Zeit für Geist/Nummer 14/Text

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[Seite 1]ZEIT '**‘ GEIST

BAHAi

Gedanken far eine besser-e W E L T

NO. 14 Sondernummer für ein kulturelles Sommerprogramm 1996

Die Liebesbeziehung zwischen K unst und Geistigkeit


I N H A L T:

Schünheit und Ordnung in der Kunst Der Mensch als Instrument

Der Mensch als Brücke zur güttlichen Schüpfungswelt

Kunst als Hilfe zur Erziehung Philosophie und Kunst

Die Aufgabe der Kunst

Die Kunst, cin Weg zu Geistigkeit Der Sinn für Harmonie ist angelegt

Kulturelles Sommerprogramm

Konzertz “mazuawgewaz ,{aaoze70orzZa{„

Das Musikensemble

TOM PRICE mit professionnellen Sfingern und Musikern von internationalem Ruf, das im Méirz erfolgreich in Luxemburg gastierte, konzertiert mit 90 Musikcrn und Sfingern:

Freitag, 2.8.1996 um 20.30 Uhr PARC HOTEL Rtc.d Echternach LUXEMBURG

  • * *Eintrittfrei * * *

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Die Illustration dieserAusgabe zeigt Teile aus der Freske: “Die Welt der Schöpfung“. welche der russische Maler

ASIIRA F GEJBA TOW 1994 aufeiner Wand des Baha’iZentrums in Lux-Stadt anbrachte Photos: C OLE TTE HAR TWICH

[Seite 2]Schünheit und Ordnung in der Kunst

ie Sehnsucht nach Ordnung liegt in der Natur

des Menschen. Absolute Ordnung ist ein Zustand der göttlichen Welt und bleibt ausserhalb der Reichweite menschlichen Strebens, obwohl der Mensch manchmal einen Blick von ihr erhaschen kann. Durch sein beständiges Mühen diesen Zustand zu überbrticken, trägt der Mensch zu einer ständig voranschreitenden Kultur bei. 1)

Kunst und Religion sind Versuche, dem Leben Form und Sinn zu geben, Ordnung in das scheinbare Chaos zu bringen und Schönheit und Harmonie in der Welt zu enthüllen. Kunst wurde als die konkrete und sinnlich wahrnehmbare Manifestation einer geistigen Realität beschrieben, als: “eine Schöpfung wahrnehmbarer Formen, die menschliche Gefühle ausdrücken„ 2). Gleichermassen wurde Religion als das Gewand der Menschheit bezeichnet, als der aussere, greifbarere Ausdruck dieser gleichgeistigen Realität.

Kunst kann als Erzieher der menschlichen Fähigkeiten und Sinne gesehen werden, während Religion das Mittel zur geistigen Entwicklung ist. In der gesamten Menschheitgeschichte waren Kunst und Religion eng miteinander verbunden und beeinflussten sich gegenseitig in ihrem gemeinsamen Ziel die Menschen aufzuklären. Toynbee hat gezeigt, dass die Kunst und die Kultur Agyptens, Roms, Chinas und Indiens genährt und gestaltet wurden durch die Vitalität ihres religiosen Glaubens. Die Ktinstler reagierten auf diese geistigen Einsichten und Ideale und gaben ihnen durch Architektur, Malerei, Bildhauerei, Literatur und Schauspiel, konkrete Formen.

Indem sie Gefühle des Erstaunens hervorrufen, erinnern Kunst und Religion, ob sie nun unabhängig voneinander oder gemeinsam wirken, den Menschen an seine nichtmaterielle Natur und fordern ihn auf, neue Dimensionen des Seins zu erforschen und sein geistiges Potential zu entwickeln.

Der Mensch als Instrument

Es ist eine Tatsache, dass sich der Mensch nicht als Schöpfer betätigt, sondern fahig ist, die Eigenschaften der Schopfung zu reflektieren. Bahá’u’lláh fragt den Menschen:

“Wahnst du dich nur eine schwdchliche F arm, wo in dir doch das Weltall im Kleinen verborgen ruht? „ J)


niverselle Eigenschaften werden in unterschied lichem Masse von vielen “Instrumenten„ widergespiegelt. Die Kombination verschiedener individueller Interessen und Begabungen erzieht uns dazu, das Ganze zu verstehen. Die individuelle und gemeinsame Verantwortung besteht darin, die F'2ihigkeit jedes Menschen moglichst weit zu entwickeln. Der Grad, bis zu dem wir das Instrument vervollkommnen, bestimmt die Klarheit des Liedes.4)

