One Country/1997 Nummer 4/Text

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x WA COUNTRY

Magazin der Bahá’í International Community

ONE

Heft 4/ 1 99 7 »Die Erde ist mlr ein Land, und ulle Menschen sind seine Bzhgem — Balm '11 711171

Meinung Die Globalisierung ruft nach einem globalen "ethischen KompaB", aber...

Minderheitenférderung Ethik als bester Antrieb fiir Entwicklung

Naturschutz Griechenland folgt WWF—Vorschlag zum Schutz der Wilder

Vereinte Nationen Keine UN-Reform ohne NGOS

1 1* ' avg “3 r; 12 Frauenbewegung Bahá’í-Frauenbewegungen rund urn den Globus aktiv

Retrospektive Mark Tobeys Werk in Spanien ausgestellt

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MAGAZIN

Erster nRunder Tischu der Religionen in Deutschland

Mainz. — Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland haben sich Ende Méirz in Mainz kompetente Vertreter der Religionsgemeinschafien um einen Tisch versammelt. In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es u.a.:

>>Die religiöse Vielfalt, die sich in Deutschland herausgebildet hat, macht eine Zusammenarbeit, die über den zwischenkirchlichen Rahmen hinausgeht, erforder1ich.<<

Die Aufgaben, denen sich der Runde Tisch der Religionen in Deutschland bei den weiteren Treffen stellen will, reichen vom Abbau >>der 1atenten und manifesten Vorurteile gegen Fremde und Andersglfiubigm bis zur Geltendmachung »der Werte der Religionen und ihrer Ethik f‘fir ein gutes Zusammenleben aller Gesellschaftsgruppen im pluralistisch und weitgehend séikular gepréigten Lebenskontext in Deutschland<<. Erreichen will man dies durch authentische Informationen über die verschiedenen Religionen, durch vertrauensbildende Maßnahmen, durch die Zusammenarbeit bei gemeinsamen Aufgaben und im gemeinsamen >>Einsatz für Bedrfingte und Verfolgte<<.

Am ersten Runden Tisch der Religionen nahmen die evangelischen Bischéfe Dr. Kohlwage und Koppe sowie

Dr. Dehn von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen teil, der katholische Bischof Dr. Spital sowie der katholische Theologe Prof. Waldenfels, für die Orthodoxe Kirche Archidiakon Dr. Klein, für den Islam der Ratsvorsitzende des lslamrates Ozdogan und der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Dr. Elyas, der Sprecher der Deutschen Buddhistischen Union, Dr. Weil, und der Vorsitzende des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland, Dr. Zélzer.

Weltreligionen treffen sich mit Weltbank-Chef Wolfensohn

London. - Mitte Februar trafen sich in London fijhrende Vertreter von acht Religionsgemeinschaften mit Reprisentanten der Weltbank unter Vorsitz von WeltbankPréisident James Wolfensohn und dem Erzbischofder Kirche von England, Dr. George Carey. Sie berieten über Mfiglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit zwischen der Weltbank und den Weltreligionen bei der Überwindung von Armut und Unterentwicklung.

Kiser Barnes, der Vertreter der Internationalen Bahá'iGemeinde, nannte das Tref Wechsel im UNO-Biiro der Bahá’í in New York

New York. - Mary Power (Foto oben, rechts), die als Direktorin des Bfiros für den Fortschritt der Frauen der Bahá’í-Gemeinde seit 1992 tätig war und mehr als 25 J ahre für das Bahá’í-Bfiro bei

Familienkonferenz in Albanian

Tirana. - Mehr als 200 Personen nahmen im Dezember 1997 an der Konferenz >>Eine gesunde Familie für eine gesunde Gesellschaft<< teil, dei von albanischen Bahá’í organisiert wurde. Die Redner behandelten Themen wie StreB, Famili en- und Konfliktlésungsmodelle. Vertreter des Gesundheitsministeriums und aus dem Erziehungsbereich sowie von 17 Nichtregierungsorganisationen waren anwesend. Großes Echo fand die Thematik der Konferenz bei den Medien.

den Vereinten Nationen in New York gearbeitet hat, ging am 30. Juni 1997 in den Ruhestand.

Ihre Nachfolgerin als Direktorin ist Frau Bani DugalGujral (links), die seit 1994 als Repréisentantin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde bei den Vereinten Nationen arbeitet.

Frau Dugal-Gujral stammt aus lndien und ist Absolventin der Rechtswissenschaften an der Universität von NeuDelhi und hat einen Abschluß in Umweltrecht der

Yale University im Staat New York.

fen einen Prazedenzfall: >>Ein Kennzeichen für die heutige Zeit ist das Ausmaß, in dem die großen Religionen der Welt zusammenarbeiten und ihre grundséitzliche Einheit anerkennen... Dieses Treffen bildet einen entscheidenden weiteren Fortschritt bei diesem Prozeß. 1n zwei vorbereiteten Dokumenten stellte die Intemationale Bahá’í-Gemeinde darauf ab, daß geistige Prinzipien sich als die erfolgreichsten Grundlagen jeder Entwicklungskonzeption erweisen. Als Beispiele nannte das Papier Prinzipien wie Einheit in der Vielfalt, Gerechtigkeit, Gleichwertigkeit der Geschlechter oder Vertrauenswürdigkeit. In einem dieser Dokumente heißt es wörtlich:

>>V0rschléige, die auf eine Entwicklung des Planeten abzielen, werden sich nur dann als erfolgreich erweisen, wenn sie den klaren Maßstéiben globaler Gerechtigkeit standhalten. Sonderheft Globalisierung

Die neue Ausgabe der Bahá’í-Zeitschrift >>Tempora<< widmet sich ganz dem Thema >>Globalisierung - die Herausforderung unserer Zeit<<.


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Die Globalisierung ruft nach einem globalen nethischen Kompafiu, aber...

Héitten sich durch eine bessere ethische Erziehung Phéinomene wie »ethnische Séiuberungem oder Konzentrationslager verhindern lassen?

ie zahllosen >>ethischen KatastroDphen<< dieses Jahrhunderts — von

Auschwitz bis zu dem Skandal, daß in einer Welt dcs Überflusses noch immer cine Milliarde Menschen hungern mussen — schreien nach einer kollektiven Besinnung um die Wirksamkeit von Ethik und die Zukunft von elhischcr Erziehung.

lmmcr mehr Menschen fordern injiingstcr Zeit nach einem verbindlichen Weltcthos. nach der weltweiten Annahme eines globalen Ethos. nach einer universellen ethischen Vision. die den Heraustbrderungen dicses Zeitalters der wechselseitigen Abhéingigkeit gerecht wird.

Doch die Vorstellung, eine bestimmte Moral oder bcstimmtc Werte zu fördern, ist gleichzeitig hcftig umstritten. Sic paßt nicht zu dem vorherrschenden humanistischen Relativismus unsercr Zeit. Die Skepsis hat gute Grijnde:

Zu 0ft waren in der Vergangenheit Kampagnen zur Férderung von Moral mit religiös oder ideologisch verbrcimtcn repressiven Praktiken verbunden. Zu 0ft gingen ethische Aufrufe einher mit politischer UnterdrUckung oder Visionen eines >>gcmeinsamen Wohls<<, das jedoch engstimig nur auf die eigene, begrenzte nationale, kulturclle Oder ethnische [dentitfit hin definiert wurde.

Ist deswegenjedoch gleichjeder Ansatz einer Erziehung zum Weltethos Obsolet? Schauen wir zuniichst auf die Erziehungsmethoden.

Der erste, und das ist der traditionelle Ansatz, formuliert einen Verhaltenskodex, der durch etablicrte Autoritäten vorgegeben

und aufgezwungen wird. Trotz der prinzipiell möglichen guten Absicht dieses autoritéiren Ansatzes kann dieser allzu 0ft nicht einmal Exzcsse wie Völkermord verhindern. Gleichzeitig >>motiviert<< er findige Gesctzesbrecher nur dazu, die gesetzten Normen nur >>intelligemer<< zu umgehcn

Sclbstverstiindlich braucht unsere cntstehcnde Weltzivilisation ein Weltethos und weltweit agierende lnstitutionen, um LB.

die Einfuhrung von Gercch tigkeit auf globaler Ebene

zu fördern. Ebenso sclbst versté'mdlich ist aber auch. daß dies nicht ausreicht.

Der traditionelle Ansatz bedarfmehr als jc zuvor der Ergfinzung durch einen zweiten Ansatz, der Stärkung der inneren, der individuellen ethischen Enlwicklung. Im Zeitalter globaler Reichwcite individuellen

Handelns muß das Hauptaugenmerk auf

diesen Ansatz ethischer Entwicklung gerichtet sein: Wie kann die in jedem Menschen ruhende Wiirde aufrecht erhalten und cntwickelt werden? Wie können sein angeborener Wert und seine immensen Fähigkeiten erkannt und gefördert werden?

