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Seite 1 BAHÁ’Í – STUDIENTEXTE DAS GESETZ DER EINHEIT Zusammengestellte Worte von BAHÁ'U'LLÁH und .ABDU'L-BAHÁ
Seite 2 UEBERSICHT Die allgemeine Verbundenheit und Abhängigkeit Seite a) Die gesamte Natur unterliegt einer allgemeinen absoluten Ordnung, von der sie nicht abweicht.
b) Durch diese Ordnung ist alles in der Welt zu einem gegenseitigen Abhängigkeits-und Beeinflussungsverhältnis zusammengefügt, das zum Dasein und der Entwickelung von allem Erschaffene führt. c) Somit erkennen wir die Einheit als Voraussetzung für das Dasein, und der Zusammenschluß zur Einheit ist durch das Gesetz der Anziehung gegeben, die gleichbedeutend mit Liebe ist. d) Das Wesen der Einheit liegt in Gott als dem einzig mächtigen Schöpfer und Erhalter. Damit ist im Grunde alle Abhängigkeit eine Abhängigkeit von Gott. Einheit in der Mannigfaltigkeit Seite 5-11 e) Die Einheit in Gott ist eine Einheit des Ursprungs, während die Verschiedenheiten, die wir wahrnehmen, solche der Erscheinung sind. Sie sind keine gegensätzliche Vielheit, sondern eine harmonisch zusammenklingende Mannigfaltigkeit. f) So liegt alle Unterscheidung letzten Seite 3 Endes lediglich im Bewußtsein des Menschen, und wir finden die Einheit, indem wir uns wissend dem Ursprung zuwenden. Die Einheit des Menschengeschlechtes Seite 11-12 g) Der eine Gott umschließt mit seiner Gunst gleicherweise das ganze Menschengeschlecht: Alle Menschen Blätter und Früchte eines Baumes. Die einzigen vorhandenen Unterschiede bestehen in der Verschiedenheit des jeweiligen Entwicklungsgrades. Pflicht Aller ist darum, einander in der Fortentwickelung zu helfen und die trennenden Vorurteile zu überwinden, um die Einheit zustande zu bringen. Einheit im Glauben Seite 12-15 h) Durch Ueberwindung der Vorurteile und eigenen Einbildungen werden wir zum ungehinderten selbständigen Suchen nach Wahrheit gelangen. Die Wahrheit ist eine und dieselbe und kann nicht geteilt werden. Wie die Sonne zu verschiedenen Jahreszeiten an verschiedenen Stellen aufgeht und doch immer die gleiche ist, so geht auch die eine Wahrheit zu verschiedenen Zeiten in den verschiedenen göttlichen Manifestationen auf. Es ist die gleiche Wahrheit, die sich in allen Propheten offenbart hat, und jede nachfolgende Offenbarung ist die fortschreitende Wiederkehr der vorangegangenen Offenbarung. Seite 4 Alle Gottgesandten kamen, um Wahrheit und Liebe in die Welt zu tragen und so die die Einheit hemmenden Trennungen zu überwinden. Wir müssen uns bemühen, ihrem Beispiel zu folgen und der einigenden Wahrheit und Liebe in den Herzen der Menschen zum Sieg zu verhelfen. QUELLENNACHWEIS: 1) .Abdu'l-Bahá , Beantwortete Fragen, Kap. 1 2) desgl., Kap 46 3) desgl., Kap. 69 4) .Abdu'l-Bahá , Ansprachen i. Paris, Kap. 42 5) Bahá'u'lláh , Worte der Weisheit 6) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par., Kap 53 7) desgl., Kap. 47 8) Bahá'u'lláh , Iqán 9) .Abdu'l-Bahá, Anspr. i. Par., Kap.5 10) .Abdu'l-Bahá , Beantw. Fr., Kap. 70 11) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. Kap. 15 12) Bahá'u'lláh , Sieben Täler 13) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. 14) Bahá'u'lláh , Gleanings 15) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. 16) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. 17) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. 18) Bahá'u'lláh , Gleanings 19) .Abdu'l-Bahá , Anspr. i. Par. 20) .Abdu'l-Bahá, Anspr. i. Par. Seite 5 DAS GESETZ DER EINHEIT.
