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Das Rosengarllein.
Neunteljahrsschrift für die Bahä’ijugend und ihre Freunde. Jahrgang 3. Nr. 6/7. Elm (Wissen) 83 Ende Oktober 1926.
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’Abdu’l - Bahä.
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Mer EHER-NDfE Euch, >
daß ihr keine Herzen beleidigt. Hütet euch, hütet euch, daß ihr keine. Seele verletzet. Hütet euch, hütet euch, daß ihr gegen nie- manden unfreundlich handelt.“ "Hütet euch, hütet euch, daß ihr nicht zur Ursache der Hoffnungslosigkeit werdet für irgend ein Wesen.
Würde irgend eine Seele die Ursache des Kummers werden für irgend ein Herz oder der Verzweiflung für irgend eine Seele, wäre ihr besser, sich in den tiefsten Tiefen der Erde zu bergen, denn auf Erden zu wandeln. Mein Rat für euch ist: Bemüht euch soviel als ihr könnt, jedermann Freund- lichkeit zu erweisen, mit vollkommener Liebe, Zuneigung und Ergebenheit umzugehen mit allen menschlichen Wesen. (’ABDU’L-BAHA.)
Qurratu’| - Ayn.
Die Geschichte einer Märtyrerin, erzählt von Annel Grossmann, Wandsbek.
Qurratu’l-Ayn, das heißt auf deutsch „Augentrost“, war
eine edle persische Dichterin. Als der BAB Seine grosse Lehre
zu verkünden begann, war sie eine der ersten, die an Ihn glaub-
ten. Sie stammte aus einer sehr vornehmen und gelehrten
persischen Familie, und schon als kleines Mädchen merkte man
ihr an, daß sie ebenfalls sehr klug sei. Damals gab es in
Persien noch keine Schulen für Mädchen. Man wünschte auch
nicht, daß sie etwas lernen sollten. Das war für Qurratu’l-Ayn
sehr traurig, denn sie sehnte sich darnach, recht viel zu lernen
und die Wissenschaften zu studieren. Nur ihr Vater und ihr
Onkel lehrten sie zuweilen. Sie taten es sehr ungern, denn
auch sie wollten nicht, daß sie viel wissen sollte, doch des
Mädchens Bitten und Flehen brachte sie immer wieder dazu,
es zu tun. Wie gerne lauschte sie, wenn ihr Vater und ihr
Onkel über religiöse Dinge sprachen! So hörte sie auch mit
13 Jahren von dem Scheik Achmed Ahsai. Er verkündete den
Mohammedanern, daß Gott bald einen Boten zu ihnen senden
werde. ;
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Viele-glaubten dem Scheik, aber viele hassten ihn auch wegen dieser Lehre, und auch Qurratu’l-Ayn’s Vater und Onkel nannten ihn einen gottlosen Menschen. .Qurratu’l-Ayn aber dachte viel darüber nach.: Am: Ende‘ glaubte :sie an die Bot- schaft des Scheiks und las und studierte eifrig in seinen Schriften.
‘Als sie 18 Jahre alt war, mußte sie den Sohn ihres Onkels heiraten. Kurz darauf starb der Scheik, Qurratu’l-Ayn aber wurde von so großer Sehnsucht nach dem verheißenden Boten Gottes: ergriffen, daß sie kaum mehr an etwas anderes dachte und es zuhause’nicht mehr aushalten ‘konnte. :Daher bat sie ihren Väter. und ihren Gatten um die Erlaubnis, nach:der Stadt Kerbela eine Pilgerreise machen zu dürfen, wohin viele Moham- medarier wallfahren, 'weil“ dort mohammedanische Heilige: be- graben liegen, an.deren Gräbern sie zu'beten: pflegen. Qurratu’l- Ayn ‘jedoch. wollte auf diese Weise vor: allem nach dem Gesandten Gottes Ausschau halten. Wirklich erhielt sie die Erlaubnis zur Reise. Keinen anderen Wunsch hatte; sie mehr, als. den Verheissenen zu sehen und ihm nachzufolgen.. „In Kerbela hörte sie, daß sich der BAB als der Gesandte Gottes erklärt habe, und nachdem sie einige Schriften und Gebete von Ihm gelesen hatte, war sie; überzeugt, daß Er die Wahrheit spreche, und. überglücklich verbreitete sie die frohe Botschaft.
"Damit trat eine sehr große Veränderung: in ihrem Leben ein. Ihre Tugenden, die sie in großem Maße besaß, . wurden noch größer, und ihre Macht:der Sprache war so groß, daß alle, die sie vorher: gehört und gesehen hatten, sagten: Sie: ist eine ganz andere: geworden: Wenn sie ihre Ansprachen..hielt, mußte‘: sie‘. hinter: einem Vorhang stehen, ‘denn zu jener Zeit durften ‚sich persische‘. Frauen nur vor ihren nächsten »Ver- wandten, aber :nicht vor: fremden Männern mit unverhülltem Gesicht zeigen, während sie sonst immer einen dichten:Schleier tragen. mußten. : Immer mehr Menschen kamen zu diesen. An- sprachen, "und viele wurden: durch sie Anhänger des: BAB. ‘Darüber: wurden. die mohammedanischen Geistlichen sehr böse und bedrängten Qurratu’l-Ayn sehr.
