Zeit für Geist/Nummer 32/Text

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[Seite 1]nterérrfélHfiIng.j und ,5 , ozialen Obdachlosigk 7

urfsereI’2éit?

[Seite 2]Liebe Leserinnen und Leser,

Wir leben im Zeitalter der Kommunikation. Eine Zeit, in der wir mit Hilte der modernen Medien immer schneller Kontakte autnehmen, einen Brief innerhalb von wenigen Sekunden abschicken, mit dem tragbaren Teleton tür a||e jederzeit erreichbar sind und andere erreichen konnen.

Trotzdem tühlen sich immer mehr Menschen unter uns einsam und leer.

Die Einsamkeit wird ott von Tristesse begleitet und tührt nicht selten zu einem Getühl völliger Ungeborgenheit. Der einsame Mensch, der zu sehr aut sich gestellt und durch keine Gemeinschatt gestützt und entlastet wird, gerat nach und nach in den Sog einer untergründigen Langeweile. Es entsteht eine unbestimmte und gegenstandslose Angst, die so qualend werden kann, dass man sich ablenken oder betauben muss. In manchen Fallen scheint der Selbstmord als einziger

Ausweg.

Inmitten von Wohlstand und Luxus verarmen viele Menschen in den elementaren Dingen. Einsamkeit hat viele Auspragungen und ist unter verschiedenen sozialen Schichten und A|tersgruppen verbreitet. Eine Gesellschatt, die das Phanomen der Einsamkeit und der sozialen Isolation gleichgültig hinnimmt, muss damit rechnen, dass ihre ott verheerenden Folgen im Endettekt a||e Mitglieder der Gesellschatt betretten. Deshalb sind wir alle, als Betrottene oder Nichtbetrottene, herausgetordert, uns tür eine humanere soziale Ordnung einzusetzen, in der das seelische Wohlbetinden ihrer Mitglieder garantiert ist.

Dies ertordert ein tietgreitendes Umdenken in Bezug aut unser Menschenbild und unsere Auttassung von sozialen Beziehungen. Die tolgenden Fragen sind aus der Perspektive des Baha'iGlaubens grundlegend und müssen ottentlich diskutiert und neu beantwortet werden: Was ist der Mensch? Welches sind die elementaren Bedürtnisse eines Menschen? Wie kann man Enttremdung und soziale Kalte vermeiden? Was tür einen Sinn hat unser Dasein? Welche Schritte tühren die Betrottenen aus der Einsamkeitstalle heraus? Was kann ich tun?

Die Redaktion Farah Dustdar

[Seite 3]Seelische Not der Leidenden: Eine Warnung an uns alle

Wenn wir Hunger und Obdachlosigkeit als schlimmstes materielles Ubel in der Welt betrachten, so ist die Einsamkeit wohl das leidigste der nichtmateriellen Probleme unserer Wohlstandsgesellschaft. Experten und Kulturkritiker sehen in der zunehmend seelischen Unterernahrung und der sozialen Obdachlosigkeit der Menschen ein Warnsignal.

Der individualisierte und isolierte Mensch im Wohlstandsparadies wird zum Armutszeugnis der liberaldemokratischen Kultur erklart. Doch Menschsein kann nicht isoliert begriffen werden. Gerade in seiner Individualitat und Personalitat steht der Mensch immer in einer sozialen Relation. Die Person und die Gemeinschaft sind einander zugeordnet. Deshalb wirkt ein Defizit an sozialen Beziehungen unangenehm und bedrückend.

Die soziale Isolation ist oft die Folge von anderen gesellschaftlichen Problemen und betrifft vorwiegend jene Bevolkerungsgruppen, die bereits anderen sozialen Risiken ausgesetzt sind, wie Armut, Arbeitslosigkeit, schlechte Gesundheit, Alter, auslandische Staatsbürgerschaft und niedriges Einkommen.

