One Country/2000 Nummer 3/Text

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WELT-MAGAZIN


IMPRESSUM

0n: Couum wird herausgegeben von der Bahá’í International Community, die als Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltweite Bahá’í-Gemeinde représentiert. 0n: Coumnv, Office of Public Information, Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New York, New York10017,USA, E-Mail:1country@bic.org. Chefredakteur: Brad Pokorny.Chefvom Dienst: Ann Boyles.Ausla ndsredaktionen: Nancy Ackerman (Moskau),Christine Samandari~Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau),6ui|da Walker (London).Deutschsprachige Redaktion: Peter Amsler, Stefan Mutsch|er, JensUwe Rahe. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhlich (Schweiz),Jutta Bayani (Luxemburg). Geschäftsführung: Hartmut Nowotny, Arezu Braun. Übersetzerpool: Lisa Hiemer. Beitrége aus ONE COUNTRY können kostenfrei nachgedruckt werden unter Angabe der Quelle. Anschrift: ONE Couumv, Eppsteiner

Str. 89, D»65719 Hofheim-Langenhain, Germany1Te|1_49»6192-99290,

Fax _49-6192«992999. Herausgeber derdeutschsprachigen Ausgabe: NationalerGeistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V‘

Einzelheft: DM 4,-/SFr 4,-/OS 28,-/

LUF 80,-.Jahresabonnement: DM15,-/ SFr15,-/OS1oo,-/LUF 300,- (incl.MWSt u. Porto). Die Zeitschrift kann beim Bahá’í-Verlag, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim-Langenhain, bestellt werden. Copyright 1999 by Bahá’í International Community. ISSN 0945—7062. Cedruckt auf1oo% Recyclingpapier.

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Weltentwicklungsbericht zooo: Menschenrechte als Teil der globalisierten Welt

NEW YORK. - Menschenrechte seien nicht - wie héufig behauptet werde - eine Belohnung, sondern unabdingbare Voraussetzung fL'Ir Entwicklung. Das stellt der diesjährige „Human Development Report“ (HDR) des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) fest,der das Thema Menschenrechte zum Schwerpunkt hat.„Der Einsatz fUr Menschenrechte war immer schon ein untrennbarer Bestandteil des Mandats der Vereinten Nationen“, schreibt UNDP—Exekutivdirektor Mark Malloch Brown.

Wie die Zeitschrift EntW/c/(lung und Frieden in ih rer September-Ausgabe Brown zitiert, habejedoch während des Kalten Krieges politische Rhetorik die Debatte verzerrt. „BUrger|iche und politische Rechte einerseits und wirtschaftliche und soziale Rechte

andererseits galten nicht als zwei Seiten ein und derselben Medaille, sondern als konkurrierende Modelle fflr die Zukunft der Welt.“ Heute setze sich die Einsicht durch, dass beide Gruppen von Rechten untrennbar miteinander verbunden sind.

Die Globalisierung erfordere es, dass neben den Staaten auch internationale Organisationen wie die Welthandelsorganisation (WTO) und transnationale Konzerne sich ihrer Verantwortung fUr die Menschenrechte bewusst wurden. So kritisiere der Bericht beispielsweise das WTOAbkommen ijber handelsbezogene Aspekte der Rechte auf geistiges Eigentum (TRIPS), unter anderem weil es die Möglichkeit biete, den Preis für lebensrettende Arzneimittel in die Höhe zu treiben. Auch die Praxis, internationale Handels- und Wirtschaftskonferenzen hinter verschlossenen TUren zu ver Aktionsprogramm von EU und UN will Kreislauf van Armut und Krankeit durchbrechen

BRUSSEL. - EU und UN wollen gemeinsam den KreisIauf von Armut und Krankheit in der Dritten Welt durchbrechen. Sie wollen ein Aktionsprogramm gegen die tödlichen lnfektionskrankheiten Aids, Malaria und Tu berkulose ausarbeiten, die die Entwicklungsfortschritte der vergangenen Jahrzehnte bedrohen. Diagnosen und Medikamente gegen diese Krankheiten sollen so billig werden, dass sich die betroffenen Menschen sie auch Ieisten können.Weiter setzen EU und UN nach Presseberichten aufdie Entwicklung von Impfstoffen sowie auf Information und Prévention bei Jugendlichen.

Die Generaldirektorin der WHO, Gro Harlem Brundtland, wies darauf hin, dass Aids,


Malaria und Tuberkulose eine wesentliche Ursache von Armut seien. Aids unterminiere Über Jahrzehnte hinweg hart erkémpfte Entwicklung.

anstalten, séhe der HDR kritisch„,wei| die BUrger, die von der Debatte um die Optionen ausgeschlossen sind,o1°t diejenigen sind, denen die Last der aufgehéuften Schulden aufgebflrdet wird“.

Atomwafienfreie Welt: Vereinte Nationen einigen sich auf Deklaration

FRANKFURT/M. - Eine Deklaration der Vereinten Nationen fUr eine atomwaffenfreie Welt kann auch auf die Unterstijtzung der NatoStaaten zéhlen, nachdem im zusténdigen UN-Ausschuss fUr Abrljstung auch die USA zugestimmt hätten, berichtet die Frankfurter Rundschau. Die Zeitung berufi sich dabei auf Angaben des Auswértigen Amtes in Berlin.

Der heikle Punkt, der in der Vergangenheit zum Nein der USA und zur Enthaltung vieler anderer Nato~Lénder unter Einschluss Deutschlands gefijhrt hétte, sei weitgehend ausgeréumt worden. Die UN-Resolution mit dem Titel „Hin zu einer atomwaffenfreien Welt“ wird in diesem Jahrvon 59 Léndern eingebracht.

UN-Bericht zur Lage der Menschen rechte in Iran

NEW YORK. - Die Sorgen Über die Situation von ethnischen und religidsen Minderheiten bleibt nach einem Bericht des UN—Sonderberichterstatters fUr Iran, Maurice Copithorne, aufderTagesordnung seiner Berichte Über Diskriminierungen und Verfolgungen in |ran.Auch im Berichtszeitraum vom 1. bis zum 15. August 2000 hielten die Diskriminierungen der Bahá’í unter anderem in den

Bereichen Erziehungswesen, Arbeitswesen, Freizflgigkeit, Wohnen und kulturelle Aktivitéten an.

Copithorne äußerte in dem Bericht an die Generalversammlung der Vereinten Nationen vom 8. September 2000, dass e|f Bahá’í inhaftiert seien, vier davon seien von der Vollstreckung ihres Todesurteils bedroht. Die iranische Regierung nannte den Bericht einseitig.

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WeIt-Migrations-Bericht: Deutschland in Europa wichtigstes Einwanderungsland

GENF. — Weltweit leben derzeit rund 150 Millionen Menschen freiwillig oder gezwungenermaßen als Auslénder in fremden Staaten. 1965 waren es noch 65 Millionen Menschen, die länger als ein Jahr in einem anderen Land Iebten. Neu ist der hohe Anteil der Frauen an der internationalen Wanderungsbewegung. Er liegt bei 47,5 Prozent, in den entwickelten Léndern sogar schon bei über 50 Prozent. Dies stellte die Internationale Organisation filr Migration in ihrem unléingst veröffentlichten Jahresbericht fest.

Der Bericht teilt die Einwanderer, die mindestens ein Jahr lang im Ausland leben, in zwei Gruppen ein: Einerseits zwéngen Kriege und B'Lirgerkriege, wirtschaftliche Not und Umweltkatastrophen Menschen dazu, ihre Heimat zu verlassen. Andererseits arbeiteten im Zeitalter der Globalisierung wegen besserer Bedingungen immer héiufiger Menschen aus freien StUcken in fremden Léndern.

Die Zah| derer, die aus ihrer Heimat wegen widrigen

Umständen fIUchten mussten, ist dabei jedoch seit 1990 von 17 Millionen FlUchtlingen auf heute 14 Millionen weltweit gesunken. So habe die Zah| der Flflchtlinge, die in ihre Heimat zurflckkehrten, im letzten Jahrzehnt merklich zugenommen. Der Bericht stth fUr Westeuropa fest, class aufgrund der restriktiveren Politik der Länder beide Wanderungsbewegungen abgenommen hätten. Die westeuropäischen Staaten gingen dabei immer mehr

zungsweise drei

dazu über, die Wanderungsbewegungen nach ihren eigenen Interessen zu gestalten. Das bewirke jedoch, dass die Zahl der illegalen Migranten in Westeuropa auf schét Millionen gestiegen sei. In Westeuro pa war Deutschland in der gesamten letzten Dekade das wichtigste Einwanderungsland, sowohl bei Arbeitsmigranten als auch bei Fluchtlingen.

Wohlstandsskala: Armut und Reichtum in Deutschland

FRANKFURT/M. — Der Wohlstand ist zunehmend ungleich verteilt. Immer mehr Menschen leben in Armut und zugleich konzentriert sich ein immer größeres Vermögen in den Hi-inden weniger Menschen. Dies ist nach Angaben der Frankfurter Rundschau die Grundaussage eines Entwurfs zu einem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der die beiden Extreme auf

Nationaler Geistiger Rat der Bahá’í in Deutschland eröffnet Bahá’í—Vertretung in Berlin

BERLIN. - Seit dem 1. Juni hat die Deutsche Bahá’í Gemeinde eine offizielle Vertretung am Sitz der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages in Berlin. Aufgabe des Bflro ist es, Kontakte zu Ministerien, Parteien und anderen Nicht-Regierungsorganisationen zu pflegen und auszubauen.

Der Arbeitsschwerpunkt liegt im Bereich der Menschen- und BUrgerrechte, was sowohl die Verfolgungen der Bahá’í in einigen Léndern anbelangt, aber auch generelIe Menschenrechtsproblematiken wie zum Bei spiel die Menschenrechtserziehung einschließt. Eine Mitgliedschaft im Forum Menschenrechte, dem Zusammenschluss von über 40 deutschen NichtRegierungsorganisationen, ist daher beantragt.

Der Nationale Geistige Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

Vertretung Berlin

Am Kéllnischen Park1

10179 Berlin

Tel.: 030 — 22 33 6130

Fax: 030 — 22 33 6139

Email: oea@bahai.de

Bflrozeiten: Montag bis Freitag 8.00 bis 17.00 Uhr

derWohlstandsskala beschreiben soll.

lnsgesamt Iebten laut Einkommensteuerstatistik des Jahres 1995 in Deutschland rund zwei Millionen Menschen, die in einem Jahr mehr als das Doppelte eines Durchschnittsverdieners bezogen, also rund 130.000 Mark Jahresbruttoeinkommen. Gleichzeitig musste jeder FUnfte der rund 80 Mio. BUrger dieses Landes mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens, rund 60 000 Mark Jahresbruttoeinkommen, auskommen.

