One Country/1998 Nummer 4/Text

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MAGAZIN DER Bahá’í INTERNATIONAL COMMUNITY »Die Erde ist nur ein Land, und a/le Menschen sind seine Bargem - Bahdu'l/a’h 4/98



‘ ENSCHWERPUNKT



Geistige Werte bestimmen den Wert von Fortschritt



Stockholmer Konferenz über Mikrokredite: Ein Bankwesen des Vertrauens


London: Weltreligionen und Weltbank beraten Über Entwicklungskonzepte




Thailahd: An der Santitham-Schule Ausbildung von jun gen Weltbljrgern

. 17

TIGE

\. '- M WUNDER DER


Portrét: Lasse Thoresen - In Norwegen geht ein Musiker neue Wege


Rezension: Muhammad Yunus Die Grameen-Bank

DM 4,- / 5Fr4,- /ATS 28,- / LUF 80.- Postvertriebsstiicknummer D13365F

[Seite 2]G EIS TIGE WER TE 3 WERIAIONIORISCHRIIJ


DEBATTE


Auszijge aus dem Dokument "Geistigkeitfijr Entwicklung: Überlegungen zur Erarbeitung von geistigen Bewertungsmafistdbenfur Entwicklung„, das von der Bahá’í International Community zum Dialog der Weltreligionen über Entwicklung vorgelegt wurde.

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us Bahá’í-Sicht ist

Entwicklung ein orga nischer Prozeß, in dem das“Geistige sich im Materiellen ausdrUckt und dort verwirklicht wird". Sinnvolle Entwicklung erfordert einen Ausgleich zwischen den scheinbar widersprUchlichen Prozessen des individuellen Fortschritts und der gesellschaftlichen Entwicklung,der Globalisierung und der Dezentralisierung, der Férderung universeller Masztébe und der Pflege kultureller Vielfalt.

In unsererWelt, in derwir zunehmend voneinander abhéngig sind, mUssen alle BemUhungen um Entwicklung von universellen Werten geIeitet und von derVision der einen Welt inspiriert sein.

Ortliche und nationale Gemeinschaften werden sich in Zukunft nurdann ausgewogen entwickeln,wenn sie das geistige Wesen des Menschen anerkennen und die gleichzeitige Entwicklung der moralischen,emotionalen, physischen und intellektuellen Seite des Menschen zu ihrem zentralen Anliegen machen. Sie werden die Freiheit der Religionen sicherstellen und die Errichtung von Stétten der Andacht fdrdern.

Diese Gemeinschaften werden die Achtung sowohl vor den Rechten wie auch vor den Pflichten fördern, die Gleichberechtigung und die Partnerschaft zwischen Mann und Frau pflegen und die Familie schützen. Sie werden die Schönheit der Natur erhalten

und die Asthetik in der Kultur pflegen. Sie werden in ihre Pléne die Prinzipien des Natur- und Artenschutzes einbauen. Und da sie von der Vorstellung der Einheit in der Vielfalt geleitet werden, gilt ihre Unterstfltzung auch der Vielfalt gesellschaftlichen Engagements. Sie werden sich schlief3|ich in zunehmendem Maße solchen Persdnlichkeiten zuwenden,die sich als Diener der gesamten Menschheit verstehen.

Die Bahá’í sind in dem Sinne optimistisch, als sie eine solche Zukunft fUr unvermeidlich ha|ten und sich schon andeuten sehen. Gleichzeitig sind sie realistisch und erkennen sehr wohl, daß der Fortschritt in Richtung auf eine solche Zukunft ein großes Mali an Ausdauer, Opferbereitschaft und Veränderungswillen erfordert.

Die Geschwindigkeit dieses Fortschritts und dessen Kosten werden weitgehend durch Regierungen, multilatera|e Organisationen, den privaten Bereich und BUrgerbewegungen bestimmt und getragen werden. Alle BeteiIigten mUssen sich Über die Ziele klar werden,wenn sie konstruktive Teilhaber des Prozesses werden wollen.

Um den Fortschritt in der Entwicklung aufzuzeigen, werden soziale und wirtschaftliche Indikatoren von verschiedenen Institutionen benutzt, seien diese nun Einrichtungen derVereinten Nationen, Regierungen,Wirtschaftsunternehmen oderWissenschaftler. Solche Indikatoren veréndern zwar die Realitét nicht, aber sie helfen uns dabei, die Dinge in einer bestimmten Weise wahrzunehmen, und sie dienen dazu, zu einem gemeinsamen Verstéandnis von Entwicklung zu gelangen.

Zur Zeit laufen zahlreiche Bestrebungen, Entwicklungsindikatoren noch genauer bestimmen zu |assen,was wirklicher Fortschritt des einzelnen und der Gemeinschaft darstellt. Am beachtenswertesten ist hier der menschliche Entwicklungsindex, wie er vom Entwicklungsprogramm derVereinten Nationen im jéhrlichen Bericht Über die menschliche Entwicklung verwendet wird.

Daß geistige Werte fflr den menschlichen Fortschritt entscheidend sind - ein Gedanke, den die Überwiegende Mehrheit der Menschheit schon lange teilt —, wird jetzt auch in zunehmendem MafS von weltlichen Entwicklungsexperten anerkannt.

Der sich aus den verschiedenen UN—Konferenzen dieses Jahrzehnts herausschélende globale Aktionsplan hat dazu beigetragen, die vorherrschende Ansicht von Entwicklung zu veréndern: Nicht lénger wird Entwicklung als ein von oben dirigierter Prozeß angesehen, der von derTechnik und derWirtschaft vorangetrieben wird, sondern immer mehr definieren Menschen und Gemeinschaften selbst, was sie unter EntwickIung verstehen und Übernehmen dafljr auch selbst die Verantwortung.

Viele dieser Pléne stellen ausdrUcklich die Bedeutung geistigerWerte heraus. Die KernÜberlegung bildet die Vorstellung, daß das Wesen des Menschen im Grunde geistig ist und daß geistige Prinzipien, die den BedUrfnissen der menschlichen Seele entsprechen,einen ungeheuren Motivationsschub liefern, wenn Anstrengungen und Verénderungen erforderlich sind. Daher werden die Menschen in der ganzen Welt viel


ESTIMMEN

[Seite 3]UNIlEM‘LWICKLUNG

eher bereit sein, eine Politik und deren Programme zu unterstUtzen, die sich aus geistigen Prinzipien ableiten, als Programme, die aufeiner rein materiellen Auffassung des Lebens beruhen.

Die Anwendung dieser Mafistébe könnte nicht nur die Vision, sondern auch die Praxis von Entwicklung wandeln, wenn es darum geht, politische MafSnahmen, Zielvorgaben und Programme zu erarbeiten, abzukléren und auszuwéhlen. Zu den Indikatoren, die auf Geistigkeit beruhen,gehören:die Vision einer friedvollen und einigen Zukunft; die Prinzipien, die fUr eine Verwirklichung genau jener Zukunft entscheidend sind; das politische Umfeld, das diesen Prinzipien entspricht; und das Ziel, das der Indikator mit Fortschritt bezeichnet.

Die Indikatoren sollten qualitativ oder quantitativ meBbar und Überprijfbar sein und sich einer breiten Vielfalt von Zusammenhangen anpassen, ohne die Integritét der beteiligten Prinzipien zu verletzen.

Wir schlagen fUr den Anfang fijnf Prinzipien vor:

1) Einheit in der Vielfalt

2) Gerechtigkeit und FairnefS 3) Gleichberechtigung der Geschlechter

4) Vertrauenswijrdigkeit und moralische Verantwortung der Entscheidungstréger

5) Unabhéngige Suche nach derWahrheit

Diese fUnf Prinzipien kéjnnen dann aufallgemeine Politikbereiche angewandt werden, um Entwicklungsindikatoren zu erarbeiten, die auf geistigen Prinzipien beruhen. Um zu einer Diskussion anzuregen, schlagen wirfUr den Anfang fiinf Politikbereiche vor:


1) wirtschaftliche Entwicklung 2) Erziehung

3) Verantwortung fUr die Umwelt

4) Grundversorgung mit Nahrung, Wohnung und Medizin 5) Regierungsform und BUrgerbeteiligung

Indem man nun diese Prinzipien und Politikbereiche verbindet, entstehen vielféltige Möglichkeiten fUr Entwick|ungsindikatoren,die auf geistigen Prinzipien beruhen.

Nehmen wir als Beispiel die Anwendung des Prinzips der Einheit in derVielfalt aufden Bereich der Erziehung. Konkret kann dieses Prinzip auf vielféltige Weise Ausdruck finden — ein relevanter Aspekt wäre seine Verbindung mit dem Konzept des Weltbewußtseins. Man könnte etwa prozentual den Zeitaufwand berechnen,der im Klassenunterricht und in der Freizeit auf Unterrichtsgegensténde und andere Aktivitéten verwendet wird,die WeltbewufStsein fdrdern. Eine andere Vorgehensweise könnte sein, bei einer Analyse von Schulbuchinhalten den Prozentsatz zu errechnen, der sich diesem Thema widmet. Ein weiterer Indikator könnte das Vorkommen dieses Themas in der Lehrerausbildung messen.

Ein anderes Beispiel zeigt, wie sich ein solcher Indikator bilden léBt: man kann das geistige Prinzip der Gerechtigkeit und FairneB aufdas Feld der Wirtschaftspolitik anwenden. In diesem Falle wäre das Ziel, die Einkommendiskrepanz zwischen den armen und reichen Léndern zu verringern. Zwar gibt es schon zahlreiche Messungen der EinkommensIUCke zwischen einzelnen Léndern, diese sind aber zumeist statisch. Ein geistigerer Ansatz wäre es, die EntwickIung der Einkommensverhélt nisse aufzuzeichnen, um festzustellen, ob sich die LUcke x zwischen den wirtschaftlich wohlhabendsten und érmsten Léndern verringert oder sogarvergrößert.

Ein anderer Ansatz könnte die wirtschaftlichen Vorteile abwégen, die sich aus Handelsvergijnstigungen ergeben, mit denen érmere Lénder bevorzugt werden.

Die Aufstellung von Zielvorgaben und die Definition von speziellen Indikatoren fUr Entwicklung auf geistiger GrundIage könnte als ein Prozeß der Zusammenarbeit unternommen werden.Wir schlagen vor, daßVertreter derWeltreligionen - vielleicht unter der Schirmherrschaft der Weltbank oder einer anderen internationalen Entwicklungsinstitution - zusammenkommen und mit einer Beratung Über geistige Prinzipien und ihre Auswirkungen auf individuellen und gemeinschaftlichen Fortschritt einen Anfang setzen. Das erste Ziel könnte sein,da|'$ man sich weltweit Über eine begrenzte Zahl von allgemein anerkannten geistigen Prinzipien und eine Anzahl von Politikberei chen einigt, aufdie sie mit Priorität angewendet werden sollten.

Das endggfiffige Ziel dieser Initiative wfire-es freilich, geiSfingPrinzipien zum Kernpunkt" fer Entwicklungsbemiihuéngen zu machen. Es Wird heute zunehmend erkannt, dafS eine anhaltende Entwicklung unmöglich ist, wenn nicht die Rolle solcher Prinzipien beim individuelien und gemeinschaftlichen Fortschritt Anerkennung findet. Entwicklungsindikatoren, die diesen Fortschritt messen und aufzeichnen, sind daher nicht nur zeitgemäß sondern we


sentlich und entscheidend. E]

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IMPRESSUM 0n: Couumv wird herausgegeben von der Bahá’í InternationalCommunity,

dieals Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde reprisentiert. On: Couumv,0ffice of Public Information,Bahá’í International Community, Suite 120,866 United Nations Plaza, New York, New Vork 10017,USA, Email: 1country@bic.org.

