[Seite 1]Gedanken für eine
bessere W E L T
NO.5 1 994
DAS LEBEN NACH DEM LEBEN.....
Dieses aktuelle Thema geht uns alle an. Keiner, der noch nicht darüber nachgegrfibelt hätte! Welches ist die Wirklichkeit des Menschen? Was ist die Seele ? Welchen Sinn hat das Sterben? Bedeutet der Tod Untergang oder Durchgang zu einem neuen, ewigen Leben? Lebt die Seele nach dem kürperlichen Tode weiter? Welche geistigen F5higkeiten müssen wir hier erwerben, um für das Leben danach vorbereitet zu sein? Was verbirgt sich hinter Begriffen wie Himmel oder H'o'lle? Sind es Wirklichkeiten?
Fragen über Fragen zu denen die passende Antwort meistens fehlt! Aber wenn wir Antworten finden, so fiben sie einen weitreichenden Einfluss auf unser Leben aus. Doch wo Antwort suchen? Wer kann behaupten, wahres Wissen über die menschliche Seele und ihre letzte Bestimmung zu haben?
Wir glauben, dass solches Wissen nur den grossen Lehrem oder Gottesboten gewéihrt wird, die in regelméissigen Abständen erscheinen, um neue Wahrheiten in vorbestimmtem Masse entsprechend einer ständig fortschreitenden Kultur zu offenbaren.
In allen Religionen ist das ewige Leben der Seele Ausgangsbasis und Wegweiser ffir das diesseitige Leben der Menschen. Solche Lehren sind meistens bekannt. Noch sehr wenig bekannt sind die Bahá’í-Lehren über Existenz und Fortleben der menschlichen Seele, ihre Fähigkeiten, ihre diesseitige Aufgabe und jenseitige Lebensweise, über die Voraussetzung ihrer Entwicklung, ihrer Beziehung zum Körper und zur Materie, zum Jenseits und zum Reich Gottes. Doch wer diese Lehren kennt, erfaihrt eine Erweiterung seines geistigen Horizontes. Bahá’u’lláh legt uns ans Herz, Erkenntnisse zu erlangen, auch über unsere Seele und ihre Entfaltung, aber nur wo Erkenntnis schicklich und angebracht und nicht schéidlich und unmöglich ist.
Diese Ausgabe ist der Versuch die Bahá’í'—Lehren zu diesem Thema vorzustellen, obschon diese Lehren sich nicht nur mit dem Leben nach dem Tode, sondern viel ausführlicher mit dem Leben hier auf dem Planeten beschäftigen und so deutlich machen, dass die menschliche Seele sich dann am besten enfaltet, wenn der heutige Mensch sich für die Einheit der Menschheit und den Weltfrieden einsetzt.
Die Redaktion
[Seite 2] Die Wirklichkeit
des Menschen...
hat Er* zumBrennpunkt des Glanzes aller Seiner Namen und Eigenschaften
und zum Spiegel Seines eigenen Selbstes erkoren
Aus allem Erschaffenen ist allein der Mensch
zu einer so grossen Gunst, einer so dauerhaften Gabe
auserwfihlt Worden 2’
Wisse wahrlich
dass die Seele
ein Zeichen Gottes ist ein himmlischer Edelstein
dessen Wirklichkeit die gelehrtesten Menschen
nicht zu begreifen vermügen
und dessen Geheimnis kein noch so scharfer Verstand je zu entrfitseln
hoffen kann„
Quellennachweis: 2) Bahá’u’lláh, Ahrenlese 27: 2 3) ebenda: 82:1-8
- verg1.R.Rabbani:Dein Leben deine
Wahl, Bahá’í’-Verlag
- vergl. Prof.Dr. F.Sobhani: Die Seele
des Menschen aus Bahá’í’-Sicht.....
- =Gott
Die Wirklichkeit des Menschen
Der Mensch hat eine doppelte Natur, die kein anderes Wesen besitzt. Dieser Dualismus ergibt sich dadurch, dass er Körper und Seele besitzt. Sein K'orper geh6tt dem Tierreich an, mit allen Wünschen und vielen Instinkten des Tieres. Er lebt nur einmal wie jede andere kürperliche Erscheinung auf diesem Planeten; er wird geboren, wächst, stirbt und vergeht. Er kennt Hunger, Leidenschaft, Furcht, Liebe, Zorn, Freude usw. zwar auf seine eigene Art,
aber wie jedes andere Tier auch. **
Was ist die Seele?