Einen groGen Anteil an der Armutsstatistik machen der Zeitung zufolge weiter Alleinerziehende aus. Doch auch der Anteil derer, die trotz Arbeit zu den Armen zaihlen, stieg zwischen 1993 und 1998 von 38 auf44 Prozent. Allein in Westdeutschland nahm die Zah| der „flberschuldeten Haushalte" zwischen 1989 und 1997 von 1,2 Millionen auf 2,1 Millionen zu, in Ostdeutschland liegt die Zah| inzwischen bei 580 000.

EUROPA-MAGAZIN








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[Seite 4]DEBATTE


Der„ZERI-Pavillon"- ein aus Bambus gebauter Pavilion avancierte zum Symbolfiir die We/tweiten Projekte auf der Expo 2000. E5 Iaufen nunmehrBemUhungen, dass dieser Pavilion an einem anderen Ort wieder aufgebaut wird als eine Art „Haus der Weltweiten Projekte“.

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ie Weltausstellung zurMillenniumsWende,die Expo

2000 in Hannover,fljhrte in der Geschichte derWeItausstellungen ein Novum ein. Erstmals présentierten nicht nur Nationen ihre Geschichte, Eigenart und Zukunftsvisionen und erstmals fand eine Weltausstellung nicht nur an einemOrt statt.

Ein grundlegend neues Element bei Weltausstellungen waren die sogenannten “Weltweiten Projekte„. Eine internationale Jury wéhlte insgesamt 767 vorbildliche Projekte aus 124 Léndern aus, die in den Bereichen Mensch, Umwelt, Gesundheit, Ernéhrung,Wissen,Arbeit, Mobilität, Energie und Basic Needs folgende Kriterien in herausragendem MafSe erfflllten:

O Nachhaltigkeit entsprechend derAgenda 21

O Umsetzung praktischer Lösungen

Wasbleibl

Die „Weltweiten als „der neue

O Ausrichtung aufdie Bedijrfnisse der Zukunft

O exemplarischer Charakter und

0 innovative Partnerschaften

Jedes dieser Projekte war Teil derWeItausstellung, Die Weltausstellung 2000 fand damit an 767 plus1 (Hannover) Orten statt.

Rund 100 dieser Projekte waren auf der Expo 2000 im “Global House" konzentriert présentiert, knapp 300 weitere Weltweite Projekte wurden in den Ausstellungen der Nationen-Pavillons und der Themenparks einbezogen sowie an den zehn ExpoKonferenzen des “Global Dialogue" beteiligt. Alle Projekte wurden im Internet in den Sprachen Englisch, Deutsch, Spanisch und Franzésisch vorgestellt.

Noch nie wurde ein so breites Spektrum zukunfts- und lbsungsorientierter Projekte in einer globalen Présentation gebflndelt. Noch nie wurde so viel innovatives und praktisch umgesetztes Wissen fijr eine nachhaltige Entwicklung in ein Projekt des globalen Austauschs einbezogen. Man kann Birgit Breuel,der Generalsekretérin der Expo 2000, nur zustimmen, wenn sie meinte, die Welt weiten Projekte seien “der Eiffelturm der Expo 2000„.

Wird dieserTeiI der Weltausstellung 2000 fortbestehen? Wird sich daraus ein dauerhaftes Netzwerk bilden? Oderwares nur eine einmalige Schau, die mit dem Ende der Expo 2000 am 31. Oktober 2000 ihren Abschluss fand?

Diese Fragen werden sich in ihrem Kern beantworten aus der Frage nach dem Nutzen eines dauerhaften Netzwerks solch Ibsungsorientierter Projekte. Eine eindeutige und positive Antwort darauf ergibt sich aus der derzeitigen Phase der Globalisierung in nahezu allen Bereichen der Weltgesellschaft.

Die globale Zivilgesellschaft, représentiert durch Nichtregierungsorganisationen,Verbraucherverbénde, Religionsgemeinschaften und andere nicht-staatliche und nicht6konomische Einrichtungen,tritt in eine neue Phase ihrer Entwicklung. Mehrere Jahrzehnte spielte die globale Zivilgesellschaft vor allem die Rolle eines Anwalts beziehungsweise eine“globalen Gewissens" angesichts der zahlreichen 6ko|ogischen, sozialen und humanitéren Defizite im Zusammenwachsen der Menschheit zu einer glo


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vmdeLExpuooo:

Projekte“

Eiffelturm“?

balen Gesellschaft. Bei den globalen Entscheidungsprozessen zu den zentralen Zukunftsfragen der Menschheit durfte die globale Zivilgesellschaft bestenfalls an den “Katzentischen" sitzen.

Mit der Serie der großen UN-Konferenzen in den neunzigerJahren, beginnend mit der Rio-Umweltkonferenz 1992, trat hier eine schrittweise Anderung ein, die sich immer weiter beschleunigt: Die globale Zivilgesellschaft wird immer mehr zu einem gleichwertigen Partner in einem globalen Dialog zwischen Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.

Mit diesem Prozess éndert sich auch die Rolle, die die globale Zivilgesellschaft dabei spielt. Sie erhebt nicht länger nur Forderungen an die Akteure in den Arenen der Politik und Wirtschaft und bringt nicht lénger nur Formulierungsvorschlége ein fUr globale Absichtserklärungen und Vereinbarungen. Immer mehr ist die detaillierte Lösungskompetenz der globalen Zivilgesellschaft gefragt.

Und sie spielt bei dem Ringen um tragfähige und nachhaltige Zukunftslésungen eine Schlflsselrolle.

Denn der Sektor der Politik ist noch immer zu stark in den Sachzwéingen nationaler Interessen gefangen und der Sektor der Wirtschaft in den Sachzwéngen eines zu kurzfristigen Denkens. Die Akteure der globalen Zivilgesellschaft erwiesen sich von diesen Sachzw'éngen weniger eingeengt und damit freier in der Formulierung globaIerWerte und globaler Erfordernisse. Sie können dadurch auch freier sein in der Entwicklung globalvertréglicher Lösungskonzepte.

Wie kann sich die globale Zivilgesellschaft auf diese neue Situation einstellen? Welche Schritte sind erforderlich, dass sie in den globalen Foren,den “Runden Tischen„ der heranwachsenden Weltgesellschaft ihre Stimme mit ebenso fundierter wie innovativer Lösungskompetenz einbringen kann?

Die globale Zivilgesellschaft befindet sich derzeit nicht zuféllig in einer Phase derglobalen Vernetzung ihrer BemUhungen, ihres Meinungsund Erfahrungsaustauschs und ihrer grenzijberschreitenden Zusammenarbeit. Die Entstehung eines Netzwerks der in besonderem Maße lbsungsorientierten Weltweiten Projekte kann

dabei von herausragendem Wert sein. Ein solches Netzwerk kann sowohl die Ibsungsorientierten Lernprozesse innerhalb der globalen Zivilgesellschaft entscheidend stärken als auch einer fundierten globalvertréglichen Lösungsorientierung in den globalen Foren aus Wirtschafi, Politik und Zivilgesellschaft eine ernstzunehmende Stimme geben.

Die Menschheit befindet sich auf dem Wege,den Bahá’u’lláh im vergangenen Jahrhundert kennzeichnete,a|5 ervon der Erde als einem Land und von der Menschheit als seine B'Ltrger sprach. Noch haben wir sehr viel zu lernen, was dies Für die Gestaltung angemessener Rahmenbedingungen fUr die unteilbare Menschheit bedeutet. Ein Netzwerk erfahrener lésungsorientierter Projekte einer nachhaltigen Entwicklung kann eine weitere Beschleunigung dieses globalen Lernprozesses bedeuten. El

Peter Spiegel



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Reprcisentanten von

„ Weltweiten Projekten “ und von Nichtregierungsorganisationen, die aufder Expo 2000 vertreten waren, beraten mit Frau Margareta Marina de Botero (2.v.r.), Vize-Prasidenten des InternationaIAdvisory Board der Expo 2000, uber ein Netzwerk Weltweiter Projekte, das Über das ExpoEnde hinausfortbestehen soll.


[Seite 6]Wdhrend der EXPO zooofand auch die Jahrestagung des WCRP (World Conference of Religions on Peace) in Hannover statt. Die Teilnehmer besuchten auf ihrem Gang durch die EXPO auch die Bahá’í—Ausstellung.

das

„Mit dieser Vision habe ich Beste mitgenommen, was man


auf der Expo bekommen kann.“

Der grq/J’e Medienmmmelfcmd cm anderen Orten statt, aber das Global House entwicleelte sich im Laufe der Expo 2000 immer mehr zum Geheimtipp. 1,4 Millionen der insgesamt 18

E XPO 2 O O O Millionen

Besucher der Expo besuchten das Global House. Far viele war


es einer der Hdhepunlete der VVeltausstellung. Die Bahá’z International Community — unmittelbar gegenüber dem Eingang platziert — engagierte sick nicht nw mit einer uielbeachteten Ausstellung, sandem mit einem umfassenden Kulturprogramm und mit einer engen Koopemtion mit den anderen VVeltweiten Projeleten im Global House. Sie will dadmch zum Fortbestehen der Idee 14nd des Netzwer/es der I/Veltweiten Projelete beitmgen.

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ANNOVER. * Das HGlobal House und die 767 dezentralen

Weltweiten Projekte, V011 denen rund 100 im Global House prisentiert wurden, erhielten schon vor dem ExpoBeginn große Vorschuss10rbeeren und schnitten auch in den Nachbewertungen besonders gut ab. Birgit Breuel, die Generalsekrctfirin der Expo 2000, sprach V011 den Weltweiten Proj ektcn als “dem Eiffelturm der Expo 2000„. Und die Suddeutsche Zeitung bezeichnete in ihrer ExpoNachlese das Global House als “das sinnvollste (Eebéude der Expo„: “Hier gab 65 Material, das der Beschéftigung lohnte.„

“Staff Für Monate„ im Global House

1m Global House konnte man erfahren, wie einst hochVerschmutzte Seen revitalisiert

wurden, wie man nus Miill Gegenstande dcs tfiglichen Gebrauchs k Linstlerisch gestalten kann, Wit Einhcimjsche zu Entwicklungshelfern ausgebildet werden, wit: V0111 Aussterben bedrohte Naturvblker “nachhaltige Entwicklung„

begreifsn und umsetzen, wie


[Seite 7]die Rechte von bisher rechtloscn Arbcitnchmcrn untcr schw1er1gstcn Bcdingungen gcschijtzt warden k611nen,wic Waldbavirtschafiung Mensch und

cine nachhaltigc

Natur gcrccht wird... Hicr war 0111 Hort nuchlmltiger Krcativitlit aus der g1111zc11Welt.“Wir 11litten Stof?~ t111‘ Monatc mus110161] k61111cn". meintc der NDR—Rcduktcur Stefan Lohr 1111t 61110111 durchaus kritischen Untemm 111 Richtung seiner Mcdicnkollcgcn.

Der M11111st1‘ea111 ist zwzn 110Ch :111f;111dere Themcn fbkussicrt, abcr die V011 Vielen Bcsuchcrn 11erV0rgehobenen besonderen Visioniircn und 11161151‘11111‘11011 Qualitiitcn 1111 Global House zogen 1m Laufc der Expo auch 011110 11111ssivc Mcdicnu11tcrst11tzul1g 111111101‘ 1110111' Menschen 1111.“1111 G10bul House fiihlc 1C1) 1111ch bcsonderx \vohll~ Solchc und 111111111110 Siitzc kolmtc 111311 50111 0ft vcrnehmcn.