Chefredakteur: Brad Pokorny. Chef vom DienstzAnn Boyles.AuslandsredaktionenzNancy Ackerman (Moskau),ChriStine Samandari~Hakim (Paris),Kong Siew Huar (Macau),Gui|da Walker (London).

Deutschsprachige RedaktionzPeter Amsler,Stefan Mutschler,Jens-Uwe Rahe. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich),Si|via Frbhich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg), Geschäftsfijhrung:Hartmut Nowotny, Arezu Braun. Übersetzerpool: GUnter Maltz,Anschrift:0ne Couurnv, Eppsteiner Str. 89, D-65719 HofheimLangenhain,Germany1Te|._49-619299290. Fax_49-6192—992999. Herausgeberderdeutschsprachigen AusgabezNationaler Geistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

Einzelheft: DM 4,»/SFr 4,-/C)S 28,-/LUF 80,-.Jahresabonnement: DM15,-/SFr 15,-IOS1oo,-/LUF3oo,v(incI,MWSt u. Portokosten). Die Zeitschrift kann direkt bei der Redaktion bestellt werden. Copyright 1998 by Bahá’í International Community. ISSN 0945-7062. Gedruckt auf1oo% Recyclingpapier.

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Bahá’í-GEMEINDE IN OSTERREICH

ERHALT RECHTSSTATUS

Die ésterreichische Bahá’iGemeinde wird nach dem neuen Religionsgesetz als religiöse Bekenntnisgemeinschaft mit Rechtspersénlichkeit staatlich eingetragen. Eine entsprechende Entscheidung hat das Bundesministerium fUr Unterricht und kulturelle Angelegenheiten kUrzlich erlassen. “Mit der Zuerkennung des Rechtsstatus wird nicht zuletzt auch das Engagement der ésterreichischen Bahá’í—Gemeinde fUr den Abbau von Vorurteilen gewijrdigt".

Die Bahá’í—Gemeinde Osterreichs besteht seit Über acht Jahrzehnten und zéhlt rund 1.200 Gléubige. Sie leben in über 160 Städten und Orten. "Als loyale Staatstrger wollen wir integrativ und stabilisierend in der Gesellschaft wirken,„ heiEt es in einer Erklärung des Rates. “Trennendes Überwinden und die Einigkeit in allen Bereichen menschlichen Lebens fördern„, sei ein wesentliches Prinzip der Bahá’í—Religion.

Prof. Dr.Josef Demmelbauer, Professor am Institut fUrVerwaltungsrecht und

g: 1;: 5 «1:1; @jfi 1* @W#mfifirdfa

INTERNATIONAL CONFERENCE ON FAMILY SOCIAL SECURITY AND SOCIM WELFARE

Verwaltungslehre an der Universitét Linz, schreibt in einem Beitrag fUr die Salzburger Nachrichten: „Das Staatsgrundgesetz Über die allgemeinen Rechte der Staatstrger aus dem Jahr 1867 gewéhrleistetjedermann die volle Glaubens— und Gewissensfreiheit.„ In den Artikeln 15 /16 unterscheide das Gesetz aber zwischen gesetzlich anerkannten und gesetzlich nicht anerkannten Religionen. AuGer den sonstigen Vorteilen seien die gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften, zu denen neben den großen Kirchen auch die Methodistenkirche, die Mormonen oder die Neuapostolische Kirche gehören, abgabenrechtlich privilegiert.


Mary McAIeese, die Prdsidentin von Irland, war Ehrengast und Hauptsprecherin bei den 50Jahlfeiem der Irischen BahdiGemeinde am 22. Apri11998 in derSt. Patrick's Hall in Dublin. Über 25o Gdste waren anwesend, darunter (v./.r1.r.) Olive McKinley von der Baha'iGemeinde Dublin, Prof. Suheil Bushrui,/r1haber des Baha'iLehrstuhlsfdr Weltfrieden an der Universita't von Maryland, USA, Prasidentin McA/eese, Brendan McNamara, Varsitzender der Bahá’í—Gemeinde von lrland, und Patrick O'Mara, Mitglied des Kontinentalen Bahá’í—Berateramtes.

UNIVERSITAT NUR: AUFTRAG ZUR AUSBILDUNG VON 1.000 LEHRERN IN EQUADOR

Die Universitét Nur, eine von Bahá’í gegrUndete Privatuniversitét in Santa Cruz, Bolivien, erhielt kUrzlich von der

equadorianischen Regierung

Am 4—5 g,» Beijing 5% hina

5217

J


In Beijingfand eine Serie von Konferenzen in Zusammenarbeit zwischen hohen akademischen Einrichtungen Chinas und der Landegg Academy, Schweiz, statt, die nach Bahá’í—Prinzipien ge/eitet wird. Die Internationale Konferenz Über Familie, soziale Sicherheit und soziales Wohlergehen mit 120 Teilnehmem wurde geleitet von (v.I.n.r.) Dai Zhou, Direktor der Chinesischen AkademiefLirSozia/wissenschaften, Prof. Hossain Danesh, Rektor der Landegg Academy, und Prof Chen Yi Yun, Direktorin des JinglunFamilienzentrums. Über die Konferenz wurde mehrfach in CNN

berichtet,

den Auftrag zur18-monatigen Ausbildung von1.ooo Lehrern in Equador in „Mora| Leadership and Development“. Gleichzeitig wird dadurch das Konzept von Entwicklungshochschulen weiter verbreitet, das u.a. von der Expo 2000 in Hannover als eines der innovativsten pédagogischen Konzepte angesehen und zu einem „Weltweiten Expo—Projekt“ erklärt wurde.

BAYAN-HOSPITAL WIRD GEFORDERT

Das 1985 von Bahá’í gegrUndete Bayan—Hospital in Palacios, Honduras, schlofS nun mit dem GesundheitsMinisterium und der Stadtverwaltung einen Dreijahresvertrag zur deutlichen Ausweitung der Dienstleistungen. Staat und Stadt Übernehmen dabei die Kosten fUr das neu einzustellende Personal, das Bayan-Hospital die Kosten fUr die Ausstattung.

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EIN BANKWESEN DES

V

ERTRAUENS

SCHAFFEN

Zu einem Meinungsaustausch Über die sozialen Auswirkungen von M ikrokrediten trafen sich Fachleute in Stockholm. lm Mittelpunkt der Beratungen stand das zunehmende Engagement groner Finanzinstitute und anderer Grojiakteure aufdem Feld der

M ikrokredite.

TOCKHOLM — Dds S TrefR-n untcr dem Titcl

„G10bal Dialogue on Microfinance and Human Development“ fiihrte rund 80

Experten, Geschiiftsleutc, Spender und Vertreter von

Finanzinstitutcn und Nichtregierungsorganisationcn zusammen.Veranstaltct wurdc es in] April vom European Bahá’í Business Forum (EBBF), einem NetZW€rk V011 etwa 250 CCschiiftsleutcn, die Werte und Ethik in der Geschiiftswelt flirdern wollc‘11,sowie V01] der nicderlländischen lrogressio—Stiftung.

Die Diskussion machtc deutlich, daß die sich auswcitcndc Bewegung der Mikrokredit—Finauzierung vor cincr Rcihc v01) Herausfbrderungen stcht. „Wir sind an einem kritischen lunkt angelangt“, sagtc Barbara Rodcy, die Koordinatorin dos Dialogs. „Besteht Mikrofinanzicrung dzlrin, die Wirt der chck der

schaft zu flirdern, odor darin,

In Stockholm diskutieren Experten

Liber die Pers ektiven von Mikrokredi en

zur mcnschlichen Wohlfahrt bcizutragcn?“

„1 )cr Marshall—Plan busiertc aufdchorstcllung, daß ausrcichendc Finanzmittcl die Mcnschhcit nus dtf Armut bringcn wcrdcn“, so Rodcy

„Nun hut sich dic globalc Einkonnncmkluft wiihrcnd der vergangcncn drciliig jzlhrc mchr uls vcrdoppclt. Die Wcltwirtschaft hat cin Fiinftc] der Weltbcvéilkcrung cinfllch außer acht gclnsscn. Doch wir orienticrcn uns noch immcr am Wnchstumsmodcl]. Dugogen ist das Model] der Nachhaltigkeit eine neuc Art dcs Denkens. ES fuBt 1111f lrinzipien wie Cleichhcit Lmd Gcrcchtigkeit. Finanzitllc Unterstiit


TITELSTORY


Bi/d oben:

Teilnehmer der Konferenz „Global Dialogue on Microfinance and Human Development„, in derMitte (mit weißem Jackett) Muhammad Yunus, Grander der

Grameen Bank in Bangladesh

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[Seite 6]„ ,Kedit, be deutet Vertrau en. Das herkammliche Bankgeschiift

übernahm dieses Wort, drehte seine Bedeutung jedoch um

and wurde zu

einem Gesché'ft

auf der Basis van Mmtrauen. “

Muhammad Yunus

Gründer der Grameen Bank

Mit Mikrokrediten können sich auch die A/Iercirmsten aus derArmutsfa/le befreien.

_

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zung allcin ist kcinc Basis für Entwicklung.“

Gesteigertes lnteresse derBanken

l)as gcstcigcrte [nmrcssg durch Mikmkrcditc die Armut zu lindern, gcht nicht zulctzt auf din (uiptcltrcfi‘en vom Friihjahr 1997 zurtick. Mehr uls 2mm Intcrcssicrtc nus allcr Welt hattcn sich in Washington DC. vcrsammclt, um einen globalcn Aktionsplan vor;1nzutreiben.]);ls Zicl: die weltwcite Fbrderung v01] Kleinstdarlehcn sowic Unternchmertum an der Basis. Konkrct sollcn bis zumjahr 2005 ctwa 100 Millionen der iirmstcn Familicn dchelt Zugnng zu Mikrokrcditcn bckommen. Gcgcn\Viirtig crhaltcn ctwn acht Mil]ioncn Fumilicn Mikmkrcditc


— zumcistjc zwischen 50 und 500 US—l)ullur. 1)LIS Washingtoncr Treffln

wecktc nicht nur dic Beachtung zahlrcichcr Nichtregierungsorgnnisuti(men, die bercits zlufdiesem (lcbict tiitig waren, sondern zluch V01] internationulcn Unternchmcn und Banv ken sowic intcrnntimmlcn In; stitutioncn wic UNO Lmd Wcltbzmk. Viclc dicscr llL‘Uell Mitspiclcr vcrspruchen, Init <piirbarcn cigcncn Bcitriigcn

die chiihungcn für Mikrokrcditc zu untcrstiitzcn. ()bwohl die lrogammc für Mikmkredite von chion zu Region vcrschicdcn sind, bestcht eine Gcmeinszlmkeit dar in,d;1[3 die Kreditnchmcr/inncn in iibcrschaubarcn „50h! duritiitsgruppcn“ ()rganisicrt sind, in dcncn dic cinzclncn Mitglicder versprcchen, den Vcrbindlichkeitcn der zmdercn nuchzukommen, wcnn jcmand nus der Gruppc das Durlchen nicht zurückzahlen ké'mntc. Darle hcnsrückznhlung sichcrgcstcllt.

Dudurch 501] die

Dis Nichtrcgicrungsorgahabcn

Schliissclrollc dabei iibcrnom nisntioncn eine men, solchc Cruppen zu bildcn und die Darlchen zu verwnltcn, von dcnen Viele Bani ken :mgcnommen hattcn, sic scion zu klcin, um Profit zu ’ bringen. Deni ' noch waren cinig0 diescr Imgrzunme 56hr crflflgrcich — mit R[ickzahlungsmtcn von über ()0 lrozcnt.

