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BAHÁ’Í-TEXTE August 1945.
Dies ist ein neuer Zyklus menschlicher Macht. Alle Horizonte der Welt sind erleuchtet, und die Welt wird in der Tat ein Garten und Paradies werden. Es ist die Stunde der Vereinigung unter den Menschen und des Zusammenwirkens aller Rassen und Klassen. (‘Abdu’l-Bahá)
NEUE ZEIT
Wir leben in einem Zeitalter grösster Umwälzungen. Vielen erscheint die Welt in ein grosses Chaos umgewandelt, aus dem sie keinen Ausweg finden. Und doch ist es eine Zeit des Aufbaus, ein Neugestalten aller wahren menschlichen und kulturellen Werte, nachdem die alten mehr und mehr an Kraft verloren haben. Wir stehen an einer Wende menschlicher Geistesgeschichte, so unabsehbar gross in ihren Auswirkungen, wie keine zuvor in den Jahrtausenden, die wir in die Vergangenheit zurückzuschauen vermögen. Solche Zeitalter der Neugestaltung sind immer Zeiten schwerster Erschütterung und schmerzlich für den einzelnen wie die Gesamtheit, bis sich das Bewusstsein für die Wende Bahn bricht und sie mit ganzem Bemühen darnach trachten, die neuen Ziele zu erkennen und sich in die veränderte Richtung einzufügen. Denn es sind grosse, ewige Gesetze, die die Entwickelung der menschlichen Gesellschaft und des menschlichen Geistes lenken, so, wie die Natur durch ein grossen, ewiges Gesetz gelenkt und beherrscht wird. In unserer Vernunft und Erkenntnis sind uns Voraussetzungen gegeben, um selber tatkräftig zum eigenen und allgemeinen Wohl an der Gestaltung mitzuhelfen. Ziel und Weg dabei zu weisen aber ist Aufgabe der Religionen. Für die heutige Zeit gibt uns der Bahá’í-Glaube, die universalte Religion Bahá’u’lláh’s, das erforderliche Rüstzeug und Verständnis. Sie hilft jedem zur Erkenntnis der einen echten Grundwahrheit, die in allem Wissen und Glauben verborgen ist, streben doch letzten Endes alle zur Erkenntnis der Wahrheit und Wahrheit kann es nur eine geben. Formen und Ausdruck sind verschieden, je nachdem, wie sie sich aus Zeit, Verständnis und Sitten ergeben haben mögen. Heute ist die Zeit, die trübenden Schleier fortzuwerfen und sich über das Trennende hinweg im Gemeinsamen zu finden. „Die Bahá’í-Botschaft ist ein Ruf zur religiösen Einheit”, sagt ‘Abdu’l-Bahá, der Sohn und Nachfolger Bahá’u’lláh’s, „nicht eine Einladung zu einer neuen Religion, nicht ein neuer Weg zur Unsterblichkeit – da sei Gott vor! Sie ist der alte Weg, der von den Trümmern der menschlichen Einbildung und des Aberglaubens, von den Trümmern des Widerspruches und des Missverständnisses befreit und wieder zu einem deutlichen Pfad für den aufrichtigen Sucher gemacht worden ist, sodass er ihn mit Gewissheit betreten und finden möge, dass das Wort Gottes nur ein Wort ist, obgleich der Sprecher viele waren.” Religiöse, nationale, rassische und soziale Vorurteile müssen notwendigerweise in unserem Zeitalter des Weltverkehrs, der Weltzivilisation und der Weltwirtschaft, in dem ein Rad in das andere greift und einer auf den anderen angewiesen ist, zu Zusammenbruch und Chaos führen. Sie durch die innere Lösung und in der Tat zu überwinden, ehe es zu spät sein möchte, ist vornehmstes Ziel des Bahá’í- Glaubens und unser Helfer dabei die lebendige Kraft, die aus den Worten Bahá’u’lláh’s und ‘Abdu’l-Bahá’s spricht.
Dr. H. Gr.
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Grundprinzipien des Bahá’í-Glaubens.