Dazu trug sithcr :1ucl1 die Zusmnnmnarbcit zwischen dcn rund2()ausstellcndc'11 global ngierendcn Nichtrcgic1‘1111gsorgmisationcn 1111 Global Housc bei: von der Wcltbank, der OECD und dem Bundes11111115tc1‘1un1 1111‘ W11‘tschaftlic110 Zusa111111cnnrbcit iibcr (1101131 Nature Fund und Sustainable Forest Usc bis 211111 Barefoot Collcgc. Reciclar und der 13111111 International Com



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mmnmmm 1 umaww r EXPO 2000

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munity. Gc111cinsal11 engagicrt0 111.111 sich gleich V011 ExpoBcginn an für 61119 bcsscrc Priscntation nach auBmLAqunrcgung der Bahá’í organisiertc 111311 C1116“ “Global House l);1y"1111t gnnztiigigcm Kulturpmgmnnn. Die glolfiartige Resonanz rcchtfcrtigtc eineWiederholung. So entstand einc Zusummenarbcit zwischen don lartnern 1111 Global House, dcn Wcltweiten lrojcktcn u11d 1111011Trlige1‘0rgunisntioncn,die — $0 ist zu 11011011 — über dds Expo—Endc 1111111115 fort wirkt. D10 Mitarbcitcr der Bahá’í 111tcrnational Con1111un1ty wuw den dabei 111111101~ wieder 111 01116 1110der1crcndc Funktion cingeladen, nachden1tsihr ofL fcnsichtlichcs Anlicgen war, jcdem Beitrag zu seiner Ge]tung zu \CIhleln.

Dabci hattc die Balm 1 I11


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Unterschied zu 111st £11161] andercn Ausstcllcrn 7 103111611 fcstcn Mitarbcitcrstnnnn. Imgcsum: wirktcn 111 dchorbcrcitung und der Bctrcuung rund 250 Frciwilligc nus 40 Llindcm mit.Und 1111c iiulicrten sich ticf. beriihlt über 11110 Erfahrungcn und dds Erlcbnis, auf dicsc Wcisc Tcil 011101 Wcltnusstcllung gcwordcn 211 $611]. 1)ng Tagebuch der Betrcucr ist ilbervoll von Außerungcn W16 diesen:

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Oben: Der Stand der Bahá’í

International Community war ein beliebter Trefipunkt aufder Weltausstellung. Mitte: DerDiversity Dance Workshop mit Baha'iJugendlichen aus mehreren Kontinenten gehcirte zu den besonderen Attraktionen im Kulturprogramm des Global House.

Links: Zehntausende von Drucksachen wurden mitgenommen. Besonders beliebt waren die Postkarten mitjeweils einem Portrcitfoto und Zitaten von Bahdu’lla'h, dem Stifterder Bahá’í—Re/igion.

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Oben: Schon von weitem zogen die i/luminierten Übergroßen Blatenblatter die Besucher an.

Mitte: Die grofingige Gestaltung derAusste/lung liefs dem BesucherMuse und Raum zur Besinnung.


Ranzieh Mensah (auch auf der Tite/seite dieses Ausgabe abgebi/det) riefmusikalisch zur unbeirrbaren Arbeitfijr die Vision der einen Menschheit auf.

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sensdurst nicht zu léschen war! Eine Frags nach der anderen, ein kriiftiges Zustimmen nach dem anderen Ich muss einfach ausdrücken, was für eine ungeh€ure Resonanz von den Besuchern herüberkommt! Ich binjeden Tag auf5 Neue überrascht.„ Diesen Enthusiasmus nahmen die Betreuer mit in ihre Heimatstiidte. Eine Zeitung in Kaiserslautern beispielsweise bezeichnete zwei der Bahá’í—Betreuer aus ihrer Stadt als überzcugende “Botschafter" der Expo.

“Das, was die Expo sein sollte.„

Aufdiese Weiss “Botschafter" zu sein war auch nicht schwcr nach dem Feedback, dns von viclcn Bcsuchcrn kam. Einc Frau aus Stuttgart, selbst Lciterin eines Wcltwcitcn Imjektcs, meintc zu Design Lmd Atmosphiirc des Bahá’í—Standcs:“1)ies gehört zu den Höhepunkten der Expo." Ahnlichc Aulficrungcn gab es fast jcden Tag. Aber auch zu der

auf den Texttafeln des Standes erlziuterten Vision vom Menschen und der Menschheit waren die.‘ Rückmeldungen ganz analog. Ein Besuchcr 111cinte:“1hr Stand ist das, was die Expo sein sollte.„ Und eine

mdere Besucherin:“Jetzt kann

ich wieder hcim, denn mit dieser Vision habc ich das Bests mitgcnommcn, was man nuf der Expo bcklnnmen kann!„

Dabci warcn sowohl das Gesmntdcsign als auch die lriiscntation der drei ausgewählten Bcispielprojekte bewusst sehr zurückhaltend. ])218 zentralc Gcstaltungsclcment waren fiinf iibcrgrolie, zu einem Halbkrcis gestellte illuminierte Blütenbliitttr, in dessen 0ptischcr Mitts sich ein aus tiefblauem Edelsteinbruch nusgelegter Teich bc‘fimd. Zwischen Bliitcnbliittcrn und Teich waren insgesamt neun jeweils mehrsitzigc Sitzelemente zu einem Kreis formiert, die V01] den Besuchern dankbar als Ort der Ruhe und Bcsinmmg angenommen wurden.

Zwischen diesem zentralen Ort der Besinnung im Zentrum des Standes und den Außenwanden, W0 aufTafeln die Beispielprojekte und ihre Philosophie erlautert wurden, war reichlich freier Platz zumWandeln und Schauen.

Die knappen Informationen aufden Tafeln zu den présentierten Projckten animierten die Besucher weniger zu Nachfragen über die lrojekte sclbst, denn darüber könnten sit: sich durch die ausliegenden Flyer informieren. Fast alle Nachfragen galtcn den geistigen lrinzipien, auf dertn Grundlagc die Projckte arbeitcn.Obwoh1 die Ausstellung in ihrcr Ausrichtung eindeutig den praktischen Irojekten geWidmet war,w011ten die McnSCht Il wisscn, wclchcs Mcnschenbild hinter diesen lrojckten stcckt.

So avnncicrtc ein Cher 31$ beilfiufig gedachtcs “Give21way„zum großen Renner: Die Iostkzlrten mit Menschen portréits und Zitaten wie “Die Erde ist nur ein Land, und 3116 Menschen sind seine Bürger.„ und “Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschiitzbarem Wart." musstcn zweimul nachgedruckt werdcn. Viclc ExpO—Mimrbeiter hingten sic sich in ihre Biiros, und auch bci Konferenzen nnhm man zluf sie Bezug. In einer Konferenz der Weltweiten Projektc, bei der Cine Diskussion cthls zu hciB 1icf1stand cin Tcilnehmer 2111f und Ins das Zitat von ciner der Bahá’í—Postkartcn: “Beratet miteinnnder und lusst tllCh das angelcgcn scin, was der Mcnschheit niitzt und ihrc Lage bessert.„

Votum Für ein Schulfach Weltbürgerkunde

Die Bcsuchcr auf der Bahá’í—Ausstellung waren ebenso eingcladcn, sich selbst mit ihren Gedanken und Vorschlligen in die globalen Diskussionen einzubringen.Viele machten davon Gebrauch und fiillten die vorbereitcten Antwortkarten für ein “Buch der Menschheit„ aus.Vier Fragen standen zur Auswahl:

1. Wie können glciche Entwicklungschancen für Frauen und Männer erreicht werden?

2.Wem1 es in allen Schu Die Urne zurAbgabe derAntwortkarten zurAktion „Buch derMenschheit" vor einem Riesenportrcit eines Kindes.

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[Seite 9]lcn der \X/clt sin Schulfhch “Wcltbiirgcrkunde„ giibc. was und wic solltc dort untcrrichtct wcrdcn?

3.Wic k61mcn Sic sich eine stiirkcrc Bcteiligung allcr Mcnschen an den wichtigcn Entschcidungcn über die Zukunft der Mcnschheit vorstcllcn?

_Wc1che ethischen Wcrtc crschcincn Ihnen für dic Gestulrung einer mcnschlicheren Zukunft besonders wichtig? Und warum?

Zur Überraschung des Auswertungstcams war die Frags 2 der klzuc chncr. Alle, die sich zu dicscr Frags äußerten. begrößten den Vorschlag zur Eimichtung eines Schultachc‘s Wcltbiirgcrkundc an den Schulcn dchclt nachdrücklich. Und sie bcscherten den potenzicllcn CurriculumEntwicklern für cin solchcs neuc‘s Schulfilch eine rciche Fülle kreativer Einflille. Dic cingegangcncn Antworten sollcn veréffl‘ntlicht und uuch Entscheidungstrügern zuerrfiigung gestcllt warden.

Auch um Kulturprogrmnm auf der Biihne und am Seminarprogramm 1111 Seminarraum dcs Global House war

die 13;111;ii International

Community intensiv engugicrt. Mchr 31$ 40 Kijnstlcr nus rund zwanzig Ländern bcstrittcn anniihcmd 250 Auftrittc. Die bcidcn Tanzworkshops “Diversity DunceThcatcr" Lmd “Steps to World Peace" Uth‘l] mit ihrcn Ausdruckstlinzcn zu Thcmen wie Drogcn, Annut Odt‘l Einhcit in dchiclfnlt auf das lublikum einc Anzichung nus wic wenigc anderc künstlcrischc Darbietungen im (Ilobal House. Die ghzmuischc Siingmin und Bahá’í Kunzic Mcnsah wurdc L1.;1.zuAuFt1'itten im Christus—lnvillon cingcladcn. Kevin Locke vom Stamm der Lakotn (Sioux) begcistcrtc 111it scincn symboltrlichtigen Rcifcn—Tiinzen nicht nur das Publikum aufder Expo, sondern auch auf einer Tournee durch Deutschland. Auf acht Scminurcn crliiutcrten u.a. Dr. Hulch und Dr. Gustavo Corrcu dic Irinzipien der crstcn liindlichen Entwicklungshochschule, der Stiftung FUNDAEC in K0lumbien, die V01] der Expojury als “derzcit bcstes pfidagogisches lrojckt in der Welt„ bezeichnct wurde. Dr. Eloy Anello von der bolivianischen Universitiit Nur prisentiertc ethischc Lcitlinicn für nachhaltige Entwicklung. Kambiz Poostchi nus Ostcrreich fiihrte in die Bahá’í—Prinzipicn einer konfliktfi‘cicn Entschcidungsfindung ein. Kevin Lok ke sprach uus scincn Erfahrum gen (ibcr dic Rolle- der indigcnen Viilkcr in der entstehendcn globalen Gesellschaft. Geraldine Robarts zcigte, wie man mit derAusbildung in künstlcrischen Fertigkeitcn erfolgrcicl) Entwicklungszlrbcit gestaltcn kmm. Layli MillerBashir bcrichtcte von ihrcr inzwischen wcltweit auBcrordentlich crfblgreichen Kampuv

gne gcgcn weiblichc Genital


Oben links: Kevin Lockefljhrt einen SiouX—Relfentanz auf. Oben Mitte: Die BahdiJugendtanzgruppe„5tep5 to World Peace“stellt t(jnzerisch gesellschafiliche Konflikte dar.