Für viele soziale Probleme haben wir effiziente lnstitutionen geschaffen. Die sozialstaatlichen Möglichkeiten zur gerechten Teilung sind jedoch begrenzt, besonders wenn es um die Teilung der nicht materiellen Güter geht. Für die Liebe und Zuneigung, eine freundliche und vorurteilslose Begegnung, Anteilnahme, Hilfsbereitschaft u. a. sind wir als Mitglied der Menschheitsfamilie verantwortlich. Je mehr wir seelisches Wohl empfinden, desto grosser unsere Verpflichtung es mit andern zu teilen.

Wie entsteht die Einsamkeit?

Viele Ereignisse im Leben eines Menschen konnen das Gefühl von Einsamkeit und sozialer Isolation hervorrufen: ein Umzug, eine Scheidung, die Arbeitslosigkeit, der Verlust von liebgewordenen Freunden, Familienmitgliedern oder des Partners, das Alter und wenn die Kinder das Haus verlassen.

Es gibt aber auch Faktoren, die einen Menschen von vorneherein dazu bestimmen, für langere Zeit einsam zu bleiben, wie zum Beispiel lntrovertiertheit, geringe Selbstachtung, Scheu oder mangelnde Bereitschaft, soziale Risiken einzugehen.

lm Leben eines jeden Menschen kann es Situationen geben, in denen man sich ungeliebt, hilflos und völlig getrennt von allen anderen Menschen fühlt. Alleinsein muss aber nicht unbedingt zur Einsamkeit führen. Eine vorübergehende Phase der Einsamkeit ist nicht schadlich und kann zu einer positiven Veranderung im Leben führen. Von Einsamkeit sprechen wir dann, wenn das Alleinsein als Ausgeschlossensein und Verlassensein erlebt wird.

Die Einsamkeit als Dauerzustand ist alarmierend. Sie soll ernst genom O Volker der Welt!

Strebt danach, der ganzen Menschheit leuchtende Beispiele zu bieten und Wahrzeichen der göttlichen Tugenden unter den Menschen zu sein.

Laßt jeden Morgen besser sein als den Abend davor und jeden neuen Tag reicher werden als den gestrigen. Des Menschen Vorzug liegt im Dienst und in der Tugend, nicht im Prunk des Wohllebens und des Reichtums.

Seid grofizügig in Tagen der Fülle und geduldig in der Stunde des Verlustes.

Auf Not kommt Erfolg, und Jubel folgt dem Wehe. Haltet euch an das, was der Menschheit, ob jung oder alt, hoch oder niedrig, Nutzen bringt.“i

[Seite 4],,Die Gesundheit ist ein Zustand des vollkommenen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht bloß das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ii

men werden und als ein Signal und eine Aufforderung zum Handeln und zur Veranderung dienen. Vor allem wenn sie als Folge von Depressionen auftritt. Denn in diesem Fall fühlt sich der Mensch auf eine schmerzhafte Art von allen nützlichen Erfahrungen des Menschseins abgeschnitten.

Die gesundheitsschéidlichen Folgen der Einsamkeit

,,Die Gesundheit ist ein Zustand des vollkommenen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht bloß das Fehlen von Krankheit und Gebrechen.“ii Dieser wohlbekannte und oft zitierte Satz stammt von der Praambel der Satzung von Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen. Einsamkeit führt sowohl zu physischen, als auch psychischen Storungen.

Medizinisch ist das Gefühl der sozialen Isolation so gefahrlich wie das Ubergewicht. Medical Tribune berichtet, dass die Einsamkeit, die Ieider für immer mehr Menschen zur Realitat wird, den Blutdruck hochtreibt. Aufgrund neuer Daten ,,stehen geringe soziale Kontakte neben Bewegungsmangel und Ubergewicht gleichwertig im Reigen der HochdruckRisikofaktoren.“iii

Zwischen Einsamkeit und Depression besteht ein direkterZusammenhang. Andrew Solomon, der amerikanische Autor und politischer Berater für die Clinton-Regierung gewahrt uns, in seinem faszinierend geschriebenen Buch ,,Saturns Schatten“iv - ein Standardwerk zum Thema

