One Country/1998 Nummer 1/Text

Aus Bahaiworks
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Debatte: Globalisierung

braucht globale Institutionen


Weltweit grijnden Bahá’í Jugendliche Tanzworkshops







Kampagne: »|ntegration als

Herausforderung und Chance<<


Togo: 1 3

Das >>Waisenhaus ohne Grenzen



Kambodscha: Alphabetisierung

als Beitrag zur Selbstverwirklichung


Interview mit dem Pédagogen Frederick Mayer

DM 4,7/SFr 4,405 28,-/LUF 8o, /% C MAGAZIN DER Bahá’í INTERNATIONAL COMMUNITY









FUR MEHR TOLERANZ

WELTWEIT UBER 100 TANZWORKSHOPS

fl)






DERUNWG

































Postvertriebsstflcknummer D13365F

[Seite 2]G L OBA LISIERUNG


DEBATTE


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eltweit wird Über Globalisierung debattiert und dar Über, ob dieser Vorgang positive oder negative Auswirkungen hat. Diese Überlegung ist natUrlich zu stark vereinfacht, da die Globalisierung bereits in vielen Bereichen ein reeller, dynamischer Prozeß ist. Die Frage kann also nur sein, wie wir dieser Herausforderung begegnen, denn damit stellen wir heute die Weichen, wem es beim Übergang ins 21. Jahrhundert gut gehen wird und wem nicht.

Globalisierung bedeutet fUr jeden Menschen etwas anderes. FUr einige ist es nur ein wirtschaftlicher Trend — das Ergebnis eines Wirtschaftssystems, das derzeit weltweit Über immer mehr Staaten sein Netz spannt. FUr andere ist es eine sich stets beschleunigende Entwicklung des internationalen Austauschs und der Wechselbeziehung, die in so vielen Bereichen des Lebens beobachtet werden kann:

I ob es sich nun um die Musikbranche handelt, die mit ihren Melodien und Rhythmen einen wachsenden Einfluß auf andere Kulturen hat I oder dafS plötzlich ehemalige Feinde gemeinsam an friedensichernden Missionen teilnehmen

l oder daß es viel mehrfremde Gesichter und Akzente in unseren Heimatstadten gibt als frUher.

Egal wie wir Globalisierung definieren, sie ruft zahlreichzgg

und oft radikale Verénderungen aufallen Gebieten hervor. Abhéngig von der Einstellung, den persönlichen Voraussetzungen und Interessen kann diese Entwicklung als außerordentlich positiv angesehen werden - oder als absolut negativ.

Diejenigen, die die Globalisierung verteidigen, sagen, daß sie Wohlstand zu ungezahlten Millionen auf der Welt bringt. Da sie gleichzeitig zu einer Überwindung nationaler und kultureller Beschrénkungen fUhrt, hilft sie, den komplexen Prozeß der Errichtung des Weltfriedens zu beschleunigen.

Kritiker hingegen sagen, dafS die chaotische Weise, in der die Kraifte des Marktes sich auf die globale Ebene erhoben haben, einen destruktiven Wirbelsturm ausgelöst hat. Dadurch werden die Arbeitnehmer ernsthaft bedroht und es IéBt die Armen zum Nutzen der Reichen noch mehr verarmen. Desweiteren wird kritisiert, daß die Nebenwirkungen der Globalisierung ebenso entsetzlich sind - angefangen mit der Ausbreitung von AIDS ,des Drogenhandels, der Umweltzerstbrung, bis hin zur Schaffung einer weltweiten Monokultur, die drtliche Traditionen zerstört und Vielfalt ausmerzt.

Auf dem Weltgipfel fijr soziale Entwicklung in Kopenhagen 1995 nahmen die Nationen der Welt Notiz von diesem Dualismus: „Die Globalisierung steigert die Kommunikationsmöglichkeiten, erhéht den Handel, die Kapitalflfisse und technische Entwicklungen, sie eréffnet neue Möglichkeiten flir ein anhaltendes wirischaftliches Wachstum und flir die Entwicklung der Weltwirtschafi

im allgemeinen, besonders in sich entwickelnden Léndern. Die Globalisierung erlaubt es den Léndern femer, ihre Erfahrungen miteinander zu teilen, von den Errungenschaften und Schwierigkeiten der anderen zu lernen. Sie fördert schließlich einen wechselseitigen Austausch von ldealen,Werten und Bestrebungen. Gleichzeitig wurde dieser Prozeß der Veränderung und Anpassung von zunehmender Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Desintegration begleitet. Bedrohungen fUr die menschliche Wohlfahrt, wie Umweltgefahren, haben ebenfalls eine Globalisierung erfahren."

Auch wenn das Leid, das durch einige Aspekte der Globalisierung ausgelöst wurde, unbestreitbar ist, so murS die Aufgabe sein,wie man die negativen Auswirkungen ausgleichen und die positiven Aspekte verstérken kann. Denn zweifellos ist der Vorwértsmarsch der Globalisierung unvermeidbar und nicht zu stoppen. Um mit ihr richtig umgehen zu können, mUssen wir betrachten, welche Kräfte ihr zugrunde liegen.

Hierzu gibt es wiederum mehrere Meinungen. Einige meinen, daß die Wirtschaft der grundlegende Antrieb der Globalisierung ist, als Ergebnis der Marktwirtschaft, die auf globaler Ebene wirkt. Andere bezeichnen die Technologie als den entscheidenden Faktor. Sie sehen, wie die fortschreitende Modernisierung derTransportmittel und der Telekommunikation die Grenzen der Zeit, der Entfernung und der Nationalitét durchbrochen haben. Und schließlich gibt es solche, die historische Fakten als ausschlaggebend betrachten. Sie glauben, daß digeinschnei


BRAUUEII

[Seite 3]denden Ereignisse dieses Jahrhunderts, wie die zwei Weltkriege, die Kolonialisierung und vor a||em die Offnung der Ostblockstaaten, danr gesorgt haben, daß die Völker der Erde sich vermischt und vereinigt haben.

Jede Analyse der Globalisierung mufS alle diese Faktoren beachten. Aus Bahá’í-Sicht gibt es noch eine andere Dimension, die nicht so oft in Betracht gezogen wird und die dennoch allen anderen Faktoren zugrunde liegt. Es handelt sich dabei um die geistige Dimension.

Die Bahá’í sind Überzeugt, daß Religion die grundlegende Kraft in der Geschichte der Menschheit ist und fUr das sténdig zunehmende Zusammenwachsen der Gesellschafi und ihre fortschreitende ZiviIisation verantwortlich ist. Aus dieser Perspektive wird die Religion als aufeinanderfolgende und fortschreitende Offenbarung von Gottes Willen fflr die Menschheit begriffen, vermittelt durch die Gottesboten, die die Weltre|igionen gestiftet haben.

Bahá’u'lla’h, der Stifter der jijngsten Weltreligion, schrieb im vorigen Jahrhundert, dafS wir in ein neues Zeitalter der Einheit der Menschheit und der gegenseitigen Abhéngigkeit eingetreten sind. Er schreibt diesen Neubeginn dem Willen Gottes zu, der den Wunsch hegt, „das ganze Menschengeschlecht als eine Seele und einen Kbrper zu sehen.“

Folglich ist die Entwicklung der globalen Zivilisation, nach dem Versténdnis der Bahá’í, ein Ergebnis dieses geistigen Imperatives - Teil des Prozesses, durch den der Schöpfer seine Schbpfung auf

höhere Ebenen der Einheit und des Fortschritts fUhrt. Und die gegenwértigen Entwicklungen durchbrechen in der Tat die abgewirtschafteten Konzepte der Menschheit, wie partikularistische Trennung und Überlegenheit, ob diese sich nun aufdie Klasse, die Rasse oder die Nation berufen.

Die Zusammenfflhrung der V6|ker zu einer menschlichen Rasse wird sehr schnell ablaufen, erklärt Bahá’u’lláh: „Die Zeichen drohender ErschUtterungen und des Chaos sind jetzt deutlich zu sehen, zumal die bestehende Ordnung erbairmlich mangelhaft erscheint", schreibt er. „Ba|d wird die heutige Ordnung aufgerollt und eine neue an ihrer Statt entfaltet werden.„


Bahá’u Héh vergleicht diesen Vorgang mit dem Zerfall eines alten Gebéudes, während gleichzeitig eine neue Konstruktion errichtet wird. Diese Übergangsphase wird ertréglicher, wenn die Menschheit erkennt und versteht, im Einklang mit den neuen geistigen Gesetzen und Prinzipien zu leben, die entscheidend fUr unser Zeitalter sind.

Unter diesen neuen geistigen Gesetzen und Prinzipien kann man folgende finden: VertrauenswUrdigkeit und Ehrlichkeit als Leitprinzip in allen Ange|egenheiten; Anerkennung der Menschheit als Einheit — einer Einheit, die den Vorurteilen der Rasse, Klasse oder Nationalitét ein Ende setzt; Gleichwertigkeit von Mann und Frau; Verringerung des Unterschieds zwischen Arm und Reich.

Bahá’u’lláh rief auch dazu auf, neue Institutionen auf

GLOBALEJNSTJIUTIONEN ,fi

Weltebene zu schaffen — Institutionen, die der sich rasch einigenden Menschheit ein kollektives Bewußtsein geben. Unter anderem sprach er sich fflr ein neues System der Globalen Regierungskunst aus, die auf dem Prinzip der kollektiven Sicherheit basieren muß. Durch dieses Prinzip sollen die Nationen gemeinsam gegen jede Aggression angehen und zusammenarbeiten, wenn es darum geht, Armut und Unterdrflckung zu Überwinden. In diesem System werden Entscheidungen auf derjeweils betroffenen - lokalen, regionalen oder globalen « Ebene geféllt.

Die Globalisierung erfordert eine neue und höhere Stufe der internationalen Kooperation und Beratung, begleitet von einem neuen Wertesystem, das die menschliche Wohlfahrt, die soziale Gerechtigkeit und den Umweltschutz vor die vorherrschenden materialistischen Paradigmen setzt. Ob man es nun Globale Regierungskunst oder Weltregierung nennt, die Schaffung einer internationalen Autoritét, die diese Aufgaben Übernehmen kann, ist unumgénglich!

Dieser Aspekt wird sehr deutIiCh, wenn wir noch einmal Bahá’u’lláhs Analogie betrachten, daß die Menschheit mit großer Geschwindigkeit „eine Seele und ein Körper“ wird. Die Schaffung einer solchen Weltautoritét zu unterlassen, zu hoffen, dafS die gegenw'értige, lockere Zusammenarbeit der Nationen die Mehrheit der Menschen vor den negativen Folgen der Globalisierung angemessen schfltzen kann, wäre vergleichbar mit der Vorstellung, daß ein Körper ohne Gehirn funktionieren könne. El


ONE COUNTRY@1/98

Am



[Seite 4]MAGAZIN

Wdhrend der ersten Sanierungsphase mujite das Bahá’í—Haus derAndacht in Hofheim/Ts. komp/ett eingerdstet werden.

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IMPRESSUM

OI! Comma wird herausgegeben von der Bahá’í International Community, die als Nicht-Regierungs-Organisation bei den Vereinten Nationen die weltA weite Bahá’í-Gemeinde reprisentiert. On: (ounnv,0ffice of Public Information, Bahá’í International Community, Suite 120, 866 United Nations Plaza, New York, New Vork10017,USA,Emai|: 1country@bic.org1

Chefredakteur: Brad Pokorny. Chef vom Dienst: Ann Boyles. Auslandsredaktionen: Nancy Ackerman (Moskau), Christine Samandari-Hakim (Paris), Kong Siew Huar (Macau), Guilda Walker (London).

Deutschsprachige Redaktion: Stefan Mutschler, Rolf Dietmar, Jens Uwe Rahe. Freie Korrespondenten: Hilde Fanta (Osterreich), Silvia Fréhich (Schweiz), Jutta Bayani (Luxemburg). Geschäftsfflhrung: Hartmut Nowotny, Arezu Braun. Übersetzerpool: GUnter Maltz. Anschrift: ONE Couurnv, Eppsteiner Stu 89, D~65719 HofheimLangenhain, Germany Tel _49-619299290. Fax _49‘6192‘992999Herausgeberderdeutschsprachigen Ausgabe: Nationaler Geistiger Rat der Bahá’í in Deutschland e.V.