Oben rechts und unten: Jugendliche prasentieren eine 5top-&-Act-Show, bei der das Pub/ikum in die Lösung eines Konflikts

einbezogen wird.



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Saba Khabirpour, Vorsitzend2 des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland, prdsentierte das Bahá’í-Statement„ Wer schreibt die Zukunft?“ bei einem Empfang am BahdiStand.

Unten: Menschenrechtlerin Layli—Mi/Ier—Bashir prcisentierte auf der Expo 2000 die Frauenrechtsbewegung

„ Tahirih Justice Center".



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vcrstiimmelungcn. Und Shamil Fattakhov priisentiertc im Rahmen eines“G10bal House Day„ eine Stop—&'—ACt—Show, bei der das Publikum in die Lösung eines von Laicnschauspielern vorgestellten Konflikts einbczogen wird. Die Show“Stop & Act„ kommt inzwischen auch in Deutschland so gut an, dass bcreits mchrere Kursc zur Ausbildung von Stop—éfiz—Act—Moderatorcn geplant sind.

Anlfisslich der deutschen Verdtfcntlichung ihres Statements „Wer schreibt die Zukunft?“ lud die Bahá’í International Community Anfang September zu einem Empfang in das Global House ein. Die Erklärung umreiBt eine Zukunftsvision für unsercn Planetcn, wie sie in den Schriften Bahfi’u’lléhs dargelegt ist. Den

heute vorherrschenden Dogmen des Materialismus wird dabei Cine ganz entgegengesetzte Interpretation historischcr Abliiufc gegenüber gestellt. Die lange Reise der Menschheit habe sie an die Schwelle ihres ersehnten Erwachsenwerdens als einer geeinten Mcnschheit gcfiihrt, fijhrte Saba Khabirpour in ihrer Ansprache aus und zitiertt:

„Kriegc, Ausbeutung und Vorurteile, die in den Entwicklungsphasen der Unreife typisch warcn, solltcn kein Grund Zur Vcrzweiflung scin, sondern Anreiz bieten, dichrnntwortung zu Libcrnehmcn, die das kollektive Reifealter mit sich bringt.“

So sei dieVereinigung aller Bcwohner der Erde weder cine fernc utopische Vision, 11och eine Angelcgenheit, bei der wir Libcrhaupt die Wzlhl bitten. Solange dies nicht crust genonnnen werde, könntcn die Probleme, die unseren Plancten plagen, nicht gelöst werden, denn alle wesentlichen Herausflurderungen des Zeitalters, in das wir eingetreten sind, scien globaler und universeller Natur und nicht auf einzelne Aspekte Oder Regionen beschrainkt.

Was blclbt von dor Woltlusstallung In Hannovor?

Erstmals konntc die Bahá’í International Community bei einerWeltausstellung ihre konkrete Projektarbeit vorstellcn sowie die geistigcn Prinzipien, von dcnen sie dabei geleitet sind. Die Resonanz daraufwar in jcder Hinsicht ausgespmChen positiv.

Was bleibt außer den Impulsen, die V01) dicser Ausstellung ausgingcn? Für den Bahá’í-Stand bei der Expo wird derzeit noch ein geeignettr Ort für eine daucrhafte Nutzung gesucht. Die gewonnencn Erkcnntnisse nus den anderen prisentierten Weltweiten Projckten sowie die zahlreichen nemen Kontakte zu entwicklungspolitischen Einrichtungcn werdcn in eine neue Stiftung “One World Bahá’í Foundation„ einflieBen, die im Sommer disses jahrcs gegründet wurde. Zu wiinschen Wirtjedoch die Entstchung eines Netzwerks der Weltweiten Projektc, um darin gemcinsam das ldsungsorientiertc Umwclt— und Entwicklungs—Know—how 21]ler Expo—lrojektc zluszutzluschen und weitcrzuführen. Cl

Die Erd-Charta: Basis—Ethik fi'ir eine gerechte und friedvolle Welt

Nach 8ja/zren Bemtung mit mehr als 100. 000 Menschen in 50 Ldndem gab die Erd—ChartaKommission im Frflhjahr diesesjahres die end gbiltige Fasszmg des Erd-Charta-Entwugfs heraus.

Als cthisclze Richtsclmurfiir dieglobalen Belange

der Menschlzeit soll sze — so das Ziel der Véyasser

— eine dhnliche Bedeutung erlangen wie die

Allgemeine Erlelcimng der Menschenrechte.

fl " ONE COUNTRY

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ARIS. — „Wir befinden Puns an einem kritischen Wendepunkt in der Ge schichte der Erde — einer Zeit, in der die Mcnschheit ihre Zukunft wéhlcn muss“, 50 die Priiambel der Charm, die sowohl eine bcwegendc Vision wie auch eine ernste Warnung enthält: „Wiihrend die Welt sich in immer gréfiere gegenseitige Abhdngigkeit verwebt und dabei immer verletzlicher wird, birgt die Zukunft gleich zeitig große Gefahren und eine große Verheißung. Um uns vorwärts zu bewcgen, m Lissen wir erkennen, dass wir in der großartigen Verschiedcnheit von Kulturen und Lebcnsformen glcichzcitig auch eine einzige menschliche Familie sind und eine Erdgemeinschafi mit einer gemeinsamen Bestimmung bildtn.Wir müssen uns zusammentun, um eine tragflihige weltweite Gesellschaft aufzubzlucn, die sich auf

[Seite 11]R6sp6kt 1111‘ die N:1t11r,u111V6r$116 M6nsc11611rccht6, 61(011011118C11€ G616C11t1gk61t und CillC Kultur des Fr16d611s griindct.“

Elna unlvuullo Erklirung cthlschcr und fikologlschu Prlnzlplan

DiCSC Siitze beschrcibcn (1611 Wcscnskcrn d6r Charm, die sich 1115 11111V6rsal6 Erklirung 6t11isc116r und umwcltpolitisch6r lrinzipien VCI‘StCht, 1111t d6111 216], die M611sc11611 und Nationcn d61'W61t 111 61116 friedvollc. g6r6Cht6 und u111W61tb6wusst6 Zukunfi zu lcitcn.

D16 Erd—Charm—Konnnis$1011, (116 $1C11 nus 6tw;1 25 161t6nd611 1’61561111611k61t611 nus Wirtschaft, Politik, Rcligion, Erzi6111111g und U111W61t zu521111111611sctzt, hofft, dass die Charm durch dic V616111t611 Nationcn 11b61‘110111111611 wird und 1113 Prinfiirdokunwnt auf glcicher Eb6n6 W16 di6 Allge11161116 Erklarung (161‘ Menschenr6cht6 betrachtct wird.

Dus D0kum611t thODt RUCh d16 „uI11V6rs;116 Vcrantwortung“ c161 M611sc111161t g6g61111b6r j6dcm 111611561111ch611 Individumn sowic f11r £11163 L6b611 ijberhzlupt. Dazu 61k1111‘t 516, dass „wir 1111s dafür 611tsc1161d6n SOlltL‘l], 1111: 61116111 811111 1111 universalcV61'2111tworrung zu 16b611, 111116111 W11 1111s 1111t d6r ganzcn Erdengemein56111111 g6112111so 1d611t1fizi6r611 wie mjt unscrcr (Srt11Ch611 G611161113Ch:1ft.“

.,W1r sind glcichzeitig Biir1361‘ von V6rsc1116d611611 Natio11611 und der 6111611 W61t, 111 der das Ortliche und das G10b2116 1111t61111111der vcrbunden 51nd“, flihrt di6 Charm fort. „Alle 1611611 c116 V61'1111twortu11g Für (111s g6g6nwi1'rt1g6 und das zuk1111ft1g6 W01116rg6h611 (1611116115611lichen F111111116 und 211101] Lcbens auf dt‘l Welt, Der (Z6151 d6r INCHSCthhCU Solidaritiit und dichrwandtsch-afi 11111 21116111 L611611 wird bestiirkt, W61111 wir 1111t Ehrfurcht vor (16111

Gcheimnis dCS 1)RS€111$ 16b611, 1111t Dankbark61t für d16 (121116 1165 L6b611s und mit 136111th b6ziiglich der Stellung dos M6nSCh611 111 (161' Natur.“

Mit wcnigcr 315 2501) Wort611 for11111116rt c116 611dg11111g6 Fassung dcs Charm—Ennxurfi 6111611 brcitgcflichermn Kodcx, d6r daraufabziclt, Respckt und Fürsorg6 1111‘ C116 G61116111sc|1z1ft c165 1.6116115 21] fdrdern, die 111tegritiit der (Skologischtn Syst61116 d6r Erd6 \V16d61‘116rzust611611, 50215116 und 61(01101111sch6 G616C11t1gk61t zu 1111t6rstützen und Demokrntic, G6waltlosigk6it und Fr16d611 hochzuhaltcn.

$16 6rkli1'rt 211111 1361519161, (1358 11116 Wesen wcc11sc1561t1g V01161111111der abhiiugig sind und jcdc LCbC‘DSfOHH 6111611 Wert hut, ganz g1t‘1C1) was 1111 W611 für M611sc11611 116dcut6t. Sic fbrd6rt (1611 „011611611 Austausch V011 WiSSC‘I] sowic d65SCI] AllW611dung 1111f b1'61t6r Basis“ und u11t6rsti'1tzt „11116r111160111116 \ViSSCIBChthliCht und t6c1111iscl16 2115;11111116nar11611 — 1111t bc SOlldCI‘CF B63611tung (161‘ Bediirfhissc von Entwicklungsliindern.„

Grundlagn flir dla Erarboltung von Varhaltcnskodoxcn In allan wlchtlgon Buelchen

Nachdem das Dokumcnt 111111 V6rabscl1i6d6t und V61‘é'111 {cntlicht ist. 1icgt der Schwcrpunkt jetzt damuf, (116 ErdCharta 211$ Erzichungsinstru111611t 111 fonncllcr und 111111r11161161 Ausbildung zu 1111tzc11 und $16 1115 Grundlagc 1111‘ g6schiifthchc und b6ruf116116 V6r11a1t611skod6xe sowie für 113t1011211t Entwicklungspliilw zu V61‘W611d611. D165 gcht nus cincr Erklärung c165 Erd—R;1[CS 1161'vor, d6r c1611 PI‘OZCSS. C116 Charm 211 611tW61'f611, gclcitct hat.

