eine von allen großen Religionen mehrfach wiederholte Ethik, auf universaler Ebene anwendet, wird diese zweifellos eine heilende Macht der Einheit hervorbringen. Das Gebéude einer globalen,auqusammenarbeit, Gegenseitigkeit und wahrer Besorgnis um andere basierenden Gesellschaft ist der höchste Ausdruck vereinten Handelns. Kurz gesagt, der Kern geistigerWerte,welcher den Weltreligionen gemein5am ist, enthält die grundlegenden Mittel fUr die Versbhnung und Weiterentwicklung der Völker der Erde.

Um bei der Abschaffung der Vorurteile und Verdéchtigungen, welchejetzt die Gemeinschaften derWe|treligionen heimsuchen, eine Rolle zu spielen, müssen sich die religiösen FUhrer diesen gemeinsamen geistigen Grundsätzen statt den Unterschieden von Doktrinen oder Ausschließlichkeitsansprflchen widmen. Jede Religion sollte ihre Féhigkeit zeigen die Bewohner der Welt zu einem friedlichen Miteinander,mora|ischer Rechtschaffenheit und gegenseitigem Verständnis zu fflhren, statt Feindschaft, Furcht und lntoleranz zu verbreiten. DerjUngste Trend zum interreligiösen Dialog auf dem ganzen Globus stellt ein positives Beispiel dafiJr dar, wie ungleiche Gemein ieistmmfreisein 1ach Wissen

schaften zusammenarbeiten können, um die Vision zu erweitern und einen 6ffentlichen Diskurs aufeine einheitsbringende Art und Weise zu fUhren.

FUr die weltweite Bahá’iGemeinde ist der Schutz der menschlichen Freiheiten Teil eines größeren geistigen Unternehmens zur Férderung einer Reihe von Verhaltensmaßnahmen und Praktiken, welche wirklich menschliches Potentialfreisetzen. Echter sozialer Fortschritt kann nach ihrem Glauben nur aus geistigem Bewusstsein und durch die Vermittlung von Tugenden entstrémen. Aus dieser Perspektive heraus ist die Aufgabe der Schaffung eines universellen Ethos der Toleranz direkt an einen Prozess moralischer und geistiger Entwicklung gebunden.

Bildung tritt dann als ein unerléssliches Werkzeug hervor — eines Werkzeuges fUr aktives ethisches Lernen.„Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert“, mahnt Bahá'u'lla’h. „Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schétze enthflllt und die Menschheit daraus Nutzen zu ziehen vermag."5 Diese „Schétze“ mUssen bewusst entwickelt werden, denn obwohl Edelmut, GUte und Schönheit angeborene Eigenschaften unseres Wesens sind, können die Menschen Neigungen zum Opferfallen, welche das innere Wesen verderben und das Licht der Liebe Ibschen.

Lehrpléne dürfen sich daher nicht alleine mit dem Wissen um physische oder soziale Phénomene befassen, sondern mUssen auch auf das Ziel einer moralischen und geistigen Befähigung ausge richtet sein. Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen individuellem und sozialem Wohlergehen mussen Bildungsprogramme jedem Kind einen zweifachen ethischen Zweck nahebringen. Der erste bezieht sich auf den Prozess persénlicher Wandlung—intellektuellen, materiellen und geistigen Wachstums. Der zweite betrifft die komplexe Herausforderung der Wandlung von Strukturen und Prozessen der Gesellschaft selbst. Um dieses duale Ziel individueller und kollektiver Wandlung zu verfolgen, bedarf es der EntwickIung spezifischerethischer Fähigkeiten.

Ein integrales Merkmal einer jeden Bildungsinitiative mit ethischem und geistigen Fokus muss der Begriff der Einheit und gegenseitigen Abhéngigkeit der menschlichen Gattung sein. Einheit und Mannigfaltigkeit sind ergénzend und untrennbar. DieTatsache,dass das menschliche Bewusstsein notwendigerweise Über eine unendliche Mannigfaltigkeit an individuellem Verstand und Motivationen funktioniert,schmé|ert in keinerWeise dessen wesentliche Einheit. Es ist in derTat genau eine innewohnende Mannigfaltigkeit, welche die Einheit von der Homogenitét oder Einférmigkeit unterscheidet. Daher setzt die Akzeptanz des Konzepts der Einheit in der Mannigfaltigkeit die Entwicklung eines globalen Bewusstseins, eines Gefijhls des Welthrgertums und einer Liebe fflr die ganze Menschheit voraus.

Das reiche religiöse Erbe der Menschheit kann auch durch die Linse der Einheit betrachtet werden:„Ohne Zweifel verdanken die Völker der Welt, welcher Rasse oder

Religion sie auch angehören, ihre Erleuchtung derselben himmlischen O_uelle und sind einem einzigen Gott untertan.“6 Die Weltreligionen können somit von ihrem Wesen und Zweck her als eins betrachtet werden, némlich als Quelle des Wissens, der Energie und der Inspiration. Sie alle tragen dazu bei, ein größeres AusmafS an Faihigkeiten innerhalb des menschlichen Bewusstseins und innerhalb der Gesellschaft ans Licht zu bringen — ein Prozess, welcher die Menschheit zur ethischen und geistigen Reife vorantreibt.

Die Lehrpléne, welche sich damit befassen die Geschichte und Lehren der Religion zu erforschen, können aufdie erganzenden Ziele und Funktionen derWeItreligionssysteme hinweisen, wie auch auf die theologischen und ethischen Féden, die sie miteinander verbinden. In dieser Hinsicht kann das Recht des Studiums der Religion und dergeistigen Wurzeln menschlicher Motivation als Iebenswichtiges Element eines integrierenden Rahmens an Zusammenarbeit und Verséhnung verstanden werden.

Lassen Sie uns dessen gewiss sein und es den Kindern der Welt vermitteln, dass es möglich ist sowohl den Pfad religiösen Claubens zu betreten als auch tolerant zu sein. Die Zukunft der Kultur haingt hiervon ab.

1‘Abdu I-Baha,Auf Pfaden derGottesliebe (Hofheim: Bahá’í-Verlag,1997), +167,

2 Bahá’u’lláh,Verborgene Worte (Hofheim: Bahá’í-Verlag,1985),+2. gBahá’u’lláh, Kitáb-i-Iqán (Hofheim: Bahá’í-Verlag,1997),+2115.

4 Botschaften aus Akká (Hofheim: Bahá’í-Verlag,1982),+8:63.

5Artike| 13 des Internationalen Pa kts Überwirtschaftliche, soziale und ku|turelle Rechte; Artikel 26 derAlIgemeinen Erklärung derMenschenrechte.

6 Ahrenlese,+111:1#190.

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[Seite 6]Jagdisch Gandhi und Bharti Gandhi sind die Grdnder der City Montessori School in Lucknow, Indien. Sie stehen hier vor dem Eingang des Schulkomp/exes im Distrikt Gomti Nagar, der einer von 20 Schulkomplexen in Lucknow ist. Auf dem Eingangsdach steht der Satz Baha’u’llahs „Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind seine Barger.„

Die gr

éfite Schfile cierWélt


Erfolg durch Konzentration auf Globalisierung und Ethik

TITELSTORY


Neu Delhi Lucknow

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Frisch van der Univer sitcit und gemde verhei rater, wusste jagdish Gandhi bereits vor gut 42jahren, dass 56in wichtigstes Lebensziel der Diemt an der Menschheit ist. Und er fiihlte, dass Kindererziehung der beste I/Veg

sei, dies zu erreichen.

Daher lieh er sich 300 Rupien (10 Euro), mietete eimge Räume und groindete die City Montessori Schule in jener historischen Pro vinzhauptstadt im Norden Indiens.

UCKNOW Indien LDie erste Klasse der Schule bestand aus fiinf

Schülern. Herr Gandhi hzitte nicht im entferntesten daran gedacht, dass es eines Tages die grdfite Privatschule weltweit sein würde — class sie weithin bekannt sein wird für ihre charakteristische Betonung, den Schülern den Wert eines Weltbijrgerbewusstseins und religiöseToleranz zu vermitteln. „Es gibt hier hunderte weitere anerkannte Schulen“, teilt Herr Gandhi, 66, mit, der die Schule mit seiner Frau, Bharti Gandhi, imjahr 1959 gründete. „Daher haben wir niemals damit gerechnet, die größte Schule der Welt zu werden Oder jemals darauf ausgerichtet zu sein, erzieherischesWeltbfirgertum zu vermitteln.“

Mehr als 25.000 Schüler

1999 waren an der CMS,

Wie die Schule allgemein genannt wird, 22.612 Schüler an gemeldet. Damit wurde sie in

der Ausgabe 2000 des Guinnesbuchs der Weltrekorde als die Schule mit der höchsten Schülerzahl gefiihrt. Heute hat die Schule mehr 315 25.000 Schijler in den StufenVorschu16 bis Hochschulreife.

GemziB den Eltern und den Fachbereichen handelt es sich bei den hohen Aufnahmezahlen nicht um einen glücklichen Zufall Oder eine abweichende Grundbedingung, wie z.B. niedrigere Gebiihren als an anderen Schulen Oder einer besonders erfolgreichen Sportmannschaft.Vielmehr hat die CMS aus zwei Grfinden das Interesse der Schijler gefunden: Ihr Rufür eine hervorragende Ausbildung und die charakteristische Systematik in der ethischen Erziehung.

Hinsichtlich akademischer Ziele bedeutet das: CMSSchüler findet man in den Ranglisten der Staatlichen Prijfung stets an oberster Stelle und warden an allen angese [Seite 7]

henen Universitéten und

Colleges ganz Indiens aufgenommen.

