ONE/QCOUNTRY
Heft 2/ 1995 Magazin der Bahá’í International Community
»Dic Erdc Let nur 8111 Land, zmd alle A/Ienschen sind seine Bzhgcr.« - Bahá’u’lláh
  
L Weltsozmlglpfel schufneue
Rahmenbedmgungen fur glo_'b31€S‘Handeln _ ‘
 
 
 
Nachhaltige Nebenwirkungen trot: magerér/Ergebnisse:
Klimawende
. , zwischen Okologie ‘ _, und Okonomie? fl
    
Australien; Férderung multi_ kulturellcr Harmonie
»Eine völlige Umstmkturiemng sdmtlicher gesellschcytlicherEinrich tungen ist nong, um zu einerEntwicklungsstrategie zu gelangen, die den Eintritt der Regfe und Miindigleeit der Menschheit
beschleumgt.
ONE COUNTRY 0 Ausgabe 2/1995
 
DasWohlergehen der Menschheit
 
Statement der Bahá’í International Community zur geistig—sozialen Entwicklung
Die Bahá’í International Community freut sich über die Gelegenheit sich auf diesem Weltgipfel für soziale Entwicklung zur Frage des Wohlergehens der Menschheit an Sie wenden zu dürfen.
In einem noch vor zehn Jahren unvorstellbaren Ausmaß gewinnt die Vorstellung vom Weltfrieden an Form und Substanz. Hindemisse, die lange Zeit als unüberwindlich galten, verschwinden mit der Zeit. Scheinbar unlésbare Konflikte 16an sich langsam in einem Prozeß aus Beratung und Beschlußfassung auf. Der Wille, mflitairischer Aggression durch vereintes intemationales Handeln zu begegnen, wichst. Ein neuer Grad an Zukunftshoffnung für unseren beinahe schon zerstört geglaubten Planeten wurde dadurch in den Menschen und in vielen Staatsoberhiuptem geweckt.
Weltweit suchen starke geistige und intellektuelle Kräfte nach Auswegen — Kräfte, deren vereinter Druck im direkten Verhältnis zu den Enttéiusghungen der vergangenenjahrzehnte steht. Überall mehren sich die Zeichen, daß die Menschen sich nach einem Ende der Konflikte, Leiden und Zerstörungen sehnen, von denen kein Land mehr verschont bleibt.
.. Aufrufe zu Aktivitfiten gegen die zahllosen Ubel, die die Gesellschaft plagen, genügen jedoch allein nicht, um zu jener Willemanstrengung, die für die Verwirklichung des Menschheitstraumes vom Weltfrieden erforderlich ist, zu gelangen. Diese Willemanstrengung muß durch die Vision eines allgemeinen Wohlergehens in all seinen
 
Aspekten hervorgerufen werden, d.h., ein Bewußtsein der Möglichkeiten spirituellen und materiellen Wohlergehens aller Bewohner unseres Planeten muß sich entwickeln. Der nichste Schritt im Fortschritt menschlicher Zivilisation erfordert eine griindliche Überpriifung vorherrschender Auflassungen vom Wesen und Ziel des Entwicklungsprozesses und der R0116 der Menschen in ihm und für ihn. Eine völlige Umstrukturierung simtlicher gesellschaftlicher Eindchtungen ist nötig, um zu einer Entwicklungsstrategie zu gelangen, die den Eintritt der Reife und Miindigkeit der Menschheit beschleunigt. Bei der VerwirkliChung einer solchen Strategic sind folgende Punkte von entscheidender Bedeutung:
O Jegliche Entwicklungsprogramme und Entwicklungsvorhaben bedürfen der unbedingten Anetkennung der Einheit der Menschheit und der Verpflichtung zur Gerechtigkeit als Organisationsprinzip der Gesellschaft sowie der Entschlossenheit, alle Mdglichkeiten zu nutzen, die ein systematischer Dialog von Religion und Wissenschaft für den Ausbau menschlicher Fiihigkeiten bietet.
0 Die Menschheit als Ganzes, Mitglieder staatlicher Institutionen, Angestellte intemationaler Organisationen, Natur— und Sozialwissenschaftler, Kiinstler, joumalisten und führende Persönlichkeiten nichtstaatlicher Organisationen müssen in den EntwicklungsprozeB einbezogen werden.
0 Die Verwirkljchung völliger Gleichberechtigung der Geschlechter in allen Lebensbereichen und auf alien Gesellschaftsebenen
 
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muß vordringliches Ziel sein.
O Zwar müssen die großen Unterschiede individueller Auffassungsgabe anerkannt werden, ein Hauptziel muß jedoch ein gleichwertiger Zugang zu wissenschaftlichen und technologischen Errungenschaften für alle Bewohner der Erde sein.
0 Im Zentrum einer jeden Entwicklung muß ein Beratungsvorgang stehen, in dem die einzelnen Teilnehmer sich bemijhen, ihre jeweiligen Ansichten zu transzendieren und neu auszurichten an den Interessen und Zielen einer unteilbaren Menschheit.
O Spirituelle Fragen, die die Menschheit als Ganzheit betrefien, müssen in jeder Agenda an zentraler Stelle aufgenommen werden. Die große Mehrheit der Menschen anerkennt die geistige Dimension der menschlichen Natur und geht von einer geistigen Identitht jedes Menschen aus.
O Eine neue >>Ethik der Arbeit<<, basierend auf dem Geist des Dienstes an der Menschheit, ist unabdingbar. Ausbildungen, die es den Menschen ermöglichen, an der Schaffung allgemeinen Wohlergehens mitzuwirken, müssen durch die geistige Einsicht getragen werden, daß der Dienst am Menschengcschlecht die tiefere Bestimmung des Menschen und aller gesellschaftlichen Organisationen ist.
O Neue Wirtschaftsmodelle sind nötig. Sie müssen gepriigt sein durch gemeinsam geteilte Erfahrungen aller Kulturen, aus der Erkenntnis wechselseitiger Abhingigkeit und aus der Anerkennung der Bedeutung weltweiten sozialen Wohlergehens, der R0116 der Familie und der lokalen Gemeinde.
O Entscheidungstrziger müssen aus ganzem Herzen das Prinzip der Einheit der Menschheit annehmen. Die darnjt verbundenen Lehren, die der Weltbfirgerschaft eingeschlossen, müssen sowohl durch Bildungseinnchtungen als auch mit Hilfe der Medien verbreitet werden.
O In dem Maße, wie der Zusammenschluß der Menschheit fortschreitet, müssen diej enigen, die ausgewihlt sind, Entscheidungen im Namen der Gesellschaft zu treffen, zunehmend alle ihre Bemfihungcn aus einer globalen Perspektive betrachten. Nicht nur auf nationaler, sondem auch aufértlicher Ebene sollten, nach Maßgabe Bahá’u’lláhs, die gewählten Regierungsbeamten sich für das Wohlergehen der gesamten Menschheit verantwortlich fühlen.
O Gesetze und Institutionen, die sowohl ihrem Charakter wie ihrer Autontdt nach global-verbindlich sind, müssen dringend geschaffen werden. Letztendlich wird eine Um THE
PROSPERITY
OF
HUMANKIND
 
strukturierung und Transformation der Vereinten Nationen zur Errichtung einer Weltfdderation mit eigener Legislative,]urisdiktion und Exekutive führen.
Diese Punkte und weitere, die für eine weltumfassende Entwicklungsstrategie von Bedeutung sind, wurden in dem Thesenpapier »Das Wohlergehen der Menschheitausgcarbeitet. Méglicherweise haben Sie dieses Dokument bereits von einem der über 200 hier bei diesen historischen Ereignissen anwesenden Bahá’í erhalten. Vielleicht haben Sic es auch auf einer der Ausstellungstafeln im Bella Centre und dem NGO Forum ’95 gesehen. Wir empfehlen Ihnen dringlichst, sich den Text zu besorgen und die d_afin enthaltenen Ideen einer emsthaften Überpriifung zu unterziehen.
Vor einemjahrhundert richtete Bahá’u’lláh einen Aufruf an die Menschheit, der für alle, die auf diesem Weltgipfel Für soziale Entwicklung und dem Forum nichtstaatlicher Organisationen zusammengekommen sind, von besonderer Bedeutung ist: >>BefaBt euch griindlich mit den Néten der Zeit, in dpr ihr lebt, und legt den Schwerpunkt eurer Überlegungen aufihre Bediirfnisse und Forderun gen.« >>Seid einig in der Beratung, seid eins im Denken.« CI
 
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Das Statement »Das Wohlergehen der Menschheit« wurde von der Bahá'l International Community anléBIich des Weltsozialgipfels in Kopenhagen veröffentlicht. Es zeigt die Grundzfige für eine neue Entwicklungsstrategie fur die unteilbare Menschheit.
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Kopenhagen ' 5
 
KOPENHAGEN — Bcsorgnis “rgcn der (1168021316[111d\ViI‘tSC1Mfil1C11C Entwickhmg zunchnmndcn Vcrbrcitung \on Arnmt, Ar— 1m Zentrum stcht dabci, dcn Frauen und bcitslosigkeit und sozialcr Zcrriittung bmchtc Rnndgruppcn dchcxcllschnfi cincn bcfisseren mchr 1115 115 Stnnts- Lmd Regicrungxchcfi Zugzmg zur Tcilhabc :111 der gcscllsclmfilinnlliBlich dcs Wcltgipfbls für sozialc Entwick— chen Macht zu vcrschnfibn. V011 den Industrielungzusmnlncm um eine weitrcichenc Erkllii lutioncn\\irdc-1'\\';1rtct.don l5c<1tirftigst0111111 rung und cin Aktionsprogmmm zu bcfiilu cigcncn Land und in ;111cn Llindcm mehr wortcn mit den: Zicl. soziale Problcmc in (101‘ Mitte1 zur Vcrfiigung zu stellcn. ganzcn Welt zu bckdmpk-n. Ebcnfillls tbrdern dic Dokumentc dic RCl)ie Erkllirung und das Aktiomprogmnm gicrungcn dazu auf, die lnrtncrschnfi zwiändern eine ncuc \wlmcitc Annihcrung an xchen 311611 gesellsclmfilichen Kriiftcn und der
 
