One Country/2000 Nummer 1/Text

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„Die Erde ist nur ein Land, und aI/e Menschen sind seine BUrger. “ — Bahdu’l/a’h



[Seite 2]IMPRESSUM

0n: (ounmrv wird herausgegeben von der Bahá’í International Community, die als Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde représentiert. 0n: Couumv, Office of Public Information, Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New York, New York10017,USA, E-Mail:1country@bic.org. Chefredakteur: Brad Pokorny. Chefvom DienstzAnn Boyles.Aus|andsredaktionen: Nancy Ackerman (Moskau),Christine Samandari-Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau),Gui|da Walker (London).Deutschsprachige Redaktion: Peter Amsler, Stefan Mutschler, JensUwe Rahe. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich),51lvia Fr6h|ich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg). Geschéfisfflhrung: Hartmut Nowotny, Arezu Braun Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE COUNT“ können kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe der Quelle. Anschrift: On: Couumv, Eppsteiner

Str. 89, D-65719 Hofheim-Langenhain, Germany.TeL_49-6192-99290,

Fax _49»6192-992999. Herausgeber derdeutschsprachigen Ausgabe: NationalerGeistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

Einzelheft: DM 4,-/SFr 4,405 28,-/

LUF 80,-.Jahresabonnement: DM15,-/ SFr15,—/051oo,-/LUF300,- (incI.MWSt u. Porto). Die Zeitschrift kann beim Bahá’í-Verlag, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim-Langenhain, bestellt werden. Copyright1999 by Bahá’í International Community. ISSN 0945—7062. Gedruckt auf1oo% Recyclingpapier.

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BONN. - Rund 500 Wissenschaftler und Politiker haben sich im Dezember 1999 in Bonn zur Gründung eines „Global Development Network“ (GDN) getroffen. Die Initiative ging aufJoseph Stiglitz zurUck, der bis Ende 1999 Chef6konom der Weltbank war. Vorrangiges Ziel ist es, entwicklungspolitisch relevante Forschung in Entwicklungslindern und den Kontakt zwischen Wissenschaft und Politik zu fördern. Stiglitz betonte, dass außerdem der Zugang von Wissenschaftlern aus Entwicklungsléndern zur Forschung der Industrielénder erleichtert werden mUsse. Wie die Zeitschrift Entwick/ung und Zusammenarbe/t in

STRASSBURG. - Vom13.-19. November 2000 sind Schulen in den Léndern Europas eingeladen, eine Projektwoche zum Thema „lnternationale Solidarität“ und „Weltbürgertum" zu gestalten. Die Initiative geht aus vom Nord-SfidZentrum des Europarates in Partnerschaft mit dem UNESCO-Projekt „lnternationales Jahr der Kultur des Friedens“.

Die Projektwoche findet im Rahmen der Kampagne zur g/aba/en Solidarité't gegen Armut und sozia/en Aussch/uss statt, die 1998 wegen der positiven Erfahrungen mit der ersten europäischen Nord-Sfid-Kampagne vor nunmehr zwélfJahren vom Ministerkomitee des Europarates ins Leben gerufen wurde.

Das Nord-Sfld-Zentrum des Europarats arbeitet mit der Européiischen Union zusammen, um das Bewusstsein der Européer fUr die vielffiltigen Beziehungen zwischen Westeuropa und den Kontinenten



„Global Development Network“ gegründet


Weltbank-Chefcjkonom Joseph Stiglitz hat Ende November in Washington seinen Racktritt erkldrt und wechselte zum Jahresende 1999 wieder an die Stanford-University. In seinerAmtszeit hat Stiglitz das wirtschaftspolitische Konzept der Weltbank dahingehend revidiert, dass sie sich vom blinden Vertrauen auf 6konomische Liberalisierung verabschiedete.

ihrer Februar-Ausgabe schreibt, will die Weltbank durch Férderung des Netzwerks „auch Wissen verteilen

Projektwochen zu Weltbürgertum und internationaler Solidarltfit in den Schulen Europas

des SUdens sowie den Staaten Mittel- und Osteuropas zu stärken. Die Schwerpunkte der Tétigkeiten des Zentrums liegen in der Bildungs- und Offentlichkeitsarbeit sowie in der Kooperation mit anderen entwicklungspolitischen Organisationen.

Das in Lissabon anséssige Zentrum wurde 1990 gegründet, ihm sind mittlerweile 18 der insgesamt 41 Mitgliedstaaten des Europarats beigetreten - bis auf Großbritannien und Deutschland alle großen Mitgliedsstaaten der EU. Weitere Informationen gibt es bei:

G/oba/ Solidarity Campaign Secretariat,

Council offurope

F- 67075 Strasbourg Cedex France

Te/. _333 88473915

Fax: _333 884739 28 Bereits1999 gab es im Rahmen der Kampagne einen Posterwettbewerb unter den Schulen zum Thema Armut. Die beiden Poster, die den Wettbewerb gewonnen


und nicht nur Geld".

Die Weltbank hat das Netzwerk bislang mit1o Mio. USDollar unterstfltzt und die gleiche Summe fflr die kommenden Jahre in Aussicht gestellt. Langfristig solle aber das GDN zu einer unabhängigen Organisation ausgebaut werden. Bundesentwicklungsministerin Heidemarie WieczorekZeul verwies in Bonn nach Angaben der Zeitschrift auf die ungleiche Verteilung von Wissen.W§hrend in Deutschland auf eine Million Einwohner mehr als 3000 Wissenschaftler kämen, seien es in Nepal 22, in Ruanda 12 und in Jamaika nur acht. Der ugandische Ministerprésident Apolo Nsibambi kritisierte, dass die Industriestaaten das Wissen der Entwicklungsléinder nicht ausreichend ernst néihmen. Nur solches Wissen finde Beachtung, das wohlverpackt in einer westlichen Sprache angeboten werde, wird berichtet.

ww

Das Logo der Schu/projektwoche zur internationa/en Armutsbekdmpfung und Weltbfirgertum. Die Woche im Novemberist TeiI einer Kampagne des Europarates und wurde vom Nord-SudZentrum initiiert.

haben,wurden von einer Schule in Sfidafrika und einer Schule in Osterreich gestaltet.

[Seite 3]Nichtregierungsorganisationen drangen auf Einsetzung eines Internationalen Strafgerichtshofes

KONSTANZ. —„Jederverstrichene Tag bis zum lnkrafitreten des Statuts bedeutet eine mögliche Strafireiheit fUr Téter internationaler Verbrechen", meint die Deutsche Koalition fUr einen Internationalen Strafgerichtshof anIésslich der Debatte des Bundesrates im Februar Über die Gesetzesentwflrfe der Bundesregierung zur Ratifikation des Vertrages von Rom zur Einsetzung eines Internationalen Strafgerichtshofs. Die aus zahlreichen NGOs wie u.a.

der Gesellschaft fUr bedrohte Völker und der Internationa


In Singapur empflng Prdsident Ong Teng Cheong (vome in der Mitts) Ende des vergangenen Jahres eine Delegation der Organisation far interreligiösen Dialog in Singapur. Vertreter des Buddhismus, des Christentums, des Hinduismus, des Judentums, des Islams, der Bahá’í—Religion, des Sikhismus, des Taoismus und der zoroastrischen Religion nahmen an dem Trefi‘en teil.


Die Bahá’í International Community ist nun ofi‘iziell „Mitglied I'm Global House der Weltausstel/ung EXPO 2000 in Hannover". In einer knapp 200 qm großen Ausstel/ung (Design 5.0.) prdsentiert sie die Philosophie der Bahá’í—Entwick/ungsprojekte.

Ien Gesellschaft fUr Menschenrechte bestehenden Koalition hat diesbezflglich dem Bundesrat ein Positionspapier unterbreitet.

In diesem Papier sind 16 Anforderungen an die Umsetzung des Rom-Statuts aufgelistet. Dabei spricht sich die Koalition besonders fUr eine rasche Hinterlegung der Ratifikationsurkunde möglichst bis zum Sommer dieses Jahresaus.

Besonderen Wert legen die Organisationen darauf, dass dem Strafgerichtshof grdBtmögliche Effektivitét ver 11 1%


Drei neue Todesurteile gegen Bahá’í im Iran - Clinton protestiert

HOFHEIM/Ts.-—Anfang Februar wurden die seit 1997 inhaftierten Sirus Zabihi—Moghaddam und Hedayat Kashefi Najafabadi vom Revolutionsgericht in Maschhad gemeinsam mit einem neuen, dritten Fall, Manuchehr KhuIusi, zum Tode verurteilt vom gleichen Gericht, das am 21.Juli 1998 die Hinrichtung von Ruhollah Rohani vollstrecken ließ, damals die erste Hinrichtung eines Bahá’í seit1992.

Die drei Bahá’í wurden zum Tode verurteilt, weil sie der Apostasie, des „Abfa||s vom wahren Glauben", und der Zugehérigkeit zum Bahá'iGlauben „angeklagt“ sind. US-Président Clinton und zahlreiche andere Regierun





















Wdhrend eines Gipfeltrefiens afrikanischer Staatsoberhdupter zum Schutz des zentmlafrikanischen Waldbestandes lud der Nationale Geistige Rat der Bahá’í von Kamerun und der World Wide Fundfor Nature zu einem informe/Ien Trefi‘en ein. Aufdem Foto sind zu sehen v./.n.r.: Ephrame Inoni, Sprecher des Pnisidenten von Kamerun, Guilda Walker, Repraserrtantin der Bahá’í International Community, und Naah Ondoua Sylvestre, Kameruns Ministerfur Umwelt und Forstwirtschaft.

schafft wird, was auch eine klare gesetzliche Fixierung der Finanzierung des Gerichts beinhaltet.

Berglich der noch offenen Probleme wie der Überstel lung von Deut schen an den

E u RO PA- MAGAZI N Erarbeitung

eines Völkerstrafgesetzbuchs und derfinanziellen UnterstUtzung érmerer Staaten sollte die

Bundesrepu blik eine

Vorreiterrolle

einnehmen,

meint die

Koalition. Dazu

gehére auch

die Ausübung

diplomati schen Beitritts und Ratifika tionsdrucks

durch Deutsch Iand auf inter-nationaler Ebene. Bis zum 16. Februar haben erst sieben Staaten das Rom-Statut ratifiziert, darunter ltalien und Norwegen.

gen haben unterdessen den Iran aufgefordert, die Todesurteile gegen die Bahá’í aufzuheben und die Verfolgung der Bahá’í zu beenden. Auch der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Deutschland appellierte anlésslich des IranBesuchs von AufSenminister Fischer an die Bundesregierung, sich fUr die Aufhebung der drei Todesurteile einzusetzen.

