Gedanken fflr eine bessere W E L T
ND. 1 O 1 995
DAS GESCHENK AN UNSERE KIN DER: Die gewaltfreie Gesellschaft der Zukunft
Zum Inhalt:
- Die Gewalt und ihre
Ursachen
- Krieg, die schlimmste Form von Gewalt
- Das wahre Wesen
des Menschen
- Die Wuneln der
Gewalt
- Rassismus
- Armut und Hunger
- Nationalismus
- Religi6se Vorurteile
- Vorurteile gegenüber
Frauen
- Wandlung zu einer
gewaltfreien Welt
- Wie Wird der einzel
ne friedfertiger?
- Gewaltfreie Gesellschaft, Geschenk an
unsere Kinder
- Die Quelle unseres
Optimismus
Wir danken für die nebenstehende Federzeichung:
„ Flucht vor Gewalt+Krieg „
Sie ist das Werk des Künstlers und Malers
Stamerra Giuseppe
[Seite 2]Die Gewalt
und ihre Ursachen
„Die Gewalt scheint auf allen Ebenen der Ge sellschaft zuzunehmen und bedroht die Integritéit des einzelnen, der Familie und der ganzen Gesellschaft. Im allgemeinen gibt. es drei verschiedene, aber miteinander verbundene Formen menschlicher Gewalt:
- Gewalt gegen das eigene Ich, die in der
Schwere ihrer Ausprügung Von blosser Gleichgfiltigkeit gegenüber dem eigenen Gesundheitszustand, über den Gebrauch nicht verschriebe ner Medikamente oder Alkohol bis zum Selbstmord reicht;
- Gewalt gegen andere, die sowohl Kindesmisshandlung, Verbrechen und Mord, sowie
Missachtung der Rechte anderer und Gleichgültigkeit gegenüber ihren Angsten und Leiden beinhaltet;
- Gewaltanwendung gegen Objekte, welche
die Zerstürung der Umwelt, Beschéidigung Von Besitz und eine Nichtachtung der Schönheiten der Natur einschliesst.
Ausserdem gibt es manche Amen Von Gewalt,
die leicht übersehen werden und so lange unerkannt bleiben, wie:
- die alarmierend zunehmende Entwicklung
ausgeklügelter Kriegsinstrumente, deren Urheber u.a. einige der grüssten Wissenschaftler sind;
- die im zwischenmenschlichen Bereich entstehende Gewalt als Folge des Nicht—Handelns,
wie der extreme Wohlstand und die extreme Aimut in der Welt.
Obgleich es auf den eisten Blick schwierig erscheinen mag, solche Gegebenheiten als Ausdruck Von Gewalt aufzufassen, bleibt die Tatsache bestehen, dass die Menschheit sich dafür entscheidet, dieses aus Nicht-Handeln resultierende Leid und den Tod in ihrer Mitte zu dulden obwohl sie imstande ist, deren Stärkegrad und Ausbreitung betréichtlich einzudéimmen.
Der Bahá’í—G1aube strebt danach, auf der per séinlichen und familiéiren Ebene Liebe, auf der Ebene der Gemeinschaft Einigkeit. und auf der internationalen Ebene der menschlichen Beziehungen Frieden entstehen zu lassen.