1. Selbständiges Suchen nach Wahrheit, frei von irgendwelchen Vorurteilen.
2. Die Einheit der Menschheit ist anzuerkennen. Alle Menschen sind „Blätter EINES Baumes und Blüten EINES Gartens”.
3. Religion muss eine Quelle der Liebe und Freundschaft sein, sonst ist sie keine wahre Religion.
4. Alle wahren Religionen stimmen in ihren Grundlehren überein.
5. Zwischen wahrer Religion und wahrer Wissenschaft darf kein Gegensatz bestehen.
6. Universaler Frieden: ein universaler Völkerbund, ein universales Schiedsgericht, ein universales Parlament.
7. Einführung einer Welteinheitssprache und einer Welteinheitsschrift, die in allen Schulen der Welt neben der Muttersprache zu lehren sind.
8. Allgemeine Erziehungspflicht, besonders für die Mädchen, die die Mütter und ersten Erzieher der kommenden Generation sind.
9. Gleiche Entfaltungsmöglichkeiten und Rechte für beide Geschlechter.
10. Allgemeine Arbeitspflicht. Arbeit im Geiste des Dienens ist Gottesdienst.
11. Beseitigung der krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich und Fürsorge für die Bedürftigen.
12. Erkenntnis der Einheit Gottes und des göttlichen Entwicklungsprinzips in der Menschheit.
Diese Prinzipien wurde von Bahá’u’lláh bereits vor mehr als siebzig Jahren ausgesprochen.
Wir haben euch befohlen, eure Seelen von der Liebe und dem Hass gegenüber dem, was auf Erden ist, zu reinigen, damit euch nichts von einer Seite abbringen möge, um euch zu einer anderen Seite hinzuziehen, und dies ist einer der wichtigsten Ratschläge für euch in dem offenkundigen Buche. Wer sich dem einen oder anderen hingibt, kann die Sache nicht so, wie sie ist, erfassen.
(Bahá’u’lláh, Súratu’l-Haikal)
Hütet euch vor Vorurteilen! Das Licht ist gut, in welcher Lampe es immer brennt. Die Rode ist schön, in welchem Garten sie auch blüht. Ein Stern strahlt mit dem gleichen Glanze, ob er aus Osten oder Westen scheint. Es sind dies die Tage des Glaubens und der Tat, nicht die des Predigens und des Lippendienstes. Lasst uns aus dem Schlaf der Nachlässigkeit erwachen und erkennen, welch grosses Fest für uns gerüstet ist, indem wir uns erst selbst daran erquicken und dann den anderen davon geben, die nach dem Wasser der Erkenntnis dürstet und nach dem Brot des Lebens hungert.
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Das Licht der Erkenntnis ist erschienen, vor welchem die Finsternis des Aberglaubens und der Einbildungen zunichte wird.
(‘Abdu’l-Bahá)
Wir wünschen nur das Wohl der Welt und die Glückseligkeit der Nationen. Dennoch werden wir als Unruhestifter und Empörer angesehen, die Freiheitsstrafe und Exil verdienen. Dass alle Völker eines Glaubens und alle Menschen Brüder seien, dass die Bande der Zuneigung und Eintracht unter ihnen gefestigt werden, dass die Verschiedenheiten der Religionen aufhören und die Rassenunterschiede überwunden werden … was ist Gefährliches daran? Und doch wird es geschehen: diese fruchtlosen Kämpfe, diese verderblichen Kriege werden aufhören, und der „Grösste Friede” wird erscheinen – hat Christus dies nicht auch verheissen? Dennoch sehen wir, wie eure Könige und Herrscher ihre Schätze mit der grössten Freigebigkeit für die Anschaffung von Zerstörungsmitteln für die menschliche Rasse vergeuden, statt dass sie sie für das verwenden, was zum Glück der Menschheit führen wird. Diese Uneinigkeit, diese Kämpfe und dieses Blutvergiessen müssen aufhören und alle Menschen zu einer Gemeinschaft und Familie werden. Es rühme sich keiner, weil er sein Vaterland liebt, er rühme sich vielmehr dessen, dass er in seine Liebe die gesamte Menschheit einschliesst.