Depressionen -, Einblicke in die dunkle Welt der Einsamkeit. Er zeigt auf, wie er selbst schweren Depressionen zum Opfer fiel und mit Hilfe seines Vaters und der behandelnden Ärzte und Psychologen geheilt wurde. In seinem Buch liefert er konkrete Hilfe für die Betroffenen und ihre Angehorigen. Gewaltausbrüche sind oft bei den Männern ein Ausdruck von Depression und Einsamkeit, so behauptet Andrew Solomon in einem Interview über sein Buch: ,,lm Zustand der völligen Isolation kann Gewalt das letzte Mittel sein, um Kontakt zur Welt herzustellen, um zu fühlen, dass man am Leben ist. lch selbst habe in diesem Zustand einen Freund krankenhausreif geprügelt. Und bin überzeugt, dass mir dieser Ausbruch das Leben gerettet hat... Männer machen ihrem Kummer haufig Luft durch Gewalt, Drogenmissbrauch oder Arbeitswut. Frauen leiden haufiger an Depressionen.“ v

lm Bericht der Europaischen Kommission über den Gesundheitszustand der Jugendlichen in Europa steht der Ausbruch der Depressionen an erster Stelle der großen Probleme in der öffentlichen Gesundheit. An zweiter Stelle kommt Drogenkonsum. Selbstmord ist unter 15- bis 24jahrigen die zweithaufigste Todesursache nach den Unfallen im Straßenverkehr.vi Obwohl dieses Faktum die Familien und die Gesel [Seite 5]Ischaft allgemein in hohem Maße belastet, wird die Forderung der psychischen Gesundheit tendenziell ausgeb|endet.vii Nicht nur die see|ische Not und die Leiden der sozial Isolierten unter uns ist ein Grund zum Handeln, sondern auch die direkte Beziehung zwischen seelischen bzw. sozialen Storungen und Kriminalitat.

Verlust der Gemeinschaft?

Der Verlust der ,,Gemeinschaft“ ist ein Modewort der Gegenwart, vor allem innerhalb der Sozialwissenschaften. Die Unterscheidung zwischen Gemeinschaft und Gesellschaft geht auf das berühmte Werk von Ferdinand Tonnies ,,Gemeinschaft und Gese||schaft“ von 1887 zurück. Als einer der Begründer der modernen Soziologie behauptete er, dass wir uns von der mittelalterlichen ,,Gemeinschaft“, die er u.a. mit dem Dorf gleichsetzt, verabschieden und zur ,,Gese||schaft“, die er nun mit der Stadt vergleicht, hin bewegen. Die ,,Gemeinschaft“ ist zunachst einmal die Praxis der Verbundenheit und die ,,Gese||schaft“ die Praxis des isolierten Einzelmenschen, der seine eigenen Interessen verfolgt. Der Individualismus strebe aus der ,,Gemeinschaft“ heraus, die ihn bedrückt und hemmt. DerTriumph des okonomischen Individualismus, so Tonnies, ersch|ieBt sich über Geld und Ware.

Heute klagen viele Kulturkritiker, dass unsere Gesellschaft von einem bindungslosen Individualismus und rücksichtslosen Egoismus zerstort werde. Ein genaueres Beobachten macht aber deutlich, dass die Gefahr nicht b|oB im Individualismus Iiegt, denn die individuellen Freiheiten gehoren zu den Grundrechten einer demokratischen Gesellschaft. Die tatsachliche Gefahr besteht in der Art von Gemeinschaftsbildung in unserer Gesellschaft, namlich die ,,Sei|schaften“ und ,,C|iquen“, die von Gruppenzwang und Gruppenegoismus gepragt sind und sich gegen andere abschotten. Was vielen Menschen Sorgen macht, ist die Angst vor ,,Vereinze|ung“ und mangelnden echten Freundschaften.