Fischer selbst betonte nach seiner zweitégigen Reise, er habe mit der iranischen FUhrung Über verschiedene Menschenrechtsfragen gesproChen, darunter Über die 13 inhaftiertenjijdischen Iraner, die Lage der religiösen Minderheit der Bahá’í und die Todesstrafe im Iran.

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E' II' I

ermöglicht eine große

Abriistung

DEBATTE


ine der wichtigsten E Titigkeiten der Verein ten Nationen ist die Friedenssicherung. Seit 1948 haben die UN rund 50 Missionen zur Friedenssicherung in Bewegung gesetzt, indem sie Blauhelmsoldaten und Beobachter zu Gefahrenherden aufder ganzen Welt schickten.

Wenn auch nichtjede Mission die Gewalt aufzuhalten vermochte, gegen die sie gerichtet war, so besteht doch wenig Zweifel, dass die UN Wesentliches geleistet haben, um Krieg in vielen konflikttréchtigen Regionen zu verlangsamen oder zu verhindern. Dennoch unterIiegt das System der Friedenssicherung, gebildet als praktische Antwort auf die politische Sackgasse im UNSicherheitsrat während des Kalten Krieges, schwerwiegenden Beschrénkungen. Alle Missionen setzen das Einversténdnis der beteiligten Parteien voraus, ungeachtet der Möglichkeit einer nicht einstimmig beschlossenen militéirischen „Durchsetzung", die in der UN-Charta angedacht wird.

Auch warjede Friedenssicherungsmission bis heute eine Ad-hoc-Angelegenheit, bei der Militéreinheiten von UN-Mitgliedstaaten erbeten und „ausge|ie.hen“ wurden ein Prozess, der oft zwischen drei und sechs Monaten dauert, in denen ein eskalierender Konflikt bereits Tausende von Menschenleben kosten kann.

Diejflngsten Ereignisse auf der Welt machen deutlich: Es ist an der Zeit, die ursprUngliche Vision der Gründer der Vereinten Nationen zu prijfen und Wege und Mittel zu suchen, wie eine bereitstehende internationale Streitmacht zusammengeführt und zu einem glaubhaften Instrument des internationalen Bewusstseins gemacht werden kann.

Den GrUndern der UN war klar, dass die gemeinsame und geeinte Anwendung von Gewalt manchmal notwendig sein kann, um den internationalen Frieden aufrecht zu erhalten oder wieder herzustellen. Kapitel VII der UNCharta besagt,dass der Sicherheitsrat „Ma8nahmen durch Luft-, See- oder Landstreitkräfte" ergreifen kann und dass „a||e Mitglieder der Vereinten Nationen“ dem Sicherheitsrat „Streitkräfte, Unterstfltzung und Ausrflstung zum Zweck der Aufrechterhaltung von internationalem Frieden und Sicherheit" zur Verffigung stellen sollten.

Wenn die Charta auch vor der ausdrücklichen Einrichtung eines stehenden Heeres fflr die Vereinten Nationen zurückschreckt, so enthält sie doch den Grundsatz, dass die Nationen der Welt in Zusammenarbeit das außer Frage stehende Recht und die Verantwortung haben, Frieden und Sicherheit „ge|tend zu machen“.

Der Begriff der kollektiven Sicherheit war 1945 nicht neu, als die Vereinten Nationen gegrflndet wurden. Das BUndnis des Völkerbundes enthielt Vorkehrungen fUr die kollekti ve Anwendung von Gewalt ein Konzept, das um die Jahrhundertwende viel diskutiert wurde. Einer der ersten ausdrUcklichen Aufrufe zur Schaffung einer Institution kollektiver Sicherheit auf globaler Ebene kam Mitte des 19.Jahrhunderts von Bahá’u’lláh. Er schrieb an die politischen FUhrer der Welt:

„Seid einig, o Könige der Erde, denn dadurch wird der Sturm des Haders gestillt, und eure Völkerfinden Ruhe, wenn ihr doch zu den Verstehenden gehörtet! Sollte einer unter euch gegen einen anderen die Waffen ergreifen, so erhebt euch alle gegen ihn, denn dies ist nichts als offenbare Gerechtigkeit."

Die Bahá’í-Weltgemeinde hat dieses Konzept und die Bemühungen des Véjlkerbundes und derVereinten Nationen unterstfltzt, denn aus ihrer Sicht kann nur durch kollektive Sicherheit ein dauerhafter universaler Frieden erreicht werden.

Dann und wann - durch Aktionen von Friedenssicherung bis hin zu einigen wirklichen „Zwangsmaf3nahmen" (wie im Korea-Krieg und im Golf-Krieg) - hat die internationale Völkergemeinschaft das Ideal der kollektiven Sicherheit verfolgt, wenn auch die Austhrung nicht perfekt oder umfassend war. In der letzten Dekadejedoch, als es um Fragen der Umwelt, der Entwicklung und der Menschenrechte ging, hat die Weltgemeinschaft bewiesen, dass sie einen globalen Konsens erzielen kann, wenn

der BedarfgrofS genug ist und die Grundsätze klar sind.

Somit ist es an der Zeit, ernsthaft ÜberWege und Mittel nachzudenken, wie die


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nationaleJtreitkraft


Féahigkeit der Welt vergrél Sert und institutionalisiert werden kann, notfalls Gewalt anzuwenden, um Frieden und Sicherheit zu erhalten oder das Leben unschuldiger Menschen zu schUtzen. Eine internationale Armee, die fähig wäre, schnell, geeint und sinnvoll in Aktion zu treten, um den Frieden zu erhalten oder wieder herzustellen, hätte eine Reihe von Vorteilen:

und dabei die begleitenden KUrzungen der Militérausgaben zu fördern. Die V6|ker der Welt wurden zu ihrem Schutz nur noch nationale Polizeikräfte brauchen — nicht aber nationale Armeen -, wenn sie spUrten, dass ihre Grenzen sicher gegen Aggressionen von außen geschijtzt wé’ren.

Die Nachteile, die der Aufbau einer internationalen Truppe nnte,fin den




0 Die Féhigkeit, in e- Köpfen derer, die an politischer Probleme festha ten, die das Friedenssicherheitssystem bisher behindert haben - oderjener, die althergebrachten Vorstellungen Über nationale Souverénitét und Sicherheit anhängen. Doch in diesem Zeitalter der -egenseitigen Abhéngigkeit ationale Sicherheit bedeutend mit internaicherheit, nationale ind gleichbedeueiter mensch














iedenssicherungskr vverhöhen, indem Staaten ; beten werden, Militéreinhe ten auf einer „Standby—Basis“ bereitzuhalten. Besser wire es jedoch, die UN verfflgten tio über eine Armee, die sie so- lntere fort einsetzen könnten - ohne tend mi die zeitraubende Verzége- licher Entw P ung, die der Einsatz nationar Kräfte, selbst in Bereit l aft, mit sich bringt. In Zudürfte selbst derVerIust ‘ zigen Lebens als unlich gelten, wenn

Darüber hinaus I des bisherigen Frie ‘ sicherungssystems das . U Argument für die Aufstel einer internationalen Streit kraft. Die UN haben durch

ihre vorsichtigen und sorsam ausgehandel '






0 Die Féhigkeit,schne|l einzuschreiten,wUrde in hohem Maße zur GlaubwUrdigkeit solcher Streitkréafte beitragen. Die bloße Existenz einer solchen Truppe wUrde die Bereitschaft der Weltgemeinschaft unterstreichen, im Notfall einzuschreiten. Ein solcher Mechanismus wijrde Aggressoren Einhalt gebieten - egal, ob es sich um eine aggressive Regierung, um gewalttétige Rebellen oder um eine morallose Miliz handelt.

, - I- en politischen Fragen in bezug aufden Einsatz einer kollektiven Armee zu I65en.Tatséchlich sind die Grundlagen Für das Management militérischer Einsaitze bereits im Friedenssicherungssystem erarbeitet worden, so dass sich eine internationale Streitkraft allméhlich aus den bestehenden Vereinbarungen entwickeln könnte.

Gewiss mflsste der Aufbau einer solchen Truppe sorgféltig durchdacht und darijber verhandelt werden. Eine internationale Streitkraft mUsste sich aus Soldaten möglichst vieler Lénder zusammensetzen; sie mUsste unab O Mit zunehmender Zeit wird eine glaubwUrdige internationale Streitkrafi dazu dienen, die Prozesse allgemeiner Aerstung zu beschleunigen




haingig von nationalen Interessen sein; und sie mUsste finanziell voll abgesichert sein, damit ihre Einsétze nicht mangels Geldes aufs Spiel gesetzt wären.

Um wirkungsvoll zu sein, mUsste eine solche Streitkraft durch einen neu belebten politischen Willen gestfltzt werden. Auch manche Reformen der Vereinten Nationen - wie etwa ein neu strukturierter Sicherheitsrat - wurden zur

Wirksamkeit einer solchen

ppe beitragen. Zudem -n bessere Vereinbarunr Friedenssicherung, d wirtschaftliche


Reform de

heitsregim nd in Hand












gehen. Alle ds deuten hin aufeine wac nde gegenseitige Abhé keit der Nationen vo ander und



darf, auf hbherer Ebe Institutione

’ auf praktischen Tatsachen vasiert, so muss sie doch eine feste Grundlage auf ethischen Prinzipien haben.

Der unser Zeitalter Überspannende Grundsatz ist die Einheit der Menschheit. Dessen logische Folge auf der politischen Ebene ist der Grundsatz der kollektiven Sicherheit. Und die logische Folge kollektiver Sicherheit ist, dass ihr durch ein glaubwUrdiges und fähiges |nstrument des Willens gedient werden muss. Dieses |nstrument in einer Zeit der gegenseitigen Abhéngigkeit ist eine internationale Streitkrafi, die in der Lage ist, die moralische Stimme und den rechtlich gefassten Willen der internationalen Staatengemeinschaft durchzusetzen. El


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In Australien noch immerkeine Selbstverstcindlich keit: Der Schulterschluss der weijien Bahá’í/kerungsmehrheit mit den australischen Ureinwohnem, hier im Rahmen der Frauenbewegung.


