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Seite 1 BAHÁ'U'LLÁH – STUDIENTEXTE DIE SUCHE NACH WAHRHEIT Zusammengestellte Worte von BAHÁ'U'LLÁH und .ABDU'L-BAHÁ
Seite 2 UEBERSICHT: Die Sonne der Wahrheit Seite 1-2 Die Sonne der Wahrheit, das Wort Gottes, der Geist der Wirklichkeit, als Ursprung aller Erscheinung, von dem die Erziehung des Menschen im Reich der Gedanken abhängt. Sie äussert sich in den Menschen individuell verschieden als Weisheit, Gelehrsamkeit usw. Ohne sie würde die Seele der Menschen verkümmern. Vorurteilslosigkeit Grundbedingung Seite 2-5 Wer das Licht der Sonne der Wahrheit sucht, muss sich von überkommenem Aberglauben und Vorurteilen befreien und sein Herz rein machen, um die Herrlichkeit Gottes begreifen zu können. Alle Wahrheit ist EINE. Darum müssen wir auch die Wissenschaft und die Einheit der Religionen grundsätzlich anerkennen. Das grosse Verlangen Seite 5-6 Wenn sich der Mensch angezogen fühlt, so kann er nicht anders, als dieser Anziehung zu folgen und den Gegenstand seiner Anziehung zu suchen. So finden wir überall die Menschen auf der Suche nach ihren Geliebten. Der Gottsucher Seite 6-11 Der wahre Sucher entschliesst sich, den Weg Seite 3 zur Erkenntnis des Urewigen zu suchen und erkennt das Wunder der ewigen Wahrheit in dem zu allen Zeiten durch die Offenbarer enthüllten Wort Gottes. Jedes aufmerkende Ohr vermag diese Stimme Gottes zu vernehmen und die dem Suchenden bestimmte unvergängliche Stadt Gottes zu betreten, indem es auf sie hört. Quellennachweis: 1) Bahá'u'lláh , Worte der Weisheit 2) .Abdu'l-Bahá , Ansprachen in Paris, Kap.7 3) Bahá'u'lláh , Gleanings C 4) .Abdu'l-Bahá , Anspr. Kap. 41 5) Bahá'u'lláh , Verborgene Worte 6) Bahá'u'lláh , Sieben Täler 7) Bahá'u'lláh , Iqan 8) Bahá'u'lláh , Gleanings CXXVI 9) Bahá'u'lláh , desgl. CXXVII Seite 4 DIE SUCHE NACH WAHRHEIT. Die Sonne der Wahrheit. Die Sonne der Wahrheit ist das Wort Gottes, von dem die Erziehung des Menschen im Reich der Gedanken abhängt. Sie ist der Geist der Wirklichkeit und das Wasser des Lebens. Ihr verdanken alle Dinge ihr Dasein. Es offenbart sich immer entsprechend der Fähigkeit und Farbe des Spiegels, durch den es widergespiegelt wird. Fällt zum Beispiel sein Licht auf den Spiegel des Weisen, so bringt es Weisheit zum Ausdruck, wird es vom Geist des Künstlers widergespiegelt, so schafft es neue und schöne Künste, leuchtet es durch den Geist des Gelehrten, so offenbart es Wissen und enthüllt es Geheimnisse. Alle Dinge der Welt erheben sich durch den Menschen und treten durch ihn in Erscheinung. Durch ihn finden sie Leben und Entwickelung, und der Mensch ist bezüglich seiner geistigen Existenz von der Sonne des Wortes Gottes abhängig. Alle guten Namen und edlen Eigenschaften sind Ergebnisse des Wortes Gottes. Das Wort ist das Feuer, das in den Herzen der Menschen glüht und alles verbrennt, was nicht von Gott ist. Der Geist der Liebende ist immer von diesem Feuer entflammt. Es ist das Wesen des Wassers, das sich in der Form des Feuers offenbart. Aeusserlich ist es brennendes Feuer, innerlich aber ruhiges Licht. Das ist das Wasser, das allen Dingen Leben gibt. 1) Auch die Sonne der Wahrheit scheint, indem sie den Seelen der Menschen Licht und Wärme spendet. Die Sonne ist der Lebensspender für die stofflichen Körper aller Geschöpfe auf Erden, ohne ihre Wärme würde deren Wachstumskraft gehemmt, ihre Entwickelung aufgehalten, sie würden verkommen und sterben. In gleicher Weise brauchen die Seelen der Menschen Seite 5 die Sonne der Wahrheit, damit