Die Seele des Menschen ist eine Gabe Gottes: eine geistige Wirklichkeit, die vdurch die Funktionen seines Verstandes mit dem Körper verbunden ist; sie besitzt Individualitfit, Bewusstsein, bestimmte höhere Verstandesfahigkeiten und etwas, was wir geistige Kraft nennen mügen, die das Tier nicht kennt. Seine Seele wird erschaffen, wenn sein Körper in Erscheinung tritt, d.h. im Augenblick der Zeugung. So lange die Seele mit dem Körper verbunden ist, beeinflusst sie ilm mit ihren Fähigkeiten und zieht aus den Erfahrungen seines irdischen Lebens Nutzen.Wenn der Kürper stirbt, stirbt die Seele nicht; sie wird nur frei und lebt ihr Eigenleben weiter als Persünlichkeit, ihrer selbst und anderer bewusst. **
Der Körper ist das Pferd, die Seele ist der Reiter.
Bevor der Reiter sein Ross nicht meistert und sich nicht mit ihm eins fiihlt, wird er entweder dauemd mit ihm k5mpfen oder es geht mit ihm durch. Wir sind alle keine geübten Reiter, und wir brauchen alle einen guten Kurs im Reiten.
Lasst uns nun die beiden Seiten unseres Selbstes ein wenig betrachten: der Körper hat seine Bedürfnisse, folglich muss auch die Seele solche haben. Der Mensch lebt, wie er mochte, das Tier wie es muss. Der Mensch erfreut sich seiner Funktionen - und missbraucht sie — wie es kein Tier kann. Die Sexualität z.B. ist für die Menschen etwas ganz anderes geworden als für das Tier; sie kann mit den selbstlosesten, zéirtlichsten und schéinsten Liebesgefühlen verbunden sein, oder sie kann zu Verderbtheiten, Missbréiuchen und blossen Befriedigungen erniedrigt werden, was dem wilden Tier fremd ist. **
Zweck der Seele
Niemand ausser den Religionsstifter hat jemals diese Frage beantwortet. Sie sagten uns, dass Gott uns erschaffen hat, Ihn zu erkennen, Seinem Weg zu folgen, Ihn zu lieben und an Seiner Unsterblichkeit teilzunehmen. Was diese Unsterblichkeit bedeutet, kéinnen wir nicht voll begreifen, solange wir auf dieser Erde sind, so wenig wie ein Kind im Mutterleib erfasst, was Von dem Tag seiner Geburt an vor ihm 1iegt.**
Gott ist der Schöpfer und der Mensch ist die Frucht am Lebensbaum des Weltalls. Mit ihm wird der Sinn der Entwicklung der Materie erfüllt. Die Reiche des Minerals, der Pflanze und des Tieres sind vom Schüpfer zweckgebunden eingesetzt, um der Entstehung und der Entfaltung des Menschenreichs zu dienen, das den Sinn der gesamten Schéipfimg darstellt.Der Mensch seinerseits hat die Aufgabe, das eigene Lebensziel zu verfolgen und den Willen Gottes zu erfüllen, d.h. für den heutigen Menschen: die Einheit der Menschheit und den Weltfrieden zu errichten. ***
[Seite 3]Die Seele des Menschen
verleiht dem Körper
Leben
. Es ist die Seele, die den Körper
mit eigenen Kräften belebt und mit eigenen Fähigkeiten austattet. Es ist ihre Kraft, die Harmonie und Einklang im Kürper schafft. Die Seele lebt und wirkt ein Leben lang durch den Körper. Sie muss lernen, vom geistigen Reich zu empfangen und das Empfangene im materiellen Reich zu verwirklichen. Sie hat in diesem Verwirklichungsprozess den Körper als Werkzeug zu benutzen. Findet sie Zugang zum höheren Reich des Geistes und wird sie seinen Segnungen, Kräften und Fähigkeiten teilhaftig, so wird der Kürper ihr dienen. Die Seele hat nun die Fühigkeit mittels des Werkzeugs Körper empfangene scelisch-geistige Realitäten in die Tat umzusetzen. So entstehen reine Taten, (fie auf die Entwicklung der eigenen Seele und die anderer Seelen grossen Einfluss ausüben. Wenn die Seele den Kürper nicht zu ihrem Werkzeug macht, wird der Körper sie zu seinem Diener machen. Verfallt die Seele aber dem Körper mit seinen Trieben, dann verwickelt sie sich in das Stricknetz der Kräfte der Materie, büsst ihre eigene Stufe und Fähigkeit ein und verirrt sich, uneingedenk der eigenen Bestimmung, in den Labyrinthen des Tierreiches.Die Taten, die dann entstehen, beruhen auf Befehlen der Triebe und machen den Menschen unfrei.