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privaten Wirtschaft zu stdrken und insbesondere die Mcnschen an der Basis vermehrt in die Formulierung lokalcr und regionalerEntwicklungsstrategicn cinzubczichen.
Die Abschlußdokumcntc dcs Gipfels wurden über einen Zeitraum von zwei jahren hinweg von mehr als 180 Liindem und unter Teilnahme von Tauscnden Nicht—Regierungs—Organisationen (NGOS) ausgehandelt. Sie betonen, daß Menschenrechte, Demokratie und Freiheit — sowic geistige und ethische Werte — eine wcscmlichc Grundlage für soziale und Wirtschaftliche Entwicklung sind.
I Verpflichtung zur Schaffung globaler Rahmenbedingungen für soziale Entwicklung
»Wir, die Staats— und Regierungschcfs, verpflichten uns zu einer politischen, Wirtschaftlichen, ethischen und gcistigcn Vision cincr sozialen Entwicklung, die auf Menschenwijrde, Menschenrechtcn, Gleichheit, Achtung, Frieden, Demokratie, gegenseitiger Verantwortung und Zusammennrbcit basiert sowie vollem Respekt gegeniibcr den vcrschicdenen religiösen und ethischen Warren und Kulturen der Völkern, besagt die Erklärung. »Dcshalb werden wir in nationalem, regionalem und internationalem politischen Handeln der Férderung von sozialem Fortschritt, von Gerechtigkeit und der Verbcsscrung der allgemeinen sozialen Lebensumstinde lméchste Priorität einriiumen.<<
Entsprcchend dem Aufrufder Generalversammlung der Vcrcinten Nationen vom Dezembcr 1992 wurde dieser Weltsozialgipfel organisicrt. Er solltc Lösungen erarbeiten gegcn dic wachsendc Flut sozialer Instabilitiit und Unsicherhcit, die scit dem Endc dos Kalten Kricgcs sichtbar gcwordcn ist. Insbesondere solltc sich der Gipfcl mit drei spezifischen Thcmcn befassen: Armut, Arbcitslosigkeit und sozialer Zerrfittung.
Die mit dicscn Thcmcn verbundencn Statistikcn und Tendcnzen wurdcn wahrend des Gipfels wicdtrholt vorgctmgen: Weltweit leben mehr als eine Milliardc Menschen in Armut. Etwa 30% dos Arbeitskriiftepotentials der Welt ist arbeitslos oder unterbcschiiftigt. Und die sozialc Zcrriittung betrifi} heute praktisch jtdcs Land, und zwar iibcrall mit steigender Tendenz. »Soziale Zcrriittung<< ist definiert als nllgmncinc Schwiichung def 50zialen Strukturen und dc‘s sozialcn Zusammcnhalts durch Fnktorcn wic Russi51nus,ct11nische Odt‘l rcligiésc Intolcrnnz und zuneh mcnde Gewalttiitigkeit.
»Diese sozialen Problems. die frühcr nuf einige Lander begrenzt warcn, verbreitcn sich
jetzt über die gauze Welt<<, sagte UN—Generalsckrctiir Butros Butros-Ghali wiihrend des Gipfcltreflblls. »Frijher waren für diese Probleme ausschlicBlich die nationalen Regierungen vcrantwortlich, jetzt sind sie global und verlangcn globales Handeln. Angesichts dieser weltweiten sozialen Problcme haben die Regierungen mit der Erklärung und dem Aktionsprogramm rcagiert. Viele Gipfelbeobachter halten dies fur ein historisches Ereignis, da solche Themen, die früher nur auf nationaler Ebcne behandelt wurden, nunmehr in einen globalen Rahmen gestellt worden sind.
»Es ist das erste Mal in der Geschichte, daß sich Staats— und Regierungschcfg auf einem Forum treffen mit dem Ziel, durch politische Zusammenarbeit für das sozialc Wohlergehen aller leker der Welt zu arbeitem, sagte Heydar Aliyev, der I’rasidcnt Ascrbeidschans. »Diese Tatsache zeigt sehr deutlich, (138 die Menschheit nach dem Endc dcs Kaltcn Kriegc‘s in eine neue und höhere Entwicklungsstufc eintritm
l Zehn-Punkte-Programm
Den Kern der Erklärung bilden zehn Verpflichtungen bezfiglich der Umsetzung von »globalen Bemühungen für sozialen Fortschritt und Entwicklung«. Diese Verpflichtungen habcn folgende Zielc:
0 win wirtschaftliches, politisches, sozialcs, kulturclles und juristisches Umfcld zu schaffen für eine angemcsscnc sozialc Entwicklung für allc Menschem;
 
 
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ll ‘ l, . iu n O i 1! WORLD SUMMIT FOR SOCIAL DEVELOPMENT
»Es ist das erste Mal in der Geschichte, daß sich Staats— und Regierungschefs auf einem Forum treffen mit dem Ziel, durch politische Zusammenarbeit für das soziale Wohlergehen aller V6Iker der Welt zu
arbeiten. Heydar Aliyev, Prfisident von Aserbeidschan
Wangari Maathai, Begrijnderin der GrUngUrtel-Bewegung in Kenia, war eine der 2.300 akkreditierten NGO—Vertreterinnen am Weltgipfel fUr soziale Entwicklung.
 
 
 
 
 
Botschafter Juan Somavia aus Chile, der Vorsitzende des Gipfels, sprach oft von der Bedeutung neuer Werte for die Menschheit. Juan Somavia, links, nimmt hier eine Erklärung des WCRP (World Conference on Religion and Peace) entgegen. Sie wird Überreicht von Dr. Adamou N'Dam N'Joya, Minister aus Kamerun und
einer der 27 stellvertretenden Présidenten des WCRP.
 
 
 
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O >>dic Armut in der Welt ausrottem;
O >>Vollbeschziftigung als Hauptziel unscrer Wirtschafts— und Sozialpolitik<< zu fdrdern;
O soziale Integration zu unterstützen;
O >>den Respekt vor der Menschenwürde zu Fdrder11<<;
O >>Gleichheit und Gleichwertigkeit von Frau und Mann zu erreichen<<;
O >>Chancengleichheit fijr Cine gute Ausbildung für alle<<;
O >>bcschleunigte Entwicklung der wirtschattlichen, sozialen und menschlichen Ressourcen in Afrika und den am wenigsten entwickelten Lzinderm;
0 die Aufnahme von >>sozialen Entwicklungszielem in strukturelle Anpassungsprogramme; und
0 wine betnichtliche Steigerung und/oder effektivere N utzung<< der Ressourcen für so ziale Entwicklung. l Kritik am Mangel
detaillierter Maßnahmen
Obwohl die Sprache und Ziele des Gipfels erhaben klangen, gab es dennoch viel Kritik an den Ergebnissen, le. daß die Regierungen 65 versiiumt haben sicherzustellen, die hier getroffenen Vereinbarungen auch zu überwachen und umzusetzen, und (138 die fehlenden finanziellen Verpflichtungen seitens der Regierungen das gesamte Programm fast nutzlos machten.
Mit am heftigsten umstritten wdhrend des Gipfels war die schon seit langem erhobene Forderung, daß die Regicrungen in den Industrieléndern sich verpflichten, 0,700 ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe auszugeben. Im Abschlquokument einigten
sich die Regicrungen darauf, daß diese Marge zwar erstrebenswert, aber nicht verbindlich sei.
Andere kritisierten, daß die Vereinbarungen sich zu stark auf das System der freien Marktwirtschaft stiitzten. Eine Gruppe von NGOS verabschiedeten auf dem parallelen NGO—Forum '95 eine >>A1ternative Kopcnhagener Erklfi'rungg in der es hieß, daß >>das vorherrschende neo—liberale System als weltWcitcs Entwicklungsmodcll versagt ham Es wird erwiihnt, daß die von den internationalen Finanz—Institutionen auflgebfirdcten Schuldcndienste und strukturellen Anpassungsproramme nicht tragbar sind und nur den sozialen Fortschritt untergmben.
Viele NGOS schlossen sich dieser Alternativen Erklärung nicht an, darunter auch dicBahá'i International Community. Es blieb unklar, welcher Anteil der NGOS und gcscllschaftlichen Krfifte insgesamt hinter dieser Alternativen Erklzirung standen. Tatsiichlich wünschten sich zwar viele NGO—Vertreter konkretere Verpflichtungen in den Regierungsdokumcnten im Sinne der Alternativen Erklärung, fanden aber dennoch, daß der Prozeß an Sich bereits einen wichtigen Schritt in Richtung des Aufbaus eines internationalen Kooperationsrahmens, derV€rstiindigung und des Friedens darstellte.
>>Obwoh1 das Dokument weniger enthailt, als sich manche NGOS gewünscht bitten, ist meme persénliche Meinung, daß es — wenn auch unvollkommen — einen Prozeß in Gang gesetzt hat, durch den wir Annut mit anderen Augen sehen. Ahnlich Wie scit den Konferenzen in Rio und Kairo, durch die wir Themen wie Umwelt und Frauen anders sehen gelcrnt habem, sagte Wangari Maathai aus Kenia, die Begriinderin der GrfingfirtelBewegung.
>>Schließlich<<, meinte Wangari Maathai, »glaube ich, daß man den Gipfel 315 Teil eines Unterthemas sehen kann, dcnn das eigentliChe Thema ist eine Bewegung hin zu einer umfassenden und integrierten internationalen Kooperation in 2111 diesen Bereichen. Die Themen der internationalen Kooperation — und sogar die Notwendigkeit, für Einheit und Einigkeit zu arbeiten — wurden sowohl von den NGOs als auch von hochrangigen Politikern wiihrend des Gipfels angesprochen.
Der indische Premienninister P.V. Narasimha R30 erwfihnte in seiner Gipfelansprache die Notwendigkeit, >>die geistige Einheit der Menschheit zu fdrderm. >>Erst dies würde auch wirkliche soziale Integration auf allen Ebenen bedeuten.
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Mahathir Bin Mohumnd, der Premierministcr von Malaysia, sagta daß die »Zukunft der Menschhcit aufGlnba]ismus, Pluralismus und Multi—Kulturalismus nusgcrichtct sein muß, ohnc Ausschluß gewisscr Regionen Oder Blécke Oder der chrlcgcnheit einer bestimmten Wertvorstcllung. Noch zu Begum des Gipfels waren die Vorstellungen zum Thema »soziulc Integration<< Sthl verschwonnncn. Im Laufc der Bomtungen kristallisicrtc sich jcdoch die chrzeugung hcmm daß gcradc die sozizllc Integration einer Gescllschaft ausschlnggcbcnd ist fiir die beiden andercn Schwcrpunktproblcnw der Konfcrt HZ: Armut und Arbcitslosigkeit.
I Die Ressourcen der Armen entwickeln
»Es ist das erste Mal, daß sich die internationale Gemeinschaft bercit crkliirt hat, in gcllleilisamer Arbeit die Armut zu bccndcn, Oder, wie das Dokument sngt, sie auszurotten. D218 ist ein gewaltigcr Schritt nach vorm. sagtc Lawrence Arturo, Leitcr der Gipfeldclegation der Bahá’í International Community. »Zum ersten Mal sind sich die Regierungcn darin cinig, daß das Wohlergehen der gcsamtcn Mcnschheit wirklichjeden betrifftm
»Es ist femer bedeutsam, daß man Armut inzwischen nnders beurteiltu. fiigte Arturo hinzu. »Friihcr hieß es immer. man miissc den Armen hcltc‘n man brliuchte cin lrogmmm fiir dies Lmd gcgcn jcncs. jetzt sagt die internationals Gcmcinsclmft, daß die Armen die kiimcrlichen, intellcktuellcn und moralischen Ressourcen zu einer cigensténdigen Entwicklung bcsitzen. Die Lösung wird nicht linger in Hilfiprogrammcn gesehen, sondern in der Ermutigung Lmd Entwicklung dieser Ressourcen. In der Entwicklungsarbeit ist dimer Gedankc nicht ganz ncu. Die Gipfel Seite 7
dokumentc zcigen jcdoch daß er numnehr zum allgemeinen Gedankengut bei den Vereinten Nationen gehbrm
l Geistige Werte
Ein weiteres wichtiges Unterthcma bcim Gipfel war di€ Erkenntnis, daß Ethik und Wcrtc — insbesondere religiösc \X/crtc — in jtder Formulierung bezüglich sozialcr Entwicklung berücksichtigt werdcn 1nfisscn.]c mchr der Begriff>>$piritualit2it<< als wcscntliCher Bestandteil der Sprache des Gipfcls in Erscheinung trat, desto deutlicher wurde manchen der Anbruch eines neucn Zeitalters in der traditional] sakularen Kultur der Vereinten Nationcn.
Dicse Tendenz kbnnte man teilweisc dcm pcrséinlichen Stil und den Ansichtcn des chilcnischen Botschaftcrsjuan Somavia zuschreibcn, der Vorsitzcnder dcs Gipfels war. Sowohl in Kopcnhngen als auch wlihrend der vorbcreitcndcn Sitzungcn in New York benutzte Botschafter Somavia hiiufig ethische Bcgrifi‘e. Er sagtc, daß dic Hauptautgabe des Gipfclprozcsscs darin bestiinde, neuc Werte fiir die Mcnschhcit einzuführen.
»Wir allc habcn eine gcistige Fiihigkeit, die Welt zu vcriindern — dcshalb sind wir hier<<, sagtc Somdvia zur Erbffnung des NCOForums. »I)cr Weltsozialgipfcl ist ein lauter Alarmschrei. In seiner tic‘fitcn Bedcutung ist cr cinc moralischc und cthische Herausforderung an chicrungcn, Handel, Median, Gewerkschaftcn, politischc lnrtcicn, rcligiése Traditional], lntcllcktucllc, an 3116 gesellschaftlichen Kriific wic anjcdcn einzelnen. Er ist cin Aufruf, mit vcrcintcn Kriit-ten zusammcnzukommen und der sozialcn Entwicklung jetzt und im 2 1 .jahrhundert dic hbchstc Prioritiit cinzuriiunlcn. wic es in der Gipfelerkliirung heißt.« Cl
 