sie ihre Strahlen über die Seelen ergiesst, sie entwickelt, erzieht und ermutigt. Was die Sonne für den Körper, das ist die Sonne der Wahrheit für die Seele des Menschen. Ein Mensch mag es einen hohen Grad materiellen Fortschrittes erreichen, aber ohne das Licht der Wahrheit ist seine Seele verkümmert und ausgehungert. Ein anderer mag keine materiellen Gaben besitzen, mag sich auf dem untersten Tritt der Gesellschaftsleiter befinden, wenn er jedoch die Wärme der Sonne der Wahrheit empfängt, ist seine Seele gross und wird sein Verständnis erleuchtet … Dadurch, dass der Mensch in Vernachlässigung von Gottes Gebot die Ohren vor der Stimme der Wahrheit verstopft und die Augen gegenüber dem Geheiligten Lichte verschlossen hat, ist die Erde durch die Finsternis des Krieges, Aufruhr, Unruhe und Elend verwüstet worden. 2) Vorurteilslosigkeit Grundbedingung. An diesem Tage muss der, welcher das Licht der Sonne der Wahrheit sucht, seinen Geist von den Ueberlieferungen der Vergangenheit frei machen. Er muss sein Haupt mit der Krone der Trennung und seinen Tempel (den Körper) mit dem Gewand der Tugend schmücken. Dann wird er zum Ozean der Einheit und Einzigkeit Gottes gelangen. Das Herz muss vom Feuer des Aberglaubens frei werden, um das helle Licht der Gewissheit zu empfangen und die Herrlichkeit Gottes begreifen zu können. 3) Er, der die ewige Wahrheit ist, weiss wohl, was die menschliche Brust verheimlicht. Seine lange Geduld hat seine Geschöpfe erdreistet, denn: nicht eher, als bis die gesetzte Stunde gekommen ist, wird Er irgend einen Schleier zerreissen. Sein allübertreffendes Erbarmen Seite 6 hat das Ungestüm Seines Zornes verhalten und die Meisten vermeinen lassen, der Eine wahre Gott wisse nicht, was sie im Verborgenen begangen. Bei Ihm, Der der Allwissende, der Allunterrichtete ist: der Spiegel Seines Wissens spiegelt mit vollkommener Klarheit, Genauigkeit und Treue die Handlungen aller Menschen … Wir haben den Menschen verboten, den Einbildungen ihrer Herzen zu folgen, so dass sie befähigt sein möchten, Ihn zu erkennen, Der der unumschränkte Ursprung und Gegensand alles Wissens ist, und anerkennen, was immer er offenbare. 4) Es ist darum klar, dass wir, um im Suchen nach Wahrheit voran zu kommen, allem Aberglauben entsagen müssen. Würden alle Sucher diesen Grundsatz befolgen, so würden sie ein klares Bild von der Wahrheit erhalten. Wenn sich fünf Menschen treffen, um die Wahrheit zu suchen, so müssen sie damit anfangen, dass sie sich von all ihren Besonderheiten frei machen und auf alle voreingenommenen Gedanken verzichten. Um die Wahrheit zu finden, müssen wir unsere Vorurteile, unsere eigenen, kleinen alltäglichen Regungen aufgeben. Ein empfänglicher Sinn ist die Grundbedingung. Wen unser Kelch von uns selbst erfüllt ist, so ist kein Raum für das Wasser des Lebens. Dass wir uns selber für im Recht und jedermann sonst für im Unrecht halten, ist das grösste Hindernis auf dem Wege zur Einheit, und Einheit ist not, wenn wir zur Wahrheit gelangen möchten, denn die Wahrheit ist EINE. Darum ist es eine gebieterische Pflicht, auf unsere besonderen Vorurteile und abergläubischen Meinungen zu verzichten, wenn wir ernstlich die Wahrheit zu suchen wünschen. Ehe wir nicht in unserem Bewusstsein zwischen Dogma, Aberglauben und Vorurteil einerseits und der Wahrheit anderseits unterscheiden, können wir keinen Erfolg erzielen. Wenn wir ernsthaft suchen, so werden wir überall darnach schauen. Seite 7 Diesen Grundsatz müssen wir in unserer Suche nach Wahrheit zur Tat