Die allgemeine Verbundenheit und Abhängigkeit a)Diese Natur ist einer unumschränkten Ordnung, bestimmten Gesetzen, einem vollkommenen Gebot und einem vollendeten Plan unterworfen, wovon sie niemals abweichen wird. Sie ist es in der Tat in einem solchen Ausmaß, daß ihr, wenn ihr sie sorgsam und nachdenkend anschaut, findet, wie alles vom kleinsten unsichtbaren Atom bis zu so großen Weltenkörpern wie dem Sonnenball oder den anderen großen Gestirnen und leuchtenden Gebilden, ob ihr nun ihre Anordnung, ihren Aufbau, ihre Form oder ihre Bewegung betrachtet, im höchsten Zustand der Ordnung und unter EINEM absoluten Gesetz steht, von dem es nie abgehen wird. 1) b)Alle Wesen sind gleich einer Kette miteinander verbunden, und gegenseitige Hilfe, Beistand und Einfluß, die zu den Eigentümlichkeiten der Dinge gehören, sind die Ursachen des Daseins, der Entwickelung und des Wachstums der erschaffenen Wesen. Augenschein und Untersuchungen haben bestätigt, daß jedes Wesen allgemein auf andere Wesen einwirkt, sei es für sich oder in der Gemeinschaft. Die Vollkommenheit des einzelnen Wesen, d.h. die Vollkommenheit, die ihr heute beim Menschen oder anderweitig hinsichtlich der Atome, Glieder oder Kräfte seht, ist letzten Endes der Zusammensetzung der Elemente, ihrem Maß, ihrer Abgewogenheit, der Art ihrer Verbindung und ihrem gegenseitigen Einfluß zuzuschreiben. Seite 6 Wenn diese alle miteinander verbunden sind, dann tritt der Mensch ins Dasein. 2) Dieses grenzenlose Weltall gleicht dem menschlichen Körper, dessen Glieder alle mit größter Kraft untereinander verbunden sind. Wie eng sind die Organe, Glieder und Teile des menschlichen Körpers zu gegenseitiger Hilfe und Unterstützung verbunden, und wie groß ist ihr Einfluß aufeinander! In gleicher Weise sind die Teile dieses unendlichen Weltalls in ihren Gliedern und Elementen miteinander verbunden und beeinflussen sie sich gegenseitig geistig und materiell. So sieht das Auge, und der ganze Körper wird beeinflußt, das Ohr hört, und alle Glieder des Körpers kommen dadurch in Bewegung. Daran ist kein Zweifel, und das Weltall gleicht einem lebendigen Menschen. Die Verbindung, die zwischen den Gliedern der Geschöpfe besteht, muß notwendigerweise auch eine Wirkung und einen Einfluß haben, sei es materiell oder geistig. Für diejenigen, die den geistigen Einfluß auf materielle Dinge leugnen, sei kurz das folgende Beispiel angeführt: wunderbare Laute und Töne, Melodien und entzückende Stimmen sind Vorgänge der Luft, denn Schall und Laut sind Bezeichnungen für die Schwingungen der Luft, und durch diese Schwingungen werden die Nerven des Trommelfells der Ohren berührt, und der Mensch hört. Bedenkt, daß das Schwingen der Luft, das ein unbedeutender Vorfall ist, den Geist des Menschen anzieht oder abstößt und eine starke Wirkung auf ihn ausübt. Es macht ihn weinen oder lachen, ja es wird den Menschen vielleicht derart beeinflussen, daß er sich in Gefahr stürzt. Seht diese Verbindung, die zwischen dem Geist des Menschen und den ätherischen Schwingungen besteht und derart ist, daß der Mensch dadurch von einem Zu- Seite 7 stand in einen andern versetzt und zuweilen gänzlich überwältigt und der Geduld und Ruhe beraubt wird. Bedenkt, wie seltsam dies ist, denn nichts geht vom Sänger aus, das in den Zuhörer eintritt, und doch wird eine große geistige Wirkung erzielt. Sicher muß daher eine derartige Verbindung unter den Geschöpfen eine geistige Wirkung und Beeinflussung ausüben. Die Geschöpfe, ob groß oder klein, sind durch die vollkommene Weisheit Gottes miteinander verbunden und beeinflussen einander. Wäre dem nicht so, würde im Weltsystem und in der allgemeinen Ordnung der Schöpfung Verwirrung und Unvollkommenheit herrschen. 