Wirklichkeit/Jahrgang 2/Heft 19/Text

Aus Bahaiworks
Wechseln zu:Navigation, Suche

Ola 77 (Erhabenheit), Jahrgang 2, Heft 19

'Wirklichkeit'

Herausgegeben v. d.  Bahai-Arbeitsgemeinschaft, Esslingen.

'T a b l e t t   von   A b d u l  B a h a'

'bezügl. des Schreibens der heiligen Namen.

An die Dienerin Gottes Frl. Jean Masson, Chicago, durch Herrn Roy Wilhelm.

Ueber ihr sei die Herrlichkeit Gottes.

E r   i s t   G o t t  !

O du Vorbote des Königreichs!

Dein Brief wurde erhalten. Sein Inhalt beweist, dass du mit dem Schreiben eines Buches beschäftigt bist, als Antwort für den, der gegen die Wahrheit geschrieben hat. Du hast auch angefragt, wie in Englisch die Rechtschreibung der gesegneten Namen „Baha Ullah“ und „Mashreq Ul Azkar“ ein soll. Ihr sollt sie so buchstabieren: Baha Ullah“ „Mashreq Ul Azkar“.

Es ist meine Hoffnung, dass du im Schreiben dieses Buches bestätigt werdest. Die Worte müssen sehr mild und sanft sein und musst du in äusserster Höflichkeit schreiben. Du sollst nicht auf die Ausdrücke der feindlichen Person achten, weil sie voll Vorurteile und Unhöflichkeit war. Jedermann, der auch nur ein wenig Gefühl von Unparteilichkeit besitzt, versteht, dass das, was dieser Mann geschrieben hat, auf grösstem Selbstinteresse und grösster Feindschaft beruht.

Diese Tatsache beweist seine Täuschung zur Genüge.

Ueber dir sei die Herrlichkeit Abhas!

gez. Abdul Baha Abbas.

Uebersetzt von Aziz Ullah, April 1921, Haifa, Palästina.

-         2    -

'Auszug aus dem Buch „Tägliche Lektionen.“

'O p f e r.

Abdul Baha fing an zu reden uns sagte, dass er alle Schmerzen und Leiden dieses Gefängnislebens für die Sache der Menschen erdulde, dass er aber, wenn es nicht um der Menschen willen wäre, nicht in einem Gefängnis bleiben würde. Er sagte ferner: „Ihr sollt Gott danken, dass ihr mich in diesem Gefängnis, anstatt in einem Palst besuchen dürft. Die meisten Menschen machen lieber einen Besuch in einem schönen Palast und es kommt nicht oft vor, dass sie in einem Gefängnis besuch machen können.“

Wir sagten ihm, dass wir viele kennen, die ihn gerne in diesem Gefängnis besuchen möchten, und dass wir es verstehen, dass sein Opfer das grösste war.

Er erwiderte: Das grösste Opfer ist, wenn jemand sein eigenes Ich gänzlich vergisst und alles opfert, wie Christus es tat. Die Leute mögen sagen, warum sollte Gott dem Volk nicht vergeben ohne Seinen Sohn zu opfern?

„Würde ein König, der seinen Untertanen zu vergeben wünscht, seinen Sohn senden, damit er von ihnen getötet werde? Gewiss nicht! Wenn dies bei einem König ungerecht sein würde, wie vielmehr würde es von Gott ungerecht sein, seinen Sohn zu senden, damit er getötet würde. Christus opferte sich freiwillig, damit das Volk dadurch gefördert und erzogen würde! – Wie hat Er dies vollbracht? – Musste Er ihnen nicht guten Rat erteilen, neue Gesetze aufstellen und neue Lehren geben? Und wusste Er dabei nicht, dass sich das Volk gegen Ihn erheben, Ihm grosse Schmerzen und Kummer verursachen und Ihn endlich töten würde? Aber trotzdem Er dies wusste, war Er doch willens ein Opfer für das Wohl der Welt zu sein, und durch diese freiwillige Tat errettete Er alle diejenigen, welche an ihn glauben. Christus wurde ein Opfer, damit Seine Eigenschaften in den Menschen erscheinen möchten.“

Wenn Gott Sünden vergeben würde ohne dies Opfer, so würden stets nur menschliche Eigenschaften in den Menschen zu finden sein. Die göttlichen Eigenschaften würden nicht zum Vorschein kommen.

Christus sagte zu seinen Jüngern: „Ich bin in euch, der Vater ist in mir und ich in euch. Dies bedeutet, dass die Eigenschaften des Vaters in Ihm und Seine Eigenschaften in ihnen waren.