Einzelheft: DM 4,-lSFr 4,405 28,»/LUF 80,-1Jahresabonnement:DM15,-/SFr 15,-/OS1oo,-/LUF 300,. (incl. MWSt u. Portokosten). Die Zeitschrift kann direkt bei der Redaktion bestellt werdenV Copyright 1998 by Bahá’í International Community ISSN 09457062. Gedruckt auf1oo% Recyclingpapier.


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1.000 DELEGIERTE AUS 161 LANDERN BEI 8. INTERNATIONALER

Bahá’í-TAGUNG

Seit1963 wéhlt die Internationale Bahá’í-Gemeinde alle fUanahre ihr höchstes internationales Gremium, das sogenannte »Universale Haus der Gerechtigkeih mit neun Mitgliedern und Sitz in Haifa/lsrael. Die Dele gierten bei diesen Tagungen sind die gewéhlten Mitglieder der Nationalen Geistigen

SANIERUNG DES »KULTURDENKMALSBAHA'i-HAus DER ANDACHT IN HOFHElM/TS.

Das 1962 eingeweihte »Européische Bahá’í-Haus der Andacht« in Hofheim/Ts. mußte wegen der aggressiven Luftverschmutzung im RheinMain-Gebiet einer grUndlichen Sanierung unterzogen werden.

Der Besucherstrom hat sich insbesondere seit 1992, als das Bauwerk in die Liste der Kulturdenkméler in Hessen aufgenommen wurde, von Jahr zu Jahr deutlich gesteigert. Immer mehr ReisefUhrer weisen auf die Besonderheit dieses Ortes hin.

Die Sanierung erfolgt in zwei Phasen, wobei die erste bis zu dem in der Region sehr

beliebten jéhrlichen »Sommerfest am Bahá’í—Haus der Andacht<< im Juli bereits abgeschlossen sein soll. Die erste Sanierungsphase des »Kulturdenkmals« Bahá'iHaus der Andacht betrifft die Außenhaut sowie den gesamten Innenbereich außer dem Fußboden, der im kommenden Jahr renoviert wird.

Das Andachtshaus im Taunus ist eines von sieben auf den fUnf Kontinenten. Jedes dieser >>Haiu5er der Andacht<< ist architektonisch ein Symbol fijr die innere Einheit aller Religionen. Bei den sonntäglichen Andachten wird aus den heiligen Schriften aller Weltreligionen gelesen Das Bahá’í-Haus in Neu Delhi, in der Form einer Lotusblijte gestaltet, ist inzwischen das meistbesuchte Bauwerk der Erde.

ERKLARUNG ZUM TREFFEN DER RELIGONEN MIT DER WELTBANK VEROFFENTLICHT

Am 18./19. Februar 1998 fand im Lambeth-Palast in London ein Treffen von Vertretern der Weltreligionen Bahá’í, Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam, Jainismus, Judentum, Sikhismus und Taoismus mit Représentanten der Weltbank unter der Leitung von dessen Présidenten James Wolfensohn statt Mit diesem Treffen wurde ein dauerhafter Dialog über globale Entwicklungsperspektiven und den Beitrag der Weltreligionen zur Lösung der

globalen Probleme eingeleitet.

Die Bahá’í Internatonal Community bereitete fUr dieses Treffen ein ausfllhrliches Papier vor unter dem Titel »Valuing Spirituality in Development — Initial Considerations Regarding the Creation of Spiritually Based Indicators for Development«. Dieses wurde nun vom Nationalen Rat der Bahá’í in Deutschland in englischer Sprache veröffentlicht und kann von dort bezogen werden.


Réte, von denen es zur Zeit 175 gibt. Bei der diesjährigen 8. Internationalen Tagung waren fast exakt1.ooo Delegierte aus 161Léndern anwesend.

Neben dem Wahlvorgang (Bild unten) standen Plenumsberatungen (Bild oben) im neuen Kongreßzentrum von Haifa auf dem Programm sowie Besichtigungen der Bauprojekte am Bahá’í—Weltzentrum am Berg Karmel.


APA-GESPRACH MIT UDO STEINBACH

Die Osterreichische Presseagentur APA verdffentlichte ein Gespréch mit Udo Steinbach, Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg, Über die Lage im Iran. Steinbach sehe »Licht am Ende des Tunne|s«, da das neue Staatsoberhaupt des Iran, Khatami, die Bijrgerrechte in den Mittelpunkt seiner Ansprachen stellte. Skeptisch äußerte sich Steinbach jedoch über die Auswirkungen auf die Lage der Bahá’í im Iran: »Das große Problem im Iran sind die Bahá’í, und ich denke, hier muß noch etwas geschehen. Die Bahá’í als religiöse Minderheit sind in keiner Weise akzeptiert, sie sind hochgradig bedroht, sie sind diskriminiert.« Die Verfolgung der Bahá’í mUsse auf der Tagesordnung bleiben.

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LAU, Deutschland. Nach eincr Auffiihrung

in einem Gymnasium

bcgunn eine Gruppc von Skinheads sich über dic Gruppe. deren dynamischc Musikund Tanzautführungcn eine eindeutige Antidrogmv und Antirassismusbotschnft dzustc11611, lustikgy zu machen. Auch bei einem unschliclicndcn Treffcn protesticrtcn sie luutstark, wcil bci den Durbictungen dcs DDW Tiinzcr und Tiinzerinncn untcrschicdliclkr Russet) gemcinsum auftrctcn. Die Mitglicder dcs szzthcatcrs liclicn sich jcdoch nicht bcirrcn — sie blicbcn frcundlich und hcrzlich.

Ein Prozeß der Wandlung

A15 spiitcr cin l)l)\X/—Mitglicd :1ufdic Skinheads zuging, zcigtcn sicll Auswirkungen: Einigc der Skinheads iindtrten ihrc Hnltung und lichn sich

mfcincn Dialog cin, „Sie crziihltcn uns. duB sir: es nicht

gcrnc schen. \Vtllll Ausliinder und Asylnntcn nach Deutschland kommen“, sagt Diesel Schrader, Mitglied des Workshops, der mit den Skinheads ins (lespriich gtkommen war.

ONE COUNTW98

Mitglieder des Diversity Dance Workshops [iben wdhrend ihrer einjahrigen Tournee durch 19 Lander in einer Tanzschule in Creifswald.

Weltweit granden Bahá’í-Jugendliche

Tanztheater— Workshops

Nach einer zwd/fmonatigen Tournee durch 19 Ldnder hatten sich die Tcinzerinnen und Tcinzer des Diversity Dance Workshop (DDW) bereits an Überraschungen gewcihnt: von der kriegsbedingten Einreiseverweigerung nach Kroatien bis hin zum neuen Minibus, mit dem sie eine Reihe ungewbhnlicher Pannen hatten.

Jedoch er/ebten die Mitg/ieder des Workshops die grbfite Herausforderung des Jahres, als sie wdhrend derAuftritte in der vertraumten Kleinstadt Plau in Mecklenburg—Vorpommem erstmals mit„$kinheads" konfrontiert wurden. Die Kemaussage der Tanzgruppe, daß nur„die Einheit in der Vielfalt“ den Weg in die Zukunft darste/lt, stand natUr/ich im krassen Widerspruch zu der Überzeugung der Skinheads, da/Z nur in der ethnischen und rassistischen Trennung das Heil liegen kann.

„Sie glaubcn, sie nehmcn ih— und zcigten sich bei Vielen

nen ihre Arbcit weg.Abcr wir Auftrittcn. Sic suchten das hatten tiefgthcndc Gcspriichc Zusammcnscin und finderten über all dicsc Tl)c‘111m,L11)d am grundlcgcnd ihrt mlflingliche lléchsten Tag suchtcn sic: uns Haltung. „Bci unscrcm letz auf. weil sie wieder mit uns tcn Auftritt waren sie diejeni zusammcn scin wolltcn.“

111 den {olgcndcn Tagcn wurdcn cinigc der Skinheads zu den g1‘613tcn DDW—Fans

gen, die das Publikum anfcucrtcn und Zugabcn verlangten“. sagt Vahid Khamsi, 20, Workshop—Mitglied aus der


TITELSTORY


In einer spontanen Welle haben Baha'iJugendliche in über 50 Ldndem Tanz- und Theatergruppen gegnjndet, diefijr junge Menschen eine neue moralische Vision fcirdem. lhr Enthusiasmus ruhrt die Herzen vie/er.

AS“ 5



[Seite 6]»Die Hauptbotschaft der Workshops ist Einheit in der Mannigfaltigkeit. Wir versuchen zu sagen, daj? a/le Leute trotz ihrer Ver$chiedenartigkeit erschafien wurden, um der Welt etwas zurijckzugeben und daji der beste Weg, Probleme zu lcisen, die Zusammenarbeit ist.Oscar DeGruy GRUNDER DES ERSTEN Bahá’í—JUGEND— WORKSHOPS


Schweiz. „Und zun Endc der Show, 315 wir sagtcn, nus welchen Ländern wir kommen, crmutigtcn Sic uns und applaudicrtcn nuch jcdcm Land. lhncn gcficl sugar unser AntP Rassmnus—Tglnz.“

Dicsc Art von begeisterter und bcwcgcnder Reuktion auf die Durbictungen des l)])\X/, der huuptsiichlich aus jungen Bahá’í bcsteht, ist keineswegs unbckzmnt — wcder für den DDW selbst, noch für Hunderte anderer Bahá’í—JugendTanz— und Theatergruppcn, die inzwischen in mehr 211$ 50 Lindem auf der ganzcn Welt gegrijndet wurdcn.

Ziel und Arbeitsweise

In den 7()er]ah1‘cn cntstanden in den Vereinigten Staatcn die crsten Bahá’í—lhnccWorkshops. Dds Zicl war, unzufricdcnc jungc Lcutc zmzusprcchen, die untcr Rassismus, Bandcnkrin)inalitiit und Dmgcnmilfibmuch littcn. Die tiinzcrischc Umsctzung dicscr Thcmcn solltc div: jugcndliCllL‘l] durcll cinc lintschuft positivcr Wcru und gcistigcr

in Theater und Tanz kombiniert. In der zweiten Stufc, die manchmal parallel dazu abliiuft, bcginnen die Workshops mit den crstcn kostenlosen ALIführungen. Dabci vermitteln sie eine v01) ihnen selbst gelebte Botschaft, welchc sich auf die Abschaflhng v01] russistischen Vorurteilcn, cin chen ohne Drogen, Gleichwertigkeit von Mann und Frau sow wie anderc fortschrittliche gei sellschaftlichc Prinzipicn kom zcntricrt.

Dicse IV);1ncc—\X/0rkshops sind mit ihrer Art, die jugcnd mit cincr konstruktiven Botschaft zu crreichen, uuBcrordcntlich erfblgrcich. „Wus wir wiihrcnd dcs Schuljuhrcs iibcr den Kopf bcizubringcn vcrsuchtcn, habt ihr inncrhalb cincr Stundc UbCI‘ dds Hcrz crrcicht“, bcmcrktc cm Schuldircktor nach cincm Auftritt.

Dicscs Koncht hat sich inzwischen ollncjcglichc zontralc Organisation ()der Lcitung aufder ganzcn Welt vcrbrcitct und untcr den bcgcistcrtcn Anhiingcrn nuch Nnclmhmcr gcfimdcn. So vcrfligen die jungcn Lcutc mittlcrwcilc über ein ein





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DerBahdi—Jugend—Workshop Singapur gab eine begeistemde Vorstellung beim nationalen Jugendkarneval.

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lrinzipien berfillren.

l)i€WOlkShopS wollen dies durch cincn zweistufigen ProzclS crrcichen. In der ersten Stufe wcrden die Mitglieder ermutigt, brennende soziale Problems durch einen intensiven Beratungsprozefi herauszuarbeiten; dies wird mit einer Impmvisations—Schu]ung


zigartiges — und sich stets weiterentwik





kelndes — Repertoire an inspiricrcndcn Tzlnz— und Musikstiickcn, die durch Kulturen aufder ganzen Welt beeinflußt sind. Die Bandbreite rcicht von dem aus den US—Metropolcn stammenden „Rap“ und „Hip»Hop“ bis hin zu den traditionellen Folklorctiillzen und —licdern, jc nachdem, wohcr die einzelnen Gruppenmitglicder ursprünglich kommen.

Verschiedenartigkeit ist das Schlagwort, und ulle Workshops zeigen einc ausgepriigte Wcltoffcnhcit, die sich nicht nur in ihrcm Repertoire, $011dern auch in ihrcr Zusammensetzung fiufiert.