Die Ursachen der Gewalt sind zahlreich und
komplex. Sie künnen aktiv oder passiv, bewusst oder unbewusst sein. Die der Erziehung entstammenden Gedanken und Einstellungen können tiefgreifende Auswirklmgen auf das Verhalten haben. Auch ist die Einstellung zu Tod und Unsterblichkeit. ein weiterer Faktor, der zum Ausmass der Gewalt in einer Gesellschaft beiträgt. Jeder einzelne hat die Verantwortung zu überprüfen, wie sein Glaube, seine Einstellung und sein Handeln sein eigenes Leben und das Leben seiner Mitmenschen beeinflussen/'1’
Frieden erwächst demWesen nach aus einem inneren Zustand, getragen Von einer geistigen oder ethischen
Einstel!u11g...“’
Krieg, die schlimmste Form der Gewalt
Die Winde der Verzweiflung wehen aus jeder Richtung
und der Hader der das Menschengeschlecht spaltet und peinigt nimmt täglich zu
Die Zeichen drohender Erschütterungen und des Chaos sind heute deutlich zu sehen, zumal die bestehende Ordnung
erbürmlich mangelhaft ist 3’
[Seite 3]„Die gemeinsame Erfahrung der Menschheit
hat dieses prophetische Urteil gründlich bestätigt. Mängel in der bestehenden Ordnung zeigen sich deutlich im Unvermogen der als Vereinte Nationen organjsierten souveréinen Staaten, das Schreckgespenst des Krieges, den drohenden Zusammenbruch der internationalen Wirtschaftsordnung, die Ausbreitung von Anarchje und Terrorismus sowie das unermessliche Leid zu bannen, das diese oder jene Heimsuchungen Abermillionen Menschen zufügen/"’
„Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben die
Wissenschaftler mühevoll den Kampf ums Dasein der Pflanzen — und Tierwelt studiert. Viele glaubten nun, dass die in der niederen Welt der Natur gefundenen Grundsatze eine Richtschnur seien für dieVerwiI'Iungen des sozialen Lebens und so wurden Wetteifer und Kampf als Notwendigkeiten des Lebens betrachtet... Abdu'l Baha sagt:„I1n Reich der Natur spielt der Kampf urns Dasein die herrschende _Rolle - das Ergebnis davon ist das Gesetz des Uberlebens des Gewandteren, und dieses ist der Ursprung aller Schwierigkeiten und die Ursache Von Krieg, Streit, Hass und Feindseligkeit unter den Menschen. Im Reiche der Natur 1_1_errschen Tyrannei, Selbstsucht, Angriffslust, Ubergriffe, Aneignung der Rechte anderer und andere tadelnswerte Eigenschaften, welche Mängel der Tierwelt sind. Solange daher die Forderungen der Naturwelt. die Hauptrolle unter den Menschen spielen, sind Erfolg und Wohlergehen unmöglich...„ 5’
Aggression und Konflikte sind tatsächlich in
solchem Ausmass zu Kennzeichen unserer gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und religiosen Systeme geworden, dass viele der Ansicht verfielen, derartiges Verhalten sei ein Wesensmerkmal des Menschen und deshalb unausrottbar. Mit der Verfestigung dieser Ansicht ergab sich ein léihmender Widerspruch: einerseits verkünden die Menschen aller Vülker nicht nur ihre Bereitschaft, sondem ihre Sehnsucht nach Frieden und Eintracht, nach einem Ende der quéilenden Furcht, die ihr tägliches Leben peinigt. Andererseits findet die These unkritische Zustimmung, der Mensch sei unverbesserlich selbst.s1'ichtig, aggressiv und deshalb unfahig eine Gesellschaftsordnung zu errichten, die zugleich fortschrit.tlich, friedlich, dynamisch und harmonisch ist, eine Ordnung, die der individuellen Kreativitéit und Initiative freien Lauf léisst,
aber auf Zusammenarbeit und Gegenseitigkeit beruht. „ °’
„Da die Kriege immer zahlreicher und blutiger
werden und die Notwendigkeit des Friedens immer dringender wird, verlangt dieser seiner Verwirklichung im We_ge stehende, grundlegende Widerspruch eine Uberprüfung der Préimissen, auf denen nach allgemeiner Ansicht das historische Dilemma der Menschheit beruht. Tut man das, so stellt sich heraus,
„dass jene Haltung keineswegs des Menschen Wahres Wesen ausdrückt, sondern ein Zerrbild des menschlichen Geistes