»lch glaube, man kann den Gipfel als Teil eines Unterthemas sehen, denn das eigentliche Thema ist eine Bewegung hin zu einer umfassenden und integrierten internationalen Kooperation in all die sen Bereichen. Wangari Maathai, Begrfinderin der Grüngiirtel-Bewegung in Kenia
Eine Tanzpantomime des norwegischen Bahá'l Youth Workshop gehörte zu den kulturellen Darbietungen beim NGO-Forum '95, das parallel zum Weltsozialgipfel in Kopenhagen stattfand.
MAGAZIN
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Parlament von Bermuda setzt auf
III
Vorschlag der Baha I-Gemeinde eine »Kommission für Rassengleichheit und Rasseneinheit« ein
I BERMUDA — Der Premierminister V011 Bermuda, Sirjohn WI). Swan, trafim vergangcnenjahr mit Vertretom der Bahá’í—Gemeinde von Bermuda sowie von Bahá’í International Community der Vertr€tung der Internationalen Bahá’í—Gcmeindc bei
Neue »A||ianz für Religion und Umweltveranstaltet Gipfeltreffen in Japan und England
I LONDON — Um die Bemühungen der Religjonsgemeinschaft bci der Bewahrung der Umwelt zu bewerten und zu intensivieren, haben sich fijhrende Vertreter aus ncun bedeutenden Welt religionen im SchloB Windsor Ende April zu einem historischen fijnftiigigen >>Gipfel fijr Religion und Umwelw getrofl-en,
Unter der Beteiligung des World Wide Fund for Nature (WWF), der Pilkington Stiftung und MOA International beabsichtigte der Gipfel auf der Arbeit aufzubauen, die von dem vom WWF gegründeten »Netz fijr Umwelt und Religiom in Assisi, Italian, 1986 begonnen wurde.
In der Erwartung, daß die Religionsgemeinschaften der Welt mit ihrer großen Zahl engagierter und motivierter Anhénger ein kriiftiges P0tential zur Unterstiitzung von Aktivit‘éten und Maßnahmen des Umweltschutzes darstellen, hat das Netz als ersten Schritt von den wichtigsten Religionen eine >>Erkleirung zur N atur<< erbeten.
Diese Erklzirung machte deutlich, wie alle Heiligen Schriften Natur— und Umweltschutz befiirworten.
>>Seit dieser ersten Erklärung habcn die Religionen eine Mengc für die Umweltschutzbewcgung gcmm, sagte Ranchor Prime, der Koordinator des Gipfelsl >>jetzt will der Gipfel das Gcleistete in Augenschein nchmen und für die zukijnftige Arbeit eine ganze Reihe von Zielen Für die religiösen Gruppen aufstellen. Wir hoffen, daß durch die Beteiligung ihrer sehr großen Anhängerschaft bei der Mobilisierung der Menschen an der Basis die Weltreligioncn ihrem Clauben an die Heiligkeit der Natur praktischen Ausdruck verleihen und deutliche Fortschritte machen werderm
Zum Gipfel sind führende Vertreter der Bahá’í—Religion, des Buddhismus, des Christentums, des Hinduismus, des Islam, des jainismus, des judentums, des Sikhismus,und des Taoismus eingeladen. Alle sind Mitglieder des Netzes, die Taoisten nehmen dieses Jahr erstmals offiziell am Gipfel teil.
>>Dies bedeutet, daß Wirjetzt alle Hauptreligionen der Welt, die irgendwie Bedeutung haben, in einzigartiger Weise zusammengeschlossen haben und daß sic: gemeinsam an Umweltfragen arbeitem, sagte Martin Palmer, Direktor des
 
lntemationalen Rates für Rcligion, Erziehung und Kultur, der den Organisatoren von Assisi Ratschliigc crteiltc und sie auch dem Netz angedeihen IiiBt. Disses thz, so Martin Palmer, hat nach d€m Gipfel eine neue Form: >>Die Allianz für Religion und Umwelw. CI
 
700.000 Untgrschriften Für den Okologischen Marshallplan
I BERLIN — 700.000 Unterschriften fijr die Forderungen des >>0k010gischen Marshallplans<< überreichte Franz Alt waihrend des Berliner Klimagipfels an die Umweltministerin Angela Merkel. Einige Bahá’í—Gemeinden unterstützten diese Initiative.
Allein in Stuttgart kamen auf
diese Weise mehr 2115 1.000 Unterschfiften zusammen. C]
den Vereinten Nationen — zusammen.
Die Bahá’í—Dclcgation überbrachte dem Prcmierminister einen Vorschlag zur Errichrung eines >>Rates für Rassenglcichheit und Rasseneinheit<< auf der Insel.
Auf dam Foto links sind zu sehen (V011 links nach rechts): Shirley Fagundo, Mitglied der Bahá’í—Gemeinde V011 Bermuda, Premienninisterjohn W1). Swan, Dr. Wilma Ellis, Generalsckretiirin der Bahá’í International Community, und Dr. Fred Ming von den Bahá’ís auf Bermuda.
1111 Dezembcr dcs vergangenenjahres bericfdas Parlament von Bermuda nun einc »K0mmission für Rassengleichheit und Rasseneinheit<<.
Im Gesetz zur Einrichtung diescr Kommission wurden, in etwas abgewandelter Form, Viele Formulierungen aus dem Bahá’í—Vorschlag übernommen, der die Bedeutung der Überwindung von rassischen Diskriminierungen durch die
Férderung von Einheit unter den Rassen hervorhob. Cl
 
 
 
 
 
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KOPENHAGEN — Die Symbolik, die hinter dem Ort für das NGO—Forum ’95 stecktc, war wenig verhcifiungsvoll. Seit dem 18. jahrhundert war die Holmen—Insel 61116 der wichtigsten Militirbasen Diinemarks und die Hauptwcrfi der K6111g11ch Diinischen Kriegsmarine gcwesen.
Wihrcnd des Weltsozialgipfelsjedoch wurdc Holmcn zum quirligen Global Village, dem Weltdorf, wo Nicht—Rcgierungs—Orga11isatio11en (NGOS) 21113 (161 ganzen Welt 111 Ausstcllungen und Diskussioncn neue Idcen und Strategien vorfiihrten und den F1111rem der Welt prisentiertcn, in der Hoffnung, 11111611 bei der F01111ulierung eines 11611611, erfblgrcicheren Modcfls der weltweiten Sozialentwicklung zu helfen.
Wiihrend der zehn Tage des Vorgipfels
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
vom 3:12. Mfirz vcranstaltetcn die NGOS und ihre Vertreter mehr als 1.400 Arbeitstreflen, Versannnlungcn und Sy111posien.Etwa 5.500 Teilnehmcr 11115 2.780 verschiedfinen Organisationen hattcn sich für das Forum registrieren 1358611. Es Wurden 130.000 Besucher geziihlt, cinschlielfilich der Tagcsgiiste.
Die Teilnchmer am Forum kamen aus 2111611 Bcrcichen der Gescllschaft,vo11 großen internationalen Vereinigungen wie dem Internationalen Rat für 80212116 Wohlfahrt bis zu Basisorgunisation wic dem Erziehu11gszm1tru111 fijr Entwicklung aus Nigeria. Die 1111 Programm auflgclisteten Arbeitsgruppen und Seminars 11111f313ten €111 iihnlich breites Themenspektrum, von den Erfahrungen der Ureinwohner der Arktis bis zu Vorschliigen für 6111611 Weltféderalis111us.
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Eine Podiumsdiskussion mit sechs dénischen Jugendlichen, bei der die jungen Leute ihre Meinung über die beim Gipfel behandelten Probleme ausdrUcken könnten, gehörte zu den zahlreichen Veranstaltungen auf dem NGO-Forum. Diese Diskussion war Teil des Kinder-Forums '95, das Über eine ganze Woche von der dénischen Bahá’í-Gemeinde veranstaltet wurde. Außerdem gab es weitere Darbietungen von und mit Kindern sowie eine Ausstellung fUr Kinder.
 
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»Die Welt kennt nur
das Modell des Wirtschaftswachstums.
das rabiaten Raubbau
an den Ressourcen
der Erde betreibt und
gleichzeitig Armut
erzeugt. Wenn wir die
Sozialentwicklung
f6rdern wollen, müssen wir nach anderen
Modellen als den
géngigen suchen.Eloy Anello, Direktor der lnternationalen Vereinigung für Lernprogramme zur Entwicklung
Grace Nielsen aus Grénland (links) und Else Boese aus Dénemark gehörten zu den rund 250 Bahá'l aus ganz Europa, die den Bahá’í-Stand amc dem NGO-Forum betreuten und andere Aktivitéten entfalteten. »World Citizenship<< war eines der Schwerpunktthemen, das von den Bahá’í auf dem Forum herausgestellt wurde.
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Wie der Pressesprecher des Forums, B0 Simonson, sagte, waren es »zehn intensive Tage der Begegnung, der Diskussion, der Kontakte, der kulturellen Erfahrungen und natijrlich des gemiitlichen Beisammenseins<<.
l Alternative Entwicklungsmodelle
Einige Schlfisselthemcn schélten sich aus der Vielfalt an Aktivitiiten und Ereignissen des Forums heraus.
An erster Stella ist hier wohl der Versuch zu nennen, der Wirtschafts— und Sozialentwicklung eine neue Form und neue Inhalte zu geben. In Diskussionen, Seminaren und Erklärungen äußerten NGO—Vertreter ihre Besorgnis über den gegenwärtigen Zustand der Welt und boten eine Reihe von Vorschlégen an und nannten Alternativpliine.
»Die alternative Kopenhagen—Erklärung«, die in einer Reihe von Anhérungen zusammengestellt wurde, éufierte Zweifel an der Bereitwilligkeit der Regierungen, etwas anderes 315 die »vorherrschende neo—liberale freie Marktwirtschaft<< als Antwort auf die Entwicklungsproblematik anzuerkennen und bot 315 Alternative stark dezentralisierte Mafinahmen an.
Andere NGO—Gruppen sprachen sich mehr fijr eine globale Koordination bei der Lösung von sozialen Problemen aus und befürworteten das Konzept des Weltbfirgertums, das sich als bcdeutendes Unterthema beim Forum herausstellte. Und wieder andere Gruppierungen beschränkten sich auf drtliche und regionale Initiativen.
»Ich glaube nicht, daß es nur ein Modell für Sozialentwicklung geben kanm, sagte Eloy
   
Anello, Direktor der Internationalen Vereinigung für Lernprogramme zur Entwicklung, einer bolivianischen NGO. »Worüber
wir sprechen sollten, sind alternative Modelle, die den verschiedenartigen Okosystemen
der Erde angemessen sind.
»Wir können nicht über nachhaltige Entwicklung sprechen, wenn wir ein Model] im
Auge haben, das nicht von Dauer sein kann.
Die Welt kennt nur das Model] des Wirtschaftswachstums, das rabiaten Raubbau an
den Ressourcen der Erde betreibt und gleichzeitig Armut erzeugt. Wenn wir die Sozialentwicklungfdrdem wollen, müssen wir nach
anderen Modellen als den géngigen suchen.
Nach Dr. Anello und anderen beinhaltet
ein alternatives Entwicklungsmodell folgcnde Merkmale:
O eine Betonung der Demokratisierung und der Beteiligung aller Bevölkerungsschichten;
0 die Anwendung geeigneter Technologien;
O das Engagement von Frauen;
0 die Achtung der Ureinwohner;
O der Nachdruck auf Erziehung.
Entscheidend wird auch die Erkenntnis sein, so Dr. Anello, daß die Entwicklungsformen in den unterschiedlichen Weltregionen unterschiedlich sein müssen, wobei gleichzeitig in unserem Zeitalter der gegenseitigen Abhiingigkeit eine globale Koordination nötig ist.
»Es sollte mehrere unterschiedliche Entwicklungsmodelle gebem, sagte auch Victoria Tauli—Corpuz, die Vorsitzende des Zusammenschlusses Asiatischer Ureinwohnerfrauen
 