(Bahá’u’lláh zu Prof. Ed. Browne, ‘Akká, Frühjahr 1890)
Die wahre Zivilisation wird ihr Banner inmitten der Welt erheben, wenn einige edle Herrscher mit hohem Ergeiz, glich Sonnen am Himmel der menschlichen Begeisterung leuchtend, zum Besten der ganzen menschlichen Art Schritte ergreifen und mit fester Entschlossenheit und geistiger Tatkraft eine der allgemeinen Weltfriedensfrage gewidmete Versammlung berufen, wenn sie unter Ausnützung aller Möglichkeiten zur Verwirklichung ihrer Ideale, eine Einheit unter den Staaten der Welt schaffen und ein endgültiger Vertrag und ein starkes Bündnis unter ihnen zu Bedingungen folgt, die kein Ausbrechen mehr möglich sein lassen. Sobald das ganze Menschengeschlecht einmal durch seine Vertreter beteiligt und zur Ratifizierung dieses Vertrages eingeladen sein wird, der in der Tat ein universaler Friedensvertrag sein und von allen Völkern der Erde heilig geachtet werden muss, wird es die Pflicht der vereinigten Herrscher der Welt sein, darüber zu wachen, dass dieser grosse Vertrag Kraft und Dauer gewinne. Es müssen in diesem universalen Vertrag Ausdehnungen und Grenzen jedes Staates und Bräuche und Gesetze aller Regierungen niedergelegt werden. Alle Uebereinkünfte, Staatsangelegenheiten und Beschlüsse zwischen verschiedenen Regierungen müssen in ordnungsmässiger Form vorgelegt und behandelt werden. Ebenso muss für jede Regierung der Umfang der Rüstung vereinbart werden, denn es würde für andere Staaten eine Quelle der Beunruhigung sein, wenn sich in irgend einem Staate wachsende Kriegsvorbereitungen zeigen würden. Die Grundlage dieses machtvollen Bündnisses soll so gefestigt sein, dass sich im Falle der Verletzung irgend eines ihrer Paragraphen durch einen Staat die übrigen Nationen der Welt erheben und ihn wieder zum Gehorsam zwingen. In der Tat, die ganze Menschheit muss ihre Kräfte so vereinen, dass sie die betreffende Regierung zum Sturze bringt.
(‘Abdu’l-Bahá, The Mysterious Forces of Civilization)
In jedes Herz sollte Einigkeit ausstrahlen, so dass das Licht der einen göttlichen Quelle aus allen hell und klar hervorleuchten möge. Wir müssen nicht nur die gesonderten Wogen, sondern das ganze Meer betrachten. Wir sollten uns vom Einzelnen zum Ganzen erheben. Der Geist ist wie ein grosser Ozean und seine Wogen sind die menschlichen Seelen …
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Nur indem wir uns im Geistigen ebenso vervollkommnen wie im Materiellen können wir wirklichen Fortschritt machen und vollkommene Wesen werden. Alle grossen Lehrer erschienen, um der Welt dieses geistige Leben und Licht zu bringen … Um dieses Licht zu offenbaren, wurde Bahá’u’lláh in die Welt geboren. Er lehrte die Menschen ewige Wahrheit …
(‘Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris)
Die Religion betrifft alle Fragen des Herzens, des Geistes und der Gesittung. Die Politik befasst sich mit den materiellen Dingen des Lebens. Religiöse Lehrer sollten sich nicht in das Gebiet der Politik eindrängen, sie sollten sich mit der geistigen Erziehung des Volkes befassen. Sie sollten den Menschen jederzeit guten Rat geben und dabei versuchen, Gott und der Menschheit zu dienen. Sie sollten sich bemühen, geistiges Streben zu wecken und darnach trachten, das Begreifen und Wissen der Menschen zu erweitern, die Gesittung zu heben und die Gerechtigkeitsliebe zu mehren. Dies entspricht der Lehre Bahá’u’lláh’s, wie es auch im Evangelium heisst: „Gib dem Kaiser, was des Kaisers und Gott was Gottes ist”.
(‘Abdu’l-Bahá, Ansprachen in Paris)
Den Bahá’í wurde von Bahá’u’lláh eingeschärft und zur Pflicht gemacht, sich nicht mit Politik zu befassen, die zu Schwierigkeit und Aufruhr führt. Sie dürfen nichts mit Aufwiegelung und Empörung zu tun haben und sollten sich nur für edle Politik interessieren.