Uni dies zu erklären, ist die Violine ein gutes Beispiel, denn das wichtigste Geheimnis des Geigenklanges liegt im Hohlraum des Korpus. Wäre dieser Korpus nicht im Inneren leer und hohl, so könnten die Schwingungen, die von der Saite ausgehen, nicht voll zur Geltung kommen und es entstlinde kein echter Resonanzkorper. Durch ihre innere Leere wird die Violine - im Sinne des lateinischen “personare„ (durchtonen) - zu einer echten “Personlichkeit„, die so der Musik dienen kann. Genauso werden auch wir Menschen, falls wir ihrem Beispiel folgen und uns innerlich Von materiellen Dingen freimachen, selbst zu lnstrumenten, die der Menschheit dienen konnen.

ie Violine ist ein Instrument dessen Saiten er klingen, wenn der Bogen sie streicht — ja sie streichelt. Der Klang ist Ausdruck der Liebkosung und Zärtlichkeit, entstanden durch die Beziehung des Bogens zur Geige. Dieser Vorgang ist vergleichbar mit der liebevollen Begegnung zwischen Mann und Frau, zwischen Mutter und Kind, aber auch zwischen Kunst und Geistigkeit. Hier wie dort entsteht die volle Entfaltung der Beziehung erst durch den richtigen, liebevollen Umgang miteinander.

Betrachtet man die Geige, so sieht man, dass wohl alle Tone latent in ihr vorlianden sind, aber erst dann zu Kléingen werden. wenn eine auf Liebe aufbauende Beziehung besteht. Nicht nur die Beziehung zwischen Bogen und Geige, jede wahre Beziehung Von Menschen untereinander — egal in welchem Gesellschaftssystem - sollte auf Liebe und Dienen basieren. 5)

Das Instrument, wie wichtig es auch sein mag, ist nicht grossartiger als das Lied selbst. Es gibt viele lnstrumente, aber die Melodie ist ewig, sie kann jedes Instrument benijtzen, sogar ein SOlCl16S, das noch nicht ausgereift ist.

[Seite 3]Der Mensch als Brücke zur güttlichen Schüpfungswelt

Der Mensch steht an einem einzigartigen und aufregenden Punkt der Schöpfung. Er hat Anteil an den anderen Teilen der materiellen Schöpfung, aber die neue Wirklichkeit seiner vernunftbegabten Verstandeskrafi oder Seele macht den Menschen zur Br L'Icke zwischen der materiellen Schöpfungsebene und der göttlichen Schöpfungswelt. Er steht mit je einem Fuss in jeder dieser Welten und erkennt die Kluft zwischen ilmen. Abdu’l-Bahá’í sagt dazu:

"Diese [me//igenz des Mensc/1en ist der Mitt/er zwi.scl7en seinem Körper und seinem Geist. Wenn der Mensch durch die See/e dem Geist gestattel, seinen Verstand zzz er/euchten, dann umfilssl er die ganze Sclzapfung. Du der Mensch der Gipfe/pun/ct all dessen is! was voranging, und des/mlb allen vorhergehenden Entwicklungen über/egen ist, sc/zliesst er in sich die ganze niedere Welt ein

Wenn der Mensch vom Geiste durch die See/e er/euehlel ist, so mac/1/ ihn seine stmhlende Intelligen: zur Krone der Sehopfung. " 6)

Kunst als Mittel zur Erziehung

hilosophen und Künstler haben ständig verkün det, dass die Beschäftigung mit den Künsten ein wesentlicher Bestandteil der ausgeglichenen Entwicklung der Gesellschaft und des Einzelnen ist. In der Tat mag die Feststellung überraschen, dass die meisten Komponisten, Schriftsteller, Maler und Bildhauer in ihrer Arbeit eine mächtige Kraft zur Entwicklung von Sensibilität, Veründerung der Wahrnehmung, Stimulierung des Bewusstseins, oder anders ausgedrückt, ein Mittel zur Erziehung sehen. Bahá’u’lláh bezeichnet die Künste als ein natürliches und zwangslfiufiges Resultat der Ausgiessung geistiger Energie durch eine Manifestation Gottes. Gott wird als der alles überragende Künstler dargestellt, als der “Gestalter„, der nicht nur die Welt der Natur schuf, sondem durch sein Wort oder seine Offenbarung die Kraft und die Energie fir alle Werke des Menschen bereitstellt. Das Wort ist Wahrheit oder Realität, und der Mensch gedeiht mit all seinen Taten in dem Masse, wie er diese Wahrheit erfasst. Die Unendlichkeit und das Mysterium Gottes finden Ausdruck und greifbare Gestalt in Seinen Propheten und Boten, die alles offenbaren, was der Mensch für seine Weiterentwicklung benötigt.