Beispielsweise haben im Schuljahr 2000/2001 von den 1 . 192 CMS—Abschlussschiilem bei der nationalen indischen Abschlusspriifung 1.179 bestanden. 1.099 Von diesen erreichten Ergebnisse, die sie in die „oberste Kategorie“ einstuften. Sie hatter] dabei mehr 315 60% richtig, was 313 besonders „ehrenv011“ gilt. 79 AbsolVenten hatten sogar 9000 der möglichen PunktE Oder mehr erreicht. Über das Lernergebnis hinaus bcrichten die Eltern, dass sie ihre Kinder auf die CMS schicken,wei1 die Schüler dort auf einzigartige Weise mit den intellektuellen, ethischen und geistigen Werkzeugen ausgestattet werden, in einer zunehmend globalisierten Welt Erfolg zu haben — einer Welt, in der die Fahigkeiten, mit Menschen aller Religioncn, ethnischen Gruppcn und Nationalitdten umzugehen, zunehmend wichtiger warden.

„Si¢h der Globalisierung stellen“

Die Betonung dieser Aufgabenstellung wird in dieser Schule deutlich. Die Informa



tionsblétter sprcchen V011 „internationalem Austausch und sich der Globalisierung stellen“, während Spruchbfinder und Plakate in den verschiedenen Gebziuden der CMS mitteilen: ,Jedes Kind birgt die M'Oglichkeit in sich, die Welt zu erleuchten“.Andere Spruchbander betonen die Prinzipien der interreligiösen Harmonic und Anerkennung.

„Warum schicken so Vielc Eltern ihre Kinder hier her? Ich glaube, der Grund ist, dass die Eltcrn sehen möchten, dass ihre Kinder gut 51nd“, vctrmutet Herr Gandhi. „Ja,sie 1116chten eine gute Erziehung. Sic erwarten gute Ergebnisse. Und wir gewéhrleisten das. Aber sic möchten auch, dass die Kinder Cine guts Ethik haben. Und wir bemijhen uns, ihnen auch dies zu geben.“

„Die Eltern wissen auch, dass ihre Kinder einer internationalen Atmosphzire ausgesetzt werden,“ fiigt Herr Gandhi hinzu, wobei er fcststellt, dass an der Schule verschiedene i11ternationale Konferenzen stattfinden. Diese behandeln Themen von Musik und Kultur bis Computer und Robotik und ziehen viele Besucher aus Übersee an. „Die Kinder atmen eine Vision ein — eine






















Vision der positiven Globalisierung,“ schlith Herr Gandhi ab. „Dadurch erhalten sic die Chance, später in Positionen zu gelangen, in denen sic dieWelt verändern kcmnen, Ich n16chte,dass unsere Absolventen sich selbst für soziale Veranderungen motivieren können, und damit im besten Sinne den Interessen der Gesellschaft und der Welt in ihrer Gcsamtheit dienen.“

Ein gamer Schulbezirk mit 20 Zweigstellen

Technisch betrachtet ist die CMS weniger ein Schulgebéude 315 ein Schulbezirk mit 20 Zweigstellen, die sich über Lucknow vertcilen. Jede Zweigstelle stellt einen kleinen, eigenstiindigen Campus dar, der gewbhnlich aus einem Hauptschulgebiiude und mehreren Hilfieinrichtungen besteht. Im Durchschnitt sind in jeder Zweigstelle rund 1.250 Schijler untergebracht. Einige der Geliinde wurden speziell für CMS gebaut und die Infrastruktur der Schule ist eine der modernsten unter den viclen Privatschulen Lucknows, wenn nicht gar Indiens. Außerdem sind die Einrichtungen und Gebfiude in qualitativer Aus









































1999 waren an der CMS, wie die Schulz allgemein genannt wild, 22.612 Schüler angemeldet. Damit wurde sie in der Ausgabe 2000 des Guinnesbuchs der Weltrekorde 0!: die Schule mit der höchsten Schilerzahl gefiihrt. Heute hat die Schule mehr 0!: 25. 000 Schüler in den Stufen Vomhule bis Hochschulreife.

An der City Montessori School (CMS) werden besonders die Kanste gefördert sowie Ethik, ein Weltburgerbewusstsein una interreligidse Harmonie. Hier tanzen Kinder der Grundschule des Schulzweigs im Distrikt Gonti Nagar von Lucknow.

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[Seite 8]„Die Kinder atmen cine Vision ein eine Vision derpositiven Globalisierung. Dadurch erhalten sie die Chance, später in Positionen zu gelangen, in denen sie die Welt verändern können. lch möchte, dass unsere Absolventen sich selbst Für soziale Verandarungen motivieren kannen, und damit im hasten Sinne den lnteressen der Gesellschaft und der Welt in ihrer Ge samtheit dienen.“

Jagdish Gandhi Gründer der City Montessori School

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fiihrung sowie Aussehen und Gestaltung eher mit Colleges Oder Universitziten vergleichbar als mit Grund— Oder weiterführenden Schulen.

Ethik und Weltbürgerbewusstsein als Schwerpunkte inspiriert dllld‘l die Bahá’í-Lehren und durch Mahatma Gandhi

Die Schullaufbahn beinhaltet alle herkémmlichen Fdcher, die die Schüler zum Bestehen des staatlichen indischen Abschlusses benötigen. Zusiitzlich wird ein Schwcrpunkt aufdie ethische Erziehung gelegt. An der CMS ist die ethische Erzichung sehr stark an einem Konzept eines Weltbiirgcrtums und eines friedlichen interreligiösen Miteinanders orientiert.

Die Quelle ethischerWert6, die von der CMS gcfdrdert werden,1iegt in den Schriften der Bahá’í—Religion. In ihrem gemeinsamcn Leben wurde das Ehepaar Gandhi stark geprfigt durch die lnenschenfreundlichen Ideen Mahatma Gandhis — ein Einfluss, der Herrn Gandhi zur Gründung der CMS hinfiihrte. 1974 wurden Frau und Herr Gandhi Bahá’í. Seitdem haben sie in zunehmendem M386 die geistigen und sozialen lrinzipicn des Glaubcns in die moralischc und geistige Erziehung an der CMS einflieBen lassen.

Das bedeutet aber nicht, dass den Schülern der Bahá’iGlaube aufgedréngt wird. Es ist tatseichlich so, dass die Schule bemüht ist, die Wertmaßstdbe, die durch alle Religionen gelehrt werdcn, aufrecht zu erhalten und den Glauben aller Schüler und Eltern respekticrt, die auch die religiöse Vielfalt von Lucknow wiedergeben. Dort gibt 65 ca. 70% Hindus, 2500 Muslims und 5% Christen und Sikhs.

„Wir anerkennen jede Religion in unserer Schule,“ berichtet Bonita joel, Leitcrin

des CMS—Bczirkes Indira Nagar und selbst Christin. „In unserer Schule wird keine Religion gelehrt. Es ist eine weltliChe Schule. Aber wir bringen den Kindern bei,jede Religion zu achten.“

Für Frau joel und andere Mitarbeiter an der CMS ist die religiöseVielfalt an der Schule eng verbunden mit der Betonung der Einheit der Menschhcit an der Schule. „Wir glauben, mit diesem die hohen Mauern des Patriotismus einzureißen und eine Hinwendung zu anderen Nationcn und Kulturen zu erreichen,“ sagt Fraujoel. „Wir wissen, dass die SCh Liler mit zunehmender Globalisicrung nicht länger auf ihre direkte Nachbarschaft, Kultur Oder Nation beschriinkt scin dürfen. Sie m Lissen sich der weiten Welt (Sffilen.“

Frau Sadhna Choommani, die Leiterin des CMS—Bezirkes Chowk glaubt, die Ausrichtung aufeine positive Globalisierung und aufreligiöseToleranz helfe den Schiilemn in der modernenWelt effolgreich zu sein. „Unsere Schiilcr haben keine Hemmungen, hinaus zu gehen und mit anderen zusammen zu arbeiten, egal,welcher Religion oder Abstnmmung sie 31nd“, 1116th Frau Chooramani, die 38Jahre alt und Hindu istl „Sie nehmen die Menschen an, wie sie sind. Das Gefijhl eins zu sein mit der Menschheit ist tiefin ihnen verwurzelt.“

Wirkung auf Harmonie und sozialen Frieden in der Stadt Lucknow

Frau Chooramani glaubt, die andauernde Unterstiitzung von Toleranz und Einhcit habe den allgemeinen Sinn für Harmonie in gesamt Lucknow gefdrdert. A15 1992 nach der Zerstörung der Babri Moschee in der Stadt Ayodhya durch Fundalnentalisten in Vielen stfidtischen Zentren Unruhen ausbrachen, wurde Lucknow von schwerenAufstiinden verschont. Lucknow ist wcithin

als friedvolle Stadt bckannt. Mit seiner großen Schülerzahl und dem umfangrcichen Engagement der Eltern leistet CMS sicher einen großen Beitrag zu diesem Sinn für Friedfertigkeit in Lucknow, meint Frau Chooramani.