Dies gilt sowohl in Bezug aufdie Selbsterkenntnisjedes Menschen als auch aufseine Erkenntnis und Beziehung zu jedem anderen Menschen. Die Schlußfolgerung daraus: Je hijher die Wertschätzung für jeden Menschen und der ethisch motivierte Antrieb, diese Werte in allen zu fi'jrdern, desto größer der gemeinsame Reichtum, desto größer die globale Wert(e)sch6pfung. Die Einheit der Menschheit in diesem Wertverständnis ist der beste Garant ihrer Vielfalt, weil die Vielfalt der Menschheit der beste Garant ihres Wohlergehens ist.

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Je höher die Wertschétzung ffirjeden Menschen und der ethisch motivierte Antrieb, diese Werte in allen zu f6rdern, desto größer der gemeinsame Reichtum, desto größer die globale Wert(e)sch6pfung.

Die Einheit der Menschheit in diesem Wertversténdnis ist der beste Garant ihrer Vielfalt, weil die Vielfalt der Menschheit der beste Garant ihres Wohlergehens ist.

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Auch wenn die bewfihrten ethischen Grundsätze wie Ehrlichkeit, das Verbot von Diebstahl oder die Verdammung von Gewalt ihre Gfiltigkeit nicht verlieren, so geht es in einem Zeitalter, in dem gleichzeitig der einzelne Mensch wie das Weltganze immens an Bedeutung gewinnen, um weit mehr. Wir müssen die Grundlage jeden ethischen Verständnisses neu überdenken.

Wir bedürfen insbesondere eines neuen Verständnisses von Einheit. Wir müssen lemen und entsprechend handeln, daß nicht nur die Erde eine fikologische Einheit darstellt, sondem auch die Menschheit, die Kultur, die Religion bei aller Vielfalt im Kern unteilbar sind.

Ein Ansatzpunkt f‘fir ethische Entwicklung liegt daher heute unter anderem in einem konzentrienen Nachdenken über die Gemeinsamkeiten, die den großen religiösen und moralischen Systemen innewohnen, ein Nachdenken, welches zweifelsohne zu Tage bringt, daß jedes dieser Systeme f‘fir

Einheit, Zusammenarbeit und Harmonie unter den Menschen eintritt, Richtlinien für das verantwortungsvolle Verhalten festlegt und die Entwicklung der Haltungen fdrdert, welche die Grundlage für vertrauensvolle Beziehungen bildet.

Jede Religion lehrt, daß Ethik mit der sogenannten >>Goldenen Regel<< beginnt daß jeder sich seinem Nächsten gegenüber so verhalten solle, wie man selbst behandelt zu werden wünscht. Diese goldene Regel muß jetzt aufglobaler Ebene angewandt werden, so daß alle Menschen als unsere Nächsten betrachtet werden, wie Bahá'u’lléh schrieb: >>Der ist wirklich ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt... Es rühme sich nicht, wer sein Vaterland liebt, sondem wer die ganze Welt Iiebt. Für die Bahá’í sind die Vorstellung der Einheit der Religionen wie auch die Realität der Einheit der Menschheit selbstverständliche elementare Glaubensgrundsätze.

Entwicklungshochschule FUNDAEC als nWeltweites Projekt der Expo zooou aufgenommen

Die Weltaussteflung

Hannover/Cali. — Die Landliche Entwicklungshochschule FUNDAEC wurde vom Beirat der Weltausstellung EXPO 2000 in Hannover in die Kategorie der >>Weltweiten Expo-Projekteaufgenommen.

Die Stiftung FUNDAEC wurde 1974 von einer Gruppe von Bahá’í-Wissenschafilem gegründet mit dem Ziel, durch die Vermittlung einer neuen Art von Bildung der Landflucht Einhalt zu gebieten. Vermittelt wird ein Wissen, das der ländlichen Entwicklung dient.

Junge Menschen vom Lande werden im gesamten


Spektrum moderner Entwicklungsansfitze ausgebildet, von der Landwirtschaft über Alphabetisierungsprogramme und Frauenférderung bis zum Aufbau von Kleinstkreditinstituten.

Inzwischen sind mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter der Stiftung Nicht-Bahá’í. In jüngster Zeit ließen sich zahlreiche Regierungen über diesen neuen Entwicklungsansatz beraten.

Ex-GATT-Chef Sutherland ruft zu Globalisierungsgipfel auf

Washington. - Der ehemalige Leiter der Welthandelsorganisation GATT, Peter D. Sutherland forderte in einem Aufruf zur Abhaltung eines Globalisierungsgipfels noch im Jahre 1999 auf.

Ziel dieses Gipfels solle es sein, handlungsfahige Einrichtungen zu schaffen, um weltweit gfiltige soziale und (Skologische Rahmenbedingungen für die Weltwirtschaft etablieren zu können.

In dem Aufruf heißt es: >>Während die Welt 6konomisch zusammenwichst, fehlt es an politischen Mitteln, das System bei Problemen nachhaltig zu stabilisie ren. Wir meinen daher, daß es Zeit für einen Globalen Wirtschaftsgipfel ist... Dieser könnte ein wichtiger Schritt sein, um gemeinsam mit den Folgen der Globalisierung besser ferfig zu werden.« Die Wochenzeitung >>Die Zeit<< nutzte den Aufruf zu einer fiffentlichen Diskussion.

Im Jahr 1995 verfiffentlichte die Internationale Bahá'iGemeinde einen ähnlichen Aufruf. Sie forderte angesichts der zahlreichen ungelfisten Probleme einer unkontrollierten Globalisierung die Abhaltung eines Weltgipfels für Global Governance.

Lob für Bahá'iEthos der Entwicklung

Viersen/Kempen. - Bei einer Podiumsdiskussion der VHS Viersen/Kempen in Nordrhein-Westfalen diskutierten am 14. November 1997 der Entwicklungsexperte Prof. Franz Nuscheler, der Entwicklungsreferent von Misereor, Jfirg Siebert, der Terra-Vorsitzende Peter Spiegel und die Generalsekretéirin des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland, Saba Khabirpour, über die >>Eine Welt für alle - Entwicklungshilfe auf Gegenseitigkeit<<. Mit über 150 Teilnehmern stieB die Veranstaltung auf ein unerwartet starkes Echo.

Jfirg Siebert meinte über den Bahá’í-Ethos: >>Es liegt Vielleicht ohnehin die größte Motivationskraft in diesem Bewußtsein der Einheit des Göttlichen, der Einheit des Menschlichen, der Unertréiglichkeit des Rassismus, der Großartigkeit des Ausgleichs zwischen Mann und Frau.


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Minderheitenférderung


Ethik als bester Antrieb für Entwicklung

In Thailand hilft Basisprojekt einem vernachlässigten Volk

In einem enflegenen Bezzrk wird die Basisarbeit thailandischer Bahd’l zu einer karalysierenden Krafl bei den Bemzihungen, das Karenvolk zu stdrken.

OMKOI DISTRICT. Provinz Chiang Mai, Thailand — Vor neun Jahren begann Boonphan Intawong im Alter von 60 Jahren eine Reihe von Reisen bis in diesen entlegenen und gebirgigen Bezirk im Norden Thailands zu unternehmen, um die Prozesse der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung des Karenvolkes zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um einen eingeborenen Bergstamm, der nach zahlreichen Berichten lange vernachlässigt worden ist.

„Viele der Dérfer hatten keine Schulen“, sagte lntawong ein inzwischen pensionierter Schullehrer. „lch hatte das Gefühl, daß sich niemand wirklich um sie kiimmerte.“ Intawong, ein Bahá’í aus Takham Neau, einer Stadt in unmittelbarer Néihe des Bezirks Omkoi, konnte die Hilfe anderer Bahá’í gewinnen. In den Jahren 1988 und 1989 besuchten Intawong und seine Freunde 26 Dérfer in diesem Bezirk und sprachen über die geistigen Prinzipien, von denen sie glauben, daß sie eine motivierende Kraft Für den Fortschritt sein könnten.