[Seite 4]Philosophie und Kunst

er Einfluss der Künste auf Verstand, Seele und

Herz des Menschen und auf die Gesellschaft im allgemeinen ist seit Jangem Gegenstand philosophischer Betrachtung. Bereits Plato ermutigt die Jugend “schöne Formen zu untersuchen Zuerst sollten sie, unter richtiger Anleitung eines Lehrers, nur eine solche Form lieben und von dort ausgehend reine Gedanken entwickeln um dann bald selbst festzustellen, dass die verschiedenen Formen der Schönheit miteinander verwandt sind....„7)

ach Rogers muss ein Kunstwerk, dem Form ver liehen wird und das sich mit Kraft und Autorität ausdrücken will, Bewegung und Inspiration beinha|ten, sich über das Materielle erheben und den Menschen auf seiner höchsten Stufe widerspiegeln. 8)

ach Plato haben Künstler eine grosse Verant wortung, um die Menschen zu edlen Gedanken und noblen Absichten zu führen: “Lass! unsere Künstler... mit der Gabe ausgestattet werden, die wahre Natur des Schénen und Anmutigen zu erkennen; dann wird unsere Jugend in einem gesunden Land leben, umgeben von angenehmen Erscheinungen und Kldngen und aus allem das Gute erhalten; und Schbnheit. die Ausgiessung gefdlliger Werke, wird aufAuge und Ohr einstrdmen wie eine heilende Brise aus reineren Gefilden und die Seele unmerklich van frühestem Alter an hinleiten zu Verwandtschafl‘ und Sympathie mit der Schönheit der Vernunft. „ 9)

latos Aussagen über die Auswirkungen der éisthe tischen Erfahrung auf das Verhalten und den Charakter sind kaum übertroffen worden. Er glaubte, dass die Konfrontation mit Schönheit, Harmonie und Anmut im Walirnehmenden nicht nur ähnliche Qualitäten nährt, sondern auch ein Verlangen nach solchen Qualitaten in allen Lebensbereichen weckt. Tatséichlich würde er nobel und gut, “ohne den Grund erkennen zu können so méichtig ware der durchdringende Einfluss der ihn umgebenden Schönheit.

ristoteles Ansichten über die Kunst konnen am

besten als Ausfjhrung und Erweiterung der Satze seines Lehrmeisters über die gleichen Themengebiete verstanden werden. Wie Plato interessierte auch er sich speziell fijr die Auswirkungen der Kunst besonders der Poesie, des Dramas und der Musik auf den Wahrnehmenden. Uber die Musik sagte er, sie sollte studiert werden mit “Blick a1,(fErz1'eln/ng, Léiuterung, inte/lektuellen Genuss, Entspanmmg und Erneucrung nach Verausgabung I0)


lotinus, ein Anhanger Platos, hat eine erstaunlich

moderne Auffassung der Selbsterziehung durch die Künste: “ Ziehe Dick in Dic/1 selbst zurück und siehe. Wenn Du Dich noch nicht schdn findest, so verhalte Dich wie der Bildhauer einer schönen Statue: er schneidet hier ein wenig, gldttet dort, macht diese Kontur sanfter, jene reiner, bis aus seiner Arbeit ein liebliches Gesicht geworden ist. S0 solltest Du auch vorgehen; entferne alles UberflLissige, begradige alles Ungerade, bringe Licht in alles Verborgene, arbeite daran, alles zu leuchtender Schönheit zu machen und Iasse nie ab. Deine Skulptur zu beabeiten, bis aus Dir die gottgleiche Herrlichkeit der T ugend leuchtet, bis Du in dem makelI0sen T empel die vollkommene Güte sehen wirst... „ 11)