„l)ie Hauptbotsclmfi der Workshops ist Einheit in der Mannigfilltigkeit„, sagt Oscar DcGruy, der 1970 dcn crstcn Workshop in Los Angclcs grijndcte und seitdcm dus Konzept auf der ganzcn Wclt crliiutcrt und verfeincrt. „\X/ir versuchen zu sagcn, dnli ullc Lcutc trotz ihrcr Vcrschicdcnartigkeit erschnffln wurdcn, um der Welt ctwas zurückzugcbcn und dalfi der bcstc ch, lroblcmc zu Ibsen, dic Zusanmlcnarbcit ist“. so DeGruy. „l )cr Workshop—lroch sclbst ist eine nulltirassistischc, multikulturcllc Erfilhrung für junv gc Lcutc.“

Soziale Unruhen als AnstoB

Oscar l)c(}ruy und seine inzwischen vcrstorbene Frau Freddie sturteten die Initiative, indem sie in ihrem Haus Thcatcr— Lmd Tanzworkshops organisierten — als ein Mittcl gegen die Unruhcn untcr den jungcn Schwarzcn von L03 Angeles. DeGruy: „Zunzichst wandten wir uns an die Jugend in unserer NachbarschaftWir begannen mit einer benachbarten Theatérgruppe. Abcr wir bemerkten, daß sich die jugendlichen auch fijr den Glauben interessierten, habcn Wir die Bahá’í—jugcnd mit einbezogenf

Sic erlebten, daß die KilnStt inVcrbindung mit den moralischen und gcistigen Prim zipicn der Bahá’í—Rcligion cine machtvollc gcstaltendc Wirkung haben kénncn.

„Mit Theater kann man Problcmc Vic] Icichtcr Ibsen“, mcint die Tanzlehrerin Aixa Sabin, 26, die scit 198‘) mit Bahá’í—jugcnd—Workshops urbeitct. „Zum Bcispicl, wcnn man Drogcm angcbotcn bckommt. Du kunnst ausprobiercn, wic Du rcagicrcn solltest. Es ist fijrjungc Lcutc auch eine guts (lclegcnhcit, mchr iibcr die gcscllschaftlichen Zusammcnhlingc zu crthIrcII. Und zu lcmcn, mit andercn in Ein [Seite 7]hcit zusamnwnzuurlwiten.“ Die ersten Workshops in Los Angclcs trntcn bci vcrschiedenen Bahá’í—chnstaltungcn und Konfercnzcn auf und bald verbrcitctc sich die Idcc durch das ganzc Land. ,.Sic vcrmchrtcn sich von sclbst", bctont Oscar DeGruy. „Anderc Jugcndliche in andercn ()cmcinden sahen uns und sugtcn: Hc, warum können \vir das nicht auch tun?m

Weltweite Verbreitung

Durch die dezentrale Organisation der Workshops ist cs schwicrig, genau festzustelItll, wieviele es derzeit gibt. 1995 but DcGruy einc Untersuchung durchgefiihrt und dabti in den Vereinigten Staatcn mehr als 100 geziihlt. Auf der ganzen Welt wurden inzwischen genausoviel in mindcstens 50 Ländern gcgrfindct. Obwohl fast 3110 Workshops aus jugendlichtn mit nur wenig oder überhaupt keiner cinschliigigen künstlerischen Ausbildung bestehcn, habcn cinc Reihe V011 ihncn ein schr hohes professionsllcs Nivcnu erreicht.

Bahá’í—jugcnd—Workshops sind als Tcil kulturcller Aktivitiiten bei grolicn Konfbrcnzcn dchcrcinten Nationcnbei rcgionalcn Kunstfcstivals und vcrschicdcncn jugcndforcn aufgetrctcm Ob ihrc Auftritte filchmiinnisch Oder amateurhuft warm], sie wurdcn fast immcr positiv aufgcnommen und crrcichtcn dic Herzcn der Zusclmucr.

. Dchhird Ocean \X/aves Youth Workshop, bestehcnd aus 32 jugcndlichtn aus elf Llindern, besuchte 2111f einer Tournee im letztcn Sommer Vicr Stiidtc in China und kniipftc dubei Bands der Freundsclmft, Brijderlichkeit und Liebc. „Wir hutten besonderc Einludungen V011 hohen Regierungsbeamten und wurden von einigen der talentiertcstcn Kiinstler und Sfinger Nordchinus unterhalten“, sagt

Dr. Firaydun Mithaqu, der

Direktor dCS Workshops.

„W;15 am Wichtigsten ist: Wir haben die Herzen der jugend berührt, mit ihncn so viclc inspiricrcnde Erfahrungcn ausgetauscht und sic haben unscre Herzen berührt. Bei einem gemeinsamen Essen bemerkte ein chincsischer Jugcndlicher: „Ich denkc, wenn alle Lcute :11) dicsc Botschaften der Einheit in Mannigfilltigkeit glaubcn wiirdcn, wiirc unscrc Welt cin schr fricdvollcr Ort.“

. In GriCLhcnland bcgann der Dance Workshop Ablazc 211$ ein kleincs lokalcs Jugcndprojckt in Thessaloniki. Mit Hilfc andercr jugcndlichcr nus Europa startctc or eine zwciwéichige Tourncc durch ganz Griechenlnnd. Sic sticlien gulf ein bcgcistertes lublikum.

„Bci der Gruppe zu sein war eine Erfllhrung geistigcn Aufichwungs und cin gewisscr Einblick in die nahc Zukunft, wcnn sich die jugend der Welt linden) wird“. sagt jutta Stricth, die den Kleinbus der Gruppe fllhr. „Der Geist v01) Einheit und Verstfindnis fiircinander. gepaart mit regelllliBigen Beratungen, Gebetcn und SpaB, war für die Erwachscntn eine Übermschung“.

. In Ecuador gibt es mindestens elf Bahá’í—jugendWorkshops, dic im ganzcn Land tiitig sind. 1997 trafcn

sich 25 Vertreter vcrschiedcncr

Workshops zu eincm dreiwiichigen Ubungskurs und begaben sich dam) aufeinc SiebenStiidte—Tourncc, bci der sic nicht nur Schulsn, sondern auch ein Altershcim und eine Jugsndstmfimstult bcsuchtcn.

Tan: gegen Rassismus Im Laufl‘ der Zcit lmbcn

sich eine Rcihc von Standardtiinzcn entwickclt.

Eincr der machtvollstcn hciBt schlicht und einfach „Rassismus—T;mz“, Hicr werden dic Tiinzcr in zwci Grup pen aufgeteilt, eine Gruppe ist ganz in Weifi gekleidet, die

mdere ganz in Schwarz.Vielc

Mitglieder bcider Gruppcn treten 111it verbundenen Augen auf.

Am Anfimg trechn sich in der Mitte zwei Tiinzer die Kinder darstellen und schcinbar noch zu unschuldig sind. um verbundenc Augcn 211 habcn. Sic schlichn allmählich Freundschnft. Sic wcrdcn dann durch die Erwzlchscncn, dercn Augcn verbundcn sind und die mit Gestcn v01] Mißtmucn und Hal} der nndercn (iruppc gcgcniibcr bcgcgncn. grub zu ihrcr cigcncn (iruppc zurück gczcrrt. Dunn wcrdcn diesel]

jungcn, unschuldigen Kindern

uuch dic Augcn vcrbundcn.

[m dramatischen H6116punkt cntferncn die Kinder ihrc Augenbindcn. gchen zur Mittc zurück und zcigcn :11lcn, dnlfi die Russel] sich vercincn k61mc1LAm Ende fiihrt ihr Bcispicl dzlzu, LL18 nlle sich die Augcnbindcn abnchmen Lind in cincm nbschlicfiendcn Frcudcnumz zusummenkommen.

chn dicsc Nummer auf dcm lapicr uuch einfach — und dcnnoch melodranmtisch — erscheinen mag, so kann sie, wcnn sit V011 einer Gruppe ()ffcnherziger jugendlicher nufgc‘fiihrt Wird, einen enor


ONE COUNMV98


Bahá’í—Jugend aus der ganzen Welt traten 1995 wdhrend der Vierten Weltkonferenzfur Frauen in Peking/China beim NRO-Frauenforum auf.

»Mit Theater kann man Probleme vie/ Ieichter lösen. Zum Beispiel, wenn man Drogen angeboten bekommt. Du kannst ausprobieren, wie Du reagieren solltest.AIXA SOBIN ARBEITET SEIT 1989 MIT Bahá’í—JUCEND- WORKSHOPS

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In Massachusetts/USA tritt der Bahá’í—JugendWorkshop Springfield bei einer multiku/ture/len Schulung vor den Lehrern Ofi‘entlicher Schulen

auf.

»Bahá’í—Workshops benutzen die Symbolik des Rassism us-Tanzes,

um über den Konflikt in Zypern zu reden, sie verwenden es, um Liber Stammesfehden in Kamerun zu reden oder über Krieg zwischen Eritrea und Athiopienxc LEILI TOWFIGH LANGJAHRIGE WORKSHOPMITARBEIIERIN

SEITE 8


men Eindrück auf die Zfischnficr babcn. Dies zeigte sich bci cincm Workshop in Springfield Massachusetts, USA, 313 eine Tanzgrfippc für

die Lehrer 6ffentfichcr Schu len afiftrat, die vor Schfilbcginn im September eine multikultfirelle Scbfilungy bcsucbv ten.

„Ich hiitte Fast gcwcint„. so Lola Conley, sine Lehrerin in Springfield, deren Bemcrkfing bei den andercn Zustimmfing findet. .,Die Tfinzcr kfinncn fins so viel darfibcr lehren, \VO wir hc‘fitc sein sollten. Sic habcn die Realitiit eI‘fiIBt find fins Hoffinfilg gegcbcn, dab dies der Wag ist, wie die Welt sein kéinnte.“

Ein Modell für moralische Erziehung

Bcim Frauenforfim der Nicbt—Rcgierfings—Organisationcn in China, das 1995 parallel zur Vicrtcn UN—Wcltfr11L1c11k()11fbrcxlz stattfimd. trat Lil] scchskfipfigcr Sonderworkshop nus den Vereinigten Staatcn ffinfina] afif find Wfirdc zlfisgewiibln fim seine Tiinze bei den Abschlfilifcier15mm

Zuschaucrn dnrzubictcn.

lichkeitcn vor rfind

“Wir fiihrten zwci Stfickc afif: einen Tnnz über Gewalt in der Familic, in wclchem Frauen nls Fricdcnsstifhr dar gcstellt wcrdcn find cincn Rap

über Edcllnfit find Wiirdc der Frauen, in dem gczcigt wird, wit wichtig es ist, dulS Frauen find Miinncr in der Partnerschaft Zfisammennrbeitcn“. bcrichttt dic StuLcili Towfigh. 27. dic

dentin

an der ChinnrciSt teilnalnn find jetzt Sekrctiirin dc‘s Nntionalcn Bahá’í—jfigendausschfisses in den USA ist. „Es schicncn nicht Leute über dic Art find Weiss, wie Ideen dargcstellt fibcrrascht zu

wenigc

wurden,

sein. Einigc erwnrtcten, dfirch die Stfickc fintcrhaltcn zu werdcn, über bald nlcrktcn sic, dnB sie dic Ergebnissc eines langes lrozcssc-s miterlcbttn. Es wzn cinc Hcrnfisfbrderfing, dzls Zicl dcs Bahá’í—jfigencLWorkshops llcrvorZfibcbcn. Abcr nnchdcm wir dds cinma] getan button, bcganncn finsere Zfischaucr dzlrfibcr nachzudcnkcm wic sie dicsc ldccn Zfi H’JLISC fixmctzcn kéinfitcn.“

Lcili Towfigbz “Wir wurden V011 Lcutcn von der Inscl Bougainvillc in lapfia Neuguinen angespmcbcn, dic nach llcutll Wegen suchtcn, filn der Bandcngewalt Einhult zu gebieten. Sic szlgtcn fins, Efire Bewegfing wiirc dic cinzigc Hoffnung, Bandcngcwult nfif unserer Insel afiszurotten.‘

Eine Person nus Pakistan wollte die Rolls derjungcn in der Selbstachtfing der MiidChen ansprechen. Und wir wurden von einer Frau afis Sfidsudan angesprochtn, die als Flfichtling in Nordkcnia “'0th find Kunst einsetzt, um den) Trauma der Kinder in den Flfichtlingslagern zu bcgcgncn. Sic war an dem Workshop 2115 Erziehungsmodell intcrcssiert.“

Leili Towfigh erkliirt afich, anS der Rassismfis—Tanz in

Workshops afif der ganzen Welt cingesctzt wird, um rassischc. nationnlc oder ethniscbc Vorfirtcilc anzusprcchen.

