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BAHÁ’Í – STUDIENTEXTE
 
 
MUHAMMED 
 
Ausgewählte Texte 
von 
BAHÁ'U'LLÁH 
.ABDU'L-BAHÁ 
SHOGHI EFFENDI 
 
 
Ausschuss für Studienmaterial 
Des Nationalen Geistigen Rates der Bahá'í 
in Deutschland und Oesterreich. 
Nicht vom NGR überprüfte Notabschrift Neckargemünd 1948
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(Die Bahá'í) müssen darnach streben, aus autoritativen und unparteiischen Quellen eine gründliche Kenntnis der Geschichte und Lehren des Islám zu erhalten, der der Ursprung und Hintergrund ihres Glaubens ist. Sie müssen sich mit Ehrerbietung und einem von vorgefassten Meinungen geläuterten Geist dem Studium des Qur’án widmen, der ausser den heiligen Schriften der Bábi- und Bahá'í-Offenbarung das einzige Buch darstellt, das als unbedingt beglaubigter Bewahrer des Wortes Gottes angesehen werden kann.
(Shoghi Effendi in „The Advent of Divine Justice, S. 41)
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UEBERSICHT
Bahá'u'lláh's Zeugnis für Muhammed Seite 1 Christi Wiederkehr in Muhammed Seite 1-3 Die Zeichen der Zeit für das Kommen Muhammeds Seite 3-7 Muhammed von Seinen Zeitgenossen verleumdet Seite 7-8 Verfolgungen Seite 8-10 Die Qiblih Seite 10-12 Der Qur’án Seite 12-15 Muhammeds Stellung zu den Christen und Juden Seite 15-17 Der grosse Aufstieg und das Abendland Seite 18-24 Der Islám als Schöpfer nationaler Einheit Seite 24-25 Der Streit um die Nachfolge und der Niedergang des Islám Seite 25-29 Ein berichtigtes Bild Seite 29-34
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Quellennachweis:
1) Gleanings from the Writings of Bahá'u'lláh XLVII
2) Gleanings XXII
3) Gleanings XIII
4) Bahá'u'lláh, Kitáb-i-Iqán, NY 1931, S. 24 ff.
5) Iqán S. 80 f.
6) Iqán S. 65
7) Iqán S. 108 f.
8) Gleanings XXXV
9) Gleanings XXXIII
10) Iqán S. 217 f.
11) .Abdu’l-Bahá, Mysterious Forces of Civilization S. 33 f.
12) Iqán S. 49 ff.
13) Iqán S. 200 ff.
14) .Abdu’l-Bahá, Anspr. i. Paris, Kap. 13
15) .Abdu'l-Bahá, Beantw. Fragen, Kap. VII
16) MFC S. 97 ff.
17) Shoghi Effendi, The Promised Day is Come S. 124 f.
18) BF Kap. VII
19) Shoghi Effendi, World Order of Bahá'u'lláh, S. 20
20) WOB S. 178
21) WOB S. 172
22) Gleanings XXVIII
23) WOB S. 170
24) BF Kap. VII
25) MFC S. 50 f.
26) MFC S. 61
27) BF Kap. VII.
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MUHAMMED
 
Bahá'u'lláh's Zeugnis für Muhammed. 
Wenn ihr Muhammed, den Apostel Gottes, zu erschlagen wünschet, so nehmet Mich und setzet Meinem Leben ein Ende, denn Ich bin Er und Mein Ich ist das Seine. Verfahret mit Mir, wie euch beliebt, denn Meines Herzens tiefstes Sehen geht darnach, im Reich der Herrlichkeit vor Den zu kommen, dem Meine beste Liebe gilt. 1)
 
Christi Wiederkehr in Muhammed. 
Muhammed, der Punkt des Qur'án, offenbarte: „Ich bin alle Propheten“. Und ebenso: „Ich bin der erste Adam, Noah, Moses und Jesus“. 2)
Denen, die begreifen können, ist klar und offenkundig, dass Sich Jesus, der Offenbarer der ungeschauten Schönheit, da das Feuer Seiner Liebe die Schleier jüdischer Beengung tilgte und sich Seine Geltung zu zeigen und durchzusetzen begann, in einer Rede an Seine Jünger auf Sein Hinscheiden bezog und, da Er in ihren Herzen den Brand der Verlassenheit hervorrief, sprach: „Ich gehe hinweg und werde wieder zu euch kommen“ … Jeder klarsehende Beobachter wird erkennen, dass in der Sendung des Qur'án sowohl das Buch als auch die Sache Jesu bestätigt wurden. Bezüglich der Frage der Namen erklärte Muhammed Selber: „Ich bin Jesus“. Er erkannte die Zeichen, Weissagungen und Worte Jesu an und bezeugte, dass sie alle aus Gott waren. In diesem Sinne haben sich weder Jesu Person
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noch Seine Schriften von derjenigen Muhammeds und Seinem heiligen Buche unterschieden, haben doch beide für die Sache Gottes gekämpft, Sein Lob geäussert und Seine Gebote offenbart. So kommt es, dass Christus Selbst erklärt: „Ich gehe hinweg und werde wieder zu euch kommen“. Als das Ungeschaute, Ewige, Göttliche die Sonne Muhammeds am Horizont des Wissens aufgehen hiess, war unter den von den jüdischen Theologen erhobenen Einwendungen die, dass Gott nach Moses keinen weiteren Propheten sende würde. Fürwahr, die Schriften erwähnen eine Seele, die kund werden müsse und den Glauben vorantragen und die Belange des Volkes Mose fordern würde, sodass das Gesetz der Sendung Mose die gesamte Erde umfasse. Daher hat der König ewiger Herrlichkeit in Seinem Buche (dem Qur'án) auf die von jenen Wanderern im Tal der Ferne und des Irrtums gemachten Aeusserungen mit folgendem Wort Bezug genommen. „Die Juden sagen, dass Gottes Hand gefesselt sei. Gefesselt seien ihre eigenen Hände! Und um ihrer Worte willen wurden sie verflucht. Nein, ausgestreckt sind Seine beiden Hände!“ „Gottes Hand ist mächtiger als ihre Hände.“ Obgleich die Qur'án-Auslegung die Begleitumstände der Offenbarung dieses Verses auf mannigfache Weise in Beziehung setzt, so solltest du doch seinen Sinn zu erfassen trachten. Er sagte: Wie falsch ist das, was sich die Juden eingebildet! Wie kann die Hand von Ihm, Der in Wahrheit König ist, Der das Antlitz Mose offenbar werden liess – wie kann eine solche Hand in Ketten gechla-
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gen und gebunden sein? Wie kann von Ihm geglaubt werden, dass Er nicht die Macht besässe, einen weiteren Boten nach Mose zu erwecken? Seht die Sinnlosigkeit ihrer Reden, wie weit sie vom Pfad des Wissens und Begreifens abgeirrt sind! Schaut, wie alle diese Menschen sich auch heute mit so törichten Ungereimtheiten befassen. Denn mehr als tausend Jahre lang sagen sie diesen Vers her und haben sie, unbewusst ihr Urteil gegen die Juden sprechend, nicht im Leisesten gemerkt, wie sie doch selber offen und verborgen den Empfindungen und dem Glauben des jüdischen Volkes Ausdruck geben! Sicher weisst du um ihren müssigen Streit, dass alle Offenbarung nun zu Ende und die Tore Göttlicher Gnade zugeschlagen seien, dass sie niemals mehr die Sonne vom Osten ewiger Heiligkeit erheben, auf immer das Meer unendlicher Gaben ruhen und aus dem Heiligtum urewiger Herrlichkeit kein Bote Gottes künftig mehr verkündet werde. Das ist das Mass und das Verständnis dieser beschränkten, jämmerlichen Menschen. Sie haben sich eingebildet, dass der Fluss von Gottes allumfassender Gnade und Seines reichen Erbarmens, dessen Ende kein Geist ersinnen kann, versiegt. ist. 3)
 
Das Zeichen der Zeit für das Kommen Muhammeds. 