Die Kraft der Seele
Die Seele ist wie das Licht und der Kürper wie das Prisma. Geht das Licht durch das Prisma hindurch, entstehen Farben, nämlich die mannigfachen Farben der verschiedenartigen Fähigkeiten der Organe
des Kürpers. Das eigentliche Wunder der Seele ist in ihrer Etschaffung bzw. ihrer Entstehung und nicht in ihrem Fortleben im Jenseits zu sehen. Wir aber wundem uns nicht darüber, dass wir überhaupt ins Leben gerufen Worden sind, sondern darüber, dass wir ohne Kürper weiterleben werden. **
J ede Seele ist einmalig
Sie ist nach einem Plan erschaffen und ist eine eimnalige Schopfung. Ihr körperliches Dasein auf Erden ist eine notwendige Erfahrung, denn hier besteht die Gelegenheit geistige Fühigkeiten zu entwickeln, die nach dem k<'5rperlichen Tod gebraucht werden, so wie das Kind im Mutterleib Organe entwickelt, die es in diesem Zustand zwar nicht braucht, die aber wesentlich sind für sein Erdendasein.
Abdu’l-Bahá sagt:
„Am Anfang seines Menschenlebens war der Mensch ein Embryo in der Welt des Mutterleibes. Dort empfing er die Fähigkeiten und Anlagen für die Wirklichkeit des menschlichen Daseins. Die Energien und Kräfte, die er für diese Welt nötig hat, wurden ihm in jenem beschränkten Zustand verliehen. In dieser Welt braucht er Augen; er empfing sie der Anlage nach in der an dern. Er braucht Ohren; er erhielt sie dort, für sein neues Dasein fertig vorbereitet. Die in dieser Welt erforderlichen Kräfte wurden dem Menschen in der Welt des Mutterleibes verliehen. Als er dieses Reich wirklichen Seins betrat, besass er nicht nur alle notwendigen Funktionen und Kräfte, sondern fand auch Vorkehrungen für seinen stofflichen Unterhalt vor.Demnach muss sich der Mensch in dieser Welt auf das jenseitige Leben vorbereiten.„
Die Seele des Menschen ist die Sonne
die seinen
Leib erleuchtet
und ihm seine
Nahrung spendet "
Was für den
Kürper des Menschen die Sonne ist,
das ist die
Sonne der Wahrheit
für seine Seele"
Das J enseits
ist so verschieden vom Diesseits
wie diese Welt von der
Welt des Kindes das noch im Mutterleibe ruht 3’
Quelletmachweis: 1)Bahá’u’lláh, Ahrenlese 80:4 2) Abdu’l-Bahaiz Ansprachen in Paris, S 28:1
3) Bahá’u’lláh, Khrenlese 81:3
- vctgl. Ptof.Dr. F. Sobhani:
Die Seele des Menschen aus Bahá’í Sicht, aus:Was erwartet uns nach dem Tod? GTB-Siebenstem
[Seite 4]Wisse mit Bestimmtheit
dass in den
geistigen Welten die geistig Geliebten einander erkennen...
