One Country/2004 Nummer 2/Text

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MAGAZIN DER BAHA„ I INTERNATIONAL COMMUNITY




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Portrét: Erik Blumenthal

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Buchrezension: „Táhiríh" von Fereschte Schweter



E uro 2,25 / SH 4,— Postvertriebsstficknummer D13365F

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WELT-MAGAZIN


IMPRESSUM

ONE Couumv wird herausgegeben von derBahá‘i International Community, dieals Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í—Gemeindereprésentiert.

ONE Coumnv, Office of Public Information,Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New York, New York10017,USA, E-Mail:1country@bic.org Chefredakteur: Brad Pokorny.Chefvom DienstzAnn Boyles.Auslandsredaktionen: Christine Samandari-Hakim (Paris), Kong SiewHuar(Macau), Guilda Walker(London).Deutschsprachige Redaktion: PeterAmsler,Teresa K6ther,Jens-Uwe Rahe, Freie KorrespondentenzHilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhlich (Schweiz), Jutta Bayani (Luxemburg). GeschäftsfUhrung: Hartmut Nowotny,Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE Couumv können kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe derQueIle.

Anschrift: ONE Coumnv, Eppsteiner Str.89,D-65719 Hofheim-Langenhain, Germany.Te|.+49-6192-99290, Fax+49~6192-992999. Herausgeber derdeutschsprachigen Ausgabe: NationalerGeistiger Rat der Bahá’í in Deutsch|and e V.

Einzelheft: Euro 2,25/SFr4,-. Jahresabonnement: Euro 8,-/SFr15,(incl. MWSt u. Porto). Die Zeitschrifi kann beim Bahá’í-Verlag,

Eppsteiner Str. 89, 65719 HofheimLangenhain,bestellt werden. Copyright 2003 by Bahá’í International Community. ISSN 0945-7062. Gedrucktauf1oo% Recyclingpapier.

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Bahá i spricht sich Für eine Weltwirtschaftsreform aus

LONDON.-—Augusto Lopez—Claros (Foto rechts) zweifelt daran, dass die gegenwértig bestehenden internationalen Institutionen die Weltprobleme beheben können. Der Chefijkonom des World Economic Forum in Genf sagte bei einer Konferenz der Association of Bahá’í Studies in London, dass die Menschheit zwar versuche, ihre Herausforderungen anzugehen, aber ihre Institutionen unfähig seien,entsprechende Ldsungen zu liefern.

Die Rede von Lopez-Claros war eine derAnsprachen,die bei der Konferenz am Londoner Institute ofCommon wealth Studies vom 2 bis 4. Juli gehalten wurden. Ziel der Konferenz war es, zumThema „Macht und Verantwortung“ eine eigene Bahá’í-Sicht zu entwickeln.

Der Bahá’í Augusto LopezClaros hob die neuen Herausforderungen hervor, die die Welt umfassen, so die wachsende Globalisierung der Wirtschaft und den radikalen Wandel im Dienstleistungssektor. „Unsere gegenwértigen lnstitutionen sind nicht dafijr geschaffen, Umweltkatastrophen, HIV/AIDS oder den internationalen Terrorismus zu begegnen", sagte Lopez—Claros.„Die politischen Systeme sind zu hierarchisch, zu starr und zu langsam. Eini Heiligtum der Bahá’í im Iran mit Wissen der Regierung zerstiirt

BERLIN.S DerNationaIe Geistige Rat der Bahá’í in Deutschland zeigte sich erschUttert Über die Zerstörung einer bedeutenden heiligen Stétte der Bahá’í im lran.Trotz nationaler und internationaler Proteste IieBen die Behérden in der iranischen Stadt Babul das Grabmal von Quddus, einer herausragenden Gestalt der frUhen Bahá’iGeschichte, einreißen und dem Erdboden gleichmachen. Muhammad-A|i Barfurushi, Quddus genannt,wurde 1849 wegen seines Claubens hingerichtet. Sein Grabmal in Babul gehörte zu den vielen heiligen und historischen Stétten der Bahá’í, die im Zuge der islamischen Revolution im Iran von den Behbrden beschlagnahmt wurden.

„Die Zerstörung und Schéndung dieses heiligen Grabmales wurde mit Wissen der iranischen Regierung vollzogen, an die zuvor Appelle aus dem ln- und Ausland gerichtet wurde“, sagte Saba Khabirpour, Sprecherin des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland. „Dieses Vorgehen ist ein wei


teres Beispiel fijr die fortwährendeVerfolgung der 300.000 Bahá’í im Iran. Die Tat widerspricht auch eklatant den Aussagen der iranischen Regierung, die Menschenrechtslage des Landes ha be sich verbessert", so Khabirpour weiter.

In den letzten zwei Jahren kam es zu keiner Resolution der Menschenrechtskommission, zumal der Iran einen “Dialog“ mit den westlichen Staaten anstrengte. Auch die Européische Union konzentrierte sich auf einen so genannten Menschenrechtsdialog mit dem Iran.

„Ein Dialog wird immer hilfreich sein, doch kann er den internationalen Druck auf die iranische Regierung, den Bahá’í ihre Menschenrechte zu gewähren, nicht ersetzen. Die Zerstörung des Grabmals von Quddus in Babul bestétigt abermals diese Auffassung“, unterstrich Saba Khabirpour. Nach wie vor sind die Bahá’í im Iran täglich mit der systematischen Verweigerung ihrer bUrgerlichen und sozialen Rechte als BUrger des Landes konfrontiert.


ge Regierungen passen sich den Umständen an, die meisten aber scheitern.“ Das Er gebnis sei nach Lopez-Claros eine wachsende Unzufriedenheit mit den Politikern und mit Politik Überhaupt.„Nur mit einem globalen Rahmen können wir den Problemen begegnen."

Eine derVeranstalter, Nazila Ghanea-Hercock vom Institute of Commonwealth Studies, sagte, dass das Verhéltnis zwischen Macht und Verantwortung bei einer ganzen Reihe von Bereichen ein Thema ist, so im Regierungshandeln, in der Medizin oder den Medien.„Vie|e Menschen sind von den bestehenden Autoritéten enttéuscht“, sagte sie.„Wir müssen darflber reden, wie wir mit diesem Thema umgehen, um die Menschheit voranzubringen.„

Der Wissenschaftler und Autor Moojan Momen beschrieb die Wege, die die Bahá’í den säkularen Institutionen als vielversprechende Modelle anbieten. Dabei ging er von seiner Einschétzung aus, dass viele Menschen den Eindruck haben, in ihrer Gesellschaft nicht mehr gehbrt zu werden. Demgegenflber mUsse es einen Ausgleich zwischen der individuellen Freiheit und zentralen Autoritéten geben.„Das Bahá’iModell beschreibt nicht individuelle, sondern institutionelle Macht", sagte Momen. „Die Praxis der Bahá’í, miteinander zu beraten, schafft ein sicheres und ermutigendes Umfeld, in dem Menschen ihre Sicht der Dinge mitteilen können.“

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Kulturdenkmal Bahá’í-Haus der

Andacht feiert vierzigsten Jahrestag

HOFHEIM-Am 4.Ju|i jéhrte sich in Hofheim am Taunus zum vierzigsten Mal die Einweihung des ersten Bahá’í—Hauses der Andacht in Europa. In seinem von Licht durchfluteten Innenraum sind nicht nur die Heiligen Schriften der Bahá’í zu hören, sondern aller großen Offenbarungsreligionen. In den Andachten werden die heiligen Texte gesprochen oder gesungen. Es gibt weder Ansprachen noch Predigten, da kein Kommentar und kein

Das Projekt Für interaktives Theater „Peoples Theater „ wurde beim Wettbewerb „startsocial 2004“ primiert

BERLIN.— Das Offenbacher GewaItpréventionsprogramm „Peoples Theater" ist eines von 27 vielversprechendsten sozialen Projekten, die am 5. Juli 2004 Im Bundeskanzleramt beim Wettbewerb startsocia/ 2004 ausgezeichnet wurden. Bundesfamilienministerin Renate Schmidt Überreichte Curtis Volk und Erfan Enayati stellvertretend fUr das gesamte ehrenamtlich arbeitende Projektteam eine Urkunde.

Die Jury begrijndete ihre Entscheidung„,Peop|es Theater“ auszuzeichnen, mit der „innovativen und effektiven Methode“ SchUIern den Umgang mit Konflikten beizubringen.„Mit geringen Mitteln entstehen bei den Mitspielern prégende Eindrijcke, die zum Nachdenken anregen. Das Spiel erlaubt die Integration unterschiedlicher Gruppen und setzt auf intuitives Verstehen statt erhobenen Zeigefinger. Die Übertragung des Modell auf andere Städte mit Hilfe von Fortbildungen wurde bereits in Angriff genommen„, heiISt es in der BegrUndung.

Schirmherr Bundeskanzler Schrdder bezeichnete den Wettbewerb startsocial als eine Erfolgsgeschichte. Initiatoren sind die Unternehmen

Ritus vom Vortrag ablenken soll.

1987 erklärte das Land Hessen das Bahá’í-Haus der Andacht zum Kulturdenkmal und nach anfénglichen Akzeptanzschwierigkeiten wird das Bahá’í-Haus der Andacht von den BUrgern des Hofheimer Stadtteils Langenhain |éngst„unserTempel“ genannt und als Bereicherung empfunden.

Der Bau des Hauses der Andacht war fUr die deutsche Bahá’í-Gemeinde das erste

McKinsey& Company, ProSiebenSat.1Media AG sowie Siemens Business Services. In seiner BegrUBung sagte Bundeskanzler Gerhard Schréder: „Unsere Gesellschaft braucht Menschen wie Sie,die ihrWissen und ihre Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft stellen.“

„Hilfe fUr Helferdurch Wissenstransfer“ ist das zentrale Anliegen von startsocial. Fast 300 Überwiegend ehrenamtlich getragene soziale Initiativen hatten sich in dieser dritten Runde des Wettbewerbs mit einem ausgearbeiteten Projektkonzept bei startsocial beworben. HerzstUck des Wettbewerbs ist das Beratungsstipendium.1oo herausragende Projekte werden fUr drei Monate durch individuelle Beratung unterstUtzt. Ziel ist es, den Projekten durch moderne Managementmethoden zu mehr Erfolgschancen zu verhelfen. Hauptberatungsfelder sind Finanzierung und Offentlichkeitsarbeit.

Ziel von „People’s Theater" ist es, die Vermittlung sozialer Techniken wie beispielsweise Ehrlichkeit, Höflichkeit, Selbstvertrauen, Mut und GeduId bei Kindern und Jugendlichen zu unterstUtzen. Erreicht werden soll dies



große Unternehmen nach dem Zweiten Weltkrieg. Bahá’í aus allerWelt trugen dazu bei. Als sich die GründungderBundesrepublik


























zum fiinfzigsten Maljaihrte, Bau eine vom Deutschen Bundestag initiierte zeitgeAusstelIungdie

„Wege der

zwischen 1949 und 1999 dar: Ein Modell des Bahá’í-Hauses Taunus war alsTeil der religiösen Lebenswirklichkeit

stellte im Berliner Gropiusschichtliche E u RO PA- MAGAZI N Deutschen“ derAndacht in Hofheim am Deutschlands dabei.

durch eine Mischung aus Theater und Talkshow. „Peoples Theater“ arbeitet dabei eng mit staatlichen Einrichtungen unter der Schirmherrschaft des Offenbacher BUrgermeisters zusammen.

Das Projekt ist inspiriert durch die „Stop-&-Act“-Show, die durch den russischen TVModerator Shamil Fattakhov unter anderem im Jahr 2000 bei der Expo 2000 présentiert wurde.

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Weitere Informationen: www.peoples«theater.de

Das „Peop/e’s Theater„ ist die Show, bei der das Publikum die Regie flihrt: gemeinsam werden Ldsungen far Konfliktsituationen gesucht und spie/erisch umgesetzt. Das zokcipfige Team arbeitet dabei bis/ang rein ehrenamtlich.

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DEBATTE


Dieser Beitrag ist die gekiirzte Rede von Bani Dugal, die sie am 17. Dezember 2003 aufder Konferenz„Erziehung und Bildung: Das Recht einesjeden Jungen und Mddchens" vor den Vereinten Nationen in Neu Delhi hielt. Bani Dugal leitet das Baro der Bahá’í International Community (BIC) am Sitz der Vereinten Nationen in New York und Genf.

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ie Philosophen spre chen vom aufgeklér ten Eigennutz,wenn sie Situationen schildern, in denen wir durch die Wahl des nicht so offensichtlich besseren oder sogar etwas mUhevolleren Weges auflange Sicht zu einer sehr viel besseren Situation kommen.Aufgeklérter Eigennutz setzt die Akzeptanz des Partners und das Wissen um die Notwendigkeit gemeinsamer Lösungsansétze voraus. Mit der Rede vom aufgeklérten Eigennutz kommt die Einsicht zum Ausdruck, dass das Wohlergehen jedes einzelnen auch vom Wohlergehen aller anderen abhéngt und eine individuelle Besserstellung nur im Kontext der Mitmenschen möglich ist.

Wir alle stehenjeden Tag solchen Entscheidungen gegenflber. lst es besser, eine Ieckere SUBigkeit nicht zu essen, um 50 Geld zu sparen und Karies zu vermeiden? Wie ist es mit dem Kaufeines neuen Sportwagens statt das Geld fUr die Rente zurijckzulegen? Regierungen und Gesellschaflen stehen ähnlichen Entscheidungen gegenflber. Sollen wir das Geld ins Militér oder in die Landwirtschaft investieren? In Gesellschaften, in denen die Mittel besonders begrenzt sind, sind diese Entscheidungen noch viel schwerwiegender.

Es gibt in derWelt heute vielleicht kein besseres Beispiel fUr aufgeklérten Eigennutz als die Erziehung und Bildung von Kindern. Mitjeder Bildungsmaßnahme und jeder Studie macht sich die heute getétigte lnvestition in die Erziehung und Bildung von Kindern derart bezahlt, dass der Nutzen weit in die Zukunft reichen wird — und 50 die Welt zu einem besseren Ort macht.Jedoch erhalten laut des letzten Berichts von UNICEF zur Situation der Kinder in derWelt fUrdas Jahr 2004 etwa 121 Millionen Kin Ein Vorrecht fii derBfldung

der kaum oder gar keine Schulausbildung. Dies ist eine Problematik, die wir Ibsen mUssen — nicht nur angesichts des allgemeinen soziaIen Nutzens von Bildung, sondern auch weil Bildung ein grundlegendes Menschenrecht ist.

Das Recht auf Bildung wird in unseren grundlegendsten Menschenrechtsabkommen beschrieben,von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte bis zum Übereinkommen Über die Rechte des Kindes. Diese und weitere Vertrége verpflichten Regierungen dazu sicherzustellen, dass Bildung zurVerngung gestellt wird,fUr alle zugénglich, passend und flexibel. Bildung ist aber nicht nurein grundlegendes Menschenrecht, Bildung stUtzt auch die AusUbung aller anderen Menschenrechte. Denn wie können Menschen ohne ein Mindestmaß an Bildung und der Féhigkeit, Iesen und schreiben zu können, sich ihrer Rechte Überhaupt bewusst sein? Hier wird deutlich, dass das Recht auf Bildung immer auch ein Recht auf Bildung Über die Menschenrechte ist und damit das Recht aufein selbstbestimmtes Leben erst ermöglicht.

