Ehe und Familie/Text

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Lehr- und Studienhilfe

EHE UND FAMILIE

Nationaler Geistiger Rat der Bahä'i an in Deutschland und Oesterreich

LEHR - UND VERBINDUNGSAUSSCHUSS

Frankfurt a. M, 1957


[Seite 2]Übersicht


Einleitung A Liebe und Ehe (Rühfyyih Khänum) 5

B Die Liebe als Grundlage 1. Liebe als höchstes Prinzip der Schöpfung 9

2. Ein Tablet der Liebe ('Abdü'1l-Bah&) 10 C Reinheit und Keuschheit

1. Der Körper als Pfand Gottes 11

2. Reines Leben 12 D Das Ehegebot

1. Verpflichtung zur Ehe 15

2, Ehe als vollkommene Vereinigung 15 E Die Bahä'j-Trauung

1. Charakter der Bahä&'i-Eheschließung 77

2, Voraussetzungen für die Eheschließung 18 3. Verfahren der Eheschließung und Gestaltung der Trauung 19

F Von der Familie und den Kindern 1. Die Familie als Keimzelle der mensch-

lichen Gesellschaft 22

2. Die Kinder und ihre Erziehung 2,

3. Keine Taufe, Firmung oder Konfirmation 29

G Ehescheidung 30 Anhang:

Hochzeitsgebete 32

Hochzeitstablet von "'Abdü'l-Bahä 34

Anmerkung zu den Texten: die in dem verliegenden Grundriß angewendeten Hervorhebungen

durch Unterstreichung oder Sperrung finden sich nicht in den Originalen; sie wurden lediglich für die Zwecke dieser Studienhilfe zur leichteren Orientierung des Lesers vorgenommen. Das gleiche

"gilt für eingeklammerte Wortein den Texten. [Seite 3]"Die Schwächung der Familienzusammenge- hörigkeit, die Laxheit der elterlichen Überwachung, das Abgleiten in verschwen- derische Zügellosigkeit, die verantwor- tungslose Einstellung zur Ehe und die entsprechend ansteigende Flut von Schei- dungen; ..... die wachsende Einflußnahre und Betriebsamkeit jener 'Propheten des Niedergängs' , die die Kameradschäftsehe verfechten, die Philosophie der Nacktheit predigen und Sittsankeit eine intellektu- elle Erfindung nennen, die sich weigern, die Zeugung von Kindern als den heiligen und ursprünglichen Sinn der Ehe anzuer- kennen, die die Religion als Opium für das Volk betrachten und die, wenn man die Zügel schießen ließe, die menschliche Ras- se zurück in die Barbarei, ins Chaos und zum schließlichen Verlöschen bringen wür- den - dies alles sind die hervorstechen- den Kennzeichen einer im Niedergang be- findlichen Gesellschaft, einer Gesellschaft, die entweder eine Wiedergeburt erfahren oder untergehen muß ."

(Shoghi Effendi, The Unfoldment of World Civilisation) [Seite 4]Rz

Einleitung

a) Es braucht nicht wunderzunehmen, wenn in einer Zeit des allgemeinen Niederganges, in der alle seit- herigen Grundlagen der Ordnung, des Glaubens und der Sitte ins Wanken geraten sind, auch die Bindun- gen der Ehe und der Familie immer fragwürdiger wer- den, ruhen doch auch diese Institutionen letzten Endes auf jenem schwankenden Boden der dekadent ge- wordenen Gesellschaft. Erschwerend aber kommt für sie hinzu, daß sie seither in den verschiedensten Kulturkreisen mit unterschiedlichen Gegebenheiten, Bräuchen und Auffassungen verankert waren, die nun im Schrumpfungsprozeß der klein gewordenen Erde in widerspruchsvoll erscheinender Vermengung durchein- ander geraten und einander verwirren, Hier zeigt die Bahä'{-Religion, indem sie auf den eigentli- chen Sinn dieser Institutionen zurückführt, eine für Vernunft, Gemüt und Glauben gleichermäßen an- sprechende und für alle Menschen des guten Willens gleich beglückende Anschauung und Lösung.

b) Die Hauptgrundlage für die Frage der Ehe und Familie in Bah&'#-Sinne ergibt sich aus dem Kit&b-i-Agdas, dem "Mutterbuch der Sendung Bahä'u'llähs", wie es Shoghi Effendi in “Gott geht vorüber" nennt. In ihm schreibt Bahä' u'll&h u.a,

"die Ei nerhe vor..,.tbaitertit Er die Ehescheidung ..., gibt Er die Sskrafen für den Ehebruüch

an, betont Er die Wichtigkeit der

Verheiratung nd setzt Er die hier- für erforderlichen Grundbedingungen fest ...

Er betont die Notwendigkeit, die für die EZ A CHUNE EELTK IRRE 08 forderlichen Mittel bereit- zustellen ..., verlangt eine makellose Reinheit, abslue Wahrhaftieg- keit und unantasttare Keuschheit."

(God passes by, S.214 f; Gott geht verüber,S244f)




[Seite 5]ae Weitere, ergänzende Grundlagen finden sich in Ausführungen und Tableten 'Abdu'l-Bahäs, sowie in verschiedentlichen Erläuterungen durch den Hüter, auf denen sich wiederum die Handhabung durch die nationalen und örtlichen Geistigen Räte aufbaut, Eine "Kodifizierung der Gesetze und Verordnun- gendes Kitä&b-i-Agdea s" durch den Hüter ist Programmpunkt des Internationalen Bahä'i-Zehnjahres-Lehr- und Festigungsplanes 1953 - 1963.

A LIEBE _UND EHE (Rühiyyih Khänum)

"Wir Individuen sind keine abgesonderten Er- scheinungen. Unser aller Leben fußt auf Beziehun-. gen zu anderen Individuen; unabhängig voneinander ist keine Vollendung möglich, Da wir von Natur aus eine gesellig lebende Gattung sind - wie Bie- nen, Ameisen und die in Herden ziehenden Tiere - kann nicht jeder sein eigenes Wesen als abge- trenntes Einzelnes entwickeln, Priester, Sufis, Fakire, die ihr Leben in unermüdlicher Suche nach einem rein persönlichen Erlösungsweg oder der Reifung und Vollendung ihres eigenen Ichs verbringen, indem sie den Gütern dieser Welt ent- sagen oder sich Bußübungen und Selbstkasteiungen unterziehen, bewegen sich in der falschen Rich- tung, Sie wollen gegen den Strom des Lebens schwimmen, denn der Fortschritt ergibt sich bei Individuen, die irgendeiner gesellig lebenden Gattung angehören, in Gegenseitigkeit, Zusammen- wirken, Wettstreit, Ansporn und durch das för- dernde Beispiel. Daher verläuft ein langes Stück unseres Weges zur persönlichen Yollendung zwangs- läufig gemeinsam mit dem Leben derer, mit denen wir in Berührung kommen. Je nachdem, 'wie wir sie behandeln, wie unsere Rückwirkung auf sie ist, wird unser eigenes Wesen beeindruckt und zum Besseren oder Schlechteren beeinflußt werden, [Seite 6]ee

Die Welt entwickelt sich durch Vermehrung: Zel- len teilen sich und wachsen, andere vereinigen sich und zeugen neue, Der Mensch und alle übri- gen Formen des Lebens pflanzen ihre Gattung fort. Die Grundbeziehungen des menschlichen Le- bens liegen daher inder Familie. Wie groß auch Freundschaft sein mag, sie bildet doch nicht die Grundlage der Gesellschaft - die Grundlage ist vielmehr die Paarung. Der Mann und die Frau sind die ursprüngliche Ein- heit; um sie sammeln sich die weiteren Kreise der Kinder, Verwandten und Bekannten.:.

Die wahre Zierde des Menschengeistes ist seine Fähigkeit zu lieben, Liebe ist nicht nur die stärkste änziehende Macht in der Gesellschaft, sie ist der einzige dauernde Ver- schmelzer, die einzige mögliche Kraft, die un- ter den Menschen Einigkeit und durch die Einig- keit eine Ordnung und eine Atmosphäre hervorzu- bringen vermag, in der das Leben aufs Höchste und Beste wirken kann, Anziehung der Geschlech- ter ohne Liebe kann die wahre Stufe des Men- schen erniedrigen ... Vereinen wir Geschlecht und Liebe am gegebenen Ort, der das Daheim ist, so werden sie zum bleibenden Quell des Glückes und der Stärke werden ...