darstellt„ 7’
DAS WAHRE WESEN DES MENSCHEN
„Bahá’u’lláh ham fest an der Gottesebenbild lichkeit des Menschen. Der Mensch ist „ das edelste und vollkommenste Geschopf„ 8’, "das höchste Werk der Schopfung„ und steht "von allen Geschopfen Gott am nüchsten„ „...„Der Mensch ist die ontologische Spitze des Universums. In ihm kommt die Evolution zum Bewusstsein ihrer selbst. Darum hat er auch ihren weiteren Fortgang zu verantworten.„ ‘°’
Anders ausgedrückt:„Die bestimmenden Merk male des Menschen, die ihn vom Tier unterscheiden liegen in seiner Féihjgkeit, Ursprung und Ziel seines Lebens zu erkennen, zu denken, zu glauben, Entscheidungen zu treffen und sich geistig zu entwickeln... Er ist die Frucht am Le bensbaum des Weltalls. Mit ihm wird der Sinn der Entwicklung der Materie erfüllt." "’
Der Mensch ist die F rucht am Lebensbaum des Weltalls
[Seite 4]DIE WURZELN DER GEWALT
Zu den vielféiltigen Ursachen von Gewalt und Krieg, zéihlen ausnahmslos alle Vorurteile, seien sie rassischer, wirtschaftlicher, nationaler, politischer oder religüiser Natur
„Rassismus ist eines der verhéingnisvollsten,
hartnéickigsten Ubel, ein Haupthindemis für den Frieden. W0 er herrscht, wird die Menschenwürde zu schéindlich verletzt, als dass er unter irgendeinem Vorwand gebilligt werden könnte. Der Rassismus hemmt die Entfaltung der unbegrenzten Möglichkeiten seiner Opfer, korrumpiert die Téiter und vereitelt den menschlichen Fortschritt. Die Einheit der Menschheit, vollzogen durch rechtliche Massnahmen, muss allgemein gültig anerkannt werden, wenn dieses Problem überwunden werden soll. '2’
Das Rassenvorurteil ist eine Téiuschung, reiner, blosser Aberglaube, hat Gott doch uns alle aus einer Rasse erschaffen
DAS RASSENVORURTEIL
„Nach der Bahá’í'—Auffassung sind die Men schen jeder Rasse vor den Augen Gottes gleichwenig. Sie alle haben wunderbare, angeborene Fühigkeiten, die zu ihrer Entwicklung nur eine angemessene Erziehung benötigen, alsdann vermag jeder eine Rolle zu spielen, und anstatt das Leben éirmer zu machen, werden sie das Leben aller andem Glieder der Menschheit bereichem und vervollständigen.
Abdu’l-Bahá sagt:...„was das Rassenvorurteil
anbetrifft, so ist es eine Téiuschung, reiner, blosser Aberglaube, hat Gott doch uns alle aus einer Rasse erschaffen...Im Angesicht Gottes ist kein Unterschied zwischen den vetschiedenen Rassen. Warum sollte der Mensch ein solches Vorurteil erfinden?.. „"’
ARMUT UND HUNGER
„Der krasse Unterschied zwischen arm und
reich, eine Quelle heftigen Leidens, hält die Welt in einem Zustand der Instabilität am Rande des Ktieges. Nur wenige Gesellschaften haben diese Situation erfolgreich gemeistert. Die Lüsung erfordert die kombinierte Anwendung geistiger, moralischer und praktischer Mittel. Das Problem muss in einem neuen Licht betrachtet werden; es bedarf der Beratung durch Experten aus einem breiten Spektrum Von Fachbereichen, frei Von wirtschaftlicher und ideologischer Polemik, unter Einbezug der von den dringend zu Feillenden Entscheidungen direkt Betroffenen. " S’
In diesem Jahrhundert ist der Hunger eine der
skandalésesten Ungerechtigkeiten. Seine Ausrottung „wird zunehmend als ethisches Gebot und éiusserst wichtiger Faktor zum Aufbau sozialer Stabilität in einer Welt vol] gegenseitiger Abhéingigkeit anerkannt. Nur eine globale Entwicklungsstrategie, die Feihig ist, unsere geistigen und intellektuellen Kräfte sowie alle Produktionsfaktoren im Interesse der gesamten Menschheit heranzuziehen, kann Unterentwicklung und Hunger aus der Welt schaffen.„ "’
[Seite 5]NATIONALISMUS
„Ein ungezügelter Nationalismus — im Unter schied zu einem gesunden, legitimen Patriotismus, muss einer umfassenderen Loyalität Platz machen: der Liebe zur Menschheit als Ganzem, denn Bahá’u’l1éhs Erklärung lautet:
