Gott und das Universum/Text

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BAHÁ'Í – STUDIENTEXTE



GOTT UND DAS UNIVERSUM

Zusammengestellte Worte von BAHÁ'U'LLÁH und .ABDU'L-BAHÁ


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UEBERSICHT

Gott umfasst viele Welten Seite 1-4 a) Gott umfasst zahllose Welten, von denen diejenige der materiellen Geschöpfe nur eine ist. Beispiel für jene anders gearteten Welten ist die Welt des Traumes.

b) Die Propheten unterscheiden

1) die Welt der unfassbaren Wirklichkeit Gottes

2) die Welt des Königreiches (des Reiches Gottes oder des Himmelreiches), die als erstes aus Gott hervorging und der Mittelpunkt der Herrschaft Gottes ist,

3) die Welt der Schöpfung, die ihrerseits eine Aeußerung des Königreiches ist, das sich in ihre widerspiegelt wie das Licht der Sonne.


Der Ursprung der Schöpfung Seite 4-6 c) Der Ursprung der Schöpfung je nach der Intelligenz und Bildungsstufe des Menschen verschieden erklärbar.


Alles was da ist, war schon immer da, hat aber erst allmählich aus dem Widerspiel der aktiven und passiven Prinzipien die heutige Gestalt angenommen. Die Natur ist der in der wahrnehmbaren Welt geoffenbarte Urwille Gottes.

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Die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen Seite 6-8 d) Sie ist die des Schöpfers zu den Geschöpfen, vergleichbar derjenigen zwischen der Sonne und der Erde: die Erde braucht die Sonne, während die Gaben der Sonne nicht der Erde bedürfen.


Die Geschöpfe sind eine Aeußerung des Schöpfers, d.h. sie gehe aus Ihm hervor, ohne daß Er selbst in ihren Zustand eingeht. Aber obgleich das Dasein der Geschöpfe im Vergleich zu Gottes Sein Täuschung ist, so besitzen sie doch innerhalb ihres Zustandes wirkliches Sein.

Die Einheit und Entwickelung in der materiellen Welt Seite 8-14 e) Alle Formen sind im Verlauf einer fortschreitenden Entwickelung durch Zusammensetzung und Verbindung der Atome aus einem Urstoff hervorgegangen.


Die Atome befinden sich in ständigem Kreislauf durch die verschiedenen Reiche der Materie und nehmen am Aufbau gemäß den Gesetzen der einzelnen Organismen teil. Jedes Grundstoffatom des Universums besitzt also die Fähigkeit, alle vorhandenen Wesensarten auszudrücken. f) So bildet die ganze Erscheinungswelt eine einzige Einheit, die aus


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der harmonischen Gemeinschaft und Vermischung der Atome Leben erhält, während Störung dieses Gleichgewichtes verheerende Aenderungen hervorruft. Dennoch verstößt der Mensch ständig gegen dieses Gesetz der Einheit, Krieg und Zerstörung verursachend. Darum hat Bahá'u'lláh alles das befohlen, was zur Vereinigung der Menschheit führen muß.

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Quellennachweis:

1) Bahá'u'lláh , S.d.W. Jhrg. 16, H. 8

2) .Abdu'l-Bahá , Beantw. Fragen, Kap 82

3) desgl., Kap. 37

4) desgl., Kap. 53

5) desgl., Kap. 67

6) Bahá'u'lláh , Ueber die Weisheit

7) .Abdu'l-Bahá , Beantw. Fr., Kap. 53

8) desgl., Kap. 79

9) desgl., Kap. 47

10) .Abdu'l-Bahá , Promulgation of Universal Peace II, S. 278 ff.

11) .Abdu’l-Bahá , Beantw. Fr., Kap. 47

12) .Abdu’l-Bahá , Promulgation II, S. 344 f.

13) desgl., S. 348

14) Bahá'u'lláh , Worte der Weisheit

15) Gebet von Bahá'u'lláh.