Das erste Evangelium berichtet nach Matthäus, das Jesus, als sie Ihn über die Zeichen Seines Kommens fragten, zu ihnen sprach: „Unmittelbar nach der Bedrückung jener Tag wird die Sonne verfinstert werden und der Mond nicht mehr sein Licht hergeben, und die Sterne werden vom Himmel herabfallen und die Mächte der Erde erschüttert werden: dann
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soll das Zeichen des Menschensohnes im Himmel erscheinen, und alsdann werden alle Stämme der Erde in Trauer sein, und sie werden den Menschensohn in den Wolken des Himmels mit Macht und grosser Herrlichkeit kommen sehen. Und Er wird Seine Engel mit einem starken Trompetenstoss einhersenden“ (Matth. 24, 29-31). Diese Worte besagen …, dass, wenn die für die Menschheit zu erwartenden Bedrückungen und Nöte vorüber sind, die Sonne daran gehindert sein wird, zu leuchten und der Mond, sein Licht zu geben, dass die Sterne des Himmels auf die Erde fallen und die Grundfesten der Erde erbeben werden. Zu der Zeit soll das Zeichen des Menschensohnes im Himmel erscheinen, d.h. dass die verheissene Schönheit und der Inbegriff des Lebens nach Erscheinen dieser Zeichen aus dem Bereich des Unsichtbaren in die sichtbare Welt eintreten wird. Und Er sagt weiter, dass zu jener Zeit alle Völker und Sippen, die auf Erden wohnen, weinen und jammern und jene Göttliche Schönheit sehen werden, da Sie, mit Stärke, Grösse und Erhabenheit auf den Wolken reitend, vom Himmel kommt und Ihre Engel mit einem lauten Trompetenstoss einhersendet. Aehnlich berichten die drei übrigen Evangelien nach Lukas, Markus und Johannes … Da die christlichen Theologen die Bedeutung dieser Worte nicht verstanden, ihren Sinn und Zweck nicht erkannten und sich an die wörtliche Ausdeutung der Worte Jesu hielten, beraubten sie sich des Gnadenstromes der Offenbarung Muhammeds und ihrer überfliessenden Segensfülle. Ebenso wurden die Unwissenden in der Gemeinde der Christen, die dem Beispiel ihrer Glaubensführer folgten, daran gehindert, die Schönheit des
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Königs der Herrlichkeit zu schauen, zumal diese Zeichen, die den Aufgang der Sonne der Sendung Muhammeds begleiten sollten, nicht in tatsächlicher Form erschienen. So sind die Zeitalter vergangen und Jahrhunderte dahingerollt und jener lautere Geist hat Sich in das Reich Seiner ewigen Herrschermacht zurückgezogen … Ausser dieser Stelle findet sich noch ein weiterer Vers im Evangelium, in dem es heisst: „Himmel und Erde werden vergehen, aber Meine Worte werden nicht vergehen“ (Lukas 21, 33). So kommt es, dass die Anhänger Jesu meinten, dass das Gesetz des Evangeliums niemals aufgehoben werde und dass die verheissene Schönheit, wann immer Sie offenbar und ihre Zeichen enthüllt werden würden, unbedingt das im Evangelium verkündete Gesetz bestätigen und aufrichten müsse, sodass in der Welt kein Glaube als der Seine bliebe. Das ist ihre Grundauffassung, und so sehr sind sie von ihr überzeugt, dass sie, wenn jemand mit allen verheissenen Zeichen offenbar werden und entgegen dem buchstäblichen Gesetz des Evangeliums künden würde, sie die Unterwerfung unter sein Gesetz verweigern, ihn als Ungläubigen erklären und verlachen müssten. Das haben die Ereignisse bewiesen, als die Sonne der Offenbarung Muhammeds erschien. Wären sie mit demutvollem Geist bei der Offenbarung Gottes in jeder Sendung der wahren Bedeutung dieser in den heiligen Büchern verkündeten Worte nachgegangen – Worte, deren Missverstehen die Menschen dazu geführt hat, den Sadratu'l-Muntahá (bildlich: der in alter Zeit von den Arabern am Ende des Weges gepflanzte Richtungsbaum), den letzten Sinn, zu erfassen – sicherlich würden sie zum Licht der Sonne der Wahrheit hingeführt worden sein und hät-
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ten sie die Geheimnisse Göttlicher Erkenntnis und Weisheit aufgedeckt. 4)
Da die Anhänger Jesu niemals den verborgenen Sinn, der in diesen Worten liegt, begriffen haben und die von ihnen und ihren Führern erwarteten Zeichen nicht erschienen sind, so haben sie bis heute abgelehnt, die Wahrheit der Manifestationen der Heiligkeit, die seit den Tagen Jesu offenbart wurden, anzuerkennen … Ihrem Missverstehen dieser Wahrheiten ist es zuzuschreiben, dass so mancher christliche Theologe Muhammed verworfen und seine Ablehnung mit Worten wie diesen ausgedrückt hat: „Wenn Du in Wahrheit der verheissene Prophet bist, warum dann kommst Du nicht in Begleitung jener Engel, die durch unsere heiligen Bücher angesagt sind und zusammen mit der verheissenen Schönheit kommen müssen, um Ihr in Ihrer Offenbarung beizustehen und als Warner gegenüber Seinem Volke mitzuwirken?“ So, wie der Allherrliche (Muhammed) ihren Ausspruch überliefert: „Warum ward kein Engel zu Ihm herabgesandt, dass er einen Warner bei sich hätte?“ (Qur'án 25,7). 5)
Ehe die Schönheit Muhammeds enthüllt ward, wurden die Zeichen des sichtbaren Himmels kundgemacht, als Zeichen aus dem unsichtbaren Himmel aber erschienen vier Männer, die nacheinaner den Menschen die frohen Botschaften vom Aufgang jener Göttlichen Leuchte überbrachten. Rúz-bih, der später Salmán zubenannt ward, widerfuhr die Ehre, ihnen dienen zu dürfen. Wenn einer von ihnen sein Ende nahen fühlte, so sandte er Rúz-bih zum nächsten, bis sich zuletzt der vierte, des nahen Todes gewärtig, mit den Worten an Rúz-bih wandte: „O Rúz-bih, wenn du meinen Körper genommen und begraben hast,
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so geh nach Hijáz (Hedschas), den dort wird die Sonne Muhammeds erscheinen. Glücklich du, der du Sein Antlitz schauen wirst!“ 6)
 
Muhammed von Seinen Zeitgenossen verleumdet. 
Es ist allbekannt, was Seinem Glauben im Anfang Seiner Sendung widerfahren ist. Welche traurigen Leiden hat die Hand der Ungläubigen und Irrenden, der Geistlichen jener Zeit und ihrer Helfer jenem Geiste, jenem reinsten und heiligsten Sein bereitet! Wie üppig waren die Dornen und Stacheln, mit denen sie Seinen Weg bedeckten! Es zeigt sich klar, dass jenem gestrandeten Geschlecht in seinem verruchten, teuflischen Wahne jegliche Beschimpfung jenes unsterblichen Wesens als Mittel zur Erlangung bleibender Glückseligkeit erschien, zumal die anerkannten Theologen Seiner Zeit wie .Abdu'lláh-i-Ubayy, Abú Amir, der Einsiedler, Ka’b-ibn-i-Ashraf und Nadr-ibn-i-Hárith, Ihn alle als Betrüger behandelten und als Wahnsinnigen und Verleumder hinstellten. So schwere Beschuldigungen brachten sie gegen Ihn vor, dass Gott bei ihrer Aufzählung der Tinte zu fliessen, Unserer Feder zu 
schreiben und dem Blatt sie anzunehmen verbietet. Die arglistigen Beschuldigungen hetzten das Volk gegen Ihn zum Aufruhr und zur Peinigung auf. Und welch eine wilde Pein, wenn ihre Hauptanstifter die Theologen jener Zeit sind, wenn sie Ihn vor ihren Anhängern verklagen, Ihn aus ihrem Kreise stossen und zum Ungläubigen erklären! … 
Darum rief Muhammed aus: „Kein Prophet Gottes hat solches Leid ertragen, wie Ich es litt“. Und im Qur'án sind alle gegen ihn geäusserten Verleumdungen und Vorwürfe sowie die Betrübnisse, die Er erdulden musste, aufgezeichnet. Schlagt sie nach, dass ihr darüber  
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unterrichtet sein mögt, was Seiner Offenbarung widerfahren. So schlimm war Seine Lage, dass eine Zeit lang der Verkehr mit Ihm und Seinen Gefährten von jedermann gemieden wurde. Wer immer sich zu Ihm gesellte, verfiel den erbarmungslosen Grausamkeiten Seiner Feinde. 7) Als Muhammed, der Prophet Gottes – mögen alle Menschen ein Opfer für Ihn sein – erschien, da wandten sich die Gelehrten Mekkas und Medinas in der Anfangszeit Seiner Offenbarung gegen Ihn und wiesen Seine Botschaft von sich, während solche, die alles Wissens bar waren, Seinen Glauben anerkannten und aufnahmen. Sinne eine Weile drüber nach und überdenke, wie Balál, der Aethiopier, in seiner ganzen Unbelesenheit zum Himmel des Glaubens und der Gewissheit einging, indessen .Abdu'lláh Ubayy, ein Führer der Gelehrten, arglistig sich gegen Ihn zu stellen strebte. 8) Das Ausmass der Offenbarung, deren Träger Er gewesen ist, war klar vorherbestimmt durch Ihn, Der der Allmächtige, der Allkraftvolle ist. Diejenigen jedoch, die Ihn vernahmen, konnten Seine Absicht nur im Rahmen ihrer Stufe und geistigen Fassungskraft begreifen, so wie er den Schleier des Wissens entsprechend dem Ausmass ihrer Möglichkeit, die Bürde seiner Botschaft aufzunehmen, lüftete. 9)
 
Verfolgungen. 