machen. Die Wissenschaft muss angenommen werden. Keine Wahrheit kann einer anderen Wahrheit widersprechen. Das Licht ist gut, in welcher Lampe es immer brennen mag. Eine Rose ist schön, in welchem Garten sie auch blühe. Ein Stern hat die gleiche Leuchtkraft, gleichviel, ob er aus dem Osten scheint, oder aus dem Westen. Seid frei von Vorurteilen, so werdet Ihr die Sonne der Wahrheit lieben, an welchem Punkt des Horizontes sie auch aufsteigt. Ihr werdet erkennen, dass das Göttliche Licht der Wahrheit, wenn es in Jesus Christus geleuchtet, dann auch in Moses und Buddha geschienen hat. Der ernsthafte Sucher wird zu dieser Wahrheit gelangen. Das ist, was mit dem „Suchen nach Wahrheit“ gemeint ist. Es bedeutet auch, dass wir bereit sein müssen, alles abzutun, was wir vorher gelernt haben, alles, was unsern Schritt auf dem Wege zur Wahrheit behindern könnte. Wir dürfen nicht davor zurückschrecken, wen nötig unsere Erziehung ganz von vorne zu beginnen. Wir dürfen keiner Religion oder Person erlauben, unsere Augen derart zu blenden, dass wir von Aberglauben gefesselt werden. Sind wir von allen diesen Banden gelöst, und suchen wir mit befreitem Geist, dann werden wir fähig sein, zum Ziel zu gelangen. „Sucht die Wahrheit, und die Wahrheit wird euch frei machen“! So werden wir die Wahrheit in allen Religionen erblicken, denn die Wahrheit ist in ihnen allen. 5) Das grosse Verlangen. Wohin kann ein Liebender gehen, ausser in das Land seiner Geliebten? Welcher Suchende findet Ruhe fern vom Wunsch seines Herzens? Einem aufrichtig Liebenden ist die Vereinigung Leben und Trennung Sterben. Seine Brust ist Seite 8 voll Ungeduld und sein Herz ohne Frieden. Hunderttausendmal setze er sein Leben aufs Spiel, um zum Zufluchtsort der Geliebten zu kommen. 6) Auf dieser Wanderung wird der Verlangende eine Stufe erreichen, auf der er alle Geschöpfe in wildem Verlangen erblickt nach dem Freunde: wie manch einen Jakob wird er erblicken, der nach der Begegnung irrt mit manch einem Josef, wie manch einen Liebenden wird er gewahr, den das Verlangen treibt, den Geliebten zu finden, und eine Welt der Zuneigung tut sich ihm auf, die dem Angebeteten nachfolgt. Jeder Augenblick, jede Stunde lässt ihn Neues, neue Mysterien erschauen, denn sein Herz ist erlöst von dieser und der andern Welt, er ist auf dem Weg zur Ka’bih (die Kaaba in Mekka, als Sinnbild für das Ziel) des Geliebten: die Hilfe des Unsichtbaren umgibt ihn bei allen seinen Schritten und entfacht die Glut des Verlangens. Ermesst das Verlangen an Majnúns’s leidenschaftlicher Liebe (Majnún und Layli, das klassische Liebespaar der persischen Dichtung, das grausam voneinander getrennt ward). Es heisst, dass ihn jemand eines Tages erblickte, wie er tränenden Auges die Erde siebte. „Was machst du da?“ Sprach er: „Ich suche nach Layli.“ Sprach er: „Ich suche sie überall, vielleicht dass ich sie irgendwo finde!“ Fürwahr, wenn die Weisen auch sagen, es zieme sich nicht, den erhabenen Herrn im Staube zu suchen, so zeugt es doch von äusserstem Mühen und Verlangen. Wie der Hadith (die islamische Ueberlieferung) sagt: „Wer sucht mit Bemühen, wird sicherlich finden.“ 7) Der Gottsucher. O Mein Bruder, die Perlen göttlichen Wissens sind nur am Grunde des göttlichen Meeres Seite 9 zu finden, der Duft der Myrthe durchweht nur die himmlischen Gärten der Wirklichkeit, die Rosen der Kenntnis der Einheit entspriessen nur dem Boden gereinigter Herzen. „Auf gutem Grund wachsen die Pflanzen, wenn es Gott gefällt, in Hülle und Fülle, auf schlechtem Grund aber nur dünn gesät.