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Seite 1 [obere Ecke rechts, Stempel:] Bahá'í-Jugend Eßlingen Bücherei BAHÁ'Í – STUDIENTEXTE EIN NEUER TAG Aus den Schriften von BAHÁ'U'LLÁH .ABDU'L-BAHÁ SHOGHI EFFENDI Ausschuss für Studienmaterial des Nationalen Geistigen Rats der Bahá'í in Deutschland und Oesterreich April 1948
[unter Ecke rechts:] 204/6
Seite 2 [leer] Seite 3 UEBERSICHT Anbruch eines neuen Zeitalters Seite 1-2 Ein durch die Offenbarung Gottes erleuchtetes neues Zeitalter menschlicher Macht, das mit einer neuen Ordnung die auf der Grundlage einer geeinten Religion fussende Einheit der Menschheit heraufbringen wird. Pflicht jedes Menschen ist, dazu zu helfen. Die Bahá'í-Offenbarung als Geist des neuen Zeitalters Seite 2-3 Die Bahá'í-Offenbarung als Geist und Wesen der höchsten Ideale dieses Jahrhunderts allumfassend, ein Ruf zur religiösen Einheit, nicht eine Einladung zu einer neuen Religion. Charakter der Bahá'í-Offenbarung Seite 3-4 Göttlich im Ursprung, allumfassend in den Zielen, weit im Ausblick, wissenschaftlich in der Methode, menschendienlich in den Grundsätzen, gewaltig im Einfluss auf Herz und Gemüt. Religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern relativ, andauernd und fortschreitend. Vollendung der menschlichen Entwickelung in der organischen Einheit der Menschheit gegeben.
Markstein der höchsten Stufe menschlichen Gemeinschaftsleben Seite 4-5
Abschliessende höchste Stufe der Reife in der Entwickelung der menschlichen Gemeinschaft durch die Offenbarung Bahá'u'lláh's. Seite 4 Bürger im Reiche Gottes Seite 5-9 Durch den Glauben Bahá'u'lláh's die verschiedenen Rassen, Nationalitäten, Glaubensbekenntnisse und Klassen aneinander angeglichen. Allumfassende Liebe für alle Menschen, die Welt als ein Vaterland. Zusamenschliessende Kraft des Glaubens Bahá'u'lláh's überall, wohin Sein Licht dringt, bewiesen. Das Bild der neuen Weltgemeinschaft Seite 9-11 Die von Bahá'u'lláh erschaute Einheit der Menschheit schliesst einen klar umrissenen Plan für die Begründung eines Weltgemeinwesens in sich. Mahnung und Verheissung Seite 12-15 Die Menschheit schmachtet nach Eintracht und weigert sich doch hartnäckig, das Licht anzunehmen. Trübsal von Bahá'u'lláh vorausgesagt. Grundlagen jedoch durch die Göttliche Macht fest geschaffen. Wachstum erst im Anfang, Vollendung mit dem Kommen des Goldenen Zeitalters der Weltzivilisation als Zeitalter des Glaubens Bahá'u'lláh's. Seite 5 Quellennachweis 1) .Abdu'l-Bahá, Ansprache im City Temple, London, 15. Sept. 1911 2) .Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris, Kap. 15 3) Bahá'u'lláh (zitiert nach Shoghi Effendi, Die Entfaltung der neuen Weltzivilisation, 1936) 4) Bahá'u'lláh (zitiert nach Principles of the Bahá'í Faith) 5) .Abdu'l-Bahá (ebenda) 6) Shoghi Effendi, The World Order of Bahá'u'lláh 7) Shoghi Effendi, Die Entfaltung der neuen Weltzivilisation 8) desgl. 9) desgl.