„Sprich, o Volk des Buches! Verwerft ihr Uns nicht etwa nur deshalb, weil wir an Gott glauben und an das, was Er zu uns herabgesandt hat und was Er zuvor herabsandte und weil die meisten von euch Uebles tun?“
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(Qur'án 5,62) … Die Offenbarung dieses Verses fällt in eine Zeit, da der Islám durch die Ungläubigen bedrängt und seine Anhänger des Unglaubens bezichtigt wurden und man die Gefährten Muhammeds als Gottesleugner und Genossen eines lügnerischen Hexenmeisters anbrachte. In den frühen Tagen des Islám, als er dem äusseren Anschein nach noch der Autorität und Macht zu ermangeln schien, wurden die Freunde des Propheten, die ihr Angesicht zu Gott gewandt hatten, wo sie auch gehen mochten, gehetzt, verfolgt, gesteinigt und erniedrigt. In einer solchen Zeit ward dieser gesegnete Vers herniedergesandt vom Himmel Göttlicher Offenbarung, bekundete er einen unwiderleglichen Augenschein und brachte er das Licht nicht irrender Führung. Er hiess die Gefährten Muhammeds, den Ungläubigen und Götzendienern zu erklären: „Ihr unterdrückt und verfolgt uns, aber was haben wir andres getan als dass wir an Gott glauben und an die Verse, die Er uns durch die Zunge Muhammeds herabgesandt hat, sowie an diejenigen, welche die Propheten vor alters überkamen?“ Das heisst, dass ihre einzige Schuld in dem Bekenntnis lag, dass die auf Muhammed herabgekommenen neuen, wundersamen Verse Gottes sowie auch die den Propheten vor alters offenbarten, allesamt von Gott her kamen, und dass sie deren Wahrheit bezeugt und angenommen hatten. Dies ist das Zeugnis, dass der göttliche König Seine Diener lehrte. 10) So kam es, dass die verbündeten Ungläubigen, die Abú Sufyán, die Kinder Kanan, die Kinder Kachtan, die Kinder Quraizat und die Juden sich gemeinsam mit allen Stämmen der Quraish erhoben und versuchten, das Licht der zu Yathrib entflammten Leuchte zu ersticken. Und so bliesen zu jener Zeit die
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Winde der Versuchungen und Prüfungen heftig von allen Seiten, wie geschrieben ist: „Vermeint Unser Volk den, dass es genügt, gesagt zu haben ‚wir glauben‘ und dass sein Glaube nicht durch Sorgen und Betrübnisse erprobt werden müsse?“ (Qur'án 11)
 
Die Qiblih (Richtung, in ddie der gläubige sein Gesicht beim Beten wenden soll). 
Als Muhammed, die Sonne der Prophetenschaft, von der Morgendämmerung von Bathá (Mekka) nach Yathrib (Medina) geflohen war, fuhr Er fort, Sein Antlitz im Gebete gegen die heilige Stadt Jerusalem zu wenden, bis die Juden anfingen, unziemliche Reden gegen Ihn zu führen, Reden, deren Erwähnung diesen Seiten übel anstehen und die Leser ermüden würde. Muhammed verdachte ihnen diese Worte stark, und als Er in Versenkung und Ergriffenheit gen Himmel schaute, hörte Er die freundliche Stimme Gabriels sprechen: „Wir sahen Dich von droben, wie Du Dein Angesicht gen Himmel wandtest, aber Wir wünschen, dass Du es in einer Richtung (Qublih) wendest, die Du mögest“ (Qur'án 2,144). Zu einem späteren Zeitpunkt, als der Prophet mit Seinen Gefährten zum Mittagsgebet versammelt war und bereits zweie der vorgeschriebenen Rik.at (Verneigungen) verrichtet hatte, wurde die Stimme Gabriels abermals vernommen: „Wende Dein Angesicht der heiligen Moschee (von Mekka) zu“ (Qur'án 2,149). Mitten in diesem Gebete kehrte Muhammed Sein Antlitz plötzlich aus der Richtung auf Jerusalem hinweg und der Ka'bih (Kaaba) zu. Sofort ergriff eine tiefe Bestürzung die Gefährten des Propheten, ihr Glaube wurde
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schwer erschüttert und ihr Erschrecken war so gross, dass viel von ihnen das Gebet abbrachen und vom Glauben liessen. Wahrlich, Gott schuf diesen Aufruhr nur, damit Er Seine Diener prüfe und erprobe. Sonst hätte Er, der vollkommene König, leicht die Blickrichtung des Gebetes unverändert und Jerusalem als Mittelpunkt der Anbetung für Seine Sendung fortbestehen lassen können, ohne die der heiligen Stadt erwiesene Bevorzugung zurückzuziehen. Keiner der vielen seit der Erscheinung Mose als Boten des Wortes Gottes herabgesandten Propheten wie David, Jesus oder andere der hervorgehobenen Manifestationen, die in der Zeit zwischen der Offenbarung Mose und Muhammeds erschienen, haben jemals das Gesetz der Qiblih abgeändert. Diese Boten des Herrn der Schöpfung haben einer und alle Ihre Volk geheissen, sich der gleichen Richtung zuzuwenden. In den Augen Gottes, das vollkommenen Königs, sind alle Orte der Erde eins und gleich mit Ausnahme des Platzes, den Er an den Tagen Seiner Manifestationen in besonderer Absicht festsetzt, wie Er geoffenbart hat: „Gottes ist der Osten und der Westen, darum, wohin ihr euch auch wenden möget, dort ist Gottes Antlitz“. (Qur'án 2,115). Ungeachtet der Wahrheit dieser Tatsache: warum wohl sollte die Qiblih abgeändert und damit derartiges Entsetzen unter das Volk geschleudert worden sein, dass es die Gefährten des Propheten wanken machte und grosse Verwirrung unter ihnen wachrief? Wahrlich, Derartiges, das jedem Menschenherz Bestürzung einjagt, geschieht alleine, um alle Seelen mit dem Prüfstein Gottes zu erproben, sodass die echten unter ihnen erkannt und von den Falschen unterschieden werden. So hat Er nach dem Bruch vor dem Volke offenbart: „Wir haben nicht bestimmt, was
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Du als Qiblih wünschtest, ausser dass Wir jenen, der dem Apostel folgt, von jenem unterscheiden möchten, der auf der Ferse umkehrt“ (Qur'án 2, 143). „Erschreckte Narren, die vor einem Löwen fliehen“ (Qur'án 74, 50). Dächtet ihr diesen Worten nur eine Weile im Herzen nach, ihr fändet sicher die Pforten des Begreifens vor euren Blicken aufgetan und würdet alles Wissen und dessen Geheimnisse entschleiert sehen. Das alles geschieht nur deshalb, dass der Menschen Seelen entfaltet und aus der Haft des Ichs und der Begier befreit werden. Ausser um dieses Grundes willen war der vollkommene König durch alle Ewigkeit hindurch in Seinem wahren Wesen unabhängig vom Begreifen aller Wesen und wird Er immerdar in Seinem eigenen Sein erhaben über die Verehrung aller Seelen bleiben. Ein blosser Hauch aus seiner Fülle ist genug, die ganze Menschenwelt in Ueberfluss zu kleiden, und ein Tropfen aus dem Meere Seiner gnädigen Geneigtheit reicht, um über alle Wesen den Glanz unendlichen Lebens auszugiessen. Sofern jedoch der Göttliche Plan bestimmt hat, dass Echt von Falsch und Sonnenlicht von Finsternis geschieden werde, sandte Er in jeder Zeit dazu die Schauer der Erprobung aus Seinem Reich der Herrlichkeit hernieder. 12)
 
Der Qur'án. 