Es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt dieses Problems, némlich die Kluft zwischen der Erziehung und Bildung von Jungen und Médchen. Laut UNICEF sind von den 121 Millionen Kindern, die kaum oder gar keine Schulausbildung bekommen, etwa 65 Millionen — die Mehrheit Médchen. Die so genannte „K|uft zwischen den Geschlechtern„ variiert von Land zu Land sehr stark und daher stellt diese Statistik nicht das

Gesamtproblem dar. In Afrika und einigen asiatischen Staaten ist die Bildungslflcke sehr viel größer, in einigen Féllen erreicht sie 20 Prozent.

Es héngtjedoch an der Erziehung und Bi|dung der Médchen,wenn sich der aufgeklérte Eigennutz der Gesellschaft wirklich durchsetzen so||.Vor allem wenn die Investition in die Erziehung von Médchen getétigt wird, werden eine ganze Reihe von bedeutenden Vorteilen ermöglicht.

Auch diese Punkte werden im UNICEF-Bericht herausgestellt. Er hélt fest, dass wenn Médchen Bildung erhalten, sie sehr viel wahrscheinlicher ihre eigenen Kinder in die Schule schicken werden. Wenn Médchen Bildung bekommen,sind ihre Familien gesUnder und mit gréfierer Wahrscheinlichkeit weniger arm. Und wenn Médchen Bildung bekommen, werden sie mit größererWahrscheinlichkeit nicht so schnell in ausbeuterische Arbeit fem von Zuhause gedréngt oder mUssen sich sexuellem Missbrauch oder Gewalt stellen.

Die Bahá’í International Community (BIC) hat seit Iangem die Bedeutung der Bildung von Madchen erkannt. In ihren Berichten und Stellungnahmen an die Vereinten Nationen hat die BIC sich danr ausgesprochen, Médchen in Fragen der Bildung den Vorrang zu geben. Sie stellte heraus, dass durch die Bildung von Médchen die zukUnftigen M'Litter die nötigen Kenntnisse mitbringen, sowohl die Médchen als auch die Jungen der néchsten Generation zu erziehen.

[Seite 5]Dieses Versténdnis, das in dem neuen UNICEF—Bericht als eine Sache des gesunden Menschenverstandes beschrieben wird,wurde in den Schriften der Bahá’í vor mehr als 90Jahren dargelegt. Abdu'l-Bahá sagte:„Überdies ist die Erziehung der Frau notwendiger und wichtiger als die des Mannes, denn die Frau ist die Erzieherin des Kindes von Geburt an. Die ersten Lehrerinnen der Kinder sind die Mijtter. Daher milssen sie befähigt werden. sowohl ihre S(jhne als auch ihre Töchter zu erziehen.„

NatUrlich wflrden in einer idealen Welt alle — Jungen und Maidchen — die bestmogliche Erziehung bekommen. Aber auf Grund des großen Unterschieds bei den Bildungsmoglichkeiten fUr Médchen und aufgrund der Iangen Geschichte der UnterdrUckung von Frauen und Médchen im Allgemeinen ist es wichtig, Über die besondere Bedeutung von Médchen nachzudenken.

Wir mUssen innehalten und uns selbst fragen:Warum erziehen wir nicht mehr Médchen? Warum ist die Kluft so grofS? Was hindert uns daran, unserem aufgeklérten Eigennutz nachzugehen? Mit anderen Worten, was ist die verlokkende SUEigkeit, die uns davon ablenkt, den besten Weg einzuschlagen?

UNICEF hat eine ganze Reihe von Erklärungen. Das SchlUsselproblem ist, nicht genflgend Mittel fUr die Erziehung und Bildung zurVerfUgung zu stellen. Das hat zur Folge, dass Médchen bei Entscheidungen oft ausgesohlossen werden. Hinzu kommt, dass Parteiideologen, Lehrer

Madchen bei - zum Nutzen aller

und Familien einfach nicht die entscheidende Bedeutung der Erziehung von Médchen hinsichtlich der allgemeinen Entwicklung der Gesellschaft bzw. des Wohles ihrer eigenen Familie verstehen.

Aber diese Antworten berUhren das Problem nur oberfléchlich. Der Grund,warum Médchen ausgeschlossen werden,wenn solche Entscheidungen getroffen werden mUssen, ist in Wahrheit die zugrunde liegende Diskriminierung von Frauen und Médchen, die in vielen Gesellschaften noch immer besteht — einige wurden sagen, in allen Gesellschaften.

Bildung fUr alle — und besonders fUr Maidchen - ist nicht nur ein Menschenrecht — sie liegt auch im Interesse der Gesellschaft als Ganzes. Sie ist in derTat vielleicht die beste Entwicklungsstrategie, die wir haben.

Wir dijrfenjedoch nicht vergessen, dass der Zugang zu freier Bildung allein nicht ausreicht, um Médchen in der Schule zu halten. Das, was Médchen mit ihrer Ausbildung spéteranfangen konnen, bestimmt die Attra ktivitét derAusbildung.Wenn Frauen nicht als Angestellte oder Selbständige arbeiten konnen, nicht Land besitzen dürfen, nicht ein Bankkonto eroffnen oder nicht einen Kredit bekommen dürfen, wenn ihnen die Freiheit zu heiraten oder nicht zu heiraten verwehrt wird oder wenn ihnen die politische Vertretung vorenthalten wird, wird Erziehung allein wenig Auswirkungen auf ihre Misere haben. Das Prinzip der Unteilbarkeit der Menschenrechte erfordert die Betrachtung der

Bildung im Zusammenhang mit allen anderen Rechten und Freiheiten.

Dennoch bleibt trotz der Unterzeichnung von zahlreichen internationalen Dokumenten Über die Menschenrechte und trotz der Milliarden von Dollar internationaler Finanzierung fiir Bildung viel zu tun, um eine Bildung fUr alle zu sichem.

Wir milssen dahertiefin uns selbst gehen und uns fragen, was die wahren Hindernisse sind, die den Fortschritt von Frauen und die richtige und gerechte Erziehung von Médchen verhindern. Aus diesem Grund mUssen wirjene soziaIen und kulturellen Fragen untersuchen,die traditionell und historisch die Mehrheit der Menschen dazu gefijhrt haben,Ménner und ihren Beitrag zur Gesellschaft hdher zu bewerten als Frauen und deren Beitrag.

Es sind diese Traditionen und kulturellen Faktoren, die die verlockende SUBigkeit oder den glénzenden Sportwagen darstellen, der uns daran hindern, Iangfristig gesehen unser eigenes Wohl zu erkennen. In einigen Gesellschaften sehen Familien ihre Sbhne als zukUnftige Ernaihrer und Familienoberhéupter— und achten sie daher hoher als MédchenAber in Wahrheit ist es in unserer globalisierten, auf Informationen beruhenden Gesellschaft der Verstand - und nicht die Muskeln -, der auflange Sicht das WohIergehen einer Familie zuverléssiger sichert.

Auch auf gesellschaftlicher Ebene werden Jungen als zukUnftige FUhrungspersonlichkeiten bevorzugt gesehen - und damit verdienen sie es auch eher, Bi|dung zu bekommen. Dies ist natUrIich eine verzerrte Sicht, mit der Diskriminierung geschUrt wird. Frauen sind sicherlich genauso in der Lage, FUhrung zu Übernehmen. Injedem Fall

aber zeigen Studien,dass ménnliche FUhrungspersonlichkeiten in der Regel nurdann gut sind,wenn auch ihre MUtter eine bessere Erziehung genossen haben.

Wenn man darÜber nachdenkt, stellt man fest, dass die 1 Idee des aufgeklérten Eigennutzes von etwas abstammt, was im Grunde genommen eine geistige Féhigkeit ist. Der Ausdruck selbst stammt von dem Wort Aufklärung — es richtet sich an die Kraft der Vision,die den menschlichen Geist in die Lage versetzt, die Zukunft zu sehen und sich Dinge ganz anders vorzustellen, und dann so zu handeln, dass diese Verénderungen herbeigefflhrt werden.

Die Heiligen Schriften der Bahá’í sagen dazu:„Die Menschenwelt hat zwei FIUgel: Den einen bilden die Frauen, den anderen die Ménner. Nurwenn beide FIUgel gleichméfiig entwickelt sind, kann derVogel fliegen. Bleibt ein Flflgel schwach, so ist kein Flug moglich. Erst wenn die Frauenwelt der Ménnerwelt beim Erwerb von Tugenden und Vollkommenheiten gleichberechtigt ist, kann Erfolg und Gedeihen so erreicht werden, wie es sein soll.“



Durch die Kraft geistiger Einsicht und Inspiration können wir tief bis an dieWurzeln dieser trUgerischen ldee Über die Ungleichheit von Frauen eindringen, die uns als Familie und Gesellschaft daran hindern, unser ganzes Potenzial auszuschopfen. Nur dann konnen wir gemeinsam lernen, hinter die Vorurteile und Traditionen zu schauen, die dazu gefiihrt haben, dass wir Médchen benachteiligen. Nur dann konnen wir gemeinsam die langfristigen Vorteile erkennen,die entstehen,wenn allen Kindern eine hochwertige und gleiche Erziehung gewéhrt wird. l


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Razia Sultan Ismail vom Global Network of

Religions for Children (links) und Bani Dugal, die Leiterin des Baros der Bahá’í International Community bei den Vereinten Nationen, bei der

Absch/ussveranstaftung

der Konferenz.


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INDIEN

die Bedeurzmg (fer Erziclzzmgfiir div Enrwir/elzuzg Ilzrcr Lander learn 211 (10111 EI;Q(’[)III'5, (lass, wont] zilnr/mupr, (IIL’I’ dcm A\V'"I(id(/Ien dm I/brmug [mi der Btldzmg

(gqqcben wm/m sol].

" " EU DELHI — Die \icllcicht bmwgendSte Rcdc bci der [ntcmatiomlcn Kwnterenz zur Erziehung im siidusintischen Ruum hiclt eine S(h Lilerin nus Nepal. 111 ihrcr klcincn AuspmChe iibcr dus Rctlnjcdcs Kindc‘s auf Erzichung sprach div zehnjiihrigc Aknnsha Dhungyha (sicthitclscitc) Libcr dic tiefgrcifbndc Diskriminicrung. die sie in ilncm Hcimatdorfin

Bhakmpurjcdcn Tag crfiihrt ..In mcincn Dorf \Vcrdcn dic jtmgcn zur Schulc gci schickt. dd dic Eltcm in ilmcn ihrc Bctrcucr schen. \wnn \ic cinmnl 411tsind.Von den Miidchen crwnrtcn die meistcn E1tcrn. dax‘s sie mit der Hcimt in cincn dndercn Huushalt gchen Lmd dam] \ersorgt sind." So crlliutcrt Akansha dic (hiindc. wcxhalb Miidchen 0ft vom Bc


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chn Eltern cs xich lcisten kannanLlngcn und Miidchen auf die Schulc zu svhickcn. dmm bedcutct dim in allcr chcl immcr 110(1) kcinc (Ilcichbclmndlung, dcm) damn diirfc‘n die jungcn .mtbcsscre privntv: EinriclnungmL dic (?cld kostc‘11.und dic Miidchen wcrdcn autsmatlichen Schulcn geschickt. crlliutcrt Akansha seln klm die systcnmtischc Diskriminicrung der Miidchen. .,M;mchc Mlidchen verlassen dicsc Schulcn dam] \\iedc‘1‘.da cs für sie in den (?cbiiudcn keine eigcncn Toilcttcn gibt Oder die Eltcrn nchmcn ihrc MLidChen von den Schulcn. d.1 sic

[Seite 7]fiir die Familie die autsehr zeitraubende Arbcit des Wasserholens erledigen müssen“, fiigt Aknnsha hinzu.

Akanshas Bcricht wirft cin schr trcfiliches Licht aufeinigc wesentliche lunkte des Problems, die auch V011 den crwachsencnTeilnchmern dicscr Konferenz bcstlitigt \verden. Die Konferenz wurde von der Bahá’í International Community \cranstultet und \\urde unterstiitzt von UNICEF Lmd nnderen internationalen Kinderhilfswcrken und NGOS für die Belnnge der Kinder.

Grundlegende Reformen im Bildungswesen gefordert

Etwn 151) Repliisentunten von chicrungen, internationalen Organisationen. NGOS und Bildungseimichtungen nahmcn an dieser Konferenz teil, dic V0111 17.—1‘). Dezem13612003 1111 national“) Bnhé’iZcntrum in N61] Delhi startfund.

In ihrei] Reden und Beitriigcn zu den Diskussionsvarnnstaltungen fbrdertcn sic einc Reihe \on grundlegenden Reformen in den Bildungssystcmen von Siidasicn. Einigc betontcn die Notwendigkeit einer größercn Betonung ethischcr Erziehung. andere ein stiirkcres finanzielles Engagement der Regierungen, eine stiirkere Einbcziehung der Biirger in die Bildungsaufgaben ()dt‘l stärkerc Kontrollen durch die konmmmlcn Behérden.

Das Ziel der Konferenz war die Bildung v01) Netzwerken und Partnerschnften zwischen den teilnehmcndcn Organisationen, um gcmeinsam dem Anspruch universeller Bildung nuf einem möglichst hohen Niveau besser gerecht werden zu können.

„Hier in Siidasien gibt es besonders viele Kinder, die keine Schulc besuchen". sagte Erma Manoncourt, einc der stellvertrctcnden Generalsckretlire von UNICEF. Sic bezif fcrte ihrc Anzahl auf gut 43 Millionen, dnvon die deutliche Mehrzahl. ctwa 26 Millioncn, Miidchen. "Erst wenn wir diesc erreichen und in das Bildungssystem integricren ké‘nmcn, werden wir dem Anspruch auf universellc Bildung gcrccht.“

Eincs der Ergebnisse dieser Konfcrcnz war die gcmeinsame Erkenntnis, dass die Quantitiit des Schulbesuchs eng mit der Qualitiit des Stoffs und dcsschermittlung zusammenhlingt.

Gute Schulen :iehen an - schlechte motivieren nicht :um Schulgang

„Wc1111 wir über den Zugnng zu Schulen sprcchen und dabci deren Qualitiit vernachIiissigcn. \Vird dercn Attraktivitiit gering sein, insbcsondere für jene. die sie am dringendsten briiuchten“. stelltc Geeda Gandhi Killgd011.eil)c Wirtschafts\ViSStnSChflfilCrin V011 der Universitiit V011 Oxford fest, die das Bildungssystcm in Indicn griindlich studierte.

Die Teilnclnncr diskuticrten vor diesem Hintergrund

cine Reihe V(m Möglichkeitcn,

wic die Qualitiit der Bildungseimichtungen erhiiht \Verden kéxmcn. Hervorgehobcn Wurden hicr die Anpassung der Lerninhalte an die tatsiichlichen Lebensbedfirfnisse der Menschen, die stiirkere Einbezichung der Eltcm Lmd eine grbliere Kompetcnz der drtlichen (lemeindcn bei der Kontrollc der Schulcn.

Ein anderes immer Wiederkchrendes Thema war die Bcdcutung ethischcr Erziehung. ..Wir müssen uns stdndig diesc Fragen in Erilmerung rufen: \X/as ist das Zicl v01] Erziehung? Wofiir schicken wir unsere Kinder zur Schule?Welchc Art \‘011 Gesellschuft Illéchtcn wir durch unscrc Erzichung schaffcn?“, fi'agtc Shireen Vakil Miller, einc Bcraterin für Erziehungsfi‘agen von der britischen NCO Save the Children.