„Wir sprachen über die Prinzipien von Harmonie und Einheit und wie diese Gedanken

die Macht der Gemeinde für ihre Entwicklung aufbauen könnten“, sagt Intawong. „Als wir am Anfang dort hingingen, war das Gebiet sehr primitiv. Das Volk war zerstreut und zerstritten.“

Im Laufe der Zeit entstand nach Aussagen von Intawong und anderen in der Tat in Vielen der 26 Dérfer ein größerer Gemeinschaftssinn, wodurch neue Entwicklungskapazitéiten geschaffen wurden. Bald kamen weitere Mitglieder der ganzen Bahá’í-Gemeinde Thailands hinzu, um die von Intawong begonnenen Bemijhungen zu unterstützen. So entstand eine Reihe von Tutorialschulen auf Dorfebene und auch andere kleinere Entwicklungsprojekte wurden durchgefiihrt. Der gesamte Prozeß hat seinerseits dazu beigetragen, staatlich geförderte Entwicklungspléine für den Bezirk zu unterstützen, einschließlich der Errichtung weiterer Schulen.

Die Bemühungen der thailéndischen Bahá’í-Gemeinde erwiesen sich als katalysierende Kraft bei der Férderung des KarenVolkes im Bezirk Omkoi, einem der am wenigsten entwickelten Gebiete Thailands. Die thailéindischen Bahá’í bahnten mit der Durchfiihrung einiger kleiner Pilotprojekte in ihrer eigenen Stadt den Weg für Regierungsbemfihungen, indem sie einerseits zeigten, was möglich war, und andererseits als wichtiges Verbindungsglied zwischen Beamten und der Karenbevélkerung dienten. Dieses Beispiel zeigt, wie eine NichtRegierungsorganisation an der Basis eine wichtige Unterstfitzung für nationale


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Sunapa Dechatattanon (links) unterrichtet eine Schulklasse in ethischer Erziehung im Omkoi Bahá’í-lnstitut, das für das Karenvolk im Norden Thailands errichtet wurde. Frau Dechatattanon ist die Direktorin des lnstituts, das in den frühen 90er jahren von Bahá’í in der Region gegründet wurde.

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Rong Sujipong, Hiuptling des Dorfes Pongdin, mit seiner Familie.

_ "Die Ethikklassen dienen aud1 der Férderung d5 Versdindnisses der Menschheit als Einheit, von der die Karenbevélkemng ein Teil ist." Sunapa Dechatattanon.

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Entwicklungsplzine bieten kann.

Die Besonderheit bei diesem Projekt liegt in erster Linie darin, daß es von Einheimischen selbst initiiert und mit nur minimaler Hilfe von außen durchgeführt wurde. Nicht Entwicklungspléine auf internationaler Oder nationaler Ebene ‘ waren der Aus, gangspunkt, son, dern schlicht und einfach die Tatsache, daß eine Gemeinschaft einzelner Personen aus der Umgebung mit nur geringen Eigenmitteln aufstand, um den noch benachteiligteren Nachbam zu helfen. Und diejenigen, die von diesen Bemühungen betroffen sind, sagen, daß sie einen bedeutenden Impuls für eine langfristige Anderung gesetzt haben. Die im Laufe nunmehr fast eincs Jahrzehnts entstandenen Institutionen sind durchwegs in der Lage, sich sclbst zu tragen.

I Lange vernachlässigt

Der Bezirk Omkoi besteht aus ca. 300 Dérfern und Siedlungen auf 2336 Quadratkilometem in der Néihe der Grenzc von Myanmar und liegt etwa 1870 Kilometer sfidlich von Chiang Mai, der zweitgrößten Stadt Thailands. Dieser zerkliiftete, gcbirgigc und stark bewaldetc Bczirk wird zu 85 Prozent durch das Karenvolk bewohnt, cincs ethnisch eigenlstfindigen Bergstammes. dessen einheimischcr Bodcn sich über Gebiete von Thailand und Myanmar crstrcckt,

Durch cigene Sprache und Traditionen isolicrt sich das Karcnvolk von der übrigen thailéindischen Kultur. Diesc Isolation äußert sich unter anderem in einem typischen Vorurteil. Viclc Mitglicder des Karenvolkes glauben, daß in der Vergangenheit von oben auf sie herabgcschaut worden ist.

Das Karenvolk stcht auch einer Reihe Wirtschaftlicher Probleme gegenüber. Aufgrund des schwcr zu bearbeitenden Erdreichs ist landwirtschaftlich nutzbarer Boden rar. Das, was an Landwirtschaft betrieben wird, ist recht primitiv und basiert hauptséichlich auf den traditionallen Praktiken des Rodens und Verbrennens. Um die mageren Einkfinfte aus der Landwirtschaft aufzubessem, arbeiten viele Familien ein Teil des Jahres außerhalb des Bezirks als Wanderarbeiter. Laut Aussagen des Bezirksenwicklungsbfiros betrug das durchschnittliche Jahresfamilieneinkommen im Jahre 1990 ca. 400 US—Dollar, obwohl die subventionierte Landwirtschaft Für eine deutliche Erhéhung sorgt.

Zu weiteren Problemen zéihlen die unzureichende Wasserversorgung, hohe Analphabetenraten und die stfindig préisente Last der Opiumabhéngigkeit. Nach einer

Veröffentlichung der Regierung rauchen 18 Prozent der Karenbevélkerung Opium, das in der Region angebaut wird.

Die thailéindische Regierung hat dieses Problem erkannt und die Ausgaben in diesem Bezirk erhéht. 1995 stellte die Regierung 200.000 Dollar für den Bau neuer Schulen bcreit, eine Erhéhung des Jahresbudgets für Schulen um 80.000 Dollar. Andere Organisationen und auch Nicht-Regierungsorganisationen setzen ihre Arbeit hier fort. 1988 arbeiteten z.B. vier UN-Vertretungen an einem Vierjahresprojekt. um gesellschaftliche und wirtschaftliche Probleme in 30 Dérfem in den nahegelegenen Paepor Highlands in den Griff zu bekommen.

Die Bahá’í konzentrieren ihre Aktivitiiten in einem aus 26 Dbrfern bestchendcn Gcbiet, welches [ntawong und seine Freunde Ende der achtziger Jahre ausgesucht haben. Die durch ihre chiihungen angeregte thailéindische Bahá’í-Gemeinde führte hier 1992 und 1993 cine besondere Kampagne durch. um Geld für ein permanentes lnstitut aufzutreiben. Es wurden ca. 16.000 Dollar gespendet. 1993 griindete die Gemeinde das Omkoi-Bahá’í-lnstitut. über das die Bahá’í-Entwicklungsbemfihungen in diesem Bezirk koordiniert wurden.

„Der Zweck des Institutes ist es. Gemcindeentwicklung zu betreiben, das geistige und physische Wohlergehen der Karengemeinde zu fördern“, sagt Sunapa Dechatattanon, die Direktorin dcs lnstituts. Zu diesem Zweck betreibt das Institut zu unterschiedlichen Zeiten Tutorialdorfschulen in dieser Region als Notbehelf und bietet somit in klcinen Oder entfernt gelegenen Dérfern, welche das regierungseigene Programm noch nicht erreicht, Schulbildung an. 1994 und 1995 betrieb das lnstitut z.B. sieben Tutorialdorfschulen und gewéihrte somit über 300 Schülern in unterprivilegierten Dérfern eine Grundschulausbildung. Dicse Schulen bestehen inzwischen nicht mehr. einerseits, weil die Regierung ihre eigenen Schulprogramme in diesem Bezirk ausgedehm hat und andererseits aufgrund der Anderungen in der Zusammensetzung der Institutsbelegschaft.

Das Institut bietet auch laufend Klassen in Ethik sowie Lesen und Schreiben an. Diese Klassen richten sich insbesondere an Kinder und junge Leute in der Region und Sind heute das Rückgrat der lnstitutsarbeit. „1n dieser Situation ist die wichtigste und efiektivste Arbeit die ethische Erziehung der Kinder und Jugendlichen“, sagt Frau Dechatattanon die im Mai 1996 zusammen mit ihrem Ehemann, dem Philippinen Giovani de Leon, dem Institut bcitrut. ,.Wir meinen, daß diese Klassen ein Weg sind, der Jugend bei der Gewinnung von Selbstvertrauen zu helfen. damit sie ihre cigene Würde besser erkennen können.“

Durch das Verständnis der eigenen Wiirde. so Frau Dechatattanon. könne die Karenjugend dem Opium und anderen Drogen leichter Widerstehen. .,Die Ethikklassen dienen auch der F6rderung des Verständnisses der Menschheit als Einheit, von der die Karenbevélkerung ein Teil ist. Dadurch sehen die Karen-Kinder und

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-Jugendlichen, daß sie anderen gleichgestellt sind und fühlen sich gestärkt, sich zu ändern und sich weiterzuentwickeln.“