-Qurratu’l-Ayn. reiste jetzt: . nach Bagdad, von Fr zurück
r ‚nach Kirmarischah und dann nach .Hamadan. .: Ueberall ver-
kündete sie die Botschaft’ vom Kommen des. Gottgesandten,
und überall wandten sich durch: sie viele Menschen der. Lehre
des-BAB zu. Viele jedoch wurden dadurch. auch ihre Feinde.
[Seite 28]Sie selbst hatte in all dieser Zeit viele Unruhen und Bedräng-
nis zu erleiden, und manches Leid wurde ihr zugefügt. Trotz-
dem war sie stets froh und glücklich, denn sie wünschte ja
nichts sehnlicher, als den Menschen zu dienen, indem sie zu
ihnen vom BAB und Seiner Lehre sprach. Einige Prinzessinnen,
die sie damals besuchten, sagten von ihr, daß sie eine so
tugendhafte, so kluge und so schöne Frau sei, wie es in Persien
kaum eine zweite geben könnte.
Unterdessen war ihr Bruder mit einigen Verwandten ge- kommen, um sie in ihre Heimat zurückzuholen. Sie ging mit ihnen und kam nach schwerer Reise müde nach Qaswin. Doch noch in der Nacht ihrer Ankunft stritten ihr Vater und ihr Gatte mit ihr, ja, wenn sie ein Mann gewesen wäre, hätten sie sie wohl getötet. Sie versuchten vergeblich, sie zu überreden, daß sie den Glauben an den BAB aufgeben sollte. Schließlich wurde sie eine Zeit lang gefangen gesetzt. Später kam sie nach Teheran, wo sie BAHA’U’LLAH begegnete, der zu der Zeit dort die Lehre des BAB verbreitete. Qurratu’l-Ayn war sehr demütig und ehrerbietig zu Ihm und liebte auch ’ABDU’L-BAHA, der damals drei Jahre alt war, zärtlich.
Auf BAHA’U’LLAH’s Wunsch hielt Qurratu’l-Ayn vor vielen Menschen einen Vortrag. Während des Vortrages ließ sie plötz- lich den Vorhang, der sich nach persischer Sitte zwischen ihr und den Zuhörern befand, fallen, und man sah sie dahinter in Seide gekleidet und voll großer Schönheit und blickte in ein gütiges Gesicht. Viele der Anwesenden waren entsetzt über ihre Kühnheit, andere wieder gingen fort, weil sie sich schäm- ten, ihr Gesicht ohne Schleier zu sehen. Diese Tat Qurratu’l-Ayn’s verursachte große Aufregung, und selbst von ihren Freunden sagten viele: Qurratu’l-Ayn ist rasend geworden. Nur wenige verstanden sie. Sie hatte es aber getan, um den Menschen zu zeigen, daß die alten Gesetze der Religion durch den neuen Gottgesandten eine neue Geltung bekommen hätten.
Nicht sehr lange nach diesem Vorkommnis starb der BAB
in Täbris den Mätyrertod, und bald darauf erließ der Schah
(Kaiser) von Persien einen Befehl, auch alle Anhänger des BAB
zu töten. So wurde Qurratu’l-Ayn ergriffen und in einem Turm
im Garten des Kalantars (Kommandanten) der Stadt Teheran
gefangen gehalten. Zu dem Turm führte keine Treppe. Wenn
sie aus ihm herabkommen mußte, stellte man ihr eine Leiter
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hin. Trotz aller dieser Schwierigkeiten und obgleich die meisten Menschen sie haßten und verachteten, war sie doch nie un- glücklich, sondern immer stahlend und freudig.
Noch einmal in ihrem Leben durfte Qurratu’l-Ayn die Botschaft des BAB verkünden. Es war nach der Hochzeit des Sohnes des Kalantars. Auf Bitten der Frauen wurde sie in den Saal geholt, und als sie eintrat, waren alle verwundert, denn sie sah rührend schön und lieb aus. Sie hörten ihr zu, wie sie mit ergreifenden Worten über ihre eigene Leidensgeschichte sprach, ja die Frauen wurden alle so von ihr angezogen, daß sie von den Hochzeitsfeierlichkeiten nichts mehr zu sehen wünschten und nur allein ihr mit größter Aufmerksamkeit lauschten. Manchmal ging Qurratu’l-Ayn auch im Zimmer auf und ab und sang eines ihrer herrlichen Gedichte. In dieser Nacht wurden ihr die Frauen so innig zugetan, daß sie darum baten, sie möchte im Hause statt im Turm gefangengehalten werden, was auch gewährt wurde. Aber bald darauf brachte man sie heimlich fort und tötete sie. Dies war das Ende der edlen Qurratu’l-Ayn, und so wurde sie eine Märtyrerin für die Lehren des BAB und BAHA’U’LLAH’s.