Die Erde ist nur ein Land und alle Menschen sind seine Bürger
Der Gedanke der Weltbfirgerschaft ist das un mittelbare Ergebnis davon, dass die Welt durch wissenschaftlichen Fortschritt und die unbestreitbare wechselseitige Abhüngigkeit der Staaten auf eine einzige Nachbarschaft geschrumpft ist. Die Liebe zu allen Volkern der Welt schliesst die Liebe zum eigenen Land nicht aus. In der Weltgesellschaft wird der Nutzen eines Teils am besten dadurch gewahn, dass der Nutzen des Ganzen gefordert wird. Die heutigen intemationalen Aktivitéiten auf verschiedenen Gebieten, welche die gegenseitige Zuneigung und den Sinn für Solidatitéit unter den Völkern pflegen, müssen erheblich Verstärkt werden/'17’
In der Weltgesellscliaft wird der Nutzen eines Teils am besten dadurch gewahrt dass der Nutzen des Ganzen gefördert wird
RELIGICSE VORURTEILE
„Religi6ser Streit war im Laufe der Geschichte
der Grund für unzählige Konflikte und Kriege, ein Pesthauch für den Fortschritt; er wird den Menschen immer mehr zuwider, ob sie einer Religion angehoren oder nicht. Die Anhänger aller Religionen müssen bereit sein, sich den Grundfragen zu stellen, die dieser Streit aufgeworfen hat, und zu klaren Antworten zu gelangen. Wie lassen sich die MeinungsVerschiedenheiten zwischen ihnen in Theofie und Praxis beilegen? Die religiosen Ffihner der Menschheit sind herausgefordert, mit Herzen voll Mitgefühl und Sehnsucht nach Wahrheit über das Elend der Menschheit nachzudenken und sich zu fragen, ob sie nicht in Demut vor ihrem allmächtigen Schöpfer ihre theologischen Differenzen im grossmütigen Geist gegenseitiger Nachsicht, der ihnen die Zusammenarbeit für Veiständigung
und Frieden zwischen den Menschen errn6glicht, hintanstellen können.„“"
„Eine der folgenreichsten Ursachen des Krie ges waren religiose Vorurteile. Was diese betrifft so zeigt die Bahá’í'-Lehre klar, dass Von jeher Feindseligkeit und Streit zwischen Menschen vetschiedener Religionen.. nicht aus der wahren Religion, sondern aus Mangel an Religion entstehen, und zwar dann, wenn falsche Vorstellungen, Nachahmungen und Entstellungen an die Stelle wahrer Religion treten.Abdu’l-Bahá sagt in Ansprachen in Paris:
„ Religion sollte alle Herzen vereinen und Krieg und Streitigkeiten auf der Erde Vergehen lassen, Geistigkeit hervorrufen und jedem Herzen Licht und Leben bringen. Wenn die Religion zur Ursache von Abneigung, Hass und Spaltung wird, so wäre es besser, ohne sie zu sein, und sich Von einer solchen Religion zurückzuziehen wäre ein wahrhaft religiöser Schritt. Denn es ist klar, dass der Zweck des Heilmittels die Heilung ist, wenn aber das Heilmittel die Beschwerden nur verschlimmert, so sollte man es lieber lassen.
J ede Religion, die nicht zu Liebe
und Einigkeit
führt ist keine Religion "’
[Seite 6]DAS VO__RURTEIL
GEGENUBER DEN FRAUEN
„Die Emanzipation der Frau, die volle G1eich berechtigung, ist eine der wichtigsten — wenngleich kaum anerkannten —Voraussetzungen des Friedens. Die Verweigerung der G1eichberechtigung bedeutet ein Unrecht gegenüber der Héilfte der Weltbevülkerung und leistet bei den Mannem Voischub für schéidliche Einstellungen und Gewohnheiten, die aus der Familie an den Arbeitsplatz, ins politische Leben und letztlich in die intemationalen Beziehungen hineingetragen werden. Es gibt keine moralischen, praktischen oder biologischen Gründe, die eine solche Verweigerung rechtfertigen. Erst wenn die Frau in allen Bereichen menschlichen Strebens zu voller Partnerschaft willkommen geheissen wird, entsteht das moralisch—psychologische Klima, in dem sich der intemationale Frieden entwickeln kann.""„
DIE WANDLUNG ZU EINER GEWALTFREIEN WELT
„Die Hauptfrage, die es zu l6sen gilt, lautet,
wie die heutige Welt mit ihren tiefsitzenden Konfliktstrukturen in eine Welt verwandelt werden kann, in der Eintracht und Zusammenarbeit vorherrschen...