„Die Bewohner von Lucknow begreifen schrittweise, dass disses Konzept der Einheit der Menschheit der einzige Weg ist, über den wir zu Harmonie und Friedtn und einer besseren Art des Lebens vorankommen könntn.“ Frau Chooramani organisitrte 1992 wahrcnd der Ayodhya—Krise ein Nachbarschaftstrcffen und appellierte daran, gelassen zu bleiben. „Ich sagte ihnen, dass es keine Religion gebe, die diese Form der Gewalt lehre,“ sagte sic,

Friedensmarsch der Schüler:„Es gibt nur eine Menschheit.“

Anderc Zweige von CMS organisierten in dieser Zeit dhnliche Treffcn und Aktivitfiten, und die Schule als gesamtc‘s organisierte einen Friedensmarsch. „Es warcn hunderte von Kindern, die mit einem Banner Inarschierten, aufdem stand: Es gibt nur einen Gott und eine Menschheit.“, berichtet Frau Bharti Gandhi, die Gesamtleiterin der CMS ist. „Und zu dieser Zeit gab es keine Opfer in Lucknow, 0bwohl an andercn Orten Moslems Hindus umbrachtcn und Hindus wiederum Moslems.“

Die Schule versucht ihre internationalen Ideals nicht nur wlihrend des normalen Unterrichts einzubringen. Sic organisiert, wic bereits crwzihnt, internationale Konferenzen. An einigen der größeren Schulniederlassungen ermöglichen cs hotelähnliche Gebéude und Verpflegungseinrichtungcn, solcheVeranstaltungen kostengfinstig anzubieten. Mittlerweile ist die Schulejzihrlich Gastgeber mehrererVeranstaltungen wie z.B. „Macfair

[Seite 9]International“, cincr Mathematik— und Computcrmcssc, ..Cclesta International“, cincm interlmtionalcn Musik— und KulturfcstivaL „International Astronomy Olympiudc„, .,Scic11cc Olympiudc“ für Muthcmatik. Computer und Robatik. ..Intc1‘nutionul Schoolto—School Experience Exi Change". eincr Mcssc zum Erfahrungsaustausch v01] Schu1011.0derdcm nChildren‘s luv ternntiona] Summer Village Camp„. cincm Smmncrmmp. Imjahr 21M) war man (?nxtgc bcr noun solcher Ercignissc.

Eigene Abteilung zur Erforschung, Entwicklung und Einführung neuer Lehrmethoden

Die Schulc bcmiiht sich gulch um Wcitcrcnt\\icklung ihrcr Erzichungs— und Ambildungsmcthodcn. Es wurdcn vcrschicdcnc ManagementVcrfllhrcn cingcfiihrt. wie 2.13. Qualitiitszirkcl. die die Emrbeitung und Vcrbesserung IltllC‘l ldccn Rirdern. Es gibt einen cigcncn ,.Ent\\icklungs~F1Ligcl‘fl cincr Gruppc V011 25 An

restclltcn, die sich ausschließ ’1

id] mit der Erfbrschung, Ernrbeitung und Implementie rung ncucr Lchrmcthodcn ;m der CMS bcfllsscn. lhbci sicht sich die (huppc nach ncucn (icdankcnunslitzcn sowohl in lndicn als auch in chrscc um.

Die Eltcrn xind von der Murschrichtung.die dic Schulc cingcschlagcn hut. nngcmn. I )ic Schtllcrzuhlcn stcigcn jiilnlich

m. In dicscnylnhr sind cs 25.172.

,.Es gibt cinigc S(hulcn, die eine: gutc Ausbildung unbictcn. Abcr dicsc gcht noch cincn Schritt wcitcr. indcm sis sich um dds Bcstc bellliiht für lcrsémlichkeitscntwicklung, gun: ukadcmischc Ausbildung und cthischc Wcrtc“, bcstiitigt MunojAgr;1w;11.ci1135—jiihrigtr Ingcnicur, der zwei Kinder an der (3M5 hat. .,Sic holen dax Bests aux den Kindem. Ihnen wcrdcn Chancel] und die richtigc Ermutigung gegebcn“ ergiinzt seine Frau Deepm

Aktive Einbeziehung der Eltern

Die Agrawals und Viclc andere Eltern lobcn auch die Bemtihung der Schulc um sine enge Bezichung zwischen Lehrcm und Eltcm. Die Lehrcr sind auflgctbrdert, rcgclmliBig Hausbesuchc zu machen und die Eltern \Vcldcll zur

chrlmhmc v01} Autgnbcn ;m

der Scllulc cinguladcu ,.l);1durch cntwickclt sinh cinc Art \‘011 Harmonic zwischen Lehrcrn und Eltcm". cmpfindct Frau Agunval.

()m lrakcsh Patel. sin 32 jalnc alter Landbcxitzcr Lmd L;111d\\rirt;1us den] 39“ Kilometcr cntfcrnten Bczirk Kaimur war so an der Aufimhmc seincs Solms an der CMS intercssicrt, dnss cr 111it semen Schwicgcrcltcrn mach Lucknow umzog 7 0111 Vorgang, der véillig gcucn dic Traditioncn

’1

verstbfit. Er und seine Frau Sunitn cntschieden sich für die (EMS wcgcn ihres gutcn akudcmischen Rufs, der hohcn Bindung zwischen Lchrcrn und Eltern und der starkcn Bemiihung um tthsichc Erzichung.

,.Dic moralischc chiihung ist cin Pluspunkt,“ bceriftigt Hcrr Pntcl, dcsscn ncquiihrigcr Sohn mm schon SJahrc aufdic (IMS gcht. „Wir sind em Land in dem Religion Lmd Iolitik gctrcnnt sind und dic Bildung cigcnstlindig Vcmnltctcr Ortc nimmt in Indiel] zu.Wir \piircn CILIhCI',dLISS einc rcligionstolcmntc (lcscllschafi wichtig ixt. Und ktlliSL‘hC \X/crtc sind in dicscm matericllcn Zcitaltcr scllr wichtig.“ I



Die City Montessori School ist mit heute mehr 0/5 25.000 SchL‘i/em laut Guinnes—Buch die grbjite Schu/e der Welt. Hier eine Morgenversamm/ung in einem der Schulhbfe.

„E: waren hunderte van Kindem, die mit einem Banner manchierten, auf dem stand.- Es gibt nur einen Goff und eine Menschheit. Und zu dieser Zeit gab es keine Opfer in Lucknow, obwohl an anderen Orten Moslems Hindus umbrachten und Hindus wiederum

Moslems.“

Bharti Gandhi GrUnderin der City Montessori School

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Erziehung zu Werten als Schliissel fiir nachhaltige Entwicklung

LUBOKA NAI) H VLTAVOU,T5C}1Cchische Republik Ein grolflcr Tcil der Vor I/Vmz das internationalc Forum Umwelr

cliff den lwvorsrc/zen TSCHECHIEN WW“


Teilnehmer der 5. Konferenz des International Environment Forum an der Townshend International School in Tschechien.

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£112fi’lflir Hac/Ihaltlge Entwicklzmg schaur, siclzt es (fr die „5atgffm“ Themen wic „ Wissm, I/Verte 14ml Erzie111mg“ als I/Vcr/ezeugc, um das (’(finrierlic/zc Engagement flir die Durclgfi'ilzrng der Agenda für Hadl/m/ngc Enthr/clzmg umzu SCTZC’II.

bercitungsarbciten für den in diesem Juhr stattfindcnden Wcltgipfc‘l für nachhaltigc Entwicklung konzentriert sich 1111f politischc, tcchnischc und finanzielle Details, um die Welt mehr mit dchision eines umweltfi‘eundlichen wirtsclmftlichen \X/ohlstandes in Einklang zu bringcn. der beim Erdgipfél 1992 in Rio de janeiro skizzicrt wurdc.

Mit der weitgehcndcn Einigkeit. dass die i111juhrc 1992 festgelcgtcn Zielc nicht crrcicht worden sind, gcht die Diskussion jetzt bci dcn Vercintcn Nationen und unter den vcrschicdencn larmem hauptsiichlich umThcmcn wic „zeitgcbundene Aktioncn“, .,g1‘cifbare Ergcbnisse“ und konkrctc Mafinnhmcn, wenn sie sich auf spczifische Aspek te wic Schuldenerlass. Handel, Tech11010gictransfcr, Frischwasserrcssourcen, Atomcnergit. Klimawechsel, Wüstenbildung. Konsumvcrlmltcn und die Ausrottung V011 Armut stützen.

Im Oktober schlugjedoch cine klcinc Gruppc von Um\\eltcxpcrten ganz bcwusst einen anderen “kg cm, indem sie unalysierte, wic man der Mcnschheit helfcn kann, sich nachhnltig zu iindern. Ihr Schwcrpunkt lag dnrin zu untcrsuchen, wie dic Cher “sanften“ Themen wic „Wisscn, Wcrtc und Erzichung“ mit dcm Erreichen dcs Engagei mcnts und Handclns 1111 Zusammenhang stchen. dis zur Umsctzung der Agenda für nachhaltigc Entwicklung auflokalen nationaler und globulcr Ebcne crfbrderlich sind.

Die Gruppc, das Internationale Forum Umwelt (IEF), ist eine Nichtregierungs [Seite 11]organisation, die sich hauptseichlich aus Bahá’í aus der ganzen Welt zusammensetzt, die sich auf nachhaltige Entwicklung spezialisiert haben Oder daran interessiert sind. Das vor fijnfjahren gegründete IEF untersucht nicht nur technische und wissenschaftliche Lösungen für Umweltprobleme, sondem auch den potentiellen Nutzen gesellschafilicher, kultureller und geistiger Einsichten.

Bei derVeranstaltung handelte es sich um die fiinfte internationale IEF—Konferenz, die V0m19.— 21. Oktober 2001 in Sijdbéhmen an der Townshend International School stattgefimden hat. Etwa 20 IEFMitglieder trafen sich dort, Dutzende anderer nahmen über das Internet teil, DasThema der Konferenz lautete „Wissen,Werte und Erziehung fiir nachhaltige Entwicklung“.

„Wenr1 auch, zumindest in einigen Regionen, ein großer Fortschritt bei der Umsetzung der Vereinbarungen von Rio und der Agenda 21 erzielt wurde, ist es klar, dass die Regierungen und Völker derWelt kein ausreichendes Engagement zur Durchfiihrung k13rer Schritte auf dem Wag zur Nachhaltigkeit gezeigt haben“, sagte Arthur Dahl, Président des IEF. „Dicse Situation erfordert ein ernstes Nachdenken über die Grfinde für disses fehlendc Engagement, indem man über die üblichen Antworten der fehlenden Ressourcen Oder mangelhaften Strukturen des Anreizes usw. hinausgeht, um die Grundlage der menschlichen Gesellschaft zu untersuChen.“

Das Drcitage—Programm enthielt auch eine Ansprache von Professor Bedrich Moldan von der Charles University, dem ehemaligcn tschechischen Umweltminister, sowie Cine Reihe von Reden der IEFMitglieder und sehr Viel Interaktion unter den Teilnehmern zu den vorgetragenen Punkten.