[Seite 5]Der Mensch muss an sich arbeiten, als würe er selbst ein Kunstwerk. Seine Werte und Kriterien werden eine Mischung aus listhetik und Moral, während er versucht Schönheit, Reinheit, Tugend, Güte, Einheit, Glaubwürdigkeit und Wahrheit zu erreichen. Kunst wird am besten mit dem Begriff “1ntuition" charakterisiert. Sie kann die Seele des Menschen beleben und ihm beim Nachsinnen fiber die Unendlichkeit, das Universelle und das absolute

Ideal helfen. Durch Kunst kann der Mensch die Grenzen des alltüglichen Lebens überschreiten und sich der elementaren geistigen Realität n2ihern.12)

as nachstehende Beispiel von Croce verdeut licht die Kraft der Kunst auf dem Gebiet der Entwicklung der Gefühle: lnnerhalb einer Gruppe von Méinnern und Jugendlichen, die sich gegenseitig misstrauisch und vorurteilsvoll anfeinden: “ofihet plotzlichjemand einen Gedichtband und beginnt vorzulesen: während die Melodie der Sprache dahin I/liesst und Bilder vor den A ugen auftauchen, bewegt

sich erwas Geheimnisvolles in ihren Herzen, ihre Seele neigt sich dem zu und ihr Vorstellungsvermogen erwacht... und sie beginnen mit Verwunderung zmd Rührung, sich an etwas in sich selbst zu erinnern, das eingeschlafen, kalt oder begraben war ihre gemeinsame Menschlichkeit. Konnen sie sich nach dieser Entdeckung noch so betrachten wie vorher? Konnen sie sich noch ldnger als völlig verschieden, als T odfeinde sehen, wenn ein Band zwischen ihnen gekmüpft wurde, wenn sie diesen kurzen Einblick in die Welt der Schönheit erlebt und gelernt haben, dass sie injener Welt Brüder sind? "I3)

Die Aufgabe der Kunst

olstoi erkannte, genau wie Plato auch, die Kraft

der Künste Charakter und Verhalten zu beeinflussen. Beide waren der Kunst gegenüber recht kritisch eingestellt und argumentierten, sie spreche die niederen lnstinkte an. verherrliche einen engstirnigen Patriotismus und unterstütze Heldenverehrung Lind aberglüubische /Xngste.T0lstoi schreibt: “Die Aufgube, die Kunst 21/ er/iillen hat. besteht darin. dieses Gefühl der BrLidersChafI und Liebe zzun Nzicl7sIen, das zur Zeil nur die besten Mitglieder der (ie.sellsclIq/i erreichen, zu einem allgemeinen Gefühl und bum nulürliclien Verlangen aller Menschen zu III(I(.'/ILll. " I4)

unst muss einem hehren Ideal dienen. andern falls versinkt sie in Effekthascherei, frontnur noch moclischen Launen und verstärkt den allzu oflelisiclnliclien Hang zur Selbstgefiilligkeit. Wie alles menschliche Tun. brauchl auch sie Müssigung.

Bahá’u’lláh warnt:

“Die von den gelehrten Grossen der Kunst und der Wissenschaft so oft gepriesene Zivilisation wird, wenn man ihr gestattet, die Grenzen der Mdssigung zu uberschreiten, grosses Unheil über die Menschen bringen...Ins Ubermass gesteigert, wird sich die Zivilisation als eine ebenso ergiebige Quelle des Ubels erweisen, wie sie, in den Schranken der Mdssigung gehalten, eine Quelle des Guten war.. „ I5)

Schaefer weist darauf hin, dass der Mensch ‘

sich so verhält, wie es den Bildern entspricht, die er von sich und seiner Gesellschaft hat, und dass diese Bilder heute weitgehend durch Literatur und Film bestimmt werden. 16) Er zitiert Brezinka, der die Bilanz unseres modernen Kulturbetriebes zieht:

"..darin überwiegen Triebhaftigkeit, Egoismus, Primitivitéit und Gewalttdtigkeit, arroganter Individualismus, sentimentales Mitleid mit sich selbst, Auflehnung gegen jede Autorität, Verhohnung aller Tugenden, Feindseligkeit gegen Gesellschaft und Kultur... Es ist eine Welt ohne Schönheit, ohne Ordnung, ohne Würde und ohne Liebe...Das Niedrigste wird zur Norm erhoben, das Edle geleugnet und das Streben danach ldcherlich gemacht. Wer durch die tonangebende kulturkritische Literatur, durch Philosophie, Theater, Film und bildende Künste forrwdhrend den Bekenntnissen zum Pessimismus und Nihilismus ausgesetzt wird, ohne eine Alternative kennenzulernen, geréit endlich selbst in diesen Geisteszustand.„ 17)