„I)1c Erd—Charta ist 61116 Erklärung C161 g6g611561tig611 Abhiingigkeit und Vcrnntworrung und 6111 d1111g611der Auf rufzum Aufbau 61n6r wcltwci t611 1’11rt1161‘schaft 1111 61116 tragfahigc Entwicklung“, so der Rat. „1)i6 lrinzipicn der ErdClmrta 51nd 611g 11111611121111161 V6rb1111d611. Zusannnen bilden $16 6111 Konzept 1111' tragflihig6 E11t\\'1ck11111g611. Duriibtr 1111111115 bicttt das Dokument gru11dleg6nd6 R1c11t111116n da1111‘, W16 1112111 dic 11011611 21616 Cl'l L‘iChCD kann.“

Wiihrend der 1);11161' (161‘ Initiative, also fast 6111];111r261111t, war di6 111t61'11at10111116 Bahá’í—G61116111d6 (BIC, die Bahá’í—V61'tr6t1111g1161 denVer61111611 Nationcn) 6111 aktivcr 111t6r11at1011;116r Partner 1111 Entwurfsprozws. D16 BIC 116fbrt6 61116 1(61116 von Bcitriig611, fungicrtc 1161 11611611 2115 Gastgeber (und natürlich T611116111116r), 6151111116 um K0111111611ta16 111111 wirkt6 111 wrsc1116d611611 Erd—Charta—Ko1111t66$ mit.

„Dic Erd—Charta ist dic 111aBg6blicl16 W61t—Ethik—Erklhrung gcworden“, so PCECI‘ Adriancc, der den CharmProzess 1111‘ (116 Internationale Bahá’í—G61116111d6 V011 Beginn 1111 111itV61‘f01gt hat. „1)6r Entwurfiworgang 6rstr6ckt6 sich 111st 11116r 6111 V011L’SJR1IYzehnt, 111 dCSStnVtr1allfCI‘TzlllS611d6 von Menschen 11115 praktisch 311611 Scktoren L161~ (1135611sc11z1ti crrcicht hat.l)11s Dokun1611tist nus 61116111 b6r21t611d6n, auf K111136115 basicr611d6n PI‘OZCSS 611tsta11d611, d61‘ 111111 61116 Legitimitfit rund um den Globus vcrleiht.“ 1:]



WangariMaathai, Granderin der kenianischen Greenbelt-Bewegung und Mitglied in der EarthCharter—Kommission (links), Maurice Strong, VizePrdsident der EarthCharter—Commission (Mitte) und PeterAdr/ance, Repnzsentant der Bahá’í International Community (rechts), beim Trefi‘en der Earth—Charter—Kommission am 29. Juni 2000 im Friedenspalast in Den Haag, Nieder/ande. Über 250 NGO-Reprdsentanten aus mehr als 50 Lcindem kamen zur Abschlussfeier der Earth Charter nach Den Haag.

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Der „Runde Tisch der Religionen“: „K0nturen eines Krisenmanagements der Religionen“

Em gemeinsames Papier der Relzgionen 120111 18. Mai 2000

Am 26. Mfirz 1998 haben sich erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik DeutschIand aufEinladung der Weltkanferenz der Religionen Für den Frieden (WCRP) kompetente Vertreter der Religionsgemeinschaften um einen Tisch versammelt. In der damals herausgegebenen Pressemitteilung helflt es:

„Angesichts Iatenter und manifester Vorurteile gegen Fremde und Andersglfiubige, die es in allen Religionsgemeinschaften gibt, und der neuen entsalidarisierenden Tendenzen in der deutschen Gesellschaft wurde ijber vertrauensbildende Majlnahmen, gemeinsame Herausforderungen und gemeinsame Aufgaben nachgedacht. So wird damn zu arbeiten sein, Vorurteilen und einseitigen lnformationen entgegenzutreten, ein Klima der Verstiindigung anzubahnen und besonders im Einsatzfur Bedningte und Verfolgte mit einer Stimme zu sprechen.

Es soII durum gehen, in der éfientlichkeit authentisch ijber die Religionen zu infarmieren undflir die volle Realisierung des Grundrechtes auffreie Religionsausiibung einzutreten. Dabei sind die Religionsgemeinschaften

„KW

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gefordert, ihreje besonderen spirituellen Grundlagen für ein solidarisches Zusammenleben fruchtbar zu machen.

Es wird als Chance gesehen, im pluralistischen und weitgehend sfikular gepnzgten Lebenskontext in Deutschland die Werte der Religionen und ihre Ethikfljr ein gutes Zusammenleben aller Gesellschaftsgruppen zur Geltung zu bringen. “

Aus diesem „Runden Tisch der Religionen“ ging als erste gemeinsame Erkldrung der „Brief der Religionen an die Religianen in Deutschland" hervor, der am 17.12.1998 von hochrangigen Repnisentanten der Kirchen, des Islam, des Judentums, des Hinduismus, des Buddhismus und vom Vorsitzenden des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland unterzeichnet wurde.

Der Appell betont die notwendige Zusammenarbeit und gemeinsame Verantwortung der Religionen "fifir das gesellschaftliche Zusammenleban in unserem Land“.

Am 18.5.2000 trafsich der „Runde Tisch“ zu seinerfiinften Sitzung und verabschiedete die Erklarung „Konturen eines Krisenmanagements der Religionen“.

ie Religionen haben einen Toleranz- und Verséhnungsauftrag.

Daran zu erinnern und daraus aktuelle Leitbilder zu entwickeln,geh6rt zum Friedensauftrag, dem alle Religionen verpflichtet sind.

Es gibt tiefe Verwundungen in der Religionsgeschichte, die von Demagogen Ieicht fUr ihre Zwecke zu instrumentaIisieren sind. Sie heilen erst, wenn die Religionsgemeinschaften ihre Konfliktgeschichte aufarbeiten,sich ihres weltpolitischen Konfliktpotenzials bewusst werden und Methoden entwickeln, in Krisen verantwortlich miteinander umzugehen. Ein Schritt in diese Richtung soll unserlmpuls sein, mit dem wir die Konturen eines gemeinsamen Krisenmanagements abstecken.

I. Die Zahl der Krisen, Konflikte und Kriege wiichst.

Wir erschrecken über ihre vielféltigen Ursachen, die furchtbare Zerstörungskraft, die Art und das Ausmaß menschlicher Tragddien und auch Über die erheblichen Fernwirkungen, die wiederum Ieicht zu einer Verkettung von

Krisen flihren.Wir haben nicht nurWunden zu heilen und Folgen zu mildern, sondern auch die eigentlichen Ursachen zu benennen und auf Verénderung zu drängen.

. Katastrophen und Verbrechen haben im letzten Jahrhundert unvorsteHbare Dimensionen erreicht.

o Mit dem Ende der geostrategischen Auseinandersetzungmüssen sich ethnische Konflikte nicht mehr einem dominierenden Weltkonflikt ein— und unterordnen, sondern brechen mit aller Macht auf.

o Religionen und Kulturen Iaufen Gefahr, sich fUr alte und neue ideologische und nationalistische Abgrenzungen in den Dienst zu stellen. Solche Abgrenzungsmechanismen sind friedensgeféihrdend.

- In vielen Léndern erzeugt der Zerfall an Staatlichkeit Machtvakuen und ermutigt militante Autonomieansprfiche.

. Deroft blutigeVersuch, von Binnenproblemen durch Außenkonflikteabzulenken,ist noch nicht ausreichend geéchtet.

. Verletzter Stolz und kollektive Demfltigung suchen in aggressiven, religiös-politi [Seite 13]

schen Fundamentalismen emotionale Entlastung.

o KUnftige Auseinandersetzungen um die knapper werdenden natflrlichen Ressourcen werden den Frieden zusétzlich geféhrden.

. Die soziale Polarisierung zwischen Globalisierungsgewinnern und GlobalisierungsverIierern schafft neue Fronten in und zwischen den Nationen und Kontinenten.

0 Durch die Vielzahl medialer Angebote wird oft die Bindekraft bisheriger Werte relativiert, die Gewéhnung an Gewalt mindert die Friedensbereitschaft und Friedensfähigkeit.

ll. Umgang mit Krisen und Konflikten

Bei Naturkatastrophen entsteht eine Solidaritét, die nationale, ethnische, kulturelle und religidse Grenzen Überschreitet.

Hingegen werden bei poiitischen, sozialen und wirtschaftlichen Konflikten mehr und mehr Methoden angewandt, die den Widerspruch der Religionsgemeinschaften herausfordern müssen.

Dazu gehören insbesondere: . “ethnischeSéuberungen“, . dasPrinzipder“verbrannten Erde", . das Einkreisen und Aushungern von St'édten, . der Einsatz von Kindersoldaten, - sexuelle DemUtigungen, o Verminungen . Sanktionen, die die Zivilbevélkerung und besonders die Kinder treffen, o Schédigung der Minderheiten durch willkUrlich erzeugten Migrationsdruck,

o Behinderung von Hilfsmaßnahmen,

o Aufbau kollektiver Feindbilder

Die Religionsgemeinschaften sind oft in diese Probleme verwickelt. Sie sind besonders in die Pflicht genommen. Sie müssen ihre eigene Verantwortungerkennen.5ie können Folgen mindern. Insbesondere sollen sie weit im Vorfeld krisenhafte Entwicklungen wahrnehmen und möglichst préventiv handeln.

Ill. Beltrag der Religionsgemeinschaften in Krisensituationen

Zum Auftrag aller Religionsgemeinschaften gehbren Konfliktvermeidung und Schadensbegrenzung.

1. Bereits im Vorfeld von Konflikten können sie authentische Bilder voneinander vermitteln und durch interreligiöse Begegnungen Angste und Feindgefühle gegenflber Unbekanntem abbauen. Sie können zudem bei der religionskundlichen Schulung von Friedensfachkräften mitwirken. Ferner sollen sie die Konflikte der Religionsgeschichte so benennen und aufarbeiten, dass sie nicht Ieichthin als Indizienkette für die Deutung gegenwértiger Konflikte in Anspruch genommen werden können. DasJahr2001,das die UNO zum Jahr des Dialogs der Kulturen und Zivilisationen ausgerufen hat,so|len die Religionsgemeinschaften in besonderer Weise fUr vertrauensbildende lnitiativen nutzen. Sie sollen auch daran mitwirken,dass die sozialen Bedingungen, die an Entschuldungsmafsnahmen

geanpft werden,eingehalten und zwischen Ethnien, Religionen und Regionen fair realisiert werden. Es entspréche auch ihrem Friedensauftrag, sich rechtzeitig durch gemeinsame Arbeitsgruppen Über kUnftige Konfliktthemen wie Wasser, Energie, Umwelt, Migration und Kommunikation sachkundig zu machen. lhr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit,insbesondereangesichts der Dauergefahr des Antisemitismus sowie nationalistischer Tendenzen, 50H deutlich und pédagogisch professionell sein.

2. Im Krisenfall sollen sie miteinander Kontakt aufnehmen, geeignete Kooperationspartnerbenennen und sich vor öffentlichen Erkléarungen miteinanderabstimmen. Injedem Falle sollen sie gemeinsamtun, was gemeinsam getan werden kann.