Der Qur'án war für das Volk Muhammeds ein unbezwingliches Bollwerk. Wer sich in Seinen Tagen in dessen Schutz begab, der war gefeit gegen die teuflischen Anstürme, die drohenden Giftpfeile, seelenverzehren-
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den Zweifel und das gotteslästerliche Geraun des Feindes, und er empfing einen Anteil an den unvergänglichen, schönen Früchten, den Früchten der Weisheit, die vom göttlichen Baume kommen. Ihm war gegeben, dass er die Wasser aus dem Strom des Wissens, die nicht verdorben werden können, trinke und von dem Weine der Geheimnisse Göttlicher Einheit nippe. Alles, was Menschen in Verbindung mit der Offenbarung Muhammeds und Seinen Gesetzen brauchten, war in jenem Paradiesesgarten strahlender Herrlichkeit aufgedeckt und klar bereitgelegt zu finden. Das Buch ist ein beständiges Zeugnis an sein Volk nach Muhammed, sind seine Verordnungen doch unanfechtbar und seine Verheissungen unfehlbar. Jedermann ward anbefohlen, sich an die Gebote jenes Buches bis zum „Jahre sechs“ (dem Jahr 1260 der Flucht, in dem der Báb Sich erklärte), dem Jahr des Kommens von Gottes wundersamer Manifestation, zu halten. Es ist das Buch, welches den Sucher unfehlbar zum Paradies der Gottesnähe leitet und denjenigen, der sein Land verlassen hat und den Pfad des Suchers schreitet, ins Heiligtum des ewigen Vereintseins treten lässt. Seine Führung kann nie irren, und kein anderes Zeugnis kann sein Zeugnis überragen. Alle sonstigen Ueberlieferungen, alle übrigen Bücher und Berichte sind einer solchen Auszeichnung benommen, werden ja die Ueberlieferungen und jene, deren Munde sie entstammen, alleine durch den Text von jenem Buch bestätigt und bewiesen. Im übrigen gehen die Ueberlieferungen selbst schwerwiegend auseinander und sind sie vielfach dunkel. Muhammed Selber hat, als Seine Aufgabe sich dem Ende neigte, diese Worte ausgesprochen: „Wahrlich, Ich lasse euch Meine zwei gewichti-
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gen Zeugnisse: das Buch von Gott und Meine Familie“. Obgleich so viele Ueberlieferungen durch diesen Brunnquell des Prophetentums und Schürfort Göttlicher Führung offenbart worden sind, erwähnte Er dennoch nur das Buch und machte es so zum machtvollsten Werkzeug und gewissesten Zeugnis für die Sucher, zu einer Rechtleitung für das Volk bis an den Tag der Auferstehung. Beachtet mit nicht abweichender Schau, mit reinem Herzen und geheiligtem Geist aufmerksam, was Gott zum Zeugnis der Führung für Sein Volk in Seinem Buch gesetzt hat, dessen Echtheit Hoch und Nieder anerkennen. An dieses Zeugnis müssen wir uns sowie alle Völker der Erde halten, dass wir durch Sein Licht erkennen und scheiden mögen zwischen Wahrheit und Falschheit und zwischen Rechtleitung und Irrtum. Da Muhammed Seine Zeugnisse auf Sein Buch und Seine Familie beschränkt hat und die Familie dahingegangen ist, bleibt nur Sein Buch zu Seinem einzigen Zeugnis unter den Menschen. Zu Eingang Seines Buches sagt Er: „A, L, M. Es ist kein Zweifel über dieses Buch: es ist eine Rechtleitung für jene, die Gott fürchten“ (Qur'án 2,1). In dem aus dem Zusammenhang herausfallenden Buchstaben des Qur'án sind die Geheimnisse des Göttlichen Seins enthalten, und ihre Schale birgt die Perlen Seiner Einheit … Nach aussen hin bezeichnen sie Muhammed Selber, Den Gott mit den Worten anspricht: „O Muhammed, es ist kein Zweifel und keine Ungewissheit über dieses Buch, das vom Himmle göttlicher Einheit hergesandt ward. In ihm ist Rechtleitung für jene, die Gott fürchten“. Beachtet, wie Er dieses selbe Buch, den Qur'án, als Rechtleitung für alle, die im Himmel und auf Erden sind, erkoren und verfügt
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hat. Er, das Göttliche, Unkennbare, hat Selbst bekundet, dass dieses Buch, jenseits von allen Zweifeln und Ungewissheiten, der Führer für die ganze Menschheit bis an den Tag der Auferstehung ist … Es obliegt uns, nicht von Gottes unwiderstehlicher Ermahnung und festgesetzter Weisung, wie sie die angeführten Verse offenbaren, abzugehen. Wir sollten die heiligen, wunderbaren Schriften anerkennen, denn tun wir es nicht, so haben wir auch nicht die Wahrheit dieses gesegneten Verses anerkannt, erweist sich doch, dass diejenigen, die versäumt haben, die Wahrheit des Qur'án anzuerkennen, in Wirklichkeit versäumt haben, die Wahrheit der vorangegangenen heiligen Schriften anzuerkennen. Es ist dies lediglich die klare Folgerung aus diesem Verse. Würden wir seine inneren Bedeutungen erklären und seine verborgenen Geheimnisse enthüllen, so würde die Ewigkeit nicht reichen, ihre Bedeutung auszuschöpfen, noch das Weltall fähig sein, sie zu vernehmen! Gott fürwahr ist Zeuge, dass Meine Worte wahr sind! 13)
 
Muhammeds Stellung zu den Christen und Juden. 
Wir lesen im Qur'án, dass Muhammed seine Anhänger mit den Worten ansprach: „Weshalb glaubt ihr nicht an Christus und das Evangelium? Warum wollt ihr nicht Moses und die Propheten annehmen, da doch die Bibel gewisslich Gottes Buch ist? Fürwahr, Moses war ein erhabener Prophet und Jesus erfüllt vom Heiligen Geiste. Durch Gottes Macht erschien Er in die Welt, geboren aus dem Heiligen Geiste und durch Maria, die gebenedeite Jungfrau. Maria, Seine Mutter, war eine Heilige des Himmels. Die verbrachte ihre Tage im Tem-
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pel im Gebet, und ihre Nahrung ward ihr aus der Höhe. Ihr Vater, Zacharias, kam zu ihr und fragte sie, woher die Nahrung käme, und Maria erwidere ‚aus der Höhe‘. Wahrlich, Gott gab, dass Maria über alle anderen Frauen erhoben wurde“. Dies ist, was Muhammed Sein Volk bezüglich Jesu und Mose lehrte. Er hielt ihm seinen mangelnden Glauben an diese grossen Lehrer vor und lehrte sie die Lehren der Wahrheit und der Duldung … Das Volk des Islám wurde gelehrt, zu erkennen, dass Jesus aus Gott kam und aus dem Geist geboren war und dass Er durch alle Menschen verherrlicht werden müsste. Moses war ein Prophet Gottes und offenbarte an Seinem Tag und für das Volk, zu dem Er gesandt war, Gottes Buch. Muhammed erkannte die erhabene Grösse Christi und die Grösse Mose und der Propheten an. Würde doch die Welt die Grösse Muhammeds und aller himmelentsandten Lehrer anerkennen, so würden Streit und Misshelligkeiten alsbald von der Erdoberfläche verschwinden und das Reich Gottes unter die Menschen kommen. Die Menschen des Islám, die Christus preisen, werden nicht dadurch erniedrigt. Christus war der Prophet der Christen, Moses der der Juden – warum sollten nicht die Anhänger jedes Propheten die übrigen Propheten gleichfalls anerkennen und ehren? Könnten die Menschen nur die Lehre gegenseitigen Duldens, Verstehen und brüderlichen Liebens lernen, die Einheit der Welt wäre gar bald zur festen Tatsache geworden. 14)
Muhammed hat die Christen nie bekämpft, er hat sie im Gegenteil mit Freundlichkeit behandelt und ihnen volle Freiheit zugebil-
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ligt. So befand sich eine Gemeinschaft von Christen in Nadjrán, die unter Seinem Schutz und Seiner Obhut stand. „Wenn irgend jemand ihre Rechte verletzt“, sagt Muhammed, „so will Ich Selbst sein Feind sein und vor dem Antlitz Gottes Klage gegen ihn erheben“. Die von Ihm verkündeten Erlasse sagen klar, dass Leben, Eigentum und Recht der Christen und Juden unter Gottes Schutz sind und dass bei Ehelichung einer Christin durch einen Muhammedaner der Gatte sie nicht vom Besuch der Kirche abhalten noch sie zum Anlegen des Schleiers zwingen darf und dass er, wenn sie stirbt, ihre sterblichen Ueberreste der Obhut christlicher Geistlicher übergeben muss. Sollten Christen eine Kirche bauen wollen, so ist ihnen durch den Islám zu helfen. Bei einem etwaigen Kriege zwischen dem Islám und seinen Feinden sind die Christen von der Teilnahme am Kampf befreit, es sei denn, dass sie von sich aus den Islám verteidigen möchten. Als Gegenleistung für ihre Sonderechte sollen sie jedoch alljährlich einen geringen Geldbetrag entrichten. Es gibt noch sieben ausführliche Erlasse dieses Inhalts, von denen einige Abschriften in Jerusalem bewahrt sind. Es ist das eine bekannte Tatsache, die ich nicht zu bekräftigen brauche. Der Erlass aus der Zeit des zweiten Kaliphates (unter Omar) wird nachweislich im Archiv der griechischen Patriarchen zu Jerusalem bewahrt (vgl. Djirdji Zaidáns’s „Geschichte der islámischen Zivilisation“, Band vier „Omaijaden und Abbasiden“, englische Uebersetzung von D.S. Margoliouth, Leiden 1907). Nach einer gewissen Zeit jedoch kam durch die Uebergriffe der Muhammedaner sowohl als auch der Christen Hass und Feindschaft zwischen beide. 15)
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Der grosse Aufstieg und das Abendland.