 
 
 
 
 
Work! citiufi
 
 
 
 
 
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mit Sitz aufden Philippinen. >>In der ganzen Welt werden auch Wirtschaftssysteme ohne Markt benutzt. In unseren Eingeborenengemeindcn treibcn wir z.B. Handel in einer Weise, die dem Prinzip der Nachhaltigkeit entspricht. Diese Lebensformen werden aber jetzt zcrstért, wcil sie nicht zum großen Modell passen. Wir sind daher aufgerufen, diese kleinen und sclbst auch sehr kleinen Modelle zu studicrcn, um zu sehen, wie wir sie fcstigen und von ihncn lernen könnem, sagte Frau Tauli—Corpuz. l Der Beitrag der Bahá'l International Community
Als ihrcn Beitrag zum Forum und zum Weltsozialgipfel verétfcntlichte die Internationale Bahá’í—Gemcindc das Statement »Das Wohlergehen der Mcnschheit<<. Hier werdcn cinige grundlegendc Prinzipien angesproChen, die bei der Suche nach neuen Modellen der Wirtschafts— und Sozialentwicklung berücksichtigt werden solltcn. (siehe Seite 2)
Die Bahá’í International Community und ihre nationalen Zweige veranstalteten mehr als 20 Workshops und Seminars, um die verschiedenen Erfilhrungcn der Bahá’í bei den vom Forum behandelten Fragen vorzustellen.
Die Bahá’í boten ferner sine Reihe kultureller Veranstaltungen 2m, wie 2.13. das Ballett »Der Zufluchtsort und die Hdhlw, eine improvisierte Komédie und eine Weltmusikschau, eine fürjugendliche bestimmte Pantomime »Blumen eines Gartensm Eine Bahá‘iSéngerin trug westafrikanische Musik vor.
Die Bahá’í—Gemeinden von Norwegen und Diinemark zeichneten verantwortlich für das Auftreten von Frau Anne—Lise Berntscn, einer weltbekannten lnterpretin moderner Klag sik, bei der Eréffnungsveranstaltung des NGO—Forums am 3. Miirz. Außer einem
 
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traditionellen norwegischen Wcihnachtslied sang Frau Bemtsen zwei Kompositionen des norwegischen Komponisten Lasse Thoresen, einem Bahá’í, der Texts aus den BahziiSchriften vertont hattc.
Vor mehr als 1.000 Teilnehmern im Festsaal des »Wcltdortcw sang Frau Berntsen »Praise God<<, ein Gebet von Bahá’u’lláh, dcm Stifier der Bahá’í—Rcligion, sowie ein »Gebet für die Menschheiw nach den Worten V011 Abdu’l-Bahá, dem Sohn Bahá’u’lláhs.
»Es war eines unserer Ziele für die Teilnahme am Weltgipfel in Kopenhagen, Cine Botschaft der Hoffnung zu übermittelm, sagte Lawrence Arturo, Leiter der Gipfel—Delegation der Bahá’í International Community. »Wir betrachten diesen Gipfel als Teil eines kollektiven Bcratungsprozesses, durch den die ganze Menschheit sich bemüht, das Reifealter zu erreichen, das das Tor zu einem Zeitalter weltweiten Wohlergehens éflnen wird. »Auf dem Weltgipfel haben wir unter anderem den Gedanken des Weltbürgertums vertreten, was, wie wir glauben, als Grundlage fürjene weltweite Koordination und Einheit dienen kann, die in den vor uns liegenden Jahren notwendig sein wird, wenn die Menschheit die weitreichenden sozialen Probleme Ibsen und Sozialentwicklung im wahrsten Sinne betreiben will. lnsgesamt kamen mehr als 250 Bahá’í aus 4O Ländern zum Weltgipfel und zum NGOForum nach Kopenhagen. Damit war die Bahá’í—Delegation eine der größten NGOGruppen in der Stadt während des Gipfels. CI
 
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Anne-Lise Berntsen aus Norwegen, eine bekannte Interpretin
moderner Klassik, eréffnete das NGO-Forum mit Liedern,
zu denen auch Texte aus den Bahá’í-Schriften gehörten.
»Wir betrachten diesen Gipfel als Teil eines kollektiven Beratungsprozesses, durch den die ganze Menschheit sich bemüht, das Reifealter zu erreichen, das das Tor zu einem Zeitalter weltweiten Wohlergehens öffnen
wird.Lawrence Arturo, Leiter
I'
der Delegation der Baha I International Community
 
 
 
 
 
Bild oben: Im Plenarsaal des Weltklimagipfels im Internationalen CongreB Centrum von Berlin berieten Umweltminister und Représentanten aus 130 Léndern Über Festlegungen zur Reduzierung treibhausfbrdernder Gase wie insbesondere des C02. Zu dieser ersten Nachfolgekonferenz zum Rio-Gipfel hatte Bundeskanzler Helmut Kohl nach Berlin eingeladen. Konferenz-Présidentin war Umweltministerin Angela
Merkel (Bildmitte).
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_—-—_ BERLIN (pg) — Die Ergcbnisse der ersten Nachfolge—Kmlfcrcnz zum Umweltgipfel V011 Rio ")2 wurden von den moisten Beobachterm 315 cnttiiuschend cingcstuft, Die Berliner Klimakontbrenz konntc trotz intensiver Vorbercitungcn die Erwartungcn an eine verbindliche Festlcgung zur Reduzierung des SchadstofihusstoBes nicht crfiillcn. Man konnte sich lcdiglich dartibcr cinigcn. durch wcitcrc Beratungtn in den nlichsrcn Z\\cij;1hrcn zu einer demrtigcn Vcrcinburung kommen zu wollen.
Trotzdem hat sich das Klima derH()ff11L111g auf eine ékologischc chdc im Vor— und Umfeld des Berliner (liptEltrcfibns in vielcr Ilinsicht cmscheidcnd vcrbcsscrt. Dal} dicsc Hofihungsanzcichen im Uffizicllcn Konfcrcnzgcschchen noch knum zum Tragcn kamen, lag nicht zulctzt 21m Abstimmungsmodus: Vcrbindlichkeit solltcn Bcschliisse crst crlangen, wcnn ausnahmslos allc I31) Vcrtmgs
stazltcn zustimmtcn. Die Nichtannahme von
weitcrrcichendercn Beschlquorlagen tliuscht
somit iibcr die tntslichliche Handlungsbercitschaft der l)clcgicrtmmchrheit hinweg.
E wmima wendea gwéschan
Wirtschafi und chiagée
Eewégung
Dic wohl bcnlcrkcnswcrtestc v>Kli1nawerlde<< vollzwby sich in der Bczichung zwischen Teilen der Wirtschafr und lhpriiscntanten der Umxwltbmxegu11g.
Q So trat >>(hccnpcacw kurz vor dcm Gipfel gemeimam mit der dcutschen Versiv chcrungswirtschafi auf, um aufdie Notwcndigkeit einsclmeidcnder Malinahmcn gcgcn die drohendc Klilmkatastrophc nufincrksam zu machen. Ihrc gcmcinsnmc Botschath Vor den Folgen der Erderwlinnung kann cs keinen Versichcrungsschutz gcbcn. Dcr cinzig 1ndgliche Schutz bcstcht in rcchtzcitigem politischem Handcln.
 
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Scitc 12
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“ 0 Ethl ein plnhr \‘01‘ der Berliner Klimakonfercnz formicrtc sich eine Initiative »Okologischcr Mnrshallplnmu Zu den Initiatorcn gchdrcn nebcn promincntcn Vcrtrctcm der Umwcltbcwcgung und derzeitigcn wic ehcmaligcn Umweltministcm der ViCI‘ großcn deutschen lartcicn (Klaus T(Spfcr, Joschka FischcrJoLcincnundWolfgnngRauls) auch fiihrcndc Repriisentanten der dcutschen Wirtschaft. Kcmpunkt der Forderungcn des »Okologischen Marshallplanw ist eine tieflqrcifbndc und globale (Skologische Wende. Als wichtigstes Instrument dnzu wird eine kostcnneutrale (Skologischc Stcuerrefbrm angesehen. Beim Klimagipfe] Liberrcichtcn Franz Alt, Eva Quistorp und Barbara Riitting der Umweltministefin und lrlisidentin der Klimakonferenz Angela Merkel kmpp 700.000 Unterschriften von Menschen, die sich den Forderungen deg »Okologischen Marshallplans<< anschlossen.
O Ebenthlls noch vor der Klimakontlrenz veransmltetcn der Bundesverband jungcr Untemehmer (BJU) und der Bundesvcrband Umwelt— und Naturschutz Deutschland (BUND) eine gemeinsame Pressekonfcrcnz, autder sis héhcre Energiepreise, eine 61(010gische Steucrreform, die Anwendung des Verursuchcrprinzips für die Naturschiiden und cine Kreislaufivirtschaft fbrderten.
l Eine 6kologische Wende in der Interessenlage der Wirtschaft
Immer wciterc Kreise aus der Wirtschatt dcnkcn in Richtung aufékologische Nachhaltigkeit dos Wirtschnftens um und organisisrcn sich in Intercssensverbiinden für sine 6k010gischc Wende. Dies schafii die Crundlage für cincn neuen gesamtgcscllscl1z1tilic}1611
Konscns.
Daß (Skologisches Wirtschaften der Wirtschaft nicht schaden muß, rechnete eine Studic dcs International Project for Sustainable Energy Paths (IPSEI’) vor, die von IPSEPDirektor Florentin Krausc zum Khmagipfel priisenticrt wurdc. Von der Umsctzung der Vorschliigc der AOSlS—Stantcn (cine Gruppe sogennnntcr >>chiner Inselstaatem brachte zum Klimngipfcl eine Bcschlquorlage cin, mach der der (:(L—Allsstofi bis zumjahr 2005 um 20% rcduzilrt wcrdcn $011) \Vird die Wirtschaft mach dicscr Studic sogar crheblich profiticrcn.
Aux dicscr Einsicht heraus stellten sich bcispiclmvcisc der US Business Council und der wiihrcnd dcs KlinmgiptHS ()tfizicll gcgriindctc European Busincss Council for a Sustainable Energy Future zlusdrücklich hinter die Forderungcn von mchr ‘119 40 Entwicklungsliindern: »Wir wissen v01] zahlreich01], auch (ikonomisch sinnvollen M(Sglichkeiten,\\c11igcr kohlcnstoflintwsi\t Energiosystemc :ulfhlbducn, und zwar sowohl in Industrie— L115 auch in Entwicklungsllindern<<, mcinte Terence Thom vom US Business Council am Randc der Konferenz.
Bemerkenswert war, daß derartige Statements und Studien in Bcrlin durch aktucllc Newsletter der Unnvelt—NGOs verbreitct wurden. .. ..
I »Okologie und Okonomie sind versfihnbam
Als Gastgeber des Klimagipfels forderte auch der deutsche Bundesknnzlcr Hclmut Kohl in seiner Erbffilungsrede zum Ministep teil der Konferenz zur Überwindung des vermeintlichen und huge behauptcten Gcgensatzes V011 Okonomic und Okologie auf:
 