...Ebenso
wird eine Liebe die jemand
für einen andern gehegt hat... nicht vergessen werden
Desgleichen wirst du dort das Leben
das du
in dieser
irdischen Welt geführt hast
nicht vergessen "
Quellennachweis:
- vergl.Ursula Namdar:Das Modell
desFriedens, Ausweg aus der Krise,Horizonte—Verlag
- vergl.R.Rabbani, Dein Leben ,
Deine Wahl, DeutscherBahlii-Verl. 1) Tablet s of Abdu’l-Bahá,
Bd.1, S.205
Vom Sinn des Sterbens
Bahá’u’lláh kleidet seine Aussagen über Leben und Tod in Bilder, die dem Denken des heutigen Menschen entsprechen. Seine bereits zitierte Aussage, das Jenseits sei so verschieden Vom Diesseits, wie diese Welt von der Welt des Kindes, das noch im Mutterleib ruht, deutet folgende geistige Zusammenhänge an:
- Der Tod ist nicht__das Ende, sondem ein Ubergang.
- Es gibt keine wirkliche Trennung zwischen den beiden Existenzebenen.
- Das Leben nach dem Tod muss das reichere, vollkommenere sein.
— Der Gedanke, das Leben verliere durch den Tod seinen Sinn, gleicht der Vorstellung, dass die Entwicklung des Embryos durch die schliessliche Geburt sinnlos werde.
Da die Welt, in die der Mensch nach seinem Tod eintritt, eine rein geistige Welt ist, muss dies bedeuten, dass nur die geistigen Kräfte und Werte, die er in seinem Erdenleben erworben hat, dort Bestand haben. Sie sind die „Organe und Glieder„, die es vor der Geburt in jene geistige Welt zu entwickeln gilt. *
Welche geistigen Fähigkeiten brauchen wir?
Wir brauchen uns nur zu fragen, was die wichtigsten Wesenszfige des Menschen sind, die das Tier nicht besitzt, um eine Ahnung zu bekommen, welche Fähigkeiten wir hier entwickeln sollen. Der Mensch hat die Fühigkeit der Liebe zu seinen Mjtmenschen, zu einem Prinzip, zu Schönheit, Wissen und vor allem zu seinem Schéipfer, die dem Tier absolut unbekannt ist. Deshalb ist Liebe eine der kostbarsten F§higkeiten der Seele, die er durch
Ubung auf entwickeln muss.
dieser Erde
Er ist zu einem tiefen Verstehen und Wissen befaihigt und muss die Kräfte seines Denkens hier entwickehr, damit erindieser und der nich sten Welt ein immer gréisseres Verständnis seiner Bedeutung, des lebendigen Wirkens und
des Schüpfungsplanes gewinnen kann.
Er hat die Fähigkeit zu einer grossen Spanne zarter Gefühle: Mitgefühl, Mitleid, Grossmut, Geduld, Verzeihen, er kann aufopferungsbereit und ausdauernd auf dem Pfade der Liebe, der Pflicht und der Rechtschaffenheit sein.
Manche Menschen besitzen ein strahlendes Wesen und diese natürliche Freudigkeit und dieses Vertrauen sind Eigenschaften der Seele. Eine andere unschätzbare Kraft ist der Glaube -die_ Fähigkeit zu glauben,diese Uberzeugung des Herzens, die der rein geistigen, auf Vernunft und Erforschung beruhenden Uberzeugung des Verstandes entgegengestellt ist, sie kann neben der Macht der Liebe den grössten Einfluss auf die geistige Entwicklung ausüben.