Wir sollten uns auf die Ehe vor allem wegen der lebenslangen Kameradschaft freuen, die sie bietet. Dein Lebenspartner wird vermutlich all deine sonstigen nahen Beziehungen überdauern. Deine Eltern werden höchst wahr- scheinlich vor dir sterben, deine Kinder auf- wachsen und ihre eigenen Wege gehen, deine Brü- der, Schwestern und Freunde ihre eigenen engen Lebensbeziehungen finden, die zwangsläufig an die erste Stelle rücken, Aber dein Partner, dei ne Frau oder dein Gatte, werden immer mit dir sein, Freuden und Sorgen werdet ihr teilen müs- sen,das Heim, die Kinder, euer Einkommen und in weitem Maß auch eure Neigungen und Ablenkungen gemeinsam haben, Dies muß dir klar sein, ehe du


[Seite 7]4 8

heiratest, und du wirst zu erwägen haben, ob ihr zusammen durch das alles zufriedenstellend hin- durchgehen könnt.

Erwarte nicht zu viel und nicht zu wenig von der Ehe, Wasser kann nicht über seinen eigenen Spie- gel steigen, eure Verbindung nicht mehr hervor- bringen als ihr beide dazugebt. Seid ihr voll Unvollkommenheit, unduldsam, ungeduldig, an- spruchsvoll, herrschsüchtig, mißtrauisch, reiz- bar oder selbstsüchtig, so glaubt nicht, daß die- se Eigenschaften eure Ehe glücklich machen werden . oder die Verbindung mit einem anderen Partner bes- seren Erfolg verspricht. Die Ehe ist wie alle üb- rigen Beziehungen im Leben ein Vorgang, der mit anderen dazu hilft, unsere scharfen Ecken abzu- schleifen. Der Schleifprozeß wird oft wehe tun, die Anpassung an die Art eines anderen ist an- fangs schwer, weil es hier mehr der Liebe bedarf als bei jeder anderen Beziehung. Liebe, die im Grunde eine göttliche Kraft ist, bindet. Sie überspringt wie ein Funke die Kluft zwischen dem widerstreitenden Denken und Verlan- gen des Menschen und den vielleicht stark abwei- chenden Temperamenten, Sie heilt die Wunden, die wir uns alle gegenseitig durch Unachtsamkeit oder in Augenblicken der Unbeherrschtheit, Eifersucht oder des Grolles schlagen. Zur Auswirkung der Liebe tritt in der Ehe allmählich noch ein wei- terer starker Einfluß, die Gewöhnung, Das gemeinsame Heim, das tägliche Beisammensein, schaffen einen gemeinschaftlichen Rahmen, und die Gewöhnung, eine der stärksten Kräfte im Leben, beginnt, die Ehegefährten zu verknüpfen. Sie wirkt wundersam festigend, und wo gelegentlich die Liebe versagt, mag doch die Gewöhnung stark genug sein, um die Einheit zu bewahren,

Es gibt zwei große Forderungen, die an das Gleichgewicht der Ehe gestellt werden müssen: dieder Keuschheit und die der Kinder. Keuschheit - eine der seltensten aller Tugenden in der heutigen Welt - bedeutet,


[Seite 8]-8-

die eigenen, in ihrem Wesen so ganz vertrauli- chen und deinem Leben so viel Schönheit bieten- den, Geschlechtskräfte für den Menschen zu be- wahren, dem sie zustehen: deinem Lebensgefähr- ten, deinem Ehepartner, dem, mit dem du Heim und Kinder und alles Frohe und Schwere des Lebens teilen willst. Der Anstand, die geistige Sauber- keit der Ehe, das wesentlich Menschliche an ihr, das alles wird tausendfach durch beiderseitige Keuschheit vor der Ehe erhöht ...

Der logische Begleiter der Keuschheit ist die Ehe und, wenn möglich, die frühe Heirat.

Dar Sinn, sd em Ehe sind die Kinder... Es liegt in unserem Wesen, daß wir Kinder haben, und sie zu haben ist auf die Dauer nicht nur gut für unsere Gesundheit und nö- tig für die Gesellschaft, sondern es bringt uns auch geistigen Segen, ein neues Leben gezeugt zu haben, ein Leben wie das deine, das aus dir hervorgegangen ist, von dir abhängt und eine ganze Stufenleiter von neuen Regungen im Menschenherzen hervorruft. Tot ist wahrhaftig das Herz des Menschen, das nicht höher schlägt, wenn ihn das Kinderhändchen anrührt! Es nimmt etwas von der Selbstsucht, von der wir immer nur allzuviel besitzen. Es bringt eine neue, starke Anteilnahme, ein neues Gefühl von Verantwortung hervor und läßt den Menschen sich selbst und seine Ehre höher achten. Es weckt eine ne ue Art der Liebe, einer Liebe, die not- wendig geben und Geduld und Selbstverleugnung üben muß. Ein Kind zu haben kann und sollte ei- ne Selbstläuterung für die Eltern sein, Es bringt eine Freudigkeit ins Leben, ist eine Aufgabe, die fordert: dieser neue Mensch muß versorgt, bedient, geführt und erzogen werden, Es verbindet Vater und Mutter stärker, erneuert die Quellen ihrer Liebe, treibt frisches Grün am Baum der Ehe,

Vor allem aber nimmt es viel vonder Leere hinweg, diedas Alter so häufig mit sich

bringt." (aus:Prescription for Living,

Oxford 1950 [Seite 9]= B DIE LIEBE ALS GRUNDLAGE 1. Liebe als höchstes Prinzip der Schöpfung:

Liebe ist gleichbedeutend miit Anziehung. Beide sind lediglich verschiedene Ausdrücke für das eine schöpferische Prinzip, das in Zusamnen- setzung, Zusammenschluß, Verbindung und Vereini- gung zum Ausdruck kommt. So verstanden ist die ijebdbe die wirksane und nö- ERTL aber rt Fur a te eecheinung und Eryartiueng es gessnten Universums Gottes, und ohne sie vermöchte auch der Mensch weder in die Erscheinung zu treten noch zu leben, So sagt Bahä'u'lläh in den Verborgenen Worten: "Ich war im Ursein Meines Wesens und in der Ewigkeit Meines Seins. Da erkannte Ich Meine Liebe zu dir: Ich erschuf dich, Ich senkte . Mein Ebenbild in dich und offenbarte dir Mei- ne Schönheit ... Liebe Mich, damit Ich dich liebe. Wenn du Mich nicht liebst, kann Meine Liebe dich niemals erreichen. Erkenne dies, o Mensch! .„.. Wenn du Mich liebst, so wende dich ab von dir selbst, und wenn du Meinen Willen suchst, so achte nicht auf den deinen, damit du in Mir vergehest und Ich in dir lebe",

aBsen

Diese Erklärung enthält zugleich das religiös zu- tiefst verpflichtende Gebot Gottes und die zwin- gende Forderung, die sich aus der naturwissen- schaftlichen Erkenntnis der allgemeinen Abhängig- keitsgesetze auch für den Menschen und die mensch- liche Gesellschaft ergibt. Sie umfaßt die Gesetze des ganzen Seins, dr geistigen sowohl als auchder materiellen Kräfte, die, wie wir heute erkennen, im Grunde ja nur ver- schiedene Erscheinungen in einem großen Kraftfeld sind,



[Seite 10]- 10 - -

2, Ein Tablet der Liebe ('Abdü'l-Bah&)

"Wisse wahrlich:

Liebe Liebe Liebe Liebe Liebe

Liebe Liebe Liebe

Liebe Liebe Liebe Liebe

Liebe Liebe Liebe

Liebe Liebe

Liebe

ist das Geheimnis göttlicher Offenbarun-

gen !

ist die strahlende Offenbarung ! > ist die geistige Erfüllung !

ist das Licht des Reiches Gottes !

ist der Oden des Heiligen Geistes, der - in den menschlichen Geist gehaucht ist !

ist die Ursache der Offenbarung der

Wahrheit (Gott) in der Welt der Er-

scheinung !