“ Wenn Du weisst, dass der Gesang der Taube des geheiligten Wesens nur durch Sein Volk erfasst werden kann, musst du dann nicht erkennen, dass jedermann die Besitzer strahlender Herzen, die Bewahrer der Geheimnisse der Einheit um die Lösung göttlicher Fragen und schwieriger Stellen in den heiligen Offenbarungen bitten muss. Dann wird göttliche Segnung und Barmherzigkeit die Fragen lösen und nicht erworbenes Wissen. „Frage jene, welche die Schriften besitzen, wenn du es nicht weisst.“ Jedoch, Mein Bruder, der Suchende, der den Pfad der Belehrung des Königs, dem die Urväter nachfolgten, folgen will, muss sein Herz von dem Staube menschlichen Wissens und von teuflischen Einflüsterungen befreien: denn sein Herz ist der Ort der göttlichen und unsichtbaren Geheimnisse. Er muss seine Seele heiligen, denn dort wird der ewige Vielgeliebte thronen. Er muss seinen Geist von allen Dingen ohne Wirklichkeit befreien von eitlen Schatten, so dass sich in ihm keine Spur von Liebe oder Hass erhalten kann; denn Liebe mag leicht auf schlechten Weg verleiten, und Hass mag leicht verhindern, den guten einzuschlagen. Ist es heutzutage nicht Liebe oder Hass, was so viele Menschen des ewigen Antlitzes der göttlichen Erhabenheit beraubt hat und sie führerlos in der Wüste des Verderbens und Vergessens gebannt hält? Auch muss sich der Suchende jeden Augenblick seines Lebens zu Gott flüchten, sich von den Menschen abkehren, sich von der Welt des Staubes trennen, um sich dem Herrn der Herren zu vereinen, sich selbst vor keinem andern den Vorzug zu geben, aus seinem Herzen Hochmut und Seite 10 Stolz zu tilgen, sich mit Geduld und Beständigkeit zu wappnen, dem Gebote des Schweigens zu folgen und sich vor eitlen Worten zu hüten. Denn die Zunge ist ein Feuer, das schwärt, und der Missbrauch des Wortes ist tödliches Gift. Und während das natürliche Feuer den Körper verzehrt, verzehrt das Feuer der Zunge Geist und Herz. Jenes hinterlässt nach einer Stunde keine Spur, dieses aber währt jahrhundertelang. Der Suchende muss wissen, dass Verleumdung ein Verbrechen ist, und sich stets davor hüten, denn dieses Verbrechen würde die strahlende Lampe seines Herzens verlöschen und das Leben der Seele vernichten. Er muss sich mit wenig begnügen und niemals mehr verlangen, als er hat. Er muss sich jenen anzuschliessen suchen, die sich von den Dingen der Welt losgelöst haben, und muss die Prahler meiden. Er muss vom Morgengrauen an beten, mit ganzer Kraft darnach ringen, den Vielgeliebten zu finden, und gegen seine eigene Lässigkeit mit dem Feuer der Liebe und des Gebets ankämpfen. Er muss so schnell wie der Blitz die Ungläubigen fliehen, um all sein Sorgen den Unglücklichen zu widmen und sie teilnehmen zu lassen an den Segnungen, die auf ihm ruhen. Er muss gut zu den Tieren sein und besser noch zu den Menschen und dem Volke des Beyan. Aus Liebe zum Vielgeliebten darf er nicht am Leben hängen und, wenn er auf Erden unglücklich ist, darf er sich nicht von Gott abwenden. Er darf nicht einem andern antun, was er selbst sich nicht antun lassen wollte. Er darf nicht versprechen, was er nicht halten kann. Er muss seinen Untergebenen verzeihen und für sie die Verzeihung Gottes erflehen. Er darf nicht die Bösen verachten, denn keiner weiss, über wen dereinst ein gutes Urteil gesprochen wird. Wieviele Böse werden vor dem Tode den reinsten Glauben erlangen, den unsterblich Wein kosten und sich zum höchsten Königreiche erheben! Und wieviel Gläubige, die im Augenblick des Aufstiegs ihres Geistes ihre