Die Kunst, ein Weg zu Geistigkeit

Der Kunst kommt eine Rolle im geistigen Erwachen der Menschheit zu. Sowohl Shoghi Effendi als auch Abdu’l-Bahá sprachen davon, dass Kunst die Menschen zu geistiger Wahrheit leiten kann, da sie der éiussere Ausdruck einer inneren Wirklichkeit ist, wie dieses Zitat über Musik zeigt:

“Die Kunst der Musik ist göttlichen Ursprungs und selrr wirkungsvoll. Sie ist die Nahrung der Seele und des Gei.stes. Durch die Mach! und Anmut der Musik wird der Geist des Menschen emporgehoben. Sie besclzwingt und berührt in wunderbarer Weise die Herzen von Kindern, denn ihre Herzen sind rein. und Melodien üben einen grossen Einfluss auf sie aus. Die verborgenen Fcihigkeiten, mil denen die Herzen dieser Kinder begabt sind, werden vermittels der Mztsik iliren A ztsdruckfinden. ..

A/Ies, was im Herzen des Menschen ist_ wird durch eine Melodie bewegt und waclzger1_tfeiL.. Die Musik e/week! wirklich die W(1l’lI'(:‘... Nutztr, das individuelle

Wesen. " I8)

[Seite 6]Der Sinn für Harmonie ist angelegt

a der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen

wurde strebt er ständig danach, Chaos in Ordnung zu verwandeln, Sinn und Ziel zu finden, Harmonie, Einheit und Schönheit zu entdecken. Wie sehr der Mensch auf Harmonie und Vervollkommnung angelegt ist, konnen wir an dem interessanten Beispiel des Dreiklanges erkennen, das uns H. Kaiser vermittelte: “Die 3 Tone DO—MI-SOL, die jeder für sich ihren individuellen Tonwert besitzen, ergeben zusammengefasst einen Dreiklang. der mehr ist als ihre blosse Summierung, weil er eine neue, grossere Individualitdt darstellt. Es handelt sich also um ein Wertgesetz, um ein Me/zr, das durch eine bestimmte Beziehung der T one unter sich zusammenkommt: denn beliebige T one, wie etwa D0-RE-MI. ergeben keinen Dreiklang, kein Mehr, keine neue “Gestalt„, sondern im Gegenteil eine Ungestalt, ein Weniger, einen Miss/dang. Diese Urtei/skraft hinsichtlich der Tone besitzen wir in unserem Ohr, das uns “Harmorzien und Disharmonien„ vermittell. Die Wertung aber ist eine uns Eingeborene. "19)

ine Voraussetzung für Schtinheit ist die Ganz heit, die V01lst'2indigkeit. Dann offenban sich eine komplette Ordnung. Kunst besteht aus einem Komplex von Beziehungen, deren Ziel die Einheit ist. In einer Komposition sind alle Einzelteile schön und in sich selbst vollsfaindig, aber sie stehen in gegenseitiger Abhéingigkeit zu anderen Teilen, die das Gesamtbild schaffen. Ohne diese wechselseitige Beziehung der verschiedenen Teile innerhalb der Gesamtordnung, ist keine wichtige oder tiefgrtindige Botschaft méjglich.

ffensichtlich ist Einheit das wichtigste Prinzip

und muss, so wie Ordnung, ihren höchsten Ausdruck in der göttlichen Welt finden; wenn sie in der materiellen Welt erreicht wird, reflektiert -sie die göttliche Botschaft. Das ist der Inhalt Von Kunst. Einheit ist der Mittelpunkt der Brücke zwischen dem Verstand und der Anziehungskraft einer hoheren Wirklichkeit. Das instinktive Streben des Menschen nach Ordnung wirkt sowohl in der Schaffung als auch in der Wertschätzung von Kunst und kann durch enges Zusammenwirken mit dem sch6pferischen Wort Gottes kanalisiert werden um so zur Errichtung einer neuen Weltordnung beizutragen. 20)