Am Ende kamen die Teilnehmer zu dem Schluss, dass die sanfterenThemen derWerte und Erziehung in der Tat die technischen und wissenschaftlichen Themen, auf die man sich normalerweise hinsichtlich nachhaltiger Entwicklung bezieht, entscheidend erg‘énzen, mehr noch: Sic sind unumganglich für den Erfolg der Ziele der Nachhaltigkeit.

Ein Umweltwertesystem festlegen und fardem

In einem Einfijhrungsvortrag unter dem Titel „Wissen und Indikatoren für nachhaltige Entwicklung“ sprach Prof. Moldan dieVorsthlung an, eine Art Umweltwertesystem mit einem „globalen ethischen Minimum“ zu Rirdern Oder festzulegen.

„Nachhaltige Entwicklung bedeutet Vieles für eine Vie]zahl von Menschen, und das ist das Problem“, sagte Prof. Moldan, welcher im Friihjahr diesen jahres den Vorsitz der Kommission der Vereinten Nationen fijr nachhaltige Entwicklung hatte. „Eine Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu lösen, ist es, einige Ideen herauszunehmen, denen alle Menschen zustimmen können, seien es Bankexperten aus der Schweiz Oder Inselbewohner von Tonga usw.“

Dr.Dah1 entwickelte dicse Idee in seinemVortrag „Werte als Grundlage für nachhaltiges Verhalten“ weiter, indem er ausfiihrte, dass die Schwiche in den Bemühungen, nachhaltige Entwicklung zu erreichen, in der Umsetzung liegt. Ergebnisse in der Praxis kcmne man am besten erreichen, wenn man die Werterolle als Verhaltensdeterminante versteht.

„Es gibt einen Mangel an politischcmWillen aufRegierungsebene, einen Mangel an Anreizen auf dem privaten Sektor und einen Mangel an ausreichendem Willem, dasVerhalten des Einzelnen zu 5m dern“, sagte Dr. Dahl, Direktor des KorallenrifliProgramms dcs Umweltprogrannns derVereinten Nationen (UNEP). „Nachdem Motivation 56hr eng an Wertc gebunden ist, ist es die Sache wert, die Rolls zu untersuchen, welche die Werte bei der Erzielung eincr besseren Nachhaltigkeit spielen können.“

Um Nachhaltigkeit zu crzielen, sagte Dr. Dab], miisscn verschiedene Arten von Werten in Betracht gezogen werden: Werte hinsichtlich der Mitmenschen, derWert, der an materiellen Dingen und am Verbrauch hingt, dieWichtigkeit, die man der Umwelt einréumt, und der Sinn des Lebens.

Wenn man beispielsweise den Sinn des Lebens 215 die Erfüllung der individuellen materiellen Bediirfnisse definiert, werden sich die hieraus ergebenden Werte sehr deutlich unterscheiden von denen höherer humanistischer Ziele, wenn man also den wahren Sinn des Lebens als die Erlangung geistiger Eigenschaften definiert.

Werte - der fehlende Bestandteil

„Wertt: Oder die Anwendung geistiger Grundsiitze, sind bei den meisten Anszitzen nachhaltiger Entwicklung der Fehlende Bestandteil“, sagte Dr. Dahl. „Mit großartigen Erklzirungen und detaillierten Aktionsplanen kommt man nicht wcit, selbst wcnn sie V011 allen Regierungen genehmigt sind, wenn die Menschen nicht motiviert sind, diesc in ihrem eigenen Leben umzusetzen, und wenn die Institutionen für deren Durchfiihrung nicht verantwortlich gemacht werden.“

Das Spannende daran, über Nachhaltigkeit unter dem Werteaspekt zu sprechen, ist das Potential, selbststeuernde menschliche Systems zu schafl fen, die Cine nachhaltigcre und somit stets vorantreibende Zi


„Es ist klar, dass die Regierungen und Völker der Welt kein ausreichendes Engagement zur Dunhfühnmg klarer Schrlfle auf dem Weg zur Nachhaltigkelt gezelgt haben. Diese Situation elfordert ein ernstes Nachdenken über die Gründejiir diesesfehlende Engagement, lndem man über die iiblithen Antworten der fehlenden Ressourcen oder mange!haften Strukturen des Anleizes usw. hinausgeht, um die Grundlage der menuhlichen Gesellschaft zu unter suchen.“

Arthur Dahl Président des lEF

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[Seite 12]„Nachhaltige Entwicklung bedeutet vielesFür eine Vielzahl van Menschen, und das ist das Problem. Eine Möglichkeit, diese Schwierigkeit zu Iiisen, ist es, einige Ideen herauszunehmen, denen alle Menschen zustimmen kannen, seien es Bankexperten aus der Sthweiz oder lnselbewohner von Tonga

usw.“

Prof. Moldan

VorsitzenderderUNKommission f. nachhaltige Entwicklung


SchU/er der Townshend International School bereicherten das Programm u.a. mit einem Tanzworkshop und einem themenbezogenen Theaterprogramm.

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Vilisation schaffen“, sngtc Dr. Dahl. „DerWeltgipfel für und haltige Entwicklung sollte die56 Dimension in seine Agenda mit aufnehmen.“

Victoria Thorcsen, dercn Arbeit in der Entwicklung von Lehrpliinen über nnchhaltigc Entwicklung in Norwcgcn bestcht, hielt eineantmg fiber ,.Erziehung: Einschriinkung Oder Katalysutor für nachlmltige Enmicklung.“ Ihr Hnuptpunkt war. dass Erzichung schon immcr der Schliisscl bci der chrtmgung gcscllschafilicherWerte sei 7 und dnssjcdc Bcmiihung zur F(ndemng cincr Anderung in Richtung nacllhaltigcrcr Wcrtc dic Erzichungssystcmc bcrücksichtigen miissc.

„Erzicl1ung kommt in der modemcn Gcscllschatt in verschiedencn Bcrcichen vor“, sagtc Dr. Thoresen, Assistenzlrofcssorin an der Hochschu1c Hcdmark in Norwegen und IEF—Mitglicd. „Familien, Kirchen, Schulen und Politik ha ben kein Monopol am Sozialisicrungsprozcss mchr. Kommerzicllc Interessen, Massenmedicn Lmd lrivntorganisation lmbcn sich mit vollcr Kraft in den Knmpfgcstiirzt. Sic wiihlcn Wcrtc und cntwikkcln Normcn, stellcn Wissen vor und stinlulicrcherhaltensmuster und Lebensartcn auf

gcnauso ctfl‘ktive, \VC‘III] nicht Iloch cffcktivcre Weiss 315 die Soziulisicrungsprozesse, die zu Huusc und an den Schulcn stuttfindcn.“

Curricula Für praktisches nachhaltiges Handeln entwickeln

Dcrzcit tcndieren die Erzichungssysteme laut Dr. Thorcscn eher dazu sich mit der Übertragung dcs kulturcllen Erbes zu beschiiftigen 315 die Lernenden auf das Funktionieren in der Gegcnwart und der Zukunft vorzubereiten. Sic tendieren auch dazu, nationale und regionale Perspektiven zulasten globaltr lcrspektiven darzustellen.sich mit Abstraktionen undThtoric zu befassen ohne diesc in nusrcichendem M2186 gulf die Alltagscrfilhrung dcs Lcmcnden zu beziehen, iiuBcrst themenspezifisch zu scin und dnbei weitestgchend die Wechsclbc zichung V011 Prozessen, Syste men und Informationen zu ignorieren und schließIich Cher zum Konkurrenzkampfanstatt zur Zusammenarbeit zu ermutiger].

Erzieher. die Vcrsuchen, Erziehung aufder Grundlage V01) Warren zur nachhaltigcn Entwicklung zu lehren, arbeitcn laut Dr.Thoresen als Alternati ve mit den folgcndcn Zielen und Richtlinien:Anerkcnnung neuer Muster kognitivcn Verstzindnisses und moralischer Entwicklung untcr den jctzigen Kindern, Bewusstscin für das dringendc Bedtirfnis von Kindern und jugtndlichen, ihre eigenc Identitiit und den Sim) ihrc‘s chens zu kliirtn und zur Errcichung holler, sclbstloscr Zielc motivicrt zu scin, die Wichtigkeit, Kindern und jugendlithen zu hclfcn, Einsichten in die lrozcssc und Systcme zu gewinncn, die hinter diner nnchlmltigen Entwicklung1icgcn,und dchert dc‘s Lcmcns, wic man Informationcn findet, sortiert und nnwendct.

Kinder :u umweltbewussten Verbrauchern erziehen

„Schulcn hnbcn zusammen mit Eltern und religiösen Gruppcn die Verantwortung, che zu filldtll,11111 die Schüler zum Nachdenken über ihre Identitfit und den Sinn des Lebens anzuregen“, sagte Dr. Thoresen. „Schulen stehen der Herausforderung gegenüber, Konchte des Weltbiirgcrtums zu lehren undVerhalten zu ermutigen, welches die Welteinheit begfinstigt. Sind die vermarkteten Lebenswcisen lebensfiihig, sinnvoll und moralisch haltbar? Tragen sie zu nachhaltiger Entwicklung bei? Kinder und jugendlichc zu kritischen, umwcltbewusstcn Verbrauchern zu befiil1igen,ist ein Betrag zur „Humanisicrung“ von Entwicklung. Individuelle Bediirfnisse miisscn hinter kollektivcn Bcdiirfnisscn der Mcnschhcit zurückstehen.“ Sic vcrtrzlt die Auffilssung, dass die Wertc Lmd Prinzipien des Bahá’í-Glaubcns ebenflllls zu cincr solchen Beflihigung bcitragcn kiinnten.