Haltung verloren haben, werden auf der untersten Stufe des Fegfeuers sein! Seite 11 Der Zweck all dieser Erläuterungen und klaren Worte ist, dem Suchenden vor Augen zu führen, dass alles sterblich ist, was nicht göttlich ist, und dass nichts besteht ausser dem Angebeteten. Nur der allein, der sich diesen Lebensregeln anpasst, wird ein in Geistigkeit erzogener Mensch werden: und sie werden ihn durch seine eigene Erfahrung an das Ziel seines Suchens nach Gewissheit führen. Wenn er diese Eigenschaften in sich vereint, so wird der wahrhaftig Suchende, losgelöst von allen menschlichen Dingen, an seine Ziele gelangen. Und wenn er durch die Anstrengungen, die er in der Sache Gottes macht, gefestigt sein wird, dann wird er sicherlich auf die göttlichen Pfade gelangen. Denn wenn er in seinem Herzen die Lampe des Forschens, des Sich-Mühens, des Liebens entzündet, und wenn der Wind göttlicher Barmherzigkeit über ihn weht, dann wird die Nacht des Irrtums, des Zweifels und des Unfriedens alsbald verschwinden und dem Licht des Wissens und der Gewissheit weichen. Dann wird der geistige Bote der göttlichen Stadt sich wie das Morgenrot erheben mit seinem Gefolge von frohen Botschaften und wird durch die Posaune der Belehrung Seele, Herz und Geist erwecken, die auf dem Lager der Nachlässigkeit eingeschlummert waren. So schenkt die Güte und unsichtbare Hilfe des ewigen Heiligen Geistes neues Leben. In dem Masse, wie der Suchende neue Augen, neues Gehör, ein neues Herz und eine neue Seele erlangen wird, mit denen er die offenbaren Zeichen der Welt schaut und die dunklen Geheimnisse der Seele, so wird er auch erfassen dass in dem kleinsten Ding sich eine Türe findet, durch welche man in den Bereich der Klarheit, der Gewissheit und der Ueberzeugung eintritt. In jedem Ding wird er das Geheimnis der göttlichen Formwerdung und Erscheinung schauen. Ich schwöre, dass der Wahrheitsuchende, der zu jener erhabenen Stufe gelangt, die Düfte Gottes aus den entlegensten Gärten atmen wird. Er wird den herrlichen Morgen der Führung in Seite 12 allen Morgenröten schauen. Das kleinste Atom wird ihn zum Vielgeliebten führen. Er wird Gut und Böse unterscheiden wie Sonne und Schatten. Wenn die göttlichen Winde von Osten herwehen, dann wird er auch den Westen erkennen. Er wird die Wahrzeichen Gottes finden in den wunderbaren Worten, den unnachahmbaren Taten der Manifestationen und er wird sie von Worten und Taten der Menschen unterscheiden, wie der Bergmann Edelsteine und Felsen unterscheidet, wie der Mensch Frühling und Herbst scheidet, Wärme und Kälte. Wenn sein Geist von Menschendingen befreit ist, dann wird er in das liebliche Land gelangen, in die Stadt der wundervollen Weisheit göttlicher Erhabenheit. Dort werden ihm die Bäume durch das Rauschen ihrer Blätter die verborgensten Wissenschaften enthüllen. Er wird den Staub dieser Stadt Loblieder auf Gottes Herrlichkeit singen hören. Er wird mit den Augen des Geistes die Geheimnisse der Wiederauferstehung schauen. Wie soll ich die Eindrücke, die Zeichen, die Erscheinungen beschreiben, die der Wille des Königs der Namen und Merkmale dieser wunderbaren Stadt vorbehalten hat? In dieser Stadt wird er durchaus keines Wassers bedürfen, um seinen Durst zu stillen, noch der Flamme, um das Feuer seiner Liebe zu schüren. Dort finden sich in jeder Pflanze die Geheimnisse höchster Weisheit verborgen. Auf den Zweigen eines jeden Rosenstrauchs singen tausende von Nachtigallen in verführerischer Wonne. In den wundersamen Anemonen erscheint das Geheimnis des