„Bahá’í—\X/0rkshops benutzen dic Symbolik des Rassismfis—Tzlnzcs, fim über Krieg wcgcn der Lnndcsgrcnzcn von Zypcrn Zfi rcdcn Oder über Stgnnmcsfl‘hdcn in Knmcrfin odor dcn Kricg zwischen Eritrea find Athiopicn“, sagt Lcili Towfigh find crgiinzt: „I)ic Workshops wurdcn bcrcichcrt find inspiricrt von jcder Kfiltfir, die dulnit zu tun hat."

Die Workshops wcrdcn gctragcn von der Hilfc (SrtliChCY‘ B21111?i—Gcmcindcn. Dicse übernalnncn dds Managcv ment Vor Ort wlihrcnd der letzten 1)l)W—TOLITI)CC dfircb ganz Europa. Sic kfimmcrtcn sich nicht nfir fim don Veranstaltfingsort, sondern auch fim Unterbringfing find Verpflegfing für die (?rfippc. Die Schirrnherxsclmfi der Efiropa—Tournee lag bei der deutschen Bahá’í—Gemeindc.

Bahá’í—Jfigendlicbe unterscheidcn sich in ihren moraliscbcn Grundslitzc zwur von den vorherrschendcn Einstcllungcn zu Drogen, Alkohol find Sexualitiit, abcr glcichzeitig wisscn sis, was gerade „cool“ ist find womit sie sich Respckt verschnff‘cn können, wic dic Erfahrfing mit den Skinheads zeigt.

Finnn Keleta. 18, Mitglied des Workshops. sngt c1218 die Skinheads zucrst K;nnpt§tiet%l. Lcderjackcn find T—Shirts mit Naziparolcn trfigcn. ,.Aber 21m Endc. zogcn sie ihre T—Shirts nus, wcnn sie sich lnit [IDS trafcrr oder sie drehtcn sie finr Und sie hfirten ufif. in unserer ()cgcnwnrt zu trinkcn“, erziihlt Fiana Kelcta, dic zlfis den Vereinigten Stzlzltcn stammt. „Und wiihrcnd finscrcs lctztcn Allfhitts saIScn die Skinheads in der crstcn Rcihc. Und eincs der Miidcbcn, dds bci ibncn war, wcintc bci fimcrem mfiltikfiltfircllcn Tnnz. Sic war wirklich gerfihrt.„ E]

[Seite 9]'73?"


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Am 31. Mai 1998 beging die deutsche Bahá’í-Gemeinde mit einem Festakt im

Kurhaus Wiesbaden den 75. Jahrestag der Grandung des Nationa/en Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland. Aus diesem An/afi verbfient/ichte das höchste nationale Bahá’í-Gremium eine Erk/cirung zum Thema Integration in der Wochenzeitung »Die Zeit<<.

M01" ‘)( )0 (iiistcn im Wies" badencr Kurhaus skiz


CL" zicrtc Festrcdncrin Uta v01) Both. Mitglicd dcs Europiiischen lielaternmtcs der Bahá’í—Ucmcinde. dcn potenticllen Bcitmg der Bahá’í zum gcscllschaftlichen chen in


Deutschlnnd und den Antcil. den damn der Nutionalc GCF stigc Rut der Bahá’í hnbcn könntc.

Sic verwics auf die Diagnosc des Bundcspriisidentcn Roman Herzog. der kürzlich mcintc: >>Was cs noch nicht ausrcichend gibt, sind institutionelle Ordnullgsmustcr.... die don einzclncn Menschen, dcn (1csellschaftcn. den Stuatcn Lmd den Kulturen Zicle und damit auch Zuvcrsicht gcbcn k61111tc11<<. und bot die Erfahrungen der deutschen

der

Bahá’í—Gemcindc als Studien wie internationzllcn objckt an.

l);IS Crcmium des Nationnlcn Gcistigcn Rutcs wird jlihrlich von Delegicrtcn ge\\iihlt. dic ihrcrseits von den Bahá’í nls alien Bercichen der

















ONE COUNTRY 5/98

Der europdische Tanzworkshop »Diversity Dance Theatemfl'ihrte beim Festakt zur 75—Jahrfeier der Grundung des ersten Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland im Kursaa/ Wiesbaden drei Ausdruckstdnze aufi hier einen Tanz, der die innere Einheit al/er Religionen symbolisiert. Grujlbotschaften zum Festakt sandten unter anderem Bundeskanzler Helmut Kohl, die Bundestagsabgeordnete Heidemarie Wieczorek—Zeul und Europaabgeordneter Otto von Habsburg.

Abdruck derAnzeige in der ZEIT vom 28.5. auf der nachfolgenden Doppelseite.

Bundesweite Kampagne

zum Thema >>Integration als Heraus orderung und Chance<< aus Ania]? des 75.10 restages der Gründung des Nationalen Bahá’í—Rates

Bundesrcpublik gcwiihlt werden. Der crstc Nationnle Geistige Rut von Deutschland entstand v01‘75 jahrcn Lmd war damit einer der erstcn in der Gcschichte der Bahá’í—(vrelnicm Heute existicrcn solcht Lcitungsgremicn in I75 Liindcm.

Uta V01] Both hob den Stollcnwcrt hervor. den dicsc institutionallc Struktur und die geistigen Prinzipien, die sic loiten, für das Selbstverstiindllis der Bahá’í hat. In der lehé'i—Struktur liegt eine gro[ScVemntworumg bei den einzclncn Glliubigen. Sic wiihlcn Lluf (firtlicher bis weltwcitcr Ebenc dirckt bzw. indirektjcgliches Leitungsgremium. Bei kcincr diescr Wahlen gibt es

(Fortsetzung aufS. 12)


ERKLARUNG


~1 SEITE 9


[Seite 10]


Eine Erklärung anlizfllich des 75. Jahrestages

der Gründung des Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland.

He Welt spricht von der Globalisierung. Manchmal mag es scheinen, als gehe dieser ProzefS nicht uns alle an, sondern nur einige wenige Politiker, Geschäftsleute und Wissenschaftler. Aber hier und da spUrtjeder von uns in seinem täglichen Leben,daf3 die Erde allméhlich aufdie Dimensionen eines globalen Dorfes zusammengeschrumpft ist.Telefon und Internet ermöglichen eine sekundenschnelle Kommunikation Über tausendevon Kilometern hinweg,die entIegensten Winkel der Erde sind mit modernen Verkehrsmitteln innerhalb weniger Stunden zu erreichen, und immer héiufiger kommt es zu Begegnungen zwischen V6Ikern, Religionen und Kulturen,diesich bishervöllig fremd waren.

Durch Kriege und BUrgerkriege,wegen unertréglicher Verletzungen von Menschenrechten, und vor allem aufgrund immer größer werdender Armut sehen sich viele Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und in anderen Léndern eine neue Existenz zu suchen. Solche Wanderungsbewegungen hat es auch frUher gegeben, abersie haben in den letzten Jahren weltweite Ausmafie erreicht. Da hilft es nichts, sich abschotten zu wollen: so lange die bestehenden Ungleichgewichte nicht in einer gerechten Weltwirtschaftsordnung Überwunden werden, wird der Zustrom von FlUchtlingen und Notleidenden in die verhéltnisméBig reichen Lénder anhalten.

Dieses Problemfeld ist eines unter vielen anderen,denen sich die Menschheit auf dem Weg ins 21. Jahrhundert gegenÜbersieht. Wir haben es hier herausgegriffen, da an ihm deutlich wird, daßjeder Einzelne etwas tun kann, um gesellschaftliche Prozesse mitzugestalten. Dabei verkennen wir nicht, daß in manchen Bereichen zunéchst lang etablierte Strukturen veréndert werden mUssen, bevorwirkliche Problemlbsungen möglich werden. lm vorIiegenden Zusammenhang scheint es uns jedoch vorallem daraufanzukommen,die geistigen Prinzipien herauszuarbeiten,die Leitlinien eines verénderten Umgangs mit der gegenwértigen Situation sein konnen.

Die Bahá’í sind eine weltweite Gemeinschaft von 5—6 Millionen Menschen in Über 190 Léndern dieser Erde; sie entstammen Über 2000 verschiedenen ethnischen Gruppen und ihre Literatur ist in mehr als 800 Sprachen Übersetzt. Sie bilden in vieler Hinsicht einen Querschnitt der ganzen Menschheit.Auch in der deutschen Bahá’í-Gemeinde, die seit 1904 besteht und deren Leitungsgremium, der

Nationale Geistige Rat, vor 75 Jahren gegrUndet wurde, sind rund 7o Nationalitäten vertreten.Wenn unsere Erfahrungen, die wir im Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft inzwischen gemacht haben, für die Allgemeinheit von Nutzen sein sollten, so bieten wir sie gerne zur néheren Analyse an.

Grundlage dessen, was wir im Folgenden zurgegenwértigen gesellschaftlichen Diskussion um das Thema Integration beitragen möchten, sind die Aussagen BAHA’U'LLAHS, des Stifters der Bahá’í-Religion. Die Bahá’í sind der Überzeugung,daf§ Gott sich durch lhn erneut derMenschheit offenbart hat,wie er es zuvor durch MOSES, ZARATHUSTRA, BUDDHA, CHRISTUS und MUHAMMAD tat. Dennoch glauben wir, daßjeder Mensch, unabhängig von seiner sonstigen religiösen oder weltanschaulichen Orientierung, sich von diesen Gedanken angesprochen fuhlen kann.

„Die Erde ist nur ein Land, und alle Menschen sind

seine Biirger. “1

So wie wir in Deutschland nur noch scherzhaft Gegensétze zwischen Bayern und PreuBen benennen,wie wirallméhlich dieTeiIung von Ost und West Überwinden, wie wir immer mehr auch in eine européische Identität hineinfinden, so werden wir durch die weltweite Vernetzung bald dazu kommen, uns als Welthrger zu fijhlen. Das Beharren auf nationalstaatlicher Souverénitét ist ein geféhrlicher Anachronismus, denn nicht nur die oben ange













































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































































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Integration als Heraus

sprochenen weltweiten Wanderungsbewegungen, sondern viele andere Probleme im Bereich Umweltschutz, Friedenssicherung, Verbrechensbekémpfung und Gesundheitsfijrsorge haben inzwischen globale Ausmaße angenommen. Wir sind allerdings Überzeugt, daß sich die Vision einer geeinten Menschheit nicht |edig|ich aus Sachzwéngen ergibt; fUr uns ist eine friedliche, gerechte und zukunftsoffene Weltgesellschaft der gottgewollte néchste Schritt in der Entwicklung des Lebens auf diesem Planeten.

„ VVenn du aufGerec/atzg/eeit sie/Jst, dann wii/Jlefiir deinen Nizc/ysten, was du für dick selbst wii/ylst. “2

Diese Leitlinie fUr den täglichen Umgang mit den Mitmenschen findet sich in allen Kulturen und Religionen derWelt. In

Deutschland wird sie meist so ausge drUckt: „Wa5 du nicht willst, dajf man di tu; das fag auch keinem andren zu.„ Da: Problem ihrer Anwendung besteht darin daß wir nicht ohne weiteres bereit sind jeden Menschen unabhaingig von seine Herkunft als Néchsten zu akzeptieren. Da: gilt nicht nur fUr die Deutschen, die in eigenen Land immer héufiger Ghanaern Vietnamesen,Tami|en,Bolivianern,TUrker und Polen begegnen, sondern auch fijw diese Letzteren, deren Erfahrungshorizon ja meist genau so auf ihre jeweilige Hei mat beschrénkt ist.Wira|le mUssen lernen daijeder BUrger dieser einen Erde unse Néchster ist, dem wir nicht zumuten soll

Bahdu'l/dh: Ahrenlese 117 Bahdu‘l/a’h: Botschaften aus 14kka 6:20 Baha’u’llah: \{erborgene Worte, arabisch 2 Baha’u’llah: Ahrenlese 112 flbdu I-Baha, in: Das Kommen göttlicher Gerechtigkeit, S. 63 flbdu’l—Bahd:flAnsprachen in Paris, 5. 7 Bahdu'lla’h: Ahren/ese 117

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[Seite 11]



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orderung

n,was wir selbst nicht zugemutet haben

léchten.