3) c)Einheit ist das Erfordernis des Daseins, Liebe ist die wahre Ursache des Lebens, während andererseits Trennung den Tod bringt. In der materiellen Schöpfung verdanken alle Dinge ihr gegenwärtiges Leben der Einheit. Alle Elemente, aus denen Holz, Mineral oder Stein besteht, werden durch das Gesetz der Anziehung zusammengehalten. Würde dieses Gesetz nur für einen Augenblick zu wirken aufhören, so würden diese Elemente nicht mehr zusammenhalten, sie würden auseinanderfallen, und der Gegenstand hörte auf, in seiner besonderen Form zu sein. Das Gesetz der Anziehung hat gewisse Element in der Form dieser schönen Blume vereinigt, aber wenn die Anziehung aus dem Mittelpunkt zurückgezogen wird, so würde sich die Blume zersetzen und als Blume zu bestehen aufhören. So ist es mit dem großen Körper der Menschheit. Das wundervolle Gesetz der Anziehung, Harmonie und Einheit hält diese wunderbare Schöpfung zusammen. Wie es mit dem Ganzen ist, so ist es auch mit den Teilen: gleichviel, ob Blume oder menschlicher Körper, die Blume oder Seite 8 der Mensch stirbt, sobald das Anziehungsprinzip daraus zurückgezogen wird. Es ist daher klar, daß Anziehung, Harmonie, Einheit und Liebe die Ursache des Lebens sind, während Abstoßung, Uneinigkeit, Haß und Trennung den Tod herbeiführen. 4) d) Die Einheit in ihrem wahren Sinn bedeutet, daß Gott als die einzige Macht gedacht werden soll, die alle Dinge belebt und beherrscht, die ja nur Offenbarungen Seiner Schöpferkraft sind. 5) Alle Geschöpfe gehen aus Gott hervor, d.h. durch Gott sind alle Dinge entstanden, und durch Ihn sind alle Geschöpfe ins Dasein getreten. 6) Die Weltgebilde entsprechen den Einzelwesen und lassen sich mit ihnen vergleichen, sind sie doch beide einem Natursystem, einem Weltgesetz und einer göttlichen Ordnung unterworfen. So findet ihr die kleinsten Atome im Weltsystem den größten Gebilden des Alles gleich. Es ist klar, daß sie aus einer Werkkstatt der Macht unter einem Natursystem und unter einem Weltgesetz ins Dasein getreten und darum vergleichbar sind. 7) Alles in den Himmeln und auf Erden ist somit nur eine Offenbarung der Eigenschaften und Namen Gottes, derart, daß sich in jedem Atom die Verklärung der Sonne der Wirklichkeit wiederfindet. 8) Alle Geschöpfe des Daseins hängen von den Göttlichen Gaben ab, die Göttliche Gunst selbst gibt Leben. Wie das Licht der Sonne über die ganze Welt scheint, so ist die Gunst Seite 9 Des unendlichen Gottes über alle Geschöpfe ausgegossen. 9) Sowohl Ruhe als auch Bewegung des Menschen sind von Gottes Beistand abhängig. Ohne Gottes Beistand kann der Mensch weder Gutes noch Böses tun. Aber mit der Hilfe des großmütigen Herrn ist er fähig sowohl Gutes als auch Böses zu tun. Wenn er jedoch von der Hilfe abgeschnitten ist, ist der Mensch völlig hilflos. Darum ist in den heiligen Büchern von der Hilfe und dem Beistand Gottes die Rede. Der Zustand des Menschen gleicht dem eines Schiffes, das durch die Kraft des Windes oder des Dampfes bewegt wird: hört diese Kraft auf, so kann sich das Schiff nicht weiter fortbewegen. Durch das Steuer läßt sich das Schiff nach jeder beliebigen Richtung lenken und für die gewünschte Richtung gibt ihm die Dampfkraft die Bewegung. Wird das Schiff nach Osten gesteuert, so geht es westwärts. Diese Bewegung rührt jedoch nicht vom Schiff, sondern vielmehr vom Wind oder vom Dampf her … Obwohl also dem Menschen die Wahl zwischen Gut und Böse überlassen ist, so hängt er doch unter allen Umständen von der stützenden Hilfe des Lebens ab, die nur von dem Allmächtigen herkommt. Das Reich Gottes ist groß, und alle Wesen sind Gefangene in der Hand Seiner Macht. Der Diener kann nichts durch seinen eigenen Willen tun. Gott ist machtvoll, allmächtig und der Helfer aller Wesen. 