10) desgl. Seite 6 [leer] Seite 7 EIN NEUER TAG Anbruch eines neuen Zeitalters Dies ist ein neuer Zyklus menschlicher Macht. Alle Horizonte der Welt sind erleuchtet, und die Welt wird tatsächlich wie EIN Garten und Paradies werden. Es ist die Stunde der Einigung der Menschenkinder und der Vereinigung aller Rassen und Klassen. Gottes Gabe für dieses erleuchtete Zeitalter ist die Erkenntnis der EINHEIT DES MESCHENGESCHLECHTES und der grundsätzlichen EINHEIT ALLER RELIGION. Der Krieg unter den Völkern wird aufhören und durch den Willen Gottes der grösste und höchste Friede kommen, die Welt wird als eine neue Welt erscheinen und alle Menschen werden wie Brüder leben … Es ist nur EIN Gott und EINE Menschheit, die Grundlage der Religion ist eine. Lasst uns Ihn anbeten und preisen für alle Seine grossen Propheten und Gesandten, die Sein Licht und Seine Herrlichkeit offenbarten. 1) Bahá'u'lláh hat den Kreis der Einheit gezogen und einen Plan gegeben, um alle Völker zu vereinen und sie unter dem schützenden Zelt der allumfassenden Einheit zu versammeln. Es ist das Werk der Göttlichen Freigebigkeit, und wir müssen alle mit Herz und Seele darnach streben, die Einheit in unserer Mitte zu verwirklichen. 2) Bald wird die Ordnung des gegenwärtigen Tages aufgerollt werden und eine neue sich an ihrer statt entfalten. 3) An diesem Tage ist es Pflicht eines jeden Seite 8 Menschen, sein ganzes Vertrauen auf die mannigfachen Gnadengeschenke Gottes zu setzen und sich zu erheben, um mit äusserster Weisheit die Wahrheiten Seiner Sache auszusäen. Dann, und nur dann, wird die ganze Erde vom Morgenschein Seiner Offenbarung überflutet werden. Reget euch, o Völker, und eilet den Tagen der Göttlichen Gerechtigkeit entgegen, denn die verheissene Stunde ist nun gekommen. Seid achtsam, dass ihr deren Bedeutung erfasst und nicht unter die Irrenden gerechnet werdet. 4) Die Bahá'í-Offenbarung als Geist des neuen Zeitalters Die Bahá'í-Offenbarung ist der Geist dieses Zeitalters. Er ist das Wesen aller höchsten Ideale dieses Jahrhunderts. Die Bahá'í-Sache ist eine umfassende Bewegung. Wir begegnen in ihr den Lehren aller Religionen und Gemeinschaften, Christen, Juden, Buddhisten, Muhammedaner, Zoroastrier, Theosophen, Freimaurer, Spiritualisten usw. finden ihre höchsten Ziele in dieser Sache. Sozialisten und Philosophen sehen ihre Ideen in dieser Offenbarung voll entwickelt. Die Bahá'í-Botschaft ist ein Ruf zur religiösen Einheit und nicht eine Einladung zu einer neuen Religion, nicht ein neuer Pfad zur Unsterblichkeit, da sei Gott vor! Sie ist der alte Pfad, der von den Trümmern der Einbildungen und des menschlichen Aberglaubens vom Schutt des Hadern und Missverstehens gereinigt und wieder zu einem deutlichen Pfad für den aufrichtigen Sucher gemacht worden ist, dass er ihn mit Gewissheit betreten und Seite 9 finden möge, dass das Wort Gottes nur EIN Wort ist, obgleich der Sprecher viele waren. 5) Charakter der Bahá'í-Offenbarung Die von Bahá'u'lláh verkündete Offenbarung ist nach dem Glauben Seiner Anhänger Göttlich in ihrem Ursprung, allumfassend in ihren Zielen, weit im Ausblick, wissenschaftlich in der Methode, menschendienend in den Grundsätzen und von gewaltigem Einfluss auf die Herzen und Gemüter der Menschen. Die Sendung des Gründers ihres Glaubens ist nach ihrer Auffassung die Verkündigung, dass religiöse Wahrheit nicht absolut, sondern relativ ist, dass die Gottesoffenbarung eine andauernde und fortschreitende ist, obwohl sie sich in den unwesentlichen Punkten ihrer Lehren unterscheiden, doch „in dem gleichen Tabernakel wohnen, sich zum gleichen Himmel erheben, auf