ist das nötige Band, das aus der Wirk-

lichkeit der Dinge durch göttliche

Schöpfung hervorgeht !

ist das Mittel zur größten Glückselig-

keit in der Welt des Stoffes wie der

Welt des Geistes ! _

ist das Licht der Führung im nächtli-

chen Dunkel !

ist das Band zwischen dem Schöpfer und - dem Geschöpf in der Welt des Inneren !

ist die Ursache der Entwickelung für je-

den erleuchteten Menschen !

ist das größte Gesetz in diesem unermeß-

lichen Reich Gottes !

ist das eine Gesetz, das die Ordnung in

den bestehenden Atomen hervorbringt und

über sie Macht hat !

ist die allgemeine magnetische Kraft, die zwischen den Planeten und Sternen

ist, die am hohen Himmelszelt leuchten !

ist die Ursache, die den suchenden Sin- -. nen die Geheimnisse enthüllt, die der

Unendliche ins All gelegt hat !

ist der Geist des Lebens im gesegneten Boden der Erde .!

ist der Anlaß der Gesittung der Völker auf dieser vergänglichen Erde !

ist die höchste Ehre für alle gerech-

ten Völker ! [Seite 11]- 11-

Wer darin bestätigt wird, ist in der Tat ver- herrlicht durch die Himmlischen Heerscharen, die Engel des Himmels und die Bewohner des 'AbhA-Reiches ! Wessen Herz aber der Göttli- chen Gnade - der Liebe Gottes- bar wird, wandert in der Wüste der Unwissen- heit, steigt in die Tiefen des Zusammenbruchs hinab und stürzt in den Abgrund der Verzweif- lung, in dem keine Zuflucht ist ! Sie sind gleich Insekten, die auf der niedersten -Ebene leben,

0 ihr Geliebten Gottes ! Möchtet ihr doch die Offenbarungen Gottes und die Leuchten der Füh- rung durch alle Bereiche sein und mit dem Lichte der Liebe und Einigkeit leuchten !

O meine Freunde ! Laßt dieses Schreiben unter den Geliebten verbreitet werden, auf daß sie sich untereinander vertragen, vereinen und lieben, nein, daß sie alle Menschen lieben und bereit sind, sogar ihr Leben für einander zu opfern,

Dies ist der Pfad al-Bahäs !

Dies ist die Religion al-Bahäs !

Dies ist das Gesetz al-Bahäs !

Wer dies nicht besitzt hat keinen Teil an al-Bahä !" 2 (Tablets ob 'Abau'l-Bah& III,$.525f,New York 190)

c REINHEIT UND KEUSCHHEIT

1, Der Körper als Pfand Gottes:

"Dein Auge ist Mein Pfand, gestatte nicht, daß der Staub eitlen Begehrens seinen Glanz trübt. Dein Ohr ist ein Zeichen Meiner Groß- mut, laß nicht zu, daß der Aufruhr unpassen- der Triebe es von Meinem Worte abhält, das die ganze Schöpfung umschließt. Dein Herz ist


[Seite 12]- 12 -

Meine Schatzkammer, erlaube nicht der treu- losen Hand des Ichs, daß es dich der Perlen beraubt, die Ich darein gesammelt habe, Dei- ne Hand ist ein Sinnbild Meiner göttlichen Gnade, verwehre ihr nicht, daß sie sich an Mein bewahrtes und verborgenes Tablet hält."

(Bahä'u'lläh,Ährenlese CLII)

Reines Leben:

"Wer seinen Lüsten und verderbten Neigungen folgt, ist irregegangen und hat seine Mühe

vergeudet. Er gehört fürwahr zu denen, die

verloren sind,

Reinheit und Keuschheit waren und sind die größte Zier für die Mägde Gottes. Gott ist Mein Zeuge ! Der Glanz des Lichtes der Keuschheit strahlt hell über die Welten des Geistes, und ihr Duft wird bis zum Erhabensten Paradies getragen.

Gott hat wahrlich die Keuschheit zu einer Krone für die Häupter Seiner Mägde gemacht, Groß ist die Segnung der Nagd, die diese ho- he Stufe erreicht hat,

Sprich: Wer seinen weltlichen Begierden folgt oder sein Herz an irdische Dinge hängt, wird nicht zum Volk Bahäs gerechnet, Der ist Mein wahrer Gefolgsmann, der, wenn er in ein Tal aus reinem Gold kommt, geradewegs, wie eine ferne Wolke, hindurchgeht, ohne sich umzuwen- den oder zu verweilen, Solch ein Mann ist si- cherlich von Mir. Aus Seinem Gewand vermögen die Scharen der Höhe den Duft der Heiligkeit einzuatmen ... Und würde er der schönsten und anmutigsten Frau begegnen, so fühlte sich sein Herz doch nicht durch den leichtesten Schatten eines Verlangens verlockt nach ih- rer Schönheit ... Solch ein Mann ist wahr- haftig aus fleckenloser Keuschheit erschaffen, [Seite 13]i”

ie

So weist es euch die Feder Gottes, wie euer Herr geboten, der Allmächtige, der Allgebende',

(Bah&'u'lläh,zitiert in Ad- vent of Divine Justice, Ss, 26,27)

"Solch ein keusches und reines Leben mit der sich daraus ergebenden Bescheidenheit, Zurück- haltung, Anständigkeit und sauberer Gesinnung schließt in sich nicht weniger als eine Mäßi- gung in allem, was Kleidung, Spräche, Vergnü- gen und alle künstlerischen und literarischen Zerstreuungen betrifft. Es fordert tägliche Wachsamkeit in der Beherrschung der eigenen fleischlichen Wünsche und verderbten Neigungen, ruft zum Verzicht auf eine leichtsinnige Le- bensführung mit. ihrer übersteigerten Bindung an platte und oft mißleitete Vergnügungen und erfordert völlige Enthaltung von allen alko- holischen Getränken, Opium und ähnlichen süch- tig machenden Drogen, Es verwirft die Verseu- chung der Kunst und Literatur, die Nacktkul- tur und die Kameradschaftsehe, Untreue in der Ehe und jede Art von Gemeinschaftsehe, leich- ter Vertraulichkeit und geschlechtlichen La- stern, Eskann keinerlei Kon- promi B mit den Lehren, Maßstäben, Ge- wohnheiten und Ausschweifungen eines Verfalls- zeitalters schließen. Ja, es versucht sogar durch die wirksame Kraft des Beispiels die verderbliche Natur derartiger Lehren, die Falschheit solcher Maßstäbe, die Hchlheit ähn- licher Forderungen, die Widernatürlichkeit der- artiger Neigungen und den gotteslästerlichen Charakter solcher Ausschweifungen darzutun.

Wir müssen uns jedoch vor Augen halten, daß die Aufrechterhaltung eines sc hohen Maßsta- bes sittlicher Führung nicht mit irgend wel- chen Formen der Askese oder übertriebenen und blinden Puritanismusses in Verbindung gebracht oder verwechselt werden darf. Der von [Seite 14]TA. Bahä'u'lläh eingeprägte Maßstab versucht un- ter keinen Umständen, irgend jemandem das ge- setzlich anerkannte Recht und Vorrecht zu ver- sagen, wonach er den vollsten Vorteil und Nutzen aus den mannigfachen Freuden, Schön- heiten und Vergnügungen haben möchte, mit de- nen die Welt durch einen alliebenden Schöpfer so übervoll bereichert wurde, "Sollte jemand', so versichert uns Bahä'u'lläh wiederholt, 'es wünschen, sich mit den Zieraten der Erde zu schmücken, ihre Kleider zu tragen oder an den Wohltaten, die sie bieten kann, teilzuhaben, 50 kann ihn kein Harm befallen, wenn er nichts, was es auch sei, zwischen sich und Gott treten läßt, denn Gott hat alles Gute, ob es in dem Himmel oder in der Erde erschaffen wurde, für jene Seiner Diener befohlen, die wahrhaft an Ihn glauben. ' "

(Shoghi Effendi, Advent of

Divine Justice, S, 24)

J.E.Esslemont bemerkt dazu: "Würden die Verordnungen der Propheten, die sich auf Reinheit in geschlechtlicher Hin- sicht beziehen, allgemein beachtet, so würde eine (bedauerlich) furchtbare Krankheitsursa- che beseitigt werden. Die ekelnden Geschlechts- kränkheiten, die heute die Gesundheit von so vielen Tausenden, Unschuldigen wie Schuldigen, Säuglingen und Eltern zugrunde richten, würden bald völlig der Vergangenheit angehören."