3. Nach der Krise stehen schwierige Aufgaben der Verséhnung an. Dazu gehbren Entschédigung, Umgang mit Traumata, gerechte Verteilung von Wiederaufbauhilfe, Stabilisierung des Friedens, RflckfUhrung Geflohener, Familienzusammenfljhrung und Ermutigung der Bevblkerung. Deshalbsind Projekte derKatastrophen- und der Entwicklungshilfe so anzulegen, dass sie integrierendeWirkungentfalten.

Es ist notwendig, dass Religionsgemeinschaften praktizierte Modelle von Interessenausgleich und Verséhnung auf ihre Anwendbarkeit nach Konfliktsituationen Überprfifen und sie zum Gegenstand des interreligiösen Dialogs mathen.

4. Als nfichste Schritte planen die Mitgliederdes"Runden

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Tisches derReligionen„Gespréche mit den Hilfswerken Über die Frage,ob es nicht einen hohen Symbolwert hétte, wenn die Religionsgemeinschaften der Bevölkerung in Deutschland ein gemeinsames KrisenSpendenkonto anbbten und dieeingegangenen Gelderden Hilfswerken mit der Auflage weitergeben, diese ohne RUcksichtaufReligionsgrenzen einzusetzen.

Die Mitgliederdes“Runden Tisches der Religionen" regen eine Sammlung von Modellen zur Versténdigung und Ausséhnung an.

Sie bereiten durch Fachgespréche einen Konsens Über geeignete Reaktionen auf Aggressionen gegen religiöse oder kulturelle Minderheiten im eigenen Land vor.

Sie entwickeln ein eigenes "Programm 2001" fUr eine Beteiligung am “Jahr des Dialogs zwischen Kulturen und Zivilisationen", das die Vereinten Nationen ausgerufen haben.

Sie nehmen die Überprflfungen von Religionsbljchern im Hinblick auf religiöse Selbst- und Fremdbilder zur Kenntnis und leiten daraus Folgerungen ab.

Sie suchen nach Möglichkeiten eines aufgabenorientierten Internet—Dialogs und suchen das Gespréch mit Verantwortlichen der Medien Über die Entwicklung inter kultureller Dialogfähigkeit.

Sie regen einen “Runden Tisch„ als Plattform fUr Vermittlungsgespréche an.


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Fuhrende Bahá’í— Reprisentantin Rfihiyyih Rabbéni in Haifa verstorben

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Bi/d oben: Ruhiyyih Rabbani im Mdrz 1971 beim Besuch des Gbendembou-Dorfes in Sierra Leone

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(IIIC tlzrer llcrausragmdsten Ptrsonlzclz lecircn — R11/zzyyih Rabbéni, die I/Vitwc S/zog/zi Effi’ndis, die 516/1 als 14111107112, Fi/memac/zerm zma

Hcrausgebmn mitganzer qufr der Umwelt so wic dam S(Ill C/esa/ (irgqebonncr V(illeer widmetc.

Bis :ztlerzr Izarte sie zugleich eine Izcmusragcndc

Snlltmg als irltewlarionale Bahá’í—chrcisentan tin inne.

aifil, Israel. — UncrH miidlich kiilnpfk Rfihiyyih Rnbbfmi,

1911) in Knnada :115 Mary Sutherland Maxwell gcborcn. fiir Friedcn, Bcwahrung der Umwelt Lmd die Achtung der Rcchte eingcborencr V(Slker. Als „Hand der Sachs Goat‘s“,

der 110chsten Stellung, die cin

Einzclner in der Bahá’í—Rcligion einnchmcn kann, spicltc sicjahrelnng auch eine wichtigt R0116 bci der Fifirderung von Einhcit Lmd Integration in der 13:1115’1—(1c1110111c16.

Sic untcrmhm ausgcdclmto Reiscn und besuchte im Laufe ihrcs chens ctwa 185 Länder und Gcbietc, um dort

dic Bahá’í—(?Clneindcn 111 ihrcr gcistigcn und moralischen Entwicklung zu crmutigen. Dumber hinaus \mr sie alsWitwe V(m Shoghi Effendi, der den Bahfi’iAGlnuben von 1921 bis 1957 ;115 Hiiter nnfiihrte (dds Hfitcrtum war eine Bahá’í—Institution. die mit dem Tod Shoghi Effendis cndcte), dic letztc vcrbleibcnchcrbindung der Bahá’í—Welt zur Familic Abdu’l—Bahfis. Abdu’l—Bahfl war der ii1tcstc Sohn von Bahdu‘lléh. dem Stirtcr der Bahá’í—Religion. Er flihrtc dcn Clnubcn V01] 1892 his 1921. Tnusendc von Gedcnkzmdnchtcn wurdcn in dieselnjahr von Bahá’í—Gcnminden nufder ganzcn Welt abgehaltcn. 1)ic Bahffi International Community erhielt Beilcidsbckumhmgen von Stnats~ und Regierungsoberhiiuptcrn, darunter US—lrlisidcntWilliam Clinton, der thnzéjsischc Staatsprfiisidcnt

[Seite 15]jaques Chilac und die kanadischc Generalgouvcrneurin Adrienne Clarkson.

Auch andere prominente Pcrsénlichkeiten, wic z.B. Seine Kbnigliche Hohcit, Prinz

zahlreichen Anllissml, sowohl bei Veranstaltungcn inncrhalb dCl Bahá’í—Gemeindc als auch gegenüber Regicrungsvertretern und anderen Wtirdentrdgem. In seinem Namen Liber einriiumt. SO steht es in einer Erklärung, die V0111 Biiro fijr Offentlichkeitsarbcit dtr Internationalcn Bahá’í—Gcmcindc nach ihrcm Hinschciden herausgcgcbcn wurde. Der über


Ihilip, Herzog V011 Edinburgh, brachtc sie etwa im November wicgcnde T611 der letztcn 35 ‘964 besuhte "e sandten Beileidsbekundungen. 1985 eine Stellungnahme, die jahre ihres Lebens war Reisen Indie“! Sri Lanka! Die Nachrichtenmcdien der VcrheiBung des Weltfricdens, gewidmet, die sie in 185 Llin— Sikkim und Nepal Welt berichteten ausfiihrlich an den Gcncralsekretiir derVer— der fiihlten — cin wcscntlicher und reiste dabei uber das E110scheldcn Ruhly— Clnton NathIltf] und nahm am Faktor b01 der .Integratlol} V011 me." als 55.000 ylh Rabbams, so z.B. dle New zweltcn Bahi’l—Wcltkongress mehreren Mllhonen Bahá’í zu . . . . . . . ‘ Mellen welt. 1961 York T111165, Le Monde, Asso— tell, der 1111 November 1992 m cmer Weltgememdc. 68 b ht . ciated Press, Agence France Nchork abgehalten wurde. es“: e Sle Press und BBC. Wdhrend ihrer Reiscn Von Kindheit an aktiv alle Lander Sud „1m Vcrlaufe der vor uns wurde RLlhiyyih Rabbini von flir Frieden, Umwelt amerikas. Zwiliegendenjahrhunderte werden Vielen verschiedenen Staats— und Minderheiten “hen 1969 um] dlt Anhanger Baha u llahs nut und Reglerungsoberhauptern 1913 unternahm Vewvunderung und Dankbar— und anderen Prommenten A15 Mary Sutherland Max— . .

. . * . ._ 0 ‘ sle eme große kelt auf dIC Qualltat ihrer empfangen. Darunter waren well wurde SIC am 8. August R d . d h Dienste blicken — leidenschaft— etwa Kaiser Haile Selassie von 1910 in NewYork als cinziges u“ relse u" lich, unbeugsam, cinfllllsrcich — Athiopien, Malietoa Tanumafili Kind von William Sutherland Afrka9 fuhr dabfl die sie zum Schutz und zuerr— 11. von West—Samoa, der lriisi— M21chll,einem führenden Ar— mit einer Begleite breitung der Bahá’í—Suche gcleistet hat‘fl schrieb das Universale Haus der Gercchtigkeit, die international leimnde Bahá’iKérpcrschaft, in einer Botschaft, in der Rflhiyyih Rabbinis I-Iinscheiden bekannt gegebcn wurde.

Als Botschafterin für die Bahá’í unterwegs in 185 Lindern

Sie vcrtrat das Universale Haus der Gcrechtigkeit bei

dent der E1tE11bei11kiiste,H0uphouet—Boigny, der Prisident V011 Argentinicn, Carlos Menem, die indischc Prcmicrmi11isterin Indira Gandhi, der Premierminister jamaikas, Edward Scaga und der Generalsekretiir der Vereinten NationenJavier Pérez dc Cuellzlr. Die V011 Rflhiyyih Rabbini geleistctc Arbeit war ein außergewöhnliches Beispiel d21fiir, welch hohe Prioritiit der Bahá’í—Glaube der Errichtung der Einheit der Menschheit

chitektcn aus Montreal und seiner Frau Mary B01163 geboren. Beide Eltern waren zu ihrer Zeit bekzmnte Bahá’í. William Maxwell entwarf den Überbau einer der heiligsten Stätten des Bahá’í—Glaubcns, dem Schrein des Báb, der den Hang des Bergcs Karmel in Haifa ziert, W0 der Glaube 50in Weltzentrum hat. Er selbst wurde zur „H;md der Sachc Gottes“ ernalmt. Rfihiyyih

Rabbénis Mutter war die erstt

Bahá’í in Europa und cbenfalls

rin etwa 36.000 Meilen und besuchte 34 Linden

Rahiyyih Rabbani 1967 bei einerA/phabetisierungsKampagne in Sucre, Bolivien



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[Seite 16]lhre enge persönliche Beziehung :u eingeborenen Völkern trug ihr deren große Freundschaft ein. Von den SchwarzfuBIndianern wurde ihr der Name Natu Ocsist (Gesegnete Mutter) verliehen, sie wurde in den Adlerstamm der TIingit-Indianer aufgenommen und sie wurde vom Enkel des berühmten Sioux—Indianers Sitting Bull adoptiert und bekam von ihm den Namen „Prinzessin Schiine Peder“.

Aufdem Weg in das Dorf Kurwita 9ng es wdhrend Rdhiyyih Rabbanis Besuch in Sri Lanka 1964 auch über schmale Bracken ohne Geldnder —fUr die Einheimischen natUr/ich eine Ieichte Ubung

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cine wichtige Bahá’í—Persönlichkeit ihrer Zeit.

In ihrer Jugend beteiligte sich Rfihiyyih Rabbéni an Bahá’í—Aktivitfiten in und um Montreal herum, wo sie aufwuchs. Im Alter V0n 15j2ihrer1 wurde sie Mitglied im Exekutivkomitce der Gesellschaft der kanadischen jugend fijr Frieden. Mit 21 jabrcn wurde sie in den Geistigen Rat der Bahá’í von Montreal gcwiihlt, das 10kale Venvaltungsgremium.