Die gemeinschaftlichen Bindungen, sei es in der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis oder in Vereinen, vermitteln sicherlich ein Gefühl der Sicherheit und Beruhigung. Maßgebend ist aber an welchen Werten wir uns als Individuum und Gruppe orientieren. ,,Gemeinschaftswerte“ sind nicht per se von positiver Wirkung für den moralischen Zusammenhalt einer Gesellschaft. Denn gemeinschaftsdienliches Verhalten ist keineswegs gleichbedeutend mit moralisch richtigem Verha|ten.

,,Wenn die Ehe auf Geist und Körpergegrundet ist, ist sie eine echte Vereinigung, die Uberdauern wird. ist die Verbindung jedoch nur eine korperliche, so ist sie gewiss nur vorubergehend und muss unvermeidlich zur schlierilichen Trennung fL'Jhren.“‘5

,,Ehe bedeutet die Bindung zweier Partner aneinander, ihre gegenseitige Zuneigung im Denken und Fuhlen. Jeder von beiden muß sich jedoch voller Sorgfalt bemuhen, mit der Wesensart des anderen grundlich vertraut zu werden, so dass der feste Bund zwischen ihnen eine ewige Bindung werde.“‘9

[Seite 6],,O Sohn des Geistes!

Reich erschuf Ich dich, warum machst du dich selbst arm?

Edel erschuf Ich dich, warum erniedrigst du dich selbst?

Aus dem Wesen des Wissens gab Ich dir Leben,

warum suchst du Erleuchtung bei anderen als Mir?

Aus dem Ton der Liebe formte Ich dich, warum befasst du dich mit anderem?

Schaue in dich, dass du Mich in dir findest, machtig, stark und se|bstbestehend.“x

Wie können wir die Einsamkeit bekämpfen?

Die Behandlungsart der Einsamkeit hangt davon ab, ob sie ein vortibergehender Zustand oder die Folge von anderen Problemen ist. Wenn sie durch schwere Depressionen verursacht wurde, erfordert die Behandlung eine Kombination von facharztlicher und psychologischer Beratung. Unbestritten ist bei der Bekampfung der sozialen Isolation die Bedeutung der Angehorigen und der Mitmenschen in der Umgebung der Person. Um helfen zu konnen, mtissen wir alle eine positive Denkweise in Bezug auf soziale Beziehungen entwickeln, die menschliche Gemeinschaft als eine einzige Familie betrachten und uns bewusst ftir eine ftirsorgliche Haltung in der Gesellschaft einsetzen.

Wenn die Einsamkeit ein vortibergehender Zustand ist, helfen viele ntitzliche Ratschlage, die uns Ieicht zuganglich sind. Die Liste der Ratgeber-Bticher, die sich mit der Thematik beschaftigen, ist |ang.vüi Sie geben oft wertvolle Tipps, um sich gegen Tristesse zu wappnen. Im Mittelpunkt aller Ratschlage, worauf wir spater in diesem Artikel zurtick-kommen werden, steht die Entwicklung eines positiven Se|bstbildes. Unsere Kultur vermittelt uns aber eher ein negatives und passives Menschenbild. Naturwissenschaftlich gesprochen sind wir ein Ge-fangener unserer Triebe, ein programmiertes Wesen, obwohl viele Indizien gegen diese Meinung sprechen. Ein positives und hoffnungsvo||es Menschenbild finden wir in den Schriften des Bahá’í-Glaubens. Die Erkenntnis des wahren Wesens des Menschen befahigt uns die sozialen Beziehungen intensiver zu gestalten und die Vorurteile, die uns von einander trennen, abzubauen.

Was ist der Mensch?

