Rosengärtlein/Jahrgang 1/Heft 3/Text

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Kolbeı

Das Rosengärtlein.

Neunteljahrsschrift für die Bahä’ijugend und ihre Freunde,

Jahrgang 1. Nr. 3. Mach dich zum Diener aller und diene allen 4. Nür (Licht) 80. gleich. 9. Juni 1924, (’Abdw’l-Bahd, Bk. 0, T. 1,61.)



OD Herr!

Mach Deine Jünger wie Wogen in dem Meere der Einheit, Wie ein Wehen aus dem Rosengarten Deiner Alleinzigkeit, Wie Sterne an dem Himmel der Gemeinschaft und Freundschaft, Wie Perlen aus dem Ozean der Liebe und Leitung,

Daß sie trinken mögen aus einem Brunnen,

Atem schöpfen aus einem Lufthauch,

Erleuchtet werden durch einen Lichtschein

Und ihr Angesicht wenden

Ganz zu der Welt des Verzichtes und dem Mittelpunkte der Einheit!

Wahrlich, Du bist der Mächtige, Der Geliebte, Der Ruhmreiche, Höchste!

'Abdu’l-Bahá, Compilation S. 150. [Seite 18]

= 8.2

Jch weiß ein lieblich Enaelspiel. |

Weise aus dem 14. Jahrhundert (Zauleck: Deutsches Kindergesang- buch, Große Ausgabe 1921, Seite 382)

Ich weiß ein lieblich Engelspiel, Da ist all Leid vergangen. Im Himmelreich ist Freude viel Ohn End und Ziel, Dahin soll uns verlangen.

Da zieht Gott ab der Hande sein Ein Ringelein von Golde: „sieh, edle Seele, das sei dein, Ja, das sei dein, Denn ich bin dir gar holde!“

Da steht der Selgen Chor dabei Viel hoch auf Himmels Zinnen Und aller Engel Scharen frei, Was Freud da sei, Das mag kein Herz besinnen, Heinrich v. Laufenberg 1450,

Der arge König und die Königskinder.

Ein Märchen.

Es waren einmal zwei Königskinder, Brüderlein und Schwe- sterlein, die waren, als sie noch ganz klelin waren, von einem mächtigen Räuber gestohlen worden, Die Kinder hatten einander sehr lieb. Der Räuber aber, der auch ein großes Land besaß, war ein finsterer, hartherziger Mann. Er schlug die Kinder und wolite nicht, daß sie einander lieb hätten.Da, als ihre Not am größten wurde, beschlossen sie, aus seinem Land zu fliehen, Nun war es aber Winterszeit und in jenem Land der Winter ganz besonders kalt. Darum begannen die Kinder bald, arg von dem Frost zu leiden. Besonders dem Schwesterlein fingen die Füße und die Zehen an zu frieren, daß es nach einer Weile nicht mehr weiter konnte und bitterlich zu weinen anhob, Aber das Brüderlein ließ sich nicht mutlos machen, Es nahm das Schwesterlein auf den Arm und versuchte, so mit ihm weiter zu kommen, Allein auch seine Kraft wurde schwächer und schwächer, so daß sie beide im [Seite 19]