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GOTT UND DAS UNIVERSUM


Gott umfasst viele Welten

a) Wisse in Wahrheit, daß die Welten Gottes unzählig und in ihrer Stufe unendlich sind. Niemand kann sie schätzen oder umfassen außer Gott, dem Allwissenden, dem Allweisen. Betrachte deinen Zustand im Schlaf. Wahrlich, Ich sage, diese Erscheinung ist das geheimnisvollste der Zeichen Gottes unter den Menschen; dächten sie in ihren Herzen nur darüber nach. Sieh, wie das, was du im Traum gesehen hast, nach einer beträchtlichen Zeitspanne voll verwirklicht wird. Wäre die Zeit, in der du dich im Traum befandest, die gleiche gewesen wie diejenige, in der du lebst, so hätte das Ereignis, das sich in diesem Traume zutrug, notwendig im Augenblick seines Eintritts in dieser Welt bekannt werden müssen. Wäre dem so gewesen, so würdest du selbst dessen Zeuge geworden sein. Da dies jedoch nicht der Fall ist, so folgt daraus notwendigerweise, daß die Welt, in der du lebst, von jener, die du im Traum erfahren hast, verschieden und getrennt ist. Diese zweite Welt hat weder Anfang noch Ende. Würdest du bestreiten, daß eben diese Welt als vom allherrlichen und allmächtigen Gott verordnet in dir selbst und von dir umschlossen sei, so wäre dies richtig. Und es wäre gleichfalls richtig, zu behaupten, daß dein Geist nach Ueberschreiten der Begrenzungen des Schlafes und Entledigung von aller irdischen Verhaftung durch das Eingreifen Gottes befähigt worden wäre, ein Reich zu durchwandern, dass in der innersten Wirk-

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lichkeit dieser Welt verborgen liegt. Fürwahr, Ich sage, die Schöpfung Gottes umfasst Welten neben dieser Welt und Geschöpfe außer diesen Geschöpfen. In jeder dieser Welten hat Er Dinge verordnet, die niemand außer Ihm, dem Allesdurchdringenden, dem Allweisen erforschen kann. 1)

b) Die Propheten glauben an die WELT GOTTES, an die WELT DES KÖNIGREICHES (des Reiches Gottes oder des Himmelreichs) und an die WELT DER SCHÖPFUNG als dreierlei. Das erste, was aus Gott hervorgeht, ist das Geschenk des Königreiches, das in der Natur der Geschöpfe erstrahlt und widergespiegelt wird, wie das Licht von der Sonne ausgeht und aus den Geschöpfen widerstrahlt, und dieses Geschenk, das Licht, findet seine Widerspiegelung in zahllosen Formen in der Natur aller Dinge und erhält seine besonderen Bezeichnungen und Kennzeichen gemäß der Aufnahmefähigkeit, Würdigkeit und dem inneren Wert der Dinge. 2) Die WIRKLICHKEIT GOTTES oder das, was das WESEN DER EINHEIT ausmacht, ist reine und von allem unabhängige Heiligkeit, d.h. sie ist über alle Anerkennung geheiligt und erhaben. Alle höchsten Eigenschaften der Stufen der Schöpfung sind auf diese Ebene bezogen bloße Einbildung. Sie ist unsichtbar, unfaßbar, unzugänglich, ein reines Sein, das unbeschreibbar ist. Daher ist bezüglich dieser Ebene des Seins jedwede Darlegung und Erläuterung mangelhaft, alles Lob und alle Beschrei-

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bung unpassend, jede Vorstellung falsch und alles Nachsinnen nutzlos. Doch gibt es für dieses Wesen der Wesen, diese Wahrheit der Wahrheiten, diesem Geheimnis der Geheimnisse in der Daseinswelt Widerspiegelungen, Morgenröten, Erscheinungen und Abglanze. Der Aufgangsort dieses Glanzes, die Stätte dieser Widerspiegelungen und die Erscheinung dieser Offenbarungen sind die heiligen Aufgangsorte, die allumfassenden Wirklichkeiten und die göttlichen Wesen, die die wahren Spiegel des geheiligten Wesens Gottes sind. 3)