Die Anerkennung der Einheit der Menschheit
ist die erste, grundlegende Voraussetzung für die Neuordnung und rechtliche Gestaltung der Welt als ein Land, als die Heimat der Menschheit. Die weltweite Annahme dieses geistigen Grundsatzes ist wesentlich für jeden tauglichen Veisuch, den Weltfrieden zu errichten. Der Grundsatz muss daher weltweit verkündet, in den Schulen gelehrt und in jedem Land beharrlich zur Geltung gebracht werden, als Vorbereitung auf den durch ihn bedingten organischen Wandel der Gesellschaftsstruktur.
Nach Auffassung der Bahá’í'erfordert die An erkennung der Einheit der Menschheit nichts Geringeres als :
die Neuordnung und Entmilitarisierung der gesamten zivilisierten Welt
Die Abschaffung des Krieges ist nicht einfach eine Sache der Unterzeichnung von Vertréigen und Protokollen...“’
WIE WIRD DER EINZELNE FRIEDFERTIGER?
Was kann nun der Einzelne tun um friedferti ger zu werden und so persünlich zum We]tfrieden beizutragen? Abdu’l—Baha rat dazu:
„Wenn ein Küegsgedanke kotmnt, so wider steht ihm mit einem mächtigeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden. Kriegsgedanken zerstören alle Eintracht, Wohlfahrt, Ruhe und Freude. Gedanken der Liebe schaffen Kameradschaftlichkeit, Frieden, Freundschaft und G11'ickseligkeit...Wenn ihr von ganzem Herzen Freundschaft mit allen Rassen auf Erden wünscht, so werden sich eure Gedanken geistig und aufbauend verbreiten, sie werden zum Wunsche anderer werden, wachsen und wachsen, bis sie alle Menschen erreichen. Verzweifelt nicht! Wirkt ständig! Aufrichtigkeit und Liebe werden den Hass besiegen../'22’
Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem müchtigeren Gedanken
des Friedens
[Seite 7]DIE GEWALTFREIE GESELLSCHAFT
— DAS GESCHENK AN UNSERE KINDER
„Der Mensch ist ein edles und geistiges Wesen
und ist dazu geschaffen, ein sinnvolles und sich immer hoher entwickelndes Leben zu führen. Darin liegt das Wesentliche unseres Menschseins. Wir konnen keine Ansichten akzeptieren, die den Menschen als ein hoher entwickeltes Tier, als eine komplexe Maschine oder einen gefallenen Engel hinstellen. Diese Ansichten degradieren den Menschen, verursachen Erniedrigung und Frustration und rauben ihm Ziel und Hoffnung. Das Resultat ist entweder Verzweiflung, Furcht, Angst, Aggression, Gewalttätigkeit oder Wut.
Die Verhütung von Gewalt wird erst moglich,
wenn wir leere Traditionen, altmodische Vorstellungen und Theorien über Bord werfen und uns selbst und unsere Gesellschaft von neuem und unvoreingenommen betrachten. Aggression und Gewalt sind erworbene Verhaltensweisen, die weder angeboren noch ererbt sind. Sie sind Resultate falscher Ansichten über die Natur des Menschen und das Ziel seines Lebens.
Unsere Umgebung iibt einen grossen Einfluss
auf uns aus. Die Auffassung über uns selbst und über-andere wird durch die Erziehung geformt die wir zu Hause, in der Schule und in der Gesellschaft erhalten. Ist diese Erziehung im Einklang mit unserer wahren Natur, so ist das Resultat Kreativitéit, Reife und Frieden. Ist dies nicht der Fall, so entsteht Zerstorungssucht und Gewalttätigkeit. Falsche Erziehung und Gewalttätigkeit sind für unsere Zeit charakteristisch.