(Bahä'u'lläh und das neue Zeitalter, VII) [Seite 15]19 D DAS __EHEGEBOT

1, Verpflichtung zur Ehe:

Bahä'tu'lläh gebietet die Ehe mit den Worten: "Vermähle dich, o Volk, damit aus euch der erscheine, der Meiner unter Meinen Dienern gedenke, Dies ist eines Meiner Gebote an euch, gehorchet ihm zu eurem eigenen Bei- stand"

und 'Abdü'l-Bahä führt darüber aus:

"Wisse, ddßdas Gebot der Ehe ewig ist. Es wird nie geändert oder um- gewandelt werden. Es ist eine göttli che Einrichtung, undes be- steht nicht die geringste Möglichkeit, daß Änderung oder Wandel diese göttliche Ein- richtung berühren,"

(Tablets of !Abat'!l-

Bahä II, $S. 474)

Dementsprechend hebt Bahä'u'lläh auch die Ein-

richtung des Zö libates auf. So sagt

Er, zu den Mönchen gewendet: "Heiratet, auf daß ihr Nachkemmen habt, denn Wir haben die Unreinheit verneint ... Wer würde, wenn nicht für den Menschen, Meinen Namen in Meinem Lande verkünden, und wie sonst wchl könnten Meine Eigenschaften und Attribute offenbart werden ?"

(Tablet an Napoleon 11r)®

2, Ehe als vollkommene Vereinigung:

"Bahä'i-Ehe bedeutet, daß Mann und Frau sich geistig und körper- lich verbinden müssen, so daß sie ewig durch alle göttlichen Welten

x)

vgl. auch Esslemont Kap. 11, [Seite 16]"u 16

hindurch vereint sein mögen und einander im geistigen Leben fördern, Das ist Ba häti- Ehe." ('Abdü'1-Bahä, Tablets.II, 3.326)

"Bei’den meisten Menschen ist die Ehe eine körperliche Beziehung, und diese Verbin- dung und Beziehung währt nur eine Zeit lang, da am Ende die körperliche Trennung steht und sein muß. Aber die Ehe des Volkes Bahäs muß sowohl eine körperliche als auch eine geistige Beziehung sein, da beide durch den Wein des gleichen Bechers berauscht, durch das gleiche unvergleichliche Antlitz ange- zogen, durch e i n Leben belebt und durch e in Licht erleuchtet werden, Dies ist die geistige Beziehung und immerwährende Verbindung und auch in der körperlichen Welt sind sie durch starke und unzerreiß- bare Bande miteinander verbunden,

Wenn zwischen beiden Beziehung, Vereinigung und Eintracht im körperlichen und geistigen Sinn besteht, so ist dies wahre Vereinigung und darum ewig, Besteht aber die Vereini- gung nur vom Körperlichen her, so ist sie gewiß vorübergehend, und die Trennung wird schließlich unvermeidbar sein,

Wenn daher das Volk Bah4s in den heiligen Bund der Ehe zu treten wünscht, so muß dies eine ewige Verbindung und verbildliche Ver- bundenheit, eine geistise und körperliche Gesellung der Gedanken und Vorstellungen vom Leben sein, damit diese Vereinigung in allen Graden des Daseins und in allen Wel- ten Gottes immer und ewig fortdauern möge, denn diese wirkliche Vereinigung ist ein Strahl vom Licht der Liebe Gottes,


So werden sich auch die Seelen, wenn sie zu wahren Gläubigen werden, in dem erhabe= nen Zustand der Verbundenheit versetzt [Seite 17]re

sehen, in dem sie zu Kündern der Liebe des Barmherzigen werden und durck den Kelch der Gottesliebe Ermunterung erfahren, Zweifellos ist diese Verbindung und Beziehung ewig."

(npdü'l-Bahä, BahA'i World Faith,Wilmette 1943,8.372f)

EB DIE BAHA'T - TRAUUNG

1. Charakter der Bahä'i-Eheschließung:

"Die Bahä'i-Eheschließung ist die vollkommene Verbindung und das völlige Einvernehmen beider Seiten. Sie müssen, wie auch immer, (einander) äußerste Aufmerksamkeit erzeigen und sich mit dem Wesen des anderen ' vertraut machen, Der zwischen ihnen geschlossene feste Bund muß zu einer ewigen Verbindung werden und ihr Trach- ten immerwährende Anziehung, Freundschaft, Einigkeit und Leben sein."

"Abdtı'1-Bahd, , ("Abat'l-Bah4,Tablets II S.325)

Dieses hohe Ziel gilt such für Ehen, in denen nicht beide Partner Bahä'i sind oder sie sich erst in der Ehe der Sache Bahä'u'llähs zuwenden, wie auch für Ehen zwischen Angehörigen verschie- dener Rassen, In einem gegebenen Fall wurde eine Ehe durch 'Abdf'l-Bah& mit der ausdrücklichen Verpflichtung gutgeheißen, daß die Bahä'i-Gattin sich "Tag und Nacht bemüht, ihren Gatten zu füh- ren, Sie darf nicht ruhen, bis sie ihn sowohl geistig als auch physisch zum Lebenspartner ge- macht hat." (Tablets I11,S.325), und auf eine Anfrage, ob für den Bahä'i in der Rasse eine Schranke für die Vereinigung gesehen werden könn- te, antwortete der Hüter:

“Bahä'u'lläh und 'Abdü'l-BahA haben beide den

Gedanken der Heirat zwischen verschiedenen

Rassen nie mißbilligt noch davon abgeraten.


[Seite 18]- 18 -

Die Bah&'i-Lehren überschreiten in der Tat ih- rem ganzen Wesen nach alle durch die Rasse aufgezwungenen Begrenzungen, und man kann sie als solche nie mit irgendeiner besonderen ras- senphilosophischen Richtung gleichsetzen."

‚(Bah&'f Procedure 5.7)

Voraussetzungen für die Eheschließung:

"Bahä'u'lläh hat dargelegt, daß zu einer Rahä'i-

Eheschließung dre"Zustimmung aller lebenden El- ternteile erforderlich ist. Dies gilt, gleich- viel, ob die Eltern Bah&'i oder

Nicht-Banhä'i, ob sie seit Jahren geschieden oder m tchtnge- echieden sind. Er hat dieses große Gesetz niedergelegt, um den gesellschaftli- chen Bau zu verstärken und die Bindung an das Heim zu festigen, eine gewisse Dankbarkeit

und Ehrerbietung in den Herzen der Kinder ge- genüber denen zu wecken, dıe ilinen das Leben gegeben haben und ihre Seele auf die ewige Reise zu ihrem Schöpfer sandten. Wir Bahä'i müssen uns darüber klar sein, daß in der ge- genwärtigen Gesellschaft der umgekehrte Vor- gang stattfindet: die jungen Menschen kümmern sich immer weniger um die Wünsche ihrer Eltern, Scheidung wird als ein natürliches Recht be- trachtet und durch fadenscheinigste, unverant- wortliche und erbärmlichste Vorwände erreicht, Voneinander getrennte Menschen sind, besonders wenn einer von ihnen.die volle Aufsicht über die Kinder hatte, nur allzubereit, die Bedeu- tung des anderen Ehepartners zu verkleinern, der auch ein Elternteil und mitverantwortlich für die Kinder ist, die sie in die Welt ge- bracht haben. Die Bahä'{ müssen durch stren- ges Festhalten an den Bahä&'i-Gesetzen und -Lehren jene zersetzende Kräfte bekämpfen,

die so rasch das häusliche Leben und die schö- ne Familien-Verbundenheit zerstören und [Seite 19]en

den moralischen Aufbau der Gesellschaft = niederreißen." (Erläuterungen des Hüters über Bahä'i-Trauungen, veröffentlicht vom NGR der Bahä&'i in USA, Juni 1948,revidierte und erweiterte Fassung März 1952),

3. Verfahren der Fheschließung und Gestaltung der Trauung:

a) Die Bahä'k-Trauung sollte schlicht

und ohne starre Formen sein: "Es gibt dem Agdas nach kein Ritual, und der Hüter ist sehr darum besorgt, daß gegenwärtig keines eingeführt wird und keine allgemeinen Formen angerommen. werden, Er fühlt, daß die Feier se einfach wie möglich sein sollte,daß die a die von Bahä'u'lläh angeord- neten Worte*) sprechen und, falls es ge- wünscht wird, Auszüge aus den Schriften und Gebeten zur Verlesung kommen, Die alten For- men sollten nicht mit den neuen schlichten Formen von Bahä'u'lläh vermischt werden."