Das erste, was von Gott hervorgegangen ist (das Geschenk des Königreiches) ist jene allumfassende Wirklichkeit, die die alten Philosophen als die „ERSTE VERNUNFT“ (den Logos) bezeichnet haben und die das Volk Bahá’s (die Bahá'í) den „ERSTEN WILLEN“ nennt. Dieses Hervorgehen ist, soweit der Vorgang die Welt Gottes anbetrifft, nicht durch Raum oder Zeit begrenzt, es ist ohne Anfang oder Ende; Anfang und Ende sind auf Gott bezogen eins. Wenn auch die „ERSTE VERNUNFT“ ohne Anfang ist, so nimmt sie doch nicht am Vorsein Gottes teil, denn das Sein der allumfassenden Wirklichkeit (eben der „ersten Vernunft) ist nichtig in Hinsicht auf Gottes Sein, und es hat nicht die Macht, Gottes Gefährte und Ihm an Vorsein gleich zu werden. 4)

Die äußere für das Königreich gebrauchte Ausdrucksweise ist HIMMEL, doch ist dies ein Vergleich und Gleichnis, keine Wirklichkeit oder Tatsche, denn das Königreich ist keine stofflicher Ort, es ist ge-

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heiligt über Zeit und Raum. Es ist eine geistige, eine göttliche Welt und der Mittelpunkt der Herrschaft Gottes. Es ist fei von Körper und Körperlichem und von den Vorstellungen der Menschenwelt gereinigt und geheiligt. Räumliche Beschränkung ist eine Eigenschaft der Körper und nicht der Geister. 5)


Der Ursprung der Schöpfung

c) Was deine Frage wegen des Ursprungs der Schöpfung anbelangt, so wisse, daß es sich hier um etwas handelt, was sich je nach der Intelligenz- und Bildungsstufe der Menschen verschieden erklärt. Wenn du sagst: „Die Welt war immer da und wird immer da sein“, so stimmt dies. Liesest du die Zeilen der Heiligen Schriften nach, so wird es nichts auszusetzen geben, denn es ist das Wort Gottes, des Herrn der Welten. „Gott war ein verborgener Schatz“ ist eine so hohe Vorstellung, daß keine Auslegung oder nähere Bezeichnung sie verständlich machen kann. (Die Ueberlieferung des Islam lehrt, daß Gott ein verborgener Schatz war; Er wünschte erkannt zu werden, und so erschuf Er zu diesem Zweck die Welt). Der Begriff „Ich wünschte erkannt zu werden“ enthält die Wahrheit, daß der Schöpfer und unter seiner Hut zugleich die Schöpfung seit dem Anfang, der nie einen Anfang hatte, vorhanden waren. Aber das Vorsein Gottes und die erste Ursache ist den Gelehrten unbekannt. Alles, was da ist, war immer schon da, wird aber nicht immer in der Gestalt ver-

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harren, in der du es heute siehst. Die Welten sind durch die Kraft gebildet worden, die aus dem Widerspiel der aktiven und passiven Prinzipien ausströmt; obgleich diese Welten dieselben sind, wandeln sie sich doch ständig … Wahrlich, die beiden Prinzipien wurden durch das unwiderstehliche Wort Gottes (den Logos) erschaffen, das die eigentlich Ursache der Schöpfung ist, außer welcher (der Ursache) alles in Unruhe ist. Wisse, dass das Wort Gottes … das Erkenntnisvermögen unserer Sinne um vieles überragt, denn es gehört keiner Naturordnung, keiner Wesenheit an. Im Gegenteil: es ist rein von jedem bekannten Element und von den erhabensten Prinzipien, die wir kennen. Und wahrllich, um es zu offenbaren, brauchte Gott keinen Ausspruch zu tun, kein Wort zu äußern. Es ist der Befehl Gottes, des Beschützers aller Welten. Wahrlich, es besteht kein Unterschied zwischen dem Wort Gottes und der Welt. Es ist Seine höchste, Seine überfliessende Güte, die größte Reichtumsquelle. Es ist das Sein, das rein ist von allem, was ist und war … Es kann nicht bestritten werden, das alles einen Ursprung hat, wie jedes Bauwerk einen Baumeister. Es ist die Grundursache, die den ganzen Glanz der Vorzeit zum Schmucke hat, obgleich sie der Erneuerung unterworfen ist, denn die Schöpfung geht unaufhörlich weiter. Ruhm dem Weisen, der dieses große und erhabene Bauwerk geschaffen! Betrachte die Welt und prüfe sie aufmerksam: sie wird dich ihr eigenes Buch lesen lassen, in das dein Herr, der Schöpfer, der Wissende, mit Seiner eigenen Feder geschrieben hat. Sie wird dir alles sagen, was da ist, und dir Erklärungen geben, die ge-