Als der Schimmer des glänzenden Morgens von Ahmad's (Muhammeds) Schönheit am Horizont zu dämmern anfing, waren die Zügel der ganzen Christenheit unwissenden Mönchen in die Hand geraten. Der barmherzige Hauch der Gnade blieb völlig aus, und die Gebote des herrlichen Evangeliums, in denen die Zivilisation ihre Wurzeln hatte, wurden durch die üblen Taten und die Führung derer, die nach aussen ehrenwert, in ihren Inneren aber unwürdig waren, für Nichts erachtet. Alle massgebenden Historiker Europas, die die Umstände, Gegebenheiten und Sitten, die Staatsführung, Erziehung und allgemeine Zivilisation der vergangenen Jahrhunderte des Mittelalters und der Neueren Zeit behandelt haben, erklären, dass die Reiche Europas während der zehn Jahrhunderte des Mittelalters vom Anfang des sechsten bis zum Ende des fünfzehnten Jahrhunderts in höchst unglückseligem Zustand waren und in furchtbarer Weise jeder nötigen Voraussetzung für die Zivilisation ermangelten.
Der Hauptgrund für diese Tatsache war, dass die Mönche … die geistigen Führer der Religion, unter Missachtung des ewigen Ruhmes des Gehorsams gegenüber den heiligen Regeln und himmlische Lehren des Evangeliums, mit den Trägern der weltlichen Herrschaft, den Staatsmännern jener Zeit, zusammenwirkten, zu Anwälten der Unterdrückung und des Aufruhrs wurden, und einander, die Augen vor der ewigen Herrlichkeit verschliessend, zur Erlangung blosser zeitlicher Vorteile und fleischlichen Gewinns verhalfen. So erreichten die Dinge auf die Dauer schliesslich einen Zu-
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stand, in dem die Völker völlig in die Hand der Staatsbeamten und der Mönche fielen, mit dem Ergebnis, dass die eigentlichsten Grundlagen der Religion, der Zivilisation und des Wohlergehens der Nationen Europas zu Grund gerichtet wurden. Da erhob sich der Morgen neuer Hoffnung, die Göttliche Frühlingszeit brach an, die Fülle des Erbarmens strömte herab, und die lebenspendenden Winde der Gnade gingen über die Menschheit. Die Sonne der Güte, die am Horizont von Hijáz (Hedschas) und Yathrib (Medina) aufging, offenbarte sich in der Heiligkeit des Propheten Muhammed und breitete über die Welt das Licht des immerwährenden Glanzes. Ein Wandel trat in den Ländern ein, in denen sich grosse Fähigkeiten zeigten, und die Bedeutung des Verses „die Erde ward erleuchtet mit dem Licht des Herren“ wuchs zu der Auslegung heran, dass die Welt eine neue Welt geworden und der tote Körper der Welt erneut mit einem unendlichen Lebensgeist erfüllt sei. Unterdrückung und Unwissenheit wurden an der Wurzel ausgerottet, und die hehre Säulenhalle des Wissens und der Gerechtigkeit erhob sich zu stolzer und erhabener Höhe. Die See des Fortschritts brauste auf, und die Leuchten der Wissenschaften sandten ihr Licht hinaus. Die rohen Stämme und Länder des Gebiets von Hedschas waren die unwissendsten unter den Völkern und unzivilisierten Stämme der Erde gewesen, ehe die brennende Lampe des grossen Propheten im Lande Batha (Mekka) aufgeflammt war. Ihre verderbten Bräuche und entsetzlichen Sitten, ihre Blutgier, Händelsucht und feindselige Grundhaltung werden uns in den zeitgenössischen Schriften und Beschreibungen geschildert, und die zivilisierten Völker sehen in den arabischen Stäm-
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men Yathribs keine Menschen. Doch nachdem die Weltenleuchte in jenem Lande aufgegangen war, brachte sie die Belehrung durch den Urquell der Vervollkommnung und Träger der Offenbarung Gottes, des Herrn der Herrlichkeit, und die Gnade des heiligen Göttlichen Gesetzes in kurzer Zeit unter den gemeinsamen Schirm des Wortes Göttlicher Einheit, und die wilden Völker klommen die Vervollkommnung so hoch empor, dass alle übrigen Nationen ihres Zeitalters voll Staunen und Verwunderung waren. Die selben Stämme, Rassen und Länder, die immer die Araber zu verspotten und missachten gewohnt waren und sie für ein bedeutungsloses Volk gehalten hatten, drängten sich nun mit grosser Begierde in das Stammland und Reich der Araber, um ihre Staatskunst und die verschiedenen Zweige ihres Wissens und ihrer Wissenschaften zu studieren, sich ihre Künste und gewerblichen Fertigkeiten anzueignen und sonstige Elemente der Zivilisation zu übernehmen. Bedenket, welcher der eigentliche Erziehungsfaktor bei diesem arabischen Volk gewesen ist, dessen Wildheit und Unwissenheit in der Zeit seines Heidentumes derart waren, dass es seine Töchter mit sieben Jahren lebendig zu begraben pflegte – etwas, was selbst Tiere abstossen und zurückschrecken lassen würde, was es aber in seinem Unmass von Unwissenheit verherrlichte und als Zeichen höchsten Geistesadels ansah. Ein so erschreckend und grausam unwissendes Volk wurde nun durch die Segnungen des grossen Propheten zu solcher Macht erhoben, dass es die Reiche Aegyptens, Syriens, Damaskus, Chaldäe, Arabien und Persien eroberte. In ihrer alleinigen Hand war
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die Verwaltung jeder einzelnen wichtigen Angelegenheit in den vier Himmelsrichtungen der Erde. Die Araber traten in Wissenschaft und Kunst, Erziehung, Philosophie, Staatskunst, Moral, Handwerk und Technik an die Spitze der Länder und Völkerschaften der Erde. Das so rasche Heranwachsen zerrissener wilder Stämme zum höchstmöglichen Grade menschlicher Vervollkommnung ist wahrlich der vollkommenste Beweis für die wirkliche Macht und Prophetenschaft Muhammeds, des Schöpfungsfürsten. In der ersten Zeit der islámischen Geltung übernahmen alle Länder Europas ihre Anschauungen von Moral und die Kunst der Zivilisation aus dem Islám und von den Bewohnern des spanischen Reiches. Ein Studium der Werke über allgemeine Geschichte mag beweisen und zeigen, dass der grösste Teil der europäischen Kultur aus dem Islám stammt. So haben die Europäer z.B. nach und nach die Schriften der Philosophen, Weisen, Theologen und Gelehrten des Islám gesammelt und sie in ihren wissenschaftlichen Pflanzstätten und Universitäten mit äusserstem Eifer gelesen und behandelt und grossen Nutzen daraus gezogen, und zwar in solchem Masse, dass sich in den Bibliotheken der Reiche Europas gleich mehrere Abschriften aller dieser Werke der Gelehrten des Islám befinden, die in ihren Heimatländern selten sind … Die moderne europäische Kultur beginnt im siebenten Jahrhundert der Flucht (dem dreizehnten nach Christi Geburt) und hat ihren Ursprung darin, dass das Oberhaupt der Christenheit, der Papst, in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts (der Hedschra, des elften Jahrhunderts n.Chr.) ein grosses Wehklagen erhob, weil die heiligen Stätten der Christen, wie Jerusalem, Bethlehem und Nazareth, unter