Feuerbuschs. Im Balsam des Windes findest du den Heiligen Geist von Jesus wieder. Reichtum wird dort nicht durch Gold gemessen und der Tod ist dort nicht die Vorbedingung zur Unsterblichkeit. In jedem Blatte ruht ein Paradies verborgen und in jeder Kammer sind Schätze von tausend Weisheiten verwahrt. Die Gottsucher, die sich von irdischen Dingen losgelöst haben, kennen diese Stadt so gut, dass sie diese nicht einen Augenblick verlassen, dass sie den letzten Hauch der Bal- Seite 13 samdüfte der Lilie erleben. Ihnen sind die Schönheit der Rose und der Gesang der Nachtigall klarere Beweise dieser Stadt, die sich erneuert und sich verschönt von Weltalter zu Weltalter. O Mein Freund, ringe darnach sie zu erreichen, diese Stadt, und zerreisse die dichten Schleier durch göttliche Gnade und Grossmut. Dann wirst Du im Herzen Gewissheit haben und den Rest deines Lebens auf den Wegen des neuen Vielgeliebten aufopfern und du wirst hunderttausendmal um diesen Segen beten. Diese Rede ist nichts anderes denn die Heiligen Schriften: Die Bibel zur Zeit Moses, das Evangelium zur Zeit Jesus; unter Muhammed, dem Propheten Gottes, der Forkan; in unseren Tagen der Beyan; und zur Zeit „Jenes, den Gott offenbaren wird“, Sein Buch, welches die Ergänzung aller anderen sein wird, über welchen Er thronen wird in seiner ganzen Erhabenheit. Diese Stadt ist ewige Speise und Gnade. Sie spendet dies in Fülle. Den Menschen von Bildung verleiht sie die Wohltaten der Einheit, Segensgüter jenen, die der irdischen Güter beraubt sind, und den Kelch des Wissens jenen, die in den Wüsten des Nichtwissens irren. Führung, Güte, Wissen, Glauben, Gewissheit in allem, was unter dem Gewölbe des Himmels ist, ruhen wie Kleinodien in ihren Mauern verwahrt. 8) Das Tagesgestirn der Wahrheit, das in seinem Mittagsglanz scheint, sei Unser Zeuge! Die, die das Volk Gottes sind, besitzen keinen Ehrgeiz ausser dem, die Welt zu beleben, ihr Leben zu veredeln und ihre Völker zu erneuern. Wahrhaftigkeit und Wohlwollen haben zu allen Zeiten ihre Beziehung zu allen Menschen bezeichnet. Ihr äusseres Verhalten ist nur eine Spiegelung ihres inneren Lebens und ihr inneres Leben ein Spiegel ihres äusseren Verhaltens. Kein Schleier birgt oder verdunkelt die Wahrheiten, auf denen ihr Glaube gründet. Vor den Augen aller Menschen sind diese Wahrheiten offengelegt und unmissverständlich erkennbar. Seite 14 Ihre blossen Taten bezeugen die Wahrheit dieser Worte. Jedes unterscheidende Auge kann an diesem Tage die Morgenröte der Offenbarung Gottes gewahren und jedes aufmerkende Ohr die Stimme erkennen, die vernehmlich aus dem Brennenden Busch kam. Derart ungestüm ist das Wasser der göttlichen Gnade, dass Er, der Morgen der Zeichen Gottes und der Offenbarer des Augenscheins Seiner Herrlichkeit, sich ohne Schleier und Geheimnis den Völkern der Erde und ihresgleichen gesellt hat und mit ihnen redet. 9) Wenn ihr, o Völker, wünscht, Gott zu erkennen und die Grösse Seiner Macht zu entdecken, so schaut auf Mich mit Meinen eigenen Augen und nicht mit den Augen irgend eines Anderen ausser Mir. Denn anders würdet ihr niemals fähig sein, Mich zu erkennen, selbst wenn ihr Meine Sache so lange überdächtet, wie Mein Reich währt, und über alles Erschaffene nachsinnen würdet durch die Ewigkeit Gottes hindurch, des allbeherrschenden Herrn, des Allmächtigen, des Immerbleibenden, des Allweisen. So haben Wir die Wahrheit Unserer Offenbarung bekundet, damit die Menschen aus ihrer Nachlässigkeit aufgeweckt werden möchten und von denen sind, die begreifen. 10)