„Mit Hilfe der Gerec/atig/eeit wirst du mit eigenen Augen sehen, nicht mit denen anderer.“


Eine der ersten Erwartungen, die wir neist unbequt) an andere stellen, ist die er Vorurteilslosigkeit. Jeder von uns Iéchte als Mensch wahrgenommen weren, nicht |edig|ich als Mitglied irgendiner bestimmten Gruppe, eines Volkes der einer Religionsgemeinschaft. Wenn ns aberjemand beurteilt, ohne uns wirkch kennengelernt zu haben, empfinden Iir das als ungerecht. Das diirfte fUr den:nigen,deraus eineranderenWeItgegend ach Deutschland kommt, nicht anders ein als fUrden Einheimischen. Es gilt also, orgefaßte Meinungen beiseite zu legen,

sich nicht auf das Hbrensagen zu verlassen, selbst Kontakt zu suchen, das persénliche Schicksal des anderen in Erfahrung zu bringen, seine Lebensweise aus dem ihm eigenen Blickwinkel zu sehen.

„Betrac/ytet eimmder nicht ab Fremde. I/ar seid

die Friic/Jte eines Baumes und die Bliitter eines Zweiges. “4

Wer sich mit anderen Léndern, anderen V6|kern, Religionen und Kulturen vertraut macht, wird bald feststellen, daß es trotz aller Verschiedenheit auch eine Menge Gemeinsamkeiten gibt. Was gut und bése ist,definiert derChrist nicht sehr viel anders als der Hindu, der Jude nicht wesentlich anders als der Muslim, der Bahá’í nicht wesentlich anders als der Buddhist. Auch die Goldene Regel, von der bereits die Rede war, gehbrt ja eben zum gemeinsamen Erbe der Menschheit. Es sind also wohl die weniger wichtigen Dinge, in denen wir uns unterscheiden:Traditionen, Rituale, Konventionen. Wir dürfen uns von ihnen nicht den Blick auf das Wesentliche verstellen lassen.

„Die Wrsc/yieden/yeit der menschlic/aen Familie

sollte die Ursachefiir

Liebe und Eintracht sein,

wie in der Musik, wo viele Noten zusammen/elingen, um

und Chance


einen vollendeten A/e/eord [Jervo rzubringen. “5

NatUrlich spielt die je eigene Lebensweise der Menschen im Alltag eine grol Se Rolle. lst man sich aber bewufSt,dafS in den grund|egenden Fragen weitgehende Übereinstimmung besteht, so kann man die Vielfalt als etwas sehr Erfreuliches und Bereicherndes akzeptieren. Einheit zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft hat deshalb nichts mit Identitéitsverlust zu tun. Jeder soll, solange die Rechte anderer nicht verletzt werden, seinen Traditionen und Konventionen entsprechend leben können. Daraus ein harmonisches Miteinanderwerden zu lassen, erfordert gegenseitige Achtung und Lernbereitschaft. Auch hier sind wieder beide Seiten angesprochen,die Deutschen ebenso wie diejenigen, die in diesem Land zunéchst fremd sind.

„Seidfieundlicb zu den Fremden, helfi‘ ihnen,

sich dabezm zu fii/Jlen, fiagt, ob ibr ihnen nicht irgendeinen Dienst erweisen lebnnt, um! versucbt, ibr Leben ein wenig glücklicber zu gestalten. “6

Selbst dort, we die sprachliche Kommunikation nicht recht funktionieren mag, sollte man Höflichkeit und Gastfreundschaft nicht auEer Acht lassen. Ein Blick, eine Geste, ein Lécheln können dem anderen zeigen, daE man ihn vor allem als Menschen sieht, nicht als Problemfall. Ein Tourist erwartet in fernen Léndern ganz selbstversténdlich, freundlich behandelt zu werden.Warum sollte gleiches nicht fflr jemanden gelten,der aufgrund von Krieg, Verfolgung oder Armut seine Heimat verlassen mußte? Hier mit zweierlei Maß zu messen wäre zynisch und menschenuanrdig. Der friedliche Austausch der Menschen über Grenzen hinweg ist einer der wichtigsten Antriebe jeglicher Kulturentwicklung. Auch auf der persönlichen Ebene ist es flir immer mehr Menschen eine bereichernde Erfahrung, die Wahrnehmungsweise anderer Kulturen kennenzulernen. Uns an ihrer Gastfreundschaft ein BeispieI zu nehmen, wird einer der erfolgreichen Wege sein, das soziale Klima in unserer Gesellschaft nachhaltig zu verbessern.

„Der ist wir/elic/J ein Mensch, der sich beute in den Dienst der ganzen Memc/J/Jeit stellt.“7

Den rechten Umgang mit dem Néchsten zu erlernen und zu pflegen, ist eine Herausforderung,dersich viele Menschen stellen. An der Verbesserung der Verhéltnisse in der Welt mitzuwirken, sehen nur wenige als ihre Lebensaufgabe an. Dabei gibt es viele Möglichkeiten, sich zu engagieren. BUrgerinitiativen, Eine-Welt—Léden, Interreligiöse Arbeitskreise, Runde Tische bieten Gelegenheit,je nach Interesse und verngbaren Kräften einen kleinen Beitrag dazu zu Ieisten, dafi die Menschheit aus ihrer gegenwértigen Lage herausfindet. Die Gestaltung der Zukunft ist eine zu wichtige Angelegenheit, als daß man sie den politischen Instanzen allein Überlassen sollte. Erst durch einen breiten gesellschaftlichen Dialog, durch gemeinsame Beratung werden wir zukunftsfähige Lösungen finden. Jeder einzelne von uns ist aufgerufen, sich zu beteiligen und an der Gestaltung einer menschenwflrdigen Zukunft mitzuwirken. I

Weitere Informationen: Nationales Bahá’iSekretariat, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim-Langenhain,

Tel: (0 61 92) 99 29-0, Fax: (0 61 92) 99 29-99 eMail: nsagermany@bahai.de, Internet: wwwbahai.de





[Seite 12]















er Ruf nach einer verbindlichen neuen Ethik zur Lösung der

heutigen globalen Herausforderungen in einer Welt des Werte—Pluralismus, des atemberaubenden technischen und wissenschaftlichen Fortschritts, der grenzenlosen Nachbarschaft, die kulturelle Unterschiede oft wenig friedlich aufeinander prallen léBt, derlndividualisierungunddes Mangels an Gemeinsinn, des Zerfalls familiérer Bande - in dieser Zeit wird der Ruf nach einer verbindlichen Ethik und neuen geistigen Werten unÜberhbrbar und immer dréingenden

Ich erlaube mir, hier Marion Gréfin Dénhoff — stellvertretend für viele - zu zitieren, wie sie den Zustand unserer Gesellschaft beschreibt:

»Was fehlt, sind ethische Maximen...AllesTranszendente und Metaphysische ist aus dem Leben verbannt und die entstandene Leere von der Unterhaltungsindustrie gefUHt worden. Dem Heranwachsenden mUssen aber neue Horizontevermitteltund ein Zugang zum Metaphysi


lm Kursaal Wiesbaden ‘ versamme/ten sich Über 1.000 Gdste zum Festakt.




SEITE12A

schen erschlossen werden, sonst verkUmmert die Seele und breitet sich die Brutalitét immer mehraus. Der Mensch, ausgestattet mit einer vernunftbegabten Seele, einem selbstbewußten Geististvon seinergeheimnisvollen Natur her aufTranszendenz gerichtet „ W und greift nach einem unsichtbaren Wesen aus, der letzten Wahrheit, die wir Gott nennen. Der Mensch fragt sich nach dem Sinn des Lebens.Woher, wohin und wozu Leben?

Antwort aufdiese Kernfragen finden wir Übereinstimmend in den Heiligen Schriften der Buchreligionen.

»Der Hauptzweck, der den Glauben Gottes und Seine Religion beseelt«, spricht Bahá’u’lláh, »ist, das Wohl des Menschengeschlechts zu sichern, seine Einheit zu féirdern und den Geist der Liebe und Verbundenheit unter den Menschen zu pflegen. (Fortsetzung von 5. 9) Kandidaten Oder \X/nhlpropa


















































Dzls 75—jii11rige jubiliimn nzlhm der Nationals Geistigc Rat von Deutschland zum


„WAS FEHLT, smo ETHISCHE MAXIMENu

Festvortrag von Uta von Both anléifSlich der 75-Jahr—Feier zur Bildung des ersten Nationalen Geistigen Rates der Bahá’í in Deutschland im Kursaal Wiesbaden

Heute steht die Menschheit vor der großen Aufgabe, einen dauerhaften Frieden unter gleichberechtigtem Einschlufé aller Völker zu errichten. >>Weltfriede ist nicht nur möglich, sondern unausweichlich. Er ist die néchste Stufe in der Evolution des Menschen.Dies istdie unerschUtterliChe Überzeugung einesjeden Bahá’í. Und Weltfriede ist nur erreichbar auf derGrundlage derAnerkennung und Umsetzung des geistigen Prinzips der Einheit der Menschheit in ihrerVielfalt.

Bahá’u’lláh hat der Menschheit fUr die Bewéiltigung dieser Aufgabe verbindliche, göttlich geoffenbarte Leitlinien Übermittelt. In Seinem Heiligsten Buch, dem Kita’b-i-Aqdas, dem Buch der Gesetze, hat er festgelegt, daß injeder Stadt ein Haus derGerechtigkeit errichtet werde, dem neun Mitglieder angehbren...

Anlul} flit eine bundcsweitc Aktion untcr dem Motto >>Wir bereichtm Euch — wcnu 1hr wollt. Integration nls Hcrausfbrderung und C11;111cc<<.

Integration von Menschen unterschiedlicher Kulturen als Bereicherung fürjedes Land

Den Aufmkt bildcte eine halbseitigc Anzcige in der >>Zeit<< vom 28. Mai mit einer iiffi‘ntlichen Erklärung zu diesem Thema. Die Erklärung Wild 7 zusammen 111it Zitntcn nus den liahé'LSChriften zu der Auflgabc der chrwindung mssischer. nationnler, religidv 561‘ und sozialchorurteile — in


Die Vision der Bahá’í über zukUnftige Entwicklungsperspektiven ist derWeg zu einer geeinten Welt, in der die Macht zur Dienerin der Gerechtigkeit wird und in derdas BewufStsein von der Einheit der Menschheit den gemeinsamen Willen stérkt, sich fUr ein globales Zusammenleben in Frieden zu engagieren.

Wir Bahá’í sind davon Überzeugt, dafS die Erfahrungen im Aufbau der Bahá’í-Gemeindeordnung dazu beitragen können, die Hoffnungen aufdie Einheitdes Menschengeschlechts zu stérken, aufeinen dauerhaften weltweiten Frieden gleichberechtigter ErdenbUrger.

Der Weg dorthin wird beschwerlich sein und äußerste Anstrengungen erfordern. Der Fortschritt auf diesem Weg wird in dem Maße davon abhéngen, wieweit es den Geistigen Réten (nationalen wie 6rt|ichen) gelingen wird, sich zu Héiusern der Gerechtigkeit zu entwickeln. An der Dynamik dieses EntwickIungsprozesses ist die gesamte Bahá’í-Gemeinde beteiligt.

(Auszug)

cincm gleiclmamigcn Buch V'LliileHhCht.

Mit dem Motto als Poster vernnstaltcn schlicBlich die gut IOU Bahá’í—Gemcinden i1) Dcutschland bis zum Ends dos lehrcs Vortriige, Rundc Tische, V6]kerverstiindigumgsfbstc Lmd Gustfreu11cisc11;1fis})1'()_jekte. El

Tinia Tober am K/avier

[Seite 13]DAs

OHNE

GRENZEN“ IN


AISENHAUS TOGO Ein Zeugnis

licher Initiativé

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Amg/m Aozo/m sfammz 47w €//7€/ 0/men Eauewya/m/As ufldje/he K/xm’fie/f Wfl/ 1/0/7 Hahegep/dgl. fr wuc/v (IMer/m/é der ba Z/e/fl'r/zefl K/e/kmadz S afouboz/a /'/7 def Mme de; F/z/se: 4/10/70 fm H€/Z€/7 fago: myFD/es fsz 8/7767 (/67 (7/47/7512 mm/m er (/4; P/O/La/H

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OTOUBOUA, Togo,

Westafrikn. Vor CtW‘d

ffinfjahrcn crrichtete Amgna Kotoko in Sotouboua. tcilweisc auflgrund seiner eigenen Kindhcitscrlcbnissc, cin kleinc‘s \X/aiscnhnus. Es zcichnet sich dadurch aus duli cx sich in cinhcimischcr Hzmd befindct und aulicrdcm Kinder Viclcr Nutionulitlitcn odor ctlmischcr (?ruppcn autgcnommcn wcrdcn.