Frauenbewegung in Australian sucht Verséhnung mit Ureinwohnern


„Diese Konferenz ist ein Wendepunkt in der Entwicklung van

Frauen. “

Fiona Krautil Direktorin der Australian Affirmative Action Agency

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Einc Inrcmarionale

i Fraucn/emgfermz in

1 Australien siellt als

AUSTRALIEN

wic/zngen ndr/zsrcn S(Ilriff der weltweirm FrauenbewqguHg die Bildtmg 12011 strategischm Allianzm mfr anderen Parmcm 17H der Gesellsclquf. Bin historisc/ler S(llritr in dicsc Rimming {st die Zusanmmmrlmir mir (I’m

Urcinwolmvm.

RISBANE, Australicn

— Ncuc chc für Frau en im kommendcn jnhrtauscnd war dns Thcma cincr intcrnatimmlcn K011fc1‘c112 i111australischm Brisbane Spczicl] ging csumdicFr;1gc.wclchc lurtncrsclmthn \Lrschicdcnc gcscllschafilitlm Gruppcn cingchen kiinnen. lrnktische Malfinahmcn 9011011 hcltcn. das Fortkmmncn von Fraucn zu f(ildt‘l‘l] und d JR Errcichte durch gcistigc Wcrtc zu konsolidicrcn.

Organisiert wurde die Konfl‘rcnz vom Biiro der nustralischen Bahá’í—Gcmcindc fiir dic F(irderung v01) Fraucn. Hus Motto: „lartnerschat1 tcn für dns nhchste jahrtausend“. Mehr 31$ 45() Frauen und Miilmcr nus 15 Linden] nnhmcn toil. Damit war die Konfcrcnz eine der gro Bttn zu dicscm Thonm die je in Ausi trulicn organisicrt \Vordcn ist.

Außerdcm war dzls TrcttEn eines der ethnisch vielfiiltigxtcn. Fast sin Drittcl dchcilnchmcr

warm) cingcborcnc Australia“ Sic mit cinzubczichen, war cin Hnuptzicl der Konfkrcnz. 1nsofcm sprnchen Organisatoren und Tcilnehmer V01] eincm Auflnuch zu neucn Ufcrn.

„l)iesc Konferenz ist cin Wendcpunkt in der Entwick lung von Frauen", erkliirtc Fiona Krautil, Direktorin der Australian Affirmative Actim] Agency. Hicr gchc cs nicht ullein um Vielfillt. sondern um dic Wertschiitzung wciblichcr Stiirkcn. 1)JS lwiflc. dass bum stimmtc Eigcnsclmftcn \'0]] Frauen. \‘01‘ 411cm im Umgung mit Miinncrn JUfJHL‘I] Ebcncn der Gescllsclmtt, gmviirdigt wcrdcn mfisstcn.

[m Mittclpunkt stand dic Frngc gcscllsch;1filichcr lurtIICI‘SChzlftL‘l]. Viclfillt und Vurschicdcnhcit zu akchticrcn sci (?rundlagc dcs I’m7csscs, so Fiona Krautil. In rund 15 Run dcn und 7UW01‘kslmps \vurden Vcrfhhrcn crliiutcrt, wic ncuc Iartmrschnfhn zwischsn der Fraucnhmwgung und am

[Seite 7]dercn Tcilcn der chcllsclmf} odor chicrungcn gclwildct \wrdcn kéinncn. ..ldrtncrxrhtlftcn xpiclcn vinc wichtigc Rullc. um daucrhnftcVcriinderungm hcrbcizufiihrcn". crkliiltc K.1ti11.1 joncs. Vmxitzcndc dcx Australischen 15.11151'i—Ausschusxcx für div Fiirderung \‘011 Frauen. ..\X/i1‘ \chen

\\‘;\chscndcx Bcdiirthix. strate wcltwcit cin

gischc lurtncrscl1;1f}c11 zu bcgriindcn, sei cx :1ufpolitixchcr. SOZillCl oder geschiittlichcr Ebcnc oder in bczug zu Um \\cl tfi‘ugcn Umsetzung in die Praxis

Viclc Rcdncr konztntriertcn sich uufdic praktischc Umsetzung 11cucr Partmrschaftcn. Felicity Hill v01] der Internatiomlcn Frzmcnlign für Friedcn und Frcihcit (Women’s International League for Peace and Freedom. WILI’) schlug v01: dass ncuc Part1)crschafien zuniichst unttr lemcn gcbildct werden xolltcn. “\X/ir nuisxcn solidarisch zuannncnarbL‘F


tun“. sngtc Felicity Hill. „Wir miixscn uns unscrcr Ansichten bcwusst \\crdcn und crkcnncn, dnsx cs \\i1’tsn]1;1filic11c Lmd politiscllc Strukturcn si11d,dic um im chc stchen und die \vir gcmcinsam tibcnvindcn mfisson."

Adricnnc Ward. Leitcrin dcx lrogmmms zur Féirderung \on Frauen 1111 Gcschiifislcbcn bci dchcstpac Banking Corporation in Queensland. bctontc. dnss die Entwicklung stratcgischer Allianzcn Vornussctzung dufiir sci. dnss Frauen hdhcrc lositioncn bcsctzcn kdlmtcn. Sic bcrichtctc \‘(m Westpacs chiihungcn. FI‘LILF en durch cin Mcntmmr progrnlmn in der Miinncrv domiine der Bnnkemwlt zu fiildc‘l‘l). Dicscs Bcrntungxprogmmm ké'mnc zu cincm Hnuptinstrumcnt wcrdcn. um ncuc larmcrschuftcn Lmd Alv linnzcn zu bcgriindcn.

l)ic Konfl‘rcnz sclbst 7 anti grund ihrcr znhlrcithcn Tcilnchmcr nus vcrxchicdcncn Bcrcichen ~ fl‘ndertc dic kiintl

tigc Koopcrntion. ctwa zwii

schen quengruppcn und Firmcn Oder religidsen Gemeinschaftcn. Auch erlcichtcrtcn Stiindc von Nichtrcgierungsorganisational] den sogcnnnntcn Networking—szcss. „130ItitS hicr konntc ich ncuc lartncrsnhafien eingchen mit Lcuten nus der justiz Oder der chicrung“, so Cheryl Hustic, cine Tcilnclmlcrin.

Aussahnung mit der Urbevalkerung

..Bci dicxcr Konfbrcnz lmbcn sich dic cingcborcncn Frauen zum crstcn Mal gunz Lmd gar glciclnwrtig gcfiihlt„. s0 dic (?cxundhcitsrcthtlcrin GI‘JCL‘ Smallwnod. die sclbst \‘(m der Urbcvdlkcrung nbstummt. "Hicr \mrcn \vir nicht Aushlingcxchild. xondern \'0]1wcrtigc Tcilnclmlcr.“

vlalnzchntclnng wurdcn Australian Eingcborcnc diskriminicrt. Hundertc. \wnn nicllt Tauwndc cingcborcncr Kinder wurdcn gczwungcn. ihr Zulmusc zu \crlusscn. um zur Schulc zu gchen. Dies be


„Bei dieser Konferenz haben sich die eingeborenen Frauen zum ersten Mal gun: and gar gleichwertig gefühlt. Hie: waren wlr nicht Aushé‘ngeschild, sondem vollwertige Tell nehmer.“

Grace Smallwood Aborigin und Gesundheitsrecht/erin

DerAufbau eines Netzwerkes - ein Hauptziel der Konferenz.

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[Seite 8]Tdnze deraustralischen Urbevdlkerungfiihrte die Gruppe„Jagera Jargum“auf

zende des Nationa/en Rates fLirAussbhnung mit der Urbevb/kerung,zusammen mit (v, I.) Fiona McDonald von deraustmlischen Baha'iGemeinde; Linda Sha/lcross, Austra/isches Bahá’í~BLirofLir die Férderung von Frauen (ABOA W);Jackie Huggins, Mitg/ied des Nationalen RatestrAusséhnung; Linda Myers und Pat Levy, beide ABOAW

1 Evelyn Scott (2. v. l.), Varsit 11$

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Je tiefer, desto sauberer ein Problem der Dorfbewohner Ugandas ist die Verschmutzung des Brunnenwassers.

Freiwillige vor Ort weisen den Weg in Cine gesfindere Zukunft

A/Iit Geldcm aux Kanaa’a hat ein Gcszmdlzeitsprqjekt, das sirlz azgf Hygiene mzd Impfimg leonzmtrierr, die Ausbildzmg flciwil/zlqcr Hclfcr in Ugandas abgelegone„ Distriletcn Kmm

mm Soron cerqlirlzt.

ILLINC, Kumi—Di strikt, Uganda. — Rund

360 Kilometer nordwestlich von Kampala crinnem sich die meistcn Menschen noch damn, wic ihrc Kinder 0ft ohm: ersichtlichen Grund krank wurden und starben. „Wenn ein Kind erkrankte. glaubten die Leute, es sci verhcxt“, sagt William, ein ()1jfihriger Bauer. Er erzahlt, wie noch vor wenigen Jahren die Kinder im Dorf Opfcr wurden V011 ganz gewéjhnlichem Durchtall oder anderen téidlichen Kinderkrankheiten wie Keuchhusten, Masern Tetanus,

Kinderléhmung, Tuberkulosc und Diphtheria.

Inzwischen ist vieles anders geworden, denn viele Familien haben ihre gesundheitlichen und hygienischen Gewohnheiten gezindert. Freiwillige Gemeindesanitater, die vom Uganda Bahá’í Institute for Development (UBID) ausgebildet und unterstijtzt warden, haben dazu beigetragen, die Ilnpt}ate zu erhöhen und in etwa 30 Dérfern der Distriktc Kumi und Soroti in Ostuganda d JS Bewußtsein für Cine grundlegende Hygiene zu wecken.

Bahá’í-Instltut für Entwicklung bildet Elnhelmische zu Gemelndesanitfitem aus

Zwar gibt es kaum Zablen über die Gesundheitslage in diesen Dérfern vor dem Bahá’í—Programm — schließlich existiertc hier bis dahin praktisch keine Gesundheitsvorsorge. Doch sind sich regionale

Gesundheitsbeamte, vom

Bahá’í—Institut ausgebildete Helfer und Anwohner einig, dass die Kindersterblichkeit deutlich gesunken und die allgemeinc Gesundheit verbessert worden ist.