Es gibt viele Erklärungen von Opfer. Ein Samen, welcher in den Boden

-         3    -

gelegt wird, opfert sich selbst, d.h. er wird zu nichts, damit die schönen Pflanzen erscheinen mögen, (die Eigenschaften der Pflanzen sind im Samen verborgen). Der Baum und seine schönen Zweige, Blätter und Früchte sind Offenbarungen (Manifestationen) der Vollkommenheiten des Samens.

Christus opferte sich selbst, wie der Samen, der zu nichts wird. Er brachte Millionen schöner Bäume mit ihren Blättern, Blüten und Früchten hervor. Diese Blätter, Blüten und Früchte sind Offenbarungen (Manifestationen) der Vollkommenheiten, welche in Christus waren.

Abdul Baha wandte sich an uns und sagte: Wie die Vollkommenheiten Christi in seinen Jüngern erschienen, so hoffe ich, dass durch das Opfer Baha Ullahs Seine Vollkommenheiten in euch erscheinen mögen. Wir erwiderten, dass es viel von Gottes Barmherzigkeit erfordern werde, um dies möglich zu machen. Er antwortete: Wenn ihr Seinen Unterweisungen folgt, so wir es gewiss vollbracht werden. Wir erzählten ihm, was Mr. Chase gesagt hat, dass er, während er in Akka war, gefühlt habe, dass die Aussenwelt das wirkliche Gefängnis war, während Akka der Platz der Freiheit sei. Er lächelte und sagte: Die Freiheit der Aussenwelt war es, welche mich veranlasste, im Gefängnis zu sein. Dies Gefängnis ist frei wegen der Gegenwart des Geistes!

'Es gibt zweierlei Arten von Aufopferung des Lebens.

Abdul Baha sprach über das Leben verschiedener Bahai in Persien, die alles opferten und dennoch dachten, sie hätten nichts getan. Er sagte: Solche Seelen sind die Juwelen der Existenz. Bei dieser Gelegenheit blickte Abdul Baha auf die am Sternenhimmel wie ein Fackel glänzende Venus und sprach: „Seht ihr diesen leuchtenden Stern? Ich hoffe, sehen zu dürfen, dass jeder einzelne der Gläubigen Gottes leuchtet wie dieser Stern. Ich wünsche ihnen eine Leuchtkraft, durch die sie die Herzen erfreuen und die Seelen vergeistigen können. Aber leider! Wie oft lassen sie es zu, dass ihnen die Wolken des Ichs den Horizont verdunkeln, wodurch die Sterne der göttlichen Wahrheit am Scheinen verhindert werden. Er schwieg eine Weile, blickte nochmals zu dem glänzenden Stern empor und sagte dann: Er scheint am hellsten vor der Morgendämmerung. So ist es auch beim Dämmernn dieser Sonne der Wirklichkeit; die Sterne unseres

-         4    -

Lebens müssen in der Dunkelheit der Welt glitzern und glänzen!“

Wahrlich, ich sage euch: Jede Dienerin oder Diener, die sich an diesem Tag in dem Pfade Gottes erhebt, wird an dem erhabenen Horizont ein solcher Stern der Führung werden. Alle Wesen im Himmel und auf Erden werden durch das Angesicht solcher Freunde erleuchtet werden, die Engel der Allerhöchsten Heerscharen werden ihr Lob über sie aussprechen; auch werden sie umgeben sein mit den Begünstigungen des Königreiches Abhas.“

Solange jemand nicht teilgenommen hat an dem Geheimnis des Opfers, ist es für ihn unmöglich, zu dem Königreiche Gottes zu gelangen. Solange ihr den Kelch nicht von jeder anderen Flüssigkeit entleert habe, ist es unmöglich für euch, ihn mit reinem und gutem Wassr zu füllen. Es gibt zweierlei Arten in der Aufopferung des Lebens. Getötet zu werden um der Sache Gottes willen, ist nicht so schwierig, als im absoluten Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes zu leben. Den Zustand zu erlangen, den Mirza Abul Fazl erreichte, der in dieser Welt es als seine höchste Aufgabe ansah, für die Sache Gottes zu leben und zu schreiben, wird von grossem Nutzen sein. Oder zu werden wie Mirza Haider Ali, welcher sich keine Sorgen machte um Geld, Kleider und Nahrung, sondern einzig daran dachte, wie er jemand die göttlichen Lehren beibringen und ihn über das Königreich Gottes belehren könne. Dies ist ein wirkliches Sichhingeben zu der Ebene des Opfers, und ohne zu diesem Zustand zu gelangen, bleiben alle Bemühungen ohne wirklichen Segen. Jemand, der sich mehr Sorgen macht um die irdische Liebe, um Mann, Frau oder Kinder, als um die Sache Gottes, wird diesen Zustand nicht erlangen.