Dic Tcilnchmcr dcs Stocki holmcr Dialogs bctontcn, daß Mikrokredik Programme nach wic vor zu den bcstcn Methoden gchbrten, die globnlc Armut zu lindern. Zugleich untcrstrichen sie, daß sich die ncucn Partner der Bcwcgung nicht nur darauf konzcntriertn solltcn, die Mikmkrcdite in ihrcm Volumcn zu vergriificrn, $0 daß klcinc Unternehmcn cntstfmdcn, dic h(iherc lrofitc bnichten.

„Mikmfinanzierung ist cin

111f§trc13c11der Gcschiiftsbcrcich

und cin LernprochS für uns

111c“,s;1gtc MuhammadYunus,

Dircktor der Gramecn Bank in Bunglxldcsch und cincr der fiihrcndcn Experten fijr Mikmr

krcditc. „Mikrofinanzicrung untcrschcidct sich V01) fr Lihci rcn Ansiitzcn. Kredit bcdcutct Vcrtrnucn. Das herkéimnk lichc Bunkgcschiifi übernalnn disses Worn drchtc scinc Bcdeutungjcdoch um und wurd6 zu cincm Geschiift 2111f der Basis von Milfitmuen.„ „I);1gcgcn wcrden tiiglich rund vicr Millionen US—l)ollar olmc Anwiiltc vergebc11,auf der Basis cincs ganz andercn Systems„. soYunus. „l)i€ses andere System bcruht auf den Menschen. Bci der Wahl der Finanzicrungswcisen müssen wir vorsichtig scin, dcnn die Welt desVertmucns unterschcidet sich stark von der Welt des Mißtrauens.“ Yunus äußertc sich kritisch Libcr die Von einigcn GrOBinstitutioncn singebmchtenVorschlligc zur ReguIicrung der Mikmfinunzicrung. "Aux der Welt dcs Mißtmuens kommm) chtcr, um cin rcgulatives Rahmcnwcrk cinzurichten und dabci hollc (?cbiihrcn einzukassicrcn.“

„Ein ungeschliffener Diamant“

„l)ic Mikrofmanzicrung kmm vielmehr aus sich sclbst hcraus wachscn und ihrc Mci thodcn entwickcln„, crkliirtc Yunus. „Sic ist einc ncuc Industric. Heutc mag sie gussehcn wic cin ungcschliflbncr Diamant. Den $01th man nicht wchA/crfbn, dorm später wird cr gliinzen.„

Rosalind Copisarow, Von sitzcndc der polnischen Organisationcn "Fundusz Mikro K glaubt, daIS die Mikrofinanzierung dds Potential bcsitzc, das Bankwcscn zu seinen Ursprüngcn zur Lickzufiihrcn.

„Mikmfinanzierung kliirt die Banker [iberall aufdechlt aufijbcr die wahrc Bedeutung des Bankgcschfifts“, sagtc Copisurow. ‘(Iledo bedeute ich vcrtrauc — eine Idcc, V011 der sich das Bankgeschiift scit langcm gcliist lube. „Das Vorgchen der Mcdici—Familie, niimlich privates Geld auszu [Seite 7]gcbcn, ist cinc Sachc der Vergnngcnhcit. Viclleicht gcbcn uns die nlichsten zwunzig juhrc die (?clcgenhcit. zu den Ursprüngcn dcs Bankgcschiitts zurückzukcllrelLAllcs IiiBt sich nutzwci M&Sglichkeitcn reduzicrcn: Man vcrsucht cntweder, den (?cwinn zu 111:1ximieren, Oder dit: Wahlfhhrt der Menschen. Im 15.jnhrhundert war cs tiblich, das Bankgeschiift als Mittcl zum Zweck der Wahlfahrt zu betrachten.“

Mgfimnéiafifin auf Minder um! Faaiaiifign

Auch Christopher Dunfl)rd, Prisident der US—amerikanischen Nichtrcgierungsorganisation „Freedom from Hunger“, betonte dieWichtigkeit von Werten und moralischen Prinzipien wie sozialer Gerechtigkeit, Gleichstellung der Frau und Hilfe für die Armsten der Armen, besonders fijr die Kinder.

„Die Maßstiibe für Finanzleistungen sollten sin ausgcwogenes Verhiiltnis zwischtn Effizienz aufder einen Seite und sozialer Gcrcchtigkeit auf der underen h;1bcn“.s;1gtc Dunfbrd. „Es ist an der Zeit, zu iibcrpriitcn, 0b die Mikrofinanzicrung dicscm Weg fblgt. Kinder sollten imVordergrund stehcn, und unscrc Richtlinicn solltcn sichcrstcllcn, daß Kinder eine Zukunft huben und dalS ilmcn tin Gcfiihl V(m Sim] vermittclt wird.“


„Zur Zeit wird das K011cht der Mikrofinanzierung v01] zahlreichen Gruppen übernommcn. nicht selten V011 Gruppcn mit wenig Erfahrung“, fiigte Dunford hinzu. „Es existiert nicht wirklich ein Forum. in dem lnnovationcn diskutiert warden könnten. Dabei brauchen wir neue Konzepte. Die bestchenden Prak tiken der lenken dürfen nicht das kreative Potential in] Kcim CfStith‘l’l.ViC11tiCht solltcn wir ein ganz ncucs Bankcnsystcm schaffcn. Hier müßtcn dic NichtrcgieruIlgsorganisationcn ihre Verantwortung iibcrnchmen.“

„Gcni;11 ist die Mikrofinunzicrung dcshalb, wcil sic die Armcn zu cincm Tcil dcs Wcltmarktc‘s muchen will.\X/ir brzluchen also Finnnzprofis, docl) ist die Bcwcgung zu wichtig, als daß sie cinfllch dt‘l (?L‘SChiifiSWLlt iibcrlnsscn werdcn d LirftL“ Has Vorgchen muß zu glcichen Tcilcn :m Wertcn sowic um Mnrkt orienticrt scin.“

Larbi Mebtouche vom UN—Hochkommissariat fijr Fliichtlinge fillitc cinige Idecn zusnmnwn. die diskutiert wurden. „Dcr Schliisscl zum Erflflg liegt in cincr klaren Definition der Ziele: Gcht es um die Menschenwürde Odt‘l die Effizienz? Wir müssen auf die sozialen Auswirkungen der Mikrofinanzierung uchten. Und wir mfisscn sicherstellen, daß die Kredimehmer ein Gcfiihl fijr Bcsitztum cntwickeln. damit das Ziel der Nachhaltigkeit erreicht wird. Ersparnisse solltcn V011 Anfhng an cinTeil dcs Programms 56in.„

Außerdem kéinne man dzls

Model] nicht bclicbig V01] Land 211 Land iibcrtmgcn; viclmchr miissc dicjcwciligc Kultur bcrücksichtigt wcrdcn. Wahrhatiigkeit unchrtmucns würdigkeit bildctcn dic (?rundlagc für den ErfblgAuch Menschen um Randc der Gesellschafi müßtcn mit cinbczogen wcrdcn, sclbst wenn sic nicht cinmul eine cigcnc Adresso bcsichn.

„ W i r hoffcn, mit Weishcit und Vomussicht cinigc Fehlcr in der EntWicklungsarbcit der Vergangenheit vcrmeiden zu kéjlmen“, sagtc George Starcher, Sekretiir des EBBF. „Unser Ziel ist es, die Herausforderungen der Mikrofinnnzicrung zu erkenncn und um die Frags zu stelICIIIWzls wollcn wir in zwanzig juhrcn erreicht ha bcn?“ jan/I/I Loam:



K/eingruppen diskutierten die Chancen derMikrokredite.

Muhammad Yunus, der Erfinderdes Konzepts der Mikrokredite, wurde mit zah/reichen Auszeichnungen geehrt.



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[Seite 8]Kiser Barnes, Reprdsentant derlntemationa/en Baha’iGemeinde, der Bischofvon

Canterbury George Carey undJames Wolfensohn, Prdsident der Weltbank



Bei einem ungewbhlichen Trefi‘en

beraten Bankiers und Religionsreprcisentanten

uber Geist und Geld


‘ Hochrangige Vertreter ‘ von neun Religionen

trafen mit

Lo N DO N dem mgdenten der

We/tbank zusammen,


  • g

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um sich über die Bedeutung von Religion

far Entwicklung auszu tauschen. KUnftig will man bei Projekten enger kooperieren.

0N1)0N — Als Kopt der griilitcn Wirtschaftssclmfiscnt\\ickhmgsorgnnisntion istjumcs Woltbnsohn sin auBcrordcntlich viclbcu schiiftigtcr Mann. Scit cr vor I‘Lmd vier Jahrcn lriisidcnt der Wcltbank wurdc, bcmchtc cr mchr 315 ()0 Llinder, wobci er rcgclmliflig mit fiihrcndun Stunts— und Rugicrungsmiinncrn. hochmngigcn 1mmllalcn Bankcmcrtrctcr11 sowic chrliscntuntcn tiihrcnder

Nicht~Rcgicmngs—Organixationcn zumnnnentraf. Es ist dcslmlb in jcder Hinsicht auISerngiihnliclL daß Wolfensohn fixxt zwci Tugc mit gcistigen Fiihrcrn der menu with tigstcn Religiuncn Vcrbmchtc.

Hubci wurdcn Thcmen behnndelt. dic \‘(hcinbar nichts mit der intcrlmtimmlcn FF nunzwclt zu m1] hnbcn — beispiclxwcisc \\ic gcistige und materiellc Entwigklung zusammcnhiingcn Lmd wic dic Bank

[Seite 9]mit den Religionen eine neue Bczichung aufbauen kiinnte, um die lrobleme der globalen Armut anzugchen.

DnThomas L;1c11s,cin chemaligcr Dircktor der Bank von Osterreich, der alsVertrcter der jiidischen Rcfinmgcmcindc den) Treffen beiwolmte, sagtc: “Für einen Mann wic Wolfensohn ist nichts so wichtig wic seine Zeit, deshalb fimd ich es bemerkenswert, daß er sich zwei Tage Zeit nahm für diese K0nferenz.1ch erachtc es 313 cin Zeichen dafür,welche Bedeurung er diesen Dingcn beimißt."

Auch das TrefTen selbst war in jeder Hinsicht außergeWähnlich. Einberufen wurdc die Konferenz von Wolfensohn selbst sowie dem Erzbischof von Canterbury, George Carey. Ofiiziell als der “World Faith and Development Dialogue„ bekannt, fand das Treffen in London in der 8(10]ahre alten Residcnz des Erzbischofs, in Lambeth Palace, statt.

Impulse Für eine Umgestaltung der Weltwirtschaft

Ergebnis dc‘s Zusammentreffcns war eine Reihe von grundsitzlich neuen Idcen und Initiativen, die zu einer wesentlichen Umgcstaltung der internationalcn wirtschaftlichen Entwicklung beitragcn könnten. Dies jedcnfalls erkllirten die Beteiligten.

„Zum erstcn Mal im gegenwiirtigen Wirtschaftsleben wurde die Bedcutung der Religion bei dessen Entwicklung nicht nur Eiffcntlich bcstiitigt und sogar gcfordert. Religion wurde bei diesem Ereignis als cbenbiirtiger Partner einer der größten und wahrscheinlich weltlichsten Organisational dieser Erde gesehen“, sagte Martin Palmer, Direktor der International Consultancy on Religion, Education and Culture (IOREC), die eine Schliisselrolle bei der Organisation des Dialoges inne hatte.

