Das Wort Gottes in seiner fortschreitenden Offenbarung/Text
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Bahá’í-Texte September 1945. 
Mache dich frei von den Fesseln dieser Welt und entfliehe dem Gefängnis des Selbst. Würdige den Wert der Zeit, denn du wirst sie niemals wieder erleben, noch eine ähnliche Gelegenheit finden.
(Bahá’u’lláh)
Das Wort Gottes in seiner fortschreitenden Offenbarung. Von Dr. Hermann Grossmann.
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alles ist durch dasselbe entstanden und ohne dasselbe ist auch nicht Eins entstanden, was entstanden ist. In ihm war Leben, und das Leben war das Licht der Menschen … Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit.” In diesen bekannten Anfangsworten des Johannesevangeliums greift der Evangelist den Logosgedanken als den Ausdruck der in Gott ruhenden Schöpfung, jener Einheit von Plan, Wille und Tat, die in dem befehlenden „es werde” Form gewinnt, auf und konzentriert ihn gleichsam auf die gewaltigste Erscheinung des formenden göttlichen Willens in der Manifestation. Gott in seiner Wesenheit ist für den Menschen unfaßbar, unvorstellbar: „Gelobt sei Gott, der einzig ist in Seiner Größe, Macht und Schönheit, einzig in seiner Herrlichkeit, Stärke und Majestät, und der zu heilig und zu hoch ist, um durch menschliches Nachdenken begriffen zu werden” (Bahá’u’lláh). Und doch sagt Bahá’u’lláh: „Die Quelle alles Wissens ist die Erkenntnis Gottes.” Aber diese Erkenntnis ist keine Erkenntnis des Wesens, sondern eine Erkenntnis der Eigenschaften. „Wenn wir die Daseinswelt betrachten”, lehrt ‘Abdu’l-Bahá, „so erkennen wir, daß die wesentliche Wirklichkeit, die jeder gegebenen Erscheinung zu Grunde liegt, unbekannt ist. Erscheinungen oder Erschaffenes sind uns durch ihre Eigenschaften bekannt. Der Mensch nimmt bei den Dingen lediglich Offenbarungen, Eigenschaften wahr, während ihm deren Wesenheit oder Wirklichkeit verborgen bleibt. So nennen wir z.B. diesen Gegenstand eine Blume. Was verstehen wir unter diesem Namen und dieser Bezeichnung? Wir verstehen darunter, daß wir die Eigenschaften, die diesem Gebilde eigen sind, wahrnehmen können, aber die innere wesentliche Wirklichkeit oder Eigenart desselben bleibt uns unbekannt. Seine äußere Erscheinung und seine offenbarten Eigenschaften sind erkennbar, das innere Sein, die innewohnende Wirklichkeit oder Wesenheit dagegen bleibt jenseits des Gesichtskreises und der Wahrnehmung unserer menschlichen Fähigkeiten.” So sind es die Eigenschaften Gottes, auf die sich unser Erkenntnisstreben als Quelle alles Wissens beziehenn muß, jener geoffenbarte Aspekt göttlichen Seins, das Form gewordene Logos-Wort. Aber auch in dieser Erkenntnis der Eigenschaften sind dem Menschen Grenzen gesetzt durch die Unzulänglichkeit seines raumzeitlich begrenzten physischen Wesens. So ist das Zeugnis seiner Sinne Trugbildern unterworfen, die Vernunft mit allen ihren logischen Schlüssen hat zu einer Unzahl einander widersprechender Theorien geführt. Ueberlieferungen werden durch neue Erfahrungen ständig erschüttert und selbst die Intuition, jene wundersame Fähigkeit inneren Schauens, wird durch die Unsicherheit unseres Begreifens getrübt. Und doch können wir einen Weg finden, der uns durch die Wüste der Irrungen und Wirrnisse zur Stadt der einen Erkenntnis geleitet: indem wir unseren Blick auf die großen Manifestationen als die klaren Spiegel des Offenbarungswillens Gottes