10) Einheit in der Mannigfaltigkeit e)Der Schöpfer aller Dinge ist der EINE Gott. Von Ihm wurde die ganze Schöpfung ins Leben gerufen, und alle Dinge in der Natur Seite 10 sehnen sich nach Ihm. Dieser Begriff kommt in den Worten Christi zum Ausdruck: „Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende“. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, und der vollkommene Mensch ist der Ausdruck der vollkommenen Idee des Schöpfers. Betrachtet die erschaffenen Wesen, wie verschiedenartig und vielseitig sie sind, und dennoch haben sie nur einen EINZIGEN Ursprung. Alle Verschiedenheiten, welche in die Erscheinung treten, bestehen nur der äußeren Form und der Farbe nach. Diese Verschiedenheiten können in der ganzen Natur wahrgenommen werden. Blicket in einen schönen Garten voll Blumen, Sträuchern und Bäumen. Jede Blume hat einen andern Reiz, eine besondere Schönheit, ihren eigenen köstlichen Duft und ihre schöne Farbe. Ebenso die Bäume, wie verschieden sind sie in Größe, Wuchs und Laubwerk – und was für verschiedenartige Früchte tragen sie! Dennoch wachsen alle diese Bäume, Sträucher und Blumen aus derselben Erde, die gleiche Sonne gibt ihnen Wärme, und die gleichen Wolken geben ihnen Regen. So ist es mit der Menschheit. Sie ist zusammengesetzt aus vielen Rassen, und ihre Völker sind von verschiedener Farbe: weiß, schwarz, gelb, braun und rot – aber sie kommen alle von demselben Gott, und alle sind Seine Diener. Diese Verschiedenheit unter den Menschenkindern hat unglücklicherweise nicht die gleiche Wirkung, wie in der Pflanzenwelt, wo sich der Geist harmonischer äußert. Unter den Menschen herrschen die Leidenschaften, und diese sind es, welche Krieg und Haß zwischen den verschiedenen Nationen der Welt verursachen. – Ihre Verschiedenheiten, welche eigentlich nur solche des Blutes sind, veranlassen sie, einander zu vernichten und zu töten. Wehe, wenn Seite 11 dies immer so bleiben sollte! Laßt uns daher vielmehr auf die Schönheit in der Mannigfaltigkeit und auf die Schönheit der Harmonie blicken und so eine Lehre aus der Pflanzenwelt ziehen. Wenn ihr einen Garten sehen würdet, in welchem alle Pflanzen in Bezug auf Form, Farbe und Duft gleich wären, so würdet ihr ihn nicht schön, sondern eher eintönig und langweilig finden. In einem Garten, welcher unsern Augen wohlgefallen und unser Herz erfreuen soll, müssen nebeneinander Blumen von verschiedener Farbe, verschiedenen Formen und Düften wachsen; denn gerade dieser erfreuliche Gegensatz in der Farbe gibt ihm seinen Reiz und sein Schönheit. So ist es auch mit den Bäumen. Ein Obstgarten mit vielen Obstbäumen ist so entzückend wie eine Anlage, welche mit vielen Arten von Sträuchern bepflanzt ist. Gerade die Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit gibt ihnen Reiz. Neben der Tatsache, daß jedes Gewächs für sich schön ist, bringt jede Blume, jeder Baum und jede Frucht durch diesen Gegensatz die Eigenschaften der andern zur Geltung und zeigen sie so in vorteilhafter Weise die besondere Lieblichkeit des einzelnen und aller. So sollte