Mervyn Fernando, die Dirtktorin von Subodhi, dem Institut für integrale Erziehung in Sri Lanka. fiigte hinzu: „SChulbildung bereitet unsere Kinder nicht aufdas Leben vor, sondern nur für bcstimmte Fertigkeitcn. die sie in bestimmtcn Berufen brauchen. Auch much 12 Oder 13 Schul



Das ziel der Konferenz war die Etabllerung und Stärkung von Netzwerken and Partnerschaften zwischen Organisationen an: allen Bereichen delGesellschaft in SWasien, damit das liel einer Basiserziehung Für alle Kinder maglichst schnell erreicht lst und damit vor alIam Mfidchen Zugang zu Bildung erhalten.

Die Teilnehmer kamen aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft. Es nahmen nicht nur Vertreter von NGOs und von den Regierungsbehérden teil, sondern insbesondere auch von Lehrerorganisationen und von Unternehmen. Die Sprecherin auf diesem Foto ist Dr. Medha Nanivadekar, Direktorin des Zentrums fur Frauenstudien an der Shivaji Universitét in Ko/hapur, lndien.

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„Viele Eltern in Siidasien nehmen Midchen nur als Hausfrauen wahr und emarten von ihnen keinen andersgearteten Beitrag zur Wirtschaftlichen Gesundung ihrer Haushalte. Jegliche Investition sei verloren, wenn das Midchen irgendwann heiratet und das Haus

verliisst.“

Ceeda Gandhi Kingdon, Universitét Oxford

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jahrcn gehcn unscrc Kinder sehr schlecht ausgestattet in die tatszichlichen Hcrausforderungen unserer Gesellschaft, denn viele Fiihigkeiten, die sie für ein erfolgreiches Erwachsenenlebcn briiuchten, habcn sie in der Schule nicht gelernt.“

Eine besondere Komentration auf die Bildung der Michen ist nötig

Die Konferenz wurde mit einer gemeinsamen interreligiösen Andacht im nahen Bahá’í—Haus der Andacht eréffnet, einem Gebliude, das mit seiner Form eincr Lotusblfite das meistbesuchte Gebfiude Asiens ist und von Angehbrigen aller Weltreligionen als „ihr“ Gotteshaus betrachtet wi1‘d.DieTagu11g selbst fand im Besucherzentrum statt, das auf dem Gelande dieses lehziiHauses der Andacht steht.

Dr. Sadig Rasheed, der R€gionaldirektor V011 UNICEF für Stidasicn, betontc in seiner Eréflhungsrcde die inzwischen allgcnwin ancrkanntc Strategic, das Hauptaugcnmcrk aufdic Bildung der Miidchen zu richten.

„\X/i1‘ wissen inzwischen, Class einc Reihe V011 Dingen,die wir zur Fdrderung des Schulgangs V01] Miidchen unternommen habcn \Vit.‘ bessere snnitiire Bedingungen in den Schulen, cin fi‘cundlicherer Umgangsstil und eine sicherere und gewaltfi‘eie Umgebung, auch den Schulgang von jungen fBrdert“, hob Sadig Rasheed hervor. „Wenn \Vir die Bedingungen fürjene verbessern, die die größten Hindernisse haben, eine Schule zu besuchen, verbessern wir die Bedingungen für alle.“

Erziehung als beste Entwicklungsstrategie Für die Gesellschaft

Bani Dugal, die Leiterin des UNO—Biiros der Bahá’í International Community, sprach über die Bedeutung der

Erziehung — insbesondere für Mfidchen — als dem besten “autgekliirten Eigennutz“ einer

jeden menschlichen Gesellschaft.

„Erziehung für 3116 and insbesondere für Médchen ist nicht einfach nur ein Menschenrecht, sie ist im besten Interesse der Gesellschaft 211$ Ganzes“, betonte Bani Dugal. „Erzi€hung ist \vahrscheinlich die besten Entwicklungsstrategie, die wir haben.“

Bani Dugal hob hervor, dass die heiligen Schriftcn der Bahá’í besonderen Wert flufdit Erziehung der Miidchen legcn — ein Aspekt, der hcutc von immer mehr piidagogischen und soziologischen Studien bestlitigt wird. Miidchen, die cine gutc Erzichung gcnossen haben, sind gesiinder und entwickeln sich in jcder Bezichung besser, und dasselbe gilt auch flir dercn Kinder und Familieu.

„Nachjcdem Maßstab,jeder Studie und jcder rationalen chrlcgung ist es klzu, dass es keine bessere Investition gibt alsjcne in die Ausbildung der Kinder. Diese wirft Dividenden ab bis \veit in die Zukunfi hinein und macht aus dieser Erde einen ungleich besseren Orr“. fiigte Bani Dugal an.

In den Workshops wurden Viele weitereVorteile einer besondercn Konzentration aufdie Bildung der Médchen hervorgehoben.

„Wi1‘ brauchen eine besseI't Ausbildung der Médchen, denn dies ist der Schliissel zu sozialer Wohlfahrt und Wirtschaftlicher Entwicklung“, sagte Erma Manoncourt von UNICEF: „Wir \Vissen nus bitteren Erfahrungen in der PraXis, Wie sich der Mangel an Bildung aufdie Gesundheit der Familien auswirkt — und \Vie sich durch Bildung die Lage drastisch verbessert.“

Ein anderer Diskussionspunkt waren die kulturellen Barrieren für eine besscre Ausbildung der Miidchen. „In Viclen Gegenden Siidasiens sehen

Eltern nach wie vor Cine strikte Trennung der Arbeitsfelder für jungen und Miidchen“, meinte Geeda Gandhi Kingdom von der Universitit Oxford. „Sie nehmen Mfidchen nur 211$ Hausfi‘aucn wahr und erwarten von ihnen keinen andersgearteten Beitrag zur Wirtschaftlichen Gesundung ihrcr l-Iaushaltc.“ Und jegliche Investition in Miidchen ist in Clem Augcnblick verlorcn, \Venn dds Miidchen irgcmfivmm heiratet und das Haus vcrliisst. fllsst Gccda Kingdom die Vcrbrcitete Sichtweise zusanuncn.

Sheila Dikshit. die zustiindigs Ministerin nus Deth meinte. Indian müsse hiirtcr damn arbeiten. altc kulturclle Vorurteile zu iibcrwinden, die die Ursachtn der Diskriminierung von Frauen sind:

„Wir sehen uns als ein Land mit Vielen weisen Menschen, cloth in Wahrhcit sind wir eines der Linder mit der höchsten Analphabetenrate weltweit“, sprach Sheila Dikshit cine unbequeme Wahrheit aus. „Bei uns gibt es Gegenden, in denen Fétcn und Neugeborene getötet werden, nur weil sie Médchen sind. Warum entschciden sich Familien zu solchen Taten? Auch wenn manChe bereits moderne Technologien wie beispielsweise Handys besitzen und nutzen, verschont sie dies nicht vor der Sicht, dass Médchen keine Erziehung benötigten.Wir müssen Erziehung für alle zu einer Haltung V011 2111611 Menschen machen.“

Bei der Konferenz warcn Repriiscntantcn nus fiinf Ländern vertreten — Bangladesh, Indien.Nep;11. Pakistan und Sri Lanka — und 3116 diese Lander sandten Menschen.die von der schncllen Überwindung alltr Barrieren für eine breite Bildungsrevolution zutiefst Liberzeugt waren und sich nicht schcutcn, die cigcnen Dcfizite dabei unverbliimt beim Namen zu nennen.

„Erzichung ist ein fundamenmles Menschenrccht“. sag [Seite 9]SOUTH A8IA

REGIONAL CONFERENCE ON EDUCATION: THE RIGHT OF EVERY GIRL 8x BOY

17-19 December 2003 New Delhi,lndia

tc jaskaur Meena. Staatssckrctlirin 111 der Abteilung für die Entwicklung von Frauen und Kindern 1111111disc11cn MinistcA rium 1111 did E11t\xicklung der 111c11scl1lichen Ressourccn. ..Nichtsdcsmtrotz Imbcn wir cincn 1111111611ch \‘01‘ um.“

juskaur Mccm fiihrtc an. dass 111 Stidasicn 111cl1t \\c11igcr 1115 4H I’Iozcnt LIHCI‘ Kinder div Grundxchulc \eraxscn. bmm sie diese abgcxchlmsm1 1mbc11. dass die Hiihtc der Bcviilkcrung in tictbr Armut lcbt und dass Vick der Schulcn autdcm Lands \\cit\m1dcn Mcnwhcn cntfernt licgcn und cin xvln nicdrigcs Bildungxnivcau lmben.

Sic bcmntc. dass sigh Indicn trotz dicscr Rc.1litlitc11 «1117.11 vcrpflichtct hat. so xchncll als Illéiglich Bildungr für ullc si(l1c1’zustcllcn und 211 dicscm chck cincn nntiomlcn Plan cnt\\icl\cltc. Dimer I’Lm. "Sana Shikslu Abhiyan“

nannt. sicht \m: dass bis zum

(Y )bx

jahr 31'“) AUG Kinder eine grundlcgcndc Ambildung er]ultcn. Einc \\cscntlicl1c MABIthHL‘ hicrzu ist. die Schulcn in dax Eigcntum und die Sc]b\tvcnvaltung der ()cmcindon 211 bringcn.

Einigc N(KLVertrctcr fordertcn. dle S dies.dr1gcsicl1ts der xchr huhcn Alla]pl1;1bcte11111tc und der gcringcn Anznhl “>11

BAHA’l INTERNATIONAL comuumw

@

SAVE THE CHILDREN, UK

SOUTH A A

REGIONAL CONFERENCE ON EDUCATION: THE RIGHT

OF EVERY GIRL 61 BOY

17-19 December 2003, New Delhi, India

COMMONWEALTH EDUCATION FUND

Kindern in Schulcn.jcdoch kcincsfllllx zu cincm \crmindertcn Engagcmcnt der Rrgicrung fiilncn diirfc:

“Wir lmmchen \vcitcrhin vicl l)ruck;u1fdic chicrung. dnmit dicsc mcln Ressourccn in dic Erzichunifiy stcckt„.111cintc bcispiclawisc Snnjiv Knum \on der National Alliance For [11C Right to Education and Equity.

Die Midchen sind fast immer im Nachteil

Anders betomcn die B67 dcutung der ldrtnerschaft zwii whcn der chierung. C1611 Nid1trcgicrumgsorganisation€11 und dem privaten Sektor. ..Nicm;md \‘011 um k111111 dicsen job alleinc tun„. \ugtc S. l. 1311ag\\at.der Leitcr Ofllntlichkeitsarbcit V011W01‘1dVis‘1011.

Amit Kaushik. Dirckmr dcs Biirm fiil E1@111cnturcrzichung der indischen chicrung. sprach die I\/1itwir1\ungfir von NGOS an: „Die 111cistcnjcncr Kinder. die nicht zur Schulc gehcn. gchéSrcn mnrginalh sicrtcn gcscllsclmfilichen (yrupi pen J11 \\ic Stralh‘11kindclx K111derarbcitcr ()der Kinder in dndercn ,xchr <ch\\iurigcnVc1> hiilmixxcn. Ex ist unscrc E11111]1‘1111g. dass \oldm Schulcn 11m bcstcn fmlkthnlicxm). dic in InkllclchI1t\\mtung \tchenf


Hicr wiirdc-n much lokalc N005 (1111 bestcn “'11-de

111 derselben Richtung liuBcrtc sich Harun Ur Rashid V01) der 111 Bangladcxh wcit \CI‘bI‘CitCtCIl NCO Univcrxal Education lrogrmn: ..Wc1111 cine (?emeinde \crstcht. LLM cs i/Irv Schulc ist. 1111mm die Z1111] der Scl1ulnbbrccl1cr dcutlich ah“

A15 cincr der E1‘tblgsf11kt1v rcn dicscr Konfcrcnz \Vurdc von 1111611 haworgclmbcn dass 1m 1111‘ nicht nur chicnmgsbeamtc und N(lOs \crtrctcn \\111‘c‘11.s‘011der11 cinc bmonderc lhcitc an gcwllsclmfilichen Aktculcn \xm Lclln‘l OIanisationcn his 211 chrliscntuntun dcx l’1‘i\';1t\\irtscl1aft:

..l )ics ixt dax crxtc M11141“ zu dicscm Thcma Mcnxchen \‘011 \0 u11tcrxchicdlichcx11 H111tcrgrund zumnmcnkonnnan". mlgtc (?ccda (Lmdhi Kingdom, Lchrcr \\'111‘dcn bixhcr nic zu solchen Kuntbrcnzcn cingcladen. d1] \ic 4119 rcsixtcnt gcgcn Vcriinderungcn angcxchen \Vurdcn. und Vcrtctcm der Wirtschafi Lmtcrstclltc mun. dass sie sich nur für ihren Profit intcrcssicrtcn, aber nicht flir Bildungr für allc. Diesc Vorurtcilc bcsichn nach dieser K011fcrcnz kcine \X/irksamkeit 1110111: meinte Ramesh joshi. der (knwrnlsckrctlir de§ indixchen Lchrerverbandcs. I


Dr. Sadig Rasheed, der Regionaldirektor von UNICEFfL'I'r SUdasien (links), hielt die Erbjjnungsrede bei der Konferenz „Erziehung - das Recht von jedem Mddchen und Jungen„, die vom 17.-19. Dezember 2003 in Neu Delhi stattfand.

„Wenn eine Gemeinde versteht, class es ihre Schule ist, nimmt die Zahl der Schulabbrecher

deutlich ab.“

Harun Ur Rashid Universal Education Program

at ‘ ONE COUNTRY

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[Seite 10]

Yoshio Utsumi, Genera/sekreta r der Mzemat/b/m/ Te/emmmummflon U/7/0/7 und des Wor/c/Summ/z on file mformm‘lofl 50033134 bei der Absch/ussvemnsta/tung des We/tgipfe/s zur Informationsgesellschaft am

12 Dezember 2003


Die globale Informationsgesell schaft als Herausforderung und Chance für die Weltgesellschaft


„K L ONE COUNTRY

2/2004 - SEITE1O

1

CIENF


All7 aom LVC/Igipfe/ :m

IlgfbrnzarimIggesel/sdzqfi bermrcn die Vereinrcn Nanoncn 2‘\"€11/and, Nidzr melzr die (grqfim Probleme der [Milt stander: I'm Mitre!pzmler einergng/flvz Korgfcrcnz, smacm div Kommzl/Ii/earimlsfw/Inologie, mir d(l(ll (QUredzrcn Zugang viola dtr M/’/r})z'01)l(uzv lwssw gc/Osr wcrdm lx UIIIII‘CII. Dazu nzfisstcjcdm/I div d(qiralv Kluft (QU S(/IIOSS(II wcrdtn.

ENF ~K.n;mj;1(;;lkio

crkanntc fi‘iih, dnss

dic Intbrnmtiom und KomnmnithiOllxtcclnnh lugicn grolk (:lmnccn für die Ent\\itk1ung \cincx Hcimlltkontinmm Afi‘ika bcdcutctcn. 1005 griindctc CI‘ Zummmcn mitAyisi Makatiani undAmolo Ngwcno untcr dcn Namcn .Uiim ()II/I'Iu den crstcn kommcrzicllcn lntcmct Servicc lmvider (151’) in Kenn. der lmutc in lLllt foiklmischen Ländern \urtrctcn ixt. ..\X/i1' erLumntcn. (LISS dies cincr RCVOlutim] glcichkam. die sclbst dam) gcschchen wiirdt, wcnn \\i]‘ nicht mitmnchtcn. Deshalb cntschicdcn \\i1‘ um. glcich zu Bcgilm cinzustcigcn“. sngt er hcutc 1‘L'1ckblickcnd.