I „Wir fühlen uns jetzt besser“

Laut Aussage von Teilnehmern des Volkes der Karen bieten die Klassen etwas außerordentlich wichtiges - sie helfen ihnen, sich mit der Mehrheit der thailiindischen Bevölkerung des Landes ebenbfirtig zu fühlen. „Manche Leute sagen gerne, daß wir dumm sind und nicht lesen und schreiben können...“ so etwa Tanyarak Sujipong, ein 14jähriges Mfidchen aus Pongdin, einem der D6rfer, in welchem das Institut besonders aktiv ist. „Aber die Bahá’í haben uns das Lesen und Schreiben beigebracht, und wir haben gelemt, keine Drogen zu nehmen. Wir fühlen uns jetzt daher besser. Wir Fuhlen, daß wir gleichwertig sind.“

Die junge Dame war in diesem Friihjahr eines von vier Médchen, welche von Pongdin als erste Karenschfllerin an der regionalen HighSchool zugelassen wurden, ein wichtiges Zeichen für den Fortschritt des Dorfes. Khamnoi Gilatoh, eine 30jährige Mutter mit drei Kindern, die im Dorf Pang Ong Mong wohnt, sagt, daß die zuséitzlich vom Institut angebotenen Klassen selbst bei ihrer 10jfihrigen Tochter, welche eine bezirkseigene Schule in der Néhe besucht, den Fortschritt erheblich beschleunigt hat. „An der normalen Schule lernen die Kinder nur wenig und spielen die ganze Zeit“, sagt Frau Gilatoh. „Der Lehrer fehlt oft und kommt auch 0ft zu spit. Aber an der Bahá’í-Schule lemen sie mehr, und ich merke, daß meine Tochter schlauer geworden ist. Meine Tochter war früher auch ruhig und scheu. Jetzt hat sie den Mut zu sprechen.“

Regierungsvertreter bestätigen, daß es oft schwer ist, gute Lehrer zu finden, um in diesem entlegenen Bezirk Dienst zu tun, wo ein Schulgebäude héiufig nicht mehr ist als ein einziger nach allen Seiten offener Raum, der durch ein strohbedecktes Dach geschfitzt wird. „Aber es ist besser als in der Vergangenheit“, sagt Bopit Vatravijarana, ein diesem Bezirk zugewiesener Entwicklungsbeamter der staatlichen Gemeinde-Entwicklungsabteilung. „Die Regierung arbeitet jetzt hier aktiV und mächte geme, daß ganz Thailand den gleichen Entwicklungsstand erreicht“.

Nach Aussagen von Rong Sujipong, dem 44jährigen Vorsteher des Dorfes Pongdin, stellt das Institut ein Verbindungsglied zwischen seiner Gemeinde und den Behérden dar. „Wenn wir etwas brauchen, wenden wir uns an das Institut, das sich dann an die Regierung wendet“, sagt er. Sujipong, ein Gemfisebauer, fiihrt eine Reihe kleiner Projekte in Pongdin auf, welche das lnstitut entweder selbst realisiert hat Oder bei denen es dem Dorf geholfen hat, die Unterstiitzung von der Regierung zu bekommen. Zu solchen Projekten gehören die Grundschule des Dorfes, die von den Bahá’í gegnindet und dann vom Bezirk übernommen wurde, ein Brunnen- und Leitungssystem, um die Wasserversorgung des Dorfes zu verbessern, sowie

eine neue Kindertagesstéitte. „Seit die Bahá’í gekommen sind, ist es in Pongdin Viel besser geworden“, sagt er. „Wir haben die Schule, wir haben Leitungswasser, und die Kinder haben sich durch den Besuch der Bahá’í-Ethikklassen wesentlich gebessert.

„ We i1 die K i n d e r d i e s e Erziehung bekommen, wird die Z u k u n f t V i e 1 besser sein“, sagte er. „Ich habe dadurch das Gefilhl, daß jeder gleichwertig ist, daß alle Thailéinder gleichwertig sind und daß jeder auf der ganzen Welt gleichwertig ist. Und dadurch flihle ich mich auch in meinem Inneren besser."

Niemand meint, daß dem Institut allein all diese Anderungen zuzuschreiben sind. „Es ist nicht so, daß die Regierung nicht gekommen ware, wenn die Bahá’í nicht gekommen wären“, sagt Supachai Nimmanheminda, 40 Jahre alt, der von 1991 bis 1992 stellvertretender Bezirksbeamter war. „Sie haben aber ganz bestimmt guten Erfolg und sind eine gute Unterstfitzung.“

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I Entwicklung von innen

Nimmanheminda, der jetzt in der Néihe des Dorfes Pongdin einen familieneigenen Blumenzuchtbetrieb hat, sagt, daß das Institut der einheimischen Karenkultur gegenüber äußerst einfühlsam ist. „Die Bahá’í kommen nicht wie andere Gruppen, um alles sofort zu éindern“, sagt er. „Sie kommen nicht, um V011 der Karenbevélkerung zu verlangen, daß sie damit aufhören sollen, ihre Vorfahren anzubeten. Sie bauen Vielmehr etwas auf, damit die Menschen die Dinge selbst éindem können. Die Bahá’í bringen ihnen bei, ihre eigene Weisbeit zu entwickeln, und daraus ergeben sich die Anderungen.“

Die Bahá’í, die im Institut tétig sind, sagen, daß ihr Ziel ganz einfach sei, ihren weniger privilegierten Nachbarn zu Diensten zu sein, und ihre Motivation kommt aus ihrem eigenen Verständnis vom Grundsatz der Einheit der Menschheit heraus. „lch begann, sie zu lehren, weil ich gesehen habe, daß die Welt sich so sehr entwickelt hat, und ich wollte ihnen helfen, sich selbst zu entwickeln“, sagte When Chinawon, ein 77jähriger Bauer aus Takham Neau, einer der ersten, der Intawong bei seinen anfénglichen Besuchen in diesem Bezirk begleitetete. „Dies ist eine große, große Welt, und wir sollten nicht im Dunkeln bleiben, und wir sollten auch nicht zulassen, daß andere im Dunkeln bleiben. Deshalb haben wir die Gemeinde nach besten Kräften entwickelt.“ I


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Boonphan Intawong (Mitte) war der erste Bahá’í, der sich fflr eine nachhaltige Entwicklung im Onkoi District aktiv eingebracht hat. Als Lehrer ging er 1988 in die Region und begeisterte bald weitere Bahá’í seiner Heimatstadt Takham Nean, wie LB. Chum Mopoh (links), und When Chinawron (rechts), ihn bei seinen Bemühungen zu unterstützen.

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Seine Königliche Hoheit, Prinz Michael von Kent, legte in seinem Vortrag in Athen dar, warum Regierungen mindestens IO Prozent ihrer Wilder unter Schutz stellen sollten. Weitere Redner waren (v. I. n. r.): Dimitrios Sarafoglou, Generalsekretir des griechischen Ministeriums fiJr Umwelt, Stadtplanung und 6ffentliche Arbeiten; Nicholas Hanley von der Européiischen Kommission; Elias Beriatos, Griechischer Generalsekretér fflr Forstwirtschaft und Naturschutz, und Francis Sullivan vom World Wide Fund for Nature (WWF).

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cl folgt WWF Vorschlag zum Schutz seiner Wilder

In Griechenland organisieren die Nicht-Regierungsorganisationen eine diplomatische Veranstaltung zum Schutze der Wilder

ATHEN. Griechenland verfiigt mit seiner äußerst vielféltigen Landschaft, einer Kombination zerkliifteter Berge im Norden und sonnenüberfluteter Mittelmeerinseln im Silden, über eine abwechslungsreiche Flora und Fauna - und einige der wenigen noch verbleibenden ursprünglichen Wilder Europas.

„Griechen1and hat im Gegensatz zum übrigen Europa noch einen ansehnlichen Antei] seiner ursprünglichen Wéilder“, sagt Francis Sullivan, ein Waldexperte des World Wide Fund for Nature-Intemational (WWF). „Etwa 20 Prozent Griechenlands bestehen noch aus Wéildern, ein ungewöhnlich hoher Anteil.“ Es war daher ein bedeutendes Ereignis, als die griechische Regierung im Mai ankfmdigte, daß sie gemäß der von WWFinternational durchgeführten Kampagne etwa zehn Prozent ihrer Wéilder als Naturschutzgebiete ausweisen wolle.

Diese Ankfindigung kam bei einem speziellen „F0rstwirtschaftstreffen vor dem Weltgipfel“, welches vom Griechischen Zentrum für Erwachsenenbildung und zur Bekfimpfung des Analphabetentums (EKEPEKA) und der Bahá’í-Gemeinde von Griechenland, zwci Nicht-Regier ungsorganisationen (NGO), organisien wurde.