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statten werden, die beredtesten Lehrmeister missen zu können … Die Natur ist nichts anderes als der WILLE GOTTES, GEOFFENBART IN DER WAHRNEHMBAREN WELT. Wahrlich es handelt sich dabei um die Vorherbestimmung Dessen, Der alles im Voraus weiß. Wenn man sagt, daß die Natur den in der erschaffenen Welt geoffenbarten Urwillen Gottes darstellt, dann gibt es nichts einzuwenden, und es liegt darin eine vorausbestimmte höhere Macht, die in Wirklichkeit zu begreifen die ganze Welt unfähig ist. 6)


Die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen

d) Die Beziehung Gottes zu den Geschöpfen ist die des Schöpfers zu der Schöpfung. Sie ist gleich der Beziehung zwischen der Sonne und den dunklen Körpern der abhängigen Geschöpfe und ist die Beziehung zwischen dem Schöpfer und dem, was Er erschaffen hat. Die Sonne ist in ihrem Wesen unabhängig von den Körpern, denen sie Licht gibt, denn das Licht wohnt ihr inne und ist vom Erdball frei und unabhängig. So ist die Erde unter dem Einfluß der Sonne und empfängt sie ihr Licht, indem die Sonne und ihre Strahlen völlig von der Erde unabhängig sind. Doch wenn die Sonne nicht wäre, so könnten die Erde und die irdischen Wesen nicht bestehen. Die Abhängigkeit der Geschöpfe von Gott ist eine Anhängigkeit der AEUßERUNG, d.h. die Geschöpfe gehen aus Gott hervor, sie offenbaren ihn nicht. Die Beziehung ist die der

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Aeußerung und nicht die der Offenbarung. Das Licht der Sonne wird von der Sonne geäußert, es offenbart sie nicht. Die Erscheinung durch Aeußerung ist gleich der Erscheinung der Strahlen der Weltenleuchte, d.h., daß das heilige Wesen der Sonne der Wahrheit sich nicht teilt und nicht in den Zustand der Geschöpfe herabkommt. So teilt sich auch der Sonnenball nicht und steigt er auch nicht auf die Erde hernieder: nein, die Strahlen der Sonne, die ihre Gabe sind, gehen von ihr aus und erleuchten die dunklen Körper. Die Erscheinung durch OFFENBARUNG aber ist die der Zweige, Blätter, Blüten und Früchte aus dem Samen, denn der Same wird selbst zu Zweigen und Früchten, und seine Wirklichkeit tritt in die Zweige, Blätter und Früchte ein. 7) Gewisse Sophisten sind der Meinung, daß das Dasein Täuschung, daß jegliches Wesen völliges Blendwerk ohne Sein sei, mit anderen Worten, daß das Dasein der Geschöpfe einer Luftspiegelung oder der Spiegelung eines Bildes im Wasser oder in einem Spiegel gleiche, die lediglich eine Erscheinung ohne inneren Bestand, Grundlage oder Wirklichkeit ist. Diese Theorie ist irrig; denn obgleich in Hinsicht auf Gottes Sein das Dasein der Geschöpfe Täuschung ist, so besitzen sie doch in ihrem Zustand als Geschöpfe ein wirkliches und bestimmtes Sein. Es ist wertlos, dies zu leugnen. So ist z.B. das Sein des Minerals im Vergleich zu dem des Menschen Nichtsein, denn wenn der Mensch offenbar zu nichts geworden ist, so wird sein Körper zu Mineral, doch hat das Mineral in der Mineralwelt Sein. Dies zeigt, daß Erde in bezug auf das Sein des Menschen nicht bestehend und daß ihr