„Das Bahá’í—Projekt hat das Verhalten der Menschen sagt Omudu, Koordinator des na verändert“, Nelson tionnlen Impfprogramms am Ngom—Kmnkcnhaus in Ngora im Kumi—l)istrikt. l):1$ ist auf Vielfhltige Weise geschehen. Da ist einmal die Nutzung der Latrinen — jetzt verstehen die Leute, warum dicse wichtig sind. Früher kamen nur wcnige zum Impfen -jetzt bringen die Leute ihre Kinder. Die Menschen wusstcn wenig über Malaria —jetzt nutzen sie Moskitonetze, und die Zahl der Erkrankungen geht deutlich zurück. Auch die Wasserstellen wurden bisher vernachlässigt jetzt aber kennen die Leute die Bedeutung von reinem Was cs

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Auch Wascheinrichtungen bei Latrinen sind wichtig, um die hygienischen Bedingungen zu verbessem.

„Es ist gamut dos, was wir erreichen wollten. Es ging uns nicht allelm um dds Impfen van Kindern and mm„zinische Enlelumg. er women eln Umfeldfiir Bauerhqfligkeit stlmifen, Jenn so muss Entwicklung ge macht warden.“

Edward Ragan Erster Projektleiter

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Das Gesundheitsprogramm ist eine Erfolgsgeschichte nicht zulctzt wegen seiner Dauerhaftigkeit. 1986 startete Ugandas Bahá’í—Gemeinde das Projekt in kleinem Rahmen, bis sieben jahre später die Canadian Public Health Association (CPHA) finanzielle Hilfe zusagte. Damit sollten Gemeindesanitfiter ausgebildet und in jedem Dorf Gesundheitsausschfisse eingerichtet werden. D35 gab dem Pmgramm den entscheidenden Aufschwung.

Die Dauerhaftigkeit wurde trot: Ausblelbens auslindischer Golder erreicht

Als die kanadische Finanzhilfc 1996 auslief, waren 71 Gemeindesanit‘éter ausgebildet worden, 65 von ihnen im Einsatz in ihren Heimatgemeinden. Seitdem wurde das Ausbildungsproj ekt fortgesetzt: 20 weitere Freiwillige nehmen jzihrlich an den Kursen teil, und 53 Helfer werden in ihren Gemeindcn unterstfitzt — und das, obwoh] sich das Budget nach AuslaLlfen der kanadischen Hilfe um zwei Drittel verringert hat.

Außerdem wurden 14 Spezialisten ausgebildet, die ihrerseits die Helfer trainieren.

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All dies wurde mit weniger 315 100.000 US—Dollar ausllindischer l-Iilfe errcicht — nuggesprochen wenig Für ein internationales Entwicklungsprojekt.

Als ein Hauptziel hatte die Canadian Public Health Association Dauerhaftigkeit ins Auge gefasst, und das ist auch fiir UBID eine wichtiges Anliegen. „Über d215, was ich hier sehe, freue ich mich schr“, so Edward Ragan, der das Projekt der Kanadier in den neunziger jahren gelcitet hatte.

„Es ist genau das, was Wir mit unserem finanziellen Beitrag erreichen wollten. Es ging uns nicht allein um das [mpfen von Kindern und die medizinische Erziehung. Wir wollten ein Umfeld fijr Daucrhaftigkeit schaffen, denn so muss Entwicklung in Zukunft gemacht werden. In der Bahá’í—Gemeinde geschieht dieser Art Viel, weil sie Cine feste geistige Grundlage hat. Das ist ein Pluspunkt“, fiigt Ragan hinzu.

Die Unterversorgten In schwer :ugfingllchen Gebleten errelchen

Das UBID—Programm lauft in den Distrikten Kumi und Soroti. Diese bestehen meist aus flachem Grasland,


unterbrochen von Wiildern und Siimpfcn. Es gibt nur wenige Straßen. Dort lebt dasVolk der Itoso: Bauern, die aufkleinen Feldern Manioka, Erdniisse, Hirse und Baumwolle anpflanzen. Ochsen Ziehen noch den l’flug, und das Unkraut wird von Hand gejfitet.Viele Familien besitzen Hiihner, Puten und Kijhe. Ihre Hfiuser sind aus Lehmziegeln und Strohdzichern errichtet und liegen weit verstreut.

„Eine Besonderheit des Projekts bestand darin, dass die Helfer in die am schlechtesten versorgten Gebiete gingen und dort die Gesundheitsversorgung sicherstellten“, sagt Fred Ssengooba, Dozent am Makarere—Universitiitsinstitut für Gesundheit, der das Projekt untersuchte.

„Denn es stimmt: In den abgelegenen Regionen mangelt es an ausgebildeten medizinischen Helfern.“ Der Ansatz des Programms war einfach: Man wollte vor Ort Freiwillige zu Gemeindesanitiitern und zu Impfpersonal ausbilden, die ihrerseits die Dorfbewohner über Grundlagen der Hygiene informieren sollten. A1lerdings galt as, vielfaltige Hindernisse zu überwinden. Zum

Beispiel das Misstrauen der Dorfbewohner und den Widerstand der Frauen. Diese

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warcn zunachst nicht bertit, auBcrhalb ihrt‘s Hauses zu arbciten. Auch innerhalb der Bahá’í—Gemeinde warcn Verlinderungen Iliitig — sie musste ihreVerwaltung verbesscr11, um ein solches Programm überhaupt durchführen zu kijnnen.

Mehr als go Prozent der Freiwilllgen bleiben auf Dauer aktiv

Aber das Ergebnis war ein ,mmrmer Erfblg“, wie Narathius Asingwirc schrcibt, Lcitcr der Abteilung fijr Sozialarbeit und Sozialverwaltung an der Makerere—Universitfit, Kampala. 1996 stellte er in einem Bericht zusammcn mit Fred Sscngooba fest, das Ge sundheitsprogramm v01]

UBII’):

— lube mehr erreicht als die geplanten 6 Prozent Abdekkung bei der lmpfung V011 Kindern unter flinfjahren, ufinflich 28 lrozent,

— habe „gutcn Erfolg“ zu verzeichnen bei der Hygieneschulung der Dorfluevélkerung, was sich zeige in einer großen Zahl Von Latrinebauten, Mullgruben und verbesserten Hygienegewohnheiten,

— habe erreicht, dass mehr 315 90 Prozent der Freiwilligen weiter aktiv blieben.

„Bei diesem Gesundheitsprogramm {and ich einmalig, dass die Freiwilligen an Bord blieben Ohne ein „burn—0ut“Syndrom zu bekommen“, so Asingwire in einem Interview. „Oft geben die Freiwilligen nach einer gcwissen Zeit auf, welm es keinen Ansporn mehr gibt Wie zum Beispiel Bezahlung. Nicht so die Bahá’í. Die haben Prinzipien und Werte, die sie freiwillig für das Allgemeinwohl arbeiten lassen.“

Die Leiter des lrogramms 1116111611, dass sich der Erfolg wcitgehend daraus erkliirt, dass das Projekt die Freiwilligkeit betont sowie den Dienst an der Gemeinschaft. „Das Prinzip des Dienstes an anderen und


der Begriffwm Arbeit 2118 Gottesdienst, verbunden mit der Gleichberechtigung V011 Mann und Frau, wurden in die Ausbildung und in die Arbeit vor Ort eingebaut“, erklärt Vinita Walkup—Gilbert, V011 1993 bis 1997 verantwortlich für die Koordimtion. „\X/ir sind der Ansicht, class diese Prinzipien einen wichtigen Unterschied machen. Dies gilt für die Zeitdauer, die die Helfer freiwillig arbeiten, und für die Art und Weiss, wie sie die Mitmenschen behandeln.“

Verbindung zur Bevölkerung

Es gab aber auch Widersténde gegen Mafinahmen, die von den Sanitiitern vorgcschlagen wurden. Einige Miittcr glaubtcn, dass die Impfungen schaden und nicht nijtzen würden. Sie versteckten ihre Kinder wiihrend der Impfkampagnen. Der Schliissel zur Überwindung dieser Angste lag darin, Freiwillige aus den D&Srfcrn selbst zu rekrutieren.

„Am Anfang des Programms vcrbrcitcte ein Politiker, der gegen die Regierung war, dies sei ein Programm der Regierung, um die Bevijlkerung zu reduzieren“, erinncrt sich Ebetu, 61,Bauer in Tilling. Er hatte vor dem Projekt ein Kind durch Maseru verlorcn und war immer 110ch miss M

trauisch. „Die Teilnahme war kostenlos, und darum stellten wir das Projekt in Frags. AIS aber klar wurde, dass es seine Wurzeln in der Gemeindc hatte, finderte sich die Einstellung. Bedingung bei der Auswahl der Gelneindesanitater war, dass sie in dem Dorflebten, wo sie arbeiten wijrden, dass sic verheiratet warcn und in dem Dorf~ anerkannt. AIS wir das hörten, sagten wirja.“

is war nicht einfach, geniigend weibliche Sanititer :u finden

Für wichtig hielten cs Ugandas Bahá’í—Gemeinde wie ihre kanadischen Partner,


M itglieder des Geistigen Rates der Bahdiim Dorf Kalapata. Hier und in anderen Orten sind die Bahá’í—Institutionen in das Programm eingebunden, indem sie eine Verbindung zur Dorfbevdlkerung herstellen.

Das Gesundheitskomitee von Kalapata, rechts Gemeindesanitciterin Margaret Okoboi.

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[Seite 12]"WI: wollcn dds gauze Dar] sensibilisieren, wean wir Frelwllllge sunken. er spnchen über Gleickbcrethflgang and über die Bcdcutung van Frauen cl: Gemeindesanitfite rinnen. “

Vinita Walkup-Gilbert ehem. Koordinatorin

M it Motorrcidem fahren die Projektmanager von Dorfzu Dorf: um ihre

Mitarbeiterzu betreuen wie hierA/fred Okello.

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dass die Beteiligung V011 Miinnern und Frauen ausgeglichen 56in solle. Bis jetzt sind unter den Freiwilligen 50 Männer und 41 Frauen. Es wurde viel Mfihe daraufverwendet, Frauen als Freiwillige zu gewinnen, und zwar auf Dauer. „Um das zu erreichen, licBen wir sie mit ihren Babys und Babysittern zu den Kursen kommen. Nur so könnten sie teiln€hmcn. Wir hatten dadurch zwar einige Probleme — etwa, dass zehn Babys zuglcich schrien —, aber nur so könnten wir die Frauen gewinnen“, sagt Gilbert.