Im Zusammcnhang mit der Konzentration von NGO—Aktivitéiten auf den Schutz der Umwelt und die Férderung nachhaltigcr Entwicklung zeigte dieses TrefTen das Ausmaß. in welchem internationale NGOs. wie z.B. der WWF. ihrc Wirksamkeit durch Zusammenarbeit mit firtlichen NGOS crhéhen können.

Die griechische Bahá’í-Gemeinde, die selbst eine Reihe kleinerer Umweltprojekte durchfiihrt, leistete bei der Vorbereitung des Treffens, das den Charakter einer internationalen diplomatischen Veranstaltung hatte, maßgeblich die logistischc Unterstiitzung. Die Gemeinde nutzte auch ihre internationalen Kontakte, um königliche Présenz zu ermöglichen: 1n Zusammenarbeit mit dem WWF gelang es. Seine Königliche Hoheit, Prinz Michael von Kent nus England, bei diesem Treffen Für eine Ansprache zu gewinnen.

Ohne diese Art lokaler und internationaler Unterstfitzung wäre es 121th Sullivan nicht so leicht gewesen, die Aussage der griechischen Regierung zum Schutz der Wiilder zu erhalten. „Die griechische Regierung zeigte bezfiglich dicses Vorschlags eine Mengc guten Willen“,


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sagte Sullivan. „Wir schufen die Möglichkeiten, etwas zu tun, was anders nicht hätte getan werden können.“

l „Wélder Für das Leben“

Das in dem historischen Parlamentsgebeiude Mitte 1997 abgehaltene Treffen erfreute sich der Teilnahme wichtiger griechischer Ministerien, einschließlich des Ministeriums Für ausléindische Angelegenheiten und des Ministeriums für Umwelt, Städteplanung und 6ffentliche Arbeiten. Insgesamt nahmen mehr als 150 Géiste teil, neben dem Bürgermeister von Athen zahlreiche Diplomaten, Regierungsbeamte und Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen und Akademien.

Die Ankfindigung, daß Griechenland zehn Prozent seiner Waldgebiete schützen wolle, erfolgte im Rahmen einer internationalen WWF-Kampagne „Wéilder Für das Leben“, welche bisher von 20 Léndern ähnliche Zusagen bekommen hat.

„Es war ermutigend zu sehen, daß Lander wie Griechenland anerkennen, daß die Erhaltung eines reprisentativen Anteils seiner Wéilder ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Entwicklung ist. Griechenland hat seine Verantwortung der internationalen Gemeinschaft gegenüber besteitigt, die Erhaltung seines Anteils am biologischen Erbe des Planeten sicherzustellen“, sagte Arthur Dahl, stellvertretender Direktor eines UN—Umweltschutzprogramms, der bei diesem Treffen ebenfalls eine Ansprache hielt. „Der griechischen Regierung und dem WWF sollte für diese Wichtige Initiative ein Lob ausgesprochen werden.“

Der "WFF" begann die Kampagne 1995 mit dem Ziel, „ein 6k010gisch reprisentatives

Netzwerk von Naturschutzgebieten zu errichten, das bis zum Jahr 2000 mindestens zehn Prozent jeder Waldart abdecken $011“. Diese Kampagne hatte einen Aufschwung erfahren, nachdem 1996 bei einer vom "WFF" finanzierten Kartenstudie entdeckt wurde, daß weltweit nur sechs Prozent der Wéilder geschfitzt sind. Sie hat weitere Unterstfitzung gefunden, nachdem Regierungen und NichtRegierungsorganisationen erkannt haben, daß wichtige internationale Vereinbarungen zum Schutz der Wélder, wie sie 1992 beim Weltgipfel in Rio de Janeiro Libereinstimmend gefordert wurden (Agenda 21), fehlgeschlagen sind.

I Sofortiges Handeln gegen Waldraubbau unabdingbar

„Konkrete Zusagen, jetzt zu handeln, um den fortschreitenden Waldverlust zu einem Stillstand zu bringen, gibt es nur ganz selten, obwohl man sich bezfiglich der Wichtigkeit der Wélder auf der Welt für das Überleben auf Erden einig ist“, sagte Prinz Michael. „Die derzeitigen Anstrengungen fur den Naturschutz sind unzureichend, um die biologische Vielfalt sicherzustellen und die 6k010gischen Prozesse aufrecht zu erhalten.“

Die Kampagne ist, kurz gesagt, ein Bemfihen des WWF, das internationale Nichtstun beim Waldschutz zu beenden. „Wir glauben, daß die internationalen Verhandlungen über Wéilder in einem vollkommen falschen Zeitrahmen ablaufen“, sagte Sullivan, der die Kampagne „Wéilder fiir das Leben“ anfi'jhrt. „Wir schätzen, daß bei der derzeitigen Geschwindigkeit des Waldraubbaus in 50 Jahren praktisch keine natijrlichen Wéilder mehr vorhanden sein werden. Und es gibt keine signifikante


„Die derzeitigen Anstrengungen für den Naturschutz sind unzureichend, um die biologische Vielfa|t sicherzustellen und die 6kologischen Prozesse aufrecht zu erhalten.“ Prinz Michael.

Die Bahá’í-Gemeinde Griechenlands hat eine Reihe kleinerer Umweltprojekte in den letzten jahren realisiert. Neben Baumpflanzprojekten und der Finanzierung von Vortrigen über nachhaltige Entwicklung organisierten einige Mitglieder der Gemeinde eine Strandsiuberungsaktion in Iraklion, Kreta.

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Frau Guilda Walker, zusammen mit Seiner Exzellenz Konstantinos Stefanopoulos, Prisident der Griechischen Republik, war die treibende Kraft bei der Organisation des Treffens in Athen. Sie ist eine Vertreterin der Internationalen Bahá’í-Gemeinde

und eine Internationale Beraterin beim World Wide Fund for Nature (WWF).

Es war ermutigend zu sehen, daß Lénder wie Griechenland anerkennen, daß die Erhaltung eines reprisentativen Anteils seiner Wilder ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Entwicklung ist.“ UN-Vertreter Arthur Dahl.

Unter den Rednern war auch Nikos Anagnostopuolos, Prisident des Hellenistischen Zentrums für Erwachsenenbildung und Alphabetisierung (EKEPEKA).

Vereinbarung, welche daran grundséitzlich etwas findert.“

Als Teil der Kampagne hat der WWFPréisident (Emeritus), Seine Königliche Hoheit Herzog von Edinburgh, an mehr als 50 Staatsoberhéiupter geschrieben und Sie um Unterstfitzung zur Errcichung des Naturschutzziels von zehn Prozent gebeten. „Die griechische Veranstaltung ist ein sehr bedeutender Meilenstein in unscrer Kampagne“, sagte Sullivan. „Sie erlaubt es uns, unser internes Ziel, in unmittelbarer Zukunft 20 Länder zur Unterschrift zu bringen, zu erreichen. Und wenn Gnechenland dies tun kann, können es andere Lander auch.“

I Bahá’í-Umweltaktivitéten

Die Mitschirmherrschaft der Veranstaltung war eines der weitreichenden Umweltprojekte,


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welche von der Bahá’í-Gemeinde Griechenlands in den letzten Jahrcn durchgefijhrt wurden, sagte Socrates Maanian, Sekretéir des Nationalen Rates der Gemeinde. .,Wir haben bisher viele Jugendprojckte für den Umweltschutz durchgefiihrt, z.B. Pflanzen von Bäumen, Reinigen von Strinden, Schirmherrschaften von Vorträgen und so weiter“, sagte Maanian. „Diese Veranstaltung war somit für uns ein ganz natürlicher Schfitt."

Maanian erklärte, daß die Bahá’iGemeinde Griechenlands 1957 gegründet wurde und jetzt Gemeinden in etwa 21 Ortschaften und Städten hat. lhre Arbeit zur Unterstfitzung dieses Treffens lag hauptsächlich darin, Kontakte mit der Regierung zu knfipfen, um sie dazu zu bfingen, diese Veranstaltung zu unterstützen. Bei der Versendung der Einladungen zu helfen und Vorkehrungen vor Ort für dieses Ereignis zu treffen. Auch das EKEPEKA spielte bei der Herstellung der Kontakte mit der griechischen Regierung eine wichtigc Rolle.