,Jch litt schr vicl in mcincr cigcncn Kindhcit“, sugt Amgna Kotoko vollcr Emotioncn. ..chc11 der verschiedenen lroblcmc in Ghana und Togo wcrdcn viclc Kinder allcinc gclasscn. Und ich spiire ihrcn Sclnncrz.“

ONE COUNTRY 1/98


Ein steiniger Weg bis zum Erfolg

Amgna Kotokos Bemühungen, das Waisenhnus ohne Grenzen („Orphenlinat Sans Frontiéres“) zu gründen und zu führen, sind gckcnnzcichnct V01] Hiiltc Lmd Kampf. Sic sind aber auch cin crmutigendes Beispiel dafür, wie cin einzelner und iiuBcrst motivierter Mensch schcinbnr Lanbc Iwindliche Schwierigkeitcn in den Griff bekommen kann und, mit cin bchhcn Unterstiitzung durch dic Gcmcindc, ein crfblgrcichcs eigenes Entwicklungspmjckt in dieser

TOGO



Gruppenfoto am „Waisenhaus ohne Grenzen" in Sotouboua, Togo.



Sotouboua

Lomé

SEITE 13



[Seite 14]»Wir nehmen Kinder aus allen Lcindern aufj aus Ghana, aus Togo und aus Benin. Wir glauben, daß dieses Waisenhaus ohne Grenzen dazu beitrdgt, eine neue Weltordnung voranzu bringen. AMGNA KOTOKO DIREKTOR DES WAISENHAUSES

Amgna Kotoko, Direktor des „Orphelinat Sans Frontiéres".




SEITE 14


Größe startcn und durchführen kann.

Derzcit wird d JS WaisenA bans in einem gcmiettten 16v Zimmcr—Haus, das V011 einem Cingcziiuntcn Hof umgeben ist, bctricbcn. Mit Hilfc des Projektcs wcrdcn gut 30 Waiscnkinder sowic wciterc 30 Tagesschiilcr vcrsorgt. Insgcsamt konntcn scit der Gründung imjahre 1992 etwa 108 Kinder V0111 „Orphen1inat Sans Frontiéres“ unterstfitzt warden.

WaisenhausJ )irektor Amgna Kotoko hat ein halbes Dutzend Angestellte. Hauptv slichlich sind cs Frauen, deren Kinder schon groß sind und die sich nun um andere Kinder ktimmern wollcn. Mehrere Waisenkind werden von einer Frau betreut und in einer Atmosphiire aufgezogen, die möglichst einer ,fmnilifiren Einhcit“ entspricht.


Die Entstehung des Waisenhauses

Amgna Kotoko, seit 1984 Bahá’í, wurde zur Gründung dicscs Projektes inspiriert, mchdcm or Anflmg der 90er Jahre in Cote d Ivoirc gm eincm Seminar zur Schulung der Umsctzung von geistigen Prinzipien teilgenommen hattc. „Das Seminar konzentriertc sich sowohl 2111f praktische Dingc VViC‘ Gefliigtlzucht, 1115 gulch auf geistige Vcrtiefimg“, sagt Meredith Folley, eine2111161‘ikzmische Lchrtrin, die seincrzeit in Togo lebtc. „Amgun Kotoko kam sehr inspiriert zurtick, 111it der I‘Cillfll Absicht zu helfcn, um den Kindern in diesem Gebiet eine Erzichung zu geben.“

Er bcgann mit cincr einfachen Tagesschule, in welcher er Grundschulkenntnisse und Schulung in Bahá’í—Ethik anbot. Abcr er kam bald zu der Überzeugung, daß der tatsächliche Bednrfdarin besteht,sic11 um Wzliscnkinder zu kfimmern. D21 er wenig Erfahrung mit derartigcn Projcktcn hatte — seine offizielle Weitcrbildung bestand hauptslichlich aus eincm Fernkurs Liberjourv nalismus — war das Einholen der ordnungsgemiificn Staatlichen Genchmigung und dic Zulassung für scin Zicl schr schwierig. An dicscm Ort wurden niimlich schon von humanitiiren Gruppen und religiösen Organisationen nus Übersee Waisenhfiuser betrieben.

„Am Anfimg mußte er sehr hart kiimpfen, um einen Platz fiir dieses \X/aisenhaus zu finden“, sagte Parvine Djoneidi, eine Bahá’í, die in Niger wohnt und die im Rahmen ihrer Aufgaben das \X/aisenhaus in Sotouboua wiederholt bcsuchtc.

Wire Meredith Folley berichtet, verbrachten Amgna Kotoko und 56in Bruder zuIllichst cin jahr damit, cin zuslitzliches Stück Land zu be Wirtschaftcn, um Geld für die Authahmc diest‘s lrojektc‘s aufh1b1‘i1]g€11. Er erhielt auch vom Biiro für Soziale und Wirtschaftliche Entwicklung am Bahá’í—Wcltzentrum einen Startzuschufl v01] rund 2.000 US—Dollar. All dicser Stelle ist zu betonen, dnB dicscs Projekt mach wie vor dic chiihung cincr Einzclpcrson ist.

Finanzierung gesichert

Amgna Kotokos Beharrlichkeit und sein Ruf als sin Mann unermiidlichen Engm gemcnts zahltcn sich schlic-Blich 21115. Es gelang ihm, jedes jahr aufgrund V011 Zuschiissen scitens der Regierung, Vcrschiedener humanitlirer NiCht—Regicrungs—Orgnnisationen sowie von Einzelspendcn — einige hiervon stammten von engagiertcn Bahá’í aus chrsce, mit denen Amgna Kotoko in Kontakt stand — ein stiindig wachsendes Budget zlufzustellen.

Im letzten juhr belief sich disses auf 1 10.000 US—l)ollar. Ein solides Fundamcnt für ein Projekt dieser Art in Westafrika.Viel von diesem Geld, sagt er, werde für den Kauf cincs größeren und langlebigcrcn Gcbfiudcs vcrwendet werden.

Kinder aus allen Lindem werden aufgenommen

Amgna Kotoko legt besonderen Wart darauf, daß Kinder verschiedcnstcr Herkunft in dem Haus einen Platz finden. Es gibt in Togo über 30 Vcrschiedene ethnische Gruppen Lmd Stiimme sowie Fliichtlinge aus benachbarten Ländern.

„Wir nehmen Kinder aus allen Llindern auf, aus Ghana, nus Togo und aus Benin“, sagt Amgna Kotoko. Deshalb Wiihlte er den Namen „Waisenhaus ohnc Grenzen“. „Wir glauben, daß disses Waisenhaus ohnc Grenzen dazu beitragt, eine neue Weltordnung voranzubringen.“ D

[Seite 15]ALPHABETISIERUNG




Das Projekt„Hoffnung far das Herz" versucht nicht nur, die Fdhigkeiten des Lesens und Schreibens zu verbessern, sondern auch die Werte einzubringen, die zur Schafiung einer gewa/tlosen Ku/tur notwendig sind.

ANDAL Kohtousch, Ka111bodsc1121 — U11 Sokhem und Chhcar $0111 51nd zwci lfijiihrigc Miidchen.

\X/ic fast allc (11cic11111tr1gc11 11111

(161 Welt sind sie ctwas sc111'1c11tern und vcr111cidcn cs crstmul, den Blick cincs Frcmdcn zu crwidern.Allcr sie lachen auch gcrnc, k1c11cr11 21133111111611 1111crbc11111glosc Frugen und K0111111c11mrc.

l)c1111o1‘11 ist 1111‘ fi‘61111c11er (1cm v011 cincm starken Ver1111twortungsbewufitsein getragen. abcr armen (161116111de V011

111 dieser malerischen,

Reisbauern, etwa 40 Kilometcr sfidwesthch von 1’h110111 lcnh, haben sie zahlreiche lflichten gegcnijber ihrer Fa1111110 — l’flichten, die 516 of: vom regelméfiigen Besuch der Schule abhalten.

„N;1t111‘11cl1 wcili 1c11, wie

111.111 liest und schrcibt, 1111c1‘ 111c11t bcsonders gut“, crziihlt U11 Sokhem „wc11 1c11 V191 Arbcit 1111110 und WC111g Zcit 1111' dic Schulc. 111 111156161" Fa111111c ist Nahrung knapp, weshalb 1(11 dic moistc Zeit bei der Landwirtsclmfi helfen 1111113.“ 1)::11110c11 11abcn beidejungen Frauen kürzlich 311 61116111 Auflmukurs 1111‘ Rcchtschrci[11:11 teilgc-110111111c‘11, der 111 1hrcm Dorf von der kambodschanischen Bahá’í—Gcnwindc angeboten wurde.Und 1361de sagen, daß der Kurs 1h11c‘11 gcholfcn hat. ihre Lese— und Schrcibflihigkeiten deutlich zu vcrbcsscrn — und gle1chzeit1g 1110111 ijbcr w1c11t1gc 111011111schc Prinzipien zu 1cr11c11.

„1ch spiire, duB 1c11 bcsscr 16561) ka1111 211$ v01‘11er“, sugt Chhear Sem. „Und der Kurs hat 1111r auch 111 anderen Btu reichen 111611168 Lebens geholfen.“

So sagt sie beispiclswcisc, daß sie die Bcziehung 211 111rem E116111a1111 verbcsscrn konnte, weil der Kurs auch gcistigc Tugcnden wic die Bcdeutung v011 Harnmnic 111 der 13111111116 1111f der (11‘111111111gc dcs 1’111121ps der (11c1c11wcrtigkc1t von M31111 111111 Frau 1c111'tc.

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Bctonung 1111f

, fiigt 516 11111211 111111 crwic die

die Vermittlung und Aneignung v011 Wcrtcn 1111 611] (16111111 11111c1‘c1‘ K111111gung Vtrlich. „1c11 gluulw, 111111 1c11 11161116 Arbcit 1‘1c11t1g 1113C116.“

Schüler helfen Schillem

Aus 111tc1‘11;1t1011;1]cr Sicht ist disses Projckt 10111‘1‘011‘11, (16111] 65 etnblicrtc 511‘11 011116 grOBc :111511111disc11c Hilfc und 011116 11us‘11111disc11c

“Exportc‘11“.V1€1111c11r licgt dds P10 jckt 1111 1’1‘1112111 111 dc11 H1111 dcn v011 kz1111110dsc111111isc11c11 Frc1w111igcn, dic 111 111re11 H6111111tdéirfbr11 und dercn Umgc111mg 11r11c1t011. Hauptsichlich handclt cs sich 11111 iiltcrc Sch111cr, die 1111(11 c111c111 intensivcn Training Alp1111bctisierungskursc ;11111211tcn.

Das Alphabetisicrungspro jckt 1st 1111(11 herausragend 1111

Hinblick auf die Integration von 1110ra115c11erAusbildung 111 don Lehrpliinen. Z161 ist, über (11c 1110136 Féirderung v011 Lescn und Schrcibcn h111auszugchen und die Teilnehmer zu



ONE COUNTRY 1/98

=11 UND V'TWITHIC IlL‘G

Die erste Gruppe von A/phabetisierungs/ehrem, die im Fruhjahr 1995 ausgebildet warden. Zw61fder dreizehn Teilnehmer waren Frauen. Mitg/ieder dieser Gruppe haben erfo/greich in ihren Heimatddrfem wdhrend drei Monaten im Fruhjahr1996jewei/s Klassen mit 15 SChU/EH’I unterrichtet.

KAMBODSCHA



S;1'a11g—1)1strikt



Un Sokhem und Chhear

Sem profitierten nicht nur vom Alphabetisierungsprogramm, sondern auch von den SchuIungen zur Gemeindeentwick/ung.

SEITE 15


[Seite 16]


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Ly Sita, Mitglied der Task Forcerr A/phabetisierung der kambodschanischen Bahá’í—Gemeinde. Sie nahm freiwillig an dem Projekt teil, weil sie den Wunsch hatte, den Frieden in Kambodscha zufbrdern.