Gott kennt keine Rassenunterschiede.
’ABDU’L-BAHA sagt: Jeder Mensch, der mit den göttlichen
Eigenschaften ausgestattet ist und himmlische Vollkommenheit
zeigt, der von edler Natur ist, ist wirklich ein Abbild und
Gepräge Gottes. Wenn ein Mensch reich ist, können wir ihn
deshalb ein Ebenbild Gottes heißen? Oder ist menschliche
Ehre das Maß und Merkmal, nach dem er das Abbild Gottes
genannt werden könnte? Oder können wir die Hautfarbe als
Kennzeichen betrachten? Können wir z. B. sagen, derjenige,
der eine weiße Farbe hat, ist irgendwie ein besseres Abbild
Gottes? Ist einfach die weiße Farbe ein Merkmal, nach dem
man die Menschen beurteilen kann? Oder ist es vernünftig
von uns, die dunkle Farbe zu wählen und zu sagen, ein farbiger
Mensch sei das Bild Gottes, gerade wegen seiner Farbe? Soll
der rothäutige Mann das göttliche Abbild sein? Oder hat die
gelbe Rasse einen Vorzug? Können wir einfach sagen, weil
dieser oder jener gelbe Farbe hat, daß er ein Abbild Gottes
ist? Nein! Daher kommen wir zu dem Schluß, daß die Farben
nicht wichtig sind. Farben sind unwesentlich für die mensch-
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liche Natur. Was wesentlich an der menschlichen Erscheinung ist, das ist die Offenbarung der göttlichen Eigenschaften und Gaben, das ist das göttliche Leben, das ist die Taufe durch den Heiligen Geist. Die Farbe ist nicht wichtig. Jeder Mensch, der das Abbild Gottes, die Offenbarung Seines Wesens ist, ist Gott angenehm, von welcher Farbe er auch sei. Laßt ihn weiß, gelb oder braun sein, das tut nichts. Der Mensch soll nicht einfach wegen seiner körperlichen Eigenschaften als Mensch bezeichnet werden. Der Mensch muß nach seiner Vernunft und nach seinem Geist beurteilt werden; dies ist das einzige Kennzeichen des göttlichen Ebenbildes.. Von größter Wichtigkeit ist auch der Karakter des Herzens. Ein reines Herz ist vor dem Angesicht Gottes kostbar. Daß Gott den Menschen mit der Gabe der Gottebenbildlichkeit ausgestattet hat, ist ein hoher Vorzug. Diese hohe Stufe hängt aber, wie gesagt, nicht von der Farbe ab. (S. d. W. Seite 63.)
Wahrheitsliebe. Nacherzählt von Gretel Hespelt, Heilbronn.
In einem kleinen indischen Dörfchen wohnte eine Frau mit ihrem Knaben. Einmal sollte er in die naheliegende große Stadt gehen, um etwas zu kaufen. Zur Vorsicht nähte ihm die Mutter das Geld in den Saum seines Mantels ein, damit er es nicht verlieren könnte. Unterwegs wurde er von Räubern überfallen, die ihm sein Geld abnehmen wollten. Als sie ihn bedrohten, wenn er nicht gestehe, wo er es verborgen hätte, sagte er ganz ruhig: „Hier im Saum meines Mantels“. Die Räuber verwunderten sich sehr über seine offene Ehrlichkeit, und fragten, warum er es ihnen gleich gesagt habe, wo es doch so gut verborgen war. „Meine Mutter hat mich gelehrt, immer die Wahrheit zu sagen“, erwiderte der Knabe. Da ließen die Räuber das Kind unversehrt seinen Weg gehen und wandten sich tief gerührt von ihrem bösen Handwerk ab.
So wie dieser Knabe sollten auch wir alle uns bestreben, stets nur die Wahrheit zu reden. Wenn wir rechte Lichteskinder sein wollen, müssen wir auch mit gutem Beispiel vorangehen, um den anderen Menschen den rechten Weg zu weisen.
Das „Rosengärtlein” wird herausgegeben von der „Weltgemeinschaft, Deutscher Zweig”, Wandsbek (Hamburg), Octaviostraße 21, von der es kostenlos bezogen werden kann und an die auch alle für das „Rosen- gärtlein“ bestimmten Schriftbeiträge, Briefe usw. zu richten sind. Für die Herausgabe verantwortlich: Annel Grossmann, Wandsbek, Octaviostr. 21. �