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Schnee niedersitzen mußten vor Ermattung. Sie waren bis an die Küste des Landes gekommen, und vor ihnen lag das große Meer, Wie sie nun da saßen, sahen sie plötzlich in der Ferne den König, der sie geraubt hatte, mit seinen Leuten heran reiten, und sie fürchteten sich sehr, Ach, sagte das Brüderlein, die Kälte hat uns beide ganz erschöpft, und vor uns ist das große Wasser, durch das wir nicht hindurch können, Nun wird der arge König kommen und uns wieder holen. Nein, erwiderte das Schwesterlein, Du bist noch kräftiger alsich, Du wirst Dich retten, wenn Du mich verläßt. Mich Faßt ee‘ we iger el; Di.h uniwirle sc"en®n Du a”er mußt versuchen, dieses Wasser zu durchschwimmen und zu jener Insel zu gelangen. Dem Brüderlein graute vor dem kalten Wasser, als es jedoch die Kleider abgeworfen hatte und hineinsprang, fand es, daß das Wasser warm und weich war. Mit großen Stößen schwamm es nun der Insel zu, doch auch der arge König schwamm ihm nach! Schon sah es, wie er die Hand gierig nach ihm streckte, als es sich plötzlich wunderbar emporgehoben fühlte und vor sich auf der Insel einen Mann erblickte, der es freundlich zu sich aufzog, indes der arge König wieder Umkehr halten mußte und von dem langen Schwimmen ganz erschönft ertrank, Der Mann war ganz in weiß gekleidet und trug einen großen weißen Bart, seine Augen aber leuchteten hell. Voll großer Güte zog er das Brüderlein an seine Brust,und nun erkannte es, daß er sei Vater war, vondemder arge König es gestohlen hatte, Da war große Freude, und das Brüder- lein wäre restlos glücklich gewesen, wenn e; nicht inmer an das Schwesterlein hätte denken müssen, Doch es war tapfer und be- bekämpfte seine große Sehnsucht. S9 ging es eine Zeit, bis endlich sein Vater eines Tages auszog und des argen Königs Land eroberte, darum, daß er die Kinder ihm gestohlen hatte, Als er zurück kam, brachte er auch das Schwesterlein mit sich, das war noch größer und schöner geworden, Und er führte es dem Brüderlein zu und sagte: Weil Du so tapfer Deine Sehnsucht überwunden hast, die sich zu Deinem Schwesterlein hin wünsche, deshalb sollt ihr von jetzt an immer beieinander bleiben. Doch aus des argen Königs Land will ich einen Garten machen mit vielen Blumen drin und guten Früchten, und das Wasser soll euch immer zu ihm tragen, wann ihr wollt.

Der Mann ist Gott und wir selber sind das Brüderlein, das, was uns an die Erde bindet, aber ist das Schwesterlein. Nur wenn wir von ihm lassen, wird der arge König, der die Welt bedeutet, [Seite 20]ee

uns nicht schaden können, wenn uns das Wasser, das die Lehre ist, zum Vater trägt. Und unser Vater wird uns auch das Schwester- lein recht wieder finden lassen, wenn wir nur tapfer, stark. und standhaft bleiben, Dr. H. Gr.

Des Kindes Lehrstunde.

Bescheidenheit und Demut. Salomo sprach: Auf Uebermut folgt Schmach, bei den Bescheidenen aber ist Weisheit, Spr.. 11,2,

Micha sprach:

ER hat dir kund getan, o Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert ist doch nur: auf Recht halten, Liebe üben und demütig wande!n vor deinem Gott. Mich, 6,8.

Christus sprach:

Es gingen zwei Menschen hinauf in den Tempel zu beten, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner, Der Pharisäer stellte sich und betete bei sich selbst also: „O. Gott, ich danke Dir, daß ich nicht bin, wie die übrigen Menschen, Räuber, Ungerechte, Ehe- brecher oder auch wie dieser Zöllner, Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme.“ Und der Zöllner stand von ferne, wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel aufzuheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: „O Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“

Ich sage euch, dieser ging gerechtfertigt. in sein Haus hinab, nicht jener, denn wer sich selbst erhöhet, der wird erniedrig!t werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden,

Luk, 18,10— 14.

Bahä’u’lläh sprach:

Wahrlich, durch Demut wird der Mensch zu dem Himmel des Ruhmes und der Macht emporgehoben, durch Stolz dagegen wird er zu der niedersten Stufe herabgewürdigt.

Worte. der Weisheit, S. 65.

'Abdu’l-Bahá sprach:

Das Leben zu leben heißt:

.... Demütig zu sein.

Die Diener der andern zu sein und uns stets geringer zu achien als irgendeinen unserer Mitmenschen,

Ehrerbietig zu sein. [Seite 21]Baha’u’llah.