Auf internationaler Ebene kam Unterstijtzung von Guilda Walker, einer Vertreterin der lntemationalen Bahá’í-Gemeinde [und Mitverlegerin der US—Ausgabe von ONE COUNTRY]. Walker ist eine internationale Beraterin des WWF und half dabei, die Beteiligung von Prinz Michael und anderen intemationalen Wijrdentréigern sicherzustellenl

.,Ohne Guilda Walker hätten wir diese Veranstaltung nie zustande gebracht“, sagte Sullivan und erklärte, daß sie nicht nur dabei geholfen hat, internationale Kontakte auf hoher Ebenc zu knflpfen, sondern auch die Unterstfitzung der griechischen Bahá’iGemeinde vor Ort sicherzustcllen.

Prinz Michael dankte in seiner Redc den Bahá’í offiziell Für ihre Unterstfitzung und erwähnte, daß dies die vierte derartige forstwirtschaftbezogene Veranstaltung sci, bei der das WWF und die Internationale Bahá’í Gemeinde die Schirmherrschaft übernommen hatten. I


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VEREINTE NATIONEN


Keine UN-Reform ohne NGOs

VEREINTE NATIONEN - Einer der wesentlichen Punkte. die anléBlich eines Treffens über den erweiterten Zugang von Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOS) Mitte 1997 besprochen wurden, war die Überzeugung, daß einc effektivc Reform des Systems der Vereinten Nationen vor allem von der Bereitschafi abhfmgt, eine verstérkte Beteiligung der Zivilbcvélkerung zu ermöglichen.

„Es wird ohne die Zivilbevélkcrung keine Reform geben“, sagte Bella Abzug, stellvertretende Vorsitzende der Women's Environment and Development Organization (WEDO). "NGO-Vertreter sollten in allen Arbeitsgruppen fijr die UN mitwirken." Ahnlich äußerte sich Maurice Strong, Vorsitzender einer UN-ReformArbeitsgruppe. Er kfindigte an, daß sein Bericht die Bedeutung von NGOs besonders belonen werde.

,.Dic UN erkennt, daß eine enorme Wandlung stattgefunden hat hinsichtlich der ROHC von Regierungen und von Regierungsorganisationen“, erklärte Maurice Strong. „Es wéirc zu viel gesagt. daß die Regierungen nicht die wichtigsten Glieder sind. Sie sind es immcr noch und werden es auch bleiben. Aber sie sind nicht mehr ausschließlich in der Position, die Ereignisse zu beeinflussen. Und die Wirklichkeit sieht so aus, daß die Aktivitéiten, die die chensqualitfit der menschlichen Gesellschaft bestimmen, in den Orga nisationcn stattfinden, die sie repriisentieren.“

Gegenwfmig haben NGOS Zutritt zu einer Reihe von Unterabteilungen der UN. Vor allem der Wirtschafts- und Sozialrat der UN (ECOSOC ). der die sozialen und Wirtschaftlichen Programme der UN beaufsichtigt, hat mehr 2115 1.500 NGOS das Recht eingeréiumt, anwesend zu seinfi lnteressen zu vertreten und Stellungnahmen gegenüber bestimmten Ausschiissen und Agenturen unter seiner Autoritét abzugeben. Das Department of Public Information (DPI) erlaubt weiteren 1.500 NGOS bestimmte UN-Treffen zu beobachten. Und bei vielen einmaligen Ereignissen Oder Konferenzen, so wie beim Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992. gibt es eigene Verfahrensweisen für den Zutritt von NGOS.

Das Gremium der UN, das die wichtigsten Entscheidungen trifft, nämlich die Vollversammlung, bietet jedoch keinen offiziellen Zutritt an. Aber der wachsende

Einfluß der NGOS, klar zu erkennen bei zahlreichen wichtigen UN—Konferenzen wie dem Weltgipfel in Rio de Janeiro, fiihrte bei Vielen inzwischen zu der Ansicht, daß die Regierungen den NGOs auch zu den Hauptgremien der UN Zutritt verschaffen sollten. Die Vollversammlung selbst hat eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Botschafter Ahmad Kamal aus Pakistan errichtet, diesen Gedanken zu untersuchen.

Botschafter Kamal, der eine Ansprach bei

dem von

NGosorga_ “„"HIIIIIIHIIIHII IIIIIII: nisierten Tref— , , ‘

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Gedanken eines erweiterten Zutritts von NGOs argwéhnisch gegenuber- , stfinden. „Die h 6 c h s t c n ‘ Ebenen der U N haben erkannt, daß 1 d i e N G 0 s J cine konstruktive R0116 spielen müssen“. erklärte er. „Das Problem entsteht, weil viele Mitgliedsstaaten unterbewußt das Gefühl haben, daß es bei dieser Diskussion um das Teilen von Macht geht.“

Lösungen sind noch nicht in Sicht, ehe die Arbeitsgruppe des Botschafters Kama] ihre Arbcit nicht beendet hat. Ereignisse wie der Weltgipfel „Rio _ 5“ im Juni letzten Jahres versprechen Gutes fijr einen erweiterten Zutntt Gemeinde bei den Vereinten von NGOs. Bei jenem Gipfel wurde der Zutritt Nationen- Rechts davon zu vielen Treffen gestattet und zwélf Maurice Strong,

Sprechern, die Vertreter von NGOs und Generalsekretér der Rioanderen wichtigen Gruppen waren, war es Konferenz in 1992 und Leiter erlaubt, Stellungnahmen vom selben Podium einer Arbeitsgruppe zur abzugeben. wie die Regierungen der Länder. Reform der UNO- Links im Bid

Botschafter Razali Ismail, Prfisident der iSt Afaz Mahfarz, Erster Vollversammlung, sagte nach dem Gipfel, Vizepréisident der Konferenz daß er „sehr glflcklich“ über eine solch rege der NGOS (KONGO)Beteiligung sei. „Ein wichtiger Eckpunkt dieser Sondersitzung ist, daß es uns gelungen ist, den Nicht—Regicrungs-Bereich direkt in die Plenarsitzung der Vollversammlung zu bringen. Dies ist cin Meilenstein.“ I


Vorsitzender des Treffens „Beratung der NGOs über den erweiterten Zutritt zur UNVollversammlung und zu den Hauptausschiissen sowie alle Arbeitsbereiche der UN“ war Techeste Ahderom (Bildmitte), der Hauptreprfisentant der lnternationalen Bahá’í


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"Erst wenn die Frauen mehr Einfluß gewinnen, kann das Land sich weiterentwickeln." Shri V.R. Subramaniam.

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FRAUENBEWEGUNG


In Nigeria hat die Bahá’í-Gemeinde vin Ibadan im luni 1997 eine interreligiöse Konferenz zum Thema „Frauen, Gleichwertigkeit und Religion“ an der Universität von Ibadan organisiert. Vertreter der Bahá’í, der Christen, der Hindu und der

Muslime nahmen an der Konferenz teil.

Bahá’í -Frauenbewegungen rund um den Globus aktiv

AnléiBlich des Internationalen Tages der Frau 1997 fand unter anderem eine Feier in dem Dorf Piplud in der Néihe von Indore in Indien statt. Ein Ereignis, das sehr weit von einer großstéidtischen Zivilisation entfernt war. Veranstaltet wurde das ganze von Eingeborenenfrauen. Auf dem Programm standen traditionelle Téinze, persénlicher Erfahrungsaustausch und einfach Reden über die Belange von Frauen. Dazu gehörten auch Probleme mit dem Alkohol und Analphabetentum in ihren Familien.

Diese Veranstaltung zog die Aufmerksamkeit regionaler Behérden und der Medien auf sich. Shri V. R. Subramaniam, der Steuereinnehmer des Bezirks Dhar, erklärte als einer der Hauptredner: „Erst wenn die Frauen mehr Einfluß gewinnen, kann das Land sich weiterentwickeln.“

Oder Vielleicht war das am weitesten abgelegene Treffen das in Chuuk, in den Vereinigten Staaten von Mikronesien? Dort kamen zu einer Konferenz mehr als 300 eingeborene Frauen von den umliegenden Laguneninseln zusammen.

Der Internationale Frauentag wurde 1997 zum zweiten Mal in Chuuk abgehalten. Er entwickelte sich zu einem richtungsweisenden Ereignis für die Region. Zum ersten Mal fand diese Feier vor acht Jahren in Mikronesien statt. Damals sorgten die Veranstalter dafür, daß - ganz nach Tradition - nur hochrangige Beamte Reden hielten. Auch standen damals ausschließlich Méinner auf dem Podium. In diesem Jahr entschieden die weiblichen lnitiatoren, eine Frauenangelegenheit daraus zu machen. „Nach acht Jahren hat sich eine neue Tür geöffnet“, bemerkte Betty Benson,


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die in diesem Jahr die Grundsatzrede hielt.