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in der Menschheit richte, denn „diese Erkenntnis (die Erkenntnis Gottes) kann auf keine andere Weise erlangt werden, als durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Manifestation” (Bahá’u’lláh). Indem die Manifestation uns das große Wissen um die Geheimnisse des Seins übermittelt, wird sie zugleich zum dynamischen Menschheitserzieher. Dreifach ist die Aufgabe dieser Erziehung: materiell, die rechte Entwicklung und Erhaltung des Körpers betreffend, menschlich, den Fortschritt der Zivilisation und die Ordnung der Gesellschaft betreffend, und geistig. Die geistige Erziehung aber ist „die Erziehung zum Königreich Gottes. Durch sie erlangt der Mensch göttliche Eigenschaften, und sie ist die wahre Erziehung, denn in diesem Zustand tritt das Göttliche im Menschen in die Erscheinung, und so wird er zur Offenbarung der Worte: ‚Lasset uns Menschen machen nach unserem Bild und Gleichnis.’ Dies ist das höchste Ziel für die Menschheit.” (‘Abdu’l-Bahá) „Die heiligen Manifestationen”, so lehrt uns ‘Abdu’l-Bahá weiter, „sind die Mittelpunkte des Lichtes der Wirklichkeit, der Quellen der Geheimnisse und der Gaben der Liebe. Ihr Licht wird widergespiegelt in den Herzen und Gedanken der Menschen, sie gießen ewige Gnade über den Geist der Menschheit aus, sie geben der Welt geistiges Leben und leuchten mit dem Licht der Wirklichkeit und wahren Bedeutung. Die Erleuchtung der Gedankenwelt rührt von diesen Mittelpunkten des Lichtes und Quellen der Geheimnisse her. Ohne die Gaben ihres Glanzes und ohne die Unterweisungen dieser heiligen Wesen würde die Seelen- und Gedankenwelt in undurchdringliche Finsternis gehüllte sein. Ohne die unwiderleglichen Lehren dieser Quellen der Geheimnisse würde die Menschheit zum Weideplatz tierischer Gelüste und Eigenschaften werden. Das Dasein aller Dinge wäre unwirklich und keine wahres Leben vorhanden. Wenn es daher im Evangelium heißt „im Anfang war das Wort”, so bedeutet das, daß das Wort zur Ursache des Lebens wurde.” Wie ein Frühlingskeimen geht es durch die wintermüde Welt, sobald die Strahlen der göttlichen Sonne durch die Manifestation auf die Erde fallen, sie erwärmen die Herzen der Menschen und wecken neues geistiges Leben in ihnen. Und in der Tat ist dieses Bild mehr als nur ein Vergleich. Es ist ein Ausdruck des großen „es werde”, das sich in allen Teilen der Schöpfung gleich offenbart. „Betrachtet den Einfluß der Sonne auf die irdischen Wesen”, sagt ‘Abdu’l-Bahá, „die Wunder und herrlichen Ergebnisse, die durch ihre Nähe und Ferne, durch ihren Aufgang und Untergang offenbar werden. Die eine Jahreszeit ist der Herbst, die andere der Frühling, wieder eine der Sommer oder der Winter … so scheint auch die heilige Manifestation Gottes, die Sonne, in dem Reich Seiner Schöpfung, auf die Welten des Geistes, der Gedanken, der Herzen und ruft einen geistigen Frühling und neues Leben hervor, wir sehen die Macht der herrlichen Frühlingszeit und wunderbare Segnungen treten zutage.” Bedenken wir, daß sich die geistige Entwicklung der Menschheit über Jahrtausende und aber Tausende von Jahren erstreckt, so wird uns klar, daß das große Erziehungswerk nicht Sache eines einmaligen Impulses gewesen sein kann, daß vielmehr Stück um Stück erarbeitet werden muß, daß gleichsam jede Lektion erst von den Schülern gelernt und begriffen sein muß, ehe sich daran die nächste Lektion zu reihen vermag. Dabei wird in jedem geistigen Frühling die neue Lektion mit großer Kraft an die Menschheit herangetragen, wird von ihr zunächst in großen Zügen aufgenommen, um im weiteren Verlauf in den Einzelheiten und Feinheiten studiert und erkannt zu werden. So entfaltet sich die Lehre in den Herzen und im Begreifen der Völker bis zu einem Wirkungsgrade,
