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[Seite 1]Studien-Blätter Nr. 3
Die Stellung der Propheten zur Kulturseligkeit u. modernen Technik (Fortsetzung)
Läuterung haben, nicht auf einer andern Erde oder einem andern Planeten, sondern in den unzählbaren geistlichen Wel- ten Gottes. — Hat nicht unser Herr Jesus Christus — gepriesen sei seine Rede — gesagt: „In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen, ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten!“ — Nicht eigene Anstrengung wird den Heimgegangenen zur Läu- terung gereichen, sondern die Gnadengaben Gottes werden sie zur Läuterung bringen. Wird aber neun Zehntel der ganzen Menschheit der Dämonie der übersteigerten Technik anheim- fallen, so kommt der Abschluß der. Weltgeschichte unserer Erde. Der letzte der jüngsten Tage bricht an, Ja der Pro- phetenzyklus zu Ende gekommen ist und die Welt in Gott zurückkehrt, indem im Krachen und! Bersten der Elemente alles in Ihm untergeht, was für die von Gott Abgewandten die Ver- nichtung, für die in Gott Ruhenden die Beseligung bedeutet, auch für die noch läuterungs- und entwicklungsbedürftigen Seelen ist es triumphierendes Untersinken in Gottes tunend- liche Gnade und Barmherzigkeit. Und was ist die Lehre der Gesegneten Vollkommenhei: Bahä’u’llähs, wenn wir die Zei- chen der Zeit erkennen und unsere Seelen sich erschauernd von der zunehmenden Dämonie des Maschinenzeitalters ab- wenden möchten?
Glaubet und schmecket. ihr Menschenkinder, die Wirklich- keit Gottes, in dieser Wirklichkeit ruht das Gestern, das Heute und das Morgen; in Ihm ruhen ist zeitliche und ewige”Glück-" seligkeit.
Niemand wagt für heute weitere Fragen. der Meister zieht Sich zur Andacht zurück: die Anwesenden sind entlassen.
(Aus „Sonne der Wahrheit“ Heft 10 1931)
Der Mensch und die Natur.
Wenn wir die Welt der Schöpfung mit aufmerksamem Auge betrachten, finden wir, daß alle bestehenden Dinge wie folgt klassifiziert werden können: Erstens das Mineral — das ist so- zusagen der Stoff oder das Wesen in verschiedenen Formen der Zusammensetzung erscheinend. Zweitens — die Pflanze — besitzt die Fähigkeiten des Minerals hinzuzüglich der Macht der Vermehrung oder des Wachstums, ein Grad höher und mehr spezialisiert als das Mineral. Drittens — das Tier — besitzt die Kennzeichen des Minerals und der Pflanze hinzuzüglich der Macht des Gefühles der Wahrnehmung. Viertens — der Mensch — der spezialisierteste Orsanismus der ‘sichtbaren Schönfung. verkörpert dis FRirenschaften des Minerals, der Pflanze und des Tieres hinzurürlich der den niederen Reichen fehlenden und zerstreuten Begriffsberabuns — der Macht der persönlichen Forschung in den Geheimnissen der äußeren Er- scheinungen. Das Auftreten dieser persönlichen Begabung ist Wissen. welches das besondere Kennzeichen des Menschen ist. Diese wissenschaftliche Macht erforscht und begreift die
erschaffenen Gegenstände und die sie umgebenden Gesetze. Sie ist der Entdecker der verborgenen und dunkeln Geheim- nisse des materiellen Weltalls und ist dem Menschen alleine eigen. Die edelste und werivollste Eigenschaft des Menschen ist daher wissenschaftliche Erkenntnis und Vollkommenheit.
Kenntnis kann mit einem Spiegel verglichen werden, worin das Bild der äußeren Erscheinungen widergespiegelt ist. Sie bringt auf dem Kampfpla:z der Wissenschaft alle Erzeugnisse der Vergangenheit hervor und zeigt sie uns. Sie verbindet gleichsam Vergangenheit und Gegenwart. Die philosophischen Schlüsse vergangener Jahrhunderte, die Lehren der Propheten und Weisheit der klugen Bildner ist in dem wissenschaftlichen Fortschritt heute geläutert und wiedergegeben. Die Wissen- schaft ist der Enthüller der Vergangenheit. Aus ihren Vorder- sätzen aus Vergangenheit und Gegenwart leiten wir Schlüsse auf die Zukunft. Wissenschaft ist der Hofmeister der Natur und ihrer Geheimnisse, die Triebkraft, durch welche der Mensch die Einrichtungen der materiellen Schöpfung erforscht. Alle erschaffenen Dinge sind Gefangene der Natur und unterliegen ihren Gesetzen. Sie können die Führung dieser Gesetze unter keinem Umstand oder Einzelfall überschreiten. Die unendlichen Sternenwelten und himmlischen Körper sind die gehorsamen Untertanen der Natur. Aber der Mensch kann durch die Aus- übung seiner wissenschaftlichen, geistigen Macht aus diesem Zustand heraustreten, kann die Natur gemäß seinen eigenen Wünschen und Bedürfnissen einschränken. Wissen ist sozu- sagen die „Brandung“ des Gesetzes der Natur.