Aus dem Englischen übersetzt von W. Herrigel.

'D a s   G e h e i m n i s   d e s   O p f e r s.

Eine Ansprache Abdul Bahas, gehalten während seines Besuches in Amerika.

Heute will ich über das Geheimnis des Opfers sprechen, Es gibt zwei Arten von Opfer. Eine derselben ist das geistige Opfer. Vielleicht habt ihr schon von materiellem Opfer gehört, sicher aber von Opfer in den Kirchen; jedoch von der wirklichen Bedeutung des Opfers habt ihr noch wenig oder gar nichts gehört.

In den Kirchen wird die Wirklichkeit des Opfers in einer Art und Weise erklärt, die Aberglauben genannt werden muss. In den Evangelien

-         5    -

ist berichtet, dass Christus sagte: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabkam, wer von diesem Brot isset, wird ewiglich leben.“ Es ist ferner berichtet, dass er sagte, der Wein sei sein Blut, das er für die Belebung der Welt opfern werde. Diese Worte wurden nun in den Kirchen in einer abergläubischen Weise ausgelegt, in einer Weise, die von der menschlichen Vernunft nicht angenommen werden kann.

Sie sagen: Adam habe gegen das Gebot Gottes gehandelt und vom verbotenen Baume gegessen. Damit beging er ein Unrecht und diese Uebertretung des göttl. Gebots vererbte sich auf die Nachkommen Adams. Oder mit andern Worten: Dadurch, dass Adam gesündigt habe, hätten alle seine Nachkommen gesündigt, sie seien für seine Uebertretung mitverantwortlich geworden und verdienen daher Strafe. Aus diesem Grund sprach Gott zu seinem geliebten Sohn: „Gehe du zu den Menschen und werde ein Opfer, damit Ich, der Herr, dadurch allen Menschen vergeben kann, und somit die Menschen von dieser Uebertretung erlöst werden.“

Nun bitte ich aber, diese Erklärung vom Standpunkt der Vernunft aus betrachten zu wollen. Könnt ihr es begreifen, dass die Gottheit, welche die Gerechtigkeit selbst ist, die Nachkommen Adams bestraft wegen der Uebertretung, die dieser begangen hat? Menschen sind Menschen (sie handeln menschlich), wenn wir aber einen Regenten sehen, der den Sohn eines Verbrechers bestraft, ohne dass dieser an dem Verbrechen beteiligt war, so sehen wir einen solchen Regenten als einen ungerechten Mann an. Wir sagen uns, wenn auch der Vater ein Verbrechen begangen hat, so kann doch hiefür der Sohn nicht verantwortlich gemacht werden!

Die Sünde Adams war nicht die Sünde der Nachwelt und dies umsoweniger als von der Zeit Adams bis heute schon Tausende von Generationen lebte. Wenn der Vater von Tausenden von Generationen ein Unrecht deging, ist es dann gerecht, dass die jetzige Generation noch für ein solches Unrecht leiden soll? Noch grösser ist folgender Beweis; Abraham war eine heilige Manifestation Gottes. Die Generationen, welche Adam folgten und von welchen gesagt ist, sie seien für das Unrecht, das Adam begangen, mit verantwortlich, schliessen auch Seine Heiligkeit Abraham, Ismael, Isaak und alle Profeten in sich. Fuhren nun diese alle in die Verdammnis des Unrechts wegen, das der erste Vater begangen hatte?

Folgendes ist die allgemeine Meinung in bezug auf das Opfer Christi: Als Christus kam und sein Opfer am Kreuz brachte, wurde die ganze Reihe

-         6    -

der Propheten welche ihm von Adam an vorausgingen, von Sünde und Strafe erlöst. Bedenket, dass selbst ein Kind eine derartige Behauptung nicht als gerecht ansehen könnte. Dadurch, dass sie die Behauptung der Bibel nicht verstanden, gaben sie diesen Stellen die erwähnte Deutung.