es auch bei den Menschen sein. Die Verschiedenheiten in der menschlichen Familie sollten die Ursache von Liebe und Harmonie sein, wie dies in der Musik der Fall ist, wo viele verschiedene Noten, in der richtigen Weise miteinander verbunden, einen vollen Akkord geben. Wenn ihr mit einem Menschen zusammenkommt, der einer andern Rasse angehört und eine andere Farbe hat, so mißtraut ihm deshalb nicht, und ziehet euch nicht hinter den Panzer der herkömmlichen Vorurteile zurück, seid vielmehr froh, daß euch Gelegenheit geboten ist, ihm Freundlichkeit erweisen zu können. Denket über eine solche Person wie über verschiedenfarbige Seite 12 Rosen, welche in dem schönen Garten der Menschheit wachsen, und freuet euch, unter ihnen sein zu dürfen. Des weiteren: wenn ihr einem Menschen begegnet, der anderer Meinung ist als ihr, dann wendet euch nicht von ihm ab; alle suchen die Wahrheit, und es gibt viele Wege, welche zu ihr führen. Aeußerlich hat die Wahrheit verschiedenes Aussehen, aber sie ist und bleibt immer nur EINE. Sorget dafür, daß euch nicht verschiedene Meinungen oder abweichende Gedanken von euren Nebenmenschen trennen, oder in den Herzen eurer Feinde zur Ursache des Streites, des Hasses und des Krieges werden. Suchet vielmehr fleißig nach der Wahrheit und machet alle Menschen zu euren Freunden. Jedes Gebäude ist aus vielen verschiedenen Steinen erbaut. Jeder Stein ist von den andern derart abhängig, daß das ganze Gebäude darunter leiden würde, wenn ein Stein am falschen Ort wäre; wenn ein Stein fehlerhaft eingefügt ist, ist der ganze Bau unvollkommen. Bahá'u'lláh hat den Zirkel der Einigkeit gezogen, er hat einen Plan gemacht für die Vereinigung aller Völker, um sie alle unter dem schützenden Zelt der universalen Einigkeit zu sammeln. Dies ist das Werk der göttlichen Freigebigkeit, und wir müssen alle mit Herz und Seele streben, die Einigkeit in unserer Mitte zu verwirklichen; so wie wir arbeiten, werden wir auch entsprechend Kraft empfangen. Unterlasset alle selbstsüchtigen Gedanken und strebet nur darnach, dem Willen Gottes gehorsam zu sein. Nur auf diese Weise können wir Bürger des Königreiches Gottes werden und ewiges Leben erlangen. 11) f)Der Wanderer, der das Tal des Wissens durchmessen hat, das das letzte begrenzte Seite 13 Land ist, gelangt zur ersten Stufe des Tales der Einheit. Er wird aus dem Kelch der Vergeistigung trinken und die Offenbarung der Einheit sehen. Auf dieser Stufe zerreißt er die Schleier der Mehrfältigkeit und fliegt er aus der Welt der Leidenschaften empor zum Himmel der Einheit. Er wird durch Gott[es] Ohr hören und mit Augen gleich Gottes Augen die Geheimnisse der Schöpfung des Ewigen schauen. Er tritt in die Zuflucht des Freundes und wird zum Begünstigten im Zelt des Geliebten. Er zieht die Hand Gottes aus der Falte des Unumschränkten und zeigt das Geheimnis der Macht auf, doch rechnet er es sich nicht als Verdienst zu, denn er erkennt, daß seine Tugend in Gott ist und der Name des Wahrhaftigen in seinem eigenen Namen. In allen Stimmen hört er die Stimme des Herren und in allen Gesängen Gottes Gesänge. Er sitzt auf dem Sitze des „spricht: es kommt alles von Gott“ und ruht auf dem Teppich „es gibt kein Können und keine Macht als durch Gott“. Alles erblickt er mit dem Auge der Einheit, und er erkennt, daß die Strahlen der göttlichen Sonnen alles, was ist, vom geheimen Aufgangsort her gleicherweise bescheinen und daß das Licht der Einheit alle Geschöpfe erleuchtet. Du weißt, daß alle Unterscheidung, die der