Ohm Sareth, links war freiwi/liger Lehrerffir Alphabetisierung in den ersten Klassenstunden, die im FrUhjahr 1996 stattfanden. Sein Freund, Him Sphom, hat auch freiwillig 0/5 0/5 Lehrer gearbeitet. Beide sind Bahá’ís und hier vor Him Sophoms Haus im Dorf Prek Thmey abgebildet.

»D.a,ich etwas Wissen habaémächte ich es m tanderen teilen. Es ist Teil des Dienstes an der Gemeinde. C HEAMG MAKARA-wv : FREIWILLIGE PRQJi KF MITARBEITER1N-' '



SE1TE 16


111sp11161611 und 11111611 211 1161f611, 311 SiCh sclbst zu z11‘b61t611 — 11111 11111611 damit 61116 „H011: nung 1111 C135 H612“, Wie C1118 1’10j6kt sich 1161111t, 211 15611611,

Auf d1656 W6is6 V€1'SUC11[ „Hof111ul1g 1111 das H612“ 111611t 11111, 6111611 111‘111g611d 1161161155t611 5021:1161] D1611st 111 Form V011 SChrCib— und LCSC11b1111g611 :1112111116t611, SODdCIll 311611 211 611161 Ll11g€111€111€11 E111611611111g d61 GCStlkChafi 1)C1zutmg611. „Ic11 lllflcht b61 d1656111 Proj6kt 11111, W611 1611 (161) L611t611 1161f611 W111“, sagt $1111 Ng6th, 23, M1tg116d 1111 kank bodschanisclwn 11;1t1011;11611 Bahá’í—A1phg1b6tisi6rungsausschuB.

„Manchnml wird 6111 k1611165 Problem 311fg6b311sc11t. Und W61111 d16 L61t6 V61111g6rt

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Zusiitzlich zu 561116111 111110vativcn L611rp11111 ist 1116365 P10 jekt b6111erk611swcrt 111sof6111 cs

(16111311611 V011 C1611 kambo(1861131115611611 Freiwilligcn macht, anstatt v011 1162:1111t611 Allg6st611t611. 111 C161" 615t611 Phasc c161 1’10j6kts 6rhi61t611 z.B. 11161261111 kambor dSChzllliSChC‘ jugendli6116 1111 Saang—B6zirk d61 Provinz K2111C1111 61116 Ausbildung 1115 Alphab6t1$1611111g516h1611 DicSt jugcndliclmn, V011 d611611 zwélf jung6 F1311611 wm‘611, 6111161t611 (1211111 Allfi111g 1996 d161 Monatc lung tiiglich stundcnlangc Kurs6 111 1111611 [)131‘16111. 1115:46samt wurden 15 K11155611 zusan1111611g6st611t, v011 d611611j6d6 15 T6117 1161111161 11z1tt6.


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Werte auf dem lehrplan

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Wissen freiwillig teilen

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[Seite 17]schen eine Möglichkeit, zu studieren“, erklärt Chheamg Makara. „Da ich etwas Wissen habe, mächte ich es mit anderen teilen. Es ist ein Teil des Dienstes an der Gemeinde.“ Und {fir Chheamg Makara, wie für so viele der anderen Freiwilligen, besteht das höchste Ziel in der Verminderung von Gewalt.

„Die meisten Leute wissen nicht, wie man liest und schreibt. Ich glaube, wenn sie wissen, wie man liest und schreibt, werden sie denken, reflektieren, und dadurch werden die Konflikte vermindert und dies wird zu Einheit führen.“

Trotz des Enthusiasmus der Freiwilligen hatte das Projekt doch zahlreiChe Hindernisse zu überwinden, einige davon bestehen immer noch.

Während der ersten Phase des Projektes wurden einige der Freiwilligen gezwungen, die Kurse einzuschréinken, weil ihre Familien sie für die Feldarbeit brauchten Oder weil bevorstehende lrijfungen intensive Vorbereitung erforderten. Und in Zeiten von Spannungen war es ganz unmöglich, Kurse abzuhalten.

Die meistcn der Freiwilligen sind Bahá’ís. Und sie sagen, daß ihr Glaube als ein motivierender Faktor eine R0116 spielt. „Schon bevor ich Bahá’í wurde, hatte ich die Idee, der Gemeinde zu dienen“, bemerkt Song Seng, der, Wie Chheamg Makara, 19Jahre alt ist, aus Prek Touch kommt und einem Ausbildungskurs im April beiwohnte. „Mein Lehrer sagte, wenn man Wissen hat, sollte man es nicht für sich selbst behalten. Man sollte es verbreiten.Aber erst seitdem ich Bahá’í bin, habe ich diese Vision von der Wichtigkeit des Dienstes an den Menschen; und meine Arbeit zu machen, ohne dabei an Bezahlung zu denken.“

Das lrojekt wird geleitet von der Kambodschanischen Organisation für Forschung, Entwicklung und Bildung (Cambodia Organization for Research, Development and Education — CORDE), die 1994 von der kambodschanischen Bahá’í—Gemeinde mit dem Ziel der Férderung von

Entwicklung im Land gegrijndet wurde. CORDE finanziert auch ein Projekt der

Gemeindeentwicklung in

Battambang, einer Stadt in der

nérdlichen Region von Kambodscha.

Die Geschichte des Bahá‘iGlaubens in Kambodscha geht zurück in die Mitre der 506r Jahre. Dennoch wurde die Bahá’í—Gemeinde, wie andere religidse Gruppen, in den 70er Jahrcn zcrstreut. Sic begann mit dem Wiederaufbau in den 806r jahren in einem Flfichtlingslager in Thailand. Dort kamen Viele Kambodschaner in Kontakt mit Bahá’í—Entwicklungshelfcrn und verbreiteten den Glauben.

Nach einer Schiitzung wurden bis zu 5000 Kambodschaner in den Lagern Bahá’ís, und praktisch alle kamen in den frühen 90€r Jahren zurück nach Kambodscha, so daß es dort heute scheitzungsweise 7000 Bahá’ís gibt.

Wissen statt Dollars

Viele der Bahá’í sind ziemlich arm und der allgemeine Wiederaufbau des Lebens als cine religiöse Minderheit geht weiter. Aus dieser Sicht ist es sogar noch bemerkenswerter, daß so viele Freiwillige für das Alphabetisierungsprojekt gefunden wurden.

Dag Projekt „Hoflhung für das Herz“ hat ca. 8000 US


Dollar vom Biiro fijr soziale und wirtschaftliche Entwicklung der Internationalen Bahá’í—Gemeinde erhalten. Dies war die einzige Geldquel16. Das Geld wurde zuerst dazu verwendct, um wiihrend der Anfangsphase das Einkommen von zwei Sozialarbeitern zu verbessern. Gegenwéirtig Wird jedoch keiner der Projektmitarbeiter bezahlt. Das Geld wurde auch dazu benutzt, um den Druck der Lehrmaterialien zu finanzieren.

In materieller Hinsicht bietct das Projekt den Teilnehmem nur sehr wenig. „Das ist ein weiterer Grund, weshalb das Bahá’í—Alphabetisierungsprojekt anders ist“, sagt Ly Sita, ein Mitglied des nationalen Bahá’í—Alphabetisierungsausschusses. „Wir geben den Leuten nur die Ausbildung. Wir geben ihnen nicht mehr als ein Arbeitsbuch.“ El



ONE COUNTMgs

Vier Freiwi/Iige des A/phabetisierungsprojektes “Hofi‘nung fLir das Herz„: Song Seng, Chheamg Makara, Lunbun Thovem und Rourn Sareth (v./.n.r.).

»Die eigentliche Schwerpunkt des Projektes Iiegt darin, die individuellen Fahigkei ten der Menschen zu stdrken, die Leute zu ermutigen, Gedanken und Gefahle tiefgehender auszudnjcken und analytisches Vorgehen in ihre Denkprozesse einzubringen.SAMMI SW PROJEKTBERATEkIN


[Seite 18]

Auch in Bonn gab es kaum Fortschritte zum Schutz des Weltklimas.

31111k313$110ph611 511111 in 111161 M1111116. Zum 1361511161 E1 Nino, c135 K111113ph11110111611, das 1111 V61g311g611611 13111 1116 Schlagzci1611 11611611561116. 111161‘635311161W6is6 151 E1 N1110 61116 E1‘56116111ung 1161

KSCHLECHTES

LIMA FUR KEIN BESSERES

LIMA Bonner

Nachfolgekonferenz zur Kyoto-Klimakonferenz



1995 fand der Weltklimagipfel in Berlin statt. Die deutsche Bahá’í-Gemeinde wirkte dort aktiv mit durch Informationssténde sowie duch die Veranstaltung von Podiumsdiskussionen. lhr wesentlichster Beitrag war seinerzeit der Hinweis auf die Notwendigkeit einer globalvertréglichen Regierungskunst, einer handlungsfähigen Global Governance , ohne die Probleme von globaler Dimension wie der Schutz des Weltklimas nicht hinreichend steuerbar sind.

SEITE 18

BONN


16121611 zwanzig 131116 — zuvor war 516 1116h1 6211516111. 1331111361 h1113115 13g611 1116

12113111151611 131116 c161 b6k31111t611 Erdg6s1‘11icht6 zwischen 1990 111111 1996. S611 1980 51nd f1111f P1026111 116s arktischen E1565 g651‘11111012611. D1656 B615p1616 Z6ig611, 11313 die W611 6111611 K11111£1WCC1IS€1 6116b1 — 6111611 V1111 M611sch611hand g611136111611. WisS6nsc1131116111611116111611 112113115 1651111161‘611116 K31115110p11611. E1n1g6 d61 b6V61k6ru11g51616h51611 51111116 und Landstriche wic auch 136801)ders 1111611111316 Regioncn 1161 E1116 11611111611 durch C1611 All5116g 1165 M66165 11b6r5611\1/61111111 W61'd611. Alld6r6 bcwohnbare R6g1011611 k611111611 zur W11516 W61d611, W311161111 W16d61 31111616 (16111616 11111 11b61111'a'131g611 RegengiisS611 211 k21mpf611 11511611. All12311gjuni 131111 111 13111111 61116 K011f61'611z 1111161 L6111111g 1161 UNFCCC (U11116d N3110115 F1‘211116w11rk Convention on Climate Changc) 81:111. Sic $011t€ 1116 B6sch11isS6 {651111611 und formutwickeln, 1116 1116

1111116 K111113~K011f6r611z d6r

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V6161111611 N311011611 vom 2.1115 10. D626111b61 1997 1111 japa1115611611 Kyoto 51613131 113116. Z161 W31 CS, 11611 All551013 11111W611g6f311rd611d6r (.1356 61nzu56h11111k611 111111 kontrollierbar zu 1113611611.

F351 10.000 11116165316116 3115 311611 H61‘1611 Liind6r 11:111611 1116 K011161611z in Kyoto bCSUCht — 2.200 D616g16116, 1116hr 315 3.900 Nichtr6g16rungsorgan15311011611 gund 3.700 ]1)ur11;11151611.

P1011111161116$16r 13651161161 111 Kyoto war wohl US—Vizeprisid611t A1 G1116. Er 1121111 1111

611 ESChCidCIldCIl M111116nt, 315' SiCh 31121126161111611 116g311n, wie„

schwierig 63 86111 w111116, 61n6 K11111p111111113 zu 111111611. Begon d615 1116 USA Z6igt6n sich V6 516111 111 111161 Position. G 6 sprach 56111611 1111b611gsan1‘6’11

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All1 E11d6 53151611 3116 L311d6r zu, 6116 Sdmdstoffhusstéfilic bis 5102116516115 2010 W6111g516115 um 5 P1026111 1111161 11611 L6V61 von 1990 Z11 5611k611.

Was sind die Beschliisse von Kyoto wert?