dem gleichen Thron sitzen, die gleiche Sprache reden und den gleichen Glauben verkünden“. Seine Sache kreist, wie sie bereits bewiesen haben, um den mit ihr gleichbedeutenden Grundgedanken der organischen Einheit der Menschheit, die die Vollenddung des gesamten menschlichen Entwickelungsvorgangs darstellt. Diese letzte erstaunliche Entfaltung ist, wie sie geltend machen, nicht nur nötig, sondern es liegt auch unausweichlich fest, dass wir ihr schrittweise näherkommen müsse und dass nur der himmlischen Macht, mit der eine gottverordnete Botschaft ausgestattet zu sein beanspruchen kann, gelingen wird, sie zu begründen. Der Bahá'í-Glaube erkennt die Einheit Gottes und Seite 10 verwirft jedwede Form von Aberglauben und Vorurteilen, lehrt, dass der eigentliche Sinn der Religion die Förderung der Eintracht und des Einklangs ist, dass sie Hand in Hand mit der Wissenschaft gehen muss und dass sie die einzige und letzte Grundlage für eine befriedete, geordnete, fortschrittliche menschliche Gesellschaft bildet. Er betont den Grundsatz gleichermassen günstiger Bedingungen, Recht und Vorrechte für beide Geschlechter, tritt für eine Erziehungspflicht ein, beseitigt die Auswüchse der Armut und des Reichtums, erhebt die Arbeit, die im Geiste des Dienens getan wird, auf die Stufe des Gottesdienstes, empfiehlt die Annahme einer Welthilfssprache und übermittelt die notwendigen Kräfte für die Errichtung und Erhaltung eines dauerhaften Weltfriedens. 6) Markstein der höchsten Stufe menschlichen Gemeinschaftslebens Bahá'u'lláh's Offenbarung, deren höchste Sendung keine andere als die Vollendung dieser organischen geistigen Einheit der Gesamtheit der Nationen ist, sollte, wen wir ihren Ausfolgerungen mit Aufrichtigkeit begegnen, in ihrer Erscheinung als Künder für das Kommen des Zeitalters des Menschengeschlechtes als Ganzes angesehen werden. Wir dürfen in ihr nicht lediglich eine geistige Wiederbelebung innerhalb der ständig wechselnden Geschicke der Menschheit, nicht eine blosse weitere Stufe in einer Folge fortschreitenden Offenbarungen, ja, nicht einmal nur einen Höhepunkt in einer Reihe wiederkehrender prophetischer Zyklen, sondern vielmehr den Mark- Seite 11 stein der letzten und höchsten Stufe in der erstaunlichen Entwickelung des Gesamtlebens der menschlichen Gesellschaft auf unserem Planeten erblicken. Das dringende Bedürfnis nach einer Weltgemeinschaft, das Bewusstsein eines Weltbürgertums, die Begründung einer Weltzivilisation und Weltkultur – alles Dinge, die mit den Anfängen der Entfaltung des goldenen Zeitalters der Bahá'í-Aera zusammenfallen müssen – sollten ihrem wahren Wesen nach hinsichtlich des Lebens auf diesem Planeten als die äussersten Grenzen im Aufbau der menschlichen Gesellschaft angesehen werden, wenn auch der einzelne Mensch als Ergebnis einer solche Vollendung unbegrenzt noch weiter fortschreiten und sich entwickeln wird, ja muss. Jene geheimnisvolle, alldurchdringende und doch unbestimmbare Wandlung, die wir mit der im Leben des Einzelnen unvermeidlichen Reifestufe und der Entwickelung der Frucht verbinden, muss, wenn wir Bahá'u'lláh recht verstehen, ihr Gegenstück in der Entwickelung des menschlichen Gesellschaftsaufbaus haben. Zu einer ähnlichen Stufe muss früher oder später das