Wir sind tagtaglich Zeugen von brutalen Handlungen der Menschen weltweit. Andererseits ist der menschliche Geist Urhebervon kulturellen Leistungen, die ewig tiberdauern werden. Die Werke von tatiger Nachstenliebe und aufopfernder Hingabe sind in der Menschheitsgeschichte zahllos. Diese Tatsache beweist, dass der Mensch Iaut Bahá’í-Auffassung, eine ,,zweifache Natur“ix hat, eine tierische und eine humane. Durch die Erziehung und den freien Willen des Menschen tritt die positive Seite seiner Natur in Erscheinung. In seiner Schrift ,,Die verborgenen Worte“ schreibt Bahá’u’lláh, der Stifter des Bahá’í-Glaubensz

[Seite 7]Das Ziel der Ethik ist, den Menschen aus der Knechtschaft der Affekte, Triebe und Begierden zu befreien. Die Grundlage aller sittlichen Leistungen ist die Selbstbeherrschung, d. h. die Herrschaft der Vernunft. Ein realistisches Menschenbild kann sich weder an naiven säkularen Gesellschaftsutopien eines Rousseaus orientieren, der den Menschen nur gut sieht, noch an der pessimistischen Lehre der Kirche, wonach der Mensch in seiner Natur von Grund aus bése und verderbt sei. Udo Schaefer kommt in seinem Buch ,,Was ist der Mensch?“ zu der Sch|ussfolgerung: ,,Der Mensch ist gut erschaffen, seiner Anlage nach gut, doch keinesfalls zum Guten programmiert“xii Deshalb sind die Werte, die wir durch die Erziehung vermitteln von großer Bedeutung.

Der Sinn und Zweck des Meditierens Iiegt darin, dass wir uns innerlich mit unserem Schöpfer in Verbindung zu setzen, um die ungeheuere Kraft, die er uns innerlich verliehen hat, zu entdecken und diese zur Verbesserung unserer Lage und zum Wohlbefinden unserer Mitmenschen einzusetzen.

,,Sezfrezgebig im Glück und alankbar im Unglück.

Sei ales Vertrauens aleines Nachsten wert und schaue hellen unalfreunallichen Auges aufilm.

Sei ein Schatz alemArmen, ein Malmer alem Reichen, ezneAnlwort aufalen Schrei ales Beahirfligen, und halte alein Versprechen heilig.

Sei gerecht in aleinem Urteil und belmtsam in aleiner Reale. Sei zu keinem Menschen ungerecht und erweise allen Sanftmut.

Sei wie eine Lampefür die, so im Dunkeln gehen, eine F reuale alert BetrLibten, ein Meerfür alie Dürstenden, ein schützender Portfür alie Bealrangten, Stütze und Verteialigerfür alas Opfer aler Unterdrückung.

La/3 Lauterkeit unalReallzchkezt all alein Hanaleln auszeiclmen.

Sei ein Heim alem Fremalling, ein Balsam alem Leialenalen, alem F lüchtling ein Starker T urm.

Sei alem Blinalen Auge und ein Licht aler Führung für alert Fm} ales Irrenalen.

Sei ein Schmuck für alasAmlztz aler Wahrheit,

eine Krone für alie Stirn aler T reue, ein Pfeiler im T empel aler

Rechtschaflenheit, Lebenshauch alem Körper aler Menschheit, ein Barmerfür alie Heerscharen aler Gerechtigkeit, ein H immelslicht am Horizont aler T ugenal, Tau für alert Urgrunal ales Menschenherzens, ezneArche aufalem Meer aler Erkenntnis, eine Sorme am Himmel aler

Gro/3mut, ein Stein im Diaalem aler Weisheit, ein strahlenales Licht am F irmament aleiner Zeitgenossen, eine Frucht am Baume aler Demut. “xv

Welchen Sinn hat unser Dasein?

Wir leben in einer Welt, die vornehmlich durch die materielle Wirk|ichkeit geprégt ist. Alles, was durch die Sinne wahrnehmbar und messbar ist, existiert. Die geistige Realitét, die unseren Augen verborgen ist, wird entweder geleugnet oder vernachlässigt. Deshalb sind wir stets der Gefahr ausgesetzt, das Materielle für das einzig Reale im Leben

,,Der Mensch ist der höchste Talisman. Der Mangel an geeigneter Erziehung hat ihn jedoch dessen beraubt, was er seinem Wesen nach besitzt.[. . .] Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Ede|steinen von unschétzbarem Wert. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schétze enthüllt und die Menschheit daraus Nutzen zu Ziehen vermag.[. . .]“xi