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indessen Mißverstehen, Eigenliebe und Beharren der Menschen allmählich wieder von der Kraft nehmen. In der Erfüllung gewisser Aufgaben erschöpft sich schließlich ihr Impuls, es wird Herbst und Winter in der Welt der Herzen, bis ein neuer Impuls mit neuen, weiter gesteckten Aufgaben nachfolgt. Damit wird die Auswirkung des göttlichen Wortes durch die Manifestation zu einer Entwicklung in Zyklen, die wie die Bahnen der Gestirne am Himmel verlaufen, jeder Zyklus ein in sich geschlossener Kreis und doch wieder alle Teile von einem größer Kreis, ein spiralförmiges Hinaufschrauben zu immer größerer Vollkommenheit. „So hat auch jede der göttlichen Manifestationen einen Zyklus, und solange dieser Zyklus dauert, gelten ihre Gesetze und Gebote. Ist ihr Zyklus durch das Erscheinen einer neuen Manifestation vollendet, so beginnt ein neuer Zyklus. So haben die Zyklen ihren Anfang, ihr Ende und ihre Wiedererneuerung, bis ein universaler Zyklus in der Welt vollendet ist und wichtige und große Ereignisse eintreten, die jede Spur und jeden Bericht der Vergangenheit völlig verwischen. Dann beginnt in der Welt ein neuer universaler Zyklus, denn dieses Weltall hat keinen Anfang … ein universaler Zyklus bedeutet also in dieser Welt eine lange Zeitdauer und unzählige und unberechenbare Perioden und Epochen. In einem solchen Zyklus erscheinen die göttlichen Manifestationen im Reiche des Sichtbaren mit ihrem Glanz, bis eine große und universale Manifestation die Welt zum Mittelpunkte ihres Lichts macht. Ihr Erscheinen verursacht, daß die Welt zur Reife gelangt, und ihr Zyklus ist im Ausmaß sehr groß. Unter ihrem Schatten werden sich dann andere Manifestationen erheben, die ja nach den Bedürfnissen der Zeit gewisse Gebote in bezug auf materielle Dinge und Angelegenheiten erneuern. Sie werden dabei aber immer unter dem Schatten der universalen Manifestation bleiben. Wir leben in dem Zyklus, der mit Adam begonnen hat, und seine universale Manifestation ist Bahá’u’lláh” (‘Abdu’l-Bahá). Es liegt nicht an der Manifestation, wenn ihr Werk immer wieder neu aufgenommen und weitergeführt werden muß. Nicht Mängel in ihrer Lehre sind es, aus denen das menschliche Mißverstehen entspringt, alle die großen Offenbarer des Wortes Gottes sitzen vielmehr auf dem Throne der Reinheit und fehllosen Erkenntnis. „Die Stufe der Manifestation ist so erhaben, daß in ihr weder Irrtum noch Sünde gefunden, noch von Solchen gesprochen werden kann.” (Bahá’u’lláh) Aber der Weg der Menschheit zur geistigen Vervollkommnung ist ein unendlich langer. Dabei war immer wieder eines der größten Hindernisse, daß sich die Völker auf die Stufe ihrer eigenen Erkenntnis des göttlichen Wortes festgelegt und so selber eine Binde um ihre Augen gelegt haben, wodurch ihnen der Blick für die neue Manifestation getrübt wurde. „Die Religion”, sagt ‘Abdu’l-Bahá, „hat zwei Hauptteile, den geistigen Teil und den praktischen Teil. Der geistige Teil verändert sich niemals. Alle Manifestationen Gottes und seine Propheten lehrten die gleich Wahrheit und gaben das gleiche geistige Gesetz. Sie lehrten alle das gleiche Sittengesetz. Es gibt keine Spaltung der Wahrheit. Die geistige Sonne hat viele Strahlen herabgesandt, um den