/7

Quellennachweis: 1) vergl. O.D.Rogers:„Oflenbarung u.Kunst". Bahá’í-Briefe 16

2) Susanne K. Langer:“Phi|osophy in a New Key„, Penguin, S.80 3) Bahá’u’lláh: Die 7 und die 4 Tüler. S. 54-55

4) wie unterl

5) vergl. Bijan Khadem-Missagh: “Allegro vivo„ S.24

6) Abdu’l-Bahziz “Ansprachen in Paris„. S.74-75

7) PIato.“Dialogues of Plato". Radnom. Bd.l. S.344. Sektion 219

8) vergl. 0.D. Rogcrs:"Olfenbarung u.Kunst", Bahá’í-Briefc 16

9) Plato,“Dialogues of Plato". Radnom, Bd.l. S.665. Sektion 40

10) Aristotelcs “Aristotele’s Politics“. Clarendon Press. S.3l4

ll) Plotinus.“The Enneads“, Faber and Faber. S.63

12) vergl.G.E.Eyford:„Aestheties and Spiritual Education". W.O.l4 I3) B.Croce “The Defence of Poetry„. Clarendon Press, 8.30

14) Leo Tolstoi: “What is Art", Oxford Univ.Press. S. 236

15) Bahá’u’lláh: Ahrenlesc 163:3

16) Dr. lldo Schaefer. “Der Bahá’í in der modernen Welt.

Strukturen eines neucn Glaubens". Bahá’í-Verlag. 2.Aufl. S.l02 I7) Brezinka Wolfgang:"Erziehung und Kulturrevolution". S.2. zitiert cbenda S.l02

I8) Abdu|-Baha: Aus seinen “Ansprachen"

I9) Jean Gebser: "Abe:-ndlündisclic Wandlung". llllstein B. S.lll-1l2 20) vergl.O.D.Rogcrs:“0lTenbarung u.l\unst„. Bahá’í-Briefe I6

[Seite 7]Das Musikensemble T O M P R I C E wieder in Luxemburg:

Konzert mit 90 professionnellen Séingern und Musikern Freitag, 2. August 1996 um 20.30 Uhr PARC HOTEL, rte. d Eehternach, Luxemburg

Am 27.Mfi1‘z gastierle dieses renommierte Ensemble erstmalig im “Centre Culturel“ in Bonneweg und gab vor ca. 450 begeislerten Géisten ein reehl Liussergewijllnliches Konzen zugunstcn einer Schule in Ecuador. die ein lr0_iekt der Stif1L1ng“UI1ity F0umlarim: „ ist. Das 2115 “/llusikalisclte Begegmmg zwisclten Orient um! Okzülent„ zxngeldlndigte K()n7.erI, entsprach diesel Bezeichnung genau. Während der , : persische Séinger Aglüli die Zuh('3rer

A V. V 5 gekonnt in die für viele noch elwas frelndartige. zum Tanz animierende Welt der modernen orienlalischen Musik entlllllrte. brachte Tom Price mil seinem Chor, in dem jeder Sünger ein Solist ist, die ver sehiedenslen Slilrichlungen westlicher Musik zu Gehfir. Das zahlreich erschienene Publikum. selbst ein Bild kultureller Vielfall, reagierle begeistert aufdiese unerwartet reichhaltige musikalische Palette: mitreissende Gospelsongs, fetzige Pop-Musik und bewegende Vemonungen Von Bahá’í-Texten.



l)er mu 4 amerikzmisehen Südstaatlcrn a Capella gesungene, originale “Burlmr.s Imp „...Gm1:, links im Bild Dash Crofts, tluneben Tom Price, David Tme_v uml Bob /l'l(lC([()II(I/(I ....Whitne_y H0ustons“l will (1Iwu_r.s lave _vou", gesungcn von (urlu Baker (reehtes Bild), die ill!‘ nieht nur zum Verwechscln iihnlich sieht, sondern auch eine solche Stimme hat...