’Abdu’-Bahä sprach: „Heute willich über Bahä’u’lläh zu euch sprechen, Im dritten Jahr, nachdem der Bäb seine göttliche Sendung erklärt hatte, wurde Bahä’u’lläh von den fanatischen mohammeda- nischen Priestern angeklagt, an diese neue Lehre zu glauben: er wurde verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Verschiedene Re- gierungsbeamte und andere einflußreiche Männer veranlaßten aber am nächsten Tag seine Freilassung. Später wurde er wieder ver- haftet, und die Priester verurteilten ihn zum Tod, Der Gouverneur zögerte mit der Vollstreckung dieses Urteils, denn er fürchtete, es könnte eine Revolution ausbrechen. Die Priester versammelten sich in der Moschee, vor welcher sich der Richtplatz befand, Alle Be- wohner der Stadt versammelten sich haufenweise vor der Moschee. Die Teppichweber hatten ihre Sägen und Hämmer mitgebracht, die Metzger kamen mit ihren Messern, die Maurer und Bauarbeiter hatten ihre Spaten geschultert, Aufgestachelt durch die wahn- sinnigen Priester, waren alle diese Männer gierig, sich in die Ehre, ihn töten zu dürfen, zu teilen, Innerhalb der Moschee waren die Re- ligionsgelehrten versammelt, Bahä’u’llah stand vor ihnen und be- antwortete alle ihre Fragen mit großer Weisheit. Der Weiseste von ihnen wurde durch Bahä’wliäh, welcher alle seine Argumente widerlegte, vollkommen zum Schweigen gebracht, Dann erhob sich eine Diskussion zwischen zwei Priestern über die Bedeutung einiger Worte in den Schriften des Bäb, welche sie der Unrichtigkeit zeihten; sie forderten Bahä’u’llah auf, sich zu verteidigen, wenn er dazu imstande sei. Diese Priester wurden gänzlich geschlagen, denn Bahä’u’lläh bewies ihnen vor der ganzen Versammlung, daß der Bäb absolut recht hatte, und daß die Anklage aus Unwissenheit erhoben worden sei. Die beleidigten Priester veranlaßten dann, daß er jene fürchterlichen Stockschläge auf die Fußsohlen bekam, welche im Orient üblich sind, und noch wütender als zuvor, schleppten sie ihn hinaus vor die Mauern der Moschee auf den Richtplatz, wo das irreceführte Volk auf sein Kommen wartete,

Der Gouvernzur fürchtete sich nach immer, dem Verlangen der Priester nachzugeben und Bahä’w’lläh töten zu lassen, Er er- kannte die Gefahr, in welcher der würdige Gefangene sich befand, und sandte einige Männer zu seiner Befreiung. Dies war aber nur dadurch möglich, daß sie die Mauer der Moschee durchbrachen und Bahä’u’lläh durch diese Oeffnung an einen sicheren Ort, aber nicht in die Freiheit führten; denn der Gouverneur wälzte die Verant- wortung von sich ab, indem er Bahä’u’lläh nach Teheran sandte,

Dort wurde er dann in einem unterirdischen Kerker, in welchen nie ein Schimmer des Tageslichtes fällt, eingekerkert, Es wurde ihm [Seite 22]

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eine schwere Kette um den Hals gelegt, mit der er mit noch weite- ren fünf Anhängern des Bab zusammengekettet wurde, Diese Fesseln waren zusammengeschlossen mit sehr starken und schwe- ren Bolzen und Schrauben, Seine Kleider waren in Stücke ge- rissen, ebenso sein Fes, In diesem schrecklichen Zustand wurde er vier Monate lang gefangen gehalten. Während dieser Zeit war es keinem seiner Freunde möglich, Zutritt zu ihm zu bekommen. Ein Gefängnisbeamter machte den Versuch, ihn zu vergiften, aber außer den großen Schmerzen, die ihm diese Tat verursachte, hatte dies Gift keine Wirkung.

Nach einiger Zeit befreite ihn die Regierung und verbannte ihn und seine Familie nach Bagdad, wo er 11 Jahre lang blieb, Während dieser Zeit ertrug er die heftigsten Verfolgungen, denn er war umgeben von dem immer mehr anwachsenden Haß seiner Feinde, Er ertrug alles Böse und alle Qualen mit größtem Mırt und großer Geisteskraft, Wenn er sich morgens erhob, wußte e° oftmals nicht, ob er am Abend noch lebe. Inzwischen kamen aber die Priester jeden Tag zu ihm und fragten ihn über Religion und Methaphysik aus,

Zuletzt verbannte ihn der türkische Gouverneur nach Kon- stantinopel, von wo er dann nach Adrianopel verschickt wurde. Hier blieb er fünf Jahre lang. Dann wurde er nach dem fernen Festungsgefängnis Akka gebracht, Hier wurde er in den Militär- baracken der Festung eingesperrt und ıwnter strenge Aufsicht ge- stellt. Es würden mir die Worte fehlen, um euch die vielen Trüb- sale und alles Elend zu erzählen, welche er in diesem Gefängnis zu erdulden hatte, Trotzalledem schrieb Bahä’wlläh von diesem Gefängnis aus an alle Regenten Europas, und diese Briefe wurden alle — mit Ausnahme von einen — durch die Post versandt.