Was diese beiden Ereignisse miteinander verbindet — wie mit so vielen anderen Feierlichkeiten, Seminaren, Workshops und Kampagnen - ist die weltweite Einbindung der Bahá’í in Aktivitéiten zur Ffirderung der Entwicklung von Frauen. Seit der Einnchtung eines internationalen Bahá’í-Bfiros für die F 6rderung von Frauen vor fi'mf J ahren, beginnt dieser Trend, wie eine keimende Saat an allen Orten plfitzlich zu sprießen. Seit Juni 1997 haben etwa 30 national organisierte Baha’iGemeinden spezielle Bfiros Oder Ausschfisse zur Ffirderung von Frauen eingerichtet. Dies reflektiert nicht nur die globale Ausbreitung und Verschiedenartigkeit innerhalb des Glaubens, sondern auch sein fundamentales Engagement für die Férderung der Frauen.

I Ein geistiges Prinzip

„Als weltweite Gemeinde handeln wir gemäß den Bahá’í—Schriften, die ausdrücklich lehren, daß Frau und Mann gleichwertig sind“, erklärte Mary Power, Direktorin des Internationalen Bfiros der Bahá’í-Gemeinde für die Ffirderung der Frauen. „Dies wurde als ein geistiges Prinzip von Bahá’fi’lléh vor mehr als hundert Jahren verkündet. Dieses Prinzip ist einzigartig innerhalb der Weltreligionen.“

„Auf einer anderen Ebene reagieren nationale Bahá’í-Gemeinden auf die Errichtung des internationalen Bfiros, das durch unser höchstes administratives Gremium, das Universale Haus der Gerechtigkeit, 1992 ins Leben gerufen wurde“, fiigte Mary Power hinzu. Dies hat Viel dazu beigetragen, die Entwicklung ähnlicher Bfiros Oder Ausschfisse auf nationaler Ebene zu fdrdern. Wir sehen jetzt die Früchte dieser Arbeit in den eingeleiteten Aktivitéten auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene.“

Ein informeller Überblick über Bahá’í—Aktivitéiten auf nationaler Ebene brachte etliche Projekte und Aktivitéiten zu Tage, die sich der Ffirderung von Frauen widmen. Nimmt man diese Aktivitéten zusammen, spiegeln sie das Portrait einer Weltgemeinde wider, die sich innerhalb ihrer eigenen Reihen sehr für dieses Thema einsetzt und voller Energie seine Umsetzung in der ganzen Gesellschaft fdrdert.

Die Feierlichkeiten anléiBlich des Frauentages in Piplud wurden zum Beispiel von Eingeborenenfrauen organisiert, die kfirzlich vom Bahá’í-Institut zur Berufsffirderung der ländlichen weiblichen Bevfilkerung in Indore geschult worden waren. Die Entscheidung, diesen Tag zu feiern, war das Ergebnis eines zweiwfichigen Trainings über das Leben in der Familie.

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Dazu trafen sich etwa l8 Paare aus entfemten Regionen, um über die Bedeutung der Familie zu sprechen sowie über die Notwendigkeit einer gemeinsam getragenen Verantwortung als Eltern.

In Chuuk war es ähnlich. Obwohl die Konferenz nicht von Bahá’í organisiert worden war, war doch die Hauptrednerin, Benson, eine Bahá’í. Sie wurde aufgrund der Basisarbeiten der Bahá’í eingeladen, die sich im Sfidpazifik für die F6rderung der Gleichwertigkeit von Frauen eingesetzt hatten.

I Das Programm von Peking

Viele Bahá’í-Aktivitéten haben das ausdrückliche Ziel, jenes Aktionsprogramm zu bestätigen und zu unterstützen, das von den Regierungen der Welt bei der Vierten Internationalen UN-Frauenkonferenz im September 1995 in Peking verabschiedet wurde. Mehr als 400 Bahá’í aus mindestens 50 Léndern nahmen am NGO-Frauenforum teil, einer Parallelkonferenz, die zu dieser Zeit in Huairou, außerhalb Pekings, stattfand.

Diese Frauen und Méinner kehrten mit einer neuen Perspektive und frischer Energie nach Hause zurück.

„Für mich persénlich bedeutete die Teilnahme an den Veranstaltungen in Peking eine außergewöhnliche Lebenserfahrung“, sagte Lyn Lane, Direktorin des Australischen Bahá’í-Bfiros für die Ffirderung von Frauen, das 1993 gegründet wurde. „Die Teilnahme an der Konferenz ermöglichte es mir, verschiedene Probleme mehr aus einer globalen Perspektive heraus anzugehen als von einer nationalen Sicht, die vorher hauptséichlich meinen Blickwinkel bestimmte. Außerdem bekam ich dadurch neue Kraft,


Reger Teilnahme erfreute sich eine Vortragsreihe zum Thema Gesundheit, die durch das Bahá’í-Bfiro für den Fortschritt der Frauen von Singapur in Zusammenarbeit mit dem Rat von Frauenorganisationen von Singapur und dem Gesundheitsministerium organisiert wurde.


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In Großbritannien hat der Nationale Bahá’í-FrauenausschuB zusammen mit anderen religiösen Gruppen einen Gesetzvorschlag unterstfltzt, der britische Burger, die sich an der Ausbeutung von Léndern im Ausland beteiligen, zur Verantwortung ziehen 5011. V. l. n. r.: Lois Hainsworth von der britischen Bahá’iGemeinde, Sandra Khumbatta und Rev. St. John Wibley von der „Aktion fflr Kinder“-Kampagne, Mark Wolfson, Mitglied des Parlaments und Carmen Henry, Wendi Momen und Daniel Wheatly von der britischen Bahá’í-Gemeinde.

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um für die Gleichwertigkeit von Frau und Mann wciterzuarbeiten.“

Auf Peking folgten weitere Aktivitiiten des Australischen Bijros, sagte Lane, wie etwa die enge Zusammcnarbeit mit CAPOW, einer Koalition nationaler Fraucnorganisationen zur Unterstfitzung von Arbeitsgruppen zu den Themen „Frauen und Friede“ und „Frauen in Schlflsselpositionen“. Beide Themen gehörten zu den „entschcidenden Punkten“ des Pekinger Forums.

Das Bahá’í-BUro zur Férderung von Frauen in Singapur organisiertc in Zusammenarbeit mit dem Rat filr Frauenorganisationen in Singapur zwei


Workshops beim NGO-Forum. In dieser Zusammenarbeit — unterstiitzt außerdem durch das Gesundheitsministerium - ist auch eine neunmonatige Vortragsreihe über die Gesundheit von Frauen geplant.

Zusétzlich zur Bearbeitung von Problemen, die auf der Konferenz in Peking behandelt wurden, arbeitete der Nationale Bahá’í-FrauenausschuB in Großbritannien mit anderen religiösen Gruppen zusammen, um einen Gesetzcsvorschlag zu unterstijtzen, der britische Bijrger, die sich an der Ausbeutung von Kindern im Ausland beteiligen, zur Verantwortung ziehen 3011. Der AusschuB sammelte annähernd 10,000 Unterschriften aus 159 Städten und Dérfern fiir dieses Gesetz - eine Kampagne, die unter dem Namen „Aktion für Kinder“ bekannt wurde. Der Gesetzesvorschlag wurde im Méirz 1997 vom Parlament gebilligt.

In den Vereinigten Staaten leitet der Nationale Geistige Rat, das nationale administrative Organ der Gemeinde,

gemeinsam mit mehr als 100 anderen Organisationen eine NGO-Arbeitsgruppe, die die Ratifizierung der UN-Fraucnkonvention auf den Weg bringcn will. Der Rat der Vereinigten Staaten veröffentlichte kfirzlich eine Stellungnahmc: „Zwei Schwingen eines Vogels: Gleichwertigkeit, das Fundament für den Fortschritt der Menschheit“, um „eine breite Diskussion innerhalb und außerhalb der Gemeinde“ zum Thema Gleichwertigkeit anzuregen.

l Basisarbeit

Zuséitzlich zu den Projekten aufnationalcr Ebene, haben sich viclc Bahzi i-Frauen zu lokalen und regionalen Netzcn zusammengeschlossen.

1n Dfinemark formierte sich eine Bahá’í-Gesellschaft für Frauen im Januar 1996. „Unser Ziel ist es. um es cinfach auszudrücken. das Potential von Frauen zu entwickeln“. sagte lngcgerd Bischoff, die Vorsitzcnde der Gesellschaft. Bisher haben die Mitglieder der Gesellschaft eine Reihe von Treffen in Kopenhagen zu solchen Thcmcn wie „Frauen und AIDS“ sowie „Beschneidungen von Frauen“ organisiert.