Wie erhaben ist die Stufe, die der Mensch erreichen kann, wenn er sich nur entsch|ieBt, seine hohe Bestimmung zu erfi]||en! In welche Tiefen der Erniedrigung kann er absinken, Tiefen, die die niedrigsten Geschöpfe nie erreicht haben!“xüi

[Seite 8],,B|eibet nicht in den dichten Schleiern euerer selbstsüchtigen Wünsche verhüllt, denn in jedem von euch habe Ich Meine Schopfung vollendet, damit die Vortrefflichkeit Meines Werkes den Menschen völlig offenbar werde.“xiv

zu halten, obwohl ,,die primare, alles auslosende Kraft und Wirklichkeit im Geistigen |iegt“xvi Vieles kann für einen Menschen der Sinn des Lebens sein: Familie oder Partner, Arbeit und gesellschaftliche Erfolge, Freunde, Vermögen, Sport, Reisen und ahnliches. Diese Ziele sind aberverganglich und vorübergehend. Deshalb kann ihr Verlust zu einer Lebenskrise und Depressionen bis hin zum Selbstmord führen.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens ste||t sich sowohl in Zeiten der Lebenskrisen - Tod von nahestehenden Menschen, Abschiede, Trennungen, berufliche Niederlagen, Leid und Langeweile, Todesgefahr -, als auch in Lebenslagen, in denen die Grundbedürfnisse gesattigt sind. Verhaltnisse, in denen Uberfluss herrscht, provozieren die Uberlegung: Soll dies das ganze Leben sein? Gibt es nicht noch geistige Werte, eine ideelle Dimension des menschlichen Daseins? In der Sinnfrage artikuliert sich ein spirituelles Bedürfnis, d.h. ein geistiges, gemüthaft vertieftes Verlangen, welches Verstand und Gefühl begreift.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens war wahrend Jahrhunderte ein theo|ogischesThema, eine Glaubenssache ohne Iogische Begründung. Das 19. Jahrhundert führt zu einer fundamentalen Umwalzung der Denksysteme. Mitte des Jahrhunderts erscheinen Werke von bedeutenden Philosophen wie Schopenhauer und Kierkegaard, welche die ,,Sinn|osigkeit des Lebens“ beklagen. Zu etwa gleicher Zeit schreibt Marx über die «Entfremdung» des Lebens und dem Ziel eines «menschlichen Sinns». Nach dem «Tode Gottes» durch Nietzsche am Ende des Jahrhunderts treten Ersatz-Instanzen mit absolutem Anspruch auf, vor allem die Geschichte, die Natur und das Ich. Im 20. Jahrhundert stehen vor allem Lebenslust und Lebenskunst im Mittelpunkt des Interesses.

Heute weiß man, dass selbst diejenige Person, deren Lebenswandel moralischen und ethischen Kriterien genügt haben mag, irgendwann im Leben, spatestens angesichts des Todes, mit der Frage konfrontiert

wird: Was das alles hier auf Erden soll? Diese Frage Iasst uns nicht in Ruhe, taucht immer wieder auf, durch die Endlichkeit des menschlichen Daseins und dem Leiden alles Lebendigen.

Der Sinn des Lebens bezieht sich nicht nur auf das jenseitige Leben nach dem Tode, sondern vielmehr auch auf unsere Lebensaufgaben. Drei grundlegende Ziele so|| der Mensch gemaß der Bahá’í-Lehre im Leben erfüllen:

1. Die Erkenntnis Gottes, natürlich im Rahmen unserer begrenzten menschlichen Möglichkeiten.

2. Die geistige Entwicklung. Dazu helfen uns die Worte Gottes, die uns in jedem Zeitalter durch die Offenbarer Gottes vermittelt werden, und

[Seite 9]zwar in der Sprache die für die jeweiligen Menschen, an die sie sich wenden, versténdlich ist.