"Der Bräutigam mu3 vor den Trauzeugen und ei- nigen anderen sagen: Wahrlich,wir sind zufrieden nit Gottes "illen' ('Verily, we are content with the Will of Coed!) und die Braut muß erwidern: x” MER 2 10h, wire iond met Gottes Wunsch zufrieden! ('Verily, we are satisfied with the Desire of .- God!) Nach einer vom Hüter gutgeheißenen eng- iischen Neuübersetzung sagen beide die Worte: wahrlich, wir wöorıen aıiTre an Gottes Willen festhal- ten' ('We will all, verily, abide by the:

s ws r)n Will of God!) (Erläuterungen des Hüters über

Bahä'i-Trauungen,a,a.0.1952)

f x] 4.1, die im darauffolgenden Absatz ange- führten Worte, [Seite 20]- 20 -

b) Die Durchführung von Bahä'i-Trauungen fällt unter die Aufgaben und Pflichten der ört- lichen Geistigen Bahä&'ti- Räte, Artikel 3 der "Satzung eines örtli- chen Geistigen Rates" (revidierte Fassung von 7. Januar 1950) sagt darüber: "Er (der G.R.) soll ausschließlich (allein) berechtigt sein, Bahä'i-Eheschließungen zu leiten und Bahä'i-Heiratsurkunden im Bereich seiner Zuständigkeit auszustellen," Der Rat vollzieht die Handlung durch seinen Vorsitzenden und seinn Sekr e- t är oder, wenn diese nicht erreichbar oder verhindert sind, durch zwei andere Amtsträger des Rates, Die beiden Amtsträger dienen als Zeugen der Trauung, die im wesentlichen durch Aussprechen der Trauformel (E 3 a) gege- ben ist, Soweit Bahä'i-Trauungen staatlich an- erkannt sind, also staatsgesetzliche Kraft be- sitzen, sind die Bahä'i-Trauurkunden als antli- che Urkunden zu behandeln. In Ländern, in denen Bahä'i-Trauungen staatsrechtlich keine öffentli- che Geltung haben und staatliche Trauung vorge- schrieben ist, muß diese der Bah&'4-Trauung vor- ausgehen. Keinesfalls jedoch scllte von einer Bahä'i-Trauung abgesehen werden:

"Die Bah&'4-Trauungs-Zeremonie sollte durch- geführt werden, weil wir Ba h&'f sind, unbeschadet der Frage, ob sie Gesetzeskraft hat_oder nicht", (Erläuterungen des Hüters 3.2.0.)

ce) Bah&'4-Trauungen können auch bei zwei Nicht -Bahä'ti vollzogen wer- den, "wenn sie unsere einfache Zeremonie zu ha- ben wünschen, Das ist sogar ein weiterer Weg, um unsere Weitherzigkeit' zu beweisen." (Erläuterungen des Hüters a,a.0.). Die Bahä'i-Bestimmungen gelten dabei entsprechend. [Seite 21]- 21»

d) Der Geistige Rat hat sich vor der Trauung zu vergewissern, dß die erforderli- ehen Zustimmunge.n aller lebenden Elternteile vorliegen. "Bezüglich der erfolgten Zustimmung der El- tern zu einer Bahä'i-Heirat müssen sich die Räte, da es sich hier um eine bindende Ver- pflichtung handelt, vor Erteilung ihrer Be- scheinigung vergewissern, daß die erhaltenen Zustimmnungen freiwillig durch die Eltern selbst gegeben wor- den sind." (Erläuterungen des Hüters, a.a.0.) Dies gilt, wie unter E-2 erwähnt, ohne Rücksicht darauf, ob die Eltern Bahä'i oder Nicht-Bahä'f sind und auch, wenn sie geschieden sind.

e) Soweit eine kirchliche Trau-

ung neben der Bahä'i-Trauung stattfinden muß,

gilt folgendes: "Wenn ein Bahä'{ einen Nicht-Bahä'i heiratet, der (bei der Trauung) die religiösen Bräuche seiner eigenen Glaubensgemeinschaft wünscht, so muß erstens völlig klar sein, daß der Bahä'i-Partner seiner Religion nach ein Bahä'i ist und daß er nicht etwa bei der Heirat die Religion des anderen Partners da- durch annimmt, daß er sich der betreffenden Zeremonie unterzieht, Zweitens muß die Zere- monie so sein, daß sie den Bahä'i nicht zu irgendeinem ven seiner eigenen Religion ab- weichenden Glaubensbekenntnis führt, Unter diesen Voraussetzungen kann der Bahä'i an den religiösen Bräuchen seines Nicht-Bah4ä'i-Part- ners teilnehmen. Der Bahä'f sollte darauf be-

stehen, daß die Bah&'i-Trauung vor oder nach der Nichtbahä'f-Trauung am gleichen Tag er-

folgt."

E (Shoghi Effendi an den NCR der USA,20.Juni 1954,Bahä'i- Nachrichten 111,Nr.9-10) [Seite 22]- 22 -

f) Kein Bahä'4 "sollte einer anderen Religion ge- genüber ein bindendes Versprechen geben, seine Kinder in jener Religion zu erziehen. Dies ist, da wir an Bahä'u'lläh als die Offenbarung Got- tes für diesen Tag glauben, ein schweres Un- recht gegenüber den noch ungeborenen Kindern und gegen unsere Prinzipien, und wir können dies nicht mit unserem Gewissen vereinen."

(Shoghi Effendi durch seinen Sekretär an einen deutschen Gläubigen, 3. Mai 1956)

F VON DER FAMILIE UND DEN KINDERN

1, Die Familie als Keimzelle der meschlichen Ge- sellschaft:

Die Familie ist die natürliche Keim zelle der Gesellschaft. Sie entfaltet sich aus dem Paar zum kleinen Kreis der Eltern und Kinder und darüber hinaus in neuer Paarung der herangewachsenen Kinder mit Mitglie- dern und Abkömmlingen anderer Familienkreise zum umfassenderen Verband der Sippe, und aus der Ver- bindung zwischen den Sippen wiederum zum großen Gesellschaftsverband des Volkes. Dies zeigt klar, wie nötig die richtige Erkenntnis und Beachtung der Bedeutung der Familie als Keimzelle und Ur- bild fürdie Ordnung der gesanm- wenmnenschlichen Gesell. a chart ist: "Wenn Liebe und Einklang in einer einzelnen Familie herrschen, wird diese Familie vor- wärts kommen und erleuchtet und geistig wer- den, doch wenn umgekehrt Feindschaft und Haß in ihr ist, können Zerstörung und Auflösung nicht ausbleiben. Das gleiche gilt für eine Stadt, Wenn die, die darin’wohnen, einen Geist der Eintracht und Gemeinschaft zeigen, wird sie stetig wachsen, und die menschli- chen Verhältnisse werden sich bessern, [Seite 23]see

wogegen sie durch Feindchaft und Streit herab- gewürdigt und die Einwohnerschaft versprengt wird. Ebenso entwickelt und bewegt sich der Verband einer Nation durch Liebe und Überein- stimmung zur Zivilisation und Erleuchtung hin und wird er durch Krieg und Streit zersetzt werden, Schließlich gilt dies auch für die Menschheit als Gesamtheit: Wenn die Liebe zur Tat wird und die ideale geistige Verbunden- heit die Menschenherzen vereint, so wird die gesamte menschliche Rasse gehoben, die Welt andauernd geistiger und strahlender und die Zufriedenheit und Sicherheit der Menschen in unabsehbarem Maß gehoben werden. Krieg und Streit werden enden, Meinungsstreitigkeiten und Uneinigkeit vergangen sein, ein allumfas- sender Friede wird die Nationen und Völker der Welt vereinen und alle Menschen werden wie eine einzige Familie beieinander wohnen."