Rfihiyyih Rabbénis Ausbildung war umfassend. A15 kleines Mfidchen besuchte sie cine Montessori—Schule, arbeitete dann mit Hauslehrern und studierte eine Zeit lang an der McGill—Universitiit in Montreal.Auch begann sir: schon früh zu schreiben und arbeitete an mehreren Büchern, Theaterstiicken und Gedichten.

Am 27. März 1937 hciratete die junge Frau Maxwell Shoghi Effendi Rabbéni, der zu dieser Zeit das Obcrhaupt des Bahá’í—Glaubens war, und

nahm den Namen Rfihhiyyih Rabbéni an. Bekannt 31$ Hijter des Bahá’í—Glaubcns war Shoghi Effendi der Urenkel Bahá’u’lláhs, des Stifters dcs Bahá’í—Glaubens. Etwa 16jahre lang diente sie Shoghi Efiendi


211$ Chefsekretzirin, halfihm bei der Erledigung der umfangreiChen Korrespondenz, die seine Stellung mit sich brachte, und reiste als seine Reprisentantin.

Mitglied im Internationalen Bahá’í-Rat,dem Vorliiufergremium der heute höchsten Bahá'iKBrperschaft

Rfihiyyih Rabbéni verdankt indessen ihren Ruf als hervorragendes Mitglied der Bahá’í—Weltgemeinde nicht nur ihrer Verbindung mit der Familic Bahá’u’lláhs durch ihre Eheschließung.

1951 ernanntc Shoghi Effendi sie in den Internationalen Bahá’í—Rat, einer ncun Personcn umfassenden K0rperschaft, die als Vorlaufcr für das Universale Haus der Ge1952 wurde sie in den Rang einer „Hand der Sachs Gottes“ crhobcn. In diesen Positionen

rechtigkeit diente.

spielte sie nach dem Hinscheiden Shoghi Effendis 1957 sine entscheidende R0116, als es darum ging, einen Übergang der Führung dcs Glaubens herbeizuführen. Zusammen mit acht wciteren Handen der Sachs

leitete sie die Geschicke des Glaubens V011 1957 bis 1963, 2115 das Universale Haus der Gcrechtigkeit in Übereinstimmung mit den Schriften Bahá’u’lláhs begründet und seine ersten neun Mitglieder gewfihlt wurden.

Weltreisende in die entlegendsten Winkel

Nach 1963 unternahm Rfihiyyih Rabbéni eine Reihe V011 Reisen auf den Kontinenten und Meercn und besuchte Viele tausend Bahá’iGemeinden auf der ganzen Welt.

1964 besuchte sie Indian, Sri Lanka, Sikkim und Nepal und reiste dabei mehr 2115 55.000 Meilen weit. 1967—68 besuchte sie alle Lander Siidamerikas, nachdem sie in Panama den Grundstein zum ersten Haus der Andacht der Bahá’í in dieser Region gclegt hatte. Zwischen 1969 und 1973 unternahm Rfihiyyih Rabbéni einc große Rundreise durch Afrika, fuhr dabei mit einer Begleiterin in einem Land Rover ctwa 36.000 Meilen weit und bcsuchte 34 Lander. Wiihrend diescr Reise wurde sie V011 17 Staatsober



[Seite 17]hiiuptcrn empfimgcn. nu. V01] Kaiser Huilc Selassie (Athiopi

en). lriisidcnt Senglmr (Senegal). lriisidcnt HouphouetBiogny (ElfkllbeiIIkiistc) und K(Sl1ig Soubhuza (S\\';1$il;md).

Bci cincr andorcn (?clegenheir bcsuchte sie inncrhalb von etwa sicbcn Monntcn fast 3H Llinder in Asicn und dem pazifischen Raum. Und 1975, wiihrcnd einer wcitcrcn Reisc mach Luteinnlncrikn. produzicrtc <ie dcn nbcndfiillenden Film „Thc Glccnlight Expodition“, der ihrc Bcsuchc bci don cingcborcncn Véjlkcrn Siidamcrikns dokumenticrt und sich aufihrc Rcisen in den l)sdmngelgcbictcn von Surin;11n.Guy;mn und den AmazoImx himufin Bmsilien konzcntricrt.

Eine innige Liebe zu den indigenen Völkern

Wfihrcnd ihrcr Reiscn interessierte sie sich besonders für die Nétc der Analplmbctcn unter den Dortbcwohnern und fiir die eingcborcnen Bcviilkcrungsgruppcn. In ihrcn Reden und Schriftcn brachtc sie wiederholt die Ansicht zum Aus druck, dass die grundlcgcnden Eigenschaficn dcs Anstands. der Geistigkeit, lntclligcnz Lmd Aufrichtigkeit, die den Kern

der mcnschlichen Natur zluv zciclmcn, hiiufigcr bci Mcnschen in cntlcgcncn Gtbicten anzutrtffen scion, 2118 in der matcrialistischen Zivilisatim) dcs Wcstens.

Das 1116g1i€1101‘\\ci5€ grimtchrbrcchen dos WciBen Manncs sei cs. dass er in scinchorllcit und Einbildung bcziiglich der großcn Mucht seiner GeldKultur andercn Menschen cin (?cfiihl der Unterlcgcnhcit vcrmittelt habc, schricb sie 196]. Wis tief sich dicse ..Siiurc“ in die Seelen anderer Menschen hineingefi‘csscn babe. kéilmtcn wir \Vcchn Mcnschen ihrcr Meimmg mch niemals crmcssen

Zur „Prinzessin Schiine Feder“ ernannt

Ihrc cngc persénlichc Bcziehung zu cingeborcnchélkern trug ihr dercn große Freundsclmft ein. V011 den SchwarzfuB—Indiancrn in K21nada wurdc ihr der Name Nam Ocsist ((lcscgnetc Mutter) verlichtn, sie wurdc in den Adlerstumm der Tlingit—Indiancr Alaskns aufgenommcn und sic wurdc vom Enkcl dcs bcrtihmten Sioux—Indiancrs Sitting Bull ndoptiert Lmd bekam V011 ihm den Namcn „l’1‘inzessin Schéinc Feder“ vcrlichen.


Als Person mit erstnunlichen Intercxxcn und Fiihigkeitcn war sie ncben ihrcn Bcschdftigungcn als Vcrwultcrin und Weltrciscnde zlulicrdmn Autorin, Dichtcrin. Redncrin und Filmproduzentin. Unter ihren vcrschicdencn BULhem sind „Dic unschdtzbarc Perle", Cine umfassendc liiogmfie Shoghi Eftcndis, und "Dem Lebcn, Heine \X/ahl“. dds sich mit der Anwendungr v01] geistigcn lrinzipien im tliglichen Lebcn bcfhsst.

Aktivistin Für den World Wide Fund for Nature

Sic sprach flichnd Englisch, Frnnzésisch, Deutsch und lcrsisch und hielt Viclc Redcn, \Vobci sie gelcgcntlich die Biihnc mit seiner kiillighchen HolucitV Prinz Philip, dem Hcr20g v01) Edinburgh, tciltc. Aus ihrcr Sorge um die Umwelt hcmus unterstiitztc sie die Akv tivitiiten des World Wide Fund for Nature und richtcte 1988 ihrc Worm an das SpendcnBunkett im Syon House in London. das seine einflusv rciche Initiative "Arts for Nature“ in Gang sctzte. Sic war uuch 1994 bcim „W0rld Forestly Charter Gathering“, das im Stjames Palace abgchaltcn


1985 prdsentierte Ruhiyyih Rabbani dem Generalsekretdr der Vereinten Nationen, Pérez De Cuellar, die Erkldrung„ Verheijiung des Weltfriedens", die vom Universa/en Haus der Gerechtigkeit verfasst war.

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Bild links: Ein Portrait Mary Maxwells aus ihrerJugendzeit, I'm Alter von 16 Jahren. Bild rechts:Madame Rahiyyih Rabbani


Rahiyyih Rabbani bei der Grundsteinlegungfur das Bahá’í—Haus derAndacht in Neu Delhi, Indien

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wurde, zugcgen.

lhre Liebe zur Kunst brachte sie dazu, sich an der Planung und Leitung der Restauration einiger historischcr, in Zusammenhang 111it dem Bahá’iGlaubcn stehender Bautcn zu beteiligen,

1996 wurde Rfihiyyih Rabbéni von der héichsten legislativen Körperschaft Brasiliens, der Abgeordnetenkammer, geehrt. In eincr zwcistfim digen Sitzung, die allein dam Gedenken an den 75. Geburtstag des Bahá’í—Glaubens in Brasilien gewidmet war, wurde R(lhiyyih Rabbéni in den Reden von 14 Vcrtretern aus allen wichtigcn politischen Parteien als Umweltschtitzerin, Férderin des Weltfriedens und derWelteinheit und 2115 Vertcidigtrin der Rechte eingeborenchélker geehrt.

Weltweite Gedenkandachten

Als sie v01) ihrem Hinscheiden erfuhren, organisiertcn Bahá’í—Gemeinden auf der ganzanelt Gedenkandachten und sandten Bcileidsbotschaften. Der Geistige Rat der Bahá’í in Maringé,Para11a,Brasilien schrieb: „Unserc Gemeinde betet dafür, dass ihre außerordentliche Seelc ihren Flug mit der gleichen Unerschrockenheit nimmt, die ihr

irdisches Leben kennzeichnetc und wir tréstcn uns mit der Gewissheit, dass Amatu’l-Bahz’l nach fast einem halbcn Jahrhundert endlich wiedar 111it dem Hiiter vereint wird.“

1m World Wide Web wurden Sites eingerichtet, an die Einzelne ihre Erinncrungen sendcn könnten. Verity Adib Bidcnjeri sandte eine Gcschichte aus einer Zeit, als Rfihiyyih Rabbcmi ein Dorf außerhalb von Bangalore, 111diembesuchte.