D0611 111111 1111113 51611 Z61gen, was 1135 Erg6bnis wirki 11611 W611 151. Nicht 11111, (131.1 1116 B686h111§56 V1111 Kyoto 110611 durch 1116 611126111611 L511d61 131111z1611 W6rd611 1111155611. Hinzu k01111111 c116 Scl1w1611g11611, dafi 1161 1161 K01116161lz v01 3116111 U111W61t11111118t61', All[561111111115161 und 1161611 HleCI‘

, 1111111161




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zugcgcn w31'611. Z11l13usc 31161 V’Vfllttt 61116 5131116 W11‘ts1‘h3113lobby 2111111116 H61111k611161'. 111$1165111111616 11611 USA.];1p;111 und Deutschland 1115111116 c165halb d16 Umsetzung d61 Kyoto—Beschlfisse SChVVClfa11611. '

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111111 11 16 S1C11 V6156 wirksan1wiri1d , 131 _ Tag6 1131‘11 5611161R311fizi6ru11g 61111611 mindestens 55V6111ags1331161611. En«156111‘1d6n11. dab61 151, d513 1111111 1116'1111111511‘113‘111151C161 1111121611611. , L Hafiibtinhah dg;


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ons Z6rtif1k31611. An 111656111 K01126111wur116 in den vergan11611611 Wochen und~Moyn316n V161 1111111; lam. E111 B615p161 11mg 11165 V61‘d6111116h6n. RuB1311d 9011 173111 116111 Kyoto—Pro10111111 56111611 51‘11311911111‘gz1sAusstoB bis 2012 513111115161611.

Nun 116g611 1111131311115 Emissioncn 2111' Z611 11111 25 P1026111 1111161 116111 111111 2116167 5131111611611 N1V6311. D33 L31111 116111116 3150 V161 1116111 5611311510116 111 1116 L1111 111111111611 111111 211116111 1111g611111216 K311321111 1611 311 31111616 L11111161‘ V61k311v 1611 — 611611 113x 151 1135 [(011ch1 1165 13111185101181131111615.

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D16 1111116 K111113—K0111‘616112 1161 N311m1611 116g1 6111 111111165 13111" 21111111, 1116 v16116 fblgt 111 61116111 1111117C11J21111‘.1)1C‘ Erg611111556 g6b611 21111111111651 All1313 Z11 CtVVLIS Hoffnung 7 VVtlll] 1116 Natur 6111611 511 1311gcn A16111 1131. 1:1

Rowen B11.1/II'I'—Ela/Ii





[Seite 19]ANGST

OR DER,. REATIVITAT RWINDEN...

Erziehung zur Selbstcindigkeit

fiBE

Der P(jdagoge und Kreativitdtsforscher Frederick M ayer verbf fent/ichte vor kurzem sein Werk »Der Wert jedes Menschen ist unermefilichm ONE COUNTRY nahm dies zum Anlaji, ein Gesprcich mit ihm (Jber die Zukunft der Poidagogik und der Kreativitdt zu f(jhren.

ONE COUNTRY: \X/;1\’ macht nus Ihrcr Sicht dic Krisc der gcgcnwiirtigcn Erzichung und Bildung nus?

FREDERICK MAYER: Es wird \icl zu \Vcnig gcmn. um dax Schiipfcrisclu im Mcnschen ZLI flirdern In dcn USA hnbc ich crlcbt. \\ik dic F(Slderung dcx Schiiptcrixclmn durch ()bcrflichlichkeit. Materialismus und immcr griilicr \urdcndc chenslitzc zwischcu Arm und Rcich vcrhindert wird. In Europa <ind ex ()tETradition und litimkmtic. die Kreativitlit unméiglith 111.1Chen.

ONE COUNTRY: W0 müßten Rc‘finmcn ansctzcn?

FREDERICK MAYER: In den Kbpfcn der Miichtigen. Sic müßten \ich iibcr die licdcutung der Krcativitiit im Zeitalter der Komplcxitlit hewuBt wcrdL‘IL Einc (?cscllxyhdfi ist hcutc nitllt mchr iibcllchensEihig. wcnn sie ihrc Mitglic der in «LB Korsctt dcs LllHLlb Stiindigcn Dcnkcns steckt. Miichtigcn 111iBt1‘au Doch dic 011 much 21] oft kreativcn Menschen, wcil diesc grundlcgcnde Innovationcn \rcrlungcn und Visioncn cntwickcln, die um Bcstchendcn riittclu

ONE C OUNTRY: \X/ic drückt sich dicscs Mißtmucn bczielumgmcise disses altc Donkcn im liildungssystcm nus?

FREDERICK MAYER: Lchrer wcrdcn 110(1) immcr vormm gig zu Dicncrn dcs Staatcs und dcsscn ubstraktcn Bildungszici lcn ausgcbildct unstutt zu Dicncrn derjungcn Mcnschen. Unscr Bildungssystcm tbrdert und fiildert dic Tcilung dcx \X/isscns in FLichcr. die TcilungY der Perspektivc in Lclnpliinc. dicTcilung der Sclmler in Kivnlcn. Flir dic Bcgcistcrung für die cigencn Schüler und ihrc gnllzhcithchcm \iclfiiltigcn und ticfi‘n Potentials blcibt (Ll kaum 110d] Rnum. [ch lube Viele Lchrcr kcnntngclcrnt, die mit intcnsivcr Begeistcrung angefangcn habcn und 1nd] einiger Zcit immcr zynixnhcr wurden.

ONE COUNTRY: Wic kalm diese ursprüngliche Bcgcixtw rung wieder gcweckr wcrdcn?

FREDERICK MAYER: Ex gcht um nichtx gcringcrcx ulx um Cin gefindcltcs Mcnxvhcnbild. mehr novh. um cin gciinderth Mcnxchheitsbild.

l)ic \mnchmxtc Antgabc cincx Lclucrs oder Dozcntcn

ist nicht dithlmittIng \‘011

Wisscn, sondern dns chkcn von Ncugicr und Vcrunt\\'0rtungsgcfii111, von gcistigcn und lmndwcrklichen Fcrtigkeiten sowic V011 Koopcrationsfihigkeit. Mir dicxcn Fiihigkeitcn und Haltungcn der Sclbstiindigkeit und (§emeinschnftsffilfigkeit wird cin lebcnslnngcr Lerm willc grundgclcgt. die tauxcndmal \xcrtvollcr ist als jw dcs hcrzlosc Wisscn. Nur fiinc dcmrt gnnzhcitlichc Sicht wird uns wcitcrbringcn. Gleichzcitig muß Bildung auf Aufgubcn gcrichtct scin. Lmd dic‘sc bcdiirfbn hcutc der globalcn l)i111cnxi01L \\c11n wir wcitcrhin iibcrlcbcn wollcn. CH1. der Schutz dcs Lcbensrnumx. dic Errichtung dcx Weltfi'icdcns. die chrwindung der Extreme \‘011 Annut und Reiclmlm und so wcitcr. ONE COUNTRY: Dag klingt fast nach rcligiiisen Ziclcn FREDERICK MAYER: Wil bmuchen in der Tat cin cinsclmcidcndcx Umdcnkcn. um einc ncuc \X/clt zu schuffl‘n tinc Welt der Harmonic Lmd der Vcrstlindigung Hicr knnn die intornationnlc Bahá’í—(kmcinsdmfi limlicrdicnxtc Icixtcn. dcnn sie ist eine permuncntc Hofflmng für eine \L‘l]($pfl‘1‘ixtht Mcnxchhcit Lmd cinc <(lliipfb1‘istht ZleLlllfi'. E]


ONE COUNTRY


INTERVIEW

Frederick Mayer ist ein international

1/98


anerkannter Kreativitétsexperte. Die Zeitschrift »Libera| aktuel|<< bezeich nete ihn als »den

Kreativitéts—Papst«. E Autor von über 20 BU Mitglied des Austrian Chapters des Club of und Fellow der Royal

r ist chem,

Rome

Society of Arts in London.

SEITE 19


[Seite 20]ONE COUNTRY 1/98

PRDAGOGIK ALS WERTEARBEIT Fbrderung

von Selbstwertgefühl und Erkenntnis der eigenen Kreativita't a/s höchste Erziehungsziele REZENSION



Frederick Mayer

Der Wert jedes Menschen ist unermeBlich Die neue Erziehung zur Erschließung der Edelsteine in jedem Menschen

1. Auflage. 1998. 128 Seiten. Horizonte Verlag, Stuttgart. Broschur DM 20,


SEITE 20


ic- Vielleicht wichtigstc

Wertsetzung dos 20.

jahrhunderts war: >>Die WUIdt des Menschen ist unantastbar.« Der liidagogc und Kreativitiitsfbrschcr Frcderick Mayer nimmt schon 111it dem Titel seincs ncuen Buches eine neut Wertsetzung fiir die Piidagogik des 21 .jahrhunderts vor: >>Der Wertjcdes Menschen ist uncrchliclL<< Was macht den Unterschicd dieser Ansiitze nus?

In der Aussagc von der unantastbaren Menschenwfirdc steckt vor allem Defensive: Die Menschenwijrde ist bcdroht. die formulierte Wertsctzung ihrer Unantastbarkeit 5011 sie schiitzcn helfen. Der Mensch hat Angst vor sich selbst und/oder seinesgleichen und vcrsucht die Angst zu banncn durch eine Beschwdrungsfbrmcl. Doch die Wiirdc dcs Menschen wurdc in diescm Jahrhundert kaum wenigcr zmgctastct uls in vorherigcn, nur anders, tcils cffizicntcr, toils subtiler. Die Geschichtc lchrtc uns somit zluch im 21). jahrhundert:

Bcscllwbrungsformeln, und scicn sie lloch so gut gemcint, bcsicgcn nicht die Angst und nicht die Gründc der Angst.

Aufdic Erzichung v01} der Vorschulzcit bis zu dcn Univcrsitiitcn iibcrtmgcn bcdcutct dics:chn wir dcn Menschen nls 1111 Grundc schlccht betluchtcn. wird cr mchr ()der minder Vie] \‘011 dem kultivicrcn, was wir bcfiirchtcn. Es

spielt dabei eine untergeordnctc R0116, 0b wir ihn autoritrir Oder laissez—faire erziehcn.

Der entscheidende Unterschied findet auf einer anderen Ebene statt, auf der Ebene dc‘s Menschenbildes. Dies deutlich gemacht zu haben, ist das Verdienst von Frederick Mayer.

Der leider Vie] zu wenig bckanntc dcutsche Philosoph Hans Vaihingcr mcintc zurccht, :m konstruktivc Méglichkeitcn nicht zu g1aubcn,sei schlicht Dunlmhcit. Dcnn wcnn ich eine konstruktivc M(ighchkeit ausschlich, nehmc ich mcinc KOHZL‘IIU‘JUOII

»Wahrheit ohne Menschlichkeit weicht den Grundfmgen aus.

Wissen ohne Mit/eid ist nicht mehr als eine

Eite/keitsUbung.

Herzensweisheit ist Fundament und Ziel jeder Erziehung.FREDERICK MAYER

v01) der M&Sglichkeit wcg sic möglich zu muchen. [ch rcduziere damit aktiv die Chance, verborgenc Flihigkeitcn in mir und in andercn zu entdckken und zu flirdern. An dic Stelle von Chancel1\\ahr110hmung treten unbewußtc Bilder der Angst.

Dies gilt nirgcnds so schr \\ic in der Erzithung. Wenn wir Menschen als arm. ungea bildct, untalcntiert, unzivilisicrt, als homo ludens Einstufcn, bcrauben wir sie der Chance. ihre Kreativitfit und

Frederick Mayer DER WERT

EDESMENSCHEN P] _

UNERMESSLICH

ch nsuc [jrzulmngV zur Erschllclmng der Edclxmm nucdcm Mrmrhcu


—l

Menschlichkeit zu entfilltcn.

Frederick Mayer weist als Ausweg ein anderc‘s Menschenbild: Wenn wir jedem Menschen 315 6111 >>Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert<< ansehen, Wis 65 Bahá’u’lláh fbrmulierts, damn gehen wir Mangclsituationcn weniger durch dercn Bckiimpfimg an und mehr durch aktive F(irderung von uncntdeckten und unentwikkeltcn lotentinlcn. Mayers Buch ist voll V01] Beispielen. wic durch diesel] Zugang aus nrmen Menschen unerwartet krcative Selbstiindige werden. nus >>Outl;1\\s« unenvartet sozinlc Menschen, nus >>Dummenu bcmcrkcnswert Intelligcntc und nus rücksichtsloscn Egoistcn >>Entdeckcru V011 \X/crtcn wic (Eiitc und Herzcnmvcislwit.

Lassen wir uns uuf diesc gcistigc Abcntcucrrcisc cin, so wcrdcn wir in der Tat nnderc Kindergiirtcn, Schulcn und Universitiitcn konzipiercn und die schiinstc Bercichcrung 1111 mcnschlichen chen in (161' Fbrderung und Entwicklung unsercr Mitmcnschen crkcn 11011. El