Anthngs batten einigc Alflii kanische Regierungcn \CI‘A sucht. ihrArbcit zu blockicrcn. ..Sic fürchtetcn sich \m dcm Intcmct und \‘01‘ den]. \\‘.1\ clcktronischc Post ohncjcglh

chc chsur amichtcn kéilmtc". \‘21gt(?;1ik0.,.$ie sahcn in :{fi'im ()zlltnu uuch eine Konkurrcnz zu den rcgierungscigcncn TelcfbngcscllschAfton.Abcr dax hat Sich mm alles gciindert“, so Karanja (?aiko. ..Nun sorgcn sic sich. nulficn \‘01‘ gclaxscn zu

\\c1'dcn.“

Erste UNO-Konferenz zu einer chancenreichen Zukunftstechnologie

Kardnja (?Aiko war cincr untcr TJuxcndcn Afi‘ikmcm bcim Wcltgiptb] zur Intln‘111.v tionxgcscllxclmfi dchcrcintcn Nationcn (W515) der Endc 21 )1 D3 in (vcmxmttfhmi. l )ichri cintcn Nntimwn \\L1rdcn fi'n die Ausrichtung dcx Infbrmw tionxgipfi‘ls lwrcits im Vortlld gclobt. wcil Sid] dic Kmltblcnz nicht um cin bcstimmtcs lmblunflld kiimmcltc. sondcm \ich .lutcinc cnnvickcln dc chhnolugic {Okle N‘iCI'tLH

[Seite 11].‘1 )icscr Gipfi‘l ist cinzigaltig“, sugtc delm uuch UNO—Gcxlclullsckretlir Kofi Ammn in scincr Eréfihungsrcdc. ,.Wiihrend sich die moisten Welt—Konfc Icnzen mit globalen Gethhrcn bcthssen. sclmut dicscr (?iptl‘l

1ufdic globulcn Mdglichkeiten und wic man sie am Bcsten nutzcn kann.“

Gut l7(> chicrungcn hatten Delegationcn cntsandt. Mir illnen kamcn 481 NichtrcgicIumgsorgnl1isntionen (N(KM)‘ fast 10“ Untcmchmcn und (x31 Mcdicnmuchcr. Mchr als HM)“ Dulcgicrtc Lmd Bcobachtcr knncn $0 in (?cnf zusammcn L111dgut3(|.()1)() M0117 schen bcsuchtcn dic bcglcitcnden Ausstcllungcn. die nls JCT for Development" (I(TT4I))“ bckmmt \Vurden. \ms xovicl hciBt wic Infbrmations— Lmd Komnmnikutionstcc1111ologicn fiir dic Ennvicklung.

Abschlusserklirung stellt sich in den Dienst der Millenniumziele zur weltweiten überwindung von Armut

Im Lauft V01] zwci Llugen jalncn hattcn IIICIII'CI'C Vorbmcitungstrc‘flbn und rcgimmle Kontbrenzen \mvic zahlreiche Audi von den NGOs organisicrtcTagungcn den (?ipfel inlmltlich vorbercitct. Doch am Ends ging es pliitzlich schnell delm mach langcn Verhnndlungstagcn und uuch michtcn war die chbschiedung der (knfcr Dcklnrntion und dcs Aktionsplnns uuf dem Giptfl nur noch cinc Formsachc. Darin kommt der iibcrgeordlmtc Lcitgedankc zum Ausdruck. dnss dic Inforllmtions— und Kommunikationxtechnologicn ihren Beitrag zur Erreichung del 50 gemnntcn Miflennimmziclc der Vcrcinten Nationcn beitragcn sullen — dazu gchéiren derAbbnu von Armut und Hunger. F(Srderung der Frauen. U111\\cltschutz oder eine Verbesscrung der Bildungr und dc‘s (Ecsuxldhcitswescns.

Der Aktionsplan hiilt zchn

Ziele für den Zcitlaum bis 2H1?) fest: Der Auschluss an Infinmutions— und Konllnw nikationstcchnologicn flit Universitlitcn. Schulen, Forschungscimichtungcn,Bibliothcken und Krankenhiiuscr und Rogicrungcn 5011 rcalisicrt werden. ilbcmll sol] es zumim dest cincn gc111ci115chafi1ichen thzzugnng gcben. Dic Lchrplinc 501101) (111 die E1‘fi)1‘d01‘nissc der I11fbrmatiomgcsclL schnft nngcpusst \Vcrdcn Lmd Voraussctzungcn für muttch spruchlichc Inhalte im Intcrnct gcsclmftbn \\C‘1‘d€11.AUBL‘I‘dL‘IU 50]] bis 2015 jeder Zugang zu Fernschen und Radio haben. und immcrhinjeder zwcitc einen Intcrnct—Anschluss.Allerdiugs xollcn jewcils nationalc Bcsonderhcitcn bcrücksichtigt \wrdcn.

„Wi1‘ crkelmcn 411Lduss Bildung.Wisscn, Infinmution Lmd Kommunikation im Kern des Fortschritts der Melmhlltit. ihrcr Sclmsfichtc Lmd ihres Wolllcrgthens stchen“. so die Erklärung. „l);1riibcr hinaus lmbcn Informations— und Kon11nunikationstcclmologien cincn JuBerordm)tlichen Einfluss nuffast allc Aspckte unscrcs chens. Die sclmclle Ent\\ick1ung dicscrchhnologicn criittnct \Ollkmnmcn ncuc Mdglichkeitcn. um hbhcrc

Stufcn V(m Entwicklung zu crrcichen.“

„l)ie M&Sglichkeitcn dicscr Technologicn zum Abbnu viclcr traditioncllcr Hindernissu spezielljcncr der Zeit und Entfernung, crmöglichen cs zum ersttn Mal in der Geschichte, diese Tctlmologicn zum Nutzen \‘011 Millioncn Mcnxchen in allchcilcn der Welt cinzusetzellf Die Erklärung stcllt weitcr fcst. Class dicse neutn Technologien. \Venn richtig Vcrwcndct, ..cin machtVollc‘s Instrument wachsender 1’1‘0duktivitiit scin können, die ein wirtsclmfilichesWnchstum her\orrutt Arbeitspliitzc und Bcscl]Lifiigungsmdglic11keiten schafll, die die chensqualitiit allor vcrbcssert.“

Die „digitale Kluft“ zwischen Lindern des Südens und Nordens schließen

jcdoch stellt dic Erklärung auch fest, class .,dicV01‘teile der inflnmationstcclmologischen Revolution zwischen den cnt\\ickclten und den sich noch cnnvickclndcn Llindern und ihrcn Cicscllxchaficn ungleich vcrtcilt sind." Dicscr Punkt der Erklärung gibt viclleicht dic Hauptmotivation zur Abhnl rung des UN—(yipfcls am bc


„Dieser Gipfel ist einzigartig. Wihrend sich die meisten Weltkonferenzen mit globalen Gefahren befassen, schaut dieser Gipfel auf die globalen Möglichkeiten und wie man sie am besten nutzen

kann.“ Kofi Annan UN-Generalsekretér

Die Delegation der 50/7577 lmemazfona/ Community {B/C/ beim Informationsgipfel der Vereinten Nationen (v./.n.r.).: Michael Quinn (USA); Bahiyyih Chafiers (stdndige Vertreterin der BIC bei den Vereinten Nationen); Laina Raveendran (Greene ofS/ngapore) und Karanja Gakio (Botswana), einer der Grander von Africa Online.


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Die Zivilgesellschaft hatte beim Genfer Informationsgipfel noch Me 50 vie] Gehbrgefunden. Dies liegt vor allem an ihr selbst und ilzrer verdnderten Vbrgehensweise. Sie deflmerte sick nicht in Abgrenzung zu den Regiemngen und schcgflte es, eine gemeinsame Konferenzorganisation aufzubauen. Dieses Beispiel ledrmte Sclmle machen.

ENE —Wie aufjeder bisherigen Weltkonferenz derVereinten

Nationen spielten auch aufdem Weltgipfel zur Informationsgesellschaft die Nichtregierungsorganisationen (NGOS) cine aktive und einflussreiche Rolle.

Tatséchlich berichteten Beobachter, dass die Zivilgesellschaft beim Weltgipfel zur Informationsgesellschaft in Genf bislang am stirksten Einfluss auf die Verhandlungen bei einer UNO—Konferenz nehmen konnte. Dies ist zurückzuführen auf einige wesentliche Anderungen bei der Zusammenarbeit mit den Regierungen. So kommt es, dass über die Hilfte der Formulierungen und Ideen in den Abschlussdokumenten

i ._ ONE COUNTRY

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Die Zivilgesellschaft verändert


ihre Arbeitsweise - und bekommt dadurch mehr Einfluss

auf Anregungen der Zivilgesellschaft erfolgten.

„Dies ist der Anfang eines neuen Prozesses“, stellt Renate Bloem fest. Sie ist die Vorsitzende der Konferenz der NGOS mit beratendem Status bei den Vereinten Nationen (CONGO). „Wir habeh bestiindig Einfluss nehmen können und sehen die Handschrift unserer Beitraige in den Abschlussdokumenten.“

Einfluss durch eine gemeinsame Strategie und eln gemelnsames Sekretariat der Zlvllgesellschaft

Bloem und andere sind der Ansicht, dass vor allem das neuartige Sekretariat der Zivilgesellschaft für die deutliche Handschrift in den Abschlussdokumenten verantwortlich war. Das gemeinsame Sekretariat diente der Sammlung von Ideen undVorschliigen aus der Offendichkeit und bereitete dds Material zur Übermittlung an die Regierungen auf.

Auch wurden erstmals bei einer Konferenz derVereinten NationenVertreter undVertreterinnen der Zivilgesellschaft fiir dieVorbereitungstreffen der Verhandlungssitzungen von den Regierungen zugelassen. Ihnen wurde erstmals die Gelegenheit gcgeben, sich zu bestimmten Tagesordnungspunkten zu siuBern. „Dies war bisher bei noch keiner anderen Konferenz auf globaler Ebene möglich“, stellt Renate Bloem fest, die wahrend des

Gipfels in Genf auch als Vorsitzende des Sekretariats der Zivilgesellschaft diente.

Ein neuer Stil der Kooperation zwischen Reglerungen und zivilgesellschafl

Louise Lassonde, Koordinatorin der Zivilgesellschaftsabteilung imWSIS—Sekretariat, berichtet, dass die Regierungen auf Grund eines defacto—Kompromisses bereit waren, die Zivilgesellschaft zu ihren Verhandlungssitzungen zuzulassen, weil das WSIS—Sekretariat die Zivilgesellschaft als Mitarbeiter und nicht als Kritiker des Gipfelprozesses definiert hatte.

„Was wir versuchten, war die Entwicklung neuer Regeln für das Spiel — von der konfliktbezogenen Umgangsweise zu einem gemeinsamen Versteindnis der speziellen Rolle und Verantwortungen der einzelnen Beteiligten“, {asst Lassonde zusammen. „Die Regierungen akzeptierten, dass die Zivilgesellschaft Fachkenntnisse und Wissen und geeignete Herangehensweisen besitzt, die helfen kann, Problame zu lösen. Und die Zivilgesellschaft stimmte zu, dass die Regierungen auf Clem Gipfel abschließende Entscheidungen über die Angelegenheiten trafen.

Für die Regierungen gab es statt der ansonsten 3.000 Gesprfichsbeteiligten nur einen einzigen, berichtet Lassonde weiter. „So flel es den Regierungen leichter zu sa gen: ,Wir nehmen euch als Partner an.Wir nehmen wahr, dass ihr gutc Empfehlungen habt.Wir erlauben, class ihr an den Regierungssitzungen ceilnehmt.„‘ Sie sag: aber auch, dass diese Vereinbarung allein indirekt erfolgte und die offiziellen Konferenzregeln nicht geändert wurden. Sic ist sich sicher, dass ansonsten ein „Pr:izedenzfall für andere UNKonferenzen geschaffen“ worden ware. „Und so weit wollten die Regierungen nicht gehen“.

Renate Bloem ist der Ansicht, dass der Austausch der Zivilgesellschaft mit den Regierungen der Schliissel dafür war, dass der Blickwinkel des Gipfels sich von seinem ursprünglichen Schwerpunkt, nämlich den technischen Bedingungen der Informationsund Kommunikationstechnologien bin zu der Frage ver‘éndert hat, wie diese Technologien genutzt werden ktmnen, um den sozialen und 6konomischen Fortschritt zu fdrdern. „Wir haben das Gipfcltrefen v_éllig verandert. So wird jetzt statt der technologischen Grundlagen der Mensch in den Mittelpunkt des ganzen Geschehens gestellt“, sagt Bloem. „Die Informationsgesellschaft ist nicht clafijr geschaffen, Miirkte Für die Softwarefirmen aufzubauen, sondern für das Wohlergehen der Menschheit.“

Guillaume Cheneviére, Prfisident des Weltrates für Radio und Fernsehen (WRTVC), stimmt dieser Meinung zu. Auch er ist der

[Seite 13]Ansicht, dass die Zivilgesellschaft einen starken Einfluss aufdieVerainderungen des Gipfels vom technischen zum sozialen Schwerpunkt hatte. „Am Ende kann dieTatsache, dass dieVereinten Nationen nun die ,Informationsgesellschaft in seiner weit gefassten Form behandeln wollen, dazu beitragen, die notwendige Neudefinition der Aufgaben derVereinten Nationen in einer globaljsierten Gesellschaft herbeizuführen. So 5011 unter ,Information statt Kabeln und Bytes tatslichlich Information und Wissen verstanden werden.“

Entmals aim UNKonfaren: mil aim! gemoinsamon Platlform

Eine weitere Neuerung neben des Sekretariats der Zivilgesellschaft war das Feb1611 eines gesonderten NGOForums. Stattdessen richteten die NGOs ihr Augenmerk darauf, ihre Interessen durch Aktivitfiten aufdem Gipfelgelinde selbst voran zu bringen.

Auf früheren UN—Konferenzen wurde nahezu immer ein eigenes Forum organisiert. Diese Foren fanden zur gleiChen Zeit an einem anderen Ort statt als die Regierungskonferenz. „Solche Foren waren hziufig ein fantastisches Umfeld für die Zivilgesellschaft, um sich zu trefienund großartige Ideen zu entwickeln, die dann aber nicht immer den gewünschten Einfluss nahmen“, urteilt Renate Bloem. Sie betont aber auch, dass der Austausch zwischen der Zivilgesellschafc und den Regierungen während des Genfer Gipfels nicht perfekt war. „Es gab viele Fragen, auch solche, die ofien blieben“, stellt sie fest. „Aber ich betrachte dies als einen Prozess, der weiter entwickelt werden und aufjedem kommenden Gipfel angewendet warden kann.“ I


stem wieder. Dem) dicsc so gcnanntc “digitalc Kluft“ und ih1‘eAL15\\irkL111gcn \undcn sowohl wiihrcnd dcs Gipfcls. als auch in den vorbcrcitcndcn Sitzungen heiB diskutiert.

„Die digitnlc Klufi ist 1111 Kern ein Ungleichgcwicht und cine Lilckc in der Entwicklung. dic den Dialog der Zivilisationen behindert‘fl sagtc zum Beispic‘l der tuncsischc Iriisidcnt Zinc E1 Abidine Ben Ali zur Erdflhung des Giptels.