(‘Abdu’l-Bahá zu Dr. Guy, Boston, 1912)
‘Abdu’l-Bahá zu einer Armenierin Februar 1910: O meine armenische Schwester: in einem grossen nationalen Unglück, in der Heimsuchung eines ganzen Volkes, darf sich der Einzelne nicht egoistisch mit seiner Familie flüchten und irgendwo in Sicherheit den geretteten Reichtum in Selbstgenügsamkeit verzehren. Schon das weltlich Sprichwort sagt: „Wenn der Himmel einstürzt, fallen auch die Spatzen von den Dächern.” Die Familiengemeinschaft soll zur Volksgemeinschaft leiten, die zur Menschheitssolidarität führt. Dein Leid ist mein Leid, deine Freude sei meine Freude. Einheit im Glück, Einheit im Unglück. Aus der Einheit kommt die Einigkeit und aus ihr der allgemeine Friede. Mirzá ‘Ali kam zu mir und klagte: Wer wird mir helfen? Wer wird mich trösten? Was wird mir Kraft geben? Wer wird mich aus der Not, die mich herniederdrückt, erretten? Ich aber nahm seine beiden Hände in die meinen und schaute ihm in die Augen und fragte ihn: O mein Bruder, wer hat dir bis jetzt geholfen? Wer hat dich bis auf diesen Tag erhalten? Wer hat dir bis jetzt die Kraft verliehen? – Er schwieg, und wir knieten nieder und dankten Gott für den Kelch des Leidens und befahlen uns Ihm und Seiner ewigen Gnade. Es wurde Licht um uns, und es wurde Tag, und wie der Tag kam, kam auch die Kraft – und die Kraft Gottes wuchs und zerteilte die Wolken, und die Sonne der Befreiung trat hervor. Und nun zu Ali: Geh hin nach Teheran. Dort lebt und wirkt er in Frieden und Segen. Seine Fragen sind für immer erwidert.
(‘Abdu’l-Bahá zu Miss Stevens 21.3.1910)
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Die Seele des Menschen sollte glücklich sein, gleichgültig, wo er sich befindet. Man muss zu einem solchen Zustand innerer Glückseligkeit und inneren Friedens gelangen, dass äussere Umstände die geistige Gemütsruhe und Freudigkeit nicht zu berühren vermögen.
(‘Abdu’l-Bahá)
Die Gefährten Gottes sind an diesem Tag der Sauerteig, der die Völker der Welt durchsäuern muss. Sie müssen einen derartigen Grad von Vertrauenswürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Standhaftigkeit, derartige Taten und Charakter zeigen, dass alle Menschen aus ihrem Beispiel Nützen ziehen. Sollte ein Mensch sich ganz allein im Namen Bahá’s erheben und sich in die Rüstung Seiner Liebe kleiden, so wird ihn der Allmächtige siegreich machen, wenn sich ihm auch die Kräfte von Erde und Himmel entgegenstellen …Bei Gott, neben dem kein anderer Gott ist! Sollte jemand für den Sieg unserer Sache aufstehen, wird Gott ihn siegen lassen, ob auch zehntausende von Feinden gegen ihn verbündet wären. Und wenn dessen Liebe zu Mir noch weiter zunimmt, wird Gott seine Ueberlegenheit über alle Gewalten der Erde und des Himmels gründen.
(Bahá’u’lláh)
O ihr Menschenkinder, die Grundabsicht, die den Gottesglauben und Seine Religion beseelt, ist, das wohl des Menschengeschlechtes zu schützen und seine Einheit zu fördern … Dies ist der gerade Weg, die festgesetzte und unbewegliche Grundlage. Was auch immer auf dieser Grundlage errichtet ist, dessen Stärke kann Wechsel und Wandel der Welt nie beeinträchtigen, noch wird der Umschwung unzähliger Jahrhunderte dessen Bau untergraben.
(Bahá’u’lláh)
Der schlimmste Sorgengeist ist die Angst vor der Zukunft. Zugleich ist diese Angst vor der Zukunft eine kleingläubige Absage von Gott, dem Herrn der Welt! Waren wir nicht gestern und ehegestern in Seiner sicheren Hut, sind wir nicht heute in Seiner treuen Hand? Werden wir nicht morgen und übermorgen und über alle Zeit hinaus in Seinem barmherzigen Schoße ruhen?
(‘Abdu’l-Bahá zu Miss Stevens, Haifa 1910)
Die hohe Pflicht des Menschen an diesem Tage ist, zu erreichen, an dem Strom der Gnade teilzunehmen, den Gott für ihn ergießt.
(Bahá’u’lláh)
Zusammenstellung: Dr. Hermann Grossmann, Neckargemünd, Vervielfältigung: Adolf Lorey, Kreidach/Odw., Kr. Bergstrasse.