menschliche Gesamtleben gelangen und eine noch auffallendere Erscheinung in den Weltverhältnissen hervorrufen, indem es die ganze Gattung Mensch mit Möglichkeiten des Wohlergehens begabt, durch die den kommenden Zeitaltern der für die schliessliche Erfüllung ihrer erhabenen Bestimmung nötige Hauptantrieb verliehen wird. Eine solche Reifstufe in der Entwickelung des menschlichen Verhaltens muss bei aufrichtiger Anerkennung des ungeheuren Anspruchs Bahá'u'lláh's für alle Zeiten mit der Offenbarung gleichgesetzt werden, für die Er der Träger war. 7) Bürger im Reiche Gottes Der Glaube Bahá'u'lláh's hat durch seine Seite 12 schöpferischen, ordnenden und veredelnden Kräfte die verschiedenen Rassen, Nationalitäten, Glaubensbekenntnisse und Klassen, die sich in seine Hut begeben haben und seiner Sache unverbrüchliche Treue angelobten, untereinander ausgesöhnt. Er hat die Herzen seiner Anhänger verändert, ihre Vorurteile hinweggeschmolzen, ihre Leidenschaft gestillt, die Auffassung erhöht, die Triebkräfte veredelt, ihre Bestrebungen einander zugeordnet und ihre Anschauungen gewandelt. Während sie doch ihre Vaterlandsleibe beibehalten und ihren kleineren Untertanenpflichten nachkommen, hat er sie darüber hinaus zu Liebenden der Menschheit und entschlossenen Stützen seiner besten und wahresten Interessen gemacht und, während sie ihren Glauben an den Göttlichen Ursprung ihrer Herkunftsreligionen unversehrt bewahren, sie dazu befähigt, den diesen Religionen zugrunde liegenden Plan zu sehen, deren Bedeutung zu erfassen, ihrer Aufeinanderfolge, Zusammengehörigkeit, Ganzheit und Einheit sich bewusst zu werden und das Band anzuerkennen, das sie lebensstark mit ihm verbindet. Diese allumfassende, überragend Liebe, welche die Anhänger des Bahá'í-Glaubens für ihre Mitmenschen empfinden, gleichviel, zu welcher Rasse, Konfession, Klasse oder Nation sie sich bekennen, ist weder geheimnisvoll noch als eine künstlich angeregte zu bezeichnen. Sie ist ebenso freiwillig wie unverfälscht. Wessen Herz durch den belebenden Einfluss von Gottes schöpferischer Liebe erwärmt ist, der schätzt Seine Geschöpfe um Seinetwillen und erkennt in jedem menschlichen Angesicht ein Zeichen Seiner hervorstrahlenden Herrlichkeit. 8) Seite 13 Von solchen Männern und Frauen kann in der Tat gesagt werden, dass ihnen „jedes fremde Land ein Vaterland und jedes Vaterland ein fremdes Land ist“, wenn wir bedenken, dass ihr Bürgerrecht im Reich Bahá'u'lláh's ist. Obgleich sie durchaus den Willen haben, an den zeitlichen Segnungen und vergänglichen Freuden dieses Erdenlebens teilzuhaben und darauf bedacht sind, sich an allem zu beteiligen, was zu dessen Reichtum, Glück und Frieden führt, so vergessen sie doch keinen Augenblick, dass dies nur einen flüchtigen, sehr kurzen Abschnitt ihres Daseins ausmacht, und dass, wer es durchlebt, nur ein Pilger und Wanderer ist, dessen Ziel die himmlische Stadt und dessen Heimat das Land der nie versiegenden Freude und Herrlichkeit bildet. Obschon sie ihren betreffenden Regierungen treu ergeben sind und sich ernstlich alles angelegen sein lassen, was deren Schutz und Wohlfahrt angeht, obwohl sie darauf bedacht sind, an allem teilzunehmen, was dessen beste Interessen fördert, so ist doch der Glaube, mit dem die Anhänger