Alle gegenwéirtig bestehenden menschlichen
Gemeinschaften leisten in unterschiedlichem Masse Gewalt — und Zerstorungstätigkeit Vorschub. Die politischen, wirtschaftlichen, religiosen Erziehungssysteme müssen bezüglich ihrer Préimissen und der Art ihres Funktionierens einen ebenso grundlegenden Wandel durchmachen wie die einzelnen Menschen, damit Gewalttätigkeit vermieden werden kann. Kernpunkt dieses Wandels muss die Erkenntnjs sein, dass die Menschheit eine organische Einheit und alle Menschen Bestandteile davon sind. Wenn man einen verletzt, verletzt man alle. Die Einheit der Menschheit wird dann Wirldichkeit, Wenn die mit ihr in Einklang stehenden Institutionen in weitem Umfang akzeptiert sind.
Erst dann künnen unsere Kinder in einer gewaltfreien Gesellschaft
wirklich und vollkommen Wachsen...„’
Und das hängt von uns ab.
"DIE QUELLE UNSERES OPTIMISMUS
ist eine Vision die über die Abschaffung des Krieges und das Schaffen von Behorden internationaler Zusammenarbeit weit hinausgeht. Dauerhafter Frieden unter den Volkern ist ein wesentliches Stadium, aber, wie Bahá’u’lláh erklürt, nicht das letztliche Ziel der gesellschafili chen Entwicklung der Menschheit...Der kr6nende Abschluss ist:
Die Vereinigung aller Völker dieser Welt
in einer universalen Familie„
Quellennachweis:
l)+23 Dr.I-I.Danesh," The Violence-free Society: a Gift for our Children„, p.1-3, Canadian Association for Studies on the Bahá’í Faith, deutsche Fassung in „Modell des Friedens", Horizonte-Verlag 2)+4+5+6+7+l2+ 15+17+18+20+2l +24 Universales Haus der Gerechtigkeit: „ Friedensbotschaft: An alle Vülker der Welt„, 1985 3) Bah:a’u'll1'1h,Akka, S.198 . 8)+9+10 Dr. Udo Schaefer:„ Der Bahá’í in der modemen Welt„, S. 246, Bahá’í-Verlag Gmbh, D-6238 Hofheim-Langenhain 11) Sobhani, „ Die Seele des Menschen aus Baha'i Sicht, aus: Was erwartet uns nach dem Tod? GTB- Siebenstem„, S31 13) Bahá’u’lláh, Ahrenlese Kap.27, Bahá’í—Verlag 14) +19 Esslemont: "Bahá’u’lláh und das neue Zeitalter„ S.186/S.183-184, Bahá’í—Verlag 16) The Decline in Hunger-Related Deaths, The Hunger Project Papers, N0.2, May1984 by ROY L.Prosterman 22) Abdu’l-Bahá zitiert in "Gedanken des Friedens „ , Horizonte—VerIag
Das besondere Buch zum Thema:
- Das Modell des FriedensAusweg aus der Krise
Hemusgeber: Faizin DUSTDAR
Horizonte—Verlag ISBN 3-7049-2001-0
Die Krise unserer Zeit zeigl sich mit gleiCher Heftigkeit in uns und um uns. Wir Menschen in aller Welt haben uns zu sehr voneinander entfemt, wir sind uns selber fremd geworden.
Das vorliegende Buch will die Herzen und den Geist all jener zueinander führen, die sich in der Alltagsflul der Ereignisse ohnmüchtig glauben und doch nach einem Ausweg suchen.
Diescs Bemühen von immer mehr Menschen zueinander zu finden léisst eine klate und kraftvolle Hoffnung am Horizont sichtbar werden:
das Modell des Friedens der Herzen, der Völker und der Religionen.