(’Abdu’l-Bahá, Ansprachen S, 78-81.)

Habt Sonne.

Habt ein Herz voll Licht und Sonne, Augen hell vor Freudigkeit, Daß sich wahres Glück und Wonne Wie ein Leuchten um euch breit.

Gottes Engel sollt ihr werden, Gebt Ihm euer Herz zu eigen. Ihm zu dienen, heißt auf Erden Allen Menschen Liebe zeigen, [Seite 23]

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Dienen heißt, zu allen Zeiten Wachen, um den Armen, Kranken Freudig Hilfe zu bereiten,

Und Sein Segen wird euch danken,

Euer Vorsatz sei am Morgen, Stets zu helfen und zu lieben, Und am Abend sollt ihr denken, Ob ihr ihm auch treu geblieben.

Und ihr werdet täglich besser Lernen, Gottes Weg zu wandeln Und als Heilige hiernieden Treu nach Seinem Willen handeln,

DE H: Gr,

Der Kinder weltweite Briefgemeinschaft.

Gärtlein der Freude, Gera-Reuß.

Lieber Onkel Hermann: Ich habe mich gefreut über das schöne Rosengärtlein, welches uns durch Onkel und Tante Döring gegeben worden ist. Es ist schön, daß in nächster Zeit auch noch Bilder herein kommen. Wir freuen uns schon auf das nächste und wollen es auch immer lesen und noch brave, gehorsame Kinder werden und unser Herz dem Heiland schenken, wenn wir etwas brauchen, oder in Not sind, daß wir es dem Heiland sagen. Wir beten jeden Abend, daB uns der liebe Heiland ein reines Herz schenkt. Das Beten hat uns unsere Muttl gelehrt. Wir gehen jeden Sonntag-Vormittag von 11 Uhr bis 12 Uhr in die Sonntags- schule, wo viel vom lieben Heiland erzählt wird, wie er zuletzt noch für uns gestorben ist und so gelitten hat. Ich grüße Dich herzlich.

Deine Lotte.

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Lieber Onkel Hermann: Ich habe mich gefreut, das wir durch Onkel und Tante Döring das Rosengärtlein lesen durften, und weil Du, -lieber Onkel, uns in demselben batest, Dir ein Briefchen zu schreiben, will ich es auch tun. Ja, lieber Onkel, ich hab auch eine Muttl, die mich schon. lange das Beten gelehrt hat, und ich will auch ein gutes, frommes Kind werden, aber das Gehorchen geht so schwer. Lieber Onkel, bete doch bitte für mich, das ich besser folgen kann. Ich heiße Gerti, nicht wahr Du sagst es den lieben Gott? Schreibst Du mir denn auch mal? Ich ‚grüße Dich herzlich Deine kleine

Gerli.


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Tante Trudel und ihr Gärtlein, Stuttgart.

Lieber Onkel Hermann! Durch Onkel und Tante Döring habe ich das schöne „Rosengärtlein‘ bekommen. Es ist für mich eine große Freude, daB ich es lesen darf, und ich will bemüht sein, all das Schöne auch im Herzen zu bewahren. Ganz besonders freue ich mich auf die Bilder, die vielleicht schon im nächsten Rosengärtlein erscheinen. Lieber Onkel, ich bin immer darauf bedacht, meinen guten Eltern ein gehorsames und frommes Kind zu sein, und ich bitte den lieben Gott, daB er mir beisteht in meinen ganzen Tun. Bitte Du auch mit für mich. Viele herzliche Grüle sendet Dir, lieber Onkel Hermann.

Kurt.


Beiträge gingen ein von: World Fellowship, Montclair, U,S.A., I Dollar: Berlin-Schöneberg I Dollar und 10 Rentenmark; Berlin-Schmargendorf, 15 Rentenmark.

Das „Rosengärtlein“ erscheint neunmal jährlich und kann kostenlos bezogen werden durch Dr, Hermann Grossmann, Hamburg 21, Petkumstraße 19, an den auch alle für das „Rosengärtlein“ bestimmten Schriftbeiträge, Briefe usw. zu richten sind,

Postscheckkonto unier Dr. Hermann Grossmann, Amt Hamburg Nr. 3534. [Seite 25]






Das Tor von Akka.

Zinkätzung nach Federzeichnung von Alfred S., Gärtlein des Lichts, Zuffenhausen,

„9 Künste“ Beilage zum Rosengartlein 1,3. �