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»Wir wissen von zahlreichen, auch 6konomisch sinnvollen M69lichkeiten, weniger kohlenstoffintensive Energiesysteme auf; zubauen, und zwar sowohl in Industrieals auch in Entwick |ungsl§ndern. Terence Thorn, US Business Council for a Sustainable Energy Future
Der Fernsehjournalist Franz Alt (links) und die Schauspielerin Barbara RUtting (rechts) Überreichen während des Klimagipfels der Umweltministerin und Konferenz-Présidentin Angela Merkel (Mitte) die rund 700.000 Unterschriften (in der Pyramide im Bildhintergrund), die fUr die partei- und gesellschaftsÜbergreifende Initiative »Okologischer Marshalean<< gesammelt wurden.
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Im Rahmen des Klimaforums einem Verbund verschiedener
NGOs aus Anlaß des Klimagipfels — diskutierten in einem
der zahlreichen Round-TableGespr‘éche (v.|.n.r.) Rainer
Hagendorf (Greenpeace), Ruth
Grijnbaum (Bahá’í International
Community), Stefan MégleStadel (Weltfbderalisten),
Yehezkel Dror (Club of Rome)
und Peter Spiegel (Terra) zu der
Frage »Brauchen wir globale
Strukturen?
»Eh1VVekbfirgeF
Ethos ist das unverzichtbare Fundament
einer Menschheitsréson und diese das
Fundament einer
gerechten, 6kologischen und handlungsfähigen Weltord
nung.Yehezkel Dror, Club of Rome
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KLI MAFORU M
 
   
»Um das Überleben der Menschheit zu sichem, ist es notwendig, die wirtschaftliche, soziale und 6kologische Entwicklung in Übereinstimmung zu bringen... Okologie und Okonomie sznd verséhnbar. Hierfiir müssen wir nach intelligenten Lösungen suchen, die Umweltschutz und wirtschaftliche Entwicklung miteinander verbinden. BundesauBcnminister Klaus Kinkel {orderte in diesem Sinne bei einem Empfang für Delegierte des Gipfels wine weltweite Steuerreform als Beitrag zum Umweltschutm. Die EU müsse dabei mit der Einfiihrung einer auflmmmensneutralen Kohlendioxid— bezie hungsweise Energiesteuer vorangehen. l Bedenken, woran eine
ziigige 6kologische Wende noch scheitert
Woran derartige Wirkungsvolle Schritte derzeit noch scheitern, wird unter anderem an den Konferenz—Statemems des Leitcrs der US—Delegation, Timothy E. Wirth, Oder des Priisidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Hans—Olaf Henkel, deutlich: Sie und mit ihnen viele Delegierte befiirchten durch einseitige Vorleistungen einzelner Leinder Oder Wirtschaftsbereiche Wettbewerbsnachteile aufdem harten internationalen Markt.
Daß man dies nicht zwangsla'ufig als eine generelle Absage an eine 6kologische Wende lesen muß, wird erkennbar an der Bedingung, die eine Reihe von Wirtschafts— und
Staatsvertreter an eine 6kologische Steuerre form kniipfen. Der BDI—Pr’ésident und OkoManager desjahres 1992,Hans—Olaf1—Ienkel, befürwortet beispielsweise ein solche Steuerreform, wenn sie als globale Maßnahme zum
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Zuge kommen könnte. Ahnlich ziuBerten sich die Représentanten jener Lander, die sich aus ihrer Sicht einseitigen Vorleistungen verschlossen. l Méngel im Bereich der »G|oba| Governance Zu der Frage, wie diese Widersprtichc zwischen ékologischer Notwendigkeit und (Skonomischem Handeln überwunden werden können, gab es eher am Rande des Gipfels int€ressante Antworten und Anrcgungen.
Auf einer Podiumsdiskussion im Rahmen der paraflelen Klimaschutzmesse steflte etwa Yehezkel Dror die Thesen seines jfingsten »Berichtes an den Club of Rome« (>>lst die Erde noch regierbar?«) vor. Dror meint, daß sich die heutigen Regierungsformen in ihrer grundsétzlichen Struktur und Qualitét der Problemlésung seit Anfang dieses Jahrhunderts kaum mehr weiterentwickelt haben. Gleichzeitig haben sich aber die globalen Herausforderungen so grundlegend vereindert, daß Cine dramatische Liicke der Regierungsflihigkeit und damit Steueerihigkeit der globalen Probleme entstanden sci.
Diese Liicke der Regierungsfzihigkeit werde vor allem auf der internationalen Ebene sichtbar. Sie zeige sich beispielsweise darin, daß wir noch keinen Modus zur Formulierung von global gfiltigen Gesetzen und noch keine handlungsfzihige globale Gerichtsbarkeit haben. Globale Umweltstandards seien dadurch weder verbindlich formulierbar noch wirkungsvoll durchsetzbar. Auch fehlen zum Beispiel wirtschaftspolitische Instruments, die den nötigen Anschub zu einer 6kologischen Wende geben würden.
 
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_—_————_—— Dror bczieht diCSt I] Mange], auf globale Herausfinderungenreagiercn211k61111611,aber b&i weitcm nicht nur nufdie Dcfizitc bci den intermtionalcn Strukturcn ()dt‘l im Systcm der Vcrcintcn Nntioncn. Auch nufnntiomlcr und lokalcr Ebcnc müßtc neu dariibcr nachgcdacht warden. wic unserc politischen Systemc ausschen solltcn, damit sie dcn wachsenden Antbrderungcn der globalcn Vorflechtung allcr Lebcnsbcrcichc gcrccht wcr den könnten.
Dror sieht als Hauptcrfbrdernis einen crheblichen 1)cmokrutisierungsschub von der UNO bis zu den Regioncn. Aufallen Ebenen mLiBten insbesondere die NGOS und die Bürger weir Starker in die unmittelbarcn Entscheidungsprozesse einbezogen wcrdcn.
Ein weiterer Kernpunkt in seinem Clubof—Rome—Bericht ist, daß das Koncht der Staatsrfison zu einer Menschheitsrfison nuggeweitet werden müßtc. Diese Liberfi'illige Anpassung an die globalen Erfbrdernisse kcmne nur gelingen, wenn gleichzeitig ein Weltbürger—Ethos entstehe und sich fest etabliere. Ein Weltbürger—Ethos sei das unverzichtbarc Fundament einer Menschheitsrdson und die56 das Fundament einer gerechten, dkologischen Lmd handlungsflihigen Weltordnung.
Ruth Grünbaum stellte dazu die Initiative der Bahá’í International Community (BIC) vor zu der Fragc, wie sich cin WeltbürgerEthos konkret umsetzcn IiiBt. Ein emsprechendcs Statement V011 BIC wurde wiihrcnd des Klimagipfbls vertcilt.
Auch anderc Nicht—Regicrungs—Organisationcn priisenticrten in den zahlreichen Forcn und Round—Tablc—Gcsprdchen intercssantc ncue Ansiitzc zur Überwindung der
Scite 15
bisherigen Handlungsblockadcn auf dem überlcbenswichtigen Felde der 6k010gischen Wende. Auf bcsondercs lntcresse stieB bcispiclsweise der Vorschlag zur Einrichtung eines globalen OkoFonds, in den die Encrgicwirtschafi cincn festen Anteil ihres Umsatzes cinbezahlen solltc und nus dem sie dzmn Investitionen in rcgcnerativc Energiefimncn finanzicren kblmtc. I Die unverzichtbare geistige Dimension: WeltbfirgerEthos
Einc weitcrc wichtigc Entwicklung spicltc sich bci diescm UN—Gipfcl ebcnfillls noch Cher am Rand: dcs ()cschchens ab. Auf Vorschlag der Berliner Bahá’í—(ycmcindc bcmiihtc sich der intcrkonfcssioncllc \X/CRP (World Conference of Religions on Peace) um die Einrichtung cincr interreligiöscn Andacht vor Begum der tliglichen GipfdBeratungen. AIS Zwischenertblg wurdc in Berlin crstmals ()f}izicll im Namen der Vcreinten Nationen ein Mcditations—Raum cingerichtet, in dem der WCRIjeden Tag um 9.30 Uhr eine interreligiösc Meditation für alle Delegicrten des Gipfels unbot.
FLir den Illichsten UN—Gipfcl will man erreichen. daß dicsc Meditation jeweils im Plenarsaal der UNO—Konferenzcn stattfindet, damit der Geist eines Weltbiirgcr—Ethos noch starker in den Beratungen zum Tragcn kommen kann. CI
 
Rooms H %18 Mednanon Room Pullman Restaurant ,
 
Wegweiser zum MeditationsRaum oberhalb des Plenarsaals der Klimakonferenz.
Der Stand der Bahá’í International Community im Rahmen des Klimaforums der NGOs stand unter dem Motto >>We|thrgerEthos<<. Unter gleichem Namen wurde ein Statement verbreitet, das unter anderem die EinfUhrung eines Schulfaches >>We|tbijrgerkunde<< fordert.
 
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Dr. Dorothy Marcic, Professorin
am Tschechischen Management-Center in Prag, leitete
beim NGO-Forum waihrend des
Weltsozialgipfels in Kopenhagen einen Workshop über
»Grundwerce für eine Welt in
Wohlstand<<. Der Workshop war
eine von mehreren Veranstaltungen während des NGOForums, die vom European
Bahá'l Business Forum durchgeführt wurden.
»European Bahá‘
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i Business F0rum<<
propagiert ethisches Management
»Dieses neue Paradigma, auf das wir uns zubewegen, beruht aufspkflueflenVVen ten, auch wenn viele sich scheuen, diese so zu bezeichnen... Firmen, die den Werten folgen, über die ich heute spreche, sind tatsächlich erfolgreicher als die, die den alten Lehren weiter
anhéngen. Dr. Dorothy Marcic, Professorin am Tschechischen Management-Center
 
KOPENHAGEN — ($csclléfisxveltu11d Spiritualitfit. Dies sind zwei Begritfe, die, wenn sie im gleichen Atemzug ausgesprochen werden, irgendwie unvereinbar scbeinen.
Der erste Begriflr symbolisiert alles. was praktisch, pragmatisch und zweckmfiBig ist. Der zweite verbindet sich mit allem, was edel, erhebend und vergeistigt ist. In der Vorstellung vieler beinhaltet der erste Begriflr ein gewisses Maß an moralischer Indifferenz — für einige wird er unmittelbar mit »umnoralischassoziiert. Der zweite ist hingegen der InbegrifT von Moral und ethischen Werten.
Dr. Dorothy Marcie, Managementspezialistin, Geisteswissenschaftlerin und derzeit Gastdozentin am Tschechischen Management—Center in Prag, die auf dem NGOForum '95 des Weltsozialgipfels einen Workshop zum Thema »Grundwerte für eine Welt im Wohlstand<< leitete, benutzt diese beiden Begriffe dennoch im selben Zusammenhang.
D35 internationale Geschiiftsklima hat sich ihrer Meinung nach in den letzten Jahren einschneidend in Richtung eines neuen Managementversteindnisses verändert, das Menschen über Maschinen stellt, Beratung über Befehle, Teamarbeic über Einzelkiimpfertum und das Schaffen von Wohlstand über Ausbeutung.
»Dieses neue Paradigma, auf das wir uns zubewegen, beruht auf spirituellen Werten,
auch wenn viele sich scheuen, diese s0 zu bezeichnen. Es ist jedoch gleichgfiltig, wie man es nennt, wenn man es nur umsetzt. Firmen Iriimlich, die den Werten folgen, über die ich heute spreche, sind tatsaichlich erfolgreicher als die, die den alten Lehren weiter anhlingen. Solche Worte über neue Werte sind mit zunehmender Hiiufigkeit in der internationalen Geschfiftsarena zu hören, wo sich multinationale Konzerne und Firmen bemfihen, sich an die schnellen Veranderungen der heutigen Welt anzupassen. Zu den Organisationen, die diese neue Schnittstelle zwischen Werten, Geschiftswelt und Veriinderung nutzen, zdhlt auch das European Bahá’í Business Forum (EBBF), das während des NGO Forums sechs Workshops zu Geschiiftsleben und sozialer Entwicklung veranstaltete, darunter :1qu den von Frau Dr. Marcic.
Das EBBF wurde 1990 von einer Gruppe von Bahá’í—Geschéfisleuten gegründet, die die Notwendigkeit sahen, neuen Werten und moralischen Prinzipien in Handel und Geschäftsleben umfassendere Geltung zu verschaffen. Heute gehören dem EBBF etwa 200 Mitglieder in mehr 315 35 Léndern an. Zielsetzung ist es, eine konstruktive Kraft für Wandel und Innovation im Management zu werden. Das EBBF engagiert sich in einer Vielzahl von Projekten zur Férderung von
 