3. Dienst an der Menschheit. Diese Dimension im Sinn des Lebens eines Menschen soll heute, nach der Bahá’í-Auffassung, weit über das Gebot der Néchstenliebe hinausgehen. In einer globalisierten Welt sind wir alle aufgerufen: unsere Vorurteile abzulegen, die Gleichwertigkeit aller Menschen anzuerkennen, unsere Konflikte ohne Streit und Gewaltanwendung zu regeln, offen zu sein für die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen in unserer Umgebung.

Praktische Ratschlége

Folgende Schritte können uns in jeder Lebenslage ermuntern und zum Handeln inspirieren:

- Das Leben als eine interessante Herausforderung sehen, an der es zu wachsen gilt.

- Sich für andere Menschen interessieren und offen auf sie zugehen. - Neue Bekanntschaften suchen und sich darauf freuen

- Die alten Kontakte beleben und mit den alten Freunden etwas unternehmen.

- Offen sein für alles was neu und interessant ist.

- Die Kunst der Kommunikation beherrschen: Small Talk als Gespréchseinstieg nutzen und durch regelméfiigen, offenen und ehrlichen Austausch die Kontakte am Leben halten.

Wer sich über kleine Probleme große Sorgen macht, soll hin und wieder den folgenden Text lesen und darüber nachdenken:

Das Leben besser versteh en.

Wemz Du heute morgen gesund aufgewacht bist, bist Du besser dran als die Millionen van Menschen, die wegen Krankheit das Ende dieser Woche nicht mehr erleben werden.

Wemz Du nach niemals die Angst vor einem Krieg empfunden hast, die Einsamkeit der Gefangenschaft, die T odesangst vor Folterung Oder den unglaublichen Schmerz des Hungers, geht es Dir besser als 500 Millionen Menschen aufder Welt.

Wemz Du zur Kirche gehen kannst, ohne Angst haben zu mussen,

[Seite 10]I\)>—‘

belüstigt, verhaftet, gefoltert oder sogar umgebraclzt zu werden, gelzt es Dir besser als 3 Milliarden Mensclzen auf der Welt.

Wenn Du etwas zu Essen im Kühlsclzrank hast, Kleidung besitzt und ein Daclz über Deinem Kopf und einen Platz zum Schlafen hast, dann bist Du glückliclzer als 75% aller Mensclzen aufdieser Welt.

Wenn Du Geld aufder Bank hast und etwas im Portemonnaie, und vielleiclzt noclz etwas in einem alten Socken, gehérst Du schon zu den reiclzsten 8% allerMensclzen.

Wenn Du diese Botsclzaft lesen kannst, bist Du doppelt gesegnet, dennjemand hat an Diclz gedaclzt, und obendrein gelzt es Dir besser als den 2Milliarden Mensclzen, die überlzaupt niclzt lesen k5nnen.

Darum:

Arbeite, als hüttestDu kein Geld nötig. Liebe, als würest Du niemals traurig gewesen. T anze, als würde Dir niemand zuselzen. Singe, als würde keiner zuhören.

Lebe, als hüttest Du den Himmel aufErden.xvii

Abdu’1—Baha, Briefe und Botschaften, 52:3

Bahá’u’lláh, Botschaften aus Akka 9:4 f.

~ooo\lo\uu4:.L»2

V gl. http://www.bmgf.gv.at/cms/site/detail.htm?thema=CH0020&doc=CMS 103 89 17267 169

Medical Tribune: http://www.medical—tlibune.de/patienten/news/18215/

Andrew Solomon, Satuins Schatten. Die dunklen Welten der Depression, Frankfurt/M. 2001.

Ruedi Leuthold, Novembergefuhle, ein Interview mit A. Solomon, in: Die Zeit 27.11.2003 Nr.49.