Virtuelles Netzwerk

Aufgrund dfir Vorstcllung, dass die wahre Stiirkc des IEF

[Seite 13]in seiner Netzwrrkfit higkeit und dcm Idecnaustuusch licgt, wurde viel Zcit wiihrend der Konfercnz fiir eine allgcmcinc Bcsprechung der VOP gcstclltcn Thcmcn Vt‘l W’t HdL’f.

,.Es war 111it nur ctwn thTcilnchmcrn sin vcrglcichswcisc klcines Treffcn. aber die lriisentltionen und Diskussionsbeitrligc schiencn mjr auf cincm 56hr hohen Nivcnu zu sein“, sagtc Fricdo Zélzer, Akademischcr Direktor der Townshend International School in der Tschechischen Republik, an welcher die Konflsrenz stattfimd.

Zu den Teilnchmcrn gchbrten Forscher, Lchrcr, Studenten und Expertcn nus ci11erVielzahl von Disziplincn und Praktiktr nus dem (?cbicte der Umwelt und nuchhaltig6 Entwicklung. An einigcn Veranstaltungen nnhmcn uuch die Schüler und Lehrcr der Townshcnd School tei]. Die Schulc gestaltcte die Abendi programmc, cinschlicBlich Musik,T;1112\\'0rkshop und eine Thcntcrauffiihrung zu cincm Umwcltthcnm. Dichwnshcnd School wurdc 1992 315 private Initiative cinzclncr Bahá’í gegriindct. l)ic offizicll zugclassens Schulc bictct Unterricht v01) der 8.1m 13‘ Klnssc an und hat (:1‘ 125 Schiilcr.

All dcncn. dic nicht in die Tschcchischc Republik kommen kunntcn, wurdc eine elektroniscthcrsion der K011tbrc11z Jngcbotcn. DicTeilnehmcr crhicltcn per E—MailVorabvcrsionen der vorgetragenen Ablmndlungcn und Zusammcnfhssungen der Diskussioncn und waren 50 in der Lage, ihre Stellungnnhme zum Verlescn bei der Konferenz einzurcichen.

Peter Adriance. ein IEFA Vorstandsmitglied, der aus der

Fcrnc tcilnahm. saga: dass die Organisation bcwuxst nls Virtucllcs internationalcs Nctzwerk strukturicrt w;1r.„l)icse Art V011 Organisation wiirc vor wenigen jnhrcn noch unmöglich gcwcscn, abcr die Einfiihrung dcs Internets hat dies 1116g1ich gcnmcht“,sagtc HcrrAdriance, der nls NGO—Vcrbindungsperson für die Bahá’í dchercinigttn Stauten mit Schwerpunkt aLlf Themen der nachhaltigen Entwicklung fimgiert. „An der letztjfihrigcn IEF—jahIcstagung beteiligten sich zum Beispic‘l 85 registrierteTeilnchmcr — über 60 von ihnen nus Liber 3U Landern iibcr dds Internet.

Ein weltweites Nettwerk von Bahá’í Für Umwelt und Entwicklung

„Der gauze Sinn und Zweck dcs IEF ist es, cincn Diskurs darüber zu Rirdern, wie die Bahá’í—Lchrcn bci der Lösung von Problcmcn dcs Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung cingcsetzt wcrdcn ké'mncn“. sugtc HcrrAdrinnce. ,.Vicle um um arbeiten bcruflich 3qu dicscm Gcbict. anderc \Vicderum nicht. nbcr \\ir kémncn dcn noch voneinander lcmcn und

unscrc Projektc Lmd Programme miteinander nustnuschen. Dies ist auch cin Weg. um dJS Bewusstscin bezüglich Umi weltfi'agen in der Ballfi—(Ecmeindc zu flirdern — und in der Gcmcindc insgcsamt eine Umwcltcrzichu11:2y vomnzm bringcn.“

l7)r.Th<)rcscn,scit 199‘) [EFMitglicd, gluubt, duss dic Gruppe auch cincn Einfluss aufdie Entschcidungsfindu11g nufinternationnlcr Ebcnc hnbcn kann. .,Andc1‘ung ist schon immcr in klcincn ()ruppcn initiicrt Lmd dam] vcrbrcitcr wordcn. damit auch anderc davon crfilsst \Vcrdcn‘fl sagtc Dr. Tlmrcscn.

..In der modcmcn Gesellschaft sind Transparcnz und Wisscn iibcr Entschcidungsfindungs—lrozcssc und —Systemc gcmuso wichtig wie Zahlcn, wcnn Intercssmgruppen oder Lobbyisten sich für ihre Anlicgcn (§ellé51‘ verschaffen 1116chtcn. Dds IEF weiß, wic man im Netzwerk zusammennrbcitct, wie man herzlichc Bezichungcn zu zentralen Persönlichktitcn schaffi und, wiC 1mm den Kontakt zur Basis aufrccht erhlilt, auch wcnn es nur \venige Mitglicder hat.“ I





Mitg/ieder des International Environment Forum (IEF) Irma Allen (links) aus Swaziland und Arthur Dah/ aus der Schweiz. Irma Allen wurde im Jahr 1988 von UNEP in den Kreis der „G/oba/5oo“f(jrihre umweltbezogenen Leistungen aufgenommen. Arthur Dahl, der Prdsident vom IEF, arbeitet als Direktor des Korallenrfi-Programms von UNEP.

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[Seite 14]Dr. Faramarz Ettehadieh in seinem BUro am Hauptsitz derlmperia/ Finanzgruppe in Linz, Osterreich.

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éfeht im Mittelpunkt:




Kann man ein Finanzimperium auf geistigen Prinzipien errichten?

Fammarz Ettehadieh baute in Europa eine Privatban/e und eine

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gruppe au , die znsbesondere

Kleinanlegem Zugcmg zu den Vorteilen der Globalisiemng ver schcflen will - und die Überschusse fur Bildungsprojelete in Entwicklungslcmdem einsetzt.

INZ, Csterreich — Er war nicht mittellos, aber ebenso wenig war

Faramarz Ettehadieh ein ReiCher wie man 65 sich vorstellt als er in den frühen 1970erJahren die Finanzgruppe Imperial griindete, ein Unternehmen, das in den 8()er und 9061“ Jahren zu einem facettenreichen Unternehmen wuchs und weihrend der letzten 3O Jahre cine Investitionssumme von über 1,1 Milliarden Dollar verwaltet hat.

Sein Hauptkapital bestand aus einer Idee. Der junge iranische Einwanderer hatte einen Weg gefunden, für Ostetreicher eine neue Investitionsmöglichkeit zu schaffen, die es einfachen Leuten erlaubte, gemeinsam in Grundbesitz zu investieren, ohne endlosen Papierkram bewéltigen zu müssen.

In anderen Laindern kennt man dies als Immobilienfonds.

Aber in Osterreich war die Idee unbekannt und wurde als undurchfi'ihrbar angesehen wegen des komplizierten Systems des Grundbesitzrechts in diesem Land.

Die Vision vermitteln, class das Unmögliche doch maglich ist

Dr. Ettehadieh ignorierte diejenigen, die sagten, seine Ziele seien unerreichbar. „Mein ganzes Leben lang haben Leute, was immer ich auch machen wollte, gesagt, class 65 nicht klappen würde, wegen dieses Oder jenes Hindernisses“, sagt Dr Ettehadieh, „Sie denken, man kann etwas bestimmtes nicht tun, nur weil sie es sich nicht vorstellen können. Man muss eineVorstellung haben, wenn man etwas erreiChen will und man muss die Féhigkeit haben, anderen dieseVorstellung Zu vermitteln.“


[Seite 15]


Mit dem Geld vieler Kleininvestoren und rund 2500 D01lar in Hinden, die er selbst

durch den Verkauf von Versicherungen verdient hatte, begann Dr. Ettehadieh sein erstes Projekt, indem er ein unbebautes Stück Land im Herzen dieser im Norden Osterreichs an der Donau gelegenen Stadt kaufte und erschloss, ein Gel'énde, das ausgebombt war und seit dem 2.Weltkrieg brach lag.

Auf diesem Land baute er 1974 ein achtgeschossiges Biirogeb'éude. Heute ist es der Hauptsitz der Finanzgruppe Imperial. Und von diesem Hauptsitz aus überblickt Dr. Ettehadieh ein umfangrciches Finanz— und ImmobilienInvestmentunternehmen, welChes das Geld von etwa 50.000 Investoren verwaltet, acht Hotels in Osterreich und Italien betreibt und über 70 kleine Einkaufszentren in Osterreich, Deutschland, Ungarn, Italien und Spanien verwaltet.

„Er ist sehr innovativ und dynan1isch“,sagt Peter Muzik, Chefherausgeber des „Wirtschaftsblatts“, das heute die einzige tiiglich erscheinende Finanzzeitung in Osterreich ist — und 1995 von Dr. Ettehadieh mic begründet wurde, „Er ist in FinanzangclegenhCiten sehr kompetent und hat Viele ganz neue Arbeitsfelder entdeckt.“

Dr. Ettehadieh seinerseits schreibt seinen Erfolg dem Festhalten an einigen einfachen Verhaltensregeln zu, die er aus den geistigen Prinzipien der Bahá’í—Religion abgeleitet hat.