Beachtet zum Beispiel, daß der Mensch gemäß dem natür- lichen Gesetz auf der Oberfläche der Erde wohnen müßte. Durch Ueberwältigung und Einschränkung des Gesetzes segelt er jedoch in Schiffen über den Ozean, steigt in Luftschiffen zu dem Scheitelpunkt und sinkt in Unterseebooten in die 'Tie- fen des Meeres. Dies ist gegen den Machtspruch der Natur und eine Verletzung ihrer Unumschränktheit und Herrschaft. Die Gesetze und Verfahrungsarten der Natur, die verborgenen Geheimnisse und Rätselhaftiskeiten des Weltalls, menschliche Erfindungen und Entdeckungen und unsere wissenschaftlichen Errungenschaften würden natürlich verborgen und unbekannt bleiben, aber der Mensch hat durch sein geistiges, scharfsinni- ges Nachforschen dies aus dem Plan des Unsichtbaren in die Ebene des Sichtbaren geleitet. hat es dargelegt und erklärt. Z.B. eines der Rätsel der Natur ist die Elektrizität. Gemäß der Natur sollte diese Kraft, diese Energie, gebunden und verbor- gen bleiben, aber der Mensch brach wissenschaftlich durch die vielen Gesetze der Natırr, hannte sie gleichsam zu seinem Vorteil.
Kurz, der Mensch ist durch den Besitz dieser geistigen
Begabung der wissensctHa’tlichen Erforschung das edelste Er-
zeugnis der Schöpfung. der Direktor der Natur. Er nahm das
Schwert aus der Hand der Natur und gebrauchte es über der
Natur Haupt. Gemäß dem natürlichen Gesetz ist Licht ein
Zeitraum der Finsternis ıınd Dunkelheit, aber durch die Nutz-
anwendung der Macht der Elektrizität, durch Schwingen des
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elektrischen Schwertes, überwindet der Mensch die Finsternis und vertreibi den Trübsinn. Der Mensch ist der Oberste der Natur und gibt der Natur seine Befehle. Der Mensch ist das empfindliche Sein; die Natur ist ohne Gefühl. Der Mensch hat Gedächtnis und Vernunft; die Natur mangelt dessen. Der Mensch ist edler als’ die |Natur. Es ist eine Macht in ihm, welche der Natur fehlt. In Erwiderung äuf diese Darlegungen wollen wir sagen, wenn die Natur das Ganze und der Mensch ein (Teil des Ganzen ist, wie kann es denn einem Teil möglich sein, Merk- male und Tugenden zu besitzen, welche im ganzen abwesend sind. Unbezweifelbar muß der Teil mit aenselben Kennzeichen und Eigenschaften ausgesiattet sein wie das Ganze. Z.B. das Tlaar ist ein Teil des menschlichen Skeletts. Es kann keine Urstoffe enthalten welche nicht in anderen Teilen des Kör- pers gefunden werden, denn in jedem Falle sind die Bestand- teile der Urstoffe des Körpers dieselben. Daher ist es offenbar und augenscheinlich, daß der Mensch, obgleich im Körper ein Teil der Natur ist, dessen ungeachtet im Geist eine Macht be- sitzt, die Natur zu übertreffen; denn wenn er nur schlechthin ein Teii der Natur und mit den materiellen Gesetzen be- schränkt wäre, könnte er nur die Dinge besitzen, welche in der Natur verkörpert sind. Gott hat dem Menschen eine unter- scheidende Macht verliehen und auf ihm die Fähigkeit der geistigen Forschung in den Geheimnissen der Schöpfung sum- miert, den Erwerb der höheren Erkenntnis, deren höchste Vor- trefflichkeit wissenschaftliche Aufklärung ist.
Diese Begabung ist die wertvollste Macht des Menschen, denn durch ihre Verkörperung und Ausübung ist die Vervoll- kommnung der menschlichen Rasse erreicht, die Entwicklung der Tugenden des Menschengeschlechtes is: ermöglicht und der Geist und die Geheimnisse Gottes werden offenbar.