Was nun die Wirklichkeit des Opfers betrifft, so ist es wahr, dass sich Jesus Christus selbst opferte, und er tat dies um unseretwillen. Aber   w i e   erduldete er dies Opfer? Die wahre Bedeutung dieses Opfers wird offenbar werden und Verständnis finden. Als Christus auftrat, sah er, dass er sich erheben und den Ansichten aller Völker der Erde entgegentreten müsste. Er war sich dessen bewusst, dass sich alle Menschen gegen ihn wenden und Trübsale aller Art über ihn bringen würden. Es unterliegt keinem Zweifel, dass ein Mann, der einen derartigen Anspruch (wie den der Messiaswürde) erhebt, die ganze Welt gegen sich hat, dass er keinen persönlichen Schutz geniesst u. das sein Blut zweifellos vergossen wird.

Aber trotzdem Christus wusste, was über ihn kommen wird, erhob er sich und verkündete seine Botschaft. Er erduldete alle Trübsale u. Leiden die die Menschen über ihn verhängten, u. zuletzt gab er sein Leben hin als Opfer, um die Menschheit zu erleuchten. Er vergoss sein Blut, um der Menschheit Führung zu verleihen. Wenn er nicht willens gewesen wäre, sich selbst zu opfern, so würde er nicht imstande gewesen sein, auch nur einer einzigen Seele Führung zu verleihen. Für ihn unterlag es keinem Zweifel, dass sein gesegnetes Blut vergossen werde. Trotzdem nahm diese heilige Seele jegliche Art von Schwierigkeiten auf sich und gab ihr Leben hin, um allen Menschen geistige Führung zu geben. Dies ist die eine Bedeutung vom Opfer. – Die andere Bedeutung vom Opfer ist die: Jesus sagte: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabkam.“ Der Körper Christi kam von dem Leib der Maria, aber die Christusvollkommenheit, der wirkliche Christus, kam vom Himmel. Der Geist Christi kam vom Himmel, aber nicht sein Körper. Sein Körper war menschlich, d.h. er war gleich dem eines andern Menschen u. dass er von dem Leib der Maria kam, unterliegt keinem Zweifel; aber die Wirklichkeit Christi, der Geist Christi u. seine Vollkommenheit kamen vom Himmel. Wenn er daher sagte, er sei das Brot, das vom Himmel herabkam, so meinte er damit, dass die Vollkommenheit, welche er aufwies, göttliche Vollkommenheit sei, dass die Segnungen in ihm und das Licht, das durch ihn leuchtete, vom Himmel kamen.

Welche Bedeutung haben nun die Worte: „Wer von diesem Brot isset,

-         7    -

wird nimmermehr sterben?“ Damit wollte er sagen: Wer diese Vollkommenheit, welche in mir vorhanden ist, in sich aufnimmt, wird nimmermehr sterben. Wer an diesen himmlischen Segnungen in mir teilnimmt, wird nimmermehr sterben. Wer dies göttliche Licht, das in mir scheint, in sich aufnimmt, wird ewiges Leben erlangen. Könnt ihr diese klare Erklärung verstehen? Wie einleuchtend ist sie doch! Denn wer von den Lehren Christi göttliche Vollkommenheit und himmlisches Licht erlangt, wird unzweifelhaft ewiglich leben. Dies ist eines der Geheimnisse vom Opfer.

Auch seine Heiligkeit Abraham opferte sich in Wirklichkeit selbst, denn er übermittelte den Menschen göttliche Lehren und verlieh ihnen himmlische Nahrung.

Die dritte Bedeutung vom Opfer ist: Wenn ihr einen Samenkern in den Boden pflanzet, so wird aus ihm ein Baum hervorsprossen. Dieser Samenkern opfert sich für den Baum, der aus ihm herauswächst. Aeusserlich betrachtet geht der Samenkern zugrunde, er opfert sich, aber in Wirklichkeit strömt das Leben dieses Samenkerns durch den aus ihm entsprossten Baum. Ja in seinen Zweigen, Blüten und Früchten verkörpert sich der Samenkern. Wenn nun, bildlich gesprochen, die Persönlichkeit dieses Baumes nicht geopfert worden wäre, dann hätten weder der Baum, noch die Zweige, noch Blüten und Früchte entsehen können. Dem Aeusseren nach verschwand Christus. Seine Persönlichkeit verbarg sich dem Auge, wie sich auch das Aeussere des Samenkerns dem Auge entzieht, aber die geistlichen Gaben Christi, Seine hohen Eigenschaften und Vollkommenheiten, wurden offenbar in der Christengemeinschaft, die Er durch Seine Selbstaufopferung gründete. Wenn ihr einen Baum betrachtet, so werdet ihr sehen, dass die Vollkommenheiten des Samenkerns, sein Güte, sein Wert und seine Schönheit in den Zweigen, Blüten und Früchten zum Vorschein kamen, aus diesem Grunde opfert sich der Samenkern für den Baum. Wenn er sich nicht opfern würde, könnte der Baum nicht ins Dasein treten. Gleich dem Samenkern opferte sich auch Christus für den Baum der Christenheit, und Seine Vollkommenheiten, Seine Segnungen, Seine Gunst, sein Licht und Seine Gnade kamen zum Vorschein in dem Baum der Christengemeinschaft.