Bahá'u'lláh's gleichzusetzen sind, nach ihrer festen Ueberzeugung von Gott hoch über die Stürme, Spaltungen und Gegensätze des politischen Kampffeldes erhoben. Sie fassen ihren Glauben im innersten Wesen als unpolitisch, seiner Art nach als übernational, streng unparteiisch und völlig von nationalistischem Ehrgeiz, Bestreben und Planen losgelöst. Ein solcher Glaube weiss von keiner Teilung in Klassen oder Parteien. Er ordnet ohne Zögern oder Widerreden jegliches Sonderinteresse, sei es persönlich, örtlich oder national, den übergreifenden Menschheitsinteressen in der festen Ueberzeugung unter, dass in einer Welt von untereinander abhängigen Völkern und Nationen das Wohl des Seite 14 Ganzen erreicht wird und dass für die einzelnen Teile kein bleibender Nutzen zu erzielen ist, wenn man das Allgemeinwohl der Gesamtheit ausser Acht lässt und vernachlässigt. Was Wunder, wenn durch die Feder Bahá'u'lláh's die folgenden in Voraussicht des gegenwärtigen Zustandes der Menschheit niedergeschriebenen gewichtigen Worte offenbart werden mussten: „Nicht demjenigen steht es zu, sich zu brüsten, der sein eigenes Land liebt, sondern eher demjenigen, der die ganze Welt liebt. Die Erde ist nur ein Heimatland und die Menschheit ihre Bürger“. Und an anderer Stelle: „Der ist fürwahr ein Mensch, der sich heute dem Dienst am ganzen Menschengeschlecht hingibt“… Der Glaube Bahá'u'lláh's hat über diese Richtlinien und Wirksamkeiten, die seine heutige Entwickelung zeigt, hinaus auch in anderen Bereichen und überall, wohin der Glanz seines Lichts gedrungen ist, die Stärke seiner zusammenschliessenden Kraft, seiner ausgleichenden Macht und seines unüberwindlichen Geistes nachgewiesen … Von Island bis Tasmanien, von Vancouver bis zum chinesischen Meer verbreitet sich der Glanz und dehnt sich die Verzweigung dieses weltumfassenden Systems, dieser vielfarbigen und festverknüpften Bruderschaft, indem sie jedem für ihre Sache gewonnen Mann und jeder Frau einen Glauben, eine Hoffnung und eine Geisteskraft einflösst, die ein eigensinniges Geschlecht längst eingebüsst hat und ausser Stande ist, zurückzugewinnen. Diejenigen, welche die augenblicklichen Geschicke dieses beunruhigten Erdballs lenken, für seinen chaotischen Zustand, sein Aengste, Zweifel und Trübsale verant- Seit 15 wortlich sind, werden gut daran tun, ihren Blick aus der Verwirrung auf die Beweise dieser innerhalb ihrer Reichweite liegenden rettenden Gnade des Allmächtigen zu richten und im Herzen darüber nachzudenken – eine Gnade, die ihre Lasst erleichtern, ihre Verwirrung lösen und ihren Weg erleuchten kann. 8) Das Bild der neuen Weltgemeinschaft Die von Bahá'u'lláh erschaute Einheit der menschlichen Rasse schliesst die Begründung eines Weltgemeinwesens in sich, in dem alle Nationen, Rassen, Glaubensbekenntnisse und Klassen eng und dauerhaft vereint und in dem die Selbständigkeit der Staatsglieder und die persönliche Freiheit und Tatbereitschaft der seinen Beistand ausmachenden Einzelwesen endgültig und vollständig gesichert sind. Dieses Gemeinwesen muss, soweit wir es uns vorstellen können, aus einer Weltgesetzgeberschaft bestehen, deren Mitglieder als Bevollmächtigte der ganzen Menschheit die gesamten Hilfsquellen aller sie zusammensetzenden Nationen vollauf in der