„Am Ende des Tages, wenn man alles durchdacht hat, sind da einige Prinzizpien, die, wenn man ihnen folgt, langfristig Erfolg sichern werden“, sagt Ettehadieh. „Und wenn man ihnen nicht folgt, wird

man langfristig keinen Erfolg haben.“

Nach Ettehadieh reduzieren sich diese Prinzipien aufdie einfachen Tugenden, die jede Religion gelehrt hat, und die heutzutage besonders in den

Lehren der Bahá’í—Religion betont werden. Sie umfasscn insbesondere die Bedeutung abso]uterVertrauenswürdigkeit und das Ideal, Dicnstbarkeit bei allen Bemühungen über Eigeninteressen zu stellen. Das Verstsindnis für die Einheit der Menschheit und die Idee der Gerechtigkeit, Wie sie in den Bahá’í—Lehren zum Ausdruck gebracht werden, waren ebenfalls Leitlinien bei seinen U11ternehmungen, sagt er,

Die erste Idee, einen Grundstficksfonds aufzubauen enstand beispielsweise unter anderem aus seinemVerstiindnis der Prinzipicn V011 Gleichwertigkeit und Gerechtigkeit, was ihn dazu fijhrte, intensiv darüber nachzudenken, wie man stabile und trotzdem profitable Investitionsmöglichkeiten fijr normals Burger schaffen könnte.

„Für firmere Oder sogar Angehérige der Mittelklasse gibt 65 fast keine Möglichkeit,




Land zu kaufen Oder andere Mdglichkeiten des Grundbesitzes“, führt er fort. „Aber bei der Art von Grunderwerb, wie wir ihn betreiben, können die Menschenjeden Monat einen kleincheil ihres Einkommens zur Seite legen und so über einen Zeitraum von 20 bis 30 jahren eine namhafte Summe in einem soliden Investment anlegen.“

Dienen als langfristig auch akonomisch erfolgreichere Prinzip

Ettehadieh war bestrebt sicher zu stellen, dass diese Investitionen den gréBtmöglichen RiickfluB bieten, indem er sich auf ein anderes geistiges Prinzip beim Aufbau und derVerwaltung dieses Besitzes konzentriert hat: auf das Prinzip des Dienens.

„Viele Unternehmen glauben, dass Profit das Hauptzie] sei“, sagt Ettehadieh. „Und

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„ Viele Unternehmen glauben, dds: Profit das Hauptziel sci. Und kurzfristig klappt dds manchmal auch gun: gut. Aber unser Ansatz war as auch immer, den Dienst am Kunden zu unserem Hauptziel zu machen. Und dann die Profitabilité't als Indikator daflir zu nehmen, dds: wir den Lenten gut ge dient haben.“

Faramarz Ettehadieh Gründer der Imperial Finanzgruppe

Dr. Ettehadieh vor dem Hauptsitz der Imperial Finanzgruppe. Von diesem Ausgangspunkt aus baute er unter anderem 7o Einkaufszentren und 8 Hotels.

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[Seite 16]

„Im Gegensatz zu vielen anderen Entwicklungsorganisationen, in denen der Narden dem Süden sagt, was gut Für ihn ist, finanzieren wir nur solche Projekte, bei denen auch Minna! und Frauen aus dem Süden um Rat gefmgt warden. Das ist der wesentliche Aspekt der ldee eines Kumtoriums, dds sich nus Mitgliedern aus beiden Teilen der Welt zu sammen setzt. “ Faramarz Ettehadieh

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kurzfristig klappt das manchmal auch ganz gut.Abcr unser Ansatz war es immer, den Dienst am Kunden Zu unserem Hauptziel zu machen. Und dann die Profitabilitiit als Indikator dafijr zu nehmen, dass Wir den Lenten gut gcdicnt

haben.“

ÜbernPunkte-WEhrung“ zum Teilhaber an Hotelkette werden

Das System der TimeSharing—Hotcls von Imperial, die untcr dem Nmncn „Club Cordial“ 13ufen, ist ein Beispicl dafür, wie die Konzcntration aufdas Dienen zum Erfolg fiihrcn kann, sagt Ettchadieh.

TraditionelleTime—SharingProgramme erfordern es, dass die Lcutc einen bestimmten Zeitraum kaufcn. Solche Progr;1mme,die sowohl als Investment als auch zur Reduzierung der Ferienkostcn vermarktet werden, wurdcn 0ft kritisiert, weil sie die Kunden manchmal in eine Luge bringen, in der sis 211 immer der selben jahreszeit an immer den gleiChen Ort ,fahren müssen.

Club Cordial erlaubt es dagegen den Kunden, „Punkt6“ zu kaufen und zu sammeln, anstatt ein Anrecht an einer bestimmten Wohneinheit zu einer festgelegten Zeit zu habcn. Auf diese Weise ist der Kunde/Investor mehr 61116 Art Teilhaber am Hotelbetrieb.

„In Europa ist disses System absolut einmalig“, sagt Ettehadieh und crkliirt, dass diese Idee aus dem Wunsch heraus entstand, den Kundcn an die erste Stelle zu setzen. „Bei anderen Time—SharingSystemen kann man zwar 2.15. Punkte kaufen, aber keine Ameile kumulicrcn.“

Unternehmertum in einem Teppichgeschift gelernt

Ettehadich wurde 194-8 in Teheran, Iran, in cinc Familic hineingcboren, dercn chthal ten am Bahá’í—Glauben miitterlichcr— und Viterhcherseits fiinf Gcnerationen zurückreicht. SeinVater, ein Chemieprofessor an der Universitit in Teherzm, starb 1951 bei einem Unfall, 1957 brachte seine Mutter ihn und seine zwei Schwestern außer Landes.

Nachdem sie sich in Linz niedergelassen hatte, eréffnete Ettchadiehs Mutter ein kleines Teppichgeschéft und verwendetc dafür die Pension ihrcs Mannes. „Wenn Sie wissen 1116Chten, wo mein Sinn für Untemehmertum herkommt, so habe ich ihn wahrscheinlich V011 ihr“, sagt Ettehadieh. „Im Teppichgeschzift meiner Mutter habe ich gclernt, beharrlich zu sein und nicmals aufzugeben. Und meinVcrtrauen in Gott zu setzen und zu beten — dann ergibt sich fijr jedes Problem Cine Lösung.“

Zu der Zeit, 211$ Ettehadieh 1972 seinen Abschluss in Okonomie an der Kepler Universitia't in Linz machte, erlegten die ésterreichischen Gesetze Auslandern Beschrankungcn aut, die verhinderten, dass Dr. Ettehadieh Cine Anstellung bci einer Bank bckmn.Also griindetc er sein eigencs Finanzinstitut aufder Grundlage des Konchtes von Grundbesitzanteilen. Dam] setzte er seine Idce, während er gleichzeitig semen Doktortitel erwarb, in die Wirklichkeit um, indem er sine Gruppe von Anteilseignern zusammfiihrtc, um das Land für 56in erstes Gebéude in Linz zu kaufen.

„Ich hattc disses Grundstiick im Herzen der Stadt gefimden, abcr es gehörtc vielen undjeder sagte, es wire nicht möglich, sie 3116 zusammen zu bringen, um es zu nutzen“, sagt Ettehadieh. „Viele der Eigentiimer batten kleine Streitigkeiten untereinanderAber ich hatte das Prinzip vor Augen, Einheit zu stiften. Und so schaffte ich es, 516 3116 an einen Tisch zu bringen und in Gegenwart eines Notars die erforderlichen Papiere zu un


INZ, Csterreich — Un ter den Anstrengungen,

auf die Dr. Ettehadieh Vielleicht am meisten stolz ist, ist das Two Wings Netzwerk, cine Nicht—Regierungsorganisation mit dem Ziel, Entwicklungsprojekte zu untersttitzen, die sich auf die Ausbildung und Stärkung von Frauen im Süden dechlt konzentrieren.

Das Netzwerk wurde 1996 von Dr. Ettehadieh mit dem Ziel gegründet, den Sinn für die Partllerschaft zwischen der entwickelten und der sich entwickelndcn Welt zu erweitem und wird von einem Kuratorium geleitet, dessen Mitglieder sowohl den Norden als auch den Süden reprisentieren.

„Im Gegensatz zu Vielen anderen Entwicklungsorganisationcn, in denen der Norden dem Süden sagt, was gut fijr ihn ist, finanzieren wir nur solche Projekte, bei denen auch Miirmer und Frauen aus dem Süden um Rat gefragt wurden“, sagt Dr. Ettehadieh. „Das ist der wesentliche Aspekt der Idee eines Kuratoriums, das sich aus Mitgliedern aus beiden Teilen derWelt zusammen setzt.“

Der Name des Netzwerks stammt aus einem Zitat aus den Bahá’í—Schriften, in dem Miinner und Frauen mit den zwei Schwingen einesVogels verglichen werden, und es wird gesagt, dass das V0116 Maß menschlicher Entwicklung unerreichbar bleiben wird, solange nicht beide Flijgel gleich stark sind.

„Wir konzentrieren uns auf Projekte mit langfristigen Auswirkungen“, sagt Dr. Ettehadieh „Und wenn jemand cine gute Ausbildung bekommt, besonders eine Frau, dann gibt ihr das die Macht, das eigene Leben und das der Familie zu iindern.“

Das Netzwerk benutzt auch einige innovative Finanzierungsinstrumente, um in

[Seite 17]Das Two Wings Network verbindet wirtschaftlichen Erfolg mit sozialem Engagement für Entwicklungsprojekte

Zusammenarbeit mit der Partnerbank, einer von Dr. Ettehadieh 1992 gegrijndeten Privatbank, für die Entwicklungsprojekte im Süden Spenden zu sammeln.

Insbesondere bietet die Partnerbank ihren Investoren einen speziellen „TWO Wings Aktienkorb“ an. Der Aktienkorb bietet Investoren die Möglichkeit, ihre Dividende uutomatisch dem Two Wings thzwerk für den Zweck zu spenden, Entwicklungsprojekto im Süden mit Geld zu speisen.