„Indische Dorfbewohncr sind sehr gastfreundlich, insbesondere wenn man frcundlich zu ihnen ist und zcigt, dass man ihre Kultur respektiert“, schriechrity Adib. „Aus Hbflichkeit und als Wertschhtzung gegenüber ihrcn Bcsuchern bieten sie diesen ihre bcsonderen Gcrichte zum Essen an, die allerdings für Prelude 0ft nur schwer genieBbar sind. Rfihiyyih Rabbéni 5313 auf dem Bodcn mit nach indischer Sittc gekreuzten Bcinen. Dam] wurden feuchte Bananenblfitter vor ihr ausgebreitet (indische Dortl bewohner gebrauchen sie als Teller für ihre Speiscn) und sie bcgann, wie £1116 anderen, mit ihren Handel] zu essen, wobei sie beim Verzehr der extrem scharf gewfirzten Curry—Gerichtc nicht das leiseste Unbehagen zeigte. Die Frcunde waren verbliiffl und trauten ihren

Augen nichtlAls sie später danach gefragt wurde, sagte sie, dass ihre Liebe zu Bahá’u’lláh das Gericht zum Kijstlichsten gemacht hétte, was sie jemals gegessen habe.“

US—Prasident Clinton sandte seine Beileidsbekundung an die Bahá’í der Vereinigten Staaten und schrieb: „W€n11 man über Rfihhiyyih Rabbzinis umfassende Interessen für die Litcratur, die Umwelt, die Kiinstc und über ihre Bestrebungen liest, versteht man zu einem kleinenTei1,was es nicht nur für ihre Gemeind6, sondern auch für die Welt bedeutet, sie zu verlieren. Bitte semen Sie gcwiss, dass unscre Gedanken mit Ihnen und der gesamtcn Bahá’í—Gcmeindc 51nd.“

1.000 Menschen kamen zu den Beisetzungsfeierlichkeiten

Rfihiyyih Rabbéni Wurdc am 23.Januar 2000 in Haifa zur letztcn Ruhe gcbettet. Etwa 1000 Menschen nahmen an der Beerdigung tcil, unter ihChris Greenshields, Ministerberater der kanadischen Botschaft, Marsha Von Ducrckhcim, Generalkonsulin der US—BOtschaft, Ariel Kenet vom israelischen Außenmini 11611

stcrium, Dr. Roman Bronfinan, Mitglied der Knesset,A1nran Mitzna, Bürgermcister von Haifa und Shmaryahu Biran, B'Lirgermcister von Akka. Dr. Nissim Dana vom Ministerium für religiöse Angclegcnheiten vertrat die israelische Regierung.

Viele Pcrsénlichkeitcn des Bahá’í—Glaubens nahmen an der Beerdigung teil, unter ihnen Mitglieder des Universalcn Hauses der Gerechtigkeit, internationals Beratcr und Mitglieder V011 etwa 80 Nationalen Geistigen Réten, auch aus so weit entfcrnten Gegenden wie der Mongolei Oder Samoa. Die einfache Feier bestand nus Lesungcn aus den

Iv;

Heiligen Schriften der Baha 1.


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Es war das erste Mal, dass sichfahrende Reprdsentanten der Weltreligionen zu einem Gipfeltrefi‘en der Vereinten Nationen in New York zusammenfanden


Weltfriedensgipfel der Religionen

bei den Vereinten Nationen

Die Religionen im neuen jahrhzmdert spielen bei der Schafflmg der Bedingungen far Gerechtigkeit tmd Frieden eine weit gmflere Rolle, als weithin angenommen wird. Ihre Zusammenarbeit widerspricht der These, dass unsere Welt 1/07 allem von kulturell 14nd religib's motiuierten Konflikten geprcigt 561'. Bedingung dafür ist nattir/ich, class sicll Religionen und ihre Fuhrer nicllt von politzsclzen

Interessen leiten lassen.

ew York. — Die Erwartungen waren hoch gesteckt. Die

in der Geschichte der UNO einmalige Konfercnz solltc ausarbeiten, Wie die verschiedenen Glaubensgcmeinschaften gemeinsam mit der Weltorganisation für den Friedel1,die Abschaffung der Armut und die Bewahrung der Umwelt arbeiten k01111en.

Als am 28. August unter dam Klang japanischcr TaikoTrommcln der Viertiigige „Millennium—Wcltfi‘iedcnsgipfel“ beganu, 112111111611 wcit mehr 2115 1000 110116 Glaubensfi'jhrer von Ch1‘isten,juden, Moslems, Buddhisten, Bahá’í, Hindus, Sikhs, Anhängern der Schinto—Religion, Animisten und einer Reihe anderer Religio11sgcmeinschaften damn teil.

Ziel des historischen Treffem war es,W€ge zur F(irderung des Friedens 1n aller Welt und speziell in Krisengebieten zu finden, gcmeinsam die Armut zu bckämpfen und für den

Die Beschlfissc wurden in NEW YORK

ten sich die führenden Vertre Schutz der Umwelt zu sorgcn. ‘

Form V011 Resolutionen vcrabschic det.

So verpflichte


tcr der Religioncn zum Weltt1iede11 und die Annerkennung der Gleichheit QHCY Religio ncn. Zudem sprachen sie sich „M§HIIEI', tretet fiir die Gleichbehandlung V011 :ur Seite. Und Mann und Frau 3115 und ver— wen“ Vlil dann die 11rteiltel1 jegliohe Gewaltékte Welt iibemehmen 1m Namen emer Rellgmn.

.. 1 . und wir machen es Männer und Frauen sewn 1n . allen Aspekten des Lebcns glei— “hlehter 3" I." 0116 Partner und die Kinder die 85 gemacht habt, Hoffnung für die Zukunft, so dann geben wir sie die Teilnehmer. wieder zurück.“

Betty Williams „Männer, tretet :ur Nordirische Katholi Seite!“ kin

Dennoch waren nur wenig6 Frauen aufdem Gipfel vertreten. Die nordirische Katholikin Betty Williams betonte, Krieg 561 @111 Wcrk der M511 1161‘. „Wir Frauen sagen: ,Wir


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111'0gen euch Minuet, Wir lie [Seite 20]

q.

Der Vertreter der Baha 1

International Community, Dr. Albert Lincoln, rief in seiner Rede am 29. August die religidsen Fahrerdazu aufi alle Unterschiede beiseite zu legen und gemeinsam far den Frieden und das Schicksal der Kinder dieser Welt zu arbeiten.

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ben such wirklich, aber wir sagcn euch auch, tretet zur Seite.’ Und wenn wir dann die Welt tibernehmen und wir machen es schlechtcr als ihr es genmcht habt, dann geben wir sie wieder zurijck.“

Zu den Teilnehmern gehéirten Israels oberster Rabbiner, ein Gesandter des höchsten Ayatollahs in Iran, eine Enkelin V0n Mahatma Gandhi und eine Tochter von Billy Graham. Dr.Albert Lincoln trat alsVertreter der Bahá’í V0r die Versammlung. Am zahlreichsten vertreten waren die Delegationen jiidischer und islamischer Geistlicher. Nach Auskunft derVeranstalter kamen 23 Rabbiner und 72 moslcnfischc Muftis und Scheichs zu der Zusammenkunft.

Religion als Kompass im moralischen Vakuum

Albert Lincoln, Generalsckretiir der Bahá’í International Community, erkllirtc in seincr Anspr;1che,dieWcltbrauchc cincn moralischen Kompass der die Menschen durch dcn weit verbrcitcten Materialismus der hcutigen Zcit leitc. Die grbBtc Gt‘filhr dtr Meuschheit sei eine hcmnwachsende Generation, die sich im moralischchakuum bewcge.

Ursprünglich war auch Iapstjohannes Paul II‘ zu dem Trcffen crwartct worden. All seiner Stellc reistc nber Kurienkardinnl Francis Arinze nach Nchork.Arinze ist Prisident dcs liipstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog.

Nach UN—Angaben kamen zahlreicheTeilnehmer aus Konfliktgebieten wie Sierra Leone, dem Balkan, den Phi]ippinen, Indonesien, Athiopien, Ruanda und dem Sudan.

Im Vorfeld der Veransmlmug in New York kam es 211lerdings zu einem Streit um die Teilnahme des Dalai Lama. Die tibetische Exilregierung hattc den Ausschluss des Dalai Lama von dem Gipfeltreffen der Re ligionen kritisiert. Der Fricdensnobelpreistrfiger sei cine der wichtigsten moralischen Autoritiiten für den interreligiösen Dialog, sagte der „Außenminister“ der Exihegierung, Tethong, in Genf. „Wenn er zu einem solchen Treffen nicht eingeladen wird, beweist das, wic sehr rcligiése Angelegenheitcn V01] der 1’0litik dominiert warden.“ In einem Brief an UN-Gcneralsekreta'r Kofi Annan nanntc dtr siidafrikanische Friedensnobelpreistrüger Desmond Tutu die Behandlung des Dalai Lama grotcsk und unglaublich. Auf Grund des Vorfalls 20g er seine Teilnahmc an den) Traf fen zurück.

Druck aus China gegen den Dalai Lama

UN—Vertreter in Nchork rliumtcn cin, China habc crheblichen Druck nusgcijbt, d21mit kcinc Einladung ergche. Luut Tcthong hiitten die UN wcgcn intcrnutionalcr lrotcstc don Dalai Lama zwar noch zur Abschlussvcmnstaltung in New York cingeladen, Das habe das Oberhaupt der tibetischen Buddhisten aber abgclehnt.

UN—Generalsekretiir Kofi Annan bezeichnete es deshalb vor der offiziellen Eréffnung der Veranstaltung als „F0rtschritt„, dass in NewYork drei offizielle Vertreter des Dalai Lama tibctische Buddhisten reprisentierten.

SO konnte sich erstmals seit fast VierJahrzchnten der Dalai Lama trotzdem mit einer offiziellen Erklärung vor einerVersamnflung derVereinten Nationen ziuBern. Die Religioncn der Welt kélmten zum Weltfrieden beitragen, wenn zwischen den einzelncn Glaubensrichtungen Frieden und Harmonie herrsche, hicB es in der von dem tibetischen buddhistischen Geistlichen Drikung Chetsang Rinpochc vorgctragencn Botschaft dcs Oberhaupts dchibctcr.

Frieda ist ohne die I'Jbemindung der Armut nicht maglich

Zwar sei das vergangene Jahrhundert ein jahrhundert des Krieges und unermcsslichen Leids gewescn, cr glaubc über, dass 1111 21.jahrhundert Frieden und Dialog vorherrschen solltcn. „So lungs es tiefc Armut, sozinlc Ungcrcchtigkeit, Unglcichhcit, Unterdrückung und Raubbau an der Umwclt gibt Lmd 50 lungs die Schwachen und Kleinen V011 den Großcn und Miichtigen zlusgcnutzt wcrden, so lange kmm es kcinen Frieden gebcn“, crkliirtc der Dalui Lama über scincn Gcsandten.

Kritik gab es auch nus fundmnentalistischen christlichen Kreisen. Der Gipfel sei 6111 „Wolf im Schafspelz“, der „New Age“—Ideen von einer nichtchristlichen “Globalreligion“ verbreiten wolle, urteiltc der rechtsgerichtete

„Fami1ienforschungsrat“ in den USA.

Ted Turner: Fortschritt mit Hilfe der Weltreligionen

D215 Treffen ging auf einen Vorschlag des Gründers des US—amerikanischen Nachrichtensenders CNN,Ted Turner, zurijck und wurdc mit Mitteln aus seiner UN—Stiftung sowie der Ford— und der Rockefeller—Stiftung flnanzicrt. Frieden und Fortschritt seien auf tatkriiftige Mithilfe der Religionen angewiesen, lmtte er erkliirt.

Organisicrt wurde die Konfcrcnz von einer unabhiingigcn Gruppc von Rcligionsfiihrcrn, Theologcn Lmd WisSCI]SC11£1&1€I‘11.AIIS Dcutschland nahm unter anderem für den Okumenischen Wcltrut der Kirchen desscn Generalsekretiir Konrad Reiscr toil. Zum Krcis der lnitiutorcn gchiirt untcr andercn der Tiibingcr Theologc Hans Kiing. CI