Wanderer auf seiner Fahrt in der Erscheinungswelt sieht, allein in ihm selbst liegt. Zum klaren Verständnis nennen wir dir folgendes Beispiel: schau, wie die Sonne über alles, was ist und vergeht, durch den Willen des Königs der Offenbarung mit dem nämlichen Licht scheint, aber an jedem Ort erscheint sie verschieden und gibt sie ihr Licht so, wie es durch die Eigenart des empfangenden Platzes bedingt ist. So erscheint sie im Spiegel dank seiner Reinheit als Scheibe, im Kristall zeugt sie Feuer, während aus andern Dingen Seit 14 nur ihre Wirkung und nicht ihre Scheibe zurückstrahlt. Und durch diese Wirkung entwickelt sich auf Befehl dessen, der jede Wirkung verursacht, alles gemäß der besonderen Bedingung. So wird auch die Farbe des Lichtes verändert, je nachdem, wo es hinfällt: es wird gelb, weiß oder rot, je nach der Farbe des durchscheinenden Glases. Darum liegt der Unterschied nicht im Licht selbst, sondern im Ort, wo es hinfällt, und wenn der Ort ihm verwehrt ist durch irgend ein Hemmnis, eine Mauer oder ein Hausdach, so bleibt er des Glanzes benommen, und die Sonne vermag dorthin nicht zu scheinen. So erklärt sich, daß auch mancher Schwache der Sonne der geistigen Bedeutung und der Wunder des ewigen Geliebten beraubt ist, da er den Boden des Wissens mit der Mauer des Ichs und Begehrs und durch die Schleier der Achtlosigkeit und Blindheit umgrenzt hat, und so wird er ferngehalten von den Schätzen der Weisheit und der offenbaren Verkündung des Herrn der Propheten und vom Eingang zum Hause der erhabenen Schönheit und des Heiligtums des Ruhmes. Die ist der Zustand der heutigen Menschen … So kannst du den unterscheidenden Einfluß des Ortes verstehen. Wenn sich der Wanderer in engen Grenzen befindet, wenn er gleichsam durch farbiges Glas blickt, sieht er gelb, weiß oder rot. Durch eine solche Art der Betrachtung ist die Menschheit ins Streiten geraten, und die Welt ward von undurchdringlichem Staub, den menschliche Engheit emporgeweht hat, umzogen. Andere sehen die Strahlen des Lichtes, während die dritten vom Weine der Einheit getrunken und darum die Sonne selbst nur erschauen. Weil nun die Wanderer in diesen drei verschiedenen Höhen dahinziehen, so ist ihr Erkennen und ihre Erklärung der Dinge verschieden, und so kommt die Verschiedenheit in die Welt: einer weilt auf der Seite 15 Höhe der Einheit und als Einheit spricht er die Welt an, der andere steht zwischen Grenzen, ein dritter hält sich im Lande des Ichs auf und wieder andere endlich sind völlig von Schleiern umgeben. 12) Die Einheit des Menschengeschlechtes g)Der eine, alliebende Gott verleiht sein göttliche Gnade und Gunst dem ganzen Menschengeschlecht. Sowohl einer als alle sind Diener des Allerhöchsten, und Seine Güte, Seine Barmherzigkeit und Wohlwollen sind über alle Seine Geschöpfe ausgegossen. Die Herrlichkeit der Menschheit ist das Erbteil eines jeden einzelnen. Alle Menschen sind Blätter und Früchte von ein und demselben Baum, sie sind alle Zweige vom Baume Adams, sie haben alle die gleiche Herkunft. Der gleiche Regen ist auf sie herniedergegangen, die gleiche Sonnenwärme verursacht ihr Wachstum, sie werden alle erfrischt durch die gleichen Lüfte. Die einzigen Unterschiede, welche vorhanden sind und sie getrennt halten, bestehen darin, daß es Kinder gibt, die Führung brauchen, daß es Unwissende gibt, die belehrt, daß es Kranke gibt, die gepflegt und geheilt werden müssen. Die ganze Menschheit ist von der Gnade und Barmherzigkeit Gottes umgeben. Die heiligen Schriften sagen uns, daß vor Gott alle Menschen gleich sind. Vor Ihm gibt es kein Ansehen der Person. 