("abdt'l-Bahä, Bahä'i World Faith, S, 229 £)

2. Die Kinder und ihre Erziehung:

a) Inden wir, Bahä'u'll&h folgend, den tieferen Sinn der Ehe darin erkennen, daß aus ihr Nach- kommenschaft hervorgeht, mögen wir uns darüber klar werden, daß diese Forderung Bahä'u'llähs allein schon aus der Notwendigkeit der Erhaltung der Ganzheit wnd Unversehrt- heit des Kcsmos, der gesamten Schöpfung, folgtx), Die Schöpfung ist, wie auch die Naturwissenschaften erkennen lassen, ein oßes Kraftfel:d, jene Ein- ei t, von der Bahä'u'lläh sagt: "Die Einheit in ihrem wahren Sinn bedeutet, daß Gott als die einzige Kraft verstanden

) 5 = vgl. zu diesem Absatz 'Abdfü'l-Bah&, Gesprä- che und Lehren, Kap. 50, [Seite 24]mas 2

werden sollte, die alle Dinge belebt und er- hält, die ja nur Offenbarungen Seiner Schöp- ferkraft sind,"

(Worte der Weisheit)

Das Bestehen dieses Kraftfeldes erfordert das Gleichgewicht und die Wirksamkeit aller seiner Bestandteile, und einer derselben ist der Mensch, Sein Bestand in diesem Kraftfeld aber setzt voraus, daß sein Verhalten den darin auftretenden Kräften und Schwingungen zu ent- sprechen vermag. Hierzu bedarf es seiner Ak- tivität, des richtigen Verhaltens eines jeden Menschen im Sinne der in der Welt, dem Kraftfeld der Schöpfung, für ihn gegebenen Mög- lichkeiten und Notwendigkeiten, wozu er wiederum die hinreichende Erkenntnis braucht. Dies ist, was Bahä'u'lläh im Eingang zum kurzen täglichen Gebet als den Sirn der Erschaffung und des Daseins des Menschen faßt:

"Ich bezeuge daß Du mich erschaffen hast, Dich

zu erkennen und anzubeten", wobei die Anbetung wiederum in unserem Ver- halten und inunseren Taten gegeben ist: =

"Strebet darnach, daß eure Taten tagtäglich

herrliche Gebete seien,"

('Abdü'l-Bahä, Ansprachen in Paris, Kap. 26).

b) Hiermit wieder ergibt sich die Notwendigkeit der Belehrung wm Erziehung, die, aus der Quelle des Offenbarers kommend,

durch die Kanäle der Eltern und Erzieher fließt und bei jedem Kinde einsetzen muß, Diese Pflicht zur Kindererziehung legt Bahä'u'l1läh auf die

Schulter der Eltern, wobeiErden Mäd chen alsden konnenden ersten

Brzieherinnen der nächsten Generation eine übergeordin« te Bedeutung gegenüber den Knaben zumißt, 'Abdü'l-Bahk sagt darüber: [Seite 25]235. " ... in diesem neuen Zyklus sind Erziehung und Ausbildung im Buche Gottes als eine Pflicht, nicht als etwas Freiwilliges, be- zeichnet. Das heißt, daß der Vater und die Mutter verpflichtet sind, mit aller Kraft darnach zu streben, die Tochter und den Sohn

zu erziehen, sie mit der Milch des Wissens

zu ernähren und an der Brust der Wissenschaft und Kunst zu säugen. Sollten sie es versäu- men, so wird man sie vor dem strengen Herrn als verantwortlich und tadelnswert erachten. Es ist eine unverzeihliche Sünde, denn sie haben das arme kleine Kind zum unglücklichen und gequälten Wanderer in der Wüste der Un- wissenheit gemacht, so daß es ein Leben lang in Unkundigkeit und Dunkel nachlässig und ohne Urteilsfähigkeit gefangen bleibt. Wahr- lich, ginge das kleine Wesen im Kindesalter von dieser %lt, so wäre ihm leichter und besser. In diesem Sinn ist Sterben besser als Leben und Untergang besser als Erhal- tung, Nichtsein lieblicher als Dasein, die Grabstatt besser als das Schloß und ihre Enge und Dumpfigkeit besser als das geräu- mige Haus des Königs, denn in den Augen der Menschen ist das Kind gedemütigt und ernie- drigt und vor dem Antlitz Gottes schwach und schadhaft. In der Gesellschaft ist es be- schämt und herabgedrückt und vor den Augen der Prüfenden durch Jung und Alt unterdrückt und vernichtet. Was für eine Verkennung ! Was für eine ewige Erniedrigung !

Darum müssen die Geliebten Gottes und die Mägde des Rarmherzigen ihre Kinder mit L$- ben und Herz erziehen und sie in der Schule der Tugend und Vollkommenheit lehren. Sie dürfen in dieser Frage nicht nachlässig, nicht unfähig sein ... Sie müssen mit allen Mitteln beide Geschlechter, männlich und weiblich, Mädchen und Knaben, erziehen, Es ist keinerlei Interschied zwischen ihnen, [Seite 26]

- 26 -

Unwissenheit ist bei beiden tadelnswert und E Nachlässigkeit in jedem Fall zu rügen. "Sind die, die wissen, gleich mit denen, die nicht wissen ?'

Der Befehl ist für beide bindend, Betrachten

wir es jedoch mit dem Auge der Wirklichkeit, - sc ist die Erziehung und Pflege der Töchter nötiger als die der Söhne, denn diese Mäd- chen werden zu Nüttern werden und das Leben 3 der Kinder formen. Der erste Erzieher des Kin-

des ist die Mutter, Das kleine Kind wird wie

ein grüner, zarter Zweig so wachsen, wie man

es aufzieht. Zieht man es richtig auf, so

wird es richtig gedeihen, verbiegt man es, so

wird es dementsprechend wachsen, und sich bis

ans Lebensende verhalten,

Darnach steht fest, daß eine unerzogene und ungebildete Tochter, wenn sie Mutter wird, nn zum Hauptanlaß für die Mangelhaftigkeit, Un- wissenheit, Nachlässigkeit und fehlende Er- ziehung vieler Kinder werden wird, >

O0 ihr Geliebten Gottes und Mägde des Barn- herzigen ! Lehren und Lernen ist nach den entschiedenen Texten der Gesegneten Schön- heit (Bahä'u'llAh) zur Pflicht gemacht. Wer immer darin gleichgültig ist, beraubt sich selbst der großen Gabe,

Hütet euch, hütet euch, daß ihr nicht darin versagen möget. Strebt mit Herz und Leben darnach, eure Kinder und besonders die Töch- ter zu erziehen, Es gibt dabei keine Ent- schuldigung,." En

(Bah&'f Worla Faith, S. 398 f) [Seite 27]a

ce) Die Frage nach dem Inhalt der Kindererziehung ie faßt 'Abah'l-Bah& in die Worte: "Was deine Frage über die Ersiehung der Kinder betrifft, so obliegt es dir, sie an der Brust der Liebe Gottes zu nähren und dazu zu brin- gen, daß sie sich mit geistigen Fragen be- schäftigen, sich Gott zuwenden und gute Art, die besten Charakterzüge und löblichsten Tu- genden und Eigenschaften der Welt der Mensch- heit ännehmen und mit äußerstem Fleiß die Wis- senschaften studieren, damit sie geistig und himmlisch seien und von Kind auf durch die Düfte der Heiligkeit angezogen werden und in religiöser, geistiger und himmlischer Ertüch- tigung heranwachsen."

(Bah&4'4 World Faith;S,383)

= Bahä'u'lläh sagt von den Schulen, daß sie "die Kinder zuerst in den Prinzipien der Re- ligion erziehen müssen, sodaß die Ver -

= heißungen und Drehungen, wie sie im Buche Gottes verzeichnet sind, sie vom Verbotenen abhalten und sie mit dem Nan- tel der Gebote schmücken mögen, doch dies in einem Maß, daß es den Kindern nicht durch Ausartung in unwissenden Fanatismus und blin-

de Gläubigkeit schade." (Bahä'i World Faith,$.182)

+ d) Soweit die Eltern finanziell nicht in der Lage sind, den Kin- dern die Möglichkeit einer guten Ausbildung zu

Ei geben, mß die Gemeinschaft dafür Sorge tragen:

"Jedes Kind muß soviel wissenschaftliche Kenntnisse erhalten, wie nötig. Vermögen die Eltern, die Kosten dieser Ausbildung zu be- ” streiten, so ist es recht, während andern- falls die Gemeinde die Mittel für den Unter- richt des betreffenden Kindes stellen muß."