Alle geistigen FähigkeitenVon denen hier nur einjge genannt sind - müssen durch Anwendung in diesem Leben gestärkt werden. Die wahre Welt und die wahren Wunder sind in uns. Wenn wir schüne Musik hüren, Gedichte lesen, Errungenschaften der Technik und Wissenschaft bewundern, sind wir voller Staunen. Selten aber besinnen Wir uns, class alle diese Dinge auf dem Grunde einer menschlichen Seele gewachsen sind, und dass wir in unserem Inneren einen ungeheuren Kräftevorrat besitzen, der darauf wartet, ausgenutzt und in neue schfipferische Kanéile geleitet zu werden.**
[Seite 5]...Der Tod dieses jungen Menschen und seine Trennung von euch haben Kummer und grosse
Trauer über euch gebracht... Solche herzzerreissenden Geschehnisse unterliegen Gottes unerforschlicher Weisheit. Es ist als pflanze ein liebevoller Géittner einen jungen, zarten Busch Von einem engen Platz weg in ein weites, offenes Feld. Diese Verpflanzung bedeutet nicht, dass der Busch welkt, schrumpft oder eingeht. Im Gegenteil, sie léisst ihn wachsen und gedeihen, verleiht ihm
köstliche Frische, léisst ihn ergrünen und Frucht tragen... “
...Wem ihr ein Spiegelglas zerbrecht, auf das die Sonne schien, so ist das Glas zerbrochen, die
Sonne aber scheint noch immer..Wenn ein Lampenzylinder springt, kann doch die Flamme noch hell weiterbrennen. Das Gleiche gilt für den Geist des Menschen...„
...Der Gedanke, dass der Geist nach dem Tod des Kérpeis zugrunde gehe, ist wie die Vorstellung,
dass ein Vogel in einem Kéifig umkéime, wenn der Kéifig zerbrochen wird, obwohl der Vogel Von der Zerstörung des Kéifigs nichts zu befürchten hat. Unser Körper ist dem Kéifig und der Geist dem Vogel vergleichbar. Wir sehen, dass dieser Vogel in der Welt des Schlafes ohne Kéifig fliegt; wenn daher der Kéifig zerbricht, wird der Vogel unvexsehrt weiterleben; seine Empfindungen werden sogar tiefer, seine Wahrnehmungen weiter und sein Glück grésser sein.„
Qucllcmiachweisz Abdu’l—Bah2i: Fcderzeichnung Von Houshang SEYHOUN 1)Briefe und Botschaften, S. 235-236 aus seinetn Buch: Whispering Stones 2)Ansprachen in Paris S.49
3)Beantwortcte Fragen, S.222
[Seite 6]Wisse, dass die Seele
nach der Trennung
vom Leibe
weiterschreitet bis sie
die Gegenwart
Gottes...erreicht...
Sie wird solange bestehen Wie das
Reich Gottes....„
Sie wird die
Zeichen und Eigenschaften Gottes offenbaren
und Seine liebende Güte
und Huld enthüllen."’
Mit solcher Ehre
wird die allgütige Hand die Seele bekleiden
dass sie keine Zunge gebührend
schildern... kann„
Wenn ein Mensch erfiihre
was in den
Welten Gottes...
dieser Seele
zugewiesen Wurde
so Würde sein ganzes Wesen augenblicklich in grossem Verlangen entflammen
diese erhabenste... Stufe
zu erreichen.."
Der Tod be gleitet uns immer, und doch denken wir nur selten daran, es sei denn, unsere Aufmerksamkeit wind gewaltsam auf ihn gelenkt. Er und das Leben sind Partner. Wenn wir nur ein wenig mehr über den Sinn und die Natur dieses Wechsels nachdéichten, würden wir bewusster und ausgeglichener leben. Wenn wir den Gedanken an den Tod aus unserem Leben ausklammern, ruft dies eine schwere Stéirlmg unseres inneren Gleichgewichts hervor, denn das Leben ist eine Strasse die zu einem Tor führt durch das der Tod uns einléisst in das wahre Leben.Das Erdenleben ist pflanzen und blühen, der Tod aber ist die Ernte.
Der Gedanke an den Tod sollte für den Menschen ein Gedanke der Freude sein. Der Hauptgrund, weshalb er es nicht ist, liegt darin, dass der Mensch nicht mit seinem eigenen wahren Selbst vertraut ist und ihm nicht bewusst ist, dass seine Seele sein Selbst ausmacht.
In der Gewissheit, dass sein Körper zu Staub zerféllt und ohne sicheres Wissen über sein inneres Selbst, erfüllt ihn der Tod mit Furcht und banger Ahnung.
Wenn ilm jemand überzeugen künnte, dass er, nachdem sein Herz stehen blieb, genau seiner selbst bewusst bleibt, wie beim Verlassen eines Zimmers seines Hauses nachdem er die Tür hjnter sich geschlossen hat; wenn man ihm begreifljch machen künnte, dass das Leben
danach ein geistiges Sein ist und seine hier entfalteten, geistigen Fähigkeiten dort sein einziger Besitz sind, seine Wichtigsten"0rgane„, die er nicht mehr verändern kann, so würde er seine Tage anders verbringen: mit einem Blick in die Zukunft, ohne Todesfurcht, wohl aber vorrangig bemüht um den Erwerb geistiger F5 higkeiten, die auch diese Welt positiv verändern w1'irden.**
Der Tod
reicht jedem vertrauten Gläubigen den Kelch dar
der in Wahrheit Leben ist.