Hand haben und die zur Regelung des Lebens, der Befriedigung der Nöte und der Ordnung der Beziehungen zwischen allen Rassen und Völkern erforderlichen Gesetze erlassen. Eine auf ein internationales Machtmittel gestützte Weltexekutivgewalt wird die ihr durch die Weltgesetzgeberschaft zugeleiteten Entscheidungen durchführen, die von jener erlassenen Gesetze anwenden und die organische Einheit des ganzen Gemeinwesens beschützen, ein Weltgerichtshof seine bindenden und endgültigen Entscheidungen in allen Streitigkeiten fällen, die unter den verschiedenen Elementen dieses allumfassenden Systems entstehen könnten. Es wird ein Mechanismus gegenseitigen Seite 16 Weltverkehrs ersonnen werden, der die ganze Erde umspannt und sich, befreit von nationalen Hindernissen und Beschränkungen, mit wunderbarer Schnelligkeit und vollkommener Regelmässigkeit vollzieht. Eine Welthauptstadt wird als Nervenzentrum einer Weltzivilisation, als Brennpunkt in sich die einigenden Lebenskräfte sammeln und daraus wirksam ihr stärkenden Einflüsse hervorgehen lassen, eine Weltsprache geschaffen oder unter den bestehenden Sprachen ausgewählt und in den Schulen aller verbündeter Nationen als Hilfsmittel neben den betreffenden Muttersprachen gelehrt werden, eine Weltschrift, Weltliteratur, einheitliches und allumfassendes Währungs-, Gewichts-und Mass-System den Verkehr und die Verständigung unter den Nationen und Rassen der Menschheit vereinfachen und erleichtern. In einer solchen Weltgemeinschaft werden Wissenschaft und Religion, die beiden gewaltigen Kräfte im menschlichen Leben, in Einklang kommen, zusammenwirken und sich harmonisch entwickeln. Die Presse wird in einem solchen System, indem sie der Darlegung der verschiedenartigen Ansichten und Ueberzeugungen der Menschheit vollen Raum gibt, nicht mehr durch bevorrechtete private oder öffentliche Interessen nachteilig gehandhabt werden und sich vom Einfluss streitender Regierungen und Völker freimachen. Die wirtschaftlichen Hilfsmittel der Welt werden organisiert, ihre Rohstoffquellen erschlossen und völlig ausgenutzt, ihre Märkte gleichgeschaltet und entwickelt und ihre Erzeugnisse in unparteiischer Regelung verteilt werden. Nationale Nebenbuhlerschaft, Erbitterung und Ränkespiel wird aufhören und Rassenfeindschaft und –Vorurteil durch Rassenfreund- Seite 17 schaft, -Verständigung und Hand in Hand-Arbeiten ersetzt, jedweder Anlass zu religiösem Streit für immer aus dem Weg geräumt, jedwede wirtschaftliche Schranke und Behinderung ganz beseitigt und der masslose Klassenunterschied verwischt werden. Mangel einerseits und riesige Besitzansammlung anderseits wird verschwinden und die ungeheure bisher für wirtschaftliche oder politische Kriege verzettelte und vergeudete Kraft auf solche Ziele hingelenkt werden, die den Bereich der menschlichen Erfindungen und der technischen Entwickelung erweitern, die Ertragsfähigkeit der Menschheit mehren, Krankheiten beseitigen, die wissenschaftliche Forschung ausdehnen, den allgemeinen Stand der körperlichen Gesundheit heben, den Verstand des Menschen schärfen und verfeinern, die unbenutzten und ungeahnten Hilfsquellen des Planeten erschliessen und der Verlängerung des menschlichen Lebens und der Förderung aller sonstigen des Verstandes-, Sittenund