("Abdü'l-Bahä, Bahä'i World Faith, S. 290)



[Seite 28]

Wenn Elternder Erziehungs- pfl-ioht-n-icht.nachkonmen, obliegt es ebenfalls dr Gemeinschaft,

für die Kinder zu'sorgen: "Vernachlässigt jemand den Befehl (der Er- ziehung), so müssen die Treuhänder (des Hau- ses der Gerechtigkeit), wenn er vermögend

ist, ven ihm die für die Erziehung der Kin-

‚der erforderlichen Beträge erheben, im andern Fall geht die Angelegenheit an das Haus der

Gerechtigkeit über. Wahrlich, wir haben es zu einer Zuflucht für die Armen und Bedürftigen

BanayHe.” (Bah&'u'lläh, 7. Ishräg)

e) Wie wundervoll aber hat der Schöpfer in der Mutter, noch bevor sich das Kind aus ihrem Schoß gelöst hat, mit allem vorgesorgt, was zu seiner Hut und Vorsorge benötigt wird: "Noch ehe du aus dem Schoß der Mutter kanst, habe ich dir zwei Quellen heller Milch be- schieden. Ich bestimmte Augen, dich zu behü- ten, und senkte Liebe zu dir in die Herzen. Ich habe dich erzogen mit den Gaben der Gro8- mut, und unter dem Schatten Meiner Güte habe Ich dich behütet mit dem Wesen Meiner Gunst und Gnade, Dies alles tat Ich, um dich zur überirdischen Welt zu führen und dich fähig zu machen, Unsere unsichtbaren Gabem zu em-

pfangen." (Bahä'u'lläh, Verborgene Worte)

So wird die Sorge um das Schicksal des Kindes für die Eltern nicht nur eine Befolgung des göttlichen Gebotes, sondern ein selbst- verstäöndlriches heiliges vermäc-htnis von Generation zu Generation sein, damit sich nicht am Kind die Worte erfüllen, mit denen Bahä'u' l14äh fortfährt:


[Seite 29]zog

"Du aber, o Achtloser, als du zur Reife kanst, hast all Meine Gnadengaben mißachtet und warst von deinen eigenen törichten Meinungen derart befangen, daß du alles vergaßest und dich von Tore des Freundes fortwandtest zur Halle des Feindes, um dort zu wohnen,"

3. Keine Taufe, Firmung oder Konfirmation:

a) Eine Taufe, der die Kinder nach ihrer Geburt oder später zu unterziehen wären, kennt die Sache Bahä'u'llähs nicht. Doch wird die Pflicht der Erziehung im Sinne des "Gott zu er- kennen und anzubeten" für alle Mütter und Väter, die Bahä'f sind, nur immer eine Erziehung zum Reich 'Abhäs sein können, die zugleich eine Er- ziehung zum selbständigen su- chen nach Wahrheit und darum erei won Leder Bieatt erT-e sein wird, Wenn die Eltern aus Anlaß der Geburt eine Bahä'f-Feier zu veranstalten wünschen, so wird dem nichts’ grundsätzliches entgegenstehen, soweit solche Feiern nicht zu einem Ri t us ‘führen. "Der Vollzug einer Taufhandlung würde den Kör- . per sänbern, der Geist aber hat nicht Teil daran, wogegen die göttlichen Lehren und die Ermahnungen “cr Schönheit 'Abh&'s die Seele taufen, Das ist tie wahre Taufe. Ich hoffe, daß ihr divce Trufe empfangen werdet."

(tAbdü'l-Bahä, Bahä'i World Faith, 5, 390)

b) Ris zum vollendeten fünfzehnten Lebensjahr

" gelten Kinder, deren Eltern Bah&'i sind, gleich-

falls als BahA'i. Dementsprechend können sie auchanden Neunzehntage-Festen [Seite 30]30

teilnehmen. Mit fünfzehn Jahren ist ihnen die BIST LCHE SE TI Her BE is tan a gen Entscheidung und der SA rung a) 0 B &'4 gegeben, tritt ds Wahlre una TR TEN are Reese istige ee 28 mit Wollen dung einundzwanzigsten Le- sjahres ein, Auch die Jugenderklä- rung als Bahä'{ kann mit einer ritenfreien Fei- er verbunden werden,

eh ch Ge

ce) Bezüglich der Firmung und der Konfirmation gilt das gleiche wie für die Taufe,

G EHESCHEIDUNG

Bei der hohen Stellung, die die Ehe ‚in der Ba- hä'i-Religion einnimmt, darf die Scheidung nur als seltene Ausnahme betrachtet werden, Das Bahä'i-Gesetz unterscheidet zwischen Schei. dung und Trennung. Dabei muß die

Trennung der Scheidung vorausgehen, 'AbäG'l-Bahä führt darüber aus:

“Die Freunde müssen sich streng der Schei- dung enthalten, solange nicht etwas vorliegt, das sie dazu zwingt, sich “us gegenseitiger Abneigung zu trennen, In üius-n Falle mögen sie sich mit Kenntnis des To'rtigen Rates zur Trennung entschliesen. Darnach müssen sie sich gedulden und ein volles Jahr warten, Wird während dieses Jahres zwischen ihnen keine Eintracht mehr erreicht,. so mag dann ihre Scheidung vollzogen werden . Das Reich Gottes ruht auf Eintracht und Liebe, Einheit, Verwandtschaft und Einigkeit, nicht auf Streit, vor allem nicht zwischen Ehepart- nern. Wenn einer der beiden Anlaß zur Schei- dung gibt, wird er unfehlbar in große Schwie- rigkeiten geraten, das Opfer furchtbarer



[Seite 31]te

Nöte werden und tiefe Gewissensbisse erfah- ren." (Tablet an die Bahä'i in Amerika,Esslemont,Kap.XI)

Lady Blomfield berichtet zur Frage der Eheschei- dung in ihren Aufzeichnungen: "Der Meister ('AbAGU'l-Bahä) war der Scheidung abhold,. Auf eine-Anfrage erwiderte Er: 'Es handelt sich nicht darum, daß die Scheidung erleich- tert, sondern vielmehr darum, daß das Heira- ten erschwert werden sollte', In all den Jah- ren, in denen Bahä'u'lläh und 'Abdü'l-Bahf in Syrien wohnten, ereignete sich kein Fall von Scheidung unter den Bahä'i,."

(The Chosen Highway, London 1940)



[Seite 32]

2 ANHANG: HOCHZEITSGEBETE

1.(Bahä'u'11Ah)

Er ist der Geber, der Gütige !

Preis sei Gott, dem Urewigen, dem Immerbestehen- den, dem Unveränderlichen, dem Dauernden, Ihm, der durch Sein eigenes Sein bezeugt hat, daß Er wahrlich der Eine ist, der Einzige, der Ungehin- derte, der Erhabene. Wir bezeugen, daß es fürwahr keinen Gott außer Ihm gibt, indem wir Seine Ein- heit bekennen und Seine Finzigkeit kundtun.. Im- mer war Er in unerreichbaren Höhen auf den Gip- feln Seiner Erhabenheit heilig über alle Erwäh- nungen neben Ihm und frei von jeder Beschreibung außer der Seinen.

Und als Ihn verlangte, den Menschen Gnade und Wohltätigkeit zu bekunden und der Welt eine Ord- nung zu geben, offenbarte Er Sitten und schuf Er Gesetze, Unter diesen errichtete Er das Ge- setz der Ehe, machte es zu einem Feste des Wohl- ergehens und des Heiles und befahl es für uns in dem, was in Seinem Heiligsten Buch aus dem Hin- mel der Heiligkeit herabgesandt ward. Er sagt - groß ist Seine Herrlichkeit - : Vermähle dich,

o Volk, damit aus euch der erscheinen möge, der Meiner unter Meinen Dienern gedenke. Dies ist eines Meiner Gebote an euch, gehorcht ihm zu eurem eigenen Beistand.