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die Herrschaft des Islám geraten waren. Durch seine Aneiferungen und Mahnreden bewegte er die grosse Mehrheit der Nationen Europas zu einem Religionskrieg. Derartig war sein Klagen und Jammern, dass alle Reiche Europas sich in Waffen erhoben. Die Könige des Kreuzesvolkes (der Christenheit) überschritten mit grossem Heergefolge die Meerenge von Konstantinopel und drangen in Asien ein. Zu jener Zeit herrschte das Khalifat über die Provinz Aegypten und einige der arabischen Reiche, und auch der grösste Teil der Fürsten von Turkistan, d.h. die Seldschuken der syrischen Wüste, standen unter seinem Gebot und waren ihm hörig. So fielen die europäischen Könige mit grossem Heer in die Steppen Syriens und Aegyptens ein, und während einer Dauer von zweihundertunddrei Jahren wurden fortgesetzte Kämpfe zwischen den Fürsten Syriens und denen Europas, die dauernd Verstärkungen erhielten, ausgetragen. Die europäischen Könige eroberten wiederholt alle Burgen und festen Plätze in Syrien, und die Fürsten des Islám gewannen sie zurück. Nach Saláh ed-Din (Sultan Saladin) vertrieb der König Mansúr Ayubi im Jahre 693 der Hedschra alle Könige und Truppen Europas aus den Reichen und von den Küsten Syriens und Aegyptens, die in Auflösung und Enttäuschung wieder nach Europa kehrten. In diesen als Kreuzzüge bekannten Kriegen kamen Millionen von Menschen um. So kamen und gingen von 490 der Hedschra bis 693 in den Ländern Syriens und Aegyptens fortgesetzt die Könige, Feldherren und führenden Persönlichkeiten Europas, und als sie schliesslich nach Europa zurückkehrten, schufen sie dort nach, was sie
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während der zweihundertunddrei Jahre in den Reichen des Islám an Staatskunst, Zivilisation, Erziehung, Universitäten, Schulen, ausgezeichnetem Brauchtum und Gewohnheiten gesehen hatten. Damit setzt das Zeitalter der europäischen Kultur ein… Der französische Schriftsteller Decoudray … schreibt in seinem Werk „vom Fortschritt der Nationen in Beug auf Menschentum, Sittenverfeinerung und Bildung“ (G. Decoudray, Histoire de la Civilization, Paris 1886, S. 1104 ff.) sehr ausführlich darüber, dass die europäischen Nationen die Gesetzte ihrer Zivilisation und die Grundsätze des Fortschritts und Wohlergehens vom Islám übernommen haben … Er erklärt und beweist, dass die gesamte Zivilisation Europas auf den Gesetzen, Einrichtungen, Prinzipien, der Literatur, Philosophie und Wissenschaft, den vorzüglichen Gepflogenheiten und Bräuchen, Kunst, Handwerk, Sitten, Ordnung und Moral des Isláms aufgebaut ist, ja selbst viele im Französischen benutzte Worte dem Arabischen entstammen. Er hat jeden dieser Punkte ins Einzelne gehend untersucht und sogar die Daten aufgezeigt und nachgewiesen, wann eine Reihe dieser Entlehnungen aus dem Islam gemacht wurden und wie die Araber in das heute Spanien genannte Westland eingedrungen sind und dort innerhalb kurzer Zeit eine vollständige Zivilisation geschaffen haben, wie vollkommen ihr Staats- und Erziehungswesen, wie festgegründet ihre Schulen, Hochschulen, Wissenschaften, Künste, Philosophie und Handwerk waren, wie weit ihre Macht und Grösse reichte und wie viele Kinder von Edelleuten aus den Reichen Europas die Hochschulen von Córdoba, Sevilla und Toledo zu besuchen und dort Wissenschaften und Künste zu studieren pflegten. Er erwähnt auch, dass ein Europäer, Cuthbert, der das
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arabische Reich aufsuche und als Student der Wissenschaft und Kunst an der Universität in Córdoba weilte, nach seiner Heimkehr so berühmt wurde, dass er darnach als Papst auf dem Thron der römisch-katholischen Kirche sass. 16)
 
Der Islám als Schöpfer nationaler Einheit. 
Der Gaube des Islám … führte nach Bahá'u'lláh's Zeugnis den Begriff der Nation als einer Einheit und wesentlichen Stufe in der Organisation der Menschlichen Gesellschaft ein und gliederte ihn in das Gefüge seiner Lehren. Das ist der tatsächliche Sinn jenes kurzen aber hochbedeutsamen und aufschlussreichen Ausspruchs Bahá'u'lláh's : „Einstmals (in der Sendung des Islám) ist offenbart worden, dass Liebe zum Vaterland ein Bestandteil des Glaubens Gottes sei. Dieser Gegensatz wurde durch den Apostel Gottes aufgestellt und hervorgehoben, da die Entwickelung der menschlichen Gesellschaft es damals so erforderte, und es hätte auch keine höhere und weiterführende Stufe mehr erreicht werden können, da die Voraussetzung, die in der Welt vor der Verwirklichung einer höheren Ordnungsform einhergehen mussten, zu jener Zeit noch nicht geschaffen werden konnten. Daher mögen der Begriff der Nationalität und die Erreichung der Nationalform als die eigentlichen Kennzeichen der muhammedanischen Sendung angesehen werde, in deren Verlauf die Nationen und Rassen der Welt und insbesondere in Europa und Amerika geeinigt wurden und politische Unabhängigkeit erreichten. .Abdu'l-Bahá gibt dieser Wahrheit in
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einem seiner Tablete mit den Worten Ausdruck: „Vergangene Zeitalter hatten wohl eine gewisse Eintracht schaffen können, doch vermochten sie infolge fehlender Voraussetzungen noch nicht, die Einheit der ganzen Menschheit herzustellen. Weite Entfernungen trennten die Erdteile voneinander, und selbst unter den Völkern eines und des gleichen Kontinents war ein Zusammenschluss und Gedankenaustausch fast unmöglich. Damit waren auch wechselseitiger Verkehr, Verständigung und Zusammenschluss aller Völker und Geschlechter der Erde untereinander unerreichbar. Heute hingegen haben sich die Verbindungsmöglichkeiten vervielfacht und die fünf Erteile dem Wesen nach zu einem einzigen verschmolzen … Ebenso sind alle Mitglieder der menschlichen Familie, gleichviel ob Völker oder Regierungen, Städte oder Dörfer, in wachsendem Masse voneinander abhängig geworden. Keiner kann mehr aus sich selbst bestehen, da die politischen Bindungen alle Völker und Nationen vereinen und die Bande des Handels und der Industrie, der Landwirtschaft und der Erziehung täglich stärker werden. Daher lässt sich die Einheit der ganzen Menschheit jetzt verwirklichen. Das ist in der Tat nichts anderes als eines der Wunder dieses wunderbaren Zeitalters, dieses ruhmreichen Jahrhunderts. Dieser Möglichkeit sind frühere Zeitalter benommen gewesen, während dieses Jahrhundert – das Jahrhundert des Lichtes – mit einzigartiger, beispielloser Herrlichkeit, Macht und Erleuchtung ausgestattet wurde“. 17)
 
Der Streit um die Nachfolge und der Niedergang des Islám. 
Im elften Kapitel der Geh. Offenbarung St.