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Dasein Täuschung ist, doch in Bezug auf das Mineral besitzt sie Sein. Ebenso ist das Dasein der Geschöpfe im Vergleich zu Gottes Sein nur Täuschung und Nichtigkeit, es ist eine Erscheinung gleich dem Bild im Spiegel. Doch ist, obwohl das Bild im Spiegel Täuschung ist, die Ursache und die Wirklichkeit dieses Trugbildes der gespiegelte Mensch, dessen Antlitz sich im Spiegel zeigt. Kurz, in Bezug auf den Gespiegelten ist die Spiegelung Täuschung. So ist es klar, daß auch die Geschöpfe, obgleich sie in Bezug auf Gottes Dasein ohne Sein und nur der Luftspiegelung oder dem Bild im Spiegel gleich sind, auf ihrer eigenen Stufe Sein besitzen. 8)


Die Einheit und Entwickelung in der materiellen Welt

e) Im Anfang war der Urstoff offensichtlich einer, und dieser eine Urstoff erschien in jedem Element mit anderem Ausdruck. So wurden verschiedene Formen hervorgebracht, und diese verschiedenen Ausdrücke erlangten, nachdem sie hervorgebracht worden, Dauer, und jedes Element erhielt ein eigenes Gepräge. Doch war dieser Dauerzustand noch nicht fest umrissen, und erst im Verlauf sehr langer Zeit gewann er Wirklichkeit und vollkommenes Dasein. Dann kam in diese Elemente Zusammensetzung, Aufbau und Verbindung zu zahllosen Formen, oder besser: durch Zusammensetzung und Verbindung dieser Elemente erschienen ungezählte Wesen. 9)

Die Atome der Elemente, aus denen sich alles Leben und Sein, das in diesem unbe-

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grenzten All in die Erscheinung tritt, zusammensetzt, befinden sich in ständiger Bewegung, wobei sie fortschreitende Grade der Weiterentwickelung durchlaufen. Stellen wir uns beispielsweise ein Atom im Mineralreich vor, das sich zum Pflanzenreich empor entwickelt, indem es an der Zusammensetzung der Faser eines Baumes oder einer Pflanze teilnimmt. Von da aus wandert es im Tierreich und wird es unter dem Gesetz der Entwickelung und durch den Vorgang der Zusammensetzung schließlich zu einem Teil des menschlichen Körpers. Das heißt, es hat die dazwischenliegenden Grade und Stufen der Erscheinungswelt durchlaufen, indem es auf seiner Reise an der Zusammensetzung verschiedener Organismen teilgenommen hat. Diese Bewegung oder Entwickelung ist eine fortschreitende und dauernde, denn nach der Auflösung des menschlichen Körpers, in den es eingegangen war, kehrt das Atom zurück zum Mineralreich, von dem es ursprünglich ausgegangen ist, und es wird fortfahren, die Erscheinungsreiche zu durchlaufen wie zuvor. Dieses Bild mag zeigen, wie die zusammensetzenden Grundstoffatome der Erscheinungswelt fortschreitender Uebertragung und Bewegung durch die Reiche der Materie unterliegen. Bei seinem unaufhörlichen Fortschreiten und Wandern wird das Atom vom Wesen und den Kräften jedes Grades oder Reiches, das es durchläuft, durchdrungen. Im Mineralreich hat es mineralische Affinität besessen, im Pflanzenreich das Wesen der Vermehrung oder die Kraft des Wachstums offenbart, im tierischen Organismus äußerste es den Geist, der dieser Stufe eigen ist, während es im Menschenreich mit menschlichen