„Die Auswirkungen disses Dialoges werden sein, (1:113 die Wirtschaftswelt Religion ernst nehmen muß — und umgekchrt genauso.“

Konsens erzielten die Teilnehmer darin, daß wahre Entwicklung nicht stattfinden kann ohne ausreichende Berücksichtigung von Geistigkeit 1m Leben von Individuen und Gemeinden. W16 Wo1fensohn in ein er abschließenden Erklärung selbst sagte: „Wir sind sins in unserem Interessc für die Befricdigung der clementzlren Grundbedijrfnissc des Mcnschen, aber auch geistiger und kulturcllcr Bestfindigkeit. Das ist das, was ich so bemerkenswert an dicscr Konferenz gefundcn habe. Darauf bezogen, gab es eine vollkommene Übereinstimmung des Geistes.“

Hochrangige Reprisentanten

Für diese interreligiéise Konferenz warcn die hochrangigsten Reprfiscntantcn der Weltreligionen vcrtrctcn. 1 )azu gehörten führende Icrsbnlichkeiten dcs Bahá’í—Glaubcns, Buddhismus, Christcntums, Hinduismus, Islaln,J311113111Lls, Judcntums, Sikhismus undTaoismus. Sic reprisentiertcn die religidsenTraditionen von etwa 3 Milliarden Menschen.

Für die Weltbank war Wolfensohn der Hauptrepriisentant. Der ehemaligc Investment Bankier suchte zu Beginn seiner Amtszeit intensiv mach zukunftsweisenden Wegcn für die WeltbankVor einigen jahrcn war er damit allerdings ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, unter anderem deswegen, weil er 56hr stark die Finanzicrung großer Projekte unterstiitzte, von denen Entwicklungsspezialisten sagen, daIS sie von den Bedürfnissen der Menschen vor Ort abgekoppelt wfircn.

Die Weltbank ist die grdBte Finanzierungsorganisation fiir Entwicklungsprojekte

Libcrhnupt. Filr dns Fiskaljahr 1997 stellte sie 19,1 Milliardcn US—Dollar für 241 Irojekte weltwcit zur Vcrfiigung. A15 cine unabhiingige spczialisicrtc Organisation der Vcrcintcn National) betrachtet sich die Weltbank als letzte Zuflucht, die den iirmstcn Ländern Kapital zuerfiigung stcllt, wcnn es keine andercn Quclkn mehr gibt.

Seit seiner Amtsiibcrnahmc imjuni 1995 arbeitete Wolfensohn damn, die Kontakte der Weltbank in Richtung NichtRegierungs—Organisationen und in andere Bereichc der Zivilgesellschaft nuszudchncn. „Die Weltbank versucht nun. bestimmte Gruppen zu erreiChen und mit ihnen in Dialog zu treten„,sagte]0hn Mitchell, cin Weltbankangestellter, der bei der P1anung der Konferenz mitwirkte“

„1)ieses Treffen ist in verschiedcner Hinsicht ein aus /\

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„ Wir sind eins in unserem Interesse Für die Befriedigung der elementaren Grundbediirfnisse des Menschen, aber auch geistiger und kultureller Bestiindigkeit. “

James Wo|fensohn, Président der Weltbank






Lambeth Palace, die 800 Jahre alte Residenz des Bischofs von Canterbury, ist das Zentrum der 7o Millionen Mitg/ieder zizhlenden Anglikanischen Kirche.


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[Seite 10]REPRKSENTANTENnBEIM DIALOG DER WELTRELIGIONEN UBER ENTWICKLUNG

Vorsitzende:

o Erzbischof von Canterbury, George Carey, Oberhaupt der Anglikanischen Kirche

0 James Wolfensohn, Président derWeltbank

Bahá":

O Kiser Barnes, InternationaIer Berater, Bahá’LWeltzentrum

0 Lawrence Arturo, Direktor der Bahá’í International

Community, BUro fUr Umweltfragen

Buddhisten: O Nambaryn Enkhabayar,Vor sitzender der buddhistischen Minderheit im Parlament der Mongolei

O Sulak Sivaraksa, Sozialreformer und Gründer einer Entwicklungsorganisation zur Férderung von Kleinselbsténdigkeit in Thailand Christen:

O Metropolit Johannes von Pergamon, Représentant des Okumenischen Patriarchats der Orthodoxen Kirche

O Archimandrite Feofan, Vorsitzender des BUros fUr Offentlichkeitsarbeit des Orthodoxen Moskauer Patriarchats 0 Wendy Tyndale, Protestantin,Entwick|ungsexpertin bei Christian Aid

OThomas OImorijoi Laiser,Bischofder Ev.-Lutherischen Kir


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che von Tansania

o Kardinal Roger Etchegaray, Président des Pontifikalrates flir Gerechtigkeit und Frieden, Représentant des Vatikans

O Monsignore Diarmuid Martin, Sekretér des Pontifikalrates fflr Gerechtigkeit und Frieden O Pater Sergio Bernal, Direktor der Fakultét fijr Sozialwissenschaften der Gregorianischen Universitét, Rom

Hindus:

O Swami Vibudhesha Teertha, Oberhaupt von Sri Admar Mutt, Indien

O Achanay Srivatsa Goswami, Oberhaupt von Sri Caitanaya Prema Samsathana, Indien him:

0 L.M. Singhvi, Patron des institutstrJainologie,Parlamentarier und Philosoph

O Prof.Padmanabh S.Jaini,Leiter des Insituts fijr Jainologie

an der Universitét von Berkeley, USA

drückliches Bekennmis, daß Wolfénsohn die Religionen 2115 wcscntliches Element der Gcsellschaft bctrachtet. Wsihrend die Bank bisher scheibchenweise mit ihnen in Dialog trat, vcrsucht diese Veranstaltung den Dialog systematisch aufein h(iheres Niveau zu bringen und ihn stichhaltiger zu maChen.„

Palmer und anderen zufolg6 war der AnstoB fijr disses Treffen Cine frijhere interrcligidse Zusammenkunft im SchloB Windsor. Unter anderem vom WorldWide Fund for Nature vcranstaltet, wurde dieses TrefTen 1995 £118 Religionsund Umwcltgipfcl bckannt,

Juden:

0 Prof. Rabbi Arthur Hertzberg, ehem.Vize—Préisident d. Jfldischen Weltkongresses

0 Prof. Rabbi René Sirat,ehem. Großrabbiner von Frankreich ODr.Thomas Lachs,Leiterdes JUdischen Museums in Wien Muslime:

O Kronprinz EI-Hassan Bin Ta|a| von Jordanien (sunnit. Islam)

OS.E.derAga Khan,|mamder Nizaris (schiit. Islam)

Sikhs:

OSriSingh SahibManjit Sing, Président des Sikh-Weltrates ORajwent Singh,GrUndungsmitglied der Guru Gobind Singh Stiftung

Taoisten: OZhangJiYu,Vize—Generalsekretér der Taoistischen Gesellschaft von China

0 Zhang Xun Mu, Wissenschaftler am Zenrum fUr religiöse Studien, Peking Weitere Teilnehmer:

o Wangrai Maathai, Granderin der GrUngUrtel-Bewegung in Kenia

OVandana Shiva,Direktordes Instituts für Okologie, Delhi 0 Ismail SerageldinNize-Président derWeltbank

0 Andrew Rogerson, Reprisentant der Weltbank filr Großbritannien und lrland


derAnstrengungen unternahm, die damals erst cntstehende Zusammenarbeit zwischen den Religionen und der Umweltbewegung durch die Schaffimg einer neuen Organisation zu starken: der Alliance of Religions (ARC). Andrew Steer, ein \X/ekbank Reprisentant, nahm ebentalls

and Conservation

am Windsor—Treffen teil. Im Anschluß daran entwickalte sich sin regelmfifiiger Dialog zwischen Vertrctern der Weltbank Lmd den] ARC und 56incn Mitglicdern. Tcilc der Lambeth Agenda wurden bei einem Treffen im Mai 1997 in

Washington festgelegt, 211$ eine

klcincrc Gruppe religiéiser Fiihrcr zusammcnkam, um dartiber zu beratcn, wie die Wcltbank fbinfiihligcr im Umgang mit lokalcn Gemeindcn und alternativen Werten werdcn könnte.

Wie kann die Kluft zwischen Arm und Reich überwunden warden?

Die Lambeth—Vemnstaltung wurde mit einem Empfimg im Buckingham Palace durch den Gastgeber Seiner kérliglichen Hoheit Prinz Philip, Herzog von Edingburgh, eréffnet, der auch Gastgeber des Windsor—Treffens war.

Am nichsten Morgen begann in Lambeth das offizielle Treffen mit einer Sitzung über das „Verstlindnis von Entwicklung“.W':ihrend dieser Sitzung wurde die Bedeutung der Begriffe „Armut“, „Wohlstand“ und „Entwicklung“ diskutiert. Entsprechend der Tagesordr mung war das Ziel zu verstehen, „wic die Klufi zwischen der derzeitigen Situation und der Art von Gesellschaft, wie Wir sie austreben“, angegangen werden kbnnte.

Die Nachmittagssitzung hatte 211$ Schwcrpunkt „dic Kriterien für Entwicklung“. Hier wurden Themen besproChen, die sich :1qu „Betci1igung“, „Nachhaltigkeit“ und „Mitbestimmung“ bezogen 2116 im Zusammenhang damit, aufwelche Weiss die Religionen und Entwicklungsbehéirden wie dieWeltbank zusammenarbeiten kbnnten, um die Bemfihungcn auf allen Gebieten zu verbessern.

Unter anderem war man sich darüber einig, daß Entwicklung ein Prozeß ist, der beide Bereiche des Lebens sowohl den geistigen wie auch den materiellen - umfaßt; daß die persénliche Veränderung Hand in Hand geht mit 5021;1lerVeriinderung und (1218 beide Vorgiinge als wesentliches E164 mcnt für den gemeinsamen


[Seite 11]Fortschritt nngcschen wcrdcn miisscn. Entwicklung muß uuf lrinzipien der Nnchhultigkeit, Gcrcchtigkeit, Bcratung und Bctciligung basicrcn.

Gerechtigkeit als Voraussetlung für Entwicklung

Kiscr Barnes, der BnhziiRepriiscntant, créifihctc dic Sitzung iibcr „Bctci1igung“ mit cinigcn Godunkcn zu gcistigen Wcrtcn.

„Nur Entwicklungsprogramme, die als gerccht und unparteilich empfunden werden, kblmen daraufhoffen, das Engagement der Menschen zu bekommen, von denen die erfblgreiche Umsetzung letztlich abhiingt“, sagte Barnes, der die Stellung eincs Internationalen Beraters inne hat.

„chn dic Menschen daraufvertraucn können, daß alle durch bindende Richtlinien geschätzt Wcrden und wcnn sic sich der Vortcilc sicher sind, dann können sich solchc Tugenden wie Ehrlichkeit, der Wills zur nutbpfkrungsvollcn Tnt Beschcidenhcit und ein Geist der Zusnmmemrbcit cntwickeln und ergiinzem um dns Errcichen der hohcn gcmcinsnmen Ziele zu cnniiglichen.“

Dag Trcffcn cndctc much

cincr den gnnzcn Morgan :11) dnucrndcn Sitzung, in der die lctztcn Einzclhcitcn eines elf lunktc und 700Wortc umfasscndcn Berichts iibcr die Ergcbnisse dcs Dialogs vereinbart wurdcn. Dicscr Bcricht, der V01] dem Erzbischofvon Canterbury und Wolfensohn vorgelegt wurde, enthielt eine Reihc von bedeutenden und konkretcn Vorschlégen.

Interreligiase Arbeitskreise führen die Zusammenarbeit über Entwicklungsfragen fort

Vielleicht am wichtigstcn war, daß die Welbank und die Rcligionsrcpriiscntanten sich dartibcr einig warcn, den Diulog durch dic Errichtung v01) gemischten Arbeitsgruppen fortzusetzen, um wcitcre Irojektfragcn zu untcrsuchen.