Der sambische Minister für Kommunikation unchrkehr. Bates Mamuyamba, sagtc. dass insbexondere Afi‘ika durch die digitnlc Klut} betroffcn sci. ..\X/ir 1361111111611 um um die Grundbcdiirfilisse unsercr Biirgcr, die von Armut und 5021;1lcn lroblcmcn wie HIV/AIDS und durch Untercntwickhmg bctroffcn sind„. so Bates Manmyambn. Dabei venvies er dnldllf.d;1€8 die Problems Vielfilch 502ml Lmd strukturcll bedingt scicn. ,.Vicle unserer Biirgcr lmbcn nicmals 6111 T6lctbnnt gcfiihrt". sngtc C12„D61‘ universcllc Zugang zu Informationcn und Wissen kann nicht ohnc den Auflmu relevantcr tcclmologischcr Infrastruktur crrcicht warden.“

Press Corner

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Ruf nach einem „digitalen Solidaritätsfonds“

Um die Kluft zu chrwindcn ricftn Manulyamba und nnderc zur Gründung cincx ..digitalcn Solidaritiitstbnds" 3qu bci der ennvickclte Snutcn in cincn spcziellen Fonds cinzlhlcn, um dicVerbesseruw gun in der Infi‘astruktur nnncr Nationcn zu finanzieren. Emigc \\cstliche Stanten sahenjedoch kcinen Bedart‘fiir cincn spczicllen Fonds für d JS I(IT und vcrwicsen stattdcssen auf die hcrkdmmlichen Quelleu intcrnationnlcr Ennvicklungshiltb.

.,Wir glaubcn nicht. dass cin ncucr intwnutimmler Fonds mit dcn lroblcmcn grundslitzlid] fcrtig wiinic„. mgtc der Britc Stephen Timms. Minister fiil Encrgia eCommercc und lost—l)icnxtc im Kabinctt von Tony B1;1i1‘..,E1‘k;11m viclmchr den Fluss der (lcldmittcl v01] anderen Bcrcichen der Armutsminderung nblcnkcn. die abcr V011 den EntwicklungsliinClem selbst als lrioritlit bcZulctzt wurdc der chnnkc cincs sol zeichnct \Vurdcn."

Chen Fonds auf dcn zwcitcn

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lm Mitte/punkt des Gipfels standen auch die Medien und Nachrichtenagenturen, die diesma/ weniger als Beobachter sondem vie/mehr als Bef/afl‘ene tei/nahmen. Hier, in der Presseecke der //7 zemat/ona/ Federat/on aflouma/kz‘s, diskutieren Medienmacher [)ber die Ziele des Gipfels.





Press Come: In

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„Die Bahá’í glauben, dass die gerechte Entwicklung einer globalen lnformationsgesellschaft nur ein Aspekt des unvermeidlichen Zusammenkommens der Menschheit im Aufhau elner gerechten und frledlichen globalen Zivilisatl on ist.“

Bahiyyih Chaffers Sténdige Vertreterin der Bahá’í International Community bei der UNO

fl , ONE COUNTRY

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Gipfel verschoben, der in) November 2005 in Tunesien abgehalten wird.

Ein weiterer ungeliister Punkt, der ebenfalls bis zum tunesischen Gipfel verschoben ist, betriffi die Frage, ob die Vereinten Nationen mehr Mitspracherechte beim Internet erhalten sollten. Derzeit wird das Internet durch ein loses Netzwerk gemeinniitziger Organisationen undVereinc verwaltet. Diese vcrschiedenen Gesellschaften setzen technische Standards für das Internet und verteilen die so genannten domains. Inhaltlich gibt es aber keinc Regelungen.

Mehr internationaler Schutz vor Missbrauch des Internet gefordert

Beim Gipfel haben einige Linder angedeutet, dass sie eine grdBere Kontrolle wollen. „Es sollten Mafinahmen zur aktiVen und effektivcn Verhinderung der Nutzung von Informationstechnologien und —ressourcen zu pornographischen, gewalttiitigen und terroristischen Zwecken ergrifien werden sowie gegen eine kriminelle Venvendung, die die nationals Sicherheit gefdhrdet“, sagte Wand Zudong, Informations— und lndustrieminister derVolksrepublik China.

Andere Länder betonten hingegen das Recht auf Meinungsfreiheit. „Wir wollen, class die globale Informationsgesellschaft auf universellem Respekt der Menschenrechte und fundamentaler Freiheiten basiert“, sagte Sergio Marchi, der kanadische Botschafter bei den Vereinten Nationen in Genf. „Hierbei gehört die Meinungsfreihcit klar zu den fundamentalen Rechten.“

Der Aktionsplan ermutigt die Regierungen in Zusammenarbeit mit dem privaten Sektor und der Zivilgesellschaft, auch Dérfer, Gesundheitszentren und Bildungseinrichtungen an die Informations— und Kommunikations technologien anzuschließen. „Die efi‘ektive Beteiligung cler Regicrungen und allerTeilhaber ist für die Entwicklung der Informationsgesellschafi notwendig und verlangt die Kooperation und Partnerschaft unter allen“, stellt der Plan fest.

Die Macht der Information nutzen

john Gage, Leiter der Forschungsabteilung von Sun Microsystems, ziuBerte sich über den Gipfel hoffnungsvoll. ,Jeder stimmt der fundamentalen Macht der Information in derTransformation V011 Gesellschaften zu“, sagte er. „Auch wenn sie unterschiedliche Blickwinkel besitzcn. Unternehmen arbeiten an der Entwicklung dieser machtvollen Werkzeuge, um Geld dafür zu bckommen, Minister machen sich über deren Nutzung Gedanken, um Gesundheit und Erziehung voranzubringen, und die Zivilgescllschaft sehen in ihnen die Möglichkeit der Transformation und [nteraktion zwischen Biirgern und Regierungen sowie der Unternehmen.“

Auch Karanja Gakio glaubt an die stimuliercnde Wirkung der Techlgologien für soziale Verénderungcn. „Mit den Kommunikationstechnologien verhält es sich anders als mit den übrigen Entwicklungsmaßnahmen,“ sagt Gakio, der mittlerweile Direktor drer Cyberplex Holding Ltd. ist. einer Beraterfirma in Gaborone, Botswana. „Es hat den Multiplikgltorenefiekt. Und es kann Menschen zusammenbringen, damit sie ihr eigenes Wisscn Fdrdern und ihre eigene Entwicklung vorantreiben.“

Karanja Gaiko war 2115 Delegationsmitglied der Ba/zd’l International Community (BIC) bei dem Informationsgipfel anwesend. „Zusammcn mit andercn Bahá’í aus aller Welt zeigte er beispielhafi cinige der Vielen Méghchkeiten der Nutzung der Informations— und

Kommunikationstechnologien auf globaler Ebene“, sagt Bahiyyih Chaffers, stiindige Vertreterin der BIC bei den Vereinten Nationen. ,.Unsere Delegation bestand nus Menschen, die sowohl als ausgesprochene Experten in der Informations— und Kommunikationstechnologie gelten, aber zugleich auch aktive Mitglieder einer religiöscn Gemeinschaft sind, die ein globales Weltbürgertum vertritt“, sagte Chaffers. So seien neben Karanja Gaiko aus Botswana auch ein weitcrcr hochrangiger Untemehmer und Internetberater aus Singapur und derVizepriisidcnt von CISCO Systems Mitglied der Bahá’iDelegation gewesen.

„Die Bahá’í glauben, dass die gerechte Entwicklung einer globalcn Informationsgesellschaft nur cin Aspekt dcs unvermeidlichen Zusammenkommens der Menschheit 1111 Aufbau einer gerechten und friedlichen globalen Zivilisation ist“, so Chaffers. „Wir sehen deshalb in der Informations— und Kommunikationstechnologie einen wichtigen Mechanismus fijr die Kommunikation und Beratung unter den Menschen, Gruppen und Regierungen, insbesondere auf globaler Ebene“, so Chaffers weitcr.

Auch andere Organisationen der Bahá’í nahmen an dem Gipfcl teil. Zum Beispiel veranstaltete das European Bahá’í Business Forum (EBBF)311fden1 Gipfel einen Workshop unter dem Titel „Auf dem Weg zu einer wissensbasierten, nachhaltigen Weltinformationsgesellschaft: die Rolle guten Regierungshandelns und der Wirtschaft“.Es beinhaltete Cine Podiumsdiskussion mit dem Chefdkon011'1 und Direktor des World Compcrtril/wzcss Prqgram des World E(mzonli( Forum, Augusto Lopez—Claro, mit Dr. Arthur Lyon—Dahl, dem Prisidenten des International Erwironmenr Forum und Berater des UN—UnIweltprogramms. I

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Vertreter verschiedener Religionsgemeinschaften diskutieren in zahlreichen Foren religidse und gesellschaft/iche Themen, hier u.a. mit Hans Kang (2.v.r.).

Parlamnet derWeltreligionen

betont in Barcelona Willem zur Zusammenarbeit ,

Zum Vierten Malfcmd 120141 7. bis 13.]uli 2004 das Parlament der VI/éltreligionen start, mach 1893 and 1993 in Chicago mad 1999 in Kapstadt diesmal in Barcelona. Gastgeber dieses weltweit größten irzterreligiéisen Forums warm die UNESCO in Katalonien, das F0mm Barcelona 2004 Lter das Councilfor the Parliament Ofthe VVorld’s Religions. Der VVeZtfientlich/eeit sollte gezeigt werden, dass die imterschiedlic/zen reli gibsen Traditionen 56hr

wohl zum gemeinsamen Handelnfézhig sind. So endete dds Parlament der VVeltrelzgionen mit Tausenden 1/014 Selbstverpflichtungen, gegen religicis motivierte Gewalt eirgfache, aber wirIeungsvolle Aktionen durchzuflihren.

ARCELONA/SPAB NIEN. — “Das Parlament der Weltreligio nen beginnt großartig„, sagte Dirk Ficca, Exekutivdirektor des Counalfor the Parliament qf the VVorld’s Religions zu Beginn. In der Tat: Im Auditorium des Forum Barcelona 2004, auf dessen Campus das Vierte Par lament derWeltreligionen tagte, war das bunte Meer von religidsen Traditionen deutlich sichtbar.

„leder wird Schulz finden

Vor dem schwarzen Hintergrund des Auditoriums leuchteten die gelben und orangenen Kleider der buddhistischen Ménche besonders stark. Sic sangen zu Beginn ihre Chants “to bring peace and happiness to everybody„. Danach sprachen ein rémisch—katholischer Kardinal, der Fuhrer

schwarzafi'ikanischen Gemein einer

schaft, die Friedensnobelpreistrigerin Shirin Ebadi, sin indischer Guru und viele andere mehr — der angekfindigte Dalai Lama hatte leider aus Gesundheitsgründen abgesagtAlle betonten die Rolle der Religion flit den Frieden in derWelt.


BARCELONA


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[Seite 16]




So \ngtc ])1‘.Wi„idlll E. Lcithcr. Vorxtandsvorxitzc:1dc1‘ dcs (Iomui/z „Wir wollcn der \X/clt dcmonstrimml. dass die Religioncn zusammcnnrbcitcn kbnncn. Lnsst umjenc Aspcktc in unscrcnTraditional einc Stimmc gcbcn. die den Fric dcn schatf‘cn." Aulicrhnlb dcs Auditoriums \\urde eine Flammc dcs Friedem entzfindct und cin Friedcnsbaum gepflanzt. „jcder \Vird Schutz unter dicsen Baum finden„. sagte Hduptling jake Swamp.

Schon dic- Eréf‘fimngsteier

Bahá’í nehmen aktiv am

machtc die Bundbrcitc dcheiL nehmer deutlich: zu dcn großen Icligiésen Traditional wic Christcntum. Islam oder Buddhisnms \\urdcn \iclc anderc Religionsgemcinschatfi‘n und MCditatiomgruppen sichtbmx Auf7.( H )(J bis 8.1M) Mcnschen


Parlament der Weltreligionen teil

ARCELONA. — Der

I-Idhepunkt ihres 20 jiihrigen Engagements im interreligiösen Dialog kam Für Lally Lucretia Warren (Foto) beim Parlament der Weltreligionen. Die Bahá’í aus Botswana leitete die Sitzung des Vierten Parlamentes der Religionen derWelt, w‘éhrend der der Paul Carus—Preis an BischochLeod Baker Ochola II und die Achoh Religious Leaders

Peace Initiative

(ARLPI) vergeben wurde und prominente Redner aus dem judentum und dem Islam das Wort ergriffien sowie verschiedene Gebetc gesprochen wurden,


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Lally Lucretia Warren begann ihre interreligiösen Aktivitaten vor zweijahrzehnte als sie in Botswana den Weltreligionstag mit ins Leben rief. “Bahá’u’llah sagt: Vcrleclm mit dmAn/ziingcm aller Religiomn I'm Cczsre (1'65 I/MflI/wol/ens Mild der Briiderlinllkcir„. so Warren.“Und das war 65, was wir versuchten zu tun.„

ONE COUNTRY


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Die engagierte Krankenschwester und Hebamme nahm am Parlament der Religionen derWelt in ihrer Eigenschaft als eines von 15 Mitgliedern des internationalen Gremiums teil, das das Parlament derWeltreligionen berzit — eine Gruppe, der auch der Dalai Lama, Bischof Desmond Tutu und Ela Gandhi. Enkeltochter von Mahatma Gandhi,al1gehören. Dabei wurde ihre Teilnahme großziigig vom Lutherischen Weltbund gefbrdert, da sich Warren bereits in Afi‘ika bei der von den Lutheranem intitierten Innnbirh Action fln Pcare in Africa aktiv einbrachte.

Neben Warren nahmen auch viele andere Bahá’í aktiv beim Parlamcnt der Weltreligionen teil, vor 3116111 315 Reprlisentanten vcrschiedener interreligiöser und wissenschaftlichcr Organisationen.

Denise Belisles Teilnahme wurde beispielsweise V0111 Goldin lnstitut in Kanada unterstfitzt — wegcn ihrer Arbeit fiir ein interreligiöses Partnerstadt—Progmmm, das im Rahmen des Interfaith Comm’l of Mmztrcal entstand._]an Saeed aus Salt Lake City in Utah, USA, wurde wiederum V011 der Brigham Young University gesponsort, weil sie sich weih1‘end der Winterolympiade 2002 stark im Salt Lake Imerrehgious Council engagierte. Und Brian Lepard, Professor an der Universität von Nebraska, kam fiber (1215 Global


Ethics and Religion Forum nach Barcelona wegen seinerArbeiten zum internationalen Menschenrechtsschutz aus religiöser Sicht.

Mehr 31$ 20 Bahá’í bestritten Podiumsdiskussionen,Vortriige Oder andereVeranstaltungen und 8O weitere kamen als Teilnehmer aus mehr als einem Dutzend Lander. „Das Ziel der Bahá’í bei diesem Parlament ist es, noch mehr Verst'éndigung zwischen den unterschiedlichen Religionen zu erreiChen“, sage Miguel Gil, der die Bahá’í—Gemeinde von Spanien reprisentierte. Die spanische Gemeinde war darijber hinaus stark in den verschiedenenVorbereitungsteams involviert.