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moralischen Werten in der Geschaftswelt.
Laut Dr. Wendi Momen, Priisidentin des EBBF, lassen sich diese Bemijhungen in drei Hauptbereiche gliedem: Austausch untereinander und mit anderen Organisationen des Geschiiftslebens, um diese Werte zu artikulieren und zu verbreiten, soziale und Wirtschaftliche Entwicklungsprojekte als Starthilfe für die neuen Unternehmer in den fnjheren Ostblockstaaten sowie Beratungjunger Menschen im Geschfiftsleben. Das EBBF hat ferncr Arbeitsgruppen organisiert, die sich auf Themen wie Umweltfragen und FrauenFOrderung konzentrieren.
»Das EBBF beschiiftigt sich mit einer Reihe von Fragen, die gemeinhin nicht als Themen fiir Geschäftsleute betrachtet werdem, so Dr. Momen, etwa >>Gemeindeentwicklung, soziale Gerechtigkeit und verst'érkte Présenz von Frauen in der Geschiiftswelt. >>Eir1es unserer Hauptziele ist es, die breite Geschiiftswelt mit diosen Konzepten zu erreiChen, da wir der Überzeugung sind, daß Geschiifte, die auf moralischen Grundsfitzen gegründet sind und auf ihrer Basis gefiihrt wcrden, langfi'istig erfolgreicher sind und erheblich größere Vorteile für die Gesellschaft bringen werdem, so Dr. Momen.
A15 einer der Berufsverbiinde, die von Bahá’í weltweit gegründet wurden — unter ihnen die Internationale Bahá’í—Gesundheitsorganisation, die Gesellschaft für Bahá’í—Studien und die Bahá’ijustice Society —, ist das EBBF auch Sprachrohr fijr ein Segment der Gesellschaft, das hiiufig mtierstanden wird.
»Oft sehen die Menschen Geschziftsleute als skrupellose Kapitalisten, die für ihren eigenen Profit sozusagen Kindern das Essen vom Mund wegschnappen, statt uns als wichtige Mitspieler für die soziale Entwicklung wahrzunehmem, so Dr. Momcn.
Ein andererWorkshop bcim NGO—Forum stellte eine Vcrbindung her zwischen der Intemationalisierung der Weltwirtschaft und der Notwendigkeit neuer Werte und Managementpraktiken, so etwa eine neue Einstellung zu Arbeit, Schaffung von Wohlstand, Gewinnteilung und Beratung in der Entscheidungsfindung. Der Workshop wurde von Ezzat Zahrai geleitet, früherer Président eines Chemiekonzerns in Frankreich und einer der Gründungsmitglieder des EBBF.
I Prfisenz in Osteuropa
Am greifbarsten zeigen sich die Bemühungen des EBBF Vielleicht in den Projekten, die dazu angelegt waren, diese Vorstellungen in den früheren Ostblockstaaten anzuwenden. Dort finanzierte das EBBF zahlreiche Seminare, die den neuen Untemehmem die Grund lagen des Wirtschafts vermittelten — und gleichzeitig unterstrichen, daß erst die Einbeziehung ethischer Grundwerte der Schlijssel zu dauerhaftem Erfolg ist.
Im November 1993 und Dezember 1994 nahmen an den 3—t'égigen Seminaren in Sofia, Bulgarien, zum Thema »Moralische und ethische Prinzipien in einer sozialen Marktwirtschafw etwa 80 Manager, Untemehmer, Akademiker, Wissenschaftler, journalisten und Rogierungsbeamte teil.
Ahnliche Seminars wurden auch in Albanien und Rumanien durchgefiihrt, so George Starcher, der Generalsekretiir des EBBF, und weitere Programme dieser Art sind für andere Lander in Osteuropa geplant.
»Das derzeit gfiltige Model] sieht vor, daß Geschaifte im Rahmen des Gesetzes und der bestehenden Regeln so gefiihrt werden, daß maximaler Profit erwirtschaftet wird«, meint George Starcher, der in Frankreich lebt und vielejahre als Direktor einer fijhrenden internationalen Managementberatungsfirma arbeitete. >>Dieses Modell denkt jedoch nur sehr kurzfristig und ist langfristig kontraproduktiv, vor allem in Sektoren, die mit weltweiter Konkurrenz konfrontiert sind. >>Eines unserer Ziele ist es, unsere Erfahrungen mit diesem neuen Managementverstzindnis mit Untemehmem im Osten zu teilem, so Starcher, >>Wir befijrchten, daß sich mit fehlenden moralischen und ethischen Grundwerten die Probleme dieser Gesellschaften wiihrend des Übergangs zur Marktwirtschaft noch verschlimmem werden. Zusiitzlich zu den angebotcnen Seminaren hat das EBBF Cine Reihe von Broschören veroffentlicht und in die ostcuropéischen Sprachen übersetzt. Ein Aufsatz mit dem Titel »Neue Wertmafistfibe für die Weltwirtschaft<< wurde beispielswcise u.a. ins Albanische, Bulgarische, Ungarische, Polnische, Rumiinischc und Russische übertragen.
Dr. Marcic, ebenfalls Mitglied des EBBF, erliuterte in ihrem Workshop beim NGOForum, wie ethische Werte das Fundament fiir Erfolg und soziale Entwicklung legen konnen: >>Wiihrend es in den verschiedenen Léndem und Kulturen unterschiedliche Bedingungen gibt, die gegen die Erstellung einer universellen Geschäftsethik sprechen, gibt es jedoch universell gfiltige Werte, die das Fundament des geschiiftlichen Erfolges darstellen<<.
>>So ist beispielsweise ein weltweites Grundprinzip jeder geschéftlichen Unternehmung Vertrauenswürdigkeit zwischen Kunden, Lieferanten und Hindlerm, sagte sie. >>Jeder versteht, daß Geschifte darauf basieren.« Cl
 
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»Das derzeit gültige Modell sieht vor, daß Geschäfte im Rahmen des Gesetzes und cler bestehenden Regeln so geführt werden, daß maximaler Profit erwirtschaftet wird. Dieses Modell denkt jedoch nur sehr kurzfristig und ist langfristig kontraproduktiv, vor allem in Sektoren, die mit weltweiter Konkurrenz
konfrontiert sind. George Starcher, Generalsekretéir des EBBF
 
 
MAGAZIN
 
»Eine Welt für a||e« geht in neuem Bundesverband der entwicklungspolitischen Initiativen auf
I BONN — Im Jahre 1991) zu stärkenxntschlofiman sich Dachverband aller cntwickim vergangenen jahr, einen lungspolitischen Gruppierun initiierte der seinerzeitige NDR—Direktor Rolf Seelmann-Eggebert 61116 großangclegte internationale Kampagne untcr dem Motto »Eine Welt für alle<<. Etwa 30 entwicklungspolitische Organisationen, darunter die deutsche Bahá’í—Gemeinde, betciligten sich aktiv an den mehreren Hundert Einzelaktionen, die eine Seric von etwa 40 Fernsehsendungén zum Thema beglciteten.
Um die kfmftigen Aktivitziten diescr Gruppe von NGOS
 
UN-Menschenrechtskommission verurteilt erneut die Verfolgungen der Bahá'l im Iran
I GENF - Zum 13. Mal seit 1983 fiihrte die Menschenrechtskommission der Ver€inten Nationen Klage über Menschenrechtsverlctzungen im Iran. Emeut wird dabei die Verfolgung der Bahá’í—Gemeinde hervorgehoben.
Mit einem Votum von 28 zu 8 Stimmen drückten die Mitglieder der Kommission ihrc »tiefe Besorgnis wegen der fortgesetzten Vcrletzungen der Menschenrechte in der Islamischen Republik Iram nus.
Diese Besorgnis griinde sich, wic die Kommission ausfiihrte,;1ufdie weiterhin hohe Zahl gm Hinrichtungen, Foltcrungen und grausamer, unmenschlicher und demijtigcnder Bchandlung, aufdas Fchlcn intornationaler Standards bei der Rechtsprechung Lmd angemcssener Verteidigungsmöglichkeiten und auf »die diskriminicrende Behandlung von Minoritiiten aufgrund ihres religiöscn Glaubens<<.
Die Kommission verurteilte insbesondere, daß für die
Bahá’ís ihre »Existenz 313 cigenstzindige religiöse Gcmcinschaft in der Islamischen Republik Iran gefaihrdet ist<<. Die Kommission drücktc ferner ihre Betroffenheit über den nungelnden Schutz der christlichen Minderheiten aus.
Die Kommission riet den Iran dazu auf, sicherzustellcn, daß »allen Menschen innerhalb seines Territoriums einschließlich aller religidscn Gruppem jene Rechte zugeStanden werdcn, die ihnen durch die internationalen Vereinbarungcn garantiert sind, die auch vom Iran unterzeichnet wurden.
Die Resolution der Kommission folgte dem eingegangenen Bericht von Professor Reynaldo Galindo Pohl, dem Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission. Er berichtete unter anderem von sieben Bahá’í, die ausschließlich wegen ihres religiösen Glaubens inhaftiert sind, sowie von »fortgesetzten Akten der Diskriminierung und des winschaftlichen Drucks ge
gen die Bahá’í«.
Techeste Ahderom, Reprisentantin der Bahá’í International Community bei den Vereinten Nationcn, sagte, daß die Bahá’í in der ganzen Welt der Kommission dankbar sind für ihre ungcbrochene Wachsamkeit. »Die internationale OtTCIItlichkeit ist cine der wichtigstcn Faktorcn des Schutzes für die Fortcxistenz der Bahá’í 1111 1mm, sagte Techcste Ahderom. »l)icse wie andere von der Kommission frühcr initiierte Handlungen sind ein unverzichtbares Elelnent,111neinen Gcnozid der Bahá’í im Iran zu vcrhindern.« 1:]
 
 
gen in Deutschland zu grimden, iihnlich dem BUNI) (Bund Umwelt— und Naturschutz Degtschland) 1m Bereich der Okologie. Weitaus die meisten NGOS in diesem Bereich signalisierten ihr Interesse am Beitritt zu diesem neuen Dachverband. Cl
Bahá’í—Gemeinde Dormagen gründet Stadtmagazin
I DORMAGEN — Anfang dieses jahres startete die DormagenerBahá'i-Gemeinde ein »Magazin für Geist und Kultur<< mit dem Titel »Global denken — lokal handelm.
D215 neue vierteljiihrlich erscheinende Stadtmagazin bcgann mit einer Auflage von 3.000 Exemplaren, die raschen Absatz fanden, da das Magazin offensichtlich eine Liicke fiillte.
»Global denken — lokal handelm stellt unter andercm Dormagener Biirger und Initiativen vor, die sich für die Umwelt, die Eine Welt, für fairen Handel Oder für Verstiindigung zwischen den in Dormagen lebenden Volksgruppen engagieren.
Wcitcre Themen der ersten Ausgaben: Partnerschaftshilfe fiir >>fremde<< Nachbam, »Frauen — Rettcr der Welt«, Weltkhmagipfcl und eine Reportage iibcr Richard Baker, den laut dem Club ofRome »bedeutendsten Okologen disses
 
Jahrhunderm. CI
Termme »Landegg Academy Kurs 9513'4r1S.-19.0ktobe ‘ 1
Dr.» „“531“ Dahgshund CQTR§ gen
 
 
 
 
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»Das Wohlergehen der Menschheit
hiingt von der Einheit der geistigen und materiellen Entwicklung ab<<
 