Die vierte Bedeutung vom Opfer ist: dass ein Mensch sein eigenes Wesen opfern sollte. Damit soll gesagt sein, dass er sich selbst ausschliesen muss von der Welt der Materie, von der Welt der Natur, denn die natürliche Welt ist die Welt des Verderbens, der schlimmen Moral, der Finsternis, der Tierheit, der Wildheit, des Blutdurstes, dess Hasses,

-         8    -

des Ehrgeizes, der Gier, des Ringens um die Existenz und der Selbstverherrlichung. In dieser natürlichen Welt verliert sich der Mensch in selbstsüchtigen Wünschen und Lüsten. All diese Unvollkommenheiten muss der Mensch abstreifen, er muss diese der natürlichen Welt angehörenden Eigenschaften zum Opfer bringen.

Andererseits muss der Mensch himmlische Eigenschaften erlangeu, er muss an den göttlichen Eigenschaften teilnehmen und das Ebenbild Gottes werden. Der Mensch muss nach den ewigen Gaben trachten, er muss ein Offenbarer Gottes, ein Licht der Führung, ein gesegneter Baum und eine Schatzkammer für die Gaben Gottes werden. Auf diese Weise muss der Mensch die weltlichen Eigenschaften und Attribute für die Eigenschaften der göttlichen Welt opfern. Betrachtet z.B. ein Stück Eisen und bedenket, welche Eigenschaften es hat. Es ist dunkel und hart. Dies sind die natürlichen Eigenschaften des Eisens. Wenn nun aber dieses Stück Eisen ins Feuer gelegt wird und die Hitze des Feuers in sich aufnimmt, dann opfert es seine natürlichen Eigenschaften, denn seine Härte verwandelt sich in Weichheit, ja selbst in Flüssigkeit, sein dunkles Aussehen verschwindet, es nimmt die Eigenschaften des Lichts an die es vom Feuer empfängt. Es opfert auch seine Eigenschaft der Kälte und strahlt Wärme aus, welche eine Eigenschaft des Feuers ist. Dieses Stückchen Eisen verändert sich derart, dass in ihm keine Härte u. keine dunkle Farbe mehr sind. Es wird leuchtend, gibt Wärme von sich u. wird flüssig, was die Eigenschaften des Feuers sind. Das Eisen opfert seine Eigenschaften für die des Feuers. – So ist es auch mit dem Menschen, wenn er sich von der weltlichen Natur trennt und alle weltlichem Eigenschaft opfert, dann kommen die Vollkommenheiten des Königreichs bei ihm zum Vorschein.  Es wird bei ihm sein, wie bei dem ins Feuer gelegten Eisen, die niederen natürlichen Eigenschaften werden verschwinden u. die hohen göttlichen Eigenschaften werden an ihre Stelle treten. Jeder Mensch, der an Gott u. an seine Zeichen glaubt, der entzündet ist von dem Feuer der Liebe Gottes, der erzogen wird durch die Lehren Gottes u. erleuchtet wird durch das Licht der göttlichen Führung, opfert die Unvollkommenheiten der menschlichen Natur für die Vollkommenheiten der göttlichen Natur. Daher nimmt jeder vollkommene Mensch, jede erleuchtete und himmlische Person die Stufe des Opfers ein.

Ich hoffe daher, dass ihr durch die Hilfe und Vorsehung Gottes und durch die Gaben des Königreiches Abhas gänzlich von den Unvollkommenheiten der irdischen Natur befreit und von den selbstischen Wünschen gereinigt werdet, damit ihr auf diese Weise Leben und himmlische Tugenden von dem Königreiche Abhas erlanget, damit das göttliche Licht aus euren Gesichtern leuchte, die Düfte der Heiligkeit euren Geruchsinn durchduften und euch der Odem des Hl. Geistes belebe.

Aus dem Englischen von W. Herrigel, Stuttgart.