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Kennzeichen und Wesenszügen ausgestattet wurde. Im Uebrigen gibt es in allen Reichen des Universums ungezählte Daseins- und Erscheinungsformen und Organismen. So besitzt die pflanzliche Ebene oder das Pflanzenreich eine Mannigfaltigkeit zahlloser Typen und materieller Aufbauformen pflanzlichen Lebens, die alle voneinander abweichen und in sich verschieden, keine zwei ganz gleich in Zusammensetzung und Einzelheiten sind. Denn es gibt in der Natur keine Wiederholung, und die Wachstumskraft kann nicht an irgend ein gegebenes Vorbild oder eine bestimmte Form gebunden werden. Jedes Blatt hat eine eigene, besondere Identität, gewissermaßen eine eigene Eigenheit als Blatt. Daher wird jedes der zahllosen elementaren Atome während seiner dauernden Reise durch die Daseinsreiche als Bestandteil des organischen Aufbaus nicht nur mit den Kräften und dem Wesen der Reiche, die es durchläuft, durchdrungen, sondern es spiegelt auch die Kennzeichen und Eigenschaften der Formen und Organismen jener durchlaufenden Reich wider. Da jede dieser Formen ihr eigenes, besonders Wesen hat, so ist es jedem Grundstoffatom des Universums möglich, eine endlose Verschiedenheit der individuellen Wesensarten auszudrücken. Kein Atom ist dieses Ausdrucksrechts beraubt, noch kann von irgend einem bestimmten Atom gesagt werden, daß ihm die Möglichkeit eines anderen Atoms versagt sind, nein, sie alle genießen den Vorzug, daß sie die bestehenden Wesensarten der verschiedenen Reiche besitzen und ihre Kennzeichen in der Ma-

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terie ihrer Organismen widerspiegeln. Beiden verschiedenen Umformungen oder Uebergängen von Reich zu Reich ist das durch die Atome in jeder Stufe ausgedrückte Wesen dieser betreffenden Stufe eigentümlich. So drückt z.B. das Atom im Mineralreich nicht pflanzliche Wesen aus, und wenn es durch den Vorgang der Entwickelung das Wesen der pflanzlichen Stufe annimmt, spiegelt es nicht die Eigenschaften des tierischen Wesens wider, und so fort. Es zeigt sich also, daß jedes Grundstoffatom des Universums die Fähigkeit besitzt, alle vorhandenen Wesensarten auszudrücken. 10)

Vom Aufbau und der Zusammensetzung der Elemente, von ihrer Auflösung, ihrem Verhältnis und der Einwirkung anderer Wesen auf sie hängen Formen, endlose Tatsachen und ungezählte Wesen ab. Aber es ist klar, daß dieser Erdball in der gegenwärtigen Form nicht auf einmal in die Erscheinung getreten, sondern daß das universale Sein allmählich durch verschiedene Phasen hindurchgegangen ist, um schließlich in seiner gegenwärtigen Form vor uns zu stehen. So wächst und entwickelt sich der menschliche Embryo allmählich im Mutterleib und zeigt er verschiedene Zustände und Formen, bis er im Grad vollendeter Schönheit zur Reife kommt und mit äußerster Anmut und in vollendeter Form erscheint. In derselben Weise war der Samen der Blume, die ihr her seht, im Anfang unbedeutend und klein und wuchs und entwickelte er sich dann im Erdenschoß. Er machte verschiedene Formen durch und gelangte dann in vollkommener Frische und Anmut in diesen Zustand. So zeigt sich auch, daß der Erdball, nachdem er erst einmal in Sein getreten war, im Schoß des Alls gewach-

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sen ist, sich entwickelt hat und in mancherlei Formen und Zuständen erschienen ist, bis er zuletzt die gegenwärtige Vervollkommnung erreicht hat und uns, mit unzähligen Wesen geschmückt, als eine fertige Organisation entgegentritt. 11)

f) Der Ursprung alles materiellen Lebens ist einer und derselbe, und auch sein Ende ist eines und das gleiche. Warum sollte der Mensch im Hinblick auf diese grundlegende Einheit und Eintracht des in die Erscheinung tretenden Lebens in seinem Daseinsreiche Krieg führen oder gegen seine Mitmenschen zerstörenden Zwist und Feindschaft hegen? Der Mensch ist das edelste Geschöpft. In seinem physischen Organismus besitzt er die Tugenden des Mineralreichs. Ebenso verkörpert er die Tugend der Vermehrung oder die Kraft des Wachstums, die das Pflanzenreich kennzeichnen. Weiter ist er auf seiner Stufe des physischen Seins mit Eigenschaften und Kräften ausgezeichnet, die dem Tiere eigen sind, und über sie hinaus geht noch der Bereich seiner besonderen menschlichen, inneren und geistigen Begabung. Wenn man die wundervolle Einheit der Reiche des Seins und ihre Verkörperungen im höchsten und edelsten Geschöpf betrachtet, warum sollte dann Mensch gegen Mensch in Gegensatz und Streit stehen? Ziemt es sich, kann man verantworten, daß er in den Krieg zieht, wenn die Reiche der Erscheinungswelt unter ihm durch Harmonie und gegenseitige Abhängigkeit gekennzeichnet sind? Die Elemente und niederen Wesenheiten sind im großen Lebensplan im Gleichklang. Sollen die Menschen, die im Grade so unendlich hoch darüber stehen,