...“Smnmcr Breeze„, gesungcn \'()l1 I)u.s I1 Crofts, (rechtes Bild unten) aus der hekannten amerikzmischen (iruppc Sea/.s&(„ro_/r.s.. all das waren Himepunkle. die dus Pllblllxlllll laegeisterlen. Viele suglcn helm /\l3SClllL‘(l. dieses “bezaubernd

1|ulersz11'1ige“ Konzert. habe sie mit (llflck und Dankbarkeit erl L'1llt. sie müchlen

dus l1£„lCll.\IC Konzert von Tom Price bestimmt nicln verpussen... Nun. diese Celegenheit kam selmeller als gedaeht: im Zuge einer liuropzllmlrnee. Von Englzmd his Russlanal. \\ll Ll alas \lergrdsseI‘Ie linsemble auch einen lag in Luxemburg gastieren, Die l3z1|1z1'i-Gemeinde l.u.\emburg organisierl dais Konzert :

THE VOICES OF BAHA I FOR “ONE WORLD"

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Auszüge aus dem Geschenkbüchlein “ROSEN DER LIEBE„*

Horizonte Verlag Gmbh ISBN 3-926116-17

Man darf in jedem menschli chen Wesen nur das sehen, was des Lobes würdig ist. Wenn man so handelt, kann man der ganzen Menschheit Freund sein. Betrachten wir die Menschen jedoch vom Standpunkt ihrer Fehler aus, dann ist es eine iiusserst schwierige Aufgabe, mit ihnen Freundschaft zu pflegen...So sollten wir, wenn wir unseren Blick auf andere Menschen richten, das sehen, worin sie sich auszeichnen, und nicht das, worin sie versagen.


Denkt zu allen Zeiten daran, wie ihr jedem Glied der Menschheit einen Dienst erweisen künnt. Schenkt Abneigung und Zurückweisung, Geringschützigkeit, Feindseligkeit und Ungerechtigkeit keine Beachtung: tut das Gegenteil. Seid aufrichtig freundlich, nicht nur dem Anschein nach.

Sei nicht Sklave, sondern Herr deiner Stimmungen. Bist du aber so verürgert, so gedrückt, so wund, dass dein Geist selbst im Gebet nicht Erlüsung und Ruhe findet, so gehe eilends hin und bereite einem Geringen, einem Bekümmerten, einem schuldig oder unschuldig Leidenden - eine Freude! Opfere dich, deine Gabe, deine Zeit, deine Ruhe einem anderen, einem, dem mehr als dir auferlegt ist - und deine unglückliche Stimmung l6st sich auf in gottselige, gottzufriedene Ergebung.

Verkehret mit allen Menschen in Liebe und Eintracht. Eine

freundschaftliche Gesinnung ist die Ursache der Einigkeit, und Einigkeit ist die Quelle der Ordnung in der Welt. Gesegnet sind die Gütigen und Dienstbereiten.

Eine freundliche Zunge ist ein Magnet für die Menschenher zen. Sie ist das Brot des Geistes, sie kleidet die Worte in Bedeutung, sie ist der Lichtquell der Weisheit und des Verstehens.

Entzündet, wann immer ihr künnt, eine Kerze der Liebe und

erfreut und ermutigt mitfühlend jedes Herz. Sorgt euch um jeden Fremden wie um einen der euren und zeigt der fremden Seele die gleiche Güte, die ihr euren treuen Freunden schenkt.

r

Die beste Art. Gott zu danken, ist, einander zu lieben.

Ein strahlendes und glückliches Gesicht ermutigt die Men schen auf ihren Wegen...lch wünsche, dass ihr glücklich seid...dass ihr lacht und euch freut, damit andere durch euch glücklich werden.

  • Mit Zitaten aus den Bahá’í-Schriften
e,

IMPRESSUM:

Die Zeitung ZEIT für GEIST erscheint alle 2-3 Monate und ist aus chlorfrei gebleichtem Papier. Jede Nummer befasst sich mit einem aktuellen Thema.

Herausgeberz“ Bahá’í-Arbeitsgruppe Gedanken für eine bessere Welt“, a.s.b.l Druckerei: lmprimerie Print-Service, Lux-Ville

0 Ziele der Zeitung:

Völkerverständigungz Brücken bauen zu andern Glaubens— und Denkrichtungen; Impulse geben zu friedlicher Zusammenarbeit mit allen andern Gruppen deren lnteressen in die gleiche Richtung gehen; informieren über Vorstellungen, Ziele. Pléine und Frlichte der Bahá’í-Religion, hier und in der Welt. über andere Religionen und den Wert der Religion schlechthin; Dialog- und Begegnungsmoglichkeiten schaffcn. Für die veroffentlichten Artikel sind die Autoren und fur die Text- und Artikelauswahl ist die Redaktion verantwortlich.

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