Der Brite Moojan Momen, der unter dem Titel „Die theologische Basis der Bahá’í für den interreligidsen Dialog“ einen gut besuchtenVortrag hielt, meinte, dass die Bahá’í deswegen teilwcise sehr gut in der


Unter den aktiven Teilnehmem

der Bahá’í waren (v.l.n.r.) Robert Bennet (Crofsbritannien), Jan Saeed (USA), A.K. Merchant (lndien), Badi Daemi (Andorra), Denise Belisle (Kanada) und Miguel Gil (Spanien)

Lage seien, an interreligiösen Dialogen teilzunehmen, da ihr religiöses System die konflikttraichtigen Elemente von Religion nicht in sich trage. Bereits 1893 beim ersten Parlament der Weltreligionen nahmen die Bahá’í indirekt teil. Der Pastor und Missionar in Syrien, George A. Ford, verlas cine Rede des Direktors der presbyterianischen Mission in Nordsyrien, Pastor Henry H. jcssup, in dem dieser das Hinscheiden Bahá’u’llahs, des Stifters der Bahá’í—Religion. berichtete. Seitdem waren die Bahá’í beijedem der drei Parlamente seit 1993 sowohl als Organisatoren undTeilnehmer als auch als Vortragende dabei.



[Seite 17]schiitzt611 d16 V6ranstalt61‘ die Z3111 (161‘ T6111161111161‘ und T611116111116111111611. Damit war das Pn1‘13111611t (161‘ W61t1‘611g1011611 das g1‘613t6 111t61‘1‘t‘11g165t E1'61g1115 1121611 d611 All5611111'g611 V0111 1 1. S6pt6111bcr 2001 . Obglcich L116 Organisation (116565 51611611tlig1g611 G1‘01361‘61g1115565 6110r1116 logistische H61';11151b1‘d6rul1g611 :111 di6V61~g1115talt61' defiutctClL war 65 dCDIIOCh 11111‘ 6111g6b6tt6t 111 6111 110611 g1‘6861‘65 E1‘61g1115. D61111 das Parlamcnt wurd6 \10111 Comui/jbr n [3111111111sz 13f 1/16 I/Tbrld 3‘ Rv/[gions 111 Z11511111111611;11‘b6it 1111f 616111 (711111615111Forum quu/mrvs — Balnlona 2004 und def katalonisclwn D6p611da11C6 d61‘ UNESCO organisiert. Bnl CC‘1OIL‘l 200-1 5t611t 110611 bis 211111 Herbst 200-1 1111‘ 61116 1—11 Tage (1111161'11d6 V61‘anst111tungsrcihc 1111t 45 K011gr655611 und Diulogcn 111161 dit B6d111gu11g611 1111‘ Fricdcn, kultu1‘6ll6 V161fl11t und 11achhalt1g6 Entwicklung. „1)16W61t hat llOCh 1116 zuvor 61116 solchc 111t61‘1111 CSChClL

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die (1611111 011611 ist f1'11~ £1116 K111tu1‘611“.sagt6 6161111 auch M11‘C‘1'd B6111.d61‘1)11‘6kt01‘ (165 Forums. „W11' Cl VVLlltEll f1'111t.1\/11111011611 M611sch611.“ Das Parlmnent d61‘ W61t1‘611g1011611 war (131161 6111 1161‘111151‘11g611d65 E1‘61g1115.

Das 1111155t6 6s auch 56111, C161111 65 5011t6 nicht 111 (161‘ M11556 311 Prog1‘a111111pu11kt611 1111tClgChCll. So gibt 65 1111 R111 111611 (165 Forzmz Batrc/otm 2004 anjcdcmTag 500 St1111d611 Progrannn, davon 21116111 423 K011261'16 21b Mittag his 111 C116 Nacht 111116111, berichtctcn dic M6111611. 170 O1‘ch65t61‘ und Grupp611 L161 13— und U—Musik 561C11 \101‘ 01‘E,H1111d61‘t6 L);11‘St€16 161 \'011 57 St1‘2113611p61‘f01‘111a11C65, 4-1 T116at61'~, Tanz— und Kabar6ttg1‘upp6n und 20 Z11‘kust1‘upp611. Hund61‘t6 V011 T1168tt‘1‘5t11ck611,AUSSEC‘HLIngEIL Akt1011611 und Disk11551011611 111111611 so 110611 111 d1656111j;1111‘ 11115611116 Kult111'5c11af1611d6 zu53111111611. Ba1‘C61011a 5011 „61116 Plattform (161‘ 136g6g11u11g“ 56111, 61'k1211‘t6 Barcelonas B111 g61‘111615t61‘j02111 C105 d16 dl‘61

M111131‘d611 I11V65t11101155u1111116, (116 111 6111611 11611611 Stadtt611 11055611, dic 50 g611n1111t6 „Forum City“ 1111t 611161 131216116 V011 214 Htktkll.

H161, 1111 N01‘d611 C161 Stadt und 113116 21111 M661, {and auch das V161‘t6 1’a1'13111611t (161‘ W6111'611g1011611 5t;1tt,;1115g6st1‘6ckt 211116111611 \V61t1'21ufig611 Ciz1111p115111it 56111611 0114611611 13111111611, 1110d61‘11611 Tagul1g5g6bi1ud611 111161 111t111‘15t156h611All55t611u11g511a11611,111 C1CIJCII 51611j6d6 R611giOlngClllCillSChdft 1111dj6d6 111t61‘1'611g1656V6161111gu11g pré5611t161'611 k0111116.

Bunt und fröhlich

So k01111t611 51611 c116 B6511c1161 (161‘ Ex/nln I/mz Hall von (1611 M1tg116dc1'11 cincrjapani5611611 Grupp6 die Hand 1111116g611 135561], fiinf M111ut611 und k05t611105 — “for 1131111111655„. 1111 1:0y61~ t1‘Oll]I]1€1t€ 6111 Afi‘iknner 11111 56111 1.613611 und b1‘acl1t6 damit d16 M611sch611t1‘aub6 11111 11111 116111111 2111‘ V6121'16ku11g. Gtlll a11g611o111111611 wurdc auch das Allg6bot dt‘l Sikhs. $16 \Vé‘llt‘l] 1111t 350 M1tg116d61‘11 1h1‘6r G611161115c11g11111115 d6111 611g115611611 B11‘111111gha111 311g61‘615t und gab611j6d611 Tag kostenlos V6g6tarisc1165 E55611 aus.All V161611 Eck611 und Ort611 d65 All55t611u11g5g612111dt‘5 ka111611 M6115c11611 untersch16d116115t61' H61kunft ZUSZIIIIIHCH. Es war bunt, hut, f1"61111ch Lllld 311611 6111 11155611611 \161‘1'1ickt.

Z6ugt6 d16561‘ C‘l StC E111druck V011 611161‘ 11a1V611 Ob61‘fliichhchkeit? 56111161311611 war 65 6111 L616ht65. SiCh vor 8.000 ngCiSttrtCn M611sch611 g6g611 c1611 Kri6g und 1111' den Fricd611 auszuspr6c11611, 111211 1116111 OdC‘I‘ W6111g6r emphatisch. Sk6ptik61‘ hatt611 b61‘61t5 1161 den 16tzt611 b61d611 W6ltp211'1a111611t611 :11'1g61‘6gt, (1:155 SiCh C1215 11111111116111 d61‘ W61t1'611g1011611 nicht 111 WOItt Il und Ritunlc 61‘56h6pf611 5011t6. David johnston, der b61‘61t5 c1115 dritt6 P2111an1611t der W61t1‘611g1011611 1999 111 Knpstadt 1111t01'ga111516116, 1116111t6 duzu g6g611111161' d61' C/H'Lqqo '11’1/111110:“V01‘ 611161‘V61'5a11111111111g zu p16d1g611 0C1C‘1‘ 111 61116111 C1101 zu 5111g611, wird b65t1111111t nicht d16 W61t V61‘11'11d61‘11. Nur \VCDI] 51611 d16 R611g1011611 1111 H111b116k 1111f R6gi61‘ung6n und UntClllCh111611 611g21g161‘611, k61111611 516 darautbm161’1Vk011k1‘6t6 Schritte 1111' 6111611 Wa11d61 111 (161‘ W61t 6111211161t611.„

E111 61‘115thaft61‘ Konflikt 611tsp111111t6 51611 daraus j6doch nicht, (161111 (116865 Vi61‘t6 Parla111611t 111 B;11„C€1OI];1 1111tt6 61111g65 V011 c161~ Kritik bt‘lc‘1t5 1111 VOIft‘1d auQ§6110111111611 So sage Rabbi David R05611 \1'0111 Ame1‘1'1‘1111jzw/5/1 Commirnt:“W61111 1111561‘61‘611g165611 G61116111schaft611 1111611 ZW6ck 61‘115t 11611111611, 1111155611 516 61116 konstruktivc R0116 darin 513161611. (116 G65611schaft auf di6 56111115561131010161116 111156161~ Z61t auf11161‘k521111 zu 11111611611."



Mehrere Tausend Vertreter unterschied/ichster Religionsgemeinschaften nahmen am 4. Parlament der Religionen der Welt in Barcelona teil. Hier bei der ErOfi‘nungsvemnstaltung.

„Vor einer Versammlung zu predigen wird bestimmt nicht die Welt verfindem. Nur wenn sich die Religionen im Hinblick auf Regierungen und Unternehmen engagieren, können sie darauf bauen, konkrete Schritte Für einen Wandel in der Welt einzulei ten.“ David Johnston

„fl " ONE COUNTRY

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Intensive Cesprdche beim Vorbereitungstrefi‘en im K/oster von Montserrat.

„Wir wollen der Welt demonstrieren, dass die Religionen zusammen arbeiten kannen.“

Dr.William E. Leither Vorstandsvorsitzender des Council for the Parliament of the

World’s Religions

K„... 2/2004 - SEITE 18


Vortreffen in Montserrat

156161116111V01‘U'L‘1R‘11 111 1101‘ Abtei 111 Montserrat \‘0111 4.1115 7.11111 111K161] die Vertrctcr 1191‘ Rcligioncn diese gcsellschafilichen Themcn 1dc11tifizic1‘t: religibs 1110ti\ie1'te Gc\\11lt.1111s Rc Cht 1111f Zugdng zu \X/11sscr. F11'1c11tli11gs‘sc111112 und Schuldenubbau 1111‘ die “€111ger entwickclten Linden DitVerpflichtungen \‘011 Mont5611111.;111111611611 sich die religiösen F11111‘e1‘gcc‘1111gt hattcn. bcinhaltcten 1111111 111111111 Rashied 01111111 ;1115 Stidnfi‘ika “cinfilchc. doch \Virkungsvollc Aktioncn. “'16 211111 Bcispicl 1111‘ Ve1‘pf1ic11t1111g.sicl1 bei 1101‘ jc\wiligcn Regierung 1111‘ 1111011 50111811111611 U111g1111g 11111 Wassc1‘ei11zuxctzm1."

Einfache, aber wirkungsvolle Aktionen

Einigc ldccn 1111s 11cm \L‘I'* Jbschicdctcn Dokumcnt \cicn 1111‘11111011.5011111‘1‘11 «1‘11011 L111gc 1111f11c1‘Agc11dn \‘011 \‘11‘11‘11 slikularcn ()1‘g11111s11tio11c11. 111d} cs.„l)ocl1bcsonders1xt.1111s‘s xic 111111 :111111 \‘011T1111sc1111c11 11111 111110191111cdlichxtcr rcligiiiscr Hcrkunft Jngmmndt \\c1‘11cl1.

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haben

Hinblick 111111116 Problenw die561‘ Welt gc‘11111cl1t.5011der11 \‘01‘ 11110111 \‘01‘ dem Hintcrgrund unscrcr ticfgchenden spirituallc11 (10911111111114. Das ist cs. was die BJI‘CC‘1OI1AC‘I‘ Verpfliclnungen so cinzigartig11111111611 und “11111111 11115 1’111‘1111111‘111 L1CI‘WL‘1t161113011611 \\'11‘k111‘11 ctwas be\\Lgc11 11111111."

l)1‘.\X/111111111 E. Lcshcr 1111b 0111 111111c1‘cx Ergcbnis 1168 1’111111111‘11tc5 l1cr\‘01‘. ..Ncbc11 den Sclbstvcrpfl111111111gc11 \1'111' 11110111 1111‘All\\c501111c1t VOI) 111111 81W)Tb1111c111111‘1‘11 1111s so Vic] 111111‘1‘51‘1111‘11111‘l1c11 19115111351111 Traditioncn c111 E1'1Z)1g.11c1'1111‘ \‘11‘11\cllwtsp1‘11‘l1t.l)ic \X/irkungy ixt Vicllcicht1111‘1111111‘9511111111111‘1' 110111 50111 bc1111‘1’kc11mc1‘t 111 1101' heutigcn Welt."

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Dirk Ficcu. I

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Beispiele für Selbstverpflichtungen beim Weltparlament der Religionen

Die Selbstverpflich tungen von Barcelona enthalten eiryfiche, aber wirleungsvolle Aletiomm, oftmals in Zusammenarbeit mit an deren Organisationen der Zivilgesellschqfif. Hier eimge Beispiele:

Religiiis motivierte Gewalt

- „Den interreligiösen Dialog in Sarajewo organisieren, um Paléstinenser und Israelis im Friedenshaus des Klosters Rama in Bosnien zusammen bringen und um Beziehungen zu knfipfen, damit Frieden geschaffen und Konflikte verhindert werden können.„ — Vjeleoslcw Saje, Zentrmn far den interrcligiésen Dialog, Katholile, Bosnien-Herzegowim1.

. „DasThema Re1igionen und Friedensschaffung in mein Programm zur Verhinderung tédlicher Konflikte aufnehmen und meine Ordensgemeinschaft sowie Politiker in Washington DC. darin involvieren.„ — Bridget Moix, Friends Committee on National Legislation, Christ, USA.

' „Mit der jfidischen Gemeinde in Israel zusammen arbeiten, um die Fernsehreihe ,Auf der Suche nach dem gemeinsamen Grund zu senden, insbesondere darin eine einstfindige Sondersendung über paliistinensische Flfichtlinge. Ich werde dafürWerbung machen und Israelis jfidischen Glaubens auffordern, die Sen dung zu sehen.„ — Sharon RosenJude, Israel.

' „Weiter daran arbeiten, eine interreligiöseVereinigung in Ruanda zu organisieren, um den Überlebenden des Genozids sowie den Familien der Tiiter sowie freigelassenen Gefangenen zu helfen.„ — Saleh Habimana, Rwanda.

Internationaler Schuldenerlass

° „10.000 US—Dollar aufbringen, um die ErlassjahrKampagne der USA zu unterstützen, und ein Centerfor Global/lwareness einzurichten, um lokale und globale Themen miteinander zu verbinden und um internationalen Austausch über das Erlassthema und interreligiöse Themen zu ermöglichen.„ — Pastor Bill Harman, Bethlehem Lutheran Church, USA.

0 „Zusammen mit der Erlassjahr—Stiftung von Indien das Thema in Indien weiter voranbringen. Ich habe bereits begonnen, ein MikrokreditProgramm in einern Dorf in West—Bengalen zu entwickeln.„ — Swami Shuddhananda Brahma Chari, Indien.

' „lch werde mich in einer Schuldenerlass—Kampagne in Spanien aktiv einbringen.„ - Anna Balagucr, Spanien.

' „Mehr über diese Themen in meiner eigenen Gemeinschaft und bei meiner Arbeit reden. Der erste Schritt ist, meine Kirchengemeinde über die Auswirkungen der Schulden in Entwicklungslénder, über den Bedarf an Zugang zu Wasser in VielenTeilen der Erde

p und über die Gesetzgebung im

Hinblick auf Flfichtlinge und Einwanderer aufzukliiren.“ Erzbisclchjule/ea Paarma, Evangelisclz-Lutherisrhe Kirrhe von Finnland.

Wasser

° „Mit den Frauen aus meiner Gemeinde zusammenarbeiten, urn Strategien zu entwickeln, Wie mit geschfitzten Brunnen der Zugang zu sauberenWasser verbessert werden kann. Ich werde außerdem Treffen fürjunge Frauen organisieren, um in kleinen Gruppen Trainings zu entwickeln, wie sie ihre persénhchen Ziele erreichen können.“ — Carmeline Achicng, Kenia.