Ein anderes Problem waren die Einwiinde der Ehemanner. „Zunaichst war mein Mann dagegen, weil er dachte: Sic werden mir meine Frau wegnehmen“, so Margaret Okoboi, Gemeindesanitiiterin in Kalapata. ,Jetzt ist er aber über die Verlinderungen in der Familie sehr glücklich. Wit haben Latrinen und Zugang zu sauberem Wasser.“

Um solche Sorgen zu überwinden, besuchen die Projektleiter gleich anfzmgs die Ehemzinner. „Wir wollen das gauze Dorf sensibilisieren, wenn wir Freiwillige suchen“, sagt Gilbert. „Wir sprechen über die Gleichberechtigung und über die Bedeutung V011 Frauen als Gemeindesanitfiterinnen.“

Internationale lusammenarbeit

Die Ausbildung umfasst Kennmisse in Immunisierung, Vorbcugung und Behandlung von Durchféllen, Wurmerkrankungen und Dehydration, Malariavorbeugung, Ernéihrung, Kinderpflege, Schwangerenfürsorge, Familienplanung, Erste Hilfe, Haushaltshygiene Nach drei bis Vier Monaten Wird das Wissen aufgcfrischt und erweitert.

Zudem ist das Projekt ein Beispiel für gelungene internationals Zusammenarbeit. Die kanadische Bahá’í—Gemeinde spielte eine wichtige R0116 bei derVerbindung zwischen Ugandas Bahá’í—Gemeinde und der Canadian Public Health Association durch den Canadian Bahá’í International Development Service, CBIDS. Geld kam auch von der Internationalen Bahá‘iGemeinde.

Gewiß hat die Partnerschaft mit Übersee viel dazu beigetragen, Ugandas Bahá’iGemeinde das Wcitcrmachen zu ermöglichen. „Am Anfang gab es niemanden, der sich 111it seiner ganzen Arbeitskraft darum kiimmerte“, sagt der jetzige Direktor Brian Burriston. „Es gab weder eine zuverléssi geVerwaltung noch einen Manager. Seit aber das UBID be


steht, können wir auch anderc Möglichkeiten ausloten.“ Nach den Worten Burristons kijmmert sich die Mehtzahl der in den letzten sechs jahren ausgebildeten Helfer intensiv um die Gesundheitserziehung und medizinische Versorgung in ihren Dérfern. „1998 haben 53 V011 ihnen wenigstens alle zwei Monate einen Bericht geschickt. Geradc V011 Sanitdtern weiß man ja, dass sie nicht gem Berichte schreiben, auch wenn sie arbeiten. Beachtlich finde ich auch, dass mindcstens ein Drittel V01] ihncn seit fiinfjahren Ohne Bezahlung arbeitet.“

Hygienemaflnahmen slnd am wichtigsten

Aktivitiiten gibt es in vielen der Dbrfer, die durch das Projekt betreut werden. So hat zum Beispiel in Kalapata jcdes Haus Cine Latrine, es sei denn, es ist auf harten Fels gebaut. Fast jedes Haus hat Trockenstinder fijr das Geschirr. Niemand benutzt Wasser aus flaChen Brunnen außer für das Ziegelformen. Die meisten verwenden Wasser aus tieferen Bohrlbchcrn, andere aus eigenen Brunnen, die V011 Abfall gereinigt und eingeziiunt wurden. Die meisten Kinder wurden gegen die Wichtigsten Krankheiten geimpftEbenso in Tilling, wo jeder Haushalt eine Latrine hat, Trockenstiinder für Geschirr und Besteck, eine saubere Quelle für Wasser zum Trinken und KoChen.

Vor den Hhusern wird gefegt. Entscheidend ist, dass fast einhundert Prozent der Kinder gegen die sechs tbdlichen Krankheiten geimpft wurden.

Die Menschen schreiben die verbesserte Hygiene vor Arbeit Gemeindesanitfiter zu. Ginatio

allem der ihrer Tukei, Bauer in Kalapata, meint: ,Jetzt bittcn die Leute auch anderswo darum, dass das Projekt aufihre Dérfer ausgeweitet wird.“ El


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ANJOSE, Costa Rica SE5 ist der wohl umfassendste Versuch, ein internationales Dokument der

zivilen, nichtstaatlichen Gesellschaft zu formulieren.Von einem Sekretariat im tropischen Costa Rica aus koordiniert der sogenannte Earth Council diese Aufgabe.

Seit 1995 steht der Earth Council an der Spitze der Be „Der Unterschied zu anderen internationalen Dokumenten ist, dass die Erdcharca auf einer wirklich breit angelegten Partizipation basiert“, so die Koordinatorin des Projekts bcim Earth Council, Mirian Vilela. „Im Ergebnis wollen Wir nicht nur ein gehaltvolles Dokument schaffen, sondern eines, dem sich die Menschen ver „Ermoglicht wird dieser Austausch durch mehrere Faktoren. Durch das Internet und E—Mail können wir alle miteinander kommunizieren und den Prozess der gemeinsamen Entscheidungsfindung intensivieren. Außerdem reisen wir um dieWelt und nehmen an Konferenzen teil, um so integrativ wie moglich zu arbeiten.“

Entstehung der Erdcharta schafft ein neues Modell für die Bildung eines weltweiten Konsens

mtihungen, eine Erdcharta zu entwerfen — eine Erklärung ethischer Prinzipien, vergleichbar mit der UN—Deklaration der Menschenrechte. Die Autoren hoffen, class das Dokument die Völker und Nationen einander niiher bringt, um für Frieden, Gerechtigkeit und eine sichere Zukunft zu sorgen.

Vor einem jahr legte der Earth Council einen aktualisierten Entwurf vor, bekannt als Benchmark Draft II. Er soll mit Hilfe von Kommentaren und Anmerkungen ein weiteres Mal überarbeitet werden. Der kiinftige Entwurf soll ebenfalls in Umlauf gebracht werden, um weiteres Feedback zu sammeln. Das Ziel ist, bis 2002 eine Endversion vorzulegen, die die UN—Generalversammlung als internationale Deklaration beschließen kormte.

Die Überlegung der Urheber: Ein Dokument, das von einer großtmöglichen Zahl von Gruppen der Zivilgesellschaft gepriift und angenommen worden ist, werden Regierungspolitiker nicht ignorieren konnen.

bunden fühlen und das sie als ihres betrachten.“

Wzihrend andere NGOs vor allem Konsens über diverse internationale Fragen anstreben, liefert der Erdcharta-Prozess ein seltenes Beispiel, wie Anregungen und Informationen von Gruppcn der Zivilgesellschaft und Einzelpersonen singeholt und aufgegrifien werden konnen.

Nach den Worten von MirianVilela habcn NGOGruppen in 40 Ländern nationals Erdcharta-Komitees eingerichtet. In 23 weiteren seien spontane Gruppen beteiligt. Insgesamt hätten Hunderte, wenn nicht Tausende von Organisationen undTausende von Einzelpersonen den Charta—Entwurf gelesen und kommentiert.

Das Redaktionskomitee sei ein loser Zusammenschluss von etwa 40 Personen in 20 Lindern, so derVorsitzende Steven C. Rockefeller. Diese Mitarbeiter prüften die Kommentare und entschieden, ob und wie sie in den Entwurfaufgenommen wijrden.

Durch Beteiligung moglichst vieler Gruppen gelange man zu einem Entwurf, den viele Menschen akzeptieren könnten, so Rockefeller Die Autoren bitten sich zum Beispiel sehr um Anregungen von eingeborenen Volkern bemühtAls sie mitVertretern der Inuit (eigener Name der Eskimo) berieten, erfuhren sie von deren Einwand gegenüber einer Zeile, laut der „alle Lebcwesen mit Mitgefijhl zu behandeln“ seien.

„Die Inuit in der nordlichen Polarregion müssen sich von Tieren ernzihren — sie haben keine Landwirtschaft“, so Rockefeller. „Sie lehnten den Begriff ,Mitgefiihl in bezug auf Tiere ab, da man diese nicht mit ,Mitgefijhl jagen könne. Auch fürchteten sie, Tierschützer könnten die Formulierung nutzen, sie zur Aufgabe traditionaller Jagdformen zu zwingen.“

Nach Beratungen mit den Inuit und anderen Bingeborenen Bevölkerungsgruppen habe das Redaktionskomitee eine neue Sprachregelung entwickelt, berichtet Rockefeller. „Wir strichen

dasWort ,Mitgefiihl und nahmen die Formulierung ,alle Lebewesen mit Respekt und Bedacht behandeln. Dies könnten sie akzeptieren.“ Die neue Wortwahl wird im überarbeiteten Entwurf auftauChen.

Die Idee einer Erdcharta war erstmals 1987 durch die Brundtland—Kommission vorgeschlagen worden. Eine Zeitlang schien es, 315 könnten die Regierungen eine Erdcharta auf dem Erdgipfel in Rio de

Janeiro 1992 verabschieden. AIS aber die Regierungen keinen Konsens erzielten, entschlossen sich die NGOs, die Ausarbeitung einer Charm fortzusetzen, koordiniert durch den Earth Council.

Das ganze jahrzehnt hindurch war die Internationale Bahá’í—Gemeinde an dem Prozess beteiligt. Sie gab Anregungen, holte Kommentare ein und richteteVersammlungen aus Oder nahm daran teil.

„Die Erdcharta ist Vielleicht der deutlichste Ausdruck von Prinzipien einer nachhaltigen Entwicklung, der je in ein kurzes und biindiges Dokument gefasst wurdc“, so Peter Adriance, Bahá’iVertreter im US—amerikanischen Erdcharta-Network. „Die Charta unterstiitzt Bahá’u’lláhs Grundprinzip der Einheit der Menschheit.Wenn sie in den nichsten jahren weitere Verbreitung und Beachtung findet, wird sie als Richtlinie dienen fijr ein zukunftstrzichtiges Leben aufder Erde im 21.]ahrhundert und darüber hinaus.“ El

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Bei einer Podiumsdiskussion zum Thema„Ku/tur und Kommunikationstechno/ogie“ (v. I. n. r.): Carl

M urrell, Leiter des Planungskomitees der Konferenz; Meraash Mahajuodeen, Redakteur bei Young Asia Television; PeterAmett, C hefkorrespondent bei ForeignTMcom,

und Victoria Jones, U5Fernsehmoaeratorin.