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sich bekämpfen und die gegebene Vollkommenheit zerstören? Gott bewahre uns vor einem solchen Zustand! Aus der Gemeinschaft und der Vermischung der Elementenatome kommt das Leben. Aus ihrem Zusammenwirken und ineinanderübergehen kommt immer neues Sein. Es ist Glanz, Vollkommenheit, es ist Vollendung, es ist das Leben selbst. Die Sonne ist in Frieden mit der Erde, auf die sie scheint, der sanfte Windhauch ist in Frieden mit den Bäumen. Alle Elemente sind in Harmonie und Gleichgewicht. Ein physischer Gegensatz, nur ein kleiner Streit unter den Elementen, und die Folge ist eine heftige, verheerende Veränderung in der Natur. So ist es im Mineralreich. Bedenkt, was dann die Wirkung von Uneinigkeit und Streit im Menschenreich sein muß, das so sehr über die Stufe des unbeseelten Seins (unbeseelt hier im Gegensatz zur höherstehenden, der geistigen Wirklichkeit zugewandten menschlichen Seele) hinausragt! 12)

Gott hat EINE Erde und EINE Menschheit, die darin leben soll, geschaffen. Der Mensch hat keine Wohnstatt, aber der Mensch ist selbst hervorgetreten und hat eingebildete Grenzlinien und Gebietsbeschränkungen verkündet, die er „Deutschland“, „Frankreich“, „Russland“ usw. nennt, und Ströme köstlichen Blutes sind zur Verteidigung dieser gar nicht vorhandenen Abgrenzungen unserer menschlichen Wohnstatt unter dem Wahn des eingebildeten und begrenzten Patriotismus vergossen worden. Nach allem ist ein Anspruch und Anrecht auf Gebiet oder Vaterland nur ein Anspruch auf eine Bindung an den Erdenstaub. Wir leben auf dieser Erde für einige Tage und

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und ruhen dann unter ihr für immer. So ist sie ewig unser Friedhof. Soll der Mensch nun um das Grab kämpfen, das ihn verschlingt, um seine ewige Ruhestatt? Kann die Unwissenheit noch größer sein? Ueber dem Grab zu kämpfen, einander zu töten, um des Grabes willen! Welche Unbesonnenheit! Was für ein Wahn! Bahá'u'lláh hat auf den Weltfrieden mit besonderem Nachdruck hingewiesen. Er hat erklärt, daß die ganze Menschheit die EINE Nachkommenschaft Adams ist und alle Mitglieder EINER großen weltumfassenden Familie sind. 13)

Verkehret mit allen Menschen in Liebe und Eintracht. Eine freundschaftliche Gesinnung ist die Ursache der Einigkeit, und Einigkeit ist die Quelle der Ordnung in der Welt. Gesegnet sind die, die gütig sind und einander in Liebe dienen. 14)

O mein Gott! O mein Gott! Vereinige die Herzen Deiner Diener und offenbare ihnen Deine großen Absichten. Mögen sie Deine Gebote befolgen und in Deinem Gesetz wandeln. Hilf ihnen, o Gott, in ihrem Streben und verleih ihnen Kraft, Dir zu dienen. O Gott, überlaß sie nicht sich selbst, sondern leite ihre Schritte und nähre ihre Herzen durch Deine Liebe. Wahrlich, Du bist ihr Helfer und ihr Herr! 15)

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