LANDEGG, Schweiz — Die Landegg Academy widmete sich bci einer Tagung im Marz der Frage von Entwicklungskonzepten auf der Grundlage der Bahá’í—Lehren.
Landegg—Direktor Dr. Hossain Danesh betonte in seiner Erbffmmgsrede, (1313 CS in den Bahá’í—Schriften keinen Widerspruch zwischen geistiger und materieller Entwicklung gibt. Der Mensch bedarfzu seiner bestmöglichen Entwicklung eines gewissen M3065 an Wohlstand. Gleichzeitig ist die materielle Welt das kulturelle Ausdrucksmittcl seiner geistigen Entwicklung. Materielle Entwicklung ohne Geistigkeit ist sinnlos. Zu dieser Gcistigkeit der materiellen Entwicklung gehören nicht nur individuelle Tugenden, sondern insbesondere gesellschaftliche und hier an erster Stelle: die Gerechtigkeit. Der Einsatz fijr gerechte globale Strukturen ist heute der wichtigste Ausdruck von Geistigkeit, denn hicrvon hangt nicht weniger 315 die weitere Existcnzfähigkeit der Menschheit ab.
I Asoziale Marktwirtschaft
Huschmand Sabet wandte diesen Kerngedanken für ein neues Entwicklungsparadigma auf den Bereich der Wirtschaft an. Er erliiuterte, daß wir aufgrund des Fehlens steuernder und ausgleichender staatlicher Maßnahmen aufder globalen Ebene von einer zutiefst »asozialen Marktwirtschafm sprechen müssen. Aufgrund ihres Vorsprungs würden so die reichen Nationen tendenziell immer reicher und die armen immer firmer, was zwangsliiufig zu einem gigantischen Zusammenbruch aller Oko— und Sozialsysteme führen müsse. Als eine der notwendigen Maßnahmen stellte Huschmand Saber ein Konzept zu einem Einstieg in eine Weltsteuer vor.
Peter Spiegel fijhrte Anzeichen für Cine Veriinderung der grundlegenden Interessenlage in der Wirtschaft an, die schon aus eigenen Überlebensgründen nicht länger an der rücksichtslosen Ausbeutung der natürlichen und menschlichen Ressourcen interessiert sein kann. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit und Chance, im Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Kräfte neue global—steuemde Instrumente zu ersinnen, die 6k010gisch und sozial dauerhaft tragfiihig sind.
Sabet und Spiegel betonten beide, daß die Bahá’í auf diesem Gebiet in ihrer Zusammenarbeit mit anderen global denkenden gesellschaftlichen Kräften wertvolle Ditnste leisten könnten, da das gesamte Denken der Bahá’í von der untcilbaren Einheit der Menschheit ausgehe.
Was ein derart neues Entwicklungskonzept fiir die Arbeit der drtlichen Bahá’í—Gemeinden bedeutet, darauf gingen Paul Lample, Mitarbeiter des Bahá’í—Bfiros für wirtschaftliChe und soziale Entwicklung, sowie der Direktor dieses Biiros, Dr. Hassan Sabri, ein.
l »Orte des Lernens Paul Lample meinte, die bisher knapp 2.000 Bahá’í—Entwicklungsprojekte verliefen deshalb vergleichsweise erfolgreich, weil sie von Anfang an 2115 »Orte des Lernens<< begriffen wurden. Die Anwendung einer Reihe von Bahá’í—Prinzipien wie z.B. gezielte Frauenfdrderungsprogranlllle habcn sich zwar an allen Orten der Welt als äußerst hilfreich erwiesen, aber immer bcdurftc es zweier wesentlicher Voraussetzungen: erstens entscheiden bei Bahá’í—Projekten grundseitzlich immer die Menschen vor Ort über ihre Projekte und zweitens entscheiden diese im Bewußtsein, daß sie sich mit jedem Projekt auf eine Reise fortschreitenden Lernens begeben, bei der jeder Fehlschlag zu einem Lernschritt verarbeitet werden kann.
Dr. Hassan Sabri warnte insbesondere die Europiier, >>Entvvicklungsarbeit<< in den sogenannten »L'éndem der Dritten Welm mit irgendeiner Art von chrlegenheitsdenken (einschließlichjenem des »guten Willens<<) zu betreiben. Nur wenn wir uns als Lernende begreifen und fiihig sind, auch im Norden die dort nötigen (6kologischen und mentalen) >>Entwicklungsprojekte<< erfolgreich durch zuführen, sind wir imstande, auch anderswo wirklich hilfreich zu sein. CI
 
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Teilnehmer an der Tagung »Das Wohlergehen der Menschheit und Bahá'iEntwicklungskonzepte<<, veranstaltet von der Landegg Academy.
»Das Wohlergehen cler Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, wenn und ehe nicht ihre Einheit
fest begründet ist.Bahá’u’lláh
 
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Bahá’í in
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Australien setzen
sich für die Férderung multikultureller Harmonie ein
Zhang He-Ping, zweiter von links, zusammen mit den Organisatoren des Bahá‘iHauses in Cabramatta. Herr Zhang profitierte von dem kostenlosen Englisch-Unterricht, der dort zur Férderung multikultureller Toleranz angeboten wird. Dieses Projekt ist eines von vielen, die in ganz Australien angeboten werden.
 
CABRAMATTA, Australien — Dieser Stadtteil von Sydney wird aufgrund seines hohen Anteils an asiatischen Mitbewohnern als ein wichtiges lriitfeld für multikulturelle Harmonie und Toleranz betrachtet.
Mehr 315 die H‘a'lfie der 57.000 Einwohner von Fairfield, zu dem Cabramatta gehört, wurde im Ausland geboren, zumeist in Asien, Die Mitbfirger aus Vietnam stellen zum Beispiel 21 Prozent der Gesamtbevélkerung dieser Stadt dar. Auch gibt es einen erheblichen Anteil an Einwohnem, die aus China, Kambodscha, Laos, den Philippinen, Indonesien, Malaysia und Honkong stammen.
Wie in vielen Teilen der Welt werden die Minderheiten auch in Australien von einem Teil der Bevölkerung herzlich aufgenommen und von einem anderen Teil abgelehnt und ausgeschlossen.
Diskriminierendes Verhalten tritt in seiner mildesten Form in sogenannten >>Mecker<<Programmen im Radio zu Tags, bei denen Anrufer mitunter aufgebracht Bedenken darüber äußern, daß es durch den Einfluß der Asiaten zu Bandenkriminalitiit kommt und diese den Australiern englischer Abstammung Arbeitspliitze und Chancen wegnehmen.
Auch gab es in Australien vereinzelte Zwischenfeille, wie z.B. vor etwa sieben jahren,
 
 
2115 von eincr Gruppc Nconazis Brandbombcn in einem China—Restaurant in Perth gelegt wurden.
Vor diesem Hintergrund wirbt die Bahá'iGemeinde von Australien mit ihren etwa 10.000 Mitglicdern seit einigenjahrcn Für die Verwirklichung einer neuen Vision der T0leranz gegcnüber allen Rasscn. Wenn die Bahá’í—Gemeinde auch — bezogen auf die Gesamtbevblkerung — relativ klein ist, so ist ihre klare Vision von menschlicher Wiirde und Einheit von deutlicher praktischer Bedeutung. Einige Beispiele hierfiir sind:
0 Die Schirmhcrrschaft einer Ureinwohnergruppc zur Durchfiihrung eines großen Kulturfestivals in Alice Springs imjahre 1993. Ziel dieser Veranstaltung war 65, die Stérke und Verschiedenheit eingeborener Kulturen zu feiern. Dieses Festival 20g Teilnehmer rund um den gesamten Pazifik an.
O Verschiedene lokale Bemühungen zur Unterstfitzung und Férderung von Veranstaltungen im Rahmen der jfihrlich in Australien stattfindenden >>Nationalen Fliichtlingswochm. Diese Veranstaltungen erstreckten sich von der Durchfiihrung von Seminaren über Flfichtlingsprobleme bis hin zur Ubemahme einfacher »Nachmittagstee«—Versammlungen und interreligiöser Andachten,
I Die Gründung eines >>Stadt—Land«Studentenaustauschprogramms in Victoria. Disses diente dazu,]ugendliche unterschiedlicher Herkunft aus der Stadt mit Teenagem vom Land zusammenzubringen. Das Programm ermöglichte den Studentenaustausch zwischen der l'éndlichen Stadt Donald mit überwicgend weißer Bcvélkerung und verschicdenen ethnischen Gruppen im etwa 280 Kilometer entfcrnten Melbourne.
0 Die Gründung einer >>Projektgruppc gegcn Vorurteilw in New South Wales. Diesc‘s von der Bahá’í—Gemeinde in Kiama, einer kleinen, relativ konservativen Stadt, ins Leben gcrufene Projekt sctzt sich für die vom Kultusministerium eingefiihrte AntirassisnmsPolitik ein und fdrdert durch die von der Gcmcindc durchgeführten kulturellcn Ver
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anstaltungen. wic z.B. sin multikulturelles Picknick am Australiantag, auch die [dealc cincr multikulturcllcn Gescllscllafb
»Wir fühlen uns vcrpflichtct. den Gedanken der Einheit der Menschhcit zu Rirderm, sagt Arini Beaumaris, Sekrctiirin des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í von Australicn. »Wir sehen, dalS all die unterschicdlichen Rassen einander eine Menge zu bitten haben. »1)urch das Angebot dieser lrojckte bcmiihen wir uns, ein besseres Vcrstiindnis für den Hintergrund und das kulturelle Erbe unserer Mitmenschen zu erwecken und zu vcrgegenwärtigen, daß wir gemeinsame Interessen und Ziele habem, meint Arini Beaumaris.
Das Bemühen um die Fbrderung von T0leranz und Einheit geht in Cabramatta, wie bei fast allen anderen von den Bahá’í in Australien durchgcfijhrten Projekten, von drtlicher Ebene aus — und es vereint Elemente praktischer Durchfijhrung mit einer geistigen Vision. Ein dort auf freiwilliger Basis im Bahá’í—Haus, dem 6rtlichen Ge111ei11dezentrum, durchgefiihrtes Proj ekt bietet z.B. asiatischen Einwanderem einen kostenlosen Englisch—Unterricht an.
Eine gute Verstiindigung in Englisch, der Landessprache Australians, ist der Schlfissel zum wirtschaftlichen und sozialen Erfolg. Sie triigt dazu bei. das Autkommen von Intoleranz und Rassenfeindschaft zu mildern, indcm sie es den Einwanderern ermöglicht, crfolgreich mit der Bevölkerung Australiens zu kommunizieren.
Ein solcher Neuankémmling ist Zhang He—ling, der imjahre 198‘) von der Volksrcpublik China nach Australicn kam. Herr Zhang war cin Rechtsdozent in Shanghai und mit dem schriftlichen Englisch vertraut. Er hattc jcdoch nicht die sprachliche Ausdruckstfihigkeit, die er benötigte, um hier cine erfolgreiche Karriere in seinem Beruf starten zu können.
Obwohl Herr Zhang sich kurz mch seiner Ankunt} in Sydney für einen sechmlonatigcn Englischkurs eingcschrieben lmtte, fchlte ihm das. was 8116 Sprachschiiler bcnötigen — und oft nur schr schwer finden kimncn — das regelmißige chn mit vcrstfindnisvollen und geduldigen Frcunden. Das war es, was er im Bahá’í—Haus fand, und er begann, von den an fijnf Abcndcn in der Woche angebotenen kostenlosen Ubungsstunden Gcbmuch zu machen.
»Wenn es nicht kostenlos gcwesen wäre, hätte ich nicht kommen kéjnnen<<, sagte Herr Zhang, der nur ein sehr geringes Einkommen hatte und davon ein riesiges Darlehen für
 