13) Erzeiget einander Langmut und Wohlwollen und Liebe. Sollte einer unter euch unfähig sein, eine gewisse Wahrheit zu erfassen, oder sich um ihr Verstehen noch bemühen, so weist im Verkehr mit ihm den Geist äußerster Güte und Wohlgesinnung auf. Helft ihm, die Wahr- Seite 16 heit zu sehen und zu erkennen, ohne euch ihm gegenüber im mindesten überlegen oder im Besitze größerer Gaben zu halten. Die ganze Pflicht des Menschen an diesem Tage ist, jenen Anteil der Gnadenflut zu erlangen, den Gott für ihn ausströmen läßt. Laßt darum niemanden auf die Größe oder Kleinheit des Behälters schauen. Der Anteil mancher mag in eines Menschen hohler Hand liegen, der Anteil anderer mag einen Becher füllen und der anderer sogar einen Eimer. 14) Die ganze Welt muß betrachtet werden wie EIN Land, alle Nationen wie EINE Nation, alle Menschen müssen angesehen werden, als ob sie EINER Rasse angehörten. Die Religionen, Rassen und Nationen sind Unterschiede, die die Menschen machen, sie existieren nur in den Gedanken der Menschen, denn vor Gott gib es weder Perser und Araber, noch Franzosen, Deutsche oder Engländer. Gott ist der Gott für alle, und bei Ihm ist die ganze Schöpfung nur EINE. Wir müssen Gott gehorchen und darnach streben, daß wir alle unsere Vorurteile aufgeben, um den Frieden auf Erden zustand zu bringe. 15) Einheit im Glauben h)Der Mensch muß alle Vorurteile ablegen und sich von den Folgen seiner Einbildungen befreien, damit er ungehindert nach der Wahrheit suchen kann. Die Wahrheit ist ein und dieselbe in allen Religionen, und nur durch sie kann die Einigkeit in der Welt verwirklicht werden. Alle Völker haben ein gemeinsames Glaubensfundament. In diesem sind sie eins. Die Wahrheit kann nicht geteilt werden, und die Verschiedenheiten, welche scheinbar unter den Nationen vorhanden sind, rühren nur von ihren Vorur- Seite 17 teilen her. Wenn die Menschen bestrebt wären, die Wahrheit zu suchen, dann würden sie bald finden, daß sie eins sind. 16) Die Wahrheit kann mit der Sonne verglichen werden. Die Sonne ist der leuchtende Himmelskörper, der alle Schatten vertreibt, in gleicher Weise zerteilt die Wahrheit die Schatten unserer Einbildungen. Wie die Sonne dem Körper des Menschen Leben gibt, so gibt die Wahrheit seiner Seele leben. Die Wahrheit ist eine Sonne, die an verschiedenen Punkten des Horizontes aufgeht. Die Sonne geht zuweilen inmitten des Horizontes auf, dann, im Sommer, weiter nach Norden, im Winter gegen Süden. Aber immer ist es die gleiche Sonne, wie verschieden auch ihr Aufgangspunkt sein mag. In gleicher Weise ist die Wahrheit nur eine, obgleich ihre Manifestationen verschieden sein mögen. Manche Menschen haben Augen und sehen, sie verehren die Sonne, gleichviel, an welchem Punkt des Horizonts sie aufgeht, und wenn die Sonne den Winterhimmel verlassen hat, um an dem des Sommers zu erscheinen, so wissen sie dennoch, sie wieder zu finden. Andere verehren nur den Ort, wo die Sonne aufging, und wenn sie in ihrem Glanz an einem andern Ort aufsteigt, verharren sie in Betrachtung vor der Stelle ihres früheren Aufstiegs. Ach, diese Menschen bleiben des Segens der Sonne benommen! Die, die die Sonne selber in Wahrheit verehren, werden sie erkennen, an welchem Ort sie auch aufgeht, und sie werden ihr Angesicht unmittelbar ihrem Glanze entgegenwenden. Wir müssen die Sonne selbst und nicht nur den Ort ihres Aufgangs verehren. Ebenso werden erleuchtete Herzen die Wahrheit verehren, an welchem Horizont sie auch immer erscheine. Sie sind nicht durch Personen gebunden, sondern Seite 18 folgen der Wahrheit und vermögen sie zu erkennen, gleichviel woher sie auch komme. Es ist die nämliche Wahrheit, die der Menschheit zum Fortschritt hilft und allen erschaffenen Wesen Leben spendet, denn sie ist der Baum des Lebens! 