2001 wählten die Laser des Magazins „risC0ntrol“, einer Iublikation fürVersicherungsund FiIlanzdienstleistungsprofis, den Two Wings Akticnkorb zum Produkt des jahres.

,Für den Two Wings Aktienkorb versuchen Wir Firmcn auSZLlwiihlell, die eine lang andauerndc kontinuicrliche Entwicklung hinter sich haben und eine globalc Strategic, die es ihnen crmöglicht, nachhaltig zu sein“, sagt Dr.Etteh;1dieh. „Außerdem mcidcn wir Firmen, die sich vorwicgend mit Rfistungsproduktion beschfiftigen Oder umwcltschfidigcnd arbeitcn.“

Bisjetzt habcn über 1000 Investoren Antcilc am Two Wings Aktienkorb erworben. Etwa 25 Prozent davon habcn sich dafür entschicden, ihrc Dividends Clem Netzwerk zu spenden.Wlihrend der letztcn 6 jahre sind so etwa 300.000 Dollar für das Netzwcrk zusammen gekommen

Disses Geld wurde aufein Dutzend Projekte in der ganzcn Welt verteilt. Insbesonderc lrojckte in Bolivien. Tschad,

China, Kolumbicn, lndicn, Indonesien und Sambia habcn Geld erhalten.

„Von besondercr Bcdcutung ist die Nachhnltigkeit und dieWnchstumsratc dcs Fonds“. sagt Dr. Ettchadich. „l);1 die Dividendc Vicrteljiihrlich ausbezahlt wird. kbnncn die Partner in den Entwicklungsllindern auf koninuiellichc U11terstiitzung über die Illichste Dekade hinweg zlihlcn und sich auf langfristige Irojekte einlassen. Und dieWachstlesrate ist zweistellig, weil die Investitionen und die Anznhl der Investoren zunehmcn.“

Die Partnerbank bietct noch andere Aktienkbrbc an, die sich um verschiedcne geistigc Themcn ranken, so dass sich die Investoren diejenigen Firmen undAktiVitaten aussuchen können, die ihnen wichtig sind. Sic bictet zum Beispiel




















Dr. Ettehadieh und seine Frau Bahieh mit Schu/kindem eines der vom Two Wings Network geförderten Projekte in Kolumbien.

einen Hcalth Care Korb und einen Life—Style Korb an. In allen Füllen können dic Investoren die „Dividendc für Entwicklung“, so einer der Slogans der Bank, spenden. „Wiihrend der letzten 30 jahrc habe ich 75 Länder bcsucht und abgelegenc Gcgcnden und Déltér bereist“. sagt Dr. Ettehadieh rückbhckend glut“ seine lange BesclliifiigL111g mit den] Studium und der Fbrderung sozialer und dkonomischcr Entwicklung im S'Liden der Welt. „Auf der Grundlagc mcincr Bcobnchtungen habe ich crkzmnt, das Viele Entwickhmgsprojckte den Aspekt der Bcrntung mit den Menschen, dencn sie dienen $011611, vermisscn 12185611 Lmd dahin tendieren, wcstlichc Lösungcn zlufizudrlingen.“

„Ich glaube, Class Bildung der Schliissel zu Entwicklung ist“, sagt Dr. Ettehadieh. „Deslmlb unterstützen wir Schulen in Afrika, besonders, wenn sic sich gm Mhdchen wenden, dencn CS 3111 Zugang zu Bildung 111:111gc1t.“

„Als wir den großen Bildungsbedarf und die begrcnztcn Mittel sahen, die im Siidcn vorhanden sind, entwikkeltcn \Vir die ldce, Menschen mit der Absicht, Entwicklung in dtr siidlichen Hemisphlirc zu untcrstützen, zusammen zu bringcn“,s;1gt Dr. Ettehadieh. „Durch die Anwcndung unserer Netzwerk—Fiihigkeitcn im Bcrcich der Finanzdienstlcistungcn vcrsuchen wir Lmscre Mittel zu verviclfiuhcn.“ I

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Die von Faramarz Ettehadieh gegrUndete NCO Two Wings Network vergibt jedes Jahr den „ Two—WingsPreis“. lm Jahr 2000 war Kar/heinz Bcihm (oben links) der Preistrdger.

„ Wir wollten Informationen verbreiten, dieFür den Laser nützlich sind. Wir wollten keine überflfissigen Informationen verbreiten,

wie KIatsch. “

Faramarz Ettehadieh über den Journalismus desWirtschaftsblatts

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tcrzcichnen. Dies war der A n fa 11 g von Imperial.“

S c i n ndchster S C h r i t t war es, 6 i n e Gruppe von Kleininvestoren zu sammeln, um die Bebauung des G r u n d stijcks zu finanzieren und 6 i n e n Fonds zu schaffen, in den die

2% Teilhabcr zu Cilltlll Fairer) Prcis Geld einzahlcn und wieder hcrausziehen könnten. „Ich wusstc ans den Bahá’í—Schriftcn, dass alles aut Gercchtigkeit und Gleichwertigkeit auflmuen muss, sonst würde es nicht fimktionicrcn“, sagt Ettehadich.

Das crstc Projckt dicntc £115 Modell für anderc, und Ettehadich cntwickelte diesc Konchte nnch Lmd nach wcitcr zu Untcmehmungcn wie den Club Cordial und 70 klcinen Ei11k;1uf§zent1‘en in ganz Ostetreich in Lagcn außerhalb der urbanen Zentren.

„Zunlichst wollte niemand diesc Irojektc finanzicrcn“, sagt er über die Einkaufizentren. „Die Leute meinten, dass niemand sich ins Auto sctzen würde um einzukaufcn. Aber mit der Zeit wurde die Idce héchst erfolgreich.“

Die Stürme des Erfolgs

Wie es erfolgreichen Menschen 0ft ergeht, besonders wenn sie innovative Ideen haben, sah sich Ettehadieh oft Kritik und Angriffen ausgesetzt.

Einmal in den frijhen 19906rjahrcn zogen die ésterreichischen Stcuerbehérden in Zweifcl, 0b die Hotels von Imperial als Geschiift gewisscn Steuervergfinstigungen unterlagen. Ein lundesweit erschcinendcs Magazin, das einer konBanker]gruppc gehört, bekam Wind

kurrierendcn

von der Sachs und beschuldigte Ettehadieh und sein Unternehmen in unfaircr Weise der Steuerhinterziehung.

Nachfolgende Untersuchungen und die Steuergerichtsbarkeit bestétigten Imperials Position und Viele bsterreichische Magazine und Zeitungen sammelten sich um Ettehadieh, indem sie eine Reihe positiver Artikel verdffentlichten, die seinen Namen und seine Projekte verteidigten.

„In dem ursprünglichen Artikc‘l war kein Stückchen Wahrheit“, sagt Alex Kiifer, langjahriger {jkonomischer Herausgeber der ésterreichischen Nachrichtenagemur (APA). „Ich kann bezeugen, class die Prinzipicn der Ehrenhaftigkeit und Vcrtrauenswijrdigkeit zwei Schlfisselwerte für ihn sind. Er ist sehr bekannt in (Ssterreichischen Wirtschaftsund Ge—schiftskreisen, und er ist bekannt und anerkannt für seine guten Eigenschaften.“

Eine Zeitung ohne Klatsch - Fokus auf konstruktive und nützliche Informationen

Zum Tcil motiviert durch seine Erfilhrung mit schlechtcr Presse mnchtc Ettchadieh sich 1995 auf, das „Wirtschaftsblatt“ zu gründen, eine tiiglich crscheinende Fimnzzcitung, an der Imperial zur Zcit 6 Prozent hilt. „Die Leitlinie bei der Gründung des „Wirtschaftsblatts“ war 65, konstruktiv zu sein und nicht negativ“, sagt Ettehadieh. „Wir wolltcn Informationen verbreiten, die FLir den Leser nützlich sind. Wir wollten keine überfliissigen In formationen verbreiten wie

Klatsch.“

Ettehadiehs Ausblick auf die Zukunft und seine eigene Richtung bleiben ausgesproChen positiv.

Imperial hat sich stindig auch in andere curopdische Länder cinschließlich Osteuropa nusgebreitet mit dem Ziel, ein hbherc‘s M38 an finanziellcr Sicherheit für Kleininvcstorcn zu bictcn. 1992 griindcte Imperial die Partner Bank, um ihrt zunehmende Tiitigkeit 1111 Portfolio—ManaIrivatbankgeschiift abzuwickeln. Die Part gcment und ncr Bank ist hcutc rechtlich und (Skonomisch von Imperial gctrcnnt Lmd gchört Zn 100% einer Familienstiftung der Ettehadies, die in erstcr Linie zu dem Zweck gegrijndet wurde, sozialc und 61(0nomische Entwicklung im S'Liden der Welt zu F0rdern.

Gründung einer NGO zur Partnerschaft von Nord und Siid

Mitre cler 19906r jahre grfindcfte Ettehadieh das TwoWings—Netzwerk, eine NichtNGO, die sich um den Aufbau von Nord—Sfid—Partnerschaften bemüht, die darauf abzielen, das Potenzial von Frauen zu entwickeln.

Ettehadieh, der seit mehr als 23 jahren verheiratct ist, schiitzt insbesondere die enge Bcziehung, die er zu seiner Frau und seinen Kindern hat. „Meine Frau Bahieh ist als Architektin ausgcbildet und abgesehen davon, dass sie mich allgemein bei meiner Arbeit berfit, war sie beteiligt an der Inncnausstattung unserer Hotels“, sngt Ettehadieh. „Wir führen ein Lebcn echter Partnerschafi in der Hinsicht, dass wir uns gegenseitig dabei unterst Litzen und crmutigen. unserc Flihigkeitcn zu cntwickeln, ein harmonisches Familienleben zu führen und im Geiste dcs Dienstes an der Gcmeinschaft zu lcben.“ I

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Das Ziel: Soziale, 6konomische und

ethische Entwicklung miteinander verbinden

Das Proje/et ADCAM’ erhcilt umfangreiche finanzielle Burgschaftfiir 56in Schulungsprqje/et im Amazonasgebiet.