Bei

25% i a1

der verantwortungsvollen

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Gestaltung der Globalisierung spielen die Nichtregierungsorganisationen eine Schlfisselrolle



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¢7é§§§§§ y, é;;;W~/V-4 Logo desjdhrlichen UN Trejjens mit den NGOs

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NEW YORK


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jd/zrlic/ze UN Kon erenzfiir nichtstaatliche Organisationen zieht immer mehr Organisationen der globalen Zzvilgesellschaft cm

EREINTE NATIOS } NEN — Die Globalisierung kann v01]

großem Nutzcn für die Mcnschhcit scin der

Schwicrigkeiten,

trotz

die sie mit sich bringt. Nichtstaatliche Orgzlnisationtn (NGOS) spielen eine cntscheidende R0116 dabei.

Dies war eincs der Hauptthemcn der 52. Konfcrcnz nichtstaatlicher Organisationen Ends des vergangcncn jahres. Zu den Rednern 25thten jordanicns Kblligin Noor

Lmd der frühcre lriisidcnt Costa Ricas, OscarArias. Sic spraChen über die Globalisicrung und ihrc guten wic problematischen Auswirkungen

„Die Entstchung nichtStautlichcr Organisational, die 315 international: Handlungstriigcr agicrcn, ist eine wichtig6 Entwicklung der letzten 50 jahrc“, sagte Ex-Iriisident Arias, jetzt Lciter der nichtstaatlichen Arias—Stiftung für Frieden und Fortschritt der Menschheit. „Im neuen jahrtausend wcrden nichtstaatliche Organisationen die Suche nach Fortschritt, Sicherheit, Demokratie und Frieden anführen müssen.“

Zusammenarbeit zwischen NGOs und UN immer wichtiger

Angesichts der Teilnahme v01) rund 1.700 Vertretern nichtstaatlicher Organisatio nen bot die Konferenz auch einen Eindruck, wie sich das Verhdltnis zwischen der sogenannten Zivilgesellschaft — den Organisationen und Institutionen außerhalb staatlicher Kontrollc — und den Vereinten Nationen darstellt und entwickelt.

Die vom Ofllntlichkeitsbijro der Vereinten Nutioncn (UN Department for Public Information, UN DPI) alljlihrlich organisicrtc Konferenz hat VOI‘ allem das Zic], die nichtStaatlichen Organisationcn über die Aktivitiitcn und [\qu filssungen der Wcltorganisation zu untcrrichten. Sic ist abcr auch ein Ort, an dem die NGOs untereinzmder Kontakte klfiipfhl.

“Es kommen immcr mchr Organisationcn zu diescr Konferenz, was ein Zcichen ist für ihr wachscndes Intercsse an den UN — Lmd auch aneinander“, so Helene Hoedl, Ofl‘entlichkeitsrcfcrcntin bci denVer [Seite 15]

einten Nationcn. Die Anmel dungen fijr die Konfercnz seicn in den letzten drei jahlen etwa um ein Drittel gestiegen. „ICh glaube, dies ist jetzt das grdBte regelmäßige NGOTreffen.“

N ebenVollversammlungen mit bekannten Rednern wurden in den letzten jahren such Workshops angeboten, die vollstzindig V011 den NGOS getragen wurden. DieThemen reichtcn vom Hanger Appell fiir Frieden bis hin zur R0110 der Ethik beim sozialen Wandel. '

Diesc Workshops sind schncll bckalmt und bcliebt geworden, sagt Carl Murrell, Vcrtretcr der US—amcrikanischen Bahá’í—Gemeinde und Leiter des Planungskomitees der Konfercnz. „So zeigten sich einige UN—Orgzmisationcn intercssiert, solche Veranstaltungen zu leiten.\X/ir aber lchntcn dns 21b mit der Begrfindung, diese Workshops sollten bei den NGOS bleibcn. Dass hier Dialog und Vernetzung gefdrdert warden, hat sich jedenfalls herumgesprochen.“

Suche nach der Rolle der NGOs im Prozess der Globalisierung

Die Hauptrcdner konzentricrten sich aufdie Frage,welche Méglichkeiten und welche


Aufgaben die NGOS durch die Globalisierung haben. „Die Globalisierung ist der Kern des modernen Lebens“, sagte UNGeneralsekretdr Kofi Annan in seiner Erbffimngsansprache. „Sie muss in unserem Denken verankert werdcn. Doch dies ist keine leichte AufgabeViele Menschen erlebcn die Globalisierung nicht als Fortschritt, sondern 211$ zerstbrerische Kraft, die wic ein Hurrikan in wcnigen Augtnblickcn Leben, Arbeitspllitze und Traditioncn vernichten kann.“

Mit einer solchen Kraft umzugehcn, erfordere die Hi1fe der NGOS, so Annan. „Regierungen brauchen nichtstaatliche Organisationen als Partner. Dcr Privatsektor, so lebendig und dynamisch er auch 56in mag, ist allein nicht in der Lage, den Weltmfirkten ein menschliches Antlitz zu geben oderjene Millionen von Menschen am Rande der Gcsellschaft zu errcichen,“

Kéxligin Noor sagte, die Globalisierung habe zwar den \X/ohlstand Vieler erhéht, zugleich aber andere benachtei ligt. „Es ist an der Zeit, die

Menschlichkeit in die Mitts der Debatte zu stellen. Wir brauchen umfassende Antworten auf die Bedrohung der menschlichen Sicherheit durch Marginalisierung, Armut und Menschenrechtsverletzungcn",

so die jordanische Königin. „Globalisierung hat das Potenzial zu ungeahntem Nutzcn, aber dieser Nutzcn muss, um wirklich zur Geltung zu kommen, aufalle verteilt werden.“

Neue Partnerschaft zwischen Wirtschaft, Politik and 2N" gesellschaft erforderlich

Dazu sei Cine ncue Partnerschaft zwischen Geschäftswelt, Regicrungen und nichtstaatlichen Organisationen erforderlich. „Ein solches Bündnis kann die Entwicklungszusammenarbeit fdrdern — und damit das Wohlergehen der Menschen überall auf der Welt.“

Der Leiter des UN—Entwicklungsprogramms (UNDP) Mark Malloch Brown sagte, die Globalisierung verursache eine dramatische Krzifteverschiebung im internationalen System. „Es ist keine direkte Verschicbung vom Starken zum Schwachen“, 50 Brown. „Vielmehr eine Verschiebung zwischen verschiedenartigen lnstitutionen, von Offentlichen hin zu privaten, von gewinnorientiertcn zu nicht gewinnorientierten, von Nationalstaaten zu andercn

Organisationsformen der Menschen.“ [:I


„Die Globalislerung ist der Kern des modernen Lebens. Sic muss in unserem Denken vemnkert warden. Doch viele Menuhen erleben die Globallsierung nicht als Fortschritt, sondem als zerstbrerische Kraft, die wle ein Hurrikan in wen!gen Augenblicken Laban, Arbeltspliit1e and Traditional!

vernichten kann.“

Kofi Annan UN-Generalsekretér

Immer mehr Mitglieder von Nichtregierungsorganisationen nutzen das Treren bei der UNO als Gelegenheit zu einemjdhrlichen Meinungs- und Erfahrungsaustausch.

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Einsatzfijr die Weltorganisation, die in den USA einen schweren Stand hat: Bahciiv Vertreter bei der UN—DPIKonferenz.

EREINTE NATIO NEN — UnterTausen den von NGO—Vertretern auf derjiingsten Konferenz des UN Department for Public Information (UN—DPI) 111it Nichtregierungsorganisationen waren 16 Bahá’í aus Gemeinden in den USA Zeichen für die Anstrengungen der US—Bahá’í, die Weltorganisation zu unterstijtzen.

(161 UN

Seit 1947 ist die amerikanische Bahá’í—Gemeinde durch das DPI als Nichtregierungsorganisation (NGO) anerkunnt. Außerdem war sie über die jahre hinweg in zahlreiche UN—Projekte cingebunden - V011 der Organisation lokaler UN-Tage bis hin zu111 Lobbying 1m US—Semat Far die Ratifizierung V011 UN—Menschenrechtsabkommen.

„Die Bahá’í—Lehren rufen ausdrijcklich zur Errichtung eines weltweiten foderalen Systems auf, um den Weltfrieden zu errichten und zu beso Jeffery Huffines, Vertreter der amerikanischen Bahá’í bei der UNO. „Und die UN,

auch $6111 1110gcn, sind die

wahren“,

so unvollkommen sie

wichtigstc internationals Frie densorganisation der Welt.“ So beteiligte sich die US Bahá’í-Gemcinde an einer

11111 den USKongress dazu zu bewegen,

Kampagne,

den Vereinten Nationen die 11111611 zustehendcn Beitriige

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Bahá„ der

auszuzahlen. Laut UN— All02}ben schuldct Washington der Organisation 1,6 Milliarden US—Dollar.

I11 den USA leben etwa 130.000 Bahá’í an mehr 315 7.100 Ort€11, vertcilt auf alle 50 Bundesstaaten. Weihrend der letzten drei Jahre haben Einzelne wie auch Gruppen amerikanischer Bahá’í Briefe 311 die Kongressvcrtreter geschrieben — und sich 111 cinigcn Fallen Init 1hnel1 getroffen —, um die Begleichung der US-Schulden bei der UNO voranzutreiben.

„Wir wollen die USA ern1ut1gen,eine führendc R0116 im internationalen System zu übernehmcn“,sz1gt Kit Cosby vom B1110 für Auswärtigc Angelegenheiten der amerikanischen Bahá’í—Gemeinde. „Wir glauben, dass die USA die rechtlichc und moralische Verpflichtung haben, nicht nur Ihr Versprechen zu halten, die Vereinten Nationen mitzufinanzieren. Sic 1111155611 auch Vorreiter scin für M611schemechte und andere Bc USA fordern V011 der

US—Regierung steirkere Unterstfitzung einschließlich Schuldenzahlung

rciche,u111jene Art von 111ternationalen Institutionen zu gründen, die wir fijr die Errichtung einer globalen Zivilisation bcnötigcn.“

Seit 1994 haben der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in den USA und amnesty international zusa111111en den Vorsitz in 611161 in Washington gegründeten Arbeitsgruppe von mehr 2115 100 Organisationen. Diese dr‘éngte die US—Regierung, die UNKonvcntion zur Abschaffung jeglicher Form V011 Diskriminierung gegen Frauen (C011vention 011 the Elimination of All Forms of Discrimination AgainstWomen, CEDAW) zu ratifizicren. In derVergangenheit war die amerikanische Bahá’í—Gemeinde zusammen mit anderen Nichtregierungsorganisationen bei ähnlichen Kampagnen erfolgreich.