menschlichen Geist zu erleuchten, ihr Licht aber ist immer das gleiche. In dem praktischen Teil der Religion sind den Menschen äußere Formen und Bräuche sowie Anhaltspunkte für die Bestrafung gewisser Verbrechen und Vergehen gegeben. Dies ist die materielle Seite des Gesetzes. Sie schafft die Sitten und Gebräuche der Völker … Die praktischen Regeln müssen in ihrer Anwendung nach den Bedürfnissen der Zeit (durch die Manifestationen) verändert werden, während das geistige Gesetz nie eine Aenderung erfährt. Der geistige Teil der Religionen ist der größere und wichtigere: er bleibt für alle Zeiten gleich und ändert sich niemals, er ist der gleiche gestern, heute und in Ewigkeit,
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wie er im Anfang war, so ist er auch jetzt und er wird immer so bleiben.” Heute stehen wir im Aufgang der universalen Manifestation, und sie lehrt uns alles das klar erkennen, was bisher den Menschen zum Hindernis auf dem Wege der Erkenntnis geworden. So legt sie die volle Verantwortung auf uns, im Gehorsam gegen ihr Gebot und im sorgfältigen Studium ihrer Lehre zur reinen Anschauung der Wahrheit zu kommen. „O Sohn des Wortes! Wende Mir dein Gesicht zu und entsage allem außer Mir, denn Meine Hoheit ist beständig und Meine Herrschaft geht nicht unter. Würdest du etwas anders suchen als Mich, würdest du fehlgehen, selbst wenn du das Weltall immer und ewig durchsuchen würdest.” (Bahá’u’lláh). Groß aber klingt in der Symphonie des neuen Aufgangs die herrliche Verheißung: „Dies ist ein neuer Zyklus menschlicher Macht. Alle Horizonte der Welt sind erleuchtet, und die Welt wird in der Tat wie ein Garten und Paradies werden.” (‘Abdu’l-Bahá).
Das wirkliche Leben zu leben heißt:
Nie die Ursache des Kummers für irgend jemand zu werden. Gütig zu sein gegen alle Menschen und sie mit reinem Geist zu lieben. Etwaige Widerstände und Beleidigungen geduldig zu ertragen und so freundlich als möglich zu sein. Auch über Trübsale, selbst wenn sie im höchsten Maße über uns kommen, sich zu freuen, weil sie eine Gnade und Gunst Gottes sind. Ueber die Fehler anderer zu schweigen, für sie zu beten und ihnen auf’s freundlichste behilflich zu sein, ihre Fehler abzulegen. Immer auf das Gute zu sehen und nicht auf die Fehler. Wenn ein Mensch zehn gute und eine schlechte Eigenschaft hat, so blicke nur auf die zehn guten und nicht auf die eine schlechte; hat er aber zehn schlechte und ein gute Eigenschaft, so sieh nur auf die eine gute und nicht auf die zehn schlechten. Sich nie zu erlauben, ein unfreundliches Wort über einen anderen zu sprechen, selbst wenn dieser unser Feind wäre. Alles, was wir tun, in Freundlichkeit zu vollbringen. Unsere Herzen von uns selbst und von der Welt zu trennen. Demütig zu sein. Den Anderen zu dienen und uns stets geringer zu achten als irgendeinen unserer Mitmenschen. Zu sein wie eine Seele in vielen Körpern; denn je mehr wir einander lieben, desto näher sind wir Gott. Daher ist zu bedenken, daß unsere Liebe, unsere Einigkeit und unser Gehorsam nicht in Worten allein, sondern in der Wirklichkeit bestehen müssen. Mit Vorsicht und Weisheit zu handeln. Wahrhaftig zu sein. Gastfreundlich zu sein. Ehrerbietig zu sein. Ein Arzt zu sein für die Kranken, ein Tröster für die Betrübten, ein erquickendes Wasser für die Durstigen, ein himmlisches Mahl für die Hungrigen, ein Führer für die Irrenden, ein Stern für jeden Horizont, ein Licht für jede Lampe, ein Herold für alle, die auf das Königreich Gottes warten.