Weil hier (Colombia University, New Xork City) materielle und physische Wissenschaften gelehrt werden und Entfaltung weiterer Bildung zuverlässig in Aussicht ist, bin ich voll Hoff- nung, daß die geistige Entwicklung auch nachfolgen und Schritt halten werde mit diesen äußeren Vorzügen. Wenn materielle Erkenntnis, diese innere Mauer des größten Tem- pels der Gelehrsamkeit, erleuchtet ist, so wird auch das Licht des Geistes, das innere und göttliche Licht der echten Philo- sophie, diese Anstalt verherrlichen. Das wichtigste Prinzip der göttlichen Philosophie ist die Einheit der Welt der Mensch- heit, die Eintracht des Menschengeschlechtes, das Seil der Verbindung von Ost und West, die Schleife der Liebe, welche die menschlichen Herzen verbindet.
Daher ist es unsere Pflicht, unsere größten Anstrengungen
fortzusetzen und all unsere Tatkraft aufzubieten in der Absicht,
das Band der Einigkeit und Eintracht unter dem Menschen-
geschlecht zu festigen. Tausende von Jahren hatten wir Blut-
vergießen und Streit. Nun ist die Zeit, sich miteinander in
Liebe und Harmonie zu verbinden. Tausende von Jahren
haben wir das Schwert und Kriege probiert; laßt das Menschen-
geschlecht wenigstens für eine Zeit in Frieden leben. Ueber-
blicken wir die Geschichte und beobachten wir, wieviel Grau-
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FT[Bearbeiten]
R,
samkeit, wieviel Blutvergießen die Welt verwüstet haben. Es waren entweder religiöse Kriege, politische Kriege oder einige andere Widersprüche der menschlichen Vorteile. Die Welt der Menschheit hat sich niemals des Segens des allgemeinen Friedens erfreut. Jahr um Jahr wurden die Kriegsgeräte ver- mehrt und vervollkommnet. Betrachtet die Kriege des letzten Jahrhunderts; nur zehn-, fünfzehn- oder höchstens zwanzig- tausend wurden getötet, aber nun ist es möglich, hundert- tausend in einem Tag zu töten. In alten Zeiten wurde Krieg geführt mit dem Schwert; heute ist das Rauchgeschütz. Vor- mals waren die Schlachtschiffe Segelfahrzeuge; heute sind Dreadnoughte. Betrachtet das Wachsen und den Fortschritt in den Kriegswaffen. Gott hat uns Menschen alle erschaffen und alle Länder der Welt sind Teile derselben Erdkugel. Wir alle sind seine Diener. Er ist freundlich und gerecht zu allen. Warum sollen wir gegeneinander unfreundlich und ungerecht sein? Er sorgt für alles. Warum sollen wir einander berauben? Er schützt und bewahrt alle. Warum sollen wir unsere Schöp- fungsgenossen töten? Wenn Krieg und Streit um der Reli- gion halber sind, ist es augenscheinlich, daß sie den Geistuund die Grundlagen aller Religion verletzen. Alle göttlichen Offen-- barer haben die Einheit Gottes und die Einheit des Menschen- geschlechtes verkündet. Sie haben gelehrt, daß die Menschen einander lieben und sich gegenseitig in dem Bestreben fort- zuschreiten helfen sollen. Nun, wenn der Entwurf der Religion richtig ist, ist ihr wesentliches Prinzip die Einhett der Mensch- heit. Die grundlegende Wahrheit der Manifestation ist Friede. Darauf beruht jede Religion, jede Gerechtigkeit. Die göttliche Absicht ist, daß die Menschen in Einigkeit, Eintracht und Uebereinstimmung leben und einander lieben sollen. Beachtet die Tugenden der menschlichen Welt und verwirklicht, daß die Einheit der Menschheit die vornehmste aller Grundlagen ist. Leset die Evangelien und die anderen heiligen Bücher. Ihr werdet finden, daß die Grundlagen ein und dieselben sind.
Leipzig, ıo. Iı. 1931 aus: „Foundations of World Unity“.
Zur gefälligen Mitarbeit in Herausgabe und Verbreitung der „Studien-Blätter“ - auch in anderen Sprachen - sind alle Arbeits-Gemeinschaften und Einzelfreunde herzlichst eingeladen.
Zu beziehen durch
Verlag des Deutschen Bahä’’-Bundes, Stuttgart, Alexanderstraße 3
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