Die Teilnahme einzclner Bahá’í an der UN—DPI—Konferenz ging nicht zuletzt auf 1hr persénliches Engagement zurück. „Ich wollte über die globalen Trends wieder auf

dem Laufenden scin“ , so Rolando Maddela, Arzt 21113 Grand Prairie,Texas. „Ich bin schon lange an den UN 111teressiert — seit unser Lehrer uns V011 111rer wichtigen R0116 erzählte. Und da ich 1111 0(fentlichen Gesundheitswesen arbeite, bin 1Ch 1111r der Bedcutung ctwa der Weltgcsundheitsorganisation und anderer UN—Einrichtungen bewusst.“

Mark Griffin, Ingenieur aus Oxford in Massachusetts, war an der Kampagne beteiligt, die sich für die Unterstiitzung der UN einsetzte. Er bat Freunde, ihre KongressVertreter in Briefen aufzufordern, die UN zu unterstützen. „Die UN iibcn eine Faszination aus, und ich wollte einen Hauch davon 111itbekommen“, sagt Griffin. „Die heutige Bedeutung der Vcrcinten Nationen besteht darin, dass 516 6111611 Grolfiteil der Strukturen bereitstellt für cine Zeit,we11r1 die Welt bcreit ist fur 0111C ArtWeltregierung.“ 1:1


[Seite 17]IEN. — Der TwoWings—lrcis wird

z111ji1'111‘11c11 :111 PersiSnlichkeitcn verlichen, die xich 1111 8111116 dchwo—Wingsv ldcc 11esondere Verdienstc 61> worbcn 11813611.

Die Zwvi—Flfigcl—Mcmphcr stcht 111 crstcr Lillit für den .,V0gc1 der gcsamten Menschheit“, def zwci Fliigcl hat — 611161] 111i1111111c11el1 und cinen wciblichen. und der sich erst dann zur 1—16116 seiner wahren Bestimmung 6111617611 kann, wcnn bcidc F1iigc‘1 gleichwertig cntwickclt 51nd. Daher unterstiitZt und flirdert Wings Schulungs— und E11t\\ick11111gs Two vorwicgcnd projcktc {111‘ Miidchen und Frauen 111 cinigcn Ll1'11der11 der sogcnanntcn 1,)1'irtc11 Welt. Abcr gulch der traditions]1c Gcgcnsntz zwischen Wirtschaft und Ethik 5011 iibcnvunden \Vtldtll. Zu dicscm chck werdcn gtwisse Überschiissc der gut cntwickcltcn Finanz111111‘ktc dcs Nordcns dem 81'1dcn zuerrfiigung gcstclln 111vestiert wird abcr nicht in W11‘tsc11uftsp1‘0jcktc, sondern uusxchlicfilich 111 Ausbildung, der 11;1c1111;11t1gst€11. wirkungsvollstcn und kostengiinstigstcn Form \1011 E11t\\icklul1gszu §;11111]1C11211‘17C1t.


Karlheinz Bdhm im Gespnjch mit Dr. Gerhard Sch weter, dem Prijsidenten des Two- Wings—Networks

TWO—Wings-Preis fiir Karlheinz Béhm

Bci der Auswahl der Schulungsprojektc und der Doticrung der Mitre] 5111(1VC‘1‘trctcr dcs Stidcns in den Entscheidungspmzess 111it cinbcZogtn. All diese 111110v21tive11 nt Ut I] Prinzipien auf dem (16111ct der E11twick1ungsarbcit konnte der Présidcnt des Tww W111 gs—Nctworks, D1“. Gerhard Schweter, 6111611] prominenten Publikum 1111 chtsaal der Bu11dcswirtsclmftskan111161 111 Wicn 111 seiner Einlcitung 11:1hcbringcn.

H611cpul1kt dcs Abcnds war die lrcisiibcrgzlbe gm Kar11161112 15611111 und seine Cattin Almuz. 1)c1' T\\ro—Wi11gs—1’rcis ist 61116 Vcrgoldetc Bronzeskulptur des Bildhuucrs Martin M1111er und stellt 111 stilieiertcr Form zwci ausgcbrcitctc Fliigcl dur.

111 seiner Dankcsrcde verwit‘s Karlheinz 13611111 g1llfdic bereits geleistctc Hilft und Projektarbcit 111 Athiopien wiilncnd der letzten 15j;111rc. Die Aktivitiitcn der NCO

.,Mel1sc11c'11 1111‘ Menschen“

51nd 111 dchat beeindrucktnd. 13611111 vcrguB 2111(11 nicht, darauf 41L1fi11c1‘ksm11 zu machen, dass Europa einen Tci] SCilK‘S W0|11stzmds dem K010lliflhSlHUS verdankt. Nun sei es

111 der Zeit, Afi‘ika ;11s gleichwcrtigcn Partner zu gewinneu

Die wcsthchc Wirtschth 11111$SC bcgrcifen, dass 011116 K0opcmtion 111it Afi‘ika und sei11c11 rund eine Mi1liz1rde ziih161K101] Bcwohncrn sie selbst in Zukunfi auch nicht wcrdc existiercn k61111c'11. E1" uppellicrtc m1 eine verstiirktc Hilfc zur Selbstcntwicklung aus der Erkenntnis der Ei1111eit der gcsalnten Mcnschheit. Vcrliehcn wurde derTwoWings—Preis 1111 136156111 des Priisidcnten der BundcswirtSChfiftSkflllllnt‘l Leopold M21derthaner 3111 24. November 1999. Aus Sicht derjury wird damit €111 M31111 gee11rt,derals Prototyp eines Weltbiirgcrs und :115 1110111lisc11e Instanz auf dcm Gcbict gc111cinntitzige1‘ Organisationen gilt. 1:1

WIEN



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Die Referenten des Weltreligionstages 2000 in Stuttgart v./.n.r.: Meinhard Tenné (Judentum), Frank KUhn (kath. Christentum), Siegfried Finkbeiner (ev. Christentum), Tinia Taber

(m usikal. Begleitung), Raimund Ulbrich (Moderator), Dr. Ulrich Bémgen (WCRP Stuttgart), Dr. Udo Schaefer (Bahá’í), Hedwig Lauckner (Buddhism us} und Ali Demir (Islam).


Weltreligiqnstag an Jahrtausendschwelle fordert Übergang

STUTTGART



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Dialog zu

VI/emgc 72190 Had: Beginn (1'65 jalzrcs 2000 umme cim wiclztige F*adirion deg 20. ja/zrlumderts in Deutsc/z/and wiederbelebf.‘ der I/Velrrellgiomrag.

TUTTGART. — V01' 40 jahrcn wurdc der Weltlcligionstag cingcfiihlt und seitherjeweils am dritten Sonntag 1111 junuar in iibcr 80 Liindtrn geftiert. Sein Ziel ist. dachrstZindnis der Religioncn fiircimnder zu Rirdan Bereits in den (Marjahren war es die Stuttgartcr Bahá’iGcmcindc, die diesel) Anlnss zum interreligibscn Dialog in Deutschland mit bcsonderen Engagement cinfiihrtc. Wlihrend dicscTrzldition cincrjiihr '00

von interreliglosem gemeinsamen Taten

lichen gcmcinsnmcnVcrunsmlmug, der Religionsgcmcinschaficn sich in immcr ncuc Länder vc-rbreitcte, Vt‘1'101' sich ihrc Spur in Dcutschland.

In dicscm juhr startcte die Stuttgarter Bahá’í—Gemeinde jcdoch eine cmcutc Initiativc. Repliisentanten dos judcntums, dcs Buddhismus, dcs Is1211]], der Bahá’í—Rcligion, der bciden christlichen Kirchen sowic 41H) (liiste nahmen am wiederbclcbten Wcltreligionstag am 16. jnnuar 1111 Wechn S2131 im Ncucn SchloB Stuttgart tcil.

Weltreligionen müssen gemeinsam Liisungen Für die Weltprobleme suchen

Dr. Guildn Rnhmim bctontc in ihrcn Eréffilungs\VOI‘tC‘lL class „dic Botschaft des Wcltreligionstnges darin bcsteht. dass die Menschhcit, die einen gemeinsmnen Ursprung hat, in unsercr Zeit zur Über windung ihlcr Zcrsplittcrung gclnngcn muss."

Sic fllhr fort: .,Dcr Wcltreligionstzlg, gcstittct zur Ermutiung der rcligiiichrantwortlichen und Anhiingcrjeglichcr Glaubensgcmcinschafl tcn unterstrcicht die (?lcichwcrtigkeit ullm Hochrcligioncn und rufi sie nuf, cincn

cmcinsumcn \X/cg cinzuschlu J'Q

gen, um mitcinander den Hell zlusfinderungen durch die Stiindig \’\’;1ChSt‘11dt‘1] lmblemt gerecht zu werdcn.“

Raimund Ulbrich. Fernschjourmlist bcim ZDF und Autor mchrclcr Films über untelschiedliche Weltrcligigy 11611, verwic‘s in seiner Moderation zu den erstcn Beitriigen uuf die starkc Zurückhalmng inncrhnlb fast nllcr Rcligioncn gegelliil7exei11c‘111 nllzu innigen Dialog. Der Blick auf die jcwcils eigcnc Biographie 61> schwcrc das Gesprlich miteinfinder. Skeptikcr sehcn allein hierin schon cin fast unüber windliChcs Hindernis für einen

[Seite 19]Frieden unter den Religionen — trotz der Einsicht, dass cin Weltfriede ohne Friede zwischen den Religionen unmöglich ist.

liidische Gemeinde Baden- Wiirrtembergs beklagt christliche Mission

Den Blick aufdie Schwierigkeiten des Alltags des interreligiösen Zusammenlebens richtete Meinhard Tenné, der Vorstandssprecher der Israelitischen Religionsgemeinschaft Wfirttemberg. Er beklagte die Praxis der Judenmission, die derzeit von einigen evangelischen Gemeinden gegenüber jfidischen Emmigranten aus Russland betrieben werde. Nach dem Holocaust, den Deutsche an Juden veriibten, sci eine gezielte Mission unter juden mit der Absicht, deren Gemeinde in Deutschland auszuhéhlen, absolut unannehmbar und unertréglich.

Der Vertreter der Evangelischen Kirche, Pfarrer Siegfried Finkbeiner, sprach sein ausdrückliches Bedauern über diese Praxis aus und seine entschiedene Distanzierung von dieser, Er verwies aufBeispie16 im Kirchenalltag, die in eine gänzlich andere Richtung des interreligiösen Umgangs weisen. So feierten die evangelischen Kindergarten in seiner Gemeinde gcmeinsam mit den Kindern muslimischen Glaubens in einer kleinen Zeremonie das Ende des Ramadan, der muslimischen Fastenzeit. Pfarrer Finkbeiner meinte: „Frieden und Verstiindigung wachsen, wenn Menschen erfahren, dass sie geschzitzt und wertgeachtet sind, von Gott und auch anderen Menschen.“

Hindedruck als Geste der Versfihnung

Nach dieser Rede ging Meinhard Tenné spontan auf Pfarrer Finkbeiner zu und reichte ihm die Hand als Ge ste der Wertschzitzung fijr dieses Bekenntnis zu einem einfiihlsamen Umgang miteinander. Beide Tageszeitungen berichteten am Folgetag ausfiihrlich über diesen Konflikt und den Umgang der beiden Religionsverteter damit.

Echter Glaube stiflet keinen Unfrieden, sondern Zusammenarbeit

Der Katholik Frank Kiihn ging aufdas Spannungsverhziltnis zwischen Missions— und Friedensauftrag der Religionen ein. Er zitierte Papst J0hannes Paul mit den Worten: „Sich der Religion zu bediencn, um Gewaltanwendung zu unterstützen, ist Missbrauch der Religion. Religion ist kein Vorwand für Konflikte und darf es auch nicht werden... Religibse Fuhrer müssen klar und deutlich zeigen, dass sie wegen ihres religiösen Bekenntnisses dazu verpflichtet sind, den Frieden zu fordern.“

Im selben Tenor verwies Hedwig Lauckner vom Buddhistischen Kreis Stuttgart, die ebenso wie Frank Kiihn bei WCRP (World Conference of Religions on Peace) engagiert ist, auf das Buddha—Wort: „Mit dem anderen bin ich verbunden, versichere dich dessen, mein Geist. Du darfst an nichts anderes denken 315 an dasWohl aller Wesen.“

Auch der Vertreter der Religionsgemeinschaft des Islam, Landesverband BadenWfirttemberg, Ali Demir, rief nachdrücklich zur konkreten Zusammenarbeit auf:

„Nach islamischer Überlieferung hat Gott sehr viele Gesandte beauftragt und in den verschiedcnenVölkern der Welt auftreten lassen, um die göttliche Botschaft unter den Menschen zu verbreiten. Diese Botschaft war stets: Mensch, der Grund für deine Existenz ist Erkenntnis und Anerkennung des Schöpfers und Gebet. Wetteifert in guten Dingen, arbeitet fijr den Aufbau

und den Schutz der Schöpfung. Für diese hehren Ziele muss man sich verbiinden. Um Gottes Willem für die Menschlichkeit müssen wir Bündnisse schließen.“

Zusammenarbeit konkret: Die Überwindung der Armut

In seinem Beitrag fur die Bahá’í ging Dr. Udo Schaefer zunzichst auf die Frage ein, weshalb ausgerechnet jene Kraft, die zu solch hehren Zielen aufruft, gleichzeitig so Viel Unfrieden bewirkte. Er zitierte Blaise Pascal, der einmal sagte: „Niemals begeht man das B656 so griindlich und so freudig, als wenn man 65 aus gutem Gewissen tut.“

Schaefer fijhrte aus, dass die Bahá’í—Lehren daher dieser Umkehrung der Werte einen unzweideutigen Riegel vorschoben: „Wenn die Religion zu Streit und Hass fiihrt, so wire es nach Abdu’l-Bahá besser, es giibe keine, denn, wie er sagt, ist der Zweck eines Heilmittels zu heilen und nicht, die Krankheit zu verschlimmern.“ Die Verstdndigung zwischen und die Zusammenarbeit mit allen Religionsgemcinschaften ist den Bahá’í daher nicht ein hehres Ziel, sondern unmittelbarer praktischer Auftrag.

Fijr die interreligiösc Initiative WCRP begrößte Dr. Ulrich Bérngen zum Abschluss die Wiedereinrichtung des Weltreligionstages als Aufforderung an alle Religionsgemeinschaften, den Dialogwortenjetzt endlich praktische gemeinsame Taten folgen zu lassen.

In diesem Sinne fand bereits Anfang Mfirz ein erstes Folgetreifen von WCRP statt, bei dem sich die dort reprisentierten Religionsgemeinschaften auf eine gemcinsame Initiative zur Überwindung der weltweiten Armut verst'éndigten. Dies 5011 eine konkrete

Frucht des Weltreligionstages 2000 sein. U



„Die Botsdmfl (der Gesandten alter Religionen) war stats: Mensch, der GrundFür deine Existenz lst Erkenntnis des Sellbpfers. Wettei[art In guten Dingen, arbeitet für den Aufbau und den Schultz der Schapjung. Um Gotta: Willen [fir die Menschllchkeit mfisun wir Bfind nisse schliefien.“

Ali Demir, Islamische Gemeinde BadenWfirttemberg

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TEMPORA — Eine Zeitschrift, die sich konstruktiven Ansätzen und

REZENSION

eit 1997 erscheint halbS jfihrlich im Bahá’í—Verlag TEMI’ORA, ein Magazin, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Problems und drangende Themen unserer Zeit aufzugreifcn und durch möglichst vielfiiltige Beitrlige 211 beleuchten. Die einzclncn



TEMPORA Halbjahreszeitschrift. Einzelheft DM 9,80, AboPreis fUr vier Ausgaben DM 35,-. Erhéltlich über Bahá’í-Verlag, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim/Ts.

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Hefte haben jeweils ein Schwerpunktthcma, das auf ganz unterschiedliche Weise behandclt wird.

Essays, Interviews, chichtc, Reportagen und eine zeitgemziBe Visuellc Bearbcitung in Form von Fotos und künstlerischen Darstellungen liefern ein reich facettiertes Bild, das nicht nur dem Informations Expo 2000

bediirfnis Rechnung trägt, sondern auch iisthetisch anspricht.

TEMPORA will damit Impulse, DenkanstéBe geben und einen offenen Gedankenaustausch anregen, der auch innerhalb des Heftes in Form von Leserbcitrégen stattfindcn kann. Die Vielfalt der Perspektiven,Ansiitze und Meinungen 5011 den Leser anregcn, seine eigencn Schliisse zu ziehen und sich als Autor, Fotograf, Kiinstler und Kritiker einzubringen.

Was TEMPORA von den meisten im Handel erhéltli Chen Zeitschriften unterscheidet, ist ihr konzeptioneller Ansatz. Wiihrend Menschen sonst in den Meditn meist entweder als Titer oder Opfer dargestellt warden und die Berichterstattung sich überwiegend an negativen Ereignissen orientiert, versucht TEMPORA Cher L(Ssungsansfitze für aktuelle Problems aufzuzeigen.

Der Mensch als Gestalter seines Schicksals, als cin in erster Linie geistiges Wesen steht im Mittalpunkt der Betrachtung. Damit ist die Zeitschrift ein ernst zu nehmender Versuch, einen in der Mediculandschaft weitgehend verdréngtcn Aspekt ins Bewusstscin zu rufen: Die Wiirde dt S Menschen.

TEMPORA stellt die behandelten Themen nus einer globalen Perspektive dar und trägt damit derTatsache Rechnung, dass diese Erde eine organischc Einheit ist. Viele Lösungsansiitze für Probleme, die sich aufdie gauze Menschheit auswirken, kommen heute aus den benachteiligten Ländern, die traditionell vomWesten bcvormundet wurden. So stammen die vielversprechendsten Konzepte der Armutsbekiimpfung, die Idee der Mikrokredite und der liindlichen Entwicklungshochschulen aus Bangladesh und Kolumbien.

lndem TEMPORA gerade auch solche Initiativen und Projekte vorstellt, die nicht im Westen entstanden sind, macht sie bewusst, in welch hohem Maße globaler Fortschritt vom Libcmationalen Dialog abhdngt und versucht gleichzeitig ein Forum fijr die Diskussion sol Projekten verpflichtet fiihlt

Cher Ansdtze zu sein.

Dies war bereits in den vergangenen Ausgaben der Fall, die sich mit den Thcmen Globalisierung, Frauen und Arbeit auseinandersetzten.

Mit der im Mai erscheinenden Nummer 6 zur EXPO 2000 wird dies in besonderem M886 geschchen. Dem] 1111 Mittelpunkt stehen die vicr im Bahá’í—Pavillon ausgestellten Projekte, ergiinzt durch einen Artikcl, der sich mit der Entwicklung der künstlerischen Konzeption des Ausstellungsraums der Bahá’í International Community befast und mit dem für die Zukunft hochaktuellen Thema der VerwirkliChung der Menschhéitsrechte. Um dem außergewiShnlichen Anlass gerecht zu W€rden — die ausgestelltcn Projekte werden im Global House etwa 1,5 Millionen Besuchern zugzinglich sein — wird die TEMPORA zur EXPO 2000 zum ersten Mal durchgehend vierfllrbig erschcinen.

In der folgenden Ausgabe zum Thema AGENDA 21 warden weltweit herausragcndc lrojekte und Entwicklungen der AGENDA-Bewegung prisenticrt.Auch dies ein Beitmg zur globalen Kommunikation, dcnn gerade in Mitre]europa steckt die AGENDA 21, die im Jahre 1992 in Rio de janeiro als weltumspannende Initiative von 178 Regierungschefs beschlossen wurde noch in den Kinderschuhen. Die Fortschritte, die auf diesem Gebiet in anderen Erdteilen gemacht wurden, können auch dem AGENDA—Prozess in Deutschland wichtige Anregungen geben und Mut ma chen. E]