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Johannis heisst es: „Ich will Meinen beiden Zeugen Macht verleihen, und sie sollen Zeugnis ablegen eintausendzweihundertundsechzig Tage lang …“ Diese beiden Zeugen sind Muhammed, der Botschafter Gottes, und .Ali, Sohn des Abú Tálib (des Oheims Muhammeds) … Ein Zeuge ist jemand, der etwas durch Aussage bekräftig. Die Gebote dieser beiden Zeugen sollten zwölfhundertundsechzig Tage lang, ein jeder Tag gleich einem Jahr, gehalten werden. Muhammed war die Wurzel und .Ali der Zweig gleich Moses und Jesus … „Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben, so wird das Tier, das aus dem Abgrund aufsteigt, gegen sie streiten und sie überwinden und töten“ – dieses Tier bedeutet die Bani Umaiya (die Omaijaden-Khalifen), durch die sie aus dem Abgrund des Irrtums angegriffen wurden und die sich gegen die Religion Muhammeds und die Wirklichkeit in .Ali, oder anders ausgedrückt, gegen die Liebe Gottes wandten. Wenn gesagt ist, dass „das Tier gegen diese zwei Zeugen streitet“, so haben wir darunter einen geistigen Streit zu verstehen, das heisst, dass das Tier in völligem Gegensatz zu den Lehren, Gebräuchen und Einrichtungen dieser beiden heiligen Seelen handeln würde, und zwar in einem solchen Ausmass, das die durch die Kraft dieser zwei Zeugen unter den Völkerschaften und Stämmen verbreiteten Tugenden und Vervollkommnungen vollständig vertrieben werden und tierische Natur und fleischliche Begierden siegen würden. Darum würde das Tier, das gegen sie streitet, siegen, d.h. dass die Finsternis des Irrtums, die von diesem Tier kommt, die Horizonte der Erde überziehen und jene beiden Zeugen töten würde, mit anderen Worten, dass es das
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von ihnen in der Nation geweckte geistige Leben zerstören und die Göttlichen Gesetze und Lehren ganz beseitigen würde, so den Glauben Gottes mit Füssen tretend: nichts würde darnach noch verbleiben als ein toter Körper, in dem kein Geist ist. 18)
In der Offenbarung Muhammeds war der Glaube zwar hinsichtlich der Ordnung Seiner Sendung abgeschlossener und in den Verordnungen stärker umrissen als derjenige Christi, doch enthielt er in der Frage der Nachfolge keine schriftlichen, bindenden und beweiskräftigen Anweisungen an die, deren Aufgabe die Verbreitung Seiner Sache war. Denn der Text des Qur'án, dessen Bestimmungen über das Gebet, das Fasten, die Ehe, Ehescheidung, Erbgang, Pilgerfahrt und ähnliches die Umwälzungen von dreizehnhundert Jahren unverletzt und wirksam überstanden haben, gibt keine bestimmte Handhabe für die Regelung der Nachfolge, woraus dann alle Uneinigkeiten, Streitigkeiten uns Spaltungen gefolgt sind, die den Islám zerrissen und in seinem Ansehen geschädigt haben. 19)
Dreizehnhundert Jahre haben seit dem Tode Muhammeds vergehen müssen, ehe die Widerrechtlichkeit der Einrichtung des Khalifates, dessen Begründer sich die Macht der rechtmässigen Nachfolger des Apostels Gottes (.Ali’s und des Imamates) angeeignet hatten, voll und in aller Oeffentlichkeit gezeigt werden konnte. Eine Einrichtung, die in ihren Anfängen ein so geheiligtes Recht mit Füssen getreten und die Kräfte einer so unglückseligen Spaltung ausgelöst und die in jüngster Zeit einen so schmerzlichen Schlag gegen einen Glauben geführt hat, dessen Vorläufer (Báb) Selbst ein Abkömmling von eben den Imamen war, deren Machtvollkommenheit durch jene Einrichtung (das Khalifa) verworfen wurde, verdient in
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vollem Mass die Züchtigung, die ihr Geschick besiegelt hat. 20)
Der Machtniedergang des schiitischen Kirchenregimentes in einem Lande (Persien), das jahrhundertlang eine der unüberwindlichen Festungen moslemitischen Eiferertums gewesen, war die unvermeidliche Folge jener Welle der Verweltlichung, die später in einige der mächtigsten und beharrlichsten kirchlichen Einrichtungen sowohl des europäischen als auch des amerikanischen Kontinentes einbrechen sollte. Wenn auch nicht als unmittelbare Wirkung des (ersten) Weltkrieges, so verstärkte aber diese plötzliche Erschütterung, die jene bis dahin unverrückten Pfeiler islámischen Rechtglaubens getroffen hatte, doch die Probleme und vermehrte sie die Unruhe, von der eine kriegsmüde Welt gequält wurde. Der schiitische Islám hat ein für allemal in Bahá'u'lláh's Geburtsland und als direkte Folge seiner unversöhnlichen Feindschaft gegenüber Seinem Glauben seine Kampfkraft eingebüsst und seine Recht und Vorrechte verloren. Er ist erniedrigt worden und entsittlicht und zu hoffnungsloser Finsternis und letzten Endes völligem Vergehens verurteilt. 21)
Wie haben die Nachreden und Taten der Anhänger des schiitschen Islám die Freudigkeit und Inbrunst seiner Anfangszeit verdunkelt und das ursprüngliche Leuchten Seines Lichtes überschattet. In seinen frühen Tagen, da sie noch an den mit dem Namen ihres Propheten, des Herren der Menschheit, verbundenen Geboten festhielten, ward ihr Weg bezeichnet durch eine ununterbrochene Reihe von Siegen und Erfolgen. Doch in dem Mass, in dem sie sich vom Pfade ihres vollkommenen Anführers und Meisters abwandten,
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in dem sie sich von Gottes Licht hinwegbegaben, die Grundgedanken Seiner Göttlichen Einheit untergruben und wachsend ihre Beachtung denen schenkten, die lediglich die Stärke Seines Wortes zeigten, ward ihre Macht in Schwäche, ihre Herrlichkeit in Schande und ihr Mut in Angst verwandelt. Du bist Zeuge, bis wohin sie gelangt sind. Sieh, wie sie Ihm, Der der Brennpunkt Göttlicher Einheit ist, Genossen beigesellten. Siehe, wie ihre Uebeltaten sie selbst daran gehindert haben, das Wort der Wahrheit am Auferstehungstage zu erkennen. 22)
„O Völker des Qur'án“, bekräftigt Bahá'u'lláh bedeutungsvoll, an die vereinten Kräfte des sunnitischen und schiitischen Islám gewendet, „wahrlich, der Prophet Gottes, Muhammed, vergiesst beim Anblick eurer Grausamkeiten Tränen. Ihr seid fürwahr euren üblen und verderbten Wünschen nachgegangen und habt euer Gesicht vom Licht der Führung abgewendet. Bald werdet ihr Zeugen der Folgen eurer Taten werden, denn der Herr, Mein Gott, merkt wohl auf euch und sieht euer Verhalten … O Schar muslimischer Priester! Durch euer Tun ist die erhabene Stufe des Volks erniedrigt, die Stellung des Islám verkehrt und sein gewaltiger Thron gestürzt worden. 23)
 
Ein berichtigtes Bild. 
Amerikaner und Europäer haben viel über den Propheten (Muhammed) erzählen hören, was sie für wahr genommen haben, obwohl die Berichter entweder unwissend oder gegnerisch gesonnen waren. Die meisten dieser Berichter waren Geistliche, andere wieder unwissende Muslimen, die unbegründete Ueberlieferungen über Muhammed nachsprachen und in ihrer Unkenntnis vermeinten, sie könnten Ihn damit verherrlichen.