‘Abdu’l-Bahá
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Worte von ‘Abdu’l-Bahá.
Eine der Lehren von Bahá’u’lláh besagt, daß Religion ein mächtiges Bollwerk ist. Wenn das Gebäude der Religion erzittert und schwankt, so folgen Aufruhr und Chaos und die Ordnung der Dinge wird völlig umgestürzt. Denn in der Welt der Menschheit gibt es zwei Wächter, die den Menschen vor Unrechttun bewahren: der eine ist das Gesetz, das den Verbrecher bestraft; aber das Gesetz verhindert nur offensichtliches Verbrechen, nicht jedoch geheime Sünden; der ideale Wächter dagegen, nämlich die Religion Gottes, verhütet beides, das offensichtliche sowohl wie das geheime Verbrechen, erzieht den Menschen, entwickelt Sittlichkeit, erzwingt die Aneignung von Tugenden und ist die allumfassende Macht, die das Glück der Menschenwelt gewährleistet. Unter Religion aber ist das zu verstehen, was durch Forschen zur Erkenntnis geführt hat, nicht aber das, was lediglich auf Nachahmung beruht; also die Grundlage der göttlichen Religionen und nicht menschliche Nachahmungen.
Religion ist der äußere Ausdruck der Göttlichen Wahrheit. Sie soll daher lebendig, kraftvoll, beweglich und fortschrittlich sein. Mangelt sie der Bewegung und des Fortschrittes, so fehlt ihr das göttliche Leben – sie ist tot. Da die göttlichen Gesetze stets wirksam und in der Entwicklung begriffen sind, muß ihre Offenbarung immer eine fortschreitende sein. Alle Dinge sind der Neugestaltung unterworfen. Wir befinden uns in einem Jahrhundert des Lebens und der Erneuerung.
Die Göttlichen Propheten sind wie das Kommen des Frühlings, indem jeder die Lehren des ihm vorausgegangenen Propheten erneuert und neu belebt. Gerade so wie alle Frühlingszeiten durch das neue Leben, die Regenfülle und Schönheit in Wirklichkeit eins sind, so ist das Wesen der Sendung und Erfüllung aller Propheten eines und dasselbe. Heute haben die Anhänger der Religion den Blick für die wesentliche Wirklichkeit der geistigen Frühlingszeit verloren … Seine Heiligkeit Bahá’u’lláh kam, um das Leben der Welt mit diesem neuen und göttlichen Frühling zu erneuern … Der geistige Frühling ist gekommen. Unendliche Güte und Gnade sind sichtbar geworden. Was für eine Gabe ist größer als diese?
Die Welt braucht mehr Glück und Erleuchtung. Der Stern des Glücklichseins ist in jedem Herzen, nur müssen wir die Wolken vertreiben, damit er strahlend zu leuchten vermag. Glück ist ein innnerer Zustand. Wenn er einmal errungen ist, wird der Mensch zu den höchsten Höhen der Glückseligkeit aufsteigen. Ein wirklich glücklicher Mensch wird den Wechselfällen des Lebens nicht mehr untertan sein. Wie ein unvergänglicher König wird er auf dem Throne der festgegründeten Wirklichkeit sitzen. Er wird den äußeren, wechselnden Umständen unzugänglich sein und durch seine Taten und Handlungen andere glücklich machen.