17) Daher hat Muhammed, der Punkt des Quran, geoffenbart: „Ich bin alle Propheten“. Desgleichen sagt er: „Ich bin der erste Adam, Noah, Moses und Jesus“ … diese Antlitze sind die Empfänger des göttlichen Befehls und die Tagesanbrüche Seiner Offenbarung. Diese Offenbarung ist erhaben über die Schleier der Vielheit und die Erfordernisse der Zahl. Daher sagt er: „Unsere Sache ist nur eine“. Da die Sache eine und die gleiche ist, müssen deren Vertreter notwendigerweise auch einer und der gleiche sein … Es ist dir klar und offenbar, daß alle Propheten die Tempel der Sache Gottes sind, die in verschiedenes Kleid gekleidet erscheinen. Wenn du mit unterscheidenden Augen beobachten wirst, so wirst du schauen, wie sie alle in demselben Heiligtum weilen, in demselben Himmel schweben, auf demselben Thron sitzen, dieselbe Rede führen und denselben Glauben verkünden. Solches ist die Einheit jener Wesen des Seins, jener Leuchten unendlicher und unermesslicher Herrlichkeit! Sollte daher eine dieser Manifestationen der Heiligkeit verkünden und sagen: „Ich bin die Wiederkehr aller Propheten“, so spricht sie wahrlich die Wahrheit. In gleicher Weise ist in jeder nachfolgenden Offenbarung die Wiederkehr der vorangegangenen Offenbarung eine Tatsache, deren Wahrheit fest begründet ist. 18) Alle Gottgesandten versuchten, das Licht der Liebe und Einigkeit mit Herz und Seele über die ganze Welt zu verbreiten, damit die Finsternis des Materialismus verschwinden und Seite 19 und das Licht der Geistigkeit unter den Menschen leuchten möchte. Alsdann würde aller Haß, alle Verleumdung und aller Mord verschwinden, und an ihrer Stelle würde Liebe, Einigkeit und Friede regieren. 19) Alle Propheten Gottes kamen aus Liebe zu diesem einen großen Ziele in die Welt. Blicket zurück, wie sich Abraham bemühte, Glaube und Liebe unter das Volk zu bringen, wie Moses die Israeliten durch gesunde Gesetze zu einigen suchte, wie unser Herr Jesus Christus litt und starb, um das Licht der Liebe und der Wahrheit in eine verdunkelte Welt zu tragen, wie Muhammed sich anstrengte, um Einigkeit und Friede unter die unzivilisierten arabischen Stämme zu bringen, unter denen er wohnte, wie der Báb für den Frieden und die Einigkeit der Welt sein Leben ließ, wie zuletzt Bahá'u'lláh vierzig Jahre lang für dieselbe Sache im Gefängnis litt. Deshalb strebet darnach, dem Beispiel dieser göttlichen Wesen zu folgen, von ihrer Quelle zu trinken, durch ihr Licht erleuchtet zu werden und Beispiele der Barmherzigkeit und Liebe Gottes für die Menschen zu sein. Seid in der Welt wie der Regen und wie Wolken der Gnade, wie Sonnen der Wahrheit, seid eine himmlische Armee, so werdet ihr in der Tat die Herzen der Menschen besiegen. Seid Gott dankbar, daß uns Bahá'u'lláh eine feste und solide Grundlage geschaffen hat. Er ließ in den Herzen der Menschen keinen Raum mehr übrig für Traurigkeit. Die Schriften aus seiner gesegneten Feder enthalten Trost für die ganze Welt. Seine Worte sind Worte der Wahrheit, und alles, was seinen Lehren entgegen ist, ist falsch. Das Hauptziel all seiner Arbeit war, die unter den Menschen bestehenden Trennungen zu beseitigen. 20)