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So machten manche wirre Muslimen Seine Mehrehe zum Angelpunkte ihres Rühmens und sahen sie sie als ein Wunder an, das man bestaunen müsse, und die europäischen Geschichtsschreiber stützten sich grösstenteils auf die Märchen dieser unwissenden Menschen. Oder ein anderes Beispiel: Ein Tor hatte einem Geistlichen erzählt, dass der wahre Beweis für die Grösse in Tapferkeit und Blutvergiessen bestünde und dass ein Anhänger Muhammeds an einem Tage auf dem Schlachtfeld hundert Menschen erschlug! Hierdurch verleitet folgert der Geistliche, dass der Mord als Weg erachtet würde, um den Glauben an Muhammed zu beweisen, während dies nichts als Einbildung ist. Die militärischen Unternehmungen Muhammeds waren im Gegenteil stets Massnahmen, die der Vereidigung dienten, was schon daraus hervorgeht, dass Muhammed und Seine Jünger in Mekka dreizehn Jahre lang die heftigsten Verfolgungen erduldeten. Sie waren während dieser Zeit die Zielscheibe für die Pfeile des Hasses, und einige seiner Gefährten wurden getötet und ihr Gut beschlagnahmt, während andere in die Fremde flohen. Muhammed selber entwich nach bis zum Aeussersten getriebenen Verfolgungen seitens der Quraishiten, die schliesslich Ihn zu töten beschlossen, in nächtlichem Dunkel nach Medina. Doch auch dann hörten Seine Gegner nicht mit den Nachstellungen auf und verfolgten sie Ihn bis nach Medina und Seine Jünger sogar bis Abessinien. Jene arabischen Stämme befanden sich auf der tiefsten Stufe der Wildheit und der Rohheit, und die Wilden Afrikas und wilden Indianer Amerikas waren im Vergleich zu ihnen
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fortgeschritten wie Plato … Muhammed floh, doch diese Menschen liessen nicht mit Unterdrückung nach. Sie schlossen sich zusammen, um Ihn und Seine Anhänger auszulöschen. Unter solchen Umständen war Muhammed gezwungen, die Waffen zu ergreifen. Dies ist wahr. Wir sind keine persönlichen blinden Eiferer und beabsichtigen nicht, Ihn zu verteidigen, doch sind wir gerecht und sagen wir, was gerecht ist. Wäre Christus unter solchen Umständen unter grausame und barbarische Stämme gestellt worden und hätte Er dreizehn Jahre lang mit Seinen Jüngern alle diese Prüfungen, deren Höhepunkt die Flucht aus dem Heimatland gewesen wäre, ertragen – würden diese gesetzlosen Stämme Ihn auch weiterhin verfolgt, die Männer erschlagen, ihren Besitz geplündert und ihre Frauen und Kinder weggeschleppt haben – wie hätte Sich Christus ihnen gegenüber wohl verhalten? Hätten die Unterdrückungen nur Ihn betroffen, Er würde ihnen vergeben haben, und ein solches Verzeihen wäre höchsten Ruhmes wert gewesen, doch hätte Er gesehen, dass diese grausamen und blutdürstigen Mörder alle jene Unterdrückten töten, plündern und verletzen wollten, so würde Er jene gewiss geschützt und den Unterdrückern widerstanden haben. Was liesse sich da gegen Muhammeds Verhalten vorbringen? Etwa, dass er Sich nicht mit Seinen Anhängern und ihren Frauen und Kindern den wilden Stämmen ausgeliefert hätte. Diese Stämme von ihrem Blutdurst zu befreien, war die grösste Wohltat, und sie in Schranken zu zwingen, wahres Erbarmen. Sie waren gleich einem Mann, den ihm ein Freund, da er zu trinken im Begriff ist, aus der Hand schlägt, wodurch er ihm das Leben rettet. Hätte Sich Christus vor ähnlichen Um-
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ständen gesehen. Er würde sicher mit bezwingender Macht die Männer, Frauen und Kinder den Klauen dieser blutdürstigen Wölfe entrissen haben. 24)
Die (islámischen) Ueberlieferungen „Ich bin ein Prophet durch das Schwert“, „Ich befehle euch, zu töten, bis dass sie bekennen“, „Es ist kein anderer Gott denn Gott“ wurden im Hinblick auf diese unwissenden Götzendiener geäussert, die infolge ihrer äussersten Grausamkeit und Unwissenheit vollständig von der Stufe des Menschentums herabgeglitten waren. Denn ein Glaube, der durch die Kraft des Schwertes erzwungen wird, verdient nicht das geringste Vertrauen und wird alsbald zu Unglauben und Irrtum. 25)
Der Göttliche Ruf an den Propheten war: „Lade die Menschen mit Weisheit und milder Ermahnung auf den Weg Deines Herren ein und besprich dich mit ihnen aufs freundlichste“ (Qur'án). So wurde Er angewiesen, Sich allen gegenüber demütig und freundlich zu erzeigen. Demgemäss breitete der „Gesegnete Baum der Prophetenschaft (Muhammed), Der weder des Ostens noch des Westens war“ den sanften Schatten unendlicher Freigebigkeit über den Häuptern aller Erdenbürger aus und bewegte Er Sich mit grösster Herzensgüte und freundlicher Gesittung. 26)
Kurz, Muhammed erschien in der Oede von Hedschas auf der Halbinsel Arabien, die eine wüste, unfruchtbare Wildnis war, voll Sand und unbevölkert. Einige Teile davon, wie Mekka und Medina, sind ausserordentlich heiss. Die Menschen sind Nomaden mit den Sitten und Gewohnheiten der Wüstenbewohner und völlig ohne Bildung und Wissen. Auch Muhammed konnte weder lesen noch schreiben, und der Qur'án ist ursprünglich auf die Schulter-
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blätter von Schafen oder auf Palmenblätter aufgezeichnet worden. Diese Einzelheiten zeigen die Gegebenheiten des Volkes, zu dem Muhammed gesandt ward … In einem solchen Lande und unter so wilden Stämmen brachte ein des Lesens und Schreibens unkundiger Mann ein Buch hervor, in dem Er in vollkommenem und fliessendem Stil die Göttlichen Eigenschaften und Vollkommenheiten, die Prophetenschaft der Boten Gottes, die Göttlichen Gesetze und einige wissenschaftliche Tatsachen dartat. So wisst ihr z.B., dass vor den Beobachtungen unserer Zeit, d.h. während der ersten Jahrhunderte und bis in das fünfzehnte Jahrhundert der christlichen Zeitrechnung hinein, die gesamten Mathematiker der Welt dahingehend übereinstimmten, dass die Erde der Mittelpunt des Weltalls sei und dass die Sonne sich bewege. Der berühmte Astronom (Kopernikus), der der Vorkämpfer der neuen Auffassung war, entdeckte die Bewegung der Erde und das Verharren der Sonne. Bis dahin waren alle Astronomen und Philosophen der Welt dem ptolomäischen System gefolgt, und wer irgend etwas gegen dieses System zu sagen wagte, galt als unwissend. Obwohl Pythagoras und, während seiner letzten Zeit auch Plato, die Lehre anerkannten, wonach die Jahresbewegung der Sonne um den Tierkreis nicht von der Sonne, sondern vielmehr von der Bewegung der Erde um die Sonne herrühre, war diese Lehre doch vollständig vergessen und das ptolomäische System von allen Mathematikern angenommen worden. Doch es gibt einige im Qur'án geoffenbarte Verse, die im Gegensatz zur Lehre des ptolomäischen Systems stehen. Einer von ihnen lautet: „Die Sonne bewegt sich an einem festgesetzten Ort“ (Qur'án 36), woraus das Beharren der Sonne und ihre Drehung um eine Achse hervorgeht. Und ein anderer Vers: „Und jeder Stern bewegt sich in seinem eigenen Himmel“ (Qur'án 36). Damit ist
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die Bewegung der Sonne, des Mondes, der Erde und anderer Weltkörper erklärt. Als der Qur'án erschien, belachten alle Mathematiker diese Feststellungen und schrieben sie die Lehre der Unwissenheit zu. Selbst die Gelehrten des Islám sahen sich, als sie merkten, dass diese Verse dem anerkannten ptolomäischen Sytem entgegen waren, genötigt, sie anderweitig zu erklären. Erst nach dem fünfzehnten Jahrhundert christlicher Zeitrechnung, beinahe neunhundert Jahre nach Muhammed, machte ein berühmter Astronom (Galilei) neue Beobachtungen und Entdeckungen mit Hilfe des von ihm erfundenen Fernrohrs. Die Umdrehung der Erde, das Verbleiben der Sonne sowie ihre Bewegung um eine Achse wurden entdeckt, und es ward klar, dass die Verse des Qur'án bestehenden Tatsachen entsprachen und dass das ptolomäische System auf Einbildung beruhte. Kurz, viele orientalische Völker sind dreizehn Jahrhunderte hindurch unter dem Zeltdach der Religion Muhammeds erzogen worden. Im Mittelalter, als Europa in den tiefsten Tiefen der Barbarei lag, waren, die arabischen Völker den übrigen Nationen der Erde in Bezug auf Bildung, Künste, Mathematik, Zivilisation, Regierungskunst und andere Wissenschaften überlegen. Der Erleuchter und Erzieher dieser arabischen Stämme und Begründer der Zivilisation und Vervollkommnung der Menschheit unter den verschiedenen Rassen war ein schriftunkundiger Mann: Muhammed. War dieser ausgezeichnete Mann wohl ein vollkommener Erzieher? Seid gerecht in eurem Urteil! 27)
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