Der Mensch sollte sich immer zu denen gesellen, von welchen er Licht empfangen, oder zu denen, welchen er Licht geben kann. Er sollte Förderung entweder empfangen oder geben. Mit Menschen zusammen zu sein ohne eine dieser beiden Möglichkeiten ist Zeitverschwendung um nichts, und damit gewinnt man weder selbst noch veranlaßt andere, etwas zu gewinnen.
Richte deine Seele zu Gott, so, daß sie wie eine Quelle wird, die das Wasser des Lebens den Durstigen ausströmt.
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Die Sonne der Wahrheit ist das Wort Gottes, von dem die Erziehung der Menschen im Reich der Gedanken abhängt. Es ist der Geist der Wirklichkeit und das Wasser des Lebens. Ihm verdanken alle Dinge ihr Dasein. Es offenbart sich immer nach der Fähigkeit und Farbe des Spiegels, durch den es widergespiegelt wird. Wird zum Beispiel sein Licht auf den Spiegel des Weisen geworfen, dann bringt es Weisheit zum Ausdruck; wird es von dem Geit des Künstlers widergespiegelt, so schafft es neue und schöne Künste; leuchtet es durch den Geist des Gelehrten, dann offenbart es Wissen und enthüllt Geheimnisse. Alle Dinge in der Welt erheben sich durch den Menschen und kommen durch ihn zum Vorschein. Durch ihn finden sie Leben und Entwicklung, und der Mensch ist in seinem geistigen Dasein von der Sonne des Wortes Gottes abhängig. Alle guten Namen und edlen Eigenschaften sind Ergebnisse des Wortes. Das Wort ist das Feuer Gottes, das in den Herzen der Menschen glüht und alles verbrennt, was nicht von Gott ist. Der Geist der Liebenden ist immer von diesem Feuer entflammt. Es ist das Wesen des Wassers, das sich in der Form des Feuers geoffenbart hat. Aeußerlich ist es brennendes Feuer, innerlich dagegen ruhiges Licht. Dies ist das Wasser, das allen Dingen Leben gibt.
Einheit in ihrem wahren Sinn bedeutet, daß Gott allein als die einzige Macht gedacht werden soll, die alle Dinge belebt und beherrscht, die ja nur Offenbarungen seiner Schöpferkraft sind.
Gott, einzig und allein, wohnt an Seinem eigenen Ort, welcher über Raum und Zeit, Erwähnung und Aeußerung, Zeichen, Beschreibung und Erklärung, Höhe und Tiefe heilig ist.
Die Quelle alles Wissens ist die Erkenntnis Gottes. Erhaben ist Sein Ruhm. Und diese Erkenntnis kann auf keine andere Weise erlangt werden als durch die Erkenntnis Seiner göttlichen Manifestation.
Aus „Worte der Weisheit” von Bahá’u’lláh.
Religion ist ein strahlendes Licht und eine uneinnehmbare Feste für den Schutz und das Wohlergehen der Völker der Welt, denn die Gottesfurcht treibt den Menschen an, sich an das festzuhalten, was gut ist, und alles böse zu meiden. Sollte die Lampe der Religion verdunkelt werden, so werden Chaos und Verwirrung die Folge sein, und die Lichter der Ehrlichkeit, der Gerechtigkeit, der Ruhe und des Friedens werden zu scheinen aufhören. Bahá’u’lláh.
O ihr Menschenkinder, die Grundabsicht die den Gottesglauben und Seine Religion beseelt, ist, das Wohl des Menschengeschlechtes zu schützen und seine Einheit zu fördern … Dies ist der gerade Weg, die festgesetzte und unbewegliche Grundlage. Was auch immer auf dieser Grundlage errichtet ist, dessen Stärke kann Wechsel und Wandel der Welt nie beeinträchtigen, noch wird der Umschwung unzähliger Jahrhunderte dessen Bau untergraben. Bahá’u’lláh.