Er schenkt Freude und ist ein
Bote des Frohsinns. Er verleiht die Gabe
ewigen Lebenss
Wenn sich
unsere Tage
dem Ende nähern, lasst uns
der ewigen Welten gedenken,
und wir werden
\_'_oller Freude sein. Uberall
um euch
seht ihr
die Beweise
für die Unzulfinglichkeit
der stofflichen Dinge, und dass Freude,..Friede und Trost
nicht
in den
vergfinglichen
Dingen der Welt
zu finden sind.
Ist es daher
nicht téricbt,
wenn Wir uns weigern, diese Schfitze
dort zu suchen,
wo wir
sie finden können?..„“’
Quellennachweis:
1—4:Bahá’u’lláh, Ahrenlese :81
- verg1.R.Rabbani:"DeinLebcn, Deine
Wahl„, Bahá’í'-_Verlag
5) Bahá’u’lláh:Ahrenlcse
6) Abdu’l—Bahza: Ansprachen in Paris, Kap.35
...Es ist klar und einleuchtend , dass alle Menschen nach ihrem leiblichen Tode den Wert ihrer Taten einschätzen und alles er kennen werden, was ihre Hfinde bewirkt haben.."
Die richtige Einstellung zum Tod.
..Wie soll man dem Tod entgegensehen? Wie dem Ende einer Reise.. Mit Hoffnung und Erwartung.. In der nächsten Welt wird der Mensch sich .von vielen Unzulänglichkeiten, unter denen er jetzt leidet, befreit fühlen.Wer durch den Tod gegangen, lebt in einer eigenen Sphäre, sie ist der unsrigen nicht entri'1ckt.. aber geheiligt Von ..Raum und Zeit ...Die Aufgestiegenen haben Merkmale, die sich von den Eigenschaften derer unterscheiden, die noch auf Erden sind. Doch
besteht keine wirkliche Trennung zwischen ihnen.„
„Himmel„ und „Hölle„ - keine Orte!
Wenn wir die grossen geistigen Gesetze, die für den Fortschfitt unserer Seele notwendig sind, nicht beachtet haben, werden wir geistige Mingel aufweisen, Wie sie im Kürper durch Unterernührung hervorgerufen werden...Dies ist der Sinn von Himmel und Hülle. Denn Himmel und Holle sind keine Orte, sondern Zustände. Wie oft nennen wir Glück in unserem Leben „Himme1„ und sagen in den Tiefen des Kummcrs und grüssten Schmerzes, dass wir durch die "I-I'o'11e" gehen. Beide sind sie in uns. Wir gehen nicht donhin, wenn wir sterben, sondern wir nehmen sie mit uns..'3’
...HiImnel ist Einklang mit Gottes Willen und mit unsem Mitmenschen, also geistiges Leben. Holle ist das Fehlen dieses Einklangs, also geistiger Tod...“
Die Stimmen der Religionen*
Judentum:
Staub kehrt zu Staub zurück und die Seele des Menschen wird sich zu ihrem ewigen Heim begeben. Der Herr entlohnt den Guten mit Unsterblichkeit und des Menschen Seele wird auf ewig bei ihrem Schöpfer sein.
Christentum:
Wahrlich, ich sage euch: Was immer ihr einem dieser Geringsten nicht angetan habt, das habt ihr auch mit nicht angetan. Und sie werden hin gehen, diese in ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.
Islam:
Der gute Mensch, der im Dienste Gottes gestorben, wird mit ewigem Leben belohnt. Gott wird seine getreuen Anhänger nach ihrem Tod um sich Versammeln. Das Par-adies wird iht Lohn sem.
Hinduismus:
Die Seele lost sich vom irdischen Körper, um einen neuen und schöneren Kéirper anzulegen. Der weise Mensch wird unsterblich. Der Tod ist das Ablegen des Gewandes des Lebens und das Anlegen des Gewandes der Unsterblichkeit. Der gute und gereehte Mensch wird immer leben.