Geistesleben des ganzen Menschengeschlechtes fördernden Bestrebungen dienen können. Ein Weltbundsystem, das die ganze Erde beherrscht und unanfechtbare Befugnisse über ihre unvorstellbar reichen Hilfsquellen besitzt, das die Ideale des Ostens wie des Westens zusammenschmiedet und verkörpert, vom Fluch des Krieges und seines Elends frei ist und die Nutzbarmachung aller verfügbaren Kraftquellen auf der Oberfläche des Planeten anstrebt, ein System, in dem die Stärke zur Dienerin der Gerechtigkeit gemacht und dessen Dasein getragen wird durch eine allumfassende Anerkennung des EINEN Gottes und den Gehorsam gegenüber einer gemeinsamen Offenbarung – das ist das Ziel, dem die Menschheit unter dem Antrieb der vereinenden Lebenskräfte zustrebt. 9) Seite 18 Mahnung und Verheissung Das ganze Menschengeschlecht seufzt und schmachtet darnach, zur Einigkeit geführt zu werden und sein jahrhundertelanges Martyrium zu beenden. Dennoch verweigert es hartnäckig die Annahme des Lichtes und die Anerkennung der unumschränkten Macht jener einzigen Kraft, die es aus seinen Verstrickungen zu befreien und das erbarmenswerte Unglück abzuwenden im Stand ist, das es in den Abgrund stürzen möchte. Schicksalsverkündend ist fürwahr die Stimme Bahá'u'lláh's, die aus den folgenden prophetischen Worten klingt: „O Völker der Erde, wisset wahrlich, dass nie gesehene Trübsal über euch hereinbrechen wird und schmerzhafte Vergeltung auf euch wartet. Denket nicht, dass das, was ihr begangen habt, vor Meinem Antlitz ausgelöscht ist“. Und wieder: „Wir haben euch eine bestimmte Frist gesetzt, o Völker. Versäumt ihr, bis zur festgesetzten Stunde euch Gott zuzuwenden, so wird er wahrlich an euch gewaltig Hand anlegen und schwere Leiden hervorrufen, die von allen Seiten über euch kommen. Wie streng, wahrhaftig, ist die Züchtigung, mit der euer Herr euch dann bedenken wird!“ Muss die bereits so gequälte Menschheit erst von noch schwereren Drangsalen befallen werden, ehe deren läuternder Einfluss sie bereit machen kann, ins himmlische Königreich zu treten, dessen Aufrichtung auf Erden bestimmt ist? Muss der Anbruch eines so gewaltigen, einzigartigen, erleuchteten Zeitalters der menschlichen Geschichte durch eine derartige Katastrophe des Menschlichen eingeleitet werden, um an den schrecklichen Zusammenbruch der römischen Zivilisation in den Seite 19 ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung zu erinnern, nein mehr noch, ihn zu übertreffen? Muss erst eine Reihe tiefergehender Erschütterungen die Menschheit schütteln und rütteln, bis dass Bahá'u'lláh in den Herzen und Gewissen der Massen auf den Thron erhoben werden kann und Seine unbestreitbare Ueberlegenheit allgemein anerkannt und das erhabene Gebäude Seiner Weltordnung begründet und errichtet ist? Die langen Abschnitte der Kindheit und der Minderjährigkeit, durch welche die menschliche Rasse hindurchgehen musste, liegen hinter ihr. Jetzt erleidet die Menschheit die unausweichlich mit der stürmischsten Stufe ihrer Entwickelung, der Stufe des Jünglingszeitalters, verbundenen Erschütterungen, da die Unbändigkeit der Jugend und ihre Heftigkeit den Höhepunkt erreichen und allmählich durch die das Mannesalter kennzeichnende Ausgeglichenheit, Weisheit und Reife ersetzt werden