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seine Rcisc mach Australicn zurückzahlen mUBte. Seine Englischkenntnisse sind inzwischen sowcit tbrtgeschritten, (1313 cr mit dem Abschluß seines jurastudiums an einer der großm Universitiiten Sydneys bcginncn kann.
Dns von der Bahá’í—Gemeinde Fairficld organisiertc Projekt wird durch das Freiwilligkeitsprinzip cnnbglichtjohn Walker. ein Umwelttechniker und shemaliger Schullehrer, erteilte etwa dreijahre 12mg einmal wöchentlich Unterricht im Bahá’í—Hnus.
john Walker erklart, daß die Methods, nach der die Klassen gcfiihrt wcrden, nicht nur praktische Englischkenntnissc vermittclt, sondem auch ein Gefühl der Gemeinschaft und Akzeptanz.
Obwohl der Englischunterricht die Hauptstfitze des angebotenen Dienstes ist und bleiben wird, werden im Rahmcn dieses Projektes auch Kurse über Untcmehmensgrfindung und Computemutzung angeboten. Zur Auswahl stehen inzwischen auch schon Kurse für japanisch, Mandarin und Tai Chi.
Auf der anderen Seite des Kontinents, in Perth, fiihrt die dortige Bahá’í—Gemeinde seit mehreren jahren Zihnliche Projekte durch, indem sie den chinesischen Einwanderern, die nach dem Zwischenfall aufdem Platz des Himmlischen Friedens nach Perth gekommen sind, kostenloscn Englisch—Unterricht anbot.
»Dieses Projekt kiimmert sich um die geistige Dimension des Lebens, die bei den Bahá’í anders ism, 1116intFrau Beaumaris vom Nationalen Gcistigen Rat. »Wenn man Leute kennenlemt, wird man vcrst'éndnisvoller. »Wir betrachten Menschen Lmterschiedlichcr Rassen und Kulturcn nicht als anders, wir suchen vielmehr unscre Gemeinsamkeiten — unsere Einheit — wobci wir glcichzeitig unsere Einzigartigkeit bcwahren.« CI
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Auch die Bahá’í—Gemeinde von Perth bot jahrelang kostenlosen Englisch-Unterricht fUr asiatische Einwanderer an. Dieses Foto zeigt Bahá‘l und chinesische Einwanderer bei einem informellen Treffen.
»Wir fühlen uns verpflichtet, den Gedanken der Einheit der Menschheit zu f6rdern. Wir sehen, daß all die unterschiedlichen Rassen einander eine Menge zu bieten haben. Durch das Angebot dieser Projekte bemfihen wir uns, ein besseres Verständnis für den Hintergrund und das kulturelle Erbe unserer Mitmenschen zu
erwecken. Arini Beaumaris, Sekreti—irin des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í von Australien
 
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Unten links: Prof. Johann Fig1,
Professor fUr Religionswissenschaft und Vorstand des
Instituts fUr Religionswissenschaft der Universitét Wien.
Unten rechts: Dr. Gerhard
Schweter, Studium der Betriebswirtschaft und Mitglied
des Nationalen Geistigen Rates
der Bahá’í in Osterreich.
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Bahá’í—Religion — Priifstoff an der Katholisch—Theologischen Fakulteit der Universitét Wien
 
WIEN — Der bedeutendste Religionswissenschaftler Osterreichs, Professor DLJOhann Figl, ist ein ausgesprochener Spezialist aufdem Gcbict >>Neue Religionem. A15 501cher hat er auch die Bahá’í—Religion eingehend studiert und in seinem Buch >>Die Mitts der Religionem informativ und objektiv dargestellt.
Professor Fig] hat auch an einigen Bahá'iVeranstaltungen als Gastredncr teilgenommen, wie z.B. an der 6. jahreskonferenz der Gesellschaft fijr Bahá’í-Studien imjahre 1990 und an der großen Feierstunde anliiBlich >>150 jahre Bahá’í—Religiom im Wiener Architektenverein 1994.
Diese guten persönlichen Verbindungen (Prof. Figl ist ein Neffe des legendéren ésterreichischen Bundeskanzlers Leopold Figl) habcnjetzt auch aufuniversitéirer Ebene ihre Auswirkungen gehabt. Im Sommersemester 19951'2iuft eine Seminarreihe unter dem Titel >>Einheit und Dialog der Religionem.
Unter Leitung von Professor Fig] vom Re]igionswissenschaftlichen Institut werden in dieser Seminar— und Vorlesungsreihe insbesondere derBuddhismus, der Islam und die Bahá’í—Religion behandelt und sind somit auch Prüfungsstoff.
Um ein möglichst lebendiges Bild von der Bahá’í—Religion zu vemlitteln, um also nicht nur distanziertes Bücherwissen zu bieten, hat Prof. Figl Herm Dr. Gerhard Schweter, Mitglied des Nationalen Geistigen Rates der
 
 
 
Bahá’í in Osterreich, eingeladen, sich an zwei Veranstaltungen aktiv zu beteiligen.
Bei der ersten referierte eine Studentin über eine Seminararbeit zur Bahá’í—Religion, die im wesentlichen aufdie verzerrende Darstellung von Francesco Ficicchia bezug nahm und die zahlreichen objektiven Darstellungen angesehenster Wissenschaftlcr fast völlig außer Acht ließ.
Da sich aus dieser Darstellung viele Fragen ergaben, die kein Tcilnehmer beantworten konnte, bat Prof. Fig] Gerhard Schweter, die Gespréchsleitung zu übernehmen und aufdie gcstellten Fragen — z.B. zur Bahá'iVerwaltungsordnung, zum Wesen der Bahá‘iWahlen, zum Buch Aqdas und zum Anspruch Bahá’u’lláhs — einzugehen. Die Studenten beteiligten sich derart lebhaft an der Diskussion, daß sich Prof. Fig] darüber verwundert zeigte, denn er war von früheren Seminaren Cher Passivitiit gewohnt.
Der Héhcpunkt der Veranstaltungsreihe fand dann am 12. Mai start. Dr. Gerhard Schweter sprach über die >>Theologischen Grundlagen der Bahá’í—Religiom. Der Hérsaal 48 der Katholisch—Theologischen Fakultiit der alt€hrwürdigen »Alma Mater Rudolfina<<, der altesten Universitét im deutschen Sprachraum, war V011 besetzt, da Prof. Figl nicht nur die Theologie— und Religionswissenschaftenstudenten eingeladen hatte, sondern auch seine Diplomanden und Doktoranden aus seinem Privatissimum.
Gerhard Schweter gliederte sein Referat nach religionswissenschaftlichen Kriterien, versuchte aber trotzdem anschaulich zu bleiben und eine >>Innenschau<< aus konkreter religiöser Erfahrung einer bloßen akademischen Abhandlung gegenüberzustellen.
Er begann mit der Begriflébestimmung der Bahá’í—Religion innerhalb der Weltreligionen, ließ einen kurzen historischen AbriB folgcn, schilderte die religiöse Erldsungssehnsucht um die Mitte des vorigenjahrhunderts, brachtc dann die wichtigsten Lehren Lmd Prinzipien, insbesondere die fortschreitende GottesOffenbarung und die Einheit aufallen Ebenen und schloß mit einer theologischen Heraus arbeitung von zehn Strukturprinzipien der Bahá’í-Religion. CI
 
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flingster Bericht cm den Club ofRome: »Ist die Erde noch regierbar?
Vor mehr als einemVierteljahrhundert wurde der Club of Rome gegründet,um die Ursachen und inneren Zusammenhange der sich zuspitzenden Menschheitsprobleme zu ergründen. Derjiingste Bericht an den
Club stellt die entscheidende Frage
nach der St€u€rbarkeit dieser Probleme: >>Ist die Erde noch regierbar?
Bereits mit dem ersten legendfiren »Bericht
an den Club of Rome« unter dem Titel »Die
Grenzcn des Wachsu1ms<<haben desscn Autoren nicht nur die (Skologisch bedingten
Wachstumsgrenzen aufgezeigt. Sic haben Vielmehr auf die Vielfziltigen Verflechtungen der
Krisenentwicklungen unserer Zeit aufmerksam genmcht, die über alle Ländergmnzen
hinweggehen — auf das Zusaxmnenwachsen
der globalen Probleme zu einer komplcxen
Weltkrise, die letztlich
alle Staaten der Erde
gleichermaßen bedroht und der gegcnüber jede Regierung
fijr sich allein nur eine äußerst begrenzte
Handlungsfzihigkeit besitzt.
Die angesichts dieser Situation naheliegend6 Frage, inwieweit eine Welt von getrennt nach ihren jeweiligen Partikularinteressen handelnden Staaten überhaupt dazu fähig scin kann, die rettenden Maßnahmen zu ergreifbn, ist das zentrale Thema desjiingsten Berichts an den Club of Rome. Sein Autor, der israelische lolitikwissenschafiler Yehezkel Dror, kommt zu der eindeutigen chtstellung: »Die Gesellschaften sind nicht auf globale Verzinderungen vorbcreitet, und die vorhandenen Regierungsfomlen bieten nicht die Voraussetzungen, den Erfordernissen und Chancen einer sich veréndernden Welt gerecht zu werden.« (S. 55)
Ausfiihrlich schildert Dror die Folgen der Zersplitterung der Mmschheit in 190 »souveriine<< Nationalstaaten: die Dominanz kurzsichtiger nationaler lntcrcssenspolitik und die mangelnde Féhigkeit der Regicrungcn, im gemeinsamen Interesse der unteilbaren Menschheit zusammenzuwirken; die konflikttnichtigc und umweltzerstérerische Verfesti BUCHER
 
 
Meeehiflwfimfe!
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gung des Wohlstandsgetfilles zwischen reichen und armen Nationen; das Fehlen langfristiger Perspektiven; und schließlich das Diktat der Wahlperioden in den Demokratien, das politische Reprisentanten nicht wagen 158:, der Bevblkerung spijrbare Opfer zugunsten einer tragfiihigen Weltordnung abzuverlangen, auch wcnn unser aller Überleben davon abhzingt.
Yehezkel Dror bcgnfigt sichjedoch nicht wie viele andere — mit bloßcr Problemanalyse und Mahnungen. Er versucht, gangbare Wage aus der Misere aufzuzeigen. Sein grundszitzlicher Lösungsansatz ist ebenso einfach wie fibcrzeugend: W0 immer gegenseitige Abhiingigkeit zwischen Menschen besteht, ergibt sich die Notwendigkeit zu gemeinsamer Regierung. Wenn handlungsfiihige Regierungsinstitutionen — heute besonders schmerzlich auf der globalen Ebene — fehlen, die im lnteresse des gemeinsamen Wohls agieren können, dam] gilt das Recht des Stärkeren, und es entsteht ein gmdcnloser Konkurrenzkampf.
Dror pleidiert für eine Neuordnung der politischen Macht gcméB dem Subsidiaritiitsprinzip. Das heißt fijr ihn einerseits, soweit wie möglich dezcntrale Selbstverwaltung der Menschen zu F6rder11, andererseits aber Liber nationale Einrichtungen auszubauen und zu (Fortsetzung auf Seite 24)
 
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Prof. Yehezkel Dror (Mitte),
Autor des jfingsten Berichts an den Club of Rome, als Gast beim Weltklimagipfel in Berlin.
»Die Gesellschaften sind nicht auf globale Veränderungen vorbereitet, und die vorhandenen Regierungsformen bieten nicht die Voraussetzungen, den Erfordernissen und Chancen einer sich verandernden Welt ge recht zu werden.Yehezkel Dror
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Yehezkel Dror
151 die Erde 1 noch regierbar?i Ein Bericht an den 1
Club of Rome
1995. 384 Seiten. Gebunden DM 45,Verlag C. Bertelsmann,
MUnchen ISBN 3-570-12182—8
Y hezkel Dror
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(Fortsetzung von Seite 23)
“11111111, 111111111 1111111111gcn 1)1‘1)1>1€1111‘11 “'111111111511111 begcgnct 1111111111 11111111. 1111‘ 11113 H11111111111:;91111111111111 1‘11121’11111‘ Regicmngen 111111‘111‘114111.
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