2.("Abat'l-Baha)

Er ist Gott ! O Du unvergleichlicher Herr '! In Deiner allmächtigen Weisheit hast Du den Men- schen die Ehe anbefohlen, auf daß die Geschlech- terreihen der Menschen in dieser Welt der Mög- lichkeiten einander folgen und sie sich, sc lan- ge die Welt dauert, an der Schwelle Deiner Ein- heit mit Dienstbarkeit und Anbetung, mit Gruß, Verehrung und Lob befassen, "Ich erschuf die [Seite 33]- 33.

Geister,und Menschen nur, um Meiner Anbetung Filleni), "Vermähle darum diese beiden Vögel aus dem Neste Deiner Liebe im Himmel Deiner Barmherzigkeit und laß sie zu Magneten unab- lässiger Gnade werden, auf daß sich aus der Vereinigung dieser beiden Meere der Liebe eine Woge der Zärtlichkeit ergieße und die Perlen reiner und anmutiger Nachkommenschaft an das Ufer des Lebens trage, "Er hat den beiden Mee- ren ihren Lauf gelassen, daß- sie einander be- gegnen möchten: zwischen ihnen ist eine Schei- dewand, die sie nicht überschreiten, Welche der Wohltaten eures Herrn wolltet ihr da ver- weigern ? Aus jedem yyinet er größere und klei-

nere Perlen herauf"?),

0 Du gütiger Herr! Laß aus dieser Ehe Korallen und Perlen hervorgehen. Du bist wahrlich der Allmachtvolle, der Größte, der stets Verge- ‚bendet!

3.(tabat'l-Bah&)

Ruhm sei Dir, o mein Gott! Dieser, Dein Die- ner, und diese, Deine Magd, haben unter dem Schatten Deiner Gnade zusammengefunden, und sind durch Deine Gunst und Großmut vereinigt, O0 Herr, bestätige sie in Deiner Dienstbarkeit und hilf ihnen in Deinem Dienste, Laß sie in Deiner Welt zu Zeichen Deines Namens werden ünd schütze sie durch Deine Gaben, die uner- schöpflich in dieser und den kommenden Wel- ten sind, 0 Herr, sie flehen zum Königtum Dei- nes Nitleids und rufen das Reich Deiner Ein- zigkeit an. Wahrlich, sie sind vermählt nach Deinem Gebote, So laß sie denn bis ans Ende

Tgeriäe 51,56

2)Qur'än 55,19-22 1) und 2) nach der englischen Übersetzung von Marzieh Gail, Bahä'i-News, Nr, 192, Wilmette, 111., Febr. 1947 [Seite 34]re der Zeit zu Zeichen des Einklangs und der Ei- nigkeit werden, Wahrlich, Du bist der Allwissende, der Allge- genwärtige und der Allmächtige,

(nach der englischen Über- setzung in "Bahä'i Prayers for Special Occasions", London 1951)

HOCHZEITSTABLET VON .'ABDÜ'L-BAHA:

Das Band, das die Herzen am vollkommensten mit- einander verbindet, ist die Treue. Sind wahrhaft Liebende einmal vereinigt, so müssen sie einan- der äußerste Treue erzeigen, Ihr müßt euer Wis- sen, eure Fähigkeiten, euer Vermögen, eure Ti- tel, euren Körper und euren Geist Gott, Bahä'u' l1&h und einander weihen, Laßt eure Herzen weit, so weit wie das göttliche All, sein.

Gestattet nicht, daß sich auch nur die gering- ste Spur von Eifersucht zwischen euch ein- schleicht, denn Eifersucht verdirbt wie ein Gift das wahre Wesen der Liebe, Laßt nicht die Eintagsereignisse und Zufälle dieses wechsel- vollen Lebens zum Riß zwischen euch führen. Er- geben sich Meinungsverschiedenheiten, so bera- tet miteinander in der Stille, daß nicht andere ein Körnchen zum Berge machen möchten, Bewahrt in euren Herzen keinerlei Kummer, sondern er- klärt einander den Grund mit solcher Offenheit und solchem Verständnis, daß er verschwindet und keine Erinnerung mehr zurückbleibt. Sucht Gemeinschaft und Freundschaft und wendet euch von der Eifersucht und der Heuchelei ab,

Eure Gedanken müssen erhaben, eure Ideale leuch- tend und eure Neigungen geistig sein, auf daß eure Seelen zu Aufgangsorten der Sonne der Wirk- lichkeit werden. Laßt eure Herzen wie klare Spiegel sein, aus denen die Sterne des Himmels der Liebe und der Schönheit strahlen, [Seite 35]ri:

=392

Sprecht miteinander von hohem Streben und himm- lischen Dingen, Laßt keine Geheimnisse zwischen euch treten, Macht euer Heim zu einem Hafen der Ruhe und des Friedens, Seid gastfrei und haltet die Türe eures Hauses offen für Freunde und Frenm- de, Bewillkommet alle Gäste mit strahlender An- mut und laßt jeden fühlen, daß er daheim ist.

Kein Sterblicher kann die Einheit und Eintracht erfassen, die Gott für den Batten und die Gattin bestimmt hat, Hegt unablässig den Baum eurer Verbindung mit Liebe und Zuneigung, damit er durch alle Jahreszeiten hindurch sprosse und grüne und süßeste Früchte zur Heilung der Völ- ker hervorbringen möge, 0, ihr Geliebten Gottes, möchte euer Heim eine Erscheinung des Paradieses "Abhäs sein, so daß jeder Eintretende darin das Wesen der Reinheit und Eintracht spüre und aus Herzensgrund rufe: "Hier ist die Heimstatt der Liebe! Hier ist dae Schloß der Liebe! Hier ist das Nest der Liebe! Hier ist der Garten der Lie- beit

Seid wie zwei lieblich singende Vögel, die auf den höchsten Zweigen des Baumes des Lebens sit- zen und die Luft mit Liedern der piene und der Begeisterung erfüllen,

Baut die Grundlage eurer Zuneigung inmitten eu- res geistigen Daseins, im Innersten eures Bewußt- seins, und laßt sie durch keine Gegenwinde er- schüttern.,

Und wenn Gott euch süße und liebliche Kinder gibt, so widmet euch ihrer Belehrung und Führung, daß sie unvergängliche Blumen des göttlichen Ro- sengartens, Nachtigallen des wahren Paradieses, Diener der Menschheit und die Frucht eures Le- bensbaumes werden, .

Lebt miteinander in solcher Eintracht, daß an- dere sich euer Leben zum Beispiel nehmen und zu- einander sagen: "Schaut, wie sie gleich zwei Tauben in eine m Neste leben, in voll- [Seite 36]E36

kommener Liebe, Verbundenheit und Einigkeit, Es ist, als habe sie Gott seit aller Ewigkeit im tiefsten Innern für die Liebe zueinander erschaffen,"

Erlangt die wahre Liebe, die euch Gott bestimmt hat, daß ihr hinfort am ewigen Leben teilhabt, Schlürfet tief aus dem Quell der Wahrheit und lebt alle Tage eures Lebens in einem Paradies der Herrlichkeit, darin ihr unvergängliche Blü- ten aus dem Garten Göttlicher Geheimnisse sam- melt,

Seid zueinander wie himmlisch Liebende und von Gott Geliebte, die in einem Paradies der Liebe wohnen, Baut euer Nest im belaubten Gezweig des Baumes der Liebe, Schwingt euch auf in die reine Luft der Liebe, Segelt auf dem unendlichen Meer der Liebe, Wandelt im ewigen Rosengarten der Liebe, Badet im schimmernden Sonnenglanz der Liebe, Seid fest und standhaft auf dem Pfad der Liebe, Atmet den Duft der Blumen der Liebe ein, Stimmt euer Ohr auf die seelenentzückenden Wei- sen der Liebe ab, Laßt euer Trachten reich wie die Festmähler der Liebe sein und eure Worte wie eine Kette weißer Perlen aus dem Meer der Liebe, Trinkt tief vom Wundertrank der Liebe, auf daß ihr fort und fort in der Wirklichkeit göttlicher Liebe lebet,

(nach der englischen Überset- zung in "Bahä'i Prayers for Special Occasions" ‚London 1951)

Der Geistige Rat der Baha’i in Esslingen a.N. e.V.

— Bibliotfiek —


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