° „Mit der Unity Community und unserer interreligiösen Gruppe ein Projekt entwickeln, mit dem der Zugang zu sauberem Wasser in Haiti und inWestafrika verbessert werden kann.“ — Reujames Papp, Unity Comunmity, USA.

- „Menschen gewinnen, die sich für den Naturschutz in den Bergen einsetzen und ein Netzwerk knfipfen, um die Berge als Wasserressource und in ihrer geistigen Dimension zu bewahren.“ — Puri Canals, Praisident der katalonischen Umweltotganisatzon DEPANA, Katholile, Spanien.

- „Die Wasserverschwendung in Taiwan verringern, indem die Sorgen der Offenclichkeit an die Regierung herangetragen wird, undVertrauen zwischen allen Religionsgemeinschaften in Taiwan schaffen.“ — Dharma Meister Hsin 7210, IZziwan.

Fliachtlinge

° „Die religiösen Führer der Hindu und Sikhs in meinem Land dazu bringen, bei

den Leuten das Bewusstsein über die Leiden der Flfichtlinge zu wecken. Indem sie deren Lebensgeschichten weiter tragen, werden die Herzen der Menschen berührt und sie bekommen die Notwendigkeit der Hilfe vor Augen.\X/ir werden die Gemeinden dazu bringen, als freiwillige medizinische Heifer in den Fliichtlingslagern zu arbeiten.“ — Dr. Inderjit Kaur, All India Pingalwam Charitable Society, Sikh) Indien.

' „Meine eigene Kitchengemeinde dazu gewinnen, nach der Lage der ankommenden Flfichdinge am Flughafen zu schauen und zusammen mit anderen Organisationen sicherstellen, dass sie gut behandelt werden.“ — Rev. jolzmma Boeke, Christin, UK,

' „Das Bfiro für Zuwanderung der Erzdiézese Chicago dafür nutzen, beim Gesetzgeber Autofiihrerscheine für alle jene zu erwirken, die keine legalen Papiere haben Oder die Flfichtlinge sind.“ — Bischqf Francis Kane, Vileariar II/Erzdi(52256 Chicago, Katholile, USA.

' „Flfichtlingen helfen, die nicht genug Essen Oder Schutz haben. Ich werde andere junge Menschen darüber soweit bilden, dass sie Kopf und Herz 6ffilen und leidende Menschen aus anderen L'émdern akzeptieren, die unsere Hilfe brauChen.“ — Meas Soleeo, rMuslzm, Kambodsrha.

- „Interreligi65e Gebetstreffen und humanitiire Hilfe organisieren, um Menschen in Erdbebengebieten, bei DfirreOder Flutkatastrophen sowie in Kriegsgebieten zu helfen.“ A/Iahamandaleslzhar Paramhans Shami Malzcshwaranarzda, Osterreich.

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ONE COUNTRY

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Ein erstes Filmfestival von kreativen Bahá’í-Filmemachern


Tobin Smith - hier bei der

Arbeit - organisierte mit anderen das CEBfest 2003. Er ist se/bst Fi/memacher.

Vexglichen mit Cannes, Montreal Oder der Berlinale war das Filmfestival der Balzci’l I'm Ieanadisclzen Edmonton

KANADA sicker mc/lt


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eznes der grcflen und bemhmten Filmschauen. Trotzdem war dds „Cause and Eflect Bahdz Film Festival „ ezne wichtzge Veranstaltng, derm es zeigte den alemellen Stand der leimstlerisclzen Krearivirdr imzer Izalb der welrweiten Bahá’í— Cemeiirzde.

DMONTON, Kanada E— Das so genannte „CEBfest 2003“ wurde

im November vorigen Jahres V011 drei kanadischen Bahá’í organisiert. Es war das erste Festival, bei dem sich die Filme aufThemen bezogen, mit denen sich die Bahá’í sonst auch auseinandersetzen. „Die Anzahl der Filmemacher, die da draußen Bahá’í—Filme Oder Von der Bahá’í—Religion inspirierte Films produzieren, hat jeden überrascht“, sagt Tobin Smith, einer der Organisatoren des CEBfestes, der selbst auch Filme dreht. „Wir rechneten damit, dass vielleicht fi'mf Oder sechs Filme eingereicht würden“,sagt er. „Im Endergebnis hatten Wir zwanzig!“

Auch die Bandbreite und Tiefe der Filme Liberraschte. „Die Vielfalt der Filme war ganz schön inspirierend“, meint Tara Rout, eine wcitere Organisatorin des Festivals. „Das Festival (iberstieg unsere eigenen Erwartungen. Die Qualitfit der Kunst, die gezeigt wurde, war enorm. Die Filme regten dabei zum Nachdenken an und waren zugleich unterhaltsam.“

Das Festival war jedoch nicht als blofie Unterhaltung gedacht, sondern sollte Vielmehr positive Werte bei den Filmemachern fOrdern. „Das Ziel der Religionen ist 65, die Welt zu verbessern, und die einzige Art, dies wirklich zu tun, ist die Herzen der Menschen zu verändern“, sagt Tara Rout. „Und die Vielleicht beste Möglichkeit, Menschenherzen zu erreichen, ist der Weg über die Kunst. Der Film wiederum ist zurzeit das künstlerische Medium, das für die Menschen am zugzinglichsten ist. Deshalb denken Wir, class der Film (1215 ideale Mitts] ist,

um dem Planeten mehr Geistigkeit zu bringen.“

Die meisten Einsendungen waren Dokumentarfihne. „Bei diesen Filmen ging 65 um die Geschichte des Glaubcns Oder cine persénliche Reise innerhalb des Glaubens“, erlbiutert Tobin Smith. Sic zeigen, Class „Bahá’í viel Zeit in ihren Glauben investiercn, Class für uns der Glaube nicht etwas ist, was wir einmal die Woche praktizieren.“

Gretchen jorden—Bastow, die einen Film über die Sandmalerci der Navajo eingereicht hatte, ergfinzt, dass das Filmfestival eine seltene Gelegenheit bot, an ein und derselben Stelle Filme zu sehen, die moralischc, soziale und geistige Werte verdeutlichten. „Heute sind die Medien V011 von Nachrichten Libcr Mord, Krieg und den verschiedensten Gewalttétigkeiten ~ diese exzessive Fokussierung auf Gewalt in den Medien zerstört die Gesellschaft darüber hinaus und ist zudem eine Entmutigung für den menschlichen Geist“, ist sie überzeugt.

Jorden—Bastow ist bereits seit mehr 315 16 jahren als Produzentin und Regisseurin tzitig. „Bahá’í—Filme können all das Gute, das getan wird, herVorheben und den Sieg des menschlichen Geistes demonstrieren“, sagt sic.

„In meinen Augen ist das Bahá’í—Konzcpt der Kunst innewohnend und nichts der Kunst Fremdes“, meint Angela Rout. Die 26j'2ihrige présentiertc bei dem Festival ihren Film.

„Es ist inspirierend, n Litzlich, ein Teil des taglichen Lebens. Es Vtrbessert unsere Welt, erinnert uns an unsere wahre

Aufgabe und unseren noblen Charakter.“ Ein anderer Fil [Seite 21]memacher, Ramin EshraghiYazdi, sagt, dass Films ein Hi1fsmittel für den sozialen Fortschritt 50111 können. „Kunst muss eine Funktion haben, die Liber die Kunst selbst hinausgel]: — entwcder, dass sie zum Nachdcnken OdCl zur Diskussion anregt Oder den Geist durch die Asthetik dcs Ausdrucks erhcbt.“

Ungc‘flihr die 1-1211fte der gezcigten Filme wurde vom Canada Cozmrilfln r/zeAm, dem Canada Film Board Oder von Vision T V, Kanadas fijhrendem multireligiösen und multikultureflen Fernsehsender, finanziell unterstijtzLAuch V01] der kanadischen Bahá’í—Gemeinde kamcn Féldergelder. Die andere Hdlfte der EinreiChungen waren Low—BudgetFilmc, ,.persönliche“ 13111116, meistens mit kleinen Digitalkameras gedreht und zu Hause 21m Computer bearbeitct. Die mcisten Einsendungen ka


The Trials of Eve von Gretchen Jordan—Bastow Mythen und Mirchen verbinden die Kulisse der kanadischen Westkfiste mit der Geschichte von Adam und Eva, um eine positive Vision des Wandels für Frauen und Männer zu erzeugen.

Morning Star$:A Pnytle of Kevin Locke von Shar Mitchell — Kevin Locke, ein international bekannter Hopi—Tiinzer von den Sioux, ist davon überzeugt, dass die Lehren der Bahá’í—Religion die Erfi'111ung der überlieferten Prophezeiungen seines Volkes sind. Seine Flétenmusik, seinTanz und seine miindlichen Überlieferungen drücken einige Aspekte seiner Kultur aus.

What Hath God Wrought!:A History cfthe First Century of the Bahá’l Dispensalion von Joel Cotten — Dieser Dokumentarfilm erziihlt die Geschichte fiber die Erfüllung der Endzeit men aus Nordamerika. Und nicht 3110 waren von Bahá’í. Die Organisatoren hoffer1,dass sie Illichstes jahr Einsendungen aus der ganzen Welt erhalten werdcn, soba1d sich herumspricht, dass 65 disses Festival gibt.

Jede neue Rehgion hat nattirlich das Aufbltihcn der K'Linste angeregt. Seien 05 die durch das Christcntum inspirierten Malercien, die unter dem Islam entwickeke Architektur Oder die Statuen des Hinduismus und des Buddhismusjede neue Offenbnrung hat ihre Anhlinger zu irgendeincr Art dcs k Linst1erischen Ausdrucks inspiriert. Bahfi„i—Kijrlst1cr habcn es zu einem internationalen Rufin der Malerei (Mark Toby), prferei (Bernard Leach) und natijrlich in der Musik (Dizzy Gillespie, Seals and Crofts und Viele :mdere)

gebracht. Die Organisatorcn des CEchstes hoffen, dass C135

erwartungen des 19.]ahrhunderts und zeigt eineVerbindung zwischen den messianischen Überlieferungen des judenturns, des Christentums, des Islam und der Bahá’í auf.

Seasonal Soil...Singing Stones vonjennifer Maas ~— Eine Geschichte über eine sehr unterschiedliche N achbarschaft in Seattle, wo ein Park im Gedenken an Cesar E. Chavez (19271993) geplant ist, dem hispanischen Menschenrechtsverteidiger und Biirgerrechtler aus den USA.

Navajo Sand Painting: The Healing Tradition von Gretchen Jordan—Bastow — Der indianische Bahá’í Mitchell Silas entfiihrt den Zuschauer auf eine Reise in die alte Welt der Navajo—Heiler und zeigt die Verbindung zwischen ihren Überlieferungen und der Bahá’í—Ofienbarung.

Abdu’l-Bahd: Glimpses of Perfection V0n Faramarz Rohani

Festival — wclches sie gernc jzihrlich veranstalten würden dabei 1161fen kann, Cine neuc Bewcgung des bahé’i—inspirierten Fi1ms und Kinos voranzutrciben.

„Wir wollen eine allgemeine Velfinderung beim Produzieren V0n Filmen fordern, damit es mehr Filme gibt, die inspirierend sind und daraufabZielen die Welt zu verändern“, sagt Tara Rout, die sich selbst einfach eine Filmbegeisterte nennt. Die Organisatorin des Filmfcstival ist eine ZSjfihrige junge Frau und eigentlichjuraStudentin an der Universitlit V011 A1berta. „Ich g1aube, dass 21116 Filme im Hinb1ick aufErZiehung, Einsichten Oder Hoffnungen etwas zu bieten hattcn“, sagt sic. „Es ist nicht em Film, der etwas verändern wird, aber Viellcicht könnten diese kleinen Films etwas entziin den, woran wir zuvor nicht gedacht hatten.“ I

Filme, die beim Bahá’í—Filmfestival gezeigt wurden

-— Eine Geschichte aus Bildern und Erzählungen über Abdu’l-Bahás Reise nach Nordamerika 1912.

A New Faith is Born von Faramarz Rohani — Eine Beschreibung, wie sich die Bahá’í—Gemeinde aus einer kleinen, verfolgten Gruppe von Gleiubigen zu einer blühenden internationalen Gemeinde entwickelt hat.

Sherbrooke Bahá’z Youth Congress von Tobin Smith 2001 versammelten sich mehr 2115 1.000 Bahá’í-Jugendliche aus der ganzen Welt in Sherbrooke, Quebec, um die internationale Bahá’í—Jugendbewegung zu feiern. Dieser Film vermittelt den Geist dieserVeranstaltung und der jugendbewegung selbst. '

I Think Youll Like It Here von Ange1a Rout — Einjunger Bahá’í stellt sich für einjahr des Dienstes zur Verfiigung und bewailtigt eine Vielzahl von





„Das ziel der Religionen ist es, die Welt zu verbessern, und die einzige Art, dies wirklich zu tun, ist die Herzen der Menschen :u verändern. Die Vielleicht beste Miiglichkeit,.Menschenherzen zu erreichen, ist der Weg

über die Kunst.“ Tara Rout Organisatorin des CEBfestes 2003


Herausforderungen.

Skowale: The Bribri of Mojoncito, Costa Rica von Shar Mitchell — DasVo1k der Bribri und ihr Erfo1g bei der Erhaltung ihrer Traditionen in der modernenWelt.

Zamir: Red Grammar in the USSR. von Shar Mitchell Kurz vor dem Ende des Kommunismus geht ein Bahá’í auf Tournee durch die Sowjetunion, um über die Prinzipien der Welteinheit und der Liebe fijr die gauze Menschheit zu singen.

When Your Spirit Goes Wandering von Ramin Eshraghi—Yazdi — Dieser Film behandelt die Ursache und Wirkung unseres geistigen Handelns und die F01gen,wenn Wir versuchen unsererVerantwortung zu entkommen Oder sie zu leugnen.


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„Ich habe einfach Glück gehabt

in meinem Leben“ - Erik

Blumenthal lebte Optimismus

Am 27.]um 2004 ist Erile Blumenthal, Psychologe zmd Psy chotherapeut, ezner der bedeutendsten

Vertreter der Indivi dualpsychologie in

Europa,Autor meh rerer inzahlreiche

Sprachen übersetzter

Backer, geschcitzter Redner und Semiharleiter in ganz Europa und damber hinaus, in seinem

Haus am Bodensee fast 90jczhrig gestor ben. Em Nachmf 12cm Peter Pollale

PORTRAIT


K '1‘ ONE COUNTRY

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TUTTGART. - Erik SBlumenthal kam am 9.

September 1914 noch zu Kaisers Zeiten zu Beginn des erstenWeltkrieges als Zwilling in Stuttgart zur Welt. Erik und Erika waren als Zwillingspiirchen das Glijck der Eltern in einer schwierigen Zeit.

Sein Vater, Dr Arthur

Blumenthal, war Chefarzt der gynékologischen Abteilung im Marienhospital und hatte zusiitzlich eine Praxis in Stuttgart.

Seine Mutter Johanna Hirth warTochter des Erfinders

‘ und Industriellen Albert Hirth,

der über 350 Patents innehatte und mehrere Firmen gründete, in denenWerkzeug-maschinen, Kugellager und Messinstrumente hergestellt wurden. Ihre Brfider Hellmuth undWolfram Hirth waren Pioniere des Motorfluges, des Flugmotorenbaus und des Segelfluges. Wolfram war nicht nur der Onkel von Erik Blumenthal, sondern wurde speiter einer der besten Freunde von ihm.