müssen. Dann wird die menschliche Rasse zu jener Reife und Gesundheit kommen, die sie alle Seelenkräfte und Fähigkeiten erlangen lassen wird, auf denen ihre endgültige Entwickelung beruhen muss. Vereinigung der ganzen Menschheit ist das Kennzeichen der Stufe, der sich die menschliche Gesellschaft nunmehr nähert. Die Einheit der Familie, Sippe, des Kleinstaates und der Nation ist nacheinander erprobt und voll erreicht worden. Welteinheit ist das Ziel, dem die gequälte Menschheit zustrebt. Die Bildung nationaler Staaten ist zu einem Ende gekommen. Die staatlicher Herrschaft anhaftende Ungesetzlichkeit geht ihrem Höhepunkt entgegen. Eine heranreifende Welt muss diesen Fetisch aufgeben, die Einheit und Ganzheit der menschlichen Beziehungen erkennen und ein für allemal das Getriebe zusammen bauen, das am besten diesen Hauptgrundsatz ihres Daseins zu verwirklichen vermag … Seite 20 „Nun hat“, erklärt .Abdu'l-Bahá, „in der Welt des Daseins die Hand der Göttlichen Macht die Grundlagen dieser höchsten Wohltat und wunderbaren Gabe fest geschaffen. Was immer im Innersten dieses heiligen Zyklusses verborgen ist, wird allmählich erscheinen und offenbar werden, denn wir stehen erst im Anfang seines Wachstums und am Morgen der Offenbarung seiner Zeichen. Noch ehe dieses Jahrhundert und das gegenwärtige Zeitalter zu Ende gehen, soll es klar und offensichtlich werden, wie wundersam dieser Frühling und wie himmlisch diese Gabe war“ … Wer kann bezweifeln, dass eine derartige Vollendung – das Kommen des Zeitalters des Menschengeschlechtes – die Einführung einer Weltzivilisation hervorbringen muss, wie sie kein sterbliches Auge je erblickt noch je ein menschlicher Geist erfasst hat? Wer vermag sich die erhabene Stufe vorzustellen, die zu erreichen einer solchen, sich selbst entfaltenden, Zivilisation bestimmt ist? Wer kann die Höhen ermessen, zu denen sich der von seinen Fesseln befreite menschliche Verstand erheben, wer die Reich erschauen, die der durch das hervorströmende und in der Fülle seiner Herrlichkeit glänzende Licht Bahá'u'lláh's belebte Menschengeist entdecken wird? Gibt es einen passenderen Abschluss für dieses Thema als die nachstehenden Worte Bahá'u'lláh's, die Er in der Vorausschau des goldenen Zeitalters Seines Glaubens niederschrieb, des Zeitalters, da das Erdenrund von Pol zu Pol die unaussprechlichen Herrlichkeiten des Paradieses Gottes (Abhá) spiegeln wird? „Dies ist der Tag, da nichts als nur der Glanz des Lichts gesehen werden kann, das von dem Angesicht des Herrn, des Gütigsten, des Seite 21 Mildtätigsten, leuchtet. Wahrlich, Wir haben alle Seelen vor Unserer unwiderstehlichen und allbezwingenden höchsten Macht vergehen und darnach als Zeichen Unserer Gnade für die Menschheit eine neue Schöpfung werden lassen. Ich bin wahrlich der Allgütige, der Ewige. Dies ist der Tag, da die Welt des Ungeschauten ausruft: ‚Gross ist deine Glückseligkeit, o Erde, denn du wurdest zum Schemel deines Gottes und zur erwählten Stätte Seines Thrones!‘ Vom Reich der Herrlichkeit geht der Ruf aus: ‚Möchte doch mein Leben für dich hingegeben werden können, denn Er, Der der Geliebte des Allerbarmers ist, hat durch die Kraft Seines allem Vergangenen und Künftigen verheissenen Namens Seine Herrschaft über Dir errichtet.“ 10)