Vgl. Forderung psychischer Gesundheit: http://www.gnrnh.de/daten/Hackauf.doc

Vgl. John—Paul Vader, Spiritual health: the next frontier, in: European Journal of Public Health, Vol. 16, No. 5, 457,

Rolf Merkle, Wenn das Leben zur Last wird. Ein praktischer Ratgeber zur Uberwindung seelischer Tiefs und depressiver Verstimmungen, Mannheim 1991; Barbara Mettler (Hrsg.), Einsamkeit in der Mediengesellschaft, Munster 1996; Marco Linnemann (Hrsg.), Einsamkeit bewaltigen. Eine Lern— und Praxisanleitung fur die Altenhilfe, Basel 1995; Rolf Merkle, Gefühle verstehen, Probleme bewaltigen, Mannheim 1984; Rolf Merkle, Nie mehr deprimiert, Landsberg

agn Lech 1987. Vgl.

11 Bahá’u’lláh, Die Verborgenen Worte, arab. 13

12 Vgl. Bahá’u’lláh, Ahrenlese 122.

13 Udo Schaefer, Was ist der Mensch?, Hofheim 2003, S. 42

E Bahá’u’lláh, Ahrenlese 101:1 16 Bahá’u’lláh, Ahrenlese 75:1 Bahá’u’lláh, Ahrenlese 130.

17 Ursula Namdar, Die Wirklichkeit des Menschen und der Sinn des Lebens, in: Farzin Dustdar, Das Modell tllses Friedens. Ausweg aus der Krise, Wien 1985, S. 89. V gl. Statistik: http://ripfiles.e—workers.de/words/statistik.php

10

[Seite 11]Vortragsabend

,,Zeit fur Geist“ lé1dtSie herzlich ein zu einem gemutlichen Vortragsabend mit anschlieflender Diskussion

Fari Khabirpour, Psychologe und Psychotherapeut spricht Uber: Abschied von der Einsamkeit

Zeit: Dienstag den 21. November um 20:00 Uhr Ort: CENTRE BAHA’|, 17, Av. Leopold Goebel, Luxembourg—Ville

Die grundlegenden Gedanken, die Herr Fari Khabirpour in seinem Vortrag erortern wird, hat er in einem kurzen Interview unserer Fiedaktion mitgeteilt:

— Wie definieren Sie als Psychotherapeut die Einsamkeit?

F.K.: Einsamkeit soll nicht mit Alleinsein gleichgesetzt werden. Die Einsamkeitsgefuhle konnen Uberall auftreten auch in Gemeinschaft mit anderen Menschen. Sie ist unabhängig von Alter, Beruf, Aktivitét, Geschlecht und Nationalitét. Sie beruht oft auf eine subjektive Vorstellung des ,,l<einer liebt mich, denn ich bin nicht liebenswert“.

— Welche Symptome sind typisch fur dieses subjektive Einsamkeitsgefuhl?

F.K. Der einsame Mensch leidet an einem Abgetrenntsein seines Wesens von sich selbst und von der Welt. Es entsteht ein Gefuhl der Leere und der Sinnlosigkeit. Er, oder sie, leidet unter mangelnde Liebe und sehnt sich nach einer liebevollen Umgebung.

— Wie kann der Mensch von solchen subjektiven Gefuhle Abschied nehmen?

F.K. Sich selbst wieder finden. Den eigenen Wert entdecken und die eigene Kräfte wahrnehmen. Dann werden wir fähig die Verbindung mit der Welt herzustellen. Mit dem ,,Selbst“ meine ich nicht unser ,,Ego“, sondern das spirituelle ,,Selbst“ oder unser wirkliches Wesen. lch werde in meinem Vortrag auf diese Unterscheidung néher eingehen. Wir verdrängen oft durch unsere kulturelle Prégung das innere Selbst und wenden uns mehr nach außen. Deshalb sind wir abhéngig von anderen Menschen und ihrer Liebe. Wir mussen aber lernen, die wahre, grenzenlose und universale Liebe in uns zu entdecken, ihre Wärme zu spuren, daran zu glauben und sie in die Tat umzusetzen. Zusammenfassend werden wir uns mit der Entwicklung von vier fundamentalen, menschlichen Kompetenzen auseinandersetzen:

Erkennen, lieben, glauben und handeln.

Mehr dazu im Vortrag.

[Seite 12]Dle Baha"I' Rellgmn ‘„P'*9“„

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