1n Deutschland hat die Bahá’í—Gemeinde vor einem Jahr ein Bahá’í-Frauenforum gegründet. das in der Zwischenzcit fast 300 Mitglieder aus 10 Regionen des Landes zéihh. Das Forum hat verschiedene .,Themengruppen“ entwickelt, die die Diskussion solcher Themen wie ,.Frauen und Kunst“, „die F6rderung von Méinnern“ und „Gewalt gegen Frauen“ anregen sollen. Gisa Meier-Floeth, Sekretérin des Forums, erklärte: .,Es gibt Viele Möglichkeiten für die Entwicklung von Frauen - und Männern.“

1989 wurde in Paris eine Gescllschaft der Bahá’í-Frauen für Entwicklung, Frieden und Einheit gegründet. Heute hat sie acht regionale Zweige. „Das Entstehen von verschiedenen Zweigen ist ein Zeichen für die Vitalität der Frauen im ganzen Land“, sagte Elaheh Locascio, die Sekretérin der Gesellschaft.

Die spezifischen Themen, mit denen sich die Bahá’í—Frauengruppen und Ausschiissc auf nationaler Ebene befassen, sind schr verschieden und beziehen sich sehr 0ft auf spezielle lokale Oder nationale Belange


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undVerhältnissc.

Die Bahá’í-Gemcinde von Aquatorialguinea, die sich mit Grundsatzthemen der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung bcfaßte, organisierte einen offiziellen Lescund Schrcibunterricht für Frauen in Malabo und Bata vom November 1996 his April 1997. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Frauen und Soziales wurden für den Unterricht, der sowohl Lesen. Schreiben und mathematische Grundlagen, als auch biologisch-mcdizinischc Themen wie Fortpflanzung und Ernéihrung zum Inhalt hatte. die Bahá’í-Zentren von der Gemeinde gcnutzt.

In Ghana hat sich der Nationals Baha’iAusschuB auf Programme konzentriert. die das Férdern intaktcr Familien zum Thema haben. AuBcrdem sollen Frauen unterstfitzt werden, ihr gcsamtes Potential zu entfaltcn. ,Jn Afrika“, sagte Rosemary Mills—Tettey von der Bahá’í-Gemcinde Ghana. ,.hat man festgcstellt, daß dic Frauen einen großen Teil der produktiven Arbcit erledigen und trotzdem ist ihr Selbstwcrtgeffihl sehr gering.“

Auch anderen Themen wie Gcwalt gegen Frauen und die Férderung von Partnerschaft zwischen Frauen und Miinnern schenkt man weltweit speziclle Aufmerksamkeit.

I Die Wandlung der Gemeinden

Die vcrbreitctcn Frauenaktivitéiten habcn auch zu Vcréinderungen innerhalb der Bahá‘iGemeinde gcfiihrt. In Osterreich z.B. hat eine F rauen-Arbeitsgruppe eine landcsweite Seric

ONE COUNTRY

wird herausgegeben von der >>1ntemationa1en Bahá’í-Gemeinde« (BIC - Bahá’l International Community), die als Nicht—Re ierungsOrziganisation bei den Vereinten Na ionen die we tweite Bahá’I-Gemeinde reprisentiert. Ffir Informationen zu den Beitrégen dieser Zeitschrift oder zur Arbeit der lnternationalen Baha’iGemeinde wenden Sie sich bitte an die deutsche Redaktion oder an:

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von Vortréigcn über Themen wie „Ermutigung“, „Wandel“, und „Dienstbarkeit“ organisiert, erklärte Daniela Hlavac—Marcak, Sckretéirin der Arbeitsgruppe. „Nach der Arbeit V011 vier Jahren, glauben wir, daß das BcwuBtsein für den Zusammenhang zwischen den Belangen der Frauen und anderen wichtigen Themen, sowohl in der Bahá’iGemeinde als auch in der gesamten Gcsellschaft größer geworden ist.“

In Singapur, w0 es Cinen Bahá’iFrauenausschuB seit 1972 gibt, vollzog sich über die Jahre ein allmählicher Wandel der Einstellung von Frauen und Ménnern in der Gemeinde. „In der Vergangenheit nahmcn viele Frauen an Bahá’í-Veranstaltungen oder Vertiefungsklassen und so weiter nicht teil, weil sie aufihre Kinder aufpassen mußten“, erklärtc Cheryl Hum vom Bahá’í—Bfiro zur Férderung von Frauen in Singapur. „Und bei den Vcranstaltungen waren es iiblicherweise die Frauen, die die Erfi'ischungen vorbereitcten und hinterher wieder aufréiumten. 1n unseren administrativen Gremien könnten wir andercrseits ein chrgewicht von gewéhlten Méinncrn feststellen.“

„Dies hat sich im Laufc der letzten Jahre grundlcgend geändert. da sich die Frauen und Méinncr in zunchmendem Mch bewußt werden, welche Bedeutung es hat, als gleichwertigc Partner zusammenzuarbciten und wie wichtig der Beitrag von kompetcnten Frauen zum Beratungspmch ist“, sagtc Hum. „1n Singapur werden jetzt mehr Frauen in die administrativen Gremien gewiihlt. Männer und Frauen arbcitcn jetzt Seitc an Seite in Ausschfissen und Bahá’í-Veranstaltungen. Männer und Frauen teilen sich Gastgeberpflichten und Aufréiumarbeiten bei Veranstaltungen. Eheméinner beaufsichtigen ihrc Kinder, so daß ihre Frauen dic Möglichkeit haben, an Veranstaltungen teilzunehmen, in Ausschfissen zu arbeiten, und Vertiefungsklassen zu besuchen.“ I

Aus der Redaktion

Auf Grund technischer Schwierigkeiten hat sich die Veriiifentlichung der "One Country" diesmal verziigert.

Wir bitten unsere Abonnenten und Leser deshalb um Nachsicht Für das verspiitete Erscheinen dieser Ausgabe.



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i " Animal Kingdom" von M.

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Retrospektive


Mark Tobeys Werk in Spanien ausgestellt

Eine Retrospektive der Arbeit des Kijnstlers Mark Tobey wurde im November 1997 im angcsehenen Museo Nacional Centro De Arte Reina Sofia eréffnet. Die Ausstellung, die etwa 130 Wcrkc aus mehr als 50 separaten Sammlungen zeigte, war die erste Retrospektivc Tobeys scit mehr als 20 Jahren. Die Ausstcllung war bis zum 12. Januar 1998 geéffnct.

„Mark Tobey ist einer der bcdeutendsten Kilnstler unseres Jahrhunderts“, so Matthias Béirmann, ein freiberuflicher Kurator und Kcnner Tobeys. „Er war einer der ersten Kfinstlcr, der die völlige Abstraktion in der Malcrci umsetzte und damit den Weg zum abstrakten Expressionismus bahnte, im besonderen für Kflnstler wie Jackson Pollock " Tobey, der 1890 in Wisconsin geborcn wurde und 1976 in der Schweiz starb, galt als Weltbürger. Er unternahm betréichtlichc Reisen in seinem Leben, wodurch sein Stil durch eine breite Palette von traditionellen Stilrichtungen geprégt wurdc, erklärt Béirmann. „T0bey war auch ein Anhänger des Bahá’í-Glaubens, und das hattc dcutlichen Einfluß auf seine Arbcit", so der


Stanfdrd University Muse111n 01111-1.


Tobey,

Kurator. „Für seine ldccn 11613 er sich von Vielen Kulturen inspiricren, angefangen von indianischer Kunst bis zur ostasiatischen. Weil er ein Bahá’í war, wurde er z.B. von der Kunst des Mittleren Ostcns angeregt. Er fand jedoch einen sehr modernen ch, um all dies in seiner Arbeit auszudrücken."

Laut Biirmann erstreckte sich die Ausstellung Liber einc Pcriode von nahezu 50 Jahren„ nämlich von den zwanziger bis zu den frühen siebzigcr Jahren und umfaßte dabei Zeichnungcn. Tcmperas, Aquarelle. Arbeiten in Mischtcchnikcn und Clgemfilde. Die Werke stammten aus Museen. Galerien und Privatsammlungen der Vereinigten Staaten und Europas. Das Museo Naciona1 Centro de Arte Reina Sofia ist eines der weltbcsten Muscen für moderne Kunst. Zu den Museen, die Gemzilde für die Ausstcllung zur Verffigung stellten. zähltcn u.a. das Museum Of Modern Art, das Metropolitan Museum of Art und das Whitney Museum ofAmerican Art, alle in New York, als auch das Centre Georges

Pompidou in Paris und das Kunsthaus in Zfirich. I



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