ANAUS, Brasilicn M15 Teil eincs Regierungsprogrammcs

zur Bekampfimg der Arbeitslosigkeit erhiilt eine vom Bahá’í—Geist Entwicklungsorganisation im

gctragenc

Amazonasbecken Cine umfimgreiche finanzielle Garantie vom brasilianischen Erzichungsministerium Für die vacitcrung ihrcs Erziehungsprogrammes in diesem Gcbiet 111it dem Ziel, bis 2006 Unterrichtsklassen für mehr ads 4000 Studenten jéhrlich Cinzurichten.

Die finanzielle Garantie cntspricht etwa dem Betrag V011 850.000 Dollar und sie Wird es der ADCAM ermöglichen ein dreistéckiges Gebiiude für Schulung inTechnik aufihrem ca. 48.000 ha großen Grundstiick im Vorort San josc V011 Manaus zu bauen und einzurichten. Der Baubeginn 5011 im Dezember sein und bis zum Juli 2002 dauern.

„Dies ist eine bedeutende Erweiterung der Gelegenheiten Für Erziehungsprojekte in der Region. Sie ist Liberaus 110twendig,weil im Amazonasbecken die Arbeitslosenrate besonders untcr den jugendlichen sehr hoch ist“, sagte die Présidentin vonADCAM, Frau Feri al Sami Farzin. „Unser anzustrebendes Ziel ist die Verbesserung des Lebenssmndards und die Férderung des Poten Associao para Desenvolvimento Coesivo da Amazonia oder Übersetzt: GesellschaftfflrGesamtentwicklung Amazoniens


tials in der liilldlichen Bcvélkerung, damit sie ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen kdrmen.“

Nach den Bedingungen der Garantievereinbarung sollcn 50% dcs Gcldcs in den Bau flieBen, wzihrend die andercn 5000 für die Ausstattung des Gcb'éudes mitTischen, Bestuhlung, Geraten, Computer, Wandtafeln usw. bestimmt sind. Die ADCAM übernimmt siimtliche Betreiberkosten und hofft auf freiwillige Spenden und Gebijhreneinnahmen In denVertragsklauseln steht auch, dass mindestens 50% der Studenten eine Gesamtausbildung erhalten sollen.

Trainingsprogramme von Management bis Umwelttechnologie und Entwicklungsarbeit

Das neue Gebaiude Wird den Namen „MasrourTechnm logisches Institut“ erhalten. In der laufenden Planung ist eine Einrichtung von Werkst'étten fiir Konstruktion, Computerwesen, Klimaanlagen, Tépferhandwcrk, Textilkunde, Chemie, Okologie, Elektronik und Asthetik sowie Riume für das Studium von Sprachen und Musik vorgcsehen. Die nutzbare Grundflichc 1111 Institut wird ca. 2800111„ bctragen

Zum Auftakt Managementkursc angcboten

werdcn

sowie Kurse in sozialer Entwicklungshilfe und Umwelttechnologie.Ab 2003 kommen Kurse in Konstruktion, Ernlihrung und Klimatechnik hinzu, wobei auch der Lehrkörper aufgestockt werden sol]. Weiter wird Cine Reihe limitierter modularcr Basislehrgänge über ähnliche Projekte Wie obenstehend aufgefiihrt, angeboten werden.

Die Lehrgénge sollen ganztzigig, d.h. 1norgens,nachmittags



und abends stattfinden. Dabei erhofft sich das Institut die maximale Ausnutzung der Möglichkeiten. Ab 2006 crwartet: das Institut einen maximalen Personalstand fijr die Betreuung von ca. 640 Studentenjfihrlich in den Hauptfaichern, sowie 4350j'2ihr1ich in den Grundkursen erreicht zu haben.

„ADCAM betreut auch die Minderbemittelten, die sons: ohne Hilfe, Unterstfitzung Oder soziale Dicnste sein würden, wenn disses Projekt nicht wire“, sagtc Frau Farzin. „Das Institut liegt inmitten eines der firmsten Distrikte von Manaus und ist somit für Menschen da, die sonst keine Gelegenheit hiitten, ihre angeborenen Fähigkeiten zu entwickeln wcnn es hier nicht Wiire“.

Das erste Projekt von ADCAM, ein Waisenhaus, wurde vor 16jahren errichtet. Mit dem Auftrag nach den Prinzipien des Bahá’í—Glaubens zu arbeiten, hat ADCAM weitere Programme für die Jugendlichen von Manaus hinzugefiigt. Im Augenblick bctreibt ADCAM drei verschie






BRASILIEN


„Unser anzustrebendes Ziel ist die Verbesserung des Lebensstandards und die Fbrderung des Potentials in der I&ndlichen Bevölkerung, damit sie ihre Entwicklung selbst in die Hand nehmen

kann. “

Feri Farzin Présidentin von ADCAM

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[Seite 20]dene Projekte: Eine Grundschule, ein Projekt fürjugendfiihrung und ein anderes, beaufsichtigtes Projekt für den Dienst an derjugend. Alle Programme dienen im Augenblick mehr als 700 Jugendlichen.

Empowerment als Grundgedanke

„In allen unseren Programmen ist das erste Ziel, einen Ausgleich zwischen materiellem Unterricht und individueller geistiger und ethischer Erziehung zu finden. Damit können wir den Menschen in Amazonian helfen, ihre angeborenen Fiihigkeiten zu ent wickeln. SO warden sie einmal sclbst in der Lage sein, ihre soziale und wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben“, sagte Frau Farzin. „Wir sind bestrebt, unsere Programme an den Bedürfnissen der Region anzupassen. Die Grundlage dafür ist unsere langjiihrige Erfahrung mit anderen Organisationen hier in dieser Gegend, zugleich aber auch in der Einbindung der Bahá’í—Prinzipien in unser Wirken und unsere Tétigkeitenf

Der Garantievertrag wurde während einer Zeremonie am 21.September 2001 im Amtssitz des Ministers für Erziehung von Brasilien im Beisein von

fdderalen und staatlichen Autoritziten durch den Minister fiir Erziehung, Professor Paulo Renato, unterzeichnet.

ADCAM wurde durch Frau Farzin und den geladenen Gisten Carlos Alberto Silva, demVertreter der Bahá’iGemeinde von Brasilien,sowie Guitty Milani, einem Sponsor des Projektes Masrour in Manaus, vertreten. Frau Farzin fiigte hinzu, dass das Institut sein Personal in den niichsten jahren erheblich erweitern werde und sie drückte die Hoffnung aus, dass sich weltweit Menschen mjt entsprechenderAusbildung fiir den Dienst im Institut bewerben. I

Frauenpolitik als Infragestellung traditioneller Machtpolitik

REZENSION



FARAH DUSTDAR

FRAUEN POLITIK

Dm HERAUSFORDERUNG EINER KULTUR DES FREDENS


Farah Dustdar

Frauenpolitik

Die Herausforderung einer Ku/tur des Friedens Bahá’iVerlag, Hofheim 2002. 95 Seiten. Broschur7,95 Euro


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Die Politi/ewissenschaftlerin Farah Dustdar beschcjftigt sich seit ldngerer Zeit mit

der Feminisiemng van

Politi/e. Nach „Abschied van der Macht“ [961' S. Fischer legt sie jetzt eine Studie 1/07, in der sie dds Politile verstdndnis der Bahá’í’-Religion beleuchtet.

Politik wurde lange Zeit als Domiine der Männer wahrgenommen. A13 dann die ersten Frauen das Parkett der Politik betraten, taten nicht wenige von ihnen dies noch mit sehr miinnlichenVorstellungen von Politik und mit miinnlichem Habitus. Ist dies das unvermeidliche Politikkonzept?

Farah Dustdar, im Iran geboren und aufgewachsen, pro movierte 199‘) in Trier in Politikwissenschafi.Als langjiihrig cngagicrte Aktivistin fijr Frauenrechte arbeitete sie an einem femininen Verstzindnis von Politik. Sind die Serge für die Schwachen, Mitgefiihl, Ausgleich, Kooperation und Konsens — Qualitfiten, die man eher Frauen zuschreibt —, keine besseren Politikkonzepte als die tradiertenWege der Macht, der Dominanz, der Konfrontation und der Mehrheitsdiktatur?

Farah Dustdar sieht, inspiriert durch die Schriften der Bahá’í—Religion, ein grundlegend neues Politikverstiindnis heraufzichen, eines, das man als Kultur des Friedens bezeichnen könnte. Für sie ist Frauenpolitik somit keineswegs nur das Eintreten für gleiche Rechte für beide Geschlechter, sondern das Eintreten für eine neue Art von Politik.

Im neuen Politikkonzept treten sich die Menschen auf gleicherAugenhéhe gegenüber, personenbezogene Autoritét wird überwunden durch die Autoritzit der Gruppe, durch Entscheidungsprozesse, die aus


echterTeamarbeit hervorgehen, durch den wechselseitigen hohen Respekt, durch die Wertschiitzung anderer Sichtweisen als Bcreicherung für die gemeinsame Suche nach Lösungen, durch die Suche nach Lösungen, bei denen alle gewinnen, durch die Haltung des Dienens bei jenen Personen, die durch Wahl Entscheidungsbefugnisse erhalten und iihnliches mehr.

Einen solchenWandlungsprozess zu einem Politikverstiindnis, das mehr von femininenWerten bestimmt ist, müssen natijrlich nicht nur die Frauen, sondern ebenso die Männer vollziehen, Doch für den Weg dorthin ist es unerliisslich, dass Frauen überal] in gleicher Weise in die gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse einbezogen sind. I