In dieser großbürgerlichen, industriellen Atmosphiire, die zu Anfang des ersten Weltkrieges „deutsch—national“ und „k6nigstreu“ geprzigt war — und d3 in Stuttgart ange siedelt, mit schwzibischem FleiB und

Tiichtigkeit durchdrungen wuchs der kleine Erik auf. Die Mutter fijhrte genau Tagebuch über die Entwicklung des Zwillingspirchens und beschreibt, was fit ein aufgewecktes Kerlchen ihr kleiner Sohn war. „Erik Arthur Blumenthal —ja das freut mich kolossal“ war so ein Spruch mit

dem er sehr früh die Lacher auf seiner Seite hatte.

Die Kindheit und Jugend war aber nicht immer einfach fur Erik. Die Eltern trennten sich und dadurch wurden auch die Zwillinge getrennt, Erika kam zur Mutter und Erik zum Vater.War Erik anfénglich ein sehr guter Schüler, wurde er nach der Trennung der Eltern ein eher schlechter. Kurz vor dem Abitur „setzte er sich nochmals auf den Hosenboden“ und legte 1933 seine Reifeprfifung als Zweitbester des Jahrgangs mit Auszeichnung ab. „Wenn du dich zielbewusst ein halbes Jahr jeden Tag hinsetzt , schaffst du jede Prüfung“. Diese Überzeugung Erik Blumenthals stammte wohl aus dieser Erfahrung.

Die Familie war damals zwar evangelisch, weil derVater aber jiidischer Abstammung war, musste sich Erik schriftlich gegenüber dem Schulleiter verpflichten — er ware gerne wie sein Vater Arzt geworden — nicht zu studieren. Es folgten deshalb eine kaufménnische Ausbildung und ein Auslandsaufenthalt in England.

Dafijr wurde er nach seiner Rückkehr aus England als Auslandsdeutscher behandelt und musste nur Für zehn Wochen zum Militiir. Danach hatte er die Gelegenheit sowohl erst den Segelflugschein und später den fijr Motorflugzeuge zu erwerben.Wenn Erik Blumenthal aus dieser Zeit erzaihlte, dann auch Wie er im Übermut auch mal eine Bruchlandung fabrizierte. Einen Satz, den er immer wieder sagte war,

„ich habe einfach Glück ge habt in meinem Leben“ — da war wohl auch etwas damn, er hat es sich aber letztendlich auch verdient.

1937 übernahm er die kaufmeinnische Leitung der Flugzeugfabrik seines Onkels Wolfram Hirth in Nabern/ Teck. Mitten im Krieg — 1943 — heiratete Erik zum ersten Mal, und die Hochzeitsreise war ein Plug in einer Sportmaschine nach Bbblingen.

Dann kam der Zusammenbruch des Dritten Reiches, Kriegsgefangenschaft und der Neubeginn. Da Erik Blumenthal nie der geborene Ellenbogenmensch war, der in der Industrie wirklich ghjcklich werden konnte, entschloss er sich, seinen Traum vom Studium zu verwirklichen. 1952, mit 38 Jahren zog Erik Blumenthal nach Tiibingen, der Stadt Hölderlins. Er hatte schon

_drei Kinder, aber durch seine

vorangegangenen beruflichen Erfolge war es ihm möglich Psychologie zu studieren.

Hier fing die große Wende in seinem Leben an. In einem Klima der geistigen Auseinandersetzung mit seinem Leben, der Überwindung von überkommenenVorstellungen und Vorurteilen lernte er die Bahá’í—Religion kennen. 1946 hatte er zum ersten Mal von den Bahá’í gehört und sich 1952 nach intensiven GespreiChen und Studium zu dieser Religion bekannt.

Am Anfang studierte er die analytische Psychologie nach C. G.Jung. Der Grundsatz der Bahá’í—Religion, class Religion mitWissenschaft undVernunft übereinstimmen 5011, half ihm auch, die für ihn richtige Psy [Seite 23]chologie, nimlich die IndividuaIpsychologie Alfred Adlers zu finden. Oder wie er manchmal erwzihnte „n1it fliegenden Fahnen wechselte ich vonJung zu Adler“. Er setzte sein Studium in Ziirich fort. Sein Diplom erwarb er am Institut Für angewandte Psychologie.

Sowohl durch seine neue religiöse Identitait als auch durch die Individualpsychologic wurde ihm die Wichtigkeit der sozialen Gleichwertigkeit aller Menschen bewusst. Selbstermutigung, Selbsterziehung und Selbsttherapie wurden ihm lebensIange Begleiter.

In Stuttgart eréffnete Erik Blumenthal eine psychologische Praxis. Gerade als sich das Leben seiner Familie und 56in eigenes so gut entwickeIt batten, trafihn — Wie er sagt das erschätterndste Ereignis seines Lebens. In Folge eines zirztlichen Kunstfehlers verstarb seine erste Frau am 3. Februar 1957. In dieser Situation — [nit vier unmijndigen Kindern (and enauch Dank seines Glaubens, die Kraft weiterzumachen und eine Lösung zu finden. Er 20g nach Athen.

In Athen Iernte er Marianne I-Iilger kennen, die er zwei jahre spater heiratete. Marianne wurde ihm — das Paar hatte noch zwei weitere Kinder Shirin und Roja — nicht nur eine verstiindnisvolle Partnerin, sie wurde auch beruflich ihm cine ebenbfirtige Partnerin.

Seine Vortragstitigkeit nahm zu, er hieIt Seminare und Kurse in vielen Lindern. Erik wurde der bcste Freund von dem weltbekannten PsychoIogen und Pédagogen Prof. Dr. RudoIfDreikurs. Erik hatte die Bücher von Dreikurs gelesen und ihm geschrieben, dass sie seine Bücher in Deutschland bréiuchten. Dreikurs antwortete „go ahead“ und Erik wurde zum Übersetzer von „Kinder fordern uns heraus“ und „ Die Ehe — eine Herausforderung“ und spaiter auch von „Psychologic im Klassenzimmer“. Die

Freundschaft mit Dreikurs wiihrte bis zu dessen Tod und war befruchtend Für beide Persönlichkeiten.

Von 1964 bis 1981 war Erik Blumenthal Président der Schweizerischen Gesellschaft Für Individualpsychologie. Mit Erik nahm die Individualpsychologie großen Aufschwung.

1968 wurde Erik Blumenthal LehranaIytiker.Von 1968 bis 1981 war Erik Blumenthal ferner Mitglied des KontinentaIen Berateramts, einem bedeutenden Bahá’í—Gremium auf europdischer Ebene. Aber damit nicht genug,Erik wurde von 1970 bis 1974 ersterVorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Individualpsych010gie.V0n 1971 his 1976 wirkte er als Dozent an der Universitét Wfirzburg. 1973 wurde er Vizeprzisident der Internationalen Gesellschaft für Individualpsychologie, In dieser Zeit machte seine Frau Marianne ihre Ausbildung zur Individualpsychologischen Beraterin.

Gelebte GIeichwertigkeit ist aus der Ehe von Erik und Marianne nicht wegzudenken gewesen. So konnte sich Marianne zu einer der besten IPMalthérapeutinnen entwickeln.Auch das gemeinsam geschriebene Buch „Die Kunst der Ermutigung“ ist eine Frucht der guten Zusammenarbeit dieser beiden PersönIichkeiten.

Erik ging es immer darum, anderen Menschen zu helfen. Kennzeichnend Für ihn waren seine ethische Grundeinstellung und seine ermutigende I-Ialtung. Die Menschen zu beraten, ihnen ein Freund zu sein und sie in schwierigen Situationen ein Stuck Weges zu begleiten waren seine Intentionen. So hat er in persönlichen Beratungen Vielen Menschen weitergeholfen. Durch seine zahlreichen Seminare und Kurse hat er Menschen mit den Gedanken der Religion und Psychologie

vertraut gemacht und damit ihrem Leben einen neuen Sinn und InhaIt gegeben.

In den Ietzten Jahren seines Lebens hat Erik Blumenthal all seine Weigheit, seine Erfahrung und seine Erkenntnisse in unz 5 h I i g e n _ Publikationen ‘ niedergelegt. Viele Bücher mit praktischen Anleitungen zur Selbsterziehung — „Wege zur i n n e r e n Freiheit“ — , zur Kindererziehung — „Eltern und Kinder Freunde Oder Feinde?“ —, zur Bewéltigung von Partner— ‘ schaftsEheproblemen

und 7

— „Frieden mit dem Partner“ —, zur

Auseinandersetzung mit dem Alter — „Der hohen Jahre Ziel

und Sinn“ —, zur Zusammenarbeit — „Verstehen und verstanden werden“ — und

weiteren fürjeden Menschen wichtigen Themen werden über seinen Tod hinaus den Menschen in vielen Léndern weiterhelfen. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden.

Erik Blumenthal war ein Vorbild in Vielerlei I-Iinsicht, aber insbesondere wie wir unser Leben immer bewusster Ieben können und immer geistiger werden.

Wenn wir das Leben Erik Blumenthals Revue passieren lassen, dann haben wir von der Kindheit im deutsch—nationalen Milieu einenWeltbürger sich entwickeln sehen, aus dem schwfibischen Großbürgertum einen Menschen, der Gleichwertigkeit gelebt hat, aus der königstreuen Atmospheire einen mutigen tapferen Mann. Oft hat Erik den Satz von Bahá’u’lláh zitiert: „Die Liebe ist ein Licht, das niemals in furchtsamen Herzen wohnt.“ I




Erik Blumentha/

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[Seite 24]Vom Mut, den Schleier zu zerreißen und dafür zu sterben

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Tahirih Die den Schleier der

Unterdrijckung der

Frauen ab/egte Stuttgart 2004. 80 Seitenl Broschur. Horizonte Verlag

ISBN 3—89483—059—X

REZENSION


K 2/2004 - SEITE 24




ereschtc Sclnvctcr bc schrcibt in ihrem 80 seitigcn Buch “Tibirill“ die weiblichc Lichtgestnlt des 19.jahrhunderts, .,die den Schlcicr der Unterdrtickung der Frauen ablegte“ (Untertitel dcs Buches).

Einfiihlsam, klar und eindringlich beschreibt die Autorin die Geschichtc einer persischen Frau (gcboren 1817 — crmordct 1852), V01) der der damahge Herrsthcr Pcrsicns, der siebzchnjiihrigc Nésirid—Din Schah bcwundernd dcn Ausspruch tat:

..Bis];mg hat um die Geschichtc keine Frau 1117 resgleichen gczeigt.“

])it SCI] Ausspruth tat der Schnh. 319 or \on ngtimih Umm Salnmil]. \\iC\iC111it biirgcrlichcm NJIIICH hicI}. ihrc Abs;1gc.ilm zu chclichen. crhiclt.

Dies \mr mmo ungcwiihnlichcr. Alx Bcrichtc iibcr dicsc Zcit dcn Sclmh als cincn der graLlsuInstcn und \\illkii1‘1ichsten Allcinhmrschcr Lmd scin Land als cincs der vcrbrcchcIischsten Lmd bluttrictlndstcn portriiticrcn. ,.lersi€n uls cinc schwnchc. rückstlindige Nation, in sich zcrstrittcn durch Korruption und wildcn (HaL1bensfnnntisnlus. Unflihigktit und Elend elfiilltcn dns Land 315 Frucht Viilligen 11101‘alischen Zcrfalls", wie Fcrcschte Schweter schlcibt.

Tdhirih war ein solch außergewblmlichc‘s Kind, dass ihlc Familie sie Zarrin—Téj nannte, was „G01dene Krone“ bcdcutet. Außergewélmlich war ihre „Redegewandthcin ihr spriihender Geist, ihle außergmvähnliche dichterischt Begabung ihre Gclchrsamkeit

in geistigen Dingen. ihr bemubender Liebrciz und ihre außergewöhnlichc Schdnhcit. Tahirih. die Reine. crhiclt diesen ehremollcn Titel \‘011 Baha’u’llah. dem Gründer der Bahá’í—Rcligion. uufder KontErellz v01] B;1dasht,;1ls sie sich muerschrocken zur neucn Scnv dung des Bib bekanntc. .,T;illi1‘i]1. disses Sinnbild der Reinen. crschicn and] im Gartcn Bnlmu‘llahs inmittcn ciner Vcrsnmmlung V011 8H Miinnern. Und sie crschicn in ihrcm schéinxtcn Schmuck unvcrschlcicrt vor dcn nnwcscndon (1cfiihrtcn.$o vcrkiindctc sie gleich cincm Funflncnruf don Bcginn cincr IICUCH Scudung“. bcschrcibt Schwetcr don histmischen Zcitle]1kt,;lls die crstc Frau im ()Iicnt nach _I;1hrhundertcn der Unterdriikkungr don Schlcicr. dicscs so ofFcnsichtlichc Symbol ihrcr Ernicdrigung. ablcgtc. „Ab dicscm Zcitpunkt \mr das Antlitz der Wclt \criilldmt“. Schwctcr dicsc Handlung.

\VCI‘I’EI

1111 August 1853 wusste Tzihirih um ihr Schicksal und so ..\\urdc die herrlichste Frau. die zu dieser Zeit dic Welt trug, mit ihrcm eigencn seidenen Halstuch langsam crdrosselt“. berichtct die Chronistin über den Mord durch einen muslimischen Fanatiker \Veiter.

Das Geleimort \on Peter Spicgel Spiirt der Fruge nach dem .,am besten gchtitttcn Geheimnis“ des 20.};1hrhundarts nach: dem Martyrium V011 Táhiríh Lmd Badi. einem jungen pcrsischen Bahá’í.der das Scudschrcibcn Bahiu‘llahs an den Schah V011 Icrsicn persbnlich Libcrbmchtc und dufiir ebenso gramaln mit scincm Leben bczahlcn musste.

Peter Spiegel lcgt 111it sci11611CilldlillglidlcnWOI‘tCll die Grundziigc der Bábi— und

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Fereshte Sch wetef


Bahá’í—Rcliginn Liar: ..Nicht um die EldL‘ und die Menschhcit crschliclkn sich um durch dicscs ncuc Dcnkcn J]: ein

ncucr Kosmm. Auch der

M ensch Bahfi’u’llah in einem Licht L111 sclbst wird \'011 \rorstellbaren Reichtums \vahrgenommen.“

Ein cinziger Satz Bahiu’llnhs mag dies stellveltrctcnd andeutcn: „Bctrachte den Mcnschen als ein Bergwerk, reich 2m Edelsteinen von unschiitzbarem Weft. Nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schatze enthüllt und die Menschheit daraus Nurzen zu ziehen Vcrmag.“ Auch Pcter Ustinov findet cs ..hoch an der Zeit. duss die Welt etwns LibcrTáhiríh crfiihrt".

Das sorgfiiltig recherchicrtc und “undelbnr \crstiindlich geschriebcne Buch V011 FcIcschte Schwcter ist mehr dcnn jc cin nonvendigcr Bcitrag. die Impulse der Bahá’í—Rcligion Jls ddsVornnbringcn cincr ncui en globalcn Kultur der Einhcit 211 961161] und dns Bcispicl dicscr beidcn grolicn Märtyrcr dcs lctztcnjahrhunderts als lnspimtion für unscrcn eigencn Mut. mer Sclbstbmvusstsein und sclbstvcmntwortlichcr Viclflllt \\11111'zunehmen und

dunach zu lmndcln. Hilda ‘\ lurid Ilmm