Bei der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, sprach der jfidisehe Schriftsteller, F1iedensnobelpreistréiger und Uberlebende dieses Lagexs, Elie WIESEL über das schreckliche Leiden unserer jüdischen Mitmenschen unter dem nationalsozialistischen Regime. Im dottigen Nebenlager Birkenau, wo unter den auf grauenhafte Art umgebrachten Opfem aus vielen Vülkem allein mehr als eine Million Juden waren, rief er auf zu Gewaltlosigkeit und Toleranz: „ ...Schliessen Sie ihre Augen und horen Sie zu, aber öffnen Sie dabei Ihre Herzen...
Hier mordeten die Mfirder, die Opfer starben und die iibrige Welt machte einfach so weiter wie bisher, als sei nichts geschehen...
Dann und wann fragen wir uns, was Wir daraus lernen.
Ich glaube, dass die Antwort so lautet: nicht dem Hass nachgeben und angehen gegen Fanatismus, Gewalt und Terror.
Stoppt Gewalt und Blutvergiessen überall dort, wo Menschen heute einander umbringen! Was konnen wir der Welt sonst noch sagen.’..„
00000O000000000000O0000000000000000000000000000000000000
„ ...Wir hegen die Hoffnung, dass das Licht der Gerechtigkeit über die Welt scheine und sie von aller Tyrannei heilige. Wenn die Herrscher und Konige der Erde.. sich erheben und beschliessen, sich dem zu weihen, was das höchste Wohl der ganzen Menschheit fürdert, dann wird die Herrschaft der Gerechtigkeit sicherlich unter den Menschenkindern errichtet und ihre Lichtstrahlen werden die ganze Erde umhi'1llen...."
Bahá’u’lláh (Ahrennese112:1)
LEIHBIBLIOTHEK Centre Bahá’í’
17, Alléc L.Goebcl Geéiffnetz Vormittags: Montag bis Freitag 9.30-11.30
- Modell des F riedens steht don u.a. zur Verfiigung
IMPRESSUM:
Die Zeitung „Zeit für Geist" ct-schcint alle 2-3 Monatc und ist aus chlorfrci gebleichtem Papier. Jcde Nummer befasst sich mit eincm aktuellen Thema Herausgeber: Bahá’í-Arbcitsgruppe
„Gedanken für eine bessere Welt„ Druckerei: Imprimerie Print-Service,Luxcmburg
ZIELE DER ZEITUNG:
Völkerverständigung ;
Brücken bauen zu andem Glaubens-und Denkrichtungen; Impulse geben zu friedlicher Zusammenarbeit mit allen andern Gruppen deren Interessen in die gleiche Richtung gehen; informieren über Vorstellungen, Ziele, Plüne und Früchte der Bahá’í-Religion, hier und in der Welt, über andere Religionen und den Wert der Religion schlechthin;
Dialog-und Begegnungsmüglichkeiten schaffen.
Für die verütfentlichten Artikel sind die Autoren und für die Text-und Artikelauswahl ist die Redaklion verantwortlich.
DAS WORT AN DIE LESER:
Wir danken unsem Lcscrn, dass sie den Bcitrag zur Vülkcrvetständigung der Bahá’í— Arbcitsgruppe „Gedankcn für eine besscre Wclt"- die Geschenkaktion „Jahresabonnement" auf diese Zeitung — so gut aufgenommen haben.
Sollten Sie den Wunsch haben, noch weitere Freunde mit dieser Zeitung bekannt zu machen, so senden Sie uns bitte die Adressen.
Bitte sagen Sie uns auch, wenn Sie diese Zeitung nicht haben müchten, wir werden in beiden Füllen ihren Wunsch erfüllen. Wir freuen uns sehr über ihre Zuschriften und bedanken uns im voraus.
Redaktion für Süden und Zentrum: Anita und Bob Bontemps 30-32, Bd.Kennedy L-4170 Esch/Alzette Tél+Fax: 54 33 37
Redaktion fin Norden, Osten und Westen: Farah und Farzin Dustdar b.p. 220 L—9003 Ettelbrück Tél.8l 90 80 Fax: 81 62 66
Alle Mitarbeiter der Zeitung sind ehrenamtliche Heifer