Buddhismus:
Der Gute und Weise wird Glück im Jenseits finden. Böse und Gedankenlose werden auf ewig sterben. Der Himmel ist ein Ort der G1iickseligkeit für die Guten. Hier wird Belohnung finden, wer aufrichtig und weise gelebt.
Bahá’í:
Wie der Begriff des Glaubens seit dem Anfang, der keinen Anfang hat, bestand und bis zum Ende, das kein Ende hat, dauern wird, so wird der wahre Gläubige gleichfalls ewig leben und bestehen. Sein Geist wird ewiglich den Willen Gottes umkreisen.
Quellennachweis:
- O.P.Ghai:„Einheit in der Vielfalt", I-Iorizonte—Verlag,
S. 104-106 1) Bahá’u’lláh : Ahreniese 86:4 2) „ „ : „G'ottlichc Lebenskunst, S.l71 3) vergl. R.Rabbanj : Dein Leben, deine Wahl, S.86—87 4) vergl. Esslcmont, Seite 217
[Seite 8].. und zu Ihm
kehren wir zurück
Bahá’í’-Verlag L
Uber die Seele des Menschen, ihre Wirklichkeit und ihre Unsterblichkeit, aus den Schriften der Bahá’í'—Religion zusammengestellt von Hushi dar Motlagh und erschienen im Bahá’í-Verlag GmbH,Hofl1eim-Langenhain, 1989—146
ISBN 3—87037-243~5
„W er in der Todesstunde Mein gedenkend scheidet aus dem Leib, der gehet in Mein
Wesen ein.„ Bhagavadgita 8:5 / Ubs.L.v.Schrocder 1912
„Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.„
Bibcl, Prediget Salomo 12:7
„A1sdann ist eure Heimkehr zu Uns und ansagen werden Wir euch, was ihr getan.„
Qur:in 10:24
„Alle Menschen kommen von Gott, und zu Ihm kehren sie zurück.„
Der Báb 6:8:1,K1. Auswahl 38
„Wahrlich, wir sind Gottes, und zu Ihn1 werden wir zurückkehren."
Bahá’u’lláh, Ahrenlesc 164:1 (ziticn Qur:in 2:157)
LEIHBIBLIOTBEK Centre Bahá’í, 17 Allée Léopold Goebel, Lux-Ville
Geüffnet 10-17 Uhr Von montags bis freitags Bahá’í—Bi.icher in vielen Sprachen:
deutsch, frnnzüsisch, englisch, italienisch, portugiesisch, spanisch und persisch u.a.
DAS WORT AN DIE LESER:
Wir danken unsern Lesern,dass sie den Beitrag zur Völkerverständigung der Bahá’í'Arbeitsgruppe „Gedanken für eine bessere Welt„- die Geschenkaktion „Jahresabonnement" auf diese Zeitung - so gut aufgenommen haben.Sollten Sie den Wunsch haben, noch weitere Freunde mit dieser Zeitung bekannt zu machen, so senden Sie uns bitte die Adressen. Bitte sagen Sie uns auch, wenn Sie diese Zeitung nicht haben m6ch ten, wit werden in beiden Féillen ihren Wunsch erfüllen.
Wir möchten uns recht herzlich bedanken für ihre Zuschriften und Telefonate und verbleiben mit freundlichen Grüssen
Ihre Redaktionsmitglieder.
I M P R E S S U M :
Die Zeitung „Zeit für Geist„ eischeint mindestens a11e 2 Monate und ist aus chlorfrei gebleichtem Papier.Jede Nummer befasst sich mit einem aktuellen Thema.
Herausgeber : Bahá’í'—Arbeitsgruppe
„Gedanken für eine bessere Welt„ e.V.
Druckerei:
Imprimerie Print-Service, Luxemburg
Ziel der Zeitung:Völkerverständigung ; Brücken bauen zu andern G1aubens—und Denkrichtungen ;Impulse geben zu friedlicher Zusammenarbeit; informieren über Vorstellungen, Ziele, Plüne und Früchte der Bahá’í'Religion, hier und in der Welt, über andere Religionen und den Wert der Religion schlechthin; Dialog- und Begegnungsm6g]iehkeiten schaffen.
Redaktion für Süden und Zentrum: Anita und Bob Bontemps
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