Zu den Thcmcn, die von den Arbeitsgruppen bchandelt Wcrdcn, gehören: der Auflmu v01) Genwindcn, dds Hungerpmblcm und die chensmittclversorgung, dic Erhaltung der Umwelt, dic Bcwuhrung dcs kulturcllcn Erbcs (ci11sc111icl$lich der hciligcn Stlittcn). der Wicdcmuszlu nnch Konfliktcn und die Bcrcitstcllung crziehw rischcr und soziulcr Dienstc.

Der Abschlulibcricht verspruch, dali die religiösen Gc lncilmlmftcn cingcladen wiir den, „das Dcnkcn derWeltbank zu beeinflussen durch ihrc Teilnahmc an den Studicn und Diskussionen, die imjahrlichen Weltentwicklungsbcricht der Bank aufgenommcn wcrdcn.“ Eine besondere Anstrengung $011 dahingchend erfolgcn, daß diese Beitrzige in den Bericht zum jahr 2000 aufigenommcn werden kéinncn, der 211$ Schwerpunkt „A1‘mut vcrstehen“ habcn wird.

„Bishcr war das Hamptkriterium, an dem der Erfblg von Entwicklungsurbcit gcmcsscn wurdc, das Wirtschaftlichc Wachstum“, sagtc Wendy Tyndale. eine Entwicklungsspezialistin der „Christi;m Aid“ mit Sitz in England. die dcm ErzbischofCarey 211$ chtcrin in der llunung dicscs Dialogc‘s zur Scitc stand. .,l)ic Kritericn, dic die Rcligioncn vorschlugcn, richtcn sich 111chr auf das gcsumtc Wohlcrgchen dtr (?cmcindcn und Mcnschen. für dus cin schr wichtiger Aspekt sowohl die gcistigc wie much die kulturcllc Identitiit ist. Dies stclltc sich in dmnTrctTen schr stark hcrnus.“

Repriiscntanten jcder RCligion lcgtcn cm Schrifistiick v01". in dem sie Vorschliigc für die neuen Entwicklungskritcrien unterbrcitetcn, Diesc Schriftstiickc wcrdcn spiiter in cincm Buch vcrdfiE-ntlicht.




1. Entwicklungsprojekte müssen die physiuhe und die geistige Dimension ansprechen.

z. Projekte müssen den Zusammenhalt van Familie and Gemeinde fürdern. 3. Korruption mu]! fibemll be kfimpft warden.

Einige der zentralen Punkte, über die Einigkeit herrschte

Die beim„ World Faith and Development Dialogue" versammelten Teilnehmer.

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Religionsoberhdupter und Bankerim Gesprdch: (v.l.n.r.) RabbiArthur Hertzberg, Sri Singh Sahib Manjit Singh, Dr. George Carey, James D. Wolfensohn und Dr. Rajwant Singh.

„Kiinftige Entwicklungsprojekte sollten nicht nur van einer religiösen Gemeinschaft geleitet warden, sandern van einer Vereinigung van GIaubens rich tungen. “

Rabbi Arthur Hertzberg

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Die Tcilnchmer Vcrpflichtcn sich sclbst much dazu, „11;1(l1 wcitcrcn M(iglichkeiten der P;1rt11crscl1;1fi" auf Landesebe11c zu«111111111.lilotprojcktc 90L 161] zwischen dchclbnnk und den Roliginncn cingcrichtct warden. Zum Bcispiel $01161) religibsc chriiscntul1tc11 eingclndcn wcrdcn. um aufspczicllcn lcrsm1;]llcl11‘gi1'11g011Vortriigc zu 11:1ltc11, dic dem Bunkpersonnl hclfln sullen. mehr fiber rcligibsc (?laubcnsriclp tungen und Kultmcn21116111611.

Parallele zur 6kologie

Über die spczicllcn Hinge 1111mm sagten viclcTcilnchnwn duB der wichtigste Aspckt dicscr Vcranstnltung dic Tatsuchc dcs Trcffcns 1111 Sid] \\';11‘ und scinc 1'11101‘g1'cifb11dc dem dzllfi Rcligion und Ccistigkeitjctzt 111 Progrzmnnc zur Wirtschufv lichen Entwicklungr c111bcz<r gen wcrdcn 1111135011. l )icsc ldcc wcrdc sich schr wuhrschcinlich nicht nur aurdic Wcltb-ank bcsclniinkcn. vichncln diirth dic gcxmntc 111tt‘1‘11at1011alc Bahá’í(klul1gsszcne dnvon inspiricrt wcrdeu

Dr. Lachs glaubt, duB dic Imzcssc, die durch dds Treflln in (lung gcsctzt wordcn sind. die 111tc1‘11ut1011alc‘11 EntwickIu11gsorgunisntionen \V'iC dic

Wcltbnnk dazu bringcn kimnten, dic kulturellc und gcistigc Wirkung von E11t\\rick1u11gsprojcktcn ebcnso zu bcnchrcn, \vic heutzutage umwclttcchnixchc Überlcgungcn c111 fcstcr Fnktor 111 Projektcn gcwordcn sind. „V01‘ 3Ujal11‘cn 11:1: sich 11ic111;111d 111 der Enb wicklungsurbcit um die Okologic gckiimnwrt“. sngtc Dr. Luthx. .,chtc ist die Wirkun cincs lmjcktes aufdic Umwc

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f ein HuuptpunkLWenn wir C1215 glcichc 1111f dem Gebict der gcistig—kulturcllen Wcrtc tun k61111cn, wird die \X/irkumg7 auf das11iC11t—wirtsclmfiliche Lebcn der Mcnsthcn ungcheuer wichtig scin.“

\X/nngari Muthaui nus Kc11i;1, (?riinderin der GreenBelt—Bmvcgung, sagte. sie stim1116 zu, duB dus T1‘efR‘11 den Beginn eincs 111iicl1tigcn \X/andels markicrcn k61111tc, wic Entwick]ungsorgux1isatim1611 ZLl den Religion stcl1c11...[n meiner Region ist die Kultur V61lig zerstört \Vordcn. sie wird 111$ r11ckwlirtsgcwzmdt bctrachtct und 2115 der Entwicklung nicht dicnlich“, sagtc Mathzlai. „Es ist 1116glich, Menschen zu 11111111011, wenn 111cm ihrc Kultur zcrstbrt. Es wird so für sie cxtrcm sc}1wierig.;111 der Entwicklung tcilzunehmen. Deslmlb 11111 ich schr glücklich zu sehcn. (1:115 die

E11twicklu11gsorganisatio11en anerkannt habcn, daß cinVolk 01111c Kultur €111 Volk 011116 Richtung ist und daß dic Kultur cincsVolkcs und die Dingu dic cs wcrtschiitzn 61116 schr wichtigc R0116 spielen."

E111 anderer Gedankc “111‘. anS dns stiirkerc Einbindcn rcligiiiscr (huppen 111 bfTNeI1tlicl1c Entwicklungsbel11iil1u11gc‘11 till Gcgcnmittcl gegen die Korruption wcrdcn k61111te,die alL zu 0ft dic Vcrtcilung der Entwicklungsgclder bcglcitet

..I)ic 1110111115cl1c Autoritiit der religidscn Fiihrcr ist der Schltissel 111 der K;1111p;1g11c, cine guts chicrungsfbrm und Transparenz zu Rirdem ‘ WOfiir Wolfmmohn sich lcidcnschaftlich cinsctzt in Anbetracht der 1101mm lrcisc, die Korruption und Vcrschwendung V01] g11‘111c11 Llindcm {01'dern“. schricb dic ..\X/01‘1d Bank News". zeitschrift für Journalistcn.

cinc Bank Kiinftig interreligiöse Entwicklungsprojekte?

Der Rabbincr Arthur Hcrtzbcrg, Chem.Vichriisidcnt dcs jiidischen Wcltkongrcsses, sagtc. daß der intcrrcligiiisc (?rundgcdunkc ganz bcsonderx wichtig war. Und er schlug v01: dnli gcmtinsamc lmjcktc 1111t dchcltbank cbenfalls uls interrcligiiiscs U11tc‘1‘11c‘11111c11 Jbgcwickclt wcrden sollten. ..l)ic Projcktc solltcn nicht 11m von cincr rcligiéiscn Gcnwinsthnft gclcitct wcrdcn, sondern v01) cincr Vcrcinigung von Glau11011sricl1u111g611“, sagte Rubbi11cr Hcrtzbcrg.

$\V21111iViblel1esh3Teerthn. eincr der Hauptvertreter dcs Hinduismus, sngtc: .,Die Bcdeutung dcs Treffens sollte nicht untcrschiitzt werdcn. Dieser Dialog hat Armun Wohlstand und Fortschritt 11cu definicrt. Es wurdc eine neuc At111osphiirc gcsclmflEn für zukunftsweisendc Entwicklungsaktivitfiten, dic dug $021316, die Umwelt und dns Gcistige mitcinbczichen.“ El

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VORREITER FUR EINE

"r3. ?Mgi“ _~ '7 3_,


GLOBALE Eine/a-ndnche

ERZIEHUN

ASOTHON,Tlmiland Y — In dicscr friedlichen Landeshauptstadt kom mcn Einwohncr cinmal jiihrlich im Mai zuszumncn, um in sorgfiiltiger Hundarbcit nus Schielipulvcr gefcrtigtc Fcucrwcrksraketcn abzubrenncn. Das festhche Bcgchen sol] den großen Drachen um Firmament zum Erwachen bringcn, dnmit er in semen Sec herunterplantscht und hicrdurch Regen auf die Erdc sendct. Dieser alte rituellc Branch zeigt unübersehbar, welchc Bcdcutung hier Tradition hat. Umgebcn von tippigcn Reisfeldern. Cassava Kulturcn und Zuckerrohrpflanzungen

steht die Stathasothon aufden

crsten Blick im krasscn Gcgensatz zu den Hochhziuscrn und dem Verkehrschaos des 530 Kilometer sfidwestlich gelegcncn Bangkok. Über 95% der Bcvélkerung leben in der ProVinz Yasothon auf dem Lande und die Stadt selbst hat, nach herkémmlichen Mafistében, bcstenfillls den Charakter einer Kleinstudt auf dem Lande.

Globalisierung auch hier spiirbar

Trotz dicscr idyllischen Umgcbung ist die Provinz keinc‘sfillls V011 den im ganzen Land Aufschwung erzcugendcn lrozcsscn globaler Transformation und Modernisie Schule in Thailand bildet Welthrger aus

rung ubgeschnitten.

Die wcstliche Geschiiftswelt bcginnt in Yasothon City Verknufsstellen zu grijnden. Ein Seven—Eleven—Markt (am. Supermarktkcttc) wurde kürzlich erbanet und ein Genicht besagt, daß ein Kentucky Fried Chicken Restaurant dcmniichst fblgen wird.

Durch die Grijndung einer Fabrik fürVideobandmontage weht auch ein Hauch V011 High—Tech—Industrie über die Region. Nicht zu verschweigen ist abcr auch, daß eine drtliche NGO (Nicht—Regicrungs—Organisation) ein Auffanglager für mit AIDS infizier




Lehrerin Rassanee Nantum unterrichtet eine K/asse in Mathematik. lm Vergleich zur vorherigen Schule, ander sie unterrichtete, sagt sie:„Hier gehen die Lehrer mit ihren Schdlem wie mit Mitgliedem ihrer eigenen Fami/ie um."

THAuAND


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Regelma'jZig kommen jeweilsfdr ein Jahr Voluntdre aus den unterschiedlichsten We/tgegenden, um an dieser Schule Englisch zu unterrichten und a/lgemein beim Schulbetrieb mitzu helfen. lhre Ha/tung und Vision deckt sich sehr mit den Vorste/Iungen der Schu/leitung von Santitham. Die Voluntizr—Gruppe hier kommt aus Malaysia, Schottland, Nordirland, Kanada und den USA.

„Es ist die Vielfalt, die mich anzieht und dc]! das lehrpersonal aus so vielen verschiedenen Nationen kommt. So Iernt mein Kind, mit Menschen aus anderen Ltindern um zugehen.“ R. Kongskul, Mutter

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tcjugendliche errichtet hat. die aus dcn Grofistlidten in ihrc Heimat zurückkchren, um dort zu sterbcn.

So geschen, ist der Erfolg der Santitham Schule (Cine durch Bahá’í unterstützte Grundsclmlc mit etwa 500 SchLilcrn) lcicht zu verstehen. Im Gcgcnsntz zu den meistcn der hicsigcn (3fTb11tlic11611 Oder privaten Schultn zielt der Unterricht in der Santitham Schule 21qu ein globules Zukunftsbild.

Trotz dos vcrhliltnismeifiig abgelegencn und isolierten Charakters der Stadt Yasothon erkennen Eltcrn in zunchmendem M386 dic Notwendigkeit, ihrm] Kindern eine Erziehung zu geben, die sie daraufvorbereitet,Weltbürger zu werdcn.

„Die schreitet voran und in ihrcm

Globalisicrung

Strom müssen wir behauptcn„ sagt Runktiwa Kongskul. Mutter einer acht Jahre altcn Tochter in Santitham.“ Es ist die Vielfhlt, die mich anzieht und daß das Lehrpersonal aus $0 vielcn verschiedenen Nationcn kommt. So lernt mein Kind, sich mit Menschen aus andsrcn Landern zu unterhzlltcn und mit ihncn umzugehen.“ Santitham ist bekannt dafür, moralische Erziehung in denVordergrund zu stelltn und .118 Model] fortschrittlichcr Erzichung zu gelten. Der nuggezeichncter Rufwurde k Lirzlich

durch eine Anerkennung dcs Erziehungsministcriums bestätigt. Das nanntc sie die zweit Ministerium

bests Schule mittlerer GriSBe des gesamten nordéstlichen Gebietes von Thailand. In der Auszeiclmung wurdc Santitlmm mit mehr 315 2000 anderen Schulen aus acht ProVinzen vcrglichen.

Ziel: Kinder :u Weltbürgern :u erziehen

„Unser Zicl ist es, eine neue Generation von Kindem hervorzubringen“, sagt Nawarat Wongsopa von der Schulleitung. „Wir wollen eine Generation von Kindern, die an die Einhcit in dchielfalt glaubcn, Weltbiirgcrtum praktizicrcn und bcreit sind, der Menschhcit zu dienen.“

Suntitham wurde 1967 gcgriindct und hat sich in 25Jahrcn ihrc Zielc schwcr erkfimpft. Zu Beginn wurde sie ausschlicBlich aus Mitteln der thailiindischen Bahá’í—Gemeindc untcrstfitzt. Höhen undTicthu kcnnzeichneten ihrcn ch, wiihrend sie alle nléglichen Schwicrigkeiten durchstehen mußte, die bei der Ausführung der ()fhnak mit zu wenig Mitteln ausgestatteten Projekten g1L1firat€ILTrotz allem ist sie in den lctztcn jahren auf dem Wage zu finanzieller Unabhiingigkeit undjetzt auch als cine der bestcn Schulen von Yasothon City angcschen. Unter ihrcn Schiilcrn sind Viele Kinder aus Familien des gehobenen Beamtentums und des Offiziersstandes.

Ein Hauptvorteil V01) Santithnm ist ihr Lehrprogrzunm in englischer Sprache. Nur wenigc Einwohner hicr k61men Englisch. Die Qualitiit dcs Englischunterrichts erfiihrt zudem 110ch eine deutlichc Steigcrung durch die intermtiomlen jugcndlichen Pioniere, die hier

einen Tail ihres einjihrigcn Dicnstcs ableistfin — cin Koncht, das von Vielen Bahá’í—InStitutioncn in der Welt unterstiitzt wird.

111 diesemjahr arbtiten hicr ehrenamtlich Vier jugendliche aus Kamda und Irland. Im vergangen Jahr kam eine Gruppc V01) sechs Studenten aus Knnada, Irlzmd, Malaysia, Schottland und Amerika dazu und all diese jugendlichen bringen eine besonderc Art ldcalismus und Weitsicht mit, der mit den schuleigcnen Lchrvorstellungen ideal iibcreinstimmt.

„Ich wollte der Mcnschheit auf greifbare Weise dienen“, sagte die 1997 hitr tatige 21jihrige Roya Ravanbakhsh aus Vancouver. Kanada. „Die Schule hier braucht wirklich Unterstfitzung Lmd ich habe das Gefühl, daß ich hier gebraucht werde. Es gibt ja nur wenige Ausleinder in Yasothon, Die Kultur hier ist ganz thailiindisch. Geht man irgendwo hin und arbeitet dort in cincr anderen Kulturcbcnc, dient man der Menschheit schon dadurch,d2113 man dns Trtnncndc abbaut. Ich glaube, dali es genau das ist, was wir hier tun.“

Die stfidtischen Behiirden fiir Erziehung sind der Meinung, daß Santithams Aufgabc fiir die Zukunft der Region von hohem Wert ist. „l)ic Welt strcbt nach der Einheit,“ sagt lean Pakpeal, Erziehungsbeauftragter der Stathasothon. „D;1her wird der Lehrstoff in englischcr Sprache dazu beitragen, div: Nationen miteinander zu vcrbinden. Ich bin der Meinung, daß Santitham auf diescm Weg vorangeht, indem es seine Schüler auf das Hineinwachsen in eine globaler Gemeinschaft vorbereitet.“

Lehrinhalte: Liebe, Einheit, Ehrlichkeit, Frieden, Gerechtigkeit

Einc Besonderheit der Schule ist ihre Bctonung der moralischen Erzichung.Aufallen Schulstufcn und in allen

[Seite 15]Klassen legcn die Lchrkrafte besonderen Nachdruck auf Höflichkeit und gutes Betragen, aber auch auf anspruchsvollere Aspekte wie Toleranz anderen Religionen und Menschen gegenüber und auf das Begreifen der Einhcit der Menschheit.

„Wir befolgcn zwar den in ganz Thailand vergeschriebenen Lehrplan, fiigen ihm aber noch ein gcwichtiges Element hinzu: moralische Erziehung“, sagte die Leiterin der Schule Nayana Wongsopa.

„Vor Beginn der Klasse sprechen die Lehrcr morgens mit den Kindern über Ehrlichkeit, Einheit, Liebe und wie man mit anderen in Fricden und Gemeinschaft lebcn kann. Mit diesem Thcma derTugenden beginntjeder neue Tag.„

Einige der Lehrkriifte dr Likken es noch einfacher aus: “Hier werden die Kinder als Familie betrachtet„, sagte Tassanee Nantum, eine Lehrerin in Mathematik, die früher in cincr großen Privatschule in Ostthailand tätig war. “Hicr hcgen und pflegen Wir sic„.

In anderen Schulen meinen Erzieher, daß sie ohne weiteres den Unterschied zwischen Zéglingcn der Santitham Schule und denen anderer In stitute erkennen k61men..

„Nach meinen Bcobachtungen“, Chamroon

Phaipaim, der Leiter der

sagtc

AnubanYasothon Schule, einer der größten öffentlichen Schulen der Stadt, “bcmxgcn die Schüler der Santitham—Schule sich besser als Schüler andercr Institutionen der Stadt und sind zudem auch lernwilliger.“

Paitun Hienthag ist Lehrer an einer ("iffcntlichen Schule und hat zwei Töchter in Santitham. Er sagt: „Es ist dieser Schule hoch anzurechnen, daß sie Zeit und Mijhe aufmoralische Erziehung verwendet, da anderc Schulen sich ausschlicfilich derWisscnsvcrmittlung widmcn. In der heutigcn Zeit geht es in Thailand um das pure Überleben und die Zeit ist denkbar ungijnstig für das Einbringen von Konzepten über moralischc Erzichung.“

Beteiligung an sozialen Projekten vor Ort

Der Lehrkörper Santithams ist abcr der Meinung, daß zu seinen Aufgaben die moralische Ausbildung ebenso gchbrt wie das Erreichen wissenschaftlicher Ziclc. Daher strebt die Schulc danach,W0rtc in Taten umzusctzen. Santitham nilnmt





zudcm noch an kleinercn Projckten tcil, die auf die Fbrderung sozialcr und wirtschaftliCher Entwicklung der gcsamten Gcmcinde ausgerichtct sind. Zu diC‘SC‘l) Projektcn gchbren:

1)Hi1feleistung bei den Aufgabcn einer lokalen NGO in Form V011 Unterricht in moralischcr Erziehung für jugendliche und Kinder. Diese Organisation betreut jugcndliche die sich mit AIDS infiziert haben

2)Ausbildung v01) Lehrcrn und Mitarbeitern für die Kinderbctreuung auf dem Lands. Fur disses Projckt fanden sich etwa 80 Teilnehmcr aus 10 Dérfern an zwei Tagen im Mai zusammcn.

3) Ein Projekt dcs Nihuntcrrichts für Frauen, in Zusammenarbeit mit dem freien Erziehungszentrum in Yasuthon.

„Unsere Schule $011“, sagt Nawarat Wongsopa, „ein Vorbild für eine Gesellschafi werden, wie sie sich eines Tages geformt haben wird. Die Mitglieder dieser Gcscllschaft werden sich zu licbevollcn und 2111 (161‘ gesamtcn Gemeinschaft anteilhabenden Menschen cntfalten. Sie werdcn ngI‘Cifc‘l], daß sie Weltbiirgcr geworden

sind.“ D


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„Unsere Schule 50„ dd: Model! einer Gesellschaft werden, deren Mitglieder sich zu liebevolIan and an der gesumten Gemeinschaft anteilhabenden Menschen ent falten. “

Nawarat Wongsopa, Direktor der Santitham-Schule

Die Lehrer und Mitarbeiter der Santitham—Schule in Yasothon, Thailand.

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Lasse Thoresen und seine Frau Britt Strandlie Thoresen in Bergen, Norwegen.

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MUSIKALISCHER ADIGMENWECHSEL

In Norwegen geht ein klassischer Komponist neue Wege

Lasse Thoresen, in sei ner Heimat kein Unbe kannter, vereint Meditation und

NORWEGEN Musikim


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komplexen Rahmen klassischer Komposition. Eine neue CD und ein Buch lassen seine Richtung erkennen.

ERGEN, Nonvcgcn _ Dr. Lasse Thorcscn gilt allgemcin uls cincr der

Top—Komponistcn Norwcgcns 1111 Bcrcich der moderncn klassischen Musik. Massenuufliiutb vcrursacht L‘I‘ dcnnoch nicht dariibcr macht sich der Musikcr auch kcinerlei Illusioncn. „\X/;1s sind cigcntlich \X/ulmvorstcllungcn?“ spaIStc cr, 315 or im Mai 1998 bcim Internatio nzllcn Musikfcstivul in Bergen im lublikum S218 und auf den Beginn dcs Konzerts wartete.“ Dds wiirc zum Beispicl. wenn man gemdc bci cincm Konzcrt ncucr klassischcr Musik in der zwcitcn Rcihc sitzt und denkt, daß nochjcmund hinter einem sitzt.“

[n cincm CtW'dS crnsteren Ton fuhr er fort: „Ich stelle fest, daß die jungc ()cncmtion immer wenigcr klnssischc Musik hdrt. SO habc iclx mich 2m cin kleincs lublikum gcwéhnLAls ich in den Zwanzigcrn war, stand ich vor der W;1hl,jazzOder Popmusik zu spiclen. Doch ich kam zu dem Entschluß, daß cs bcsscr wiirc, mcinc Kompositioncn für cin Publikum spielcn zu lasscn, das

zum Musikhbrcn und nicht zum Bicrtrinkcn kommt.“

Gegen den Trend: Geistig inspirierte neue klassische Musik

Dariibcr hinaus vcrbegt Thorcscn cin hoch gestecktcs Zicl, dus im Widerspruch zu dcn vorhcrrschenden Trends in der moderncn Musik steht. Er mbchtc cin neuartiges, gcistig inspiricrcndcs Werk schaflblm, das CtW‘dS widerspicgelt, was or als dus rcligiéisc Paradigms. für die heutigc Zeit bctrachtet. Thorescns Fiihigkeit, Kunst und Religion miteinander zu verbinden, ist der Kern dessen, was Kritikcr :m seincm Werk inzwischen sthiitZL‘n.

[Seite 17]Thoresen-Komposition zur Eriiffnung des Weltsozialgipfels

Als Empfzinger des Norwegischen Kritikerpreises 1987 wurde ihm auch die Auszeichnung „Werk des Jahres 1995“ von der Norwegischen Gesellschaft für Komponisten verliehen, und 1996 wurde er 315 F6stival—Komponist fijr das ange56116116 Internationale Musikfestival in Bergen ausgewiihlt, 1997 wurde eine seiner Kompositionen von der bekannten norwegischen Opernszmgerin Anne Lise Berntsen w'éhrend der Eréffnungszeremonie des NGO-Forums auf dem Weltsozialgipfel in Kopenhagen gesungen.

„Er ist kein geldufiger Name, aber das sind sowieso nur Popstars,“ meint Mona Levin, Herausgeberin von „Listem to Norway“, einer grOBen Musikzeitschrift.“ Aber ich liebe seine Musik. Sie ist himmlisch! Sic schafft eine einzigar tige Atmosphfire. Seine Musik klingt für das Ohr melodisch, und trotzdem verbirgt sich dahinter ein Universum V0n Gedanken, Ideen und religiösem

Gefühl.“

Musik mit Meditation verbinden

In dieser Hinsicht könnte sich Thoresen bald auf einen neuen Grad der Anerkennung zubéwegen. Im Herbst 1997 trug ein erstrangiger norwegischer Chor einem verzauberten Publikum in der Aula der Universitiit Oslo, die bis 1995 Veranstaltungsort fijr die Zeremonien zur Nobelpreisverleihung war, eine neue Reihe V011 Kompositionen V0r. Die CD-Aufuahme disses Konzerts hat scither Viel Lob unter den Rezensenten der klassischen Musik in diesem Land geerntet.

Vor kurzem hat ein britischer Verlag, George Ronald, die englische Übersetzung ei nes Buches von Thoresen herausgegeben. Das Buch mit dcm Titel „Das Tor des Herzens (iffnen“ beschliftigt sich auch 111it geistigen Themcn, wobei die56 eineTiefenanalyse der in den Bahá’í—Schriften vergeschlagenen Meditationspmktiken bieten — ein Gebiet, das bisher in Schriftform kaum behandelt wurde.

Thoresen versteht die Kunst, die Krafte des Intellekts mit den geistigen Qualitéten des Herzens zu einer einzigen kijnstlerischen Vision zu verschmelzen. „Musik und Meditation sind gar nicht so verschieden,“ behauptet der Norweger, der 1971 zum Bahá’iGlauben fand. „Es gibt imWesten eine Tradition flir Musik, die existentielle, religiöse und philosophische Fragen thematisiert. Der Ausdruck dieser Ideen durch Klang zeigt sich in der klassischen Musik sicher herausfordernder und tiefgrei fender 215 in der popularen Musik.

Kraft der Metaphem

Über sich selbst und s€ine Intentionen sagt Thoresen: „Mein Leben und mein Werk sind immer ein ForschungsprozeB gewesen., nicht nur über Klinge, sondern auch über die Entsprechungen der Kliinge in meiner Psyche. Der springende Punkt in der Kunst ist es, Phiinomene so zu zeigen, wie sie dem BewuBtscin erscheinen, so daß man sich der Realitlit, wie jeder einzelne von uns sie begreift, niihcrLWenn Sie sich religiöse Offenbarungen ansehen, 50 gebrauchen auch sie immer Metaphern und Symbols. Und jeder Mensch wird aufjeder neuen Stufe in seinem Leben immer neue Bedeutungen in diesen Symbolen finden. So nutzt sowohl die Kunst als auch die Religion aufgewisse Weise die Mehrdeutigkeit 2115 ihre grbBte Quelle der Inspiration.“

Die Konlpositionsreihe auf seiner neuen CD mit dem Ti


tel „Von den 51113 duftcnden Strélncn der Ewigkeit“ beispielsweise krcist um die Worte aus den Heiligcn Texten der Bahá’í—Schriften.

„Seine Überzeugungen sind Vbllig in seiner Kunst integriert,“ sagt Ase Kleveland, chemaliger Kulturminister Norwegens, der schon langt mit Thoresens Werk vertraut ist.“In unserer skandinavischen Kultur betrachten die meisten Leute Religion als etwas Abgesondertes, etwas, womjt man sich in seiner Freizeit beschliftigen kann. Bei Lasse allerdings ist das nicht so.“

Vom Chor alles abverlangt

Thoresens Musikwerke sind weit davon entftrnt, sentimental Oder gar schnulzig zu sein.Vielmehr sind seine Melodien, Rhythmen und Instrumentierungcn fiufierst komplcx und verlangen Viel V0111 Musiker. Der erste Chor, der sich an der Kompositionsreihe „V0n den SUB duftendcn Stré111611 der Ewigkeit“ versuchtc, gab :luf halbem Weg auf, wcil er eines der Stücke zu schwicrig fand, um es in der vorgegebenen Zeit cinzufiben.

„Es ist eine Musik, die manchmal nur schwer vorzutragen ist,“ bestätigt Peter Tornquist, Vorstandsvorsitzender des norwegischen Chors



„Sowohl die Kunst als auch die Religion nutzt aufgewisse Weise die Mehtdeutigkeit als ihre gniflte Quelle der

Inspiration. “ Lasse Thoresen

Waihrend seines Aufenthalts in Bergen im vergangenen Jahr wurde Lasse Thoresen eingeladen, im Haus des bekanntesten norwegischen Kompanisten, Edward Grieg, auf dessen Klavier zu spielen. Einige Touristen lauschten den Kldngen.



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Beim Internationalen Musik—Festival in Bergen Iauscht Lasse Thoresen (vierter v. links) intensiv dem improvisierten Konzert einer korsischen Folkloregruppe. Viele der Kompositionen von Thoresen greifen fo/kloristische Themen auf und einer der Schwerpunkte der Studien von Thoresen ist der Folkloremusik gewidmet.

„Mach den Schriften der Bahá’í-Religion ist Musik eine leiter, mit deren Hilfe die Seele aufsteigen kann, um in hbhere Reiche des Geistes

zu gelangen.. “ Lasse Thoresen

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der Solistcn. der die komplettc K(unpositionsreihe letztcn Herbst crtblgrcich urauffiihrtc. Nichtsdcstowcnigcr glaubt Tomquist, daß das Ergcbnis der Miihc wort war.

„I);1s Konzcrt war spiit um Abcnd und (1415 Iublikum war unruhig und nicht gcrade gut drauf“, crziihlt cr. „Nicmand wuBtc, was aufihn zukommt. Doch vom crstcn Moment an und auch wiihrcnd der ganzen 7() Minutcn (Ihormusik war das PublikLIm absolut ruhig nicht cinmal dds Rnscheln eincs Prog1‘;11111nlmfics war zu hdren. Es hcrrschtc cin fast heiligc‘s Schwcigcn. Es war die Erfahrung, eine rcligiiisc 130tschaft hören zu kblmcn, die keine Predigt, sondern Vielmchr eine künstlcrischc Aussagc war. Es gibt kcinc cindcutigcn Assoziationcn zu den musikalischen Erfixhrungc1),dic man zuvor hatte,“

Thoresen indc's blcibt auf dem B()dcn.V0n der Aktuellcn Cl) wurden, trotz der Anorkcnnung seitens der Kritikcr, bisher nur wenigc Excmphrc vcrknuft. Dennoch {rent er sich natürlich darüber, dnB andere fiihig warm), die Verbindung zwischen Gcistigkeit und scincm Work zu erkennen. „\X/ic in Allen :mdercn großcn Religioncn gibt es auch in der Baln’liARcligion einen mysti schen Wesenskcrn,“ sch rcibt

Thoresen in den Anmcrkungen zu „Sii[3 duftendcn Sm“)mcn“. „l)cr menschlichc (lcist muß sich einer Wandlung untcrzichen und solangc transformicrt wcrdcn, bis er die g(ittlichen Qualitiiten widerspiegclt, (?cbct und Meditation sind wichtigc Instruments, und Musik kunn dazu gcnutzt werdcn, dic Wirkung disses Prozcsscs lloch zu vcrstfirkcn."

.,N;1ch don Schriften der Bahá’í—Rcligion ist Musik einc Lcitcr, mit dercn HiltE die Seclt aufi‘tcigcn kunn, um in 116hcrc Reichc dos Geistes zu gel;1ngcn„,crkliirt uns der Musikcr dnzu. „Ich habe die Hot?nung, duB dicse Kombination V011 Hciligcn Textcn und Musik dem Hiircr cincn Einblick in das ewigc und unsichtbare Kblligrcich gibt, das in den Herzen der Mcnschen verborgen liegt“

Das Leben als Entdeckungsreise der individueIIen Wandlung

Sowohl durch Musik als nuch durch Meditation ist Thorcscns Leben schon immcr cine Entdeckungsrcisc 211 $01chen Themen gcwcscn, eine bcstiindigc Suchc, um dic Imzcssc individucllerWundlungcn sowic die fdrderndc R0116, die



Musik hicrbci spiclcn kann, zu vcrstchen.

Am 18. Oktobcr 194‘) in Oslo als Sohn dcs Dircktors cincr kleinen Druckcrci geborcn, sagt Thoresen über sich, dali er Musik schon licbtc, so];mge er denken k;11m.Auf~Initiative seiner Eltern bcgzum er im Alter von siebenjahrcn Klavicrunterricht zu nchmcn; mit 15 bcgleitcte cr schon scincn Schulchor und mit 16 hatte er scin crstcs Stijck komponicrt.

A15 Kind war cr „v011 sich nus rcligiés“, wic cr sclbst sugt. Doch zu der Zeit, 315 cr scin crstcs Musikwerk komponicrtc, hatte er sich von geistigcn Vorstcllungcn bertits weitgchend vcrabschiedet. „Dic Atv mosphlirc an meiner Schulc war schr intcllektuell, und ich bekanntc mich als strengcn Atheistcn,“ crziihlt er. „Alsjunger lntcllcktutller schitn es irgcndwic L111logisch,an Gott zu glauben.“

Doch 1968, dem Jahr scines Schulabschlussc‘s, zwangen cine Reihc v01) Ereignissen Thoresen duzu, seine Überzeugungen ncu zu Liberdenken. SeinVatcr crlitt einen Herzanfall, dazu kam der 111ilitiirischc Pflichtdicnst und seine langjfihrige Freundin, die semen Atheismus stark bccinflufit hattc, verlic-B ilm. „Abcr 21m meistcn war cs der Schock über

[Seite 19]meinen ster17cm1c‘1)\/ater,“ erinnert cr sich. „lch lmttc die Realitlit des Todcs nicht begriffen. So sub ich mich plötzlich in meinem atheistischen Dasein mit derTzuszlche konfrontiert, daß dicscs Schicksaljcdcn trifft. Dies erzcugtc eine enorme Krisc vollcr Surge.“ Nachdem er dds Christentum bereits abgelclmr lmttc, fiihrtc ihn scinc Suchc nach innerem Fricdcn in underc Richtungen. Er 121$ Wcrkc der gricchischen Philosophic und auch buddhistischc und hinduistische Schriften und ting

11), sich in der Meditation zu

iibcn. „Dies créffiktc mir eine Viillig neue Welt,“ bcschrcibt cr. „Anfimg der 7(161‘jahrc verbrachtt ich manchmal vier Stunden pro Tag mit Meditation undYoga—Ubungcn.“ Zur glcichen Zcit studierte cr Philosophie :111 der Universitlit Oslo und Musikkomposition am Konscrvatorium V011 Oslo.

Gliihend heißes Eisen

„Wiihrend dieser Phase traf ich zwci Grundsatzentscheidungcn,„ betont Thoresen. „Erstcns: dns cinzige, wofiir es sich zu lcbcn 101111t,ist das cwig6 chen. Zweitens: die einzig6 Bcrufimg. die ich durchhalten kéinntc, ist das Komponieren von Musik. Mnnchmal glaubc ich, (1:115 wir 2111c einen Eisenstab in unscrcr Scale haben miisscn, dcn man durch gliihend bcch Emotionen in cine bcstimmtc Richtung biegen kann.\X/c1m mun ihn damn gcbogen hut und er sich abkiihlt, bestimmt cr IllChl Oder wenigcr die Grundlglgcn unscres Lebcns. So bin ich 21150 soitdem bci diesel] bcidcn Entschcidungcn gcblicbcn.“

Im jahrc 1971 1161'tc cr wiihrend eincs Sommcrkurscs über Meditation von der Bahá’í—Rcligion. „lcl) war gcmdc beim Kochen und lmttc mein Essen in der Pflumc nnbrennen 1355611; dcslmlb ging ich zu einer Nachbarwolmung, um zu fragen, 0b sie eine Spiil bursts hattcn,“ crinnert er sich. “Sic gabcn gcrzldc eine Einfiihrung in die Bahá’iaReligion, und ich blicb.“

M2111 gab ihm cin Buch über die Schriften Bnhfi‘u’lléhs, des Stiftcrs der Bahá’í—Religion. „Ich hattc dzls starkc Gefühl, £12113 cs sich um cinc Offenbarung Gottes handclte,“ fahrt Thorcscn fort. „Es paßtc alles sehr gut 211 (16111, was ich vom Buddhismus Lmd der Bhagavad Gita wulitc. Auch schien 65 mir zur Situation) der heutigenWelt zu pnsscn. 1);1 ich zur gleichen Zcit in die Rotc Studentenfront cingctrctcn war, hatte ich ein BewuBtscin fiir die Probleme der Welt.“

Thoresen engagiertc sich schr bald stark in diescr Rcligion. 1975 unternahm cr cinc lilgerreise zum Bahá’í—Wcltzcntrum in I-Iaifa/Isrzlcl. [m daraufblgenden jahr wurdc cr zum Sckretfir der natiomlcn Bahá’í—Gcnminde Nonvcgcns gcwiihlt, eine ehrenamtlichc Stellc, die jedoch Tag für Tag cin grolics Iensum an pmktischcr und administrativer Arbeit nbverlangt.T110resen disnte drci juhrc in dieser R0116, also bis 1979.

Wiihrcnd diescr Zeit bcgann sein Erfblg 2115 Komponist. lmjahre 1976 wurde sein erstc‘s bedeutcndes Werk 1111 Bcrcich der Kammcrmusik, „Dcr Gartcn“, im Kammermusiksanl der Oslocr Konzerthallc uraufgcfiihrt, was scinen Durchbruch :113 Komponist bedeutett. 1979 wurdc dam) scin Multimcdiu—Wcrk .,Skapelser“ (Schiipfimgcn) zum 11). jubiliium dos Hévikodden Kunstzcntrums ausgcwlihlt und urauflgcfiihrt. Splitcr wurdc cs fiir ein Fcrnsch—Ballctt bearbcitet.

Eine wichtigc Erflflgsstufc inThoresens Karricrc war eine Stelle 2113 Professor zm der norwegischen Staatsakzuicmic für Musik, we 01' noch immcr untcrrichtet. Er ist untcr nndercm schr bekannt fijr scin Fuchwissen über die Komposition clektmnischer Musik,;11wr uuf


der andercn Seitc auch für sci ne Studicn iibcr die ursprimgliche Volksmusik Norwcgcns, von der er wegcn der unverwechsclbaren Rhythmcn Lmd Tonalitziten iuBcrst stark inspiricrt wurde.

Dialektik zwischen einfachen und komplexen Elementen

„Scine Musik ist eine dim 1cktischc,die sehr einfache, aber auch äußerst komplexe E10meme enthdlt,“ schrieb Levin vor zwci jahren in “Listen to Norway“. „Seine Vision ist 411$ holistischc Kombination v01) Hurmonicn gedacht, einerscits bcrcchnct mit Hilfe mathematischcr Formcln und andererscits cntwickclt nus emotionalen und gcistigcn Komponentcn, die oft volkstiimlichen Wurzcln — miindlichen Über1icfc1‘ungcn, Choriiltn Oder Gregorianischen Gesiingen entstammcn.“

Thorcsen selbst stellt es einfacbcr dur: „Mcine Karriere ist 1m Vcrglcich zu znhlrcichen andercn Komponisten und Musikcm wirklich nicht so glanzvoll. [ch miichtc neue Gebictc crfbrschen. Dicscs Interesse am Entdcckcn habe ich nicht nur bczfiglich der Ahnlichkeitcn zwischen don Ding611,5()11dc1'11 zluch binsichtlich ihrer Unterschicdc. Auf diese Weiss wird mun sich dessen bewußt, wic Viclfiiltig die Menschhcit doth ist.1)ics wird zu einer Ubungdn der mun die Dinge V01] eincm andercn menschlichen Gcsichtspunkt betrachtet. Ich glaubc, dies ist schr IILitzliCh.“ 1:1



Lasse Thoresen From the SweetScented Streams of Eternity

The Norwegian Solists C hoir

Anne—Lise Berntsen, Soprano

Crete Petersen, Helgerod Simax—C/assics

„Seine Musik ist eine dialektische, die sehr einfache, abet auch iiujlerst komplexe Elemente enthé‘lt. Seine Vision is! als holistische Kombination van Harmonien gedacht, einerseits berechnet mit mathematischen Formeln und underarseits entwickelt nus geistigen Kompo nenten.“

Mona Levin, in „Listen to Norway“

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[Seite 20]WAs IST DAS

GEHEIMNIS

AM GRANDIOSEN Ausgerechnet MERFOLG DER von emerBank

h d IKROKREDITE? smait55’msigu3e

REZENSION


Muhammad Yunus: Grameen Eine Bank Für die Arman der Welt

1999.340 Seiten. Gebunden DM 42, ISBN 3-7857-0948-X LUbbe-Verlag

Erscheint im Februar 1999

Muhammad Yunus

GRAMEEN

Eine Bank

fiir die Armen dr Welt


Mir Alanjnlis

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uhammadYunus, der Gründer der rameen Bank, ist

einerjener Art vonVisionairen, von der es in diesem jahrhunderrt Viel zu wenige gab. So wie Adam Smith sich vor zwei Jahrhunderten das Ende der Sklaverei vornahm, so ist das erkliirte Ziel von Yunus das Ende der absoluten Armut auf diesem Planeten.

Um dieses Ziel anzugehen, griindete er keine neue Wohlfahrtsorganisation, sondern cine Bank. Doch seine Bank ist alles andere als eine gewöhnliche Bank. Seine Grameen Bank (Grameen = Dorf) hat 2115 Zielgruppe definiert: ausschließlich die Alleriirmsten.

In kompletter Umkehrung bisheriger ehemcr Bankgesetzc müssen die Kunden der Grameen Bank nachweisen, daß sic über keinerlei Sicherheiten verfiigen. Und die erstaunliche Erfahrung der Grameen Bank ist dabei, daß die Armsten die besten Rijckzahler von Krediten sind, ihre Riickzahlungsquote liegt bci 98 Prozent.

Yunus war 65 ein Dom im Auge, daß ausgerechnet jene Menschen, die am dringendsten einen Kredit brauchten, namlich die Armsten, absolut keine Chance hatten, einen solchen bei traditionellen Banken zu erhalten.Yunus spricht von einem „Grundrecht auf Kredit“, doch alle Banker) verlangen für Kredite Sicherheiten, so daß de facto etwa die Hilfie der Menschheit niemals die Chance zu einem Kredit bekommt.

In seiner Autobiographie, die nunmehr auch aufDeutsch

zur Befreiungfler Frauen und zur Überwindung

vorliegt, erleiutert Yunus de ungewöhnlichen Erfolg seines Projektes einer „Bank nur für die Armsten“: Er sagt, er habe sich in allen wesentlichen Punkten erkundigt, wie traditionelle Banken arbeiteten, und tat dann einfach das Gegenteil.

Anstatt dinglicher Sicherheiten, die Arme nicht geben können, konstruierten Yunus und seine Mitarbciter menschliche Sicherheiten in ihr System, konkret: fu'anrme biirgen füreinander, was zur Folge hat, daß sie sich gegenseitig sehr wirkungsvoll unterstützen. Disses Konzept wirkt auch als Kontrollsystem, das sich als weit wirkungsvoller erwies als jegliches biirokratisches Kontrollkonzept. Die Angestellten der Grameen Bank sitzen nicht in Biiros in den Stiidten, sondern gehen zu den Menschen, insbesondere zu jenen, die auf dem Lande leben. Diese Liste des Gegenteils zu herkémmlichen Banken ließe sich beliebig verlzingern.

Entscheidend ist jedoch nicht der wirtschaftliche Erfolg von Grameen, sondern der soziale, obwohl Yunus auf überzeugende Weise darlegt, daß beides untrennbar mjteinander zu tun hat.

Die Grameen Bank in Bangladesh wuchs in den 20 jahren ihres Bestehens zu einem Kapitalstock von über 2 Milliarden Dollar an. 211 ihren Kunden zéhlen mehr 315 12 Millionen Bangladeshis, was rund 10 Prozent der Einwohner disses Landes entspricht.

nderArmut aus

Fijr diese Menschen bedeutete der Kleinstkredit von Grameen die Selbstbefreiung aus der Armutsfalle. Mit einem Durchschnittskredit von gerade ma] 200 Mark pro Familie hat sich deren Einkommen in einem Zeitraum von fiinfjahren um das 2,5fache gesteigert. Kein anderes Programm gegen Armut kann auch nur mit annzihernden Erfolgszahlen aufwarten.

Mit Kleinstkrediten scheint bei diesen Armsten der Lebenswille wie angeknipst. Durch die Gruppenbiirgschaft entwickeln sie nicht nur ein genossenschaftlichesWirtschaften, sondern darüber hinaus eine erstaunliche Kreativita't zur allgemeinen Dorfentwicklung. Sie sorgen für den Aufbau von Schulen, wo diese fehlen, und fdrdern selbst den Einsatz von erneuerbaren Bn6 r g i e n .

„Ich bin fest davon überzeugt, daß jeder Mensch ein nicht nutzbar gemachter Schatz mit unbegrenzten Fiihigkeiten ist“, verrait Yunus sein Credo und wohl sein Wichtigstes Erfolgsgeheimnis. „Kleinstkredit bedeutet nichts anderes, 211$ jedem Menschen dabei zu helfen, seine Fahigkeiten zu entwickeln und zu verwirklichen. Er beruft sich nicht 2111f das monetiire, sondern auf das menschlichc Kapital.“

Dieses Buch